Table.Briefing: China

Lockdown-Protokoll aus Shanghai + Medien ignorieren Butscha

  • Erfahrungsbericht aus dem abgeriegelten Shanghai
  • Die Medien berichten kaum über Butscha
  • Lockdown treibt die Preise nach oben
  • Zwei neue mRNA-Impfstoffe gehen in Phase 1
  • Russland will chinesische Chips für Debitkarten
  • Sinolytics.Radar: Mehr Nachfrage nach Cloud-Diensten
  • Porträt: Dr. Beate Lindemann – Brückenbauerin nach China
Liebe Leserin, lieber Leser,

der Druck, die explodierenden Infektionszahlen in den Griff zu bekommen, lastet offenbar schwer auf den Verantwortlichen in Shanghai. Die Stadt hat den Lockdown vorerst verlängert. Eine Shanghaierin berichtet uns, wie es den Bürgern damit geht: Einerseits herrsche Chaos, da sich in vielen Bereichen des täglichen Lebens widersprüchliche Regeln etabliert haben, erzählt die 28-Jährige im Gespräch mit China.Table. Andererseits glauben viele, es gebe keine Alternative zur Zero-Covid-Strategie. Die Sorge gilt nun eher anderen chinesischen Städten. Wenn das wohlhabende, effiziente Shanghai es nicht schaffe, das Virus einzudämmen, seien ihm andere Städte hilflos ausgeliefert.

Die Bilder aus Butscha treiben derzeit die europäische Politik. Sie haben zur Ausweisung russischer Diplomaten geführt und Forderungen nach einem Kohle-Importstopp laut werden lassen. China sieht die Welt jedoch, wie so oft, anders. Die gelenkten chinesischen Medien ignorieren die Berichte von den Gräueltaten – oder sie folgen der russischen Version. Das spricht gegen den Anschein von Neutralität zwischen Ukraine und Russland, den China sich zuweilen gerne geben möchte, analysiert David Demes.

Ihr
Fabian Peltsch
Bild von Fabian  Peltsch

Analyse

“Wir müssen jetzt alle Opfer bringen”: Erfahrungsbericht aus Shanghai

Ich lebe im Distrikt Puxi. In meinem Gebäude gab es bereits einen positiven Fall. Ich bin jetzt fast eine Woche ununterbrochen zu Hause. Es ist langweilig, ich würde gerne wieder raus, zur Arbeit oder etwas unternehmen. Aber das sind natürlich Luxusprobleme, wenn man an all die Menschen denkt, die sich infiziert haben und jetzt in speziellen Isolationszentren sind. Shanghais Straßen sind zum ersten Mal komplett menschenleer. Die Medien zeigen Drohnenvideos von berühmten Orten wie dem Bund und der Nanjing East Road. Eine beängstigende Szenerie.

Ich war jedoch nicht überrascht, dass die Regierung einen Lockdown über Shanghai verhängt hat, denn das Coronavirus hatte sich immer weiter ausgebreitet. Dass er nun auf unbestimmte Zeit verlängert wurde, fühlt sich für mich wie ein gradueller Prozess an. Wir haben alle noch die Bilder von Wuhan im Kopf, deswegen wissen wir, welche Art von Kontrollmaßnahmen auf uns zukommen.

Eines der größten Probleme im Alltag ist, dass wir uns nun komplett auf die Nachbarschaftskommitees verlassen müssen. Diese Menschen sind meistens älter und haben noch nie so viele Aufgaben auf einmal koordinieren müssen. Sie müssen die Gebäude managen und zum Beispiel entscheiden, was mit Essenslieferungen passiert und wie man mit infizierten Personen umgeht. Jeder hat seine eigene Art, Dinge zu regeln, wodurch es immer wieder zu unerwarteten und chaotischen Situationen kommt. Sie haben keine Schulungen für Extremsituationen bekommen wie Soldaten der Volksbefreiungsarmee.

“Der Großteil der Bevölkerung steht hinter Zero-Covid”

Als ich das letzte Mal zum Testen runtergegangen bin habe ich meinen Hund mitgenommen und wurde angeblafft, dass man das nicht darf. Die Menschen vom Gesundheitsamt, die mich testeten, hatten jedoch gar nichts dagegen und behandelten uns freundlich. Daran sieht man, dass es in vielen Bereichen keine einheitlichen Regeln gibt. Es gibt auch immer wieder Fälle, in denen Menschen negativ getestet, aber dann doch als positiv registriert wurden. An wen kann man sich in einem solchen Fall wenden?

Ich habe auch gehört, dass Kinder von ihren Eltern getrennt wurden, aber ich weiß nicht, ob das Ausnahmen waren oder eine offizielle Regelung dahintersteht. Ich wurde schon dreimal getestet in den vergangenen fünf Tagen. Die Behörden wollen die Tests noch effizienter machen, so dass man nicht mehr mit anderen in der Schlange stehen muss, sondern in kleineren Gruppen von 10 bis 20 Menschen auf einmal antreten kann.

“Die Zero-Covid-Strategie ist nicht nur eine politische Frage”

Die Zero-Covid-Strategie ist nicht nur eine politische Frage, sondern auch eine medizinische. Wie kann man eine Epidemie ansonsten effizient eindämmen? Wäre es besser, Herdenimmunität anzustreben oder neue Medikamente einzusetzen? Ich habe nicht genug Wissen, um das einzuschätzen. Und ich habe auch keine Macht darüber. Natürlich hoffe ich, dass das Virus verschwunden sein wird oder neue Medikamente zur Verfügung stehen, wenn ich morgen aufwache. Aber das wird nicht geschehen. Deshalb müssen wir jetzt alle Opfer bringen, damit die Null-Covid-Strategie effizient funktioniert. Der Großteil der Bevölkerung steht hinter dieser Vorgehensweise. Einige wenige sind wütend und wollen eine andere Richtung einschlagen. Aber wenn jeder seine eigenen Ziele verfolgt, wird sich das an diesem Punkt kontraproduktiv auswirken. Ich denke, wir sind auf einem guten Weg.

Was mich und viele andere Menschen verunsichert ist, warum die Infektionszahlen in Shanghai plötzlich so explodieren konnten. Wenn Shanghai, eine Stadt, die so gut organisiert ist, die so wohlhabend ist und deren Bürger so gut kooperieren, Schwierigkeiten hat, das Virus einzudämmen, sind andere Städte dem Virus schutzlos ausgeliefert. Diese Gedanken machen mir momentan am meisten Sorgen. Aufgezeichnet von Fabian Peltsch

  • Coronavirus
  • Gesundheit

Chinas Medien schweigen zu Butscha

Während die schrecklichen Bilder aus dem ukrainischen Butscha die Titelseiten internationaler Zeitungen füllen, findet eine Berichterstattung über diese Geschehnisse in Chinas staatlichen Medien praktisch nicht statt. Weder in der Parteizeitung People’s Daily (人民日报) noch im staatlichen Fernsehen wird über das Ausmaß der mutmaßlichen russischen Kriegsverbrechen offen berichtet.

Eine Suche nach den beiden chinesischen Schreibweisen für den Ort Butscha (布查 und 布恰) in den jüngsten Printausgaben der People’s Daily bleibt ohne Ergebnis. Auf der Internetseite der Zeitung findet sich ein einziger Artikel der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua, der die Toten von Butscha nur im Zusammenhang mit dem russischen Dementi erwähnt. Ausgiebig zitiert werden dagegen der Pressesprecher des russischen Präsidenten Dmitri Peskow und Außenminister Sergej Lawrow. Allgemein hält sich die Volkszeitung mit aktueller Berichterstattung zur Invasion in der Ukraine eher zurück. Wenn der Krieg erwähnt wird, dann vor allem in den Kommentarspalten, die regelmäßig den USA und der Nato die Schuld an der Eskalation geben.

In den Nachrichten des chinesischen Staatsfernsehens wird täglich über die “Lage in der Ukraine” (乌克兰局势) und den dortigen “Konflikt” (冲突 chongtu) berichtet. Bis heute weigert man sich, offen von einem Krieg (战争 zhanzheng) zu sprechen und verwendet auch weiterhin den russischen Euphemismus einer “militärischen Spezialoperation” (特别军事行动). Der Inhalt der Nachrichten unterscheidet sich derweil dramatisch von den Meldungen, die wir in Europa zur Lage in der Ukraine bekommen. So auch über die Toten von Butscha.

Chinas Medien berichten über Angriffe auf russische Ziele

Im Laufe der vergangenen drei Tage erwähnte der Staatssender CCTV in der wichtigsten Nachrichtensendung des Landes, Xinwen Lianbo (新闻联播), Butscha ein einziges Mal: Am Sonntag (03.04.) berichtete Nachrichtensprecher Pan Tao in der Sendung um 19 Uhr, dass ukrainische Streitkräfte die gesamte Oblast Kiew wieder unter ihre Kontrolle gebracht haben, nachdem sich russische Truppen aus dem Gebiet zurückgezogen hatten. Seitdem kein Wort über den Kreis Butscha oder die zivilen Opfer.

Mit 35 Prozent hat Xinwen Lianbo den größten Marktanteil in China und wird außer auf dem Hauptsender CCTV-1 auch gleichzeitig auf dem Militär- und Verteidigungssender CCTV-7 und dem 24-Stunden-Nachrichtensender CCTV-13 übertragen. In ihrer Bedeutung ist die Sendung etwa mit der deutschen Tagesschau vergleichbar. Anstatt über die Toten in Butscha berichtete der Nachrichtensender CCTV-13 am Montag ausgiebig über den ukrainischen Angriff auf ein Tanklager im russischen Belgorod. In aus dem russischen Fernsehen übernommenen Interviews mit Anwohnern von Belgorod hörten chinesische Zuschauer, dass die Ukrainer “alles im Umkreis [der Tanklager] zerbombt” hätten.

Im Gegensatz zu den für ein chinesisches Publikum gedachten Hauptnachrichten berichtet der chinesischsprachige Auslandssender CCTV-4 (中文国际) ausgiebig über die Lage in der Ukraine und die Ereignisse in Butscha. Obwohl die Zuschauerzahlen des Senders seit Kriegsbeginn stark zugenommen haben, kommt die Sendung Asia Today (今日亚洲), die etwa zur gleichen Zeit mit Xinwen Lianbo ausgestrahlt wird, aber nicht einmal auf ein Fünftel der Zuschauerzahl. Der Sender ist unter anderem auf YouTube einsehbar und richtet sich vor allem an Auslandschinesen und das chinesischsprachige Publikum in Hongkong, Macau und Taiwan.

CCTV-4 berichtet zwar – aber aus russischer Perspektive

Eine genauere Betrachtung der Berichterstattung der letzten Tage zeigt jedoch auch, dass die CCTV-4-Redaktion ihre Meldungen zu großen Teilen aus russischen Quellen bezieht. Das tägliche Ukraine-Segment wird meist mit einem Update aus dem russischen Verteidigungsministerium eingeleitet. Die Berichte beinhalten außerdem lange Ausschnitte von russischen TV-Journalisten, die in Russlands Truppenverbänden “embedded” sind.

Ein Bericht aus der Sendung China News (中国新闻) vom Montagabend begann derweil mit der “Anschuldigung ukrainischer Medien”, dass russische Truppen in Butscha mehrere hundert Zivilisten getötet hätten. “Die ukrainische Regierung beschuldigt Russland, Kriegsverbrechen begangen zu haben,” so die Moderatorin. Der Rest des Beitrags beschäftigte sich dann mit Moskaus Dementi: Alle sogenannten Beweisvideos und -fotos seien inszeniert. Es handele sich um eine Inszenierung der Ukrainer für die westlichen Medien und eine erneute Provokation gegenüber Russland. “Das russische Außenministerium betonte: In dem Zeitraum, in dem Butscha unter russischer Kontrolle war, ist keinem einzigen Zivilisten Gewalt widerfahren. Die Anwohner konnten sich frei bewegen und Mobilfunk frei nutzen. Auch die Evakuierungskorridore aus Butscha wurden nicht blockiert.”

Der Bericht von China News ging noch weiter: Russische Truppen hätten unter den Anwohnern des Oblasts Kiew 452 Tonnen humanitäre Hilfsgüter verteilt. Die Inszenierung der Ukraine ziele darauf ab, die laufenden Friedensverhandlungen zu torpedieren, wird die Sprecherin des russischen Außenministeriums zitiert. “Hinter dieser erneuten Provokation stecken die USA und Nato.”

Das russische Narrativ, die Ukraine sei ein Spielball der USA und handle nicht selbstbestimmt, findet sich in den chinesischen Staatsmedien immer wieder. Erst am Dienstagabend zitierte Xinwen Lianbo Außenminister Lawrow mit den Worten, er hoffe, die Ukraine könne im Rahmen der Friedensverhandlungen “selbstständig die richtige Entscheidung treffen”. Auch in diesem Bericht wird zwar erwähnt, dass der Westen neue Sanktionen gegen Russland plant und dass Deutschland und Frankreich russische Diplomaten ausgewiesen haben. Verheimlicht wird den Zuschauern aber, warum: Zu den Opfern von Butscha wurde auch hier geschwiegen.

China News zitiert windigen Experten

Der Bericht endet mit dem Hinweis, die Waffenlieferungen der USA seien Öl im Feuer des Konflikts. Als Kronzeuge wird ausgerechnet ein angebliches Mitglied eines amerikanischen Thinktanks vorgeführt: Seit 2014 werde die Ukraine aus Washington regiert und die USA hätten gegenüber Russlands Sicherheitsforderungen ein arrogantes Verhalten an den Tag gelegt. “Die Krise die daraus folgte wurde von den USA und der Nato herbeigeführt,” so George Szamuely im Interview. Das ihm zugeschriebene Global Policy Institute liegt allerdings nicht in den USA, sondern in London. Und Szamuely ist dort, anders als in seinem englischsprachigen Wikipedia-Eintrag angegeben, schon lange nicht mehr als Fellow geführt.

In den sozialen Medien diskutieren chinesische Internetnutzer derweil kontrovers über die Ereignisse in Butscha. Einige einflussreiche Blogger ziehen Belege für Kriegsverbrechen in Zweifel und bezichtigen die Ukraine der Fälschung. Andere, wie der bekannte Fudan-Professor und Kommentator Shen Yi (沈逸), argumentieren, dass die Strategie der ukrainischen Regierung und der USA, Zivilisten zu bewaffnen, diese zu legitimen Zielen gemacht habe.

Russland-kritische Beiträge in Sozialmedien, die zu viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen, fallen dagegen immer wieder der Zensur zum Opfer. Im Gegensatz dazu müssen Internetnutzer, die Ukrainer verunglimpfen und als Nazis bezeichnen, die es nicht anders verdient hätten, kaum mit Konsequenzen rechnen.

Vor diesem Hintergrund wird Chinas Versuch, sich im aktuellen Konflikt nach außen als neutraler Akteur zu präsentieren, der sowohl gute Beziehungen zu Russland als auch zur Ukraine pflegt, ad absurdum geführt. Allein die Tatsache, dass die wichtigste Nachrichtensendung des Landes die Toten von Butscha noch immer mit keinem Wort erwähnt hat, spricht Bände. David Demes

  • Geopolitik
  • Russland
  • Ukraine

News

In Shanghai liegen die Nerven blank

Die Stadt Shanghai hat ihren Lockdown auf unbestimmte Zeit verlängert und die Massentests ausgeweitet. In der 26-Millionen-Metropole steigt nun mit der Dauer der Einschränkungen die Gereiztheit aufseiten der Behörden wie der Bürger. Eine typische Szene auf Sozialmedien zeigt einen Mann im Bezirk Songjiang, der die Dienstnummer eines Polizisten erfragen will, der ihn auf der Straße angehalten hat. Er wird nach einem Wortgefecht festgenommen und abgeführt. Ein anderes Video zeigt eine Bürgerin, die kein Coronavirus-Testergebnis vorweisen kann und daher im Schlafanzug aus ihrer Wohnung gezerrt und (möglicherweise zur Probenentnahme) abtransportiert wird. Das sind allerdings Extremfälle. Eine Mehrheit der Bürger harrt den Berichten zufolge einfach in ihren Wohnungen aus.

Der Lockdown in Shanghai zieht sich und die Nerven der Bürger:innen liegen blank. Die Eindämmung soll vor allem durch engmaschige Tests geschehen.
Mobile Abstrichstation in Shanghai
Der Lockdown in Shanghai zieht sich und die Nerven der Bürger:innen liegen blank. Die Eindämmung soll vor allem durch engmaschige Tests geschehen.
Anstehen zum Test in Pudong
Der Lockdown in Shanghai zieht sich und die Nerven der Bürger:innen liegen blank. Die Eindämmung soll vor allem durch engmaschige Tests geschehen.
Ehemals Blumenmesse, seit Montag Quarantäne-Zentrum für positiv Getestete

Die Behörden lassen also bei ihren Anstrengungen nicht nach, den beginnenden Omikron-Ausbruch im Keim zu ersticken. Denn trotz einer Woche Lockdown stieg die Zahl der positiven Tests auf 13.354. Von diesen zeigten allerdings nur 268 Symptome. Die Lage sei “düster”, sagte Gu Honghui, stellvertretender Generalsekretär der KP in Shanghai und Mitglied der Arbeitsgruppe Seuchenbekämpfung, am Dienstag gegenüber Staatsmedien. Seit März summieren sich die Fälle auf 73.000.

Ein Grund für die steigende Zahl aufgefundener Infektionen dürfte jedoch eher in den lückenlosen Massentests von 25 Millionen Menschen liegen als an einem aktiven Infektionsgeschehen. Die hohe Zahl an Tests war möglich, weil die Regierung 38.000 Hilfskräfte aus anderen Regionen Chinas in Shanghai zusammengezogen hat. So konnten allein am Montag Tag vier Millionen Proben geprüft werden. Bisher wurden infolge des aktuellen Ausbruchs keine Sterbefälle vermeldet.

Lockdown treibt die Preise zusätzlich hoch

Diese Art der Pandemiebekämpfung bringt in China und international steigende Preise. In zahlreichen Regionen Chinas steigen bereits die Kosten für Lkw-Transporte, berichtet die South China Morning Post. Eine weitere Auswirkung der Pandemiebekämpfung betrifft die Getreideversorgung. In der Provinz Jilin, die ebenfalls von Corona erfasst wurde, durften Bauern ihre Häuser nicht verlassen und verpassen die Aussaat. Jilin hat fruchtbare Böden, die vor allem für den Maisanbau genutzt werden. Ernteausfälle dort könnten die Lebensmittelpreise in China und weltweit beeinflussen. Jilin meldete 2.472 Neuinfektionen.

Die Folgen der Lockdowns werden dem Einzelhandelsverband zufolge auch die deutschen Verbraucher zu spüren bekommen. “Es wird dann schlicht weniger Auswahl innerhalb einiger Warengruppen geben”, sagte der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE), Stefan Genth, am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. Ähnliche Entwicklungen hätten bereits in den vergangenen beiden Jahren zu Störungen der Lieferketten und Lieferschwierigkeiten insbesondere bei Unterhaltungselektronik und Spielwaren geführt. “Darunter könnte in der Folge wie bereits in der Vergangenheit die Produktvielfalt leiden”, sagte Genth.

Generelle Knappheiten über ganze Sortimente hinweg seien aber nicht zu erwarten, so der Handelsverband. “Insgesamt werden die Auswirkungen in Deutschland erst mit erheblicher Verzögerung sichtbar werden”, sagte Genth. “Es geht meist um Waren, die mit Containerschiffen transportiert werden. Diese sind über Wochen unterwegs.” fin/rtr

  • Coronavirus
  • Gesundheit
  • Handel
  • Lieferketten

Drei neue Impfstoffe gehen in die Testphase

In China sind drei weitere einheimische Impfstoffe reif für erste Tests am Menschen, darunter zwei mRNA-Vakzine. In Phase 1 wird geprüft, ob die Substanzen keine Schäden anrichten und eine messbare Wirkung zeigen. Ein chinesischer Impfstoff, der gegen Omikron und andere neue Varianten gut wirkt, wäre der Ausweg aus einer drohenden Reihe von Lockdown-Maßnahmen. China lässt daher mit Hochdruck an Alternativen zu seinen nur schwach wirksamen Totimpfstoffen forschen. Wirkstoffkandidaten folgender Anbieter gehen nun in die Testphase:

  • Cansino Biologics aus Tianjin (mRNA)
  • CSPC Pharmaceutical aus Shijiazhuang (mRNA)
  • Sinopharm aus Peking (rekombinante Proteine)

Der unter Beteiligung des Militärs entwickelte mRNA-Wirkstoff “Arcov” hat bereits eine kleine Phase-1-Studie hinter sich (China.Table berichtete). fin

  • Corona-Impfstoffe
  • Coronavirus
  • Gesundheit

Russland kauft Chips für Geldkarten von China

Der staatliche Betreiber des russischen Zahlungssystems “Mir” wendet sich für die Beschaffung von Geldkarten-Chips an chinesische Anbieter. “Wir suchen nach neuen Zulieferern für Mikrochips und haben eine Reihe von Anbietern in China gefunden“, sagte Oleg Tishakow, Vorstandsmitglied von National Card Payment System (NSPK) der Nachrichtenagentur Reuters. Wegen der Sanktionen infolge des Ukraine-Kriegs haben russische Firmen keinen Zugang mehr zu Technikprodukten aus westlicher Herstellung. NSPK gibt seit 2014 die inzwischen weit verbreitete Mir-Karte heraus. Es handelt sich um eine örtliche Debit-Karte, die unabhängig von den US-Zahlungsdienstleistern Visa und Mastercard funktioniert. fin

  • Chips
  • Finanzen
  • Russland
  • Technologie
  • Ukraine

Sinolytics.Radar

Alibaba verteidigt Cloud-Führung

Dieser Inhalt ist Lizenznehmern unserer Vollversion vorbehalten.
  • Der öffentliche Cloud-Markt in China war im Jahr 2015 noch recht fragmentiert. Da es sich bei Cloud-Diensten jedoch um einen “Winner-takes-all” Markt handelt, da die Grenzkosten mit dem Ausbau der Infrastruktur sinken, kam es zu einer Marktkonsolidierung: Ab dem Jahr 2021 waren kleinere Cloud-Unternehmen nicht mehr in der Lage, ihre Nische zu verteidigen. Auch China Telecom musste sich gegen andere Tech-Giganten geschlagen geben.
  • Alibaba, Tencent und Huawei sind derzeit Marktführer. Ausländische Anbieter haben sich mit lokalen Unternehmen zusammengeschlossen, um ihre Dienste anzubieten: Microsoft betreibt zusammen mit 21Vianet Rechenzentren und AWS hat sich mit Beijing Sinnet Technology zusammengeschlossen, um seine Dienste als Franchise anzubieten.
  • Das Investitionsabkommens CAI hatte zuvor die Öffnung des chinesischen Cloud-Marktes für europäische Unternehmen in Aussicht gestellt. Das Abkommen wurde jedoch auf unbestimmte Zeit auf Eis gelegt.
  • Im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung von Herstellern und des Mittelstands, die durch den 14. Fünfjahresplan zur Digitalisierung vorangetrieben wird, ist ein starkes Wachstum bei der Nutzung öffentlicher Cloud-Systeme zu erwarten. Einige Prognosen gehen von einer Marktgröße von 56,3 Milliarden USD bis 2023 aus.
  • Allerdings befindet sich der chinesische Cloud-Markt noch in einem frühen Stadium der Nutzung. Kleine und mittelständische Unternehmen in China müssen ihre Geschäftsprozesse weiter digitalisieren, damit sich die Cloud-Nutzung durchsetzen kann.
  • Zu den Herausforderungen zählen Sicherheitsbedenken und Chinas Regelwerk für Cybersicherheit, welches erfordert, dass staatliche Unternehmen Anbieter für kritische Netzwerke sorgfältig auswählen.
  • Dies hat dazu geführt, dass private Clouds bevorzugt werden, also eine Cloud, die ausschließlich für eine einzelne Organisation bestimmt ist. Vor allem Netzwerkbetreiber kritischer Informationsinfrastrukturen (CIIOs) wie die China National Petroleum Corporation favorisieren diese Möglichkeit.
  • Auch Unternehmen in China bevorzugen zunehmend lokale Cloud-Anbieter, da geopolitische Bedenken und Unsicherheiten dazu führen, dass sich Kunden von ausländischen Anbietern abwenden.

Sinolytics ist ein europäisches Beratungs- und Analyseunternehmen, das sich auf China spezialisiert hat. Es berät europäische Unternehmen bei der strategischen Ausrichtung und den konkreten Geschäftsaktivitäten in der Volksrepublik.

  • Technologie

Presseschau

On hypersonic weapons deal, China warns against fueling a crisis REUTERS
U.S. Isn’t Seeking a ‘Divorce’ From China, Trade Chief Says BLOOMBERG
“China-Gesetz” soll USA Technologie-Führerschaft sichern srf.ch
Russia turns to China for microchips for in-demand domestic bank cards REUTERS
Xinjiang: Keine “innere Angelegenheit” FAZ
China’s Xinjiang forces put military engineering advances to simulated modern battlefield test SCMP
Shanghai verlängert Corona-Lockdown auf unbestimmte Zeit TAGESSPIEGEL
Babys und Kinder in Shanghai müssen allein in Covid-19-Quarantäne EURONEWS
China’s lockdowns drive up freight costs as zero-Covid rules bite trucking operations SCMP
Absatzplus von 167 Prozent – Chinas Autohersteller starten in Europa durch HANDELSBLATT
Warum die Abschottungspolitik des Westens China nur stärkt SPIEGEL
Huawei erobert Platz eins in europäischer Patentstatistik zurück HANDELSBLATT
What’s next for Hong Kong after Carrie Lam announces exit? DW
Indonesians are growing wary of China and want to contain its rise, survey finds SCMP

Portrait

Beate Lindemann – Brückenbauerin nach China

Dr. Beate Lindemann baut mit ihrem Verein Global Bridges die internationalen Beziehungen nach China aus.
Beate Lindemann fördert mit Global Bridges internationale Beziehungen

Beate Lindemann gehört zu den wenigen Menschen, denen sogar zur Corona-Pandemie noch etwas Positives einfällt: “Ich bin jeden Tag weiter ins Büro gefahren. Da saß ich dann alleine, manchmal mit einem Assistenten. Sie glauben gar nicht, wie viel man da schafft!”

Lindemann sieht sich selbst als “Mädchen für alles” bei Global Bridges, einem gemeinnützigen Verein mit Sitz in Berlin. Das beschreibt vielleicht ihr Arbeitspensum, aber ihrer Rolle wird es kaum gerecht. Im Jahr 2011 war sie Co-Gründerin des Vereins. Heute leitet sie die Geschäfte. Jedes Jahr bringen Lindemann und ihr Team dabei junge und vor allem abenteuerlustige Menschen aus vielen Branchen zusammen, die Interesse an globalen Beziehungen haben. Global Bridges will im wahrsten Sinne des Wortes Brücken bauen – ein Schwerpunkt dabei ist China.

Beharrlichkeit zahlt sich aus

Seit den frühen 80er-Jahren bereist Lindemann das Land fast jährlich. Sie organisiert und begleitet jeden der sogenannten “Study Trips to China” von Global Bridges, dazu kommen Study Trips in andere Länder. “In den Anfangsjahren war China natürlich noch total zu”, erzählt sie. “Wir wurden von unserer Partnerorganisation ständig begleitet und konnten keinen Schritt alleine tun.” Aber Lindemann war hartnäckig im Halten der Kontakte und im Öffnen von Türen – eine Hartnäckigkeit, die sie früh gelernt hat. “Ich hatte zwei ältere Brüder und einen sehr mächtigen Vater, ich musste mich immer durchsetzen.”

Lindemann wusste früh, was sie studieren wollte. Während ihre Geschwister allesamt in das Familienunternehmen in der Porzellanbranche einstiegen, studierte Lindemann in Berlin Politik, forschte in Schottland zur UN und schrieb schließlich ihre Doktorarbeit an der Princeton University in den USA. “Ich war immer schon an globalen Beziehungen und ihren Facetten interessiert”, sagt Lindemann. Aus den USA wurde sie abgeworben, forschte erst bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik und nahm schließlich ein Angebot der Atlantik-Brücke an. Damals fokussierte man sich noch auf die Beziehungen zwischen den USA und Deutschland, aber immer neugieriger wurde der Blick auf China.

Ein eigenes Bild machen

Lindemanns Verbundenheit zu dem Land spürt man im Gespräch deutlich, auch den Stolz über ihre Arbeit. “Wir haben enge Kontakte aufgebaut, dürfen frei im Land reisen – trotz der extremen Überwachung und den politischen Rückschritten.” Sie möchte, dass ihre Mitglieder sich ein eigenes Bild machen – unabhängig von der oft kritischen Berichterstattung. “Wenn mir jemand sagt, er kenne China gut, er reise regelmäßig nach Peking oder Shanghai, weiß ich, dass er China überhaupt nicht kennt.” Sie hat die meisten chinesischen Provinzen und Städte bereist und kann viele Geschichten darüber erzählen, wie sich die Menschen Reisenden gegenüber öffnen, vor allem auch in den ländlichen Gebieten. Dort wird sie manchmal immer noch irritiert angesehen – als blonde Ausländerin mit blauen Augen. Aber Lindemann stört sich nicht an der Sonderrolle. Sie schätzt jede Gelegenheit, selbst Brücken zwischen den Kulturen zu bauen. Svenja Napp

  • Bildung
  • Gesellschaft
  • USA

Personalie

Betsy Nagel verlässt ihre Stelle als Anlaufmanagerin bei Audi China und wechselt zurück nach Ingolstadt, wo sie Leiterin des Erprobungsteilemanagements für Fahrwerke, Antriebe und COP wird. Nagel war seit April 2019 für Audi China in Changchun in der Provinz Jilin tätig.

Dessert

Am Tag des Qingming-Festes reichen die Blüten alleine nicht für die nötige Farbenfreude. In diesem Park in Chongqing spielen Kinder zwischen Papierrädern. Auch beim traditionellen Besuch am Grab der Vorfahren spielen bunte Bänder eine Rolle. Sie sollen die negative Energie verärgerter Geister im Jenseits halten. Wegen der alljährlichen Grabpflege heißt der Feiertag auf Englisch auch “Tomb Sweeping Day”.

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

Licenses:
    • Erfahrungsbericht aus dem abgeriegelten Shanghai
    • Die Medien berichten kaum über Butscha
    • Lockdown treibt die Preise nach oben
    • Zwei neue mRNA-Impfstoffe gehen in Phase 1
    • Russland will chinesische Chips für Debitkarten
    • Sinolytics.Radar: Mehr Nachfrage nach Cloud-Diensten
    • Porträt: Dr. Beate Lindemann – Brückenbauerin nach China
    Liebe Leserin, lieber Leser,

    der Druck, die explodierenden Infektionszahlen in den Griff zu bekommen, lastet offenbar schwer auf den Verantwortlichen in Shanghai. Die Stadt hat den Lockdown vorerst verlängert. Eine Shanghaierin berichtet uns, wie es den Bürgern damit geht: Einerseits herrsche Chaos, da sich in vielen Bereichen des täglichen Lebens widersprüchliche Regeln etabliert haben, erzählt die 28-Jährige im Gespräch mit China.Table. Andererseits glauben viele, es gebe keine Alternative zur Zero-Covid-Strategie. Die Sorge gilt nun eher anderen chinesischen Städten. Wenn das wohlhabende, effiziente Shanghai es nicht schaffe, das Virus einzudämmen, seien ihm andere Städte hilflos ausgeliefert.

    Die Bilder aus Butscha treiben derzeit die europäische Politik. Sie haben zur Ausweisung russischer Diplomaten geführt und Forderungen nach einem Kohle-Importstopp laut werden lassen. China sieht die Welt jedoch, wie so oft, anders. Die gelenkten chinesischen Medien ignorieren die Berichte von den Gräueltaten – oder sie folgen der russischen Version. Das spricht gegen den Anschein von Neutralität zwischen Ukraine und Russland, den China sich zuweilen gerne geben möchte, analysiert David Demes.

    Ihr
    Fabian Peltsch
    Bild von Fabian  Peltsch

    Analyse

    “Wir müssen jetzt alle Opfer bringen”: Erfahrungsbericht aus Shanghai

    Ich lebe im Distrikt Puxi. In meinem Gebäude gab es bereits einen positiven Fall. Ich bin jetzt fast eine Woche ununterbrochen zu Hause. Es ist langweilig, ich würde gerne wieder raus, zur Arbeit oder etwas unternehmen. Aber das sind natürlich Luxusprobleme, wenn man an all die Menschen denkt, die sich infiziert haben und jetzt in speziellen Isolationszentren sind. Shanghais Straßen sind zum ersten Mal komplett menschenleer. Die Medien zeigen Drohnenvideos von berühmten Orten wie dem Bund und der Nanjing East Road. Eine beängstigende Szenerie.

    Ich war jedoch nicht überrascht, dass die Regierung einen Lockdown über Shanghai verhängt hat, denn das Coronavirus hatte sich immer weiter ausgebreitet. Dass er nun auf unbestimmte Zeit verlängert wurde, fühlt sich für mich wie ein gradueller Prozess an. Wir haben alle noch die Bilder von Wuhan im Kopf, deswegen wissen wir, welche Art von Kontrollmaßnahmen auf uns zukommen.

    Eines der größten Probleme im Alltag ist, dass wir uns nun komplett auf die Nachbarschaftskommitees verlassen müssen. Diese Menschen sind meistens älter und haben noch nie so viele Aufgaben auf einmal koordinieren müssen. Sie müssen die Gebäude managen und zum Beispiel entscheiden, was mit Essenslieferungen passiert und wie man mit infizierten Personen umgeht. Jeder hat seine eigene Art, Dinge zu regeln, wodurch es immer wieder zu unerwarteten und chaotischen Situationen kommt. Sie haben keine Schulungen für Extremsituationen bekommen wie Soldaten der Volksbefreiungsarmee.

    “Der Großteil der Bevölkerung steht hinter Zero-Covid”

    Als ich das letzte Mal zum Testen runtergegangen bin habe ich meinen Hund mitgenommen und wurde angeblafft, dass man das nicht darf. Die Menschen vom Gesundheitsamt, die mich testeten, hatten jedoch gar nichts dagegen und behandelten uns freundlich. Daran sieht man, dass es in vielen Bereichen keine einheitlichen Regeln gibt. Es gibt auch immer wieder Fälle, in denen Menschen negativ getestet, aber dann doch als positiv registriert wurden. An wen kann man sich in einem solchen Fall wenden?

    Ich habe auch gehört, dass Kinder von ihren Eltern getrennt wurden, aber ich weiß nicht, ob das Ausnahmen waren oder eine offizielle Regelung dahintersteht. Ich wurde schon dreimal getestet in den vergangenen fünf Tagen. Die Behörden wollen die Tests noch effizienter machen, so dass man nicht mehr mit anderen in der Schlange stehen muss, sondern in kleineren Gruppen von 10 bis 20 Menschen auf einmal antreten kann.

    “Die Zero-Covid-Strategie ist nicht nur eine politische Frage”

    Die Zero-Covid-Strategie ist nicht nur eine politische Frage, sondern auch eine medizinische. Wie kann man eine Epidemie ansonsten effizient eindämmen? Wäre es besser, Herdenimmunität anzustreben oder neue Medikamente einzusetzen? Ich habe nicht genug Wissen, um das einzuschätzen. Und ich habe auch keine Macht darüber. Natürlich hoffe ich, dass das Virus verschwunden sein wird oder neue Medikamente zur Verfügung stehen, wenn ich morgen aufwache. Aber das wird nicht geschehen. Deshalb müssen wir jetzt alle Opfer bringen, damit die Null-Covid-Strategie effizient funktioniert. Der Großteil der Bevölkerung steht hinter dieser Vorgehensweise. Einige wenige sind wütend und wollen eine andere Richtung einschlagen. Aber wenn jeder seine eigenen Ziele verfolgt, wird sich das an diesem Punkt kontraproduktiv auswirken. Ich denke, wir sind auf einem guten Weg.

    Was mich und viele andere Menschen verunsichert ist, warum die Infektionszahlen in Shanghai plötzlich so explodieren konnten. Wenn Shanghai, eine Stadt, die so gut organisiert ist, die so wohlhabend ist und deren Bürger so gut kooperieren, Schwierigkeiten hat, das Virus einzudämmen, sind andere Städte dem Virus schutzlos ausgeliefert. Diese Gedanken machen mir momentan am meisten Sorgen. Aufgezeichnet von Fabian Peltsch

    • Coronavirus
    • Gesundheit

    Chinas Medien schweigen zu Butscha

    Während die schrecklichen Bilder aus dem ukrainischen Butscha die Titelseiten internationaler Zeitungen füllen, findet eine Berichterstattung über diese Geschehnisse in Chinas staatlichen Medien praktisch nicht statt. Weder in der Parteizeitung People’s Daily (人民日报) noch im staatlichen Fernsehen wird über das Ausmaß der mutmaßlichen russischen Kriegsverbrechen offen berichtet.

    Eine Suche nach den beiden chinesischen Schreibweisen für den Ort Butscha (布查 und 布恰) in den jüngsten Printausgaben der People’s Daily bleibt ohne Ergebnis. Auf der Internetseite der Zeitung findet sich ein einziger Artikel der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua, der die Toten von Butscha nur im Zusammenhang mit dem russischen Dementi erwähnt. Ausgiebig zitiert werden dagegen der Pressesprecher des russischen Präsidenten Dmitri Peskow und Außenminister Sergej Lawrow. Allgemein hält sich die Volkszeitung mit aktueller Berichterstattung zur Invasion in der Ukraine eher zurück. Wenn der Krieg erwähnt wird, dann vor allem in den Kommentarspalten, die regelmäßig den USA und der Nato die Schuld an der Eskalation geben.

    In den Nachrichten des chinesischen Staatsfernsehens wird täglich über die “Lage in der Ukraine” (乌克兰局势) und den dortigen “Konflikt” (冲突 chongtu) berichtet. Bis heute weigert man sich, offen von einem Krieg (战争 zhanzheng) zu sprechen und verwendet auch weiterhin den russischen Euphemismus einer “militärischen Spezialoperation” (特别军事行动). Der Inhalt der Nachrichten unterscheidet sich derweil dramatisch von den Meldungen, die wir in Europa zur Lage in der Ukraine bekommen. So auch über die Toten von Butscha.

    Chinas Medien berichten über Angriffe auf russische Ziele

    Im Laufe der vergangenen drei Tage erwähnte der Staatssender CCTV in der wichtigsten Nachrichtensendung des Landes, Xinwen Lianbo (新闻联播), Butscha ein einziges Mal: Am Sonntag (03.04.) berichtete Nachrichtensprecher Pan Tao in der Sendung um 19 Uhr, dass ukrainische Streitkräfte die gesamte Oblast Kiew wieder unter ihre Kontrolle gebracht haben, nachdem sich russische Truppen aus dem Gebiet zurückgezogen hatten. Seitdem kein Wort über den Kreis Butscha oder die zivilen Opfer.

    Mit 35 Prozent hat Xinwen Lianbo den größten Marktanteil in China und wird außer auf dem Hauptsender CCTV-1 auch gleichzeitig auf dem Militär- und Verteidigungssender CCTV-7 und dem 24-Stunden-Nachrichtensender CCTV-13 übertragen. In ihrer Bedeutung ist die Sendung etwa mit der deutschen Tagesschau vergleichbar. Anstatt über die Toten in Butscha berichtete der Nachrichtensender CCTV-13 am Montag ausgiebig über den ukrainischen Angriff auf ein Tanklager im russischen Belgorod. In aus dem russischen Fernsehen übernommenen Interviews mit Anwohnern von Belgorod hörten chinesische Zuschauer, dass die Ukrainer “alles im Umkreis [der Tanklager] zerbombt” hätten.

    Im Gegensatz zu den für ein chinesisches Publikum gedachten Hauptnachrichten berichtet der chinesischsprachige Auslandssender CCTV-4 (中文国际) ausgiebig über die Lage in der Ukraine und die Ereignisse in Butscha. Obwohl die Zuschauerzahlen des Senders seit Kriegsbeginn stark zugenommen haben, kommt die Sendung Asia Today (今日亚洲), die etwa zur gleichen Zeit mit Xinwen Lianbo ausgestrahlt wird, aber nicht einmal auf ein Fünftel der Zuschauerzahl. Der Sender ist unter anderem auf YouTube einsehbar und richtet sich vor allem an Auslandschinesen und das chinesischsprachige Publikum in Hongkong, Macau und Taiwan.

    CCTV-4 berichtet zwar – aber aus russischer Perspektive

    Eine genauere Betrachtung der Berichterstattung der letzten Tage zeigt jedoch auch, dass die CCTV-4-Redaktion ihre Meldungen zu großen Teilen aus russischen Quellen bezieht. Das tägliche Ukraine-Segment wird meist mit einem Update aus dem russischen Verteidigungsministerium eingeleitet. Die Berichte beinhalten außerdem lange Ausschnitte von russischen TV-Journalisten, die in Russlands Truppenverbänden “embedded” sind.

    Ein Bericht aus der Sendung China News (中国新闻) vom Montagabend begann derweil mit der “Anschuldigung ukrainischer Medien”, dass russische Truppen in Butscha mehrere hundert Zivilisten getötet hätten. “Die ukrainische Regierung beschuldigt Russland, Kriegsverbrechen begangen zu haben,” so die Moderatorin. Der Rest des Beitrags beschäftigte sich dann mit Moskaus Dementi: Alle sogenannten Beweisvideos und -fotos seien inszeniert. Es handele sich um eine Inszenierung der Ukrainer für die westlichen Medien und eine erneute Provokation gegenüber Russland. “Das russische Außenministerium betonte: In dem Zeitraum, in dem Butscha unter russischer Kontrolle war, ist keinem einzigen Zivilisten Gewalt widerfahren. Die Anwohner konnten sich frei bewegen und Mobilfunk frei nutzen. Auch die Evakuierungskorridore aus Butscha wurden nicht blockiert.”

    Der Bericht von China News ging noch weiter: Russische Truppen hätten unter den Anwohnern des Oblasts Kiew 452 Tonnen humanitäre Hilfsgüter verteilt. Die Inszenierung der Ukraine ziele darauf ab, die laufenden Friedensverhandlungen zu torpedieren, wird die Sprecherin des russischen Außenministeriums zitiert. “Hinter dieser erneuten Provokation stecken die USA und Nato.”

    Das russische Narrativ, die Ukraine sei ein Spielball der USA und handle nicht selbstbestimmt, findet sich in den chinesischen Staatsmedien immer wieder. Erst am Dienstagabend zitierte Xinwen Lianbo Außenminister Lawrow mit den Worten, er hoffe, die Ukraine könne im Rahmen der Friedensverhandlungen “selbstständig die richtige Entscheidung treffen”. Auch in diesem Bericht wird zwar erwähnt, dass der Westen neue Sanktionen gegen Russland plant und dass Deutschland und Frankreich russische Diplomaten ausgewiesen haben. Verheimlicht wird den Zuschauern aber, warum: Zu den Opfern von Butscha wurde auch hier geschwiegen.

    China News zitiert windigen Experten

    Der Bericht endet mit dem Hinweis, die Waffenlieferungen der USA seien Öl im Feuer des Konflikts. Als Kronzeuge wird ausgerechnet ein angebliches Mitglied eines amerikanischen Thinktanks vorgeführt: Seit 2014 werde die Ukraine aus Washington regiert und die USA hätten gegenüber Russlands Sicherheitsforderungen ein arrogantes Verhalten an den Tag gelegt. “Die Krise die daraus folgte wurde von den USA und der Nato herbeigeführt,” so George Szamuely im Interview. Das ihm zugeschriebene Global Policy Institute liegt allerdings nicht in den USA, sondern in London. Und Szamuely ist dort, anders als in seinem englischsprachigen Wikipedia-Eintrag angegeben, schon lange nicht mehr als Fellow geführt.

    In den sozialen Medien diskutieren chinesische Internetnutzer derweil kontrovers über die Ereignisse in Butscha. Einige einflussreiche Blogger ziehen Belege für Kriegsverbrechen in Zweifel und bezichtigen die Ukraine der Fälschung. Andere, wie der bekannte Fudan-Professor und Kommentator Shen Yi (沈逸), argumentieren, dass die Strategie der ukrainischen Regierung und der USA, Zivilisten zu bewaffnen, diese zu legitimen Zielen gemacht habe.

    Russland-kritische Beiträge in Sozialmedien, die zu viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen, fallen dagegen immer wieder der Zensur zum Opfer. Im Gegensatz dazu müssen Internetnutzer, die Ukrainer verunglimpfen und als Nazis bezeichnen, die es nicht anders verdient hätten, kaum mit Konsequenzen rechnen.

    Vor diesem Hintergrund wird Chinas Versuch, sich im aktuellen Konflikt nach außen als neutraler Akteur zu präsentieren, der sowohl gute Beziehungen zu Russland als auch zur Ukraine pflegt, ad absurdum geführt. Allein die Tatsache, dass die wichtigste Nachrichtensendung des Landes die Toten von Butscha noch immer mit keinem Wort erwähnt hat, spricht Bände. David Demes

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    News

    In Shanghai liegen die Nerven blank

    Die Stadt Shanghai hat ihren Lockdown auf unbestimmte Zeit verlängert und die Massentests ausgeweitet. In der 26-Millionen-Metropole steigt nun mit der Dauer der Einschränkungen die Gereiztheit aufseiten der Behörden wie der Bürger. Eine typische Szene auf Sozialmedien zeigt einen Mann im Bezirk Songjiang, der die Dienstnummer eines Polizisten erfragen will, der ihn auf der Straße angehalten hat. Er wird nach einem Wortgefecht festgenommen und abgeführt. Ein anderes Video zeigt eine Bürgerin, die kein Coronavirus-Testergebnis vorweisen kann und daher im Schlafanzug aus ihrer Wohnung gezerrt und (möglicherweise zur Probenentnahme) abtransportiert wird. Das sind allerdings Extremfälle. Eine Mehrheit der Bürger harrt den Berichten zufolge einfach in ihren Wohnungen aus.

    Der Lockdown in Shanghai zieht sich und die Nerven der Bürger:innen liegen blank. Die Eindämmung soll vor allem durch engmaschige Tests geschehen.
    Mobile Abstrichstation in Shanghai
    Der Lockdown in Shanghai zieht sich und die Nerven der Bürger:innen liegen blank. Die Eindämmung soll vor allem durch engmaschige Tests geschehen.
    Anstehen zum Test in Pudong
    Der Lockdown in Shanghai zieht sich und die Nerven der Bürger:innen liegen blank. Die Eindämmung soll vor allem durch engmaschige Tests geschehen.
    Ehemals Blumenmesse, seit Montag Quarantäne-Zentrum für positiv Getestete

    Die Behörden lassen also bei ihren Anstrengungen nicht nach, den beginnenden Omikron-Ausbruch im Keim zu ersticken. Denn trotz einer Woche Lockdown stieg die Zahl der positiven Tests auf 13.354. Von diesen zeigten allerdings nur 268 Symptome. Die Lage sei “düster”, sagte Gu Honghui, stellvertretender Generalsekretär der KP in Shanghai und Mitglied der Arbeitsgruppe Seuchenbekämpfung, am Dienstag gegenüber Staatsmedien. Seit März summieren sich die Fälle auf 73.000.

    Ein Grund für die steigende Zahl aufgefundener Infektionen dürfte jedoch eher in den lückenlosen Massentests von 25 Millionen Menschen liegen als an einem aktiven Infektionsgeschehen. Die hohe Zahl an Tests war möglich, weil die Regierung 38.000 Hilfskräfte aus anderen Regionen Chinas in Shanghai zusammengezogen hat. So konnten allein am Montag Tag vier Millionen Proben geprüft werden. Bisher wurden infolge des aktuellen Ausbruchs keine Sterbefälle vermeldet.

    Lockdown treibt die Preise zusätzlich hoch

    Diese Art der Pandemiebekämpfung bringt in China und international steigende Preise. In zahlreichen Regionen Chinas steigen bereits die Kosten für Lkw-Transporte, berichtet die South China Morning Post. Eine weitere Auswirkung der Pandemiebekämpfung betrifft die Getreideversorgung. In der Provinz Jilin, die ebenfalls von Corona erfasst wurde, durften Bauern ihre Häuser nicht verlassen und verpassen die Aussaat. Jilin hat fruchtbare Böden, die vor allem für den Maisanbau genutzt werden. Ernteausfälle dort könnten die Lebensmittelpreise in China und weltweit beeinflussen. Jilin meldete 2.472 Neuinfektionen.

    Die Folgen der Lockdowns werden dem Einzelhandelsverband zufolge auch die deutschen Verbraucher zu spüren bekommen. “Es wird dann schlicht weniger Auswahl innerhalb einiger Warengruppen geben”, sagte der Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Deutschland (HDE), Stefan Genth, am Dienstag der Nachrichtenagentur Reuters. Ähnliche Entwicklungen hätten bereits in den vergangenen beiden Jahren zu Störungen der Lieferketten und Lieferschwierigkeiten insbesondere bei Unterhaltungselektronik und Spielwaren geführt. “Darunter könnte in der Folge wie bereits in der Vergangenheit die Produktvielfalt leiden”, sagte Genth.

    Generelle Knappheiten über ganze Sortimente hinweg seien aber nicht zu erwarten, so der Handelsverband. “Insgesamt werden die Auswirkungen in Deutschland erst mit erheblicher Verzögerung sichtbar werden”, sagte Genth. “Es geht meist um Waren, die mit Containerschiffen transportiert werden. Diese sind über Wochen unterwegs.” fin/rtr

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    Drei neue Impfstoffe gehen in die Testphase

    In China sind drei weitere einheimische Impfstoffe reif für erste Tests am Menschen, darunter zwei mRNA-Vakzine. In Phase 1 wird geprüft, ob die Substanzen keine Schäden anrichten und eine messbare Wirkung zeigen. Ein chinesischer Impfstoff, der gegen Omikron und andere neue Varianten gut wirkt, wäre der Ausweg aus einer drohenden Reihe von Lockdown-Maßnahmen. China lässt daher mit Hochdruck an Alternativen zu seinen nur schwach wirksamen Totimpfstoffen forschen. Wirkstoffkandidaten folgender Anbieter gehen nun in die Testphase:

    • Cansino Biologics aus Tianjin (mRNA)
    • CSPC Pharmaceutical aus Shijiazhuang (mRNA)
    • Sinopharm aus Peking (rekombinante Proteine)

    Der unter Beteiligung des Militärs entwickelte mRNA-Wirkstoff “Arcov” hat bereits eine kleine Phase-1-Studie hinter sich (China.Table berichtete). fin

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    Russland kauft Chips für Geldkarten von China

    Der staatliche Betreiber des russischen Zahlungssystems “Mir” wendet sich für die Beschaffung von Geldkarten-Chips an chinesische Anbieter. “Wir suchen nach neuen Zulieferern für Mikrochips und haben eine Reihe von Anbietern in China gefunden“, sagte Oleg Tishakow, Vorstandsmitglied von National Card Payment System (NSPK) der Nachrichtenagentur Reuters. Wegen der Sanktionen infolge des Ukraine-Kriegs haben russische Firmen keinen Zugang mehr zu Technikprodukten aus westlicher Herstellung. NSPK gibt seit 2014 die inzwischen weit verbreitete Mir-Karte heraus. Es handelt sich um eine örtliche Debit-Karte, die unabhängig von den US-Zahlungsdienstleistern Visa und Mastercard funktioniert. fin

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    Sinolytics.Radar

    Alibaba verteidigt Cloud-Führung

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    • Der öffentliche Cloud-Markt in China war im Jahr 2015 noch recht fragmentiert. Da es sich bei Cloud-Diensten jedoch um einen “Winner-takes-all” Markt handelt, da die Grenzkosten mit dem Ausbau der Infrastruktur sinken, kam es zu einer Marktkonsolidierung: Ab dem Jahr 2021 waren kleinere Cloud-Unternehmen nicht mehr in der Lage, ihre Nische zu verteidigen. Auch China Telecom musste sich gegen andere Tech-Giganten geschlagen geben.
    • Alibaba, Tencent und Huawei sind derzeit Marktführer. Ausländische Anbieter haben sich mit lokalen Unternehmen zusammengeschlossen, um ihre Dienste anzubieten: Microsoft betreibt zusammen mit 21Vianet Rechenzentren und AWS hat sich mit Beijing Sinnet Technology zusammengeschlossen, um seine Dienste als Franchise anzubieten.
    • Das Investitionsabkommens CAI hatte zuvor die Öffnung des chinesischen Cloud-Marktes für europäische Unternehmen in Aussicht gestellt. Das Abkommen wurde jedoch auf unbestimmte Zeit auf Eis gelegt.
    • Im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung von Herstellern und des Mittelstands, die durch den 14. Fünfjahresplan zur Digitalisierung vorangetrieben wird, ist ein starkes Wachstum bei der Nutzung öffentlicher Cloud-Systeme zu erwarten. Einige Prognosen gehen von einer Marktgröße von 56,3 Milliarden USD bis 2023 aus.
    • Allerdings befindet sich der chinesische Cloud-Markt noch in einem frühen Stadium der Nutzung. Kleine und mittelständische Unternehmen in China müssen ihre Geschäftsprozesse weiter digitalisieren, damit sich die Cloud-Nutzung durchsetzen kann.
    • Zu den Herausforderungen zählen Sicherheitsbedenken und Chinas Regelwerk für Cybersicherheit, welches erfordert, dass staatliche Unternehmen Anbieter für kritische Netzwerke sorgfältig auswählen.
    • Dies hat dazu geführt, dass private Clouds bevorzugt werden, also eine Cloud, die ausschließlich für eine einzelne Organisation bestimmt ist. Vor allem Netzwerkbetreiber kritischer Informationsinfrastrukturen (CIIOs) wie die China National Petroleum Corporation favorisieren diese Möglichkeit.
    • Auch Unternehmen in China bevorzugen zunehmend lokale Cloud-Anbieter, da geopolitische Bedenken und Unsicherheiten dazu führen, dass sich Kunden von ausländischen Anbietern abwenden.

    Sinolytics ist ein europäisches Beratungs- und Analyseunternehmen, das sich auf China spezialisiert hat. Es berät europäische Unternehmen bei der strategischen Ausrichtung und den konkreten Geschäftsaktivitäten in der Volksrepublik.

    • Technologie

    Presseschau

    On hypersonic weapons deal, China warns against fueling a crisis REUTERS
    U.S. Isn’t Seeking a ‘Divorce’ From China, Trade Chief Says BLOOMBERG
    “China-Gesetz” soll USA Technologie-Führerschaft sichern srf.ch
    Russia turns to China for microchips for in-demand domestic bank cards REUTERS
    Xinjiang: Keine “innere Angelegenheit” FAZ
    China’s Xinjiang forces put military engineering advances to simulated modern battlefield test SCMP
    Shanghai verlängert Corona-Lockdown auf unbestimmte Zeit TAGESSPIEGEL
    Babys und Kinder in Shanghai müssen allein in Covid-19-Quarantäne EURONEWS
    China’s lockdowns drive up freight costs as zero-Covid rules bite trucking operations SCMP
    Absatzplus von 167 Prozent – Chinas Autohersteller starten in Europa durch HANDELSBLATT
    Warum die Abschottungspolitik des Westens China nur stärkt SPIEGEL
    Huawei erobert Platz eins in europäischer Patentstatistik zurück HANDELSBLATT
    What’s next for Hong Kong after Carrie Lam announces exit? DW
    Indonesians are growing wary of China and want to contain its rise, survey finds SCMP

    Portrait

    Beate Lindemann – Brückenbauerin nach China

    Dr. Beate Lindemann baut mit ihrem Verein Global Bridges die internationalen Beziehungen nach China aus.
    Beate Lindemann fördert mit Global Bridges internationale Beziehungen

    Beate Lindemann gehört zu den wenigen Menschen, denen sogar zur Corona-Pandemie noch etwas Positives einfällt: “Ich bin jeden Tag weiter ins Büro gefahren. Da saß ich dann alleine, manchmal mit einem Assistenten. Sie glauben gar nicht, wie viel man da schafft!”

    Lindemann sieht sich selbst als “Mädchen für alles” bei Global Bridges, einem gemeinnützigen Verein mit Sitz in Berlin. Das beschreibt vielleicht ihr Arbeitspensum, aber ihrer Rolle wird es kaum gerecht. Im Jahr 2011 war sie Co-Gründerin des Vereins. Heute leitet sie die Geschäfte. Jedes Jahr bringen Lindemann und ihr Team dabei junge und vor allem abenteuerlustige Menschen aus vielen Branchen zusammen, die Interesse an globalen Beziehungen haben. Global Bridges will im wahrsten Sinne des Wortes Brücken bauen – ein Schwerpunkt dabei ist China.

    Beharrlichkeit zahlt sich aus

    Seit den frühen 80er-Jahren bereist Lindemann das Land fast jährlich. Sie organisiert und begleitet jeden der sogenannten “Study Trips to China” von Global Bridges, dazu kommen Study Trips in andere Länder. “In den Anfangsjahren war China natürlich noch total zu”, erzählt sie. “Wir wurden von unserer Partnerorganisation ständig begleitet und konnten keinen Schritt alleine tun.” Aber Lindemann war hartnäckig im Halten der Kontakte und im Öffnen von Türen – eine Hartnäckigkeit, die sie früh gelernt hat. “Ich hatte zwei ältere Brüder und einen sehr mächtigen Vater, ich musste mich immer durchsetzen.”

    Lindemann wusste früh, was sie studieren wollte. Während ihre Geschwister allesamt in das Familienunternehmen in der Porzellanbranche einstiegen, studierte Lindemann in Berlin Politik, forschte in Schottland zur UN und schrieb schließlich ihre Doktorarbeit an der Princeton University in den USA. “Ich war immer schon an globalen Beziehungen und ihren Facetten interessiert”, sagt Lindemann. Aus den USA wurde sie abgeworben, forschte erst bei der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik und nahm schließlich ein Angebot der Atlantik-Brücke an. Damals fokussierte man sich noch auf die Beziehungen zwischen den USA und Deutschland, aber immer neugieriger wurde der Blick auf China.

    Ein eigenes Bild machen

    Lindemanns Verbundenheit zu dem Land spürt man im Gespräch deutlich, auch den Stolz über ihre Arbeit. “Wir haben enge Kontakte aufgebaut, dürfen frei im Land reisen – trotz der extremen Überwachung und den politischen Rückschritten.” Sie möchte, dass ihre Mitglieder sich ein eigenes Bild machen – unabhängig von der oft kritischen Berichterstattung. “Wenn mir jemand sagt, er kenne China gut, er reise regelmäßig nach Peking oder Shanghai, weiß ich, dass er China überhaupt nicht kennt.” Sie hat die meisten chinesischen Provinzen und Städte bereist und kann viele Geschichten darüber erzählen, wie sich die Menschen Reisenden gegenüber öffnen, vor allem auch in den ländlichen Gebieten. Dort wird sie manchmal immer noch irritiert angesehen – als blonde Ausländerin mit blauen Augen. Aber Lindemann stört sich nicht an der Sonderrolle. Sie schätzt jede Gelegenheit, selbst Brücken zwischen den Kulturen zu bauen. Svenja Napp

    • Bildung
    • Gesellschaft
    • USA

    Personalie

    Betsy Nagel verlässt ihre Stelle als Anlaufmanagerin bei Audi China und wechselt zurück nach Ingolstadt, wo sie Leiterin des Erprobungsteilemanagements für Fahrwerke, Antriebe und COP wird. Nagel war seit April 2019 für Audi China in Changchun in der Provinz Jilin tätig.

    Dessert

    Am Tag des Qingming-Festes reichen die Blüten alleine nicht für die nötige Farbenfreude. In diesem Park in Chongqing spielen Kinder zwischen Papierrädern. Auch beim traditionellen Besuch am Grab der Vorfahren spielen bunte Bänder eine Rolle. Sie sollen die negative Energie verärgerter Geister im Jenseits halten. Wegen der alljährlichen Grabpflege heißt der Feiertag auf Englisch auch “Tomb Sweeping Day”.

    China.Table Redaktion

    CHINA.TABLE REDAKTION

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