Indien und China teilen sich eine rund 3500 Kilometer lange Grenze. Ihr teils ungeklärter Verlauf sorgt seit dem chinesisch-indischen Grenzkrieg von 1962 immer wieder für Konflikte. Diesen Monat gerieten Grenztruppen beider Länder in der Region Arunachal Pradesh aneinander. Tote gab es zum Glück nicht zu beklagen – auf 5000 Meter Höhe kämpfen die Soldaten der beiden Atommächte auf geradezu archaische Weise. Um eine drastische Eskalation zu verhindern, sind sie meist nur mit Knüppeln ausgerüstet.
Dennoch haben die lokalen Scharmützel geopolitische Bedeutung, schreibt Michael Radunski. Denn im Wettstreit der USA mit China entdeckt Washington zunehmend Indien als Partner – wirtschaftlich und sicherheitspolitisch. Dass sich an der potenziell brenzligen Grenzsituation bald etwas ändert, scheint unwahrscheinlich. Beide Seiten zeigen mit neuen Straßen und Landebahnen, dass sie keinen Zentimeter zurückweichen wollen.
Seit Dienstag verhandeln derweil unter chinesischer Präsidentschaft mehr als 100 Länder der Erde bei der Weltnaturkonferenz COP15 über ein neues globales Abkommen zum Schutz der ökologischen Vielfalt. Die Konferenz tagt allerdings nicht in China, sondern im kanadischen Montreal. Die Null-Covid-Politik hat eine Präsenztagung in China unmöglich gemacht; nun muss sich Peking wohl oder übel mit der geteilten Gastgeberschaft arrangieren.
Die Zeit drängt: Rund eine Million Arten sind vom Aussterben bedroht, die Hälfte der weltweiten Wirtschaftsleistung hängt von gesunden Ökosystemen ab. Xi Jinping wollte mit dem Thema Biodiversität globale Akzente setzen. Im Oktober 2021 hatte Chinas Präsident auf dem ersten, virtuellen Teil der COP15 einen Fonds für biologische Vielfalt in Höhe von gut 200 Millionen Euro angekündigt. Doch in Montreal hat sich China zu vielen entscheidenden Fragen noch nicht eindeutig positioniert, schreiben Timo Landenberger und Christiane Kühl. Verbindliche Zusagen gab es von Peking zumindest kurz vor der Konferenz noch für kein einziges Thema auf der Agenda.
Heute jährt sich unser Format Sinolytics.Radar zum ersten Mal. Für die beliebte Rubrik sind bisher 52 Charts mit Erläuterungen zu aktuellen Themen entstanden, die durch die optische Aufbereitung komplexer Themen viel Anklang gefunden haben. Wir stellen Ihnen diese Grafiken daher anlässlich des Jahrestags gebündelt als Publikation zur Verfügung: Klicken Sie hier für den kostenlosen Download.
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robert.hackenfort@table.media | +49 30 30809514
Indische und chinesische Truppen sind an ihrer umstrittenen Grenze im Himalaya mal wieder gewaltsam aufeinandergetroffen. Bei dem blutigen Zwischenfall im Tawang-Sektor in der Region Arunachal Pradesh am vergangenen Freitag kam es auf beiden Seiten zu Verletzen.
Es ist der heftigste Zwischenfall zwischen China und Indien seit 2020 – und weckt böse Erinnerungen an den Grenzkrieg der beiden Atommächte im Jahr 1962. Davon ist man aktuell zum Glück weit entfernt. Doch zeigen die Ereignisse in rund 5000 Meter Höhe, wie angespannt und brüchig das Verhältnis zwischen China und Indien ist. Hinzu kommt, dass die USA in ihrem Konflikt mit China zunehmend auf Indien setzen.
Die Grenze zwischen Indien und China im Himalaya-Gebirge ist seit Jahrzehnten umstritten; immer wieder kommt es dort zu Scharmützeln. Denn der Grenzverlauf ist nicht genau festgelegt. Vielmehr handelt es sich um eine “Linie der tatsächlichen Kontrolle” (Line of Actual Control/LAC). Diese Linie ist rund 3500 Kilometer lang und zieht sich quer durch unwirtliche Höhen des Himalaya-Gebirges – von Ladakh im Westen bis zum indischen Bundesstaat Arunachal Pradesh im Osten.
1962 kam es zwischen den beiden Atommächten zum Grenzkrieg, bei dem rund 2000 Menschen ums Leben kamen. Der Krieg endete mit einem Sieg Chinas, doch größere territoriale Veränderungen oder gar eine abschließende Grenzregelung brachte er nicht. Die bislang letzte gewaltsame Auseinandersetzung ereignete sich im Juni 2020 – im so genannten Westsektor in der Region Ladakh. Wieder gab es Tote – 20 indische und vier chinesische Soldaten. Und wieder keine Lösung.
Der aktuelle Zwischenfall ereignete sich am vergangenen Freitag im Osten, im Tawang-Sektor an der sogenannten McMahon-Linie 麦克马洪线, (màikèmǎhóng xiàn) östlich von Bhutan. Aus Sicht Pekings gehört Indiens Bundesstaat Arunachal Pradesh eigentlich zu Tibet und somit zur Volksrepublik. Nach Angaben des indischen Verteidigungsministers Rajnath Singh haben chinesische Truppen versucht, den Status quo einseitig zu ändern.
Nicht ohne Stolz verkündete Singh am Dienstag vor dem Parlament in Delhi: “Unsere Armee hat sich diesem Versuch Chinas mit Entschlossenheit gestellt. Die indische Armee hat die PLA tapfer daran gehindert, auf unser Territorium vorzudringen, und sie gezwungen, sich auf ihre Posten zurückzuziehen. Einige Soldaten beider Seiten wurden bei dem Gefecht verletzt.”
In Peking versucht man derweil, den Zwischenfall herunterzuspielen. Die Situation an der indisch-chinesischen Grenze sei “allgemein stabil”, sagte der Sprecher des chinesischen Außenministeriums am Dienstag. Beide Seiten stünden über diplomatische und militärische Kanäle im Austausch, um die Grenzfrage zu diskutieren.
Der Grund für die vermeintliche Nüchternheit dürfte sein, dass dieses Mal niemand ums Leben kam. Seit 1988 patrouillieren beide Seiten nur leichtbewaffnet entlang der LAC, um das Risiko einer Eskalation zu vermeiden. Und so zeigen Handyvideos, dass ein Konflikt zwischen zwei Atommächten geradezu archaisch ablaufen kann – zum Glück: In der kargen Landschaft des Himalaya, zwischen kargen Bergen auf rund 5000 Metern Höhe gehen chinesische und indische Soldaten direkt aufeinander los, hauen mit Fäusten und Stöcken zu, werfen sich Steine und wüste Beschimpfungen an die Köpfe.
Dabei wird klar: Keine Seite wird auch nur einen Zentimeter kampflos hergeben. Nicht dieses Mal – und auch nicht in Zukunft. Und genau hier liegt die Gefahr. Denn beide Seiten haben zuletzt ihre jeweilige Grenzseite massiv ausgebaut und aufgerüstet. Dazu zählen nicht nur Straßen, sondern auch Landebahnen für Flugzeuge. Seit Juli 2021 fährt zudem ein chinesischer Hochgeschwindigkeitszug von Chengdu über die tibetische Hauptstadt Lhasa bis nach Nyingchi in der Nähe der Grenzlinie zum Bundesstaat Arunachal Pradesh. Fahrtzeit: Schlappe dreieinhalb Stunden.
“Im Fall einer Krise an der chinesisch-indischen Grenze, wird die Eisenbahnlinie die Versorgung der Region mit strategischem Material viel einfacher machen,” sagt Qian Feng, Direktor des Nationalen-Strategie-Instituts an der Qinghua Universtät. Und so hatte manch ein Experte in Delhi auch damit gerechnet, dass der nächste Zusammenstoß genau an jener Stelle von Freitag stattfinden könnte.
Und auch die indische Seite investiert: Zwischen März 2018 und 2020 hat man in der Grenzregion mehr als 1500 Kilometer Straße bauen lassen. Zudem hatte man im vergangenen Jahr die Truppen von 50.000 auf 200.000 erhöht. “Indiens Bemühungen zur Verbesserung der Grenzinfrastruktur hat sicherlich eine gewisse Unsicherheit unter der PLA-Führung hervorgerufen”, sagt Niranjan Sahoo, Wissenschaftler der Observer Research Foundation in Delhi, im Gespräch mit China.Table.
Als Indiens Außenminister Subrahmanyam Jaishankar vor kurzem über das Verhältnis zwischen China und Indien sprach, erwähnte er ausdrücklich die andauernden Grenzstreitigkeiten. Immer wieder würden chinesische Truppen versuchen, die LAC einseitig zu ändern. Und Jaishankar stellte klar: “Solange sie dies weiterhin versuchen und weiter Kräfte aufbauen, die unserer Meinung nach in den Grenzgebieten ein ernsthaftes Problem darstellen, wird unsere Beziehung nicht normal sein.”
Zugleich haben die lokalen Grenzkonflikte durchaus auch eine globale Bedeutung. Denn nicht nur an der umstrittenen Grenze nehmen die Spannungen zwischen Indien und China wieder zu. Im Wettstreit der USA mit China entdeckt Washington zunehmend Indien als möglichen Partner – sei es wirtschaftlich mit der Verlagerung von Produktionsstätten aus der Volksrepublik auf den indischen Subkontinent, oder sicherheitspolitisch in Formaten wie dem Quad-Sicherheitsdialog, bestehend aus Indien und den USA sowie den US-Verbündeten Japan und Australien (China.Table berichtete).
“China sorgt an der Grenze immer wieder für solche Konflikte geringer Intensität, um Indien an der Ostgrenze zu binden, anstatt sich auf seine regionalen und globalen Ambitionen zu konzentrieren, wie im Indopazifik”, sagt Sahoo. In Delhi glaubt man, Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping wolle eine Warnung an Delhi senden, sich nicht allzu sehr auf die Seite der USA ziehen zu lassen.
Es ist Halbzeit auf der Weltnaturkonferenz COP15 in Montreal. Offiziell noch bis zum 19. Dezember verhandeln die 196 Vertragsstaaten der UN-Konvention zum Schutz der ökologischen Vielfalt (Convention on Biological Diversity, kurz CBD) über ein neues globales Abkommen zum Schutz der ökologischen Vielfalt. Rund eine Million Arten sind vom Aussterben bedroht. Die Hälfte der weltweiten Wirtschaftsleistung hängt aber von gesunden Ökosystemen ab. Laut dem im Oktober von der globalen Naturschutzorganisation WWF präsentierte “2022 Living Planet Report” sind die darin beobachteten Wildtierbestände weltweit zwischen 1970 und 2018 im Schnitt um 69 Prozent zurückgegangen.
Die Lage ist also gravierend. Und doch gestaltet sich die COP15 zäh. Das liegt in verhärteten Fronten, an der Komplexität der Herausforderungen – aber auch am Zustandekommen dieser Konferenz: bei kanadischen Gastgebern und doch unter chinesischer Präsidentschaft. Ursprünglich hätte das Treffen 2020 in Kunming stattfinden sollen. Doch dann wurde China von der Corona-Pandemie praktisch lahmgelegt. “Aufgrund der Null-Covid-Politik konnten kaum Beamte ins Ausland reisen. Die sonst übliche Diplomatie der COP-Präsidentschaft im Hintergrund fand diesmal nicht statt. Das hatte entscheidende Auswirkungen auf die Vorbereitungen, die bis heute spürbar sind”, sagte Li Shuo von Greenpeace China zu ESG.Table in Montreal.
Die COP15 wurde zweigeteilt: Nach einer virtuellen Auftakt-Veranstaltung in Kunming sollte die große Präsenzkonferenz folgen. Doch die wurde wegen Covid mehrmals verschoben. Schließlich sprang Kanada ein, denn im Montreal befindet sich das CBD-Sekretariat. Doch China soll die Verhandlungen führen. In einer Pressekonferenz am Dienstag lobte Chinas Umweltminister und COP15-Präsident Huang Runqiu die “gute und konstruktive Zusammenarbeit” der Verhandlungsparteien. So seien rund ein Drittel aller Punkte der COP-Agenda bereits abgehakt worden.
Was erst einmal gut klingt, bedeutet aber auch: Zwei Drittel fehlen noch. Insbesondere die entscheidenden Fragen, etwa zur Umsetzung der angepeilten Ziele oder zur Finanzierung, sind weiter ungelöst. Gleichzeitig läuft die Zeit davon. Am Donnerstag beginnt das sogenannte High-Level-Segment mit den Umweltministern der Mitgliedsstaaten, die die UN-Vielfalts-Konvention (auf Englisch Convention on Biological Diversity, kurz CBD) unterzeichnet haben. Huang kündigte für das hochrangige Treffen die Ausarbeitung einer Roadmap an, die die Themen nach Dringlichkeit einteilt. Zum Ende der COP15 soll dann ein neue UN-Vereinbarung zur Biologischen Vielfalt bis 2050 stehen, die den Namen Post-2020 Global Diversity Framework (GBF) trägt und konkrete verbindliche Ziele vorlegt.
Um die Ausrichtung der Konferenz hatte sich China bereits 2016 beworben, kurz nachdem die UN-Klimakonferenz in Paris für weltweite Aufmerksamkeit gesorgt hatte. “Die chinesische Regierung wollte etwas Ähnliches schaffen und einen Paris-Moment für Biodiversität hervorbringen”, sagt Li Shuo. Doch 2015 reisten rund 150 Staats- und Regierungschefs in die französische Hauptstadt und verliehen dem Treffen allein dadurch die nötige Dimension. Nach Montreal kam nur einer: Kanadas Premierminister Justin Trudeau.
Der Verlust der ökologischen Vielfalt werde mehr als regionales und weniger als grenzüberschreitendes Problem wahrgenommen, erklärt Li Shuo das fehlende Interesse. Doch es gibt noch einen anderen Grund. Die chinesische Präsidentschaft hat die oberste Riege nicht nach Montreal eingeladen. Zu wenig Zeit für die Vorbereitung, so die offizielle Begründung. Die inoffizielle von den Gängen des Konferenzgeländes: China wollte nicht zu viel Aufmerksamkeit für die Gastgeber. Tatsächlich wird COP15-Präsident Huang Runqiu nicht müde zu betonen, dass es sich in Montreal lediglich um den zweiten Teil der eigentlich in Kunming stattfindenden Konferenz handle.
Damals, im Oktober 2021, hatte Chinas Präsident Xi Jinping in einer Video-Rede einen Finanztopf mit Namen Kunming-Fonds für biologische Vielfalt mit einem chinesischen Finanzbeitrag von 1,5 Milliarden Yuan (205 Millionen Euro) angekündigt. Der Fonds solle Entwicklungsländer beim Erhalt der Artenvielfalt unterstützen. Xi lud zugleich andere Staaten ein, sich daran zu beteiligen. Auch versprach Xi verstärkte chinesische Anstrengungen im Kampf gegen das Artensterben, darunter den weiteren Ausbau der chinesischen Naturschutzgebiete. Diese nehmen derzeit etwa 18 Prozent der chinesischen Landfläche ein.
Die Mitgliedstaaten verabschiedeten dabei online die recht vage formulierte “Erklärung von Kunming” , die immerhin bereits das für das GBF angepeilte Ziel enthält, 30 Prozent der Flächen an Land und im Meer bis 2030 unter Schutz zu stellen (China.Table berichtete). Dieses werde von “vielen Staaten” angestrebt, hieß es.
Insgesamt enthält der Rahmenentwurf für das GBF-Abkommen nach Angaben des UN-Umweltprogramms UNEP mehr als 20 Zielvorgaben, darunter zum Beispiel Vorschläge
Anstelle von Einigkeit gibt es jedoch ein Geflecht unterschiedlicher Gruppen, die je nach Thema eigene Allianzen schmieden oder Vorschläge einbringen. China selbst hat sich zu den meisten Themen bisher nicht eindeutig positioniert. Volle Unterstützung gab es von Peking laut dem Umwelt- und Klimafachdienst Carbon Brief kurz vor der Konferenz für kein einziges Thema. Bekannt sei, dass China quantifizierbare Ziele für den schrittweisen Ausstieg aus dem Einsatz von Pestiziden und chemischen Düngemitteln ablehne.
China werde “keine Mühen scheuen”, um alle Parteien zur Annahme des GBF zu bewegen und die Gespräche zu koordinieren, hatte Huang Runqiu in seiner Auftaktrede gesagt – “um damit ein neues Kapitel des globalen Biodiversitätsschutzes zu schreiben.” Die Zeit dazu drängt. Timo Landenberger, Christiane Kühl
Sinolytics ist ein europäisches Beratungs- und Analyseunternehmen, das sich auf China spezialisiert hat. Es berät europäische Unternehmen bei der strategischen Ausrichtung und den konkreten Geschäftsaktivitäten in der Volksrepublik.
Bei einem Anschlag auf ein Hotel in der afghanischen Hauptstadt Kabul sind fünf chinesische Staatsbürger schwer verletzt worden. Zu dem Anschlag bekannte sich die Terrorgruppe Islamischer Staat (IS). Das Kabul Longan Hotel sei zum Ziel geworden, weil es dem “kommunistischen China” gehöre und von Diplomaten genutzt werde, teilte die Gruppe mit. IS-Mitglieder hätten zwei Taschen mit Sprengstoff gezündet, die sie zuvor am Hotel zurückgelassen hatten. Ein Wachmann, der zur Zeit der Explosion in der Nähe war, bestätigte gegenüber Reuters, dass Angreifer ein Zimmer in dem Hotel gebucht hatten, um den Sprengstoff hineinschaffen zu können. Nach Angaben der von den radikalislamischen Taliban geführten Regierung haben Sicherheitskräfte drei Angreifer getötet.
Der Anschlag wurde erst am Dienstag international bekannt, als Chinas Außenamtssprecher Wang Wenbin auf einer regulären Pressekonferenz die Taliban aufforderte, den Anschlag gründlich zu untersuchen. Die chinesische Botschaft habe ein Team an den Tatort geschickt, um zu helfen, Opfer zu retten, zu behandeln und unterzubringen. “Die Art dieses Terroranschlags war abscheulich, die chinesische Seite ist zutiefst schockiert”, sagte Wang. Er empfahl angesichts der Sicherheitslage chinesischen Bürgern und Organisationen, Afghanistan so bald wie möglich zu verlassen.
Der Anschlag vom Montag richtete sich offenbar tatsächlich gezielt gegen China. Zu dem Zeitpunkt hätten sich mehr als 30 Chinesen in dem Hotel aufgehalten, sagte der Geschäftsmann Yu Ming Hui, Leiter des Geschäftskomplexes China Town in Kabul, zu Reuters. “Fünf von ihnen liegen auf der Intensivstation des Notfallkrankenhauses, etwa 13 bis 14 sind nur oberflächlich verletzt.” Die Taliban-Regierung hat seit ihrer Machtübernahme im August 2021 Mühe, die Sicherheitslage zu stabilisieren. Radikale des Islamischen Staates haben in den letzten Monaten mehrere Anschläge in Kabul verübt, unter anderem auf die russische und pakistanische Botschaft. rtr/ck
Russlands Präsident Wladimir Putin und Chinas Staatschef Xi Jinping bleiben in Kontakt. Beide wollen Ende Dezember für eine Gesprächsrunde zusammenkommen. Das berichtete die russische Wirtschaftszeitung “Wedomosti” am Dienstag. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte der Zeitung zufolge, dass das Datum und die Tagesordnung des Treffens bereits bekannt seien, eine offizielle Ankündigung aber erst später erfolgen werde. Die beiden Staatsführer stünden “in ständiger Kommunikation”, so Peskow weiter. Ob das Treffen persönlich oder in Form einer Videokonferenz abgehalten wird, ist noch nicht bekannt. “Die Details werden derzeit ausgearbeitet”, zitiert die russische Tageszeitung eine nicht näher genannte Quelle. rtr/fpe
China hat bei der Welthandelsorganisation (WTO) Klage gegen die US-Beschränkungen für die Ausfuhr von Halbleitern und anderen Hightech-Produkten an chinesische Firmen eingereicht. Das Handelsministerium in Peking begründete die Klage vor dem WTO-Schiedsgericht mit dem Vorwurf der “typischen Praxis des Handelsprotektionismus” durch die USA. Washington will durch das Embargo den Zugriff Chinas auf Hochleistungschips für Anwendungen wie Künstliche Intelligenz einschränken. Japan und die Niederlande wollten sich Berichten zufolge den US-Exportbeschränkungen anschließen (China.Table berichtete). Die USA kämen damit ihrem Ziel näher, China aus der internationalen Technologie-Lieferkette zu entfernen.
“In den letzten Jahren hat die US-Seite den Begriff der nationalen Sicherheit ständig überstrapaziert, Exportkontrollmaßnahmen missbraucht und den normalen internationalen Handel mit Chips und anderen Produkten behindert”, heißt es in einer Erklärung des Handelsministeriums vom Montag. Die USA hätten den Wettbewerb mit China zum Ziel ihrer gesamten China-Politik gemacht, zitierte die South China Morning Post Qin Gang, Pekings Botschafter in Washington. Laut Qin stünden inzwischen mehr als 1.000 chinesische Unternehmen auf verschiedenen Listen für US-amerikanische Exportkontrollen und Sanktionen.
Als Reaktion auf das Embargo will China Insidern zufolge die heimische Halbleiter-Produktion ausbauen. Geplant seien Beihilfen und Steuer-Vergünstigungen im Volumen von umgerechnet 136 Milliarden Euro, zitierte Reuters am Dienstag drei anonyme Quellen. Der Großteil der Subventionen solle dem Kauf von Anlagen zur Chip-Produktion dienen, um die heimische Industrie zu modernisieren, sagten die Insider weiter. Ein weiteres Ziel sei verstärkte Forschung und Entwicklung. Es wäre das größte Paket dieser Art seit mehr als fünf Jahren. ck/rtr
Der Reigen der China-Strategien geht weiter – mit ähnlichen Inhalten in unterschiedlicher Gewichtung. Am Dienstag hat sich der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) mit einem eigenen Positionspapier gemeldet. Der Inhalt entspricht in wesentlichen Zügen den Strategien des BDI und des Wirtschaftsministeriums. China wird in bekannter Manier als “Wettbewerber, Partner und Systemrivale” eingestuft. Zwar steht hier – anders als in der EU – nicht der “Partner” vorne. Doch im Text dominiert zunächst die Betonung von China als unersetzlichem Absatzmarkt.
Das Papier bietet auch einige aktuelle Verbandsdaten zum Chinageschäft der Maschinenbauer. Von den 3.500 VDMA-Mitgliedsfirmen haben 900 in China investiert, davon wiederum betreibt die Hälfte eine eigene Herstellung vor Ort. fin
Die EU-Institutionen haben sich auf die Einführung eines Abwehrmechanismus gegen bestimmte klimaschädliche Waren aus Drittländern wie China verständigt. Das Europaparlament, der EU-Rat der Mitgliedsstaaten und die EU-Kommission teilten am Dienstag mit, dass eine Einigung für den sogenannten CO2-Grenzausgleich (kurz CBAM von Englisch “Carbon Border Adjustment Mechanism”) erreicht wurde. Die Regelung soll zunächst für Produkte wie Zement, Eisen und Stahl, Aluminium, Düngemittel sowie Strom und Wasserstoff gelten. Ab Oktober 2023 sollen Daten über die Emissionen dieser Güter eingesammelt werden.
Der CO2-Grenzausgleich sei einer der wenigen Mechanismen, die man habe, um Handelspartnern Anreize zur Dekarbonisierung ihrer Industrie zu geben, sagte der im EU-Parlament federführende Abgeordnete Mohammed Chahim nach der Einigung. Er soll Nachteile europäischer Produzenten durch die CO2-Bepreisung in der EU im internationalen Wettbewerb verhindern – indem eben Importeure aus Ländern ohne Emissionshandel einen Grenzausgleich in Höhe des CO2-Preises in der EU zahlen.
Es geht dabei vor allem um die Zukunft. Bisher muss die EU-Industrie für die meisten ihrer Emissionen nicht zahlen, sondern bekommt die Emissionsrechte kostenlos zugeteilt. Mit der Reform des europäischen Emissionshandels (ETS) sollen diese Freizuteilungen allerdings schrittweise abgeschmolzen werden. Dann wird der CBAM ins Spiel kommen.
Die chinesische Vertretung in Brüssel sieht den CBAM als einen protektionistischen Schritt, der primär Hersteller aus der Volksrepublik vom EU-Markt ausschließen soll.China hatte Mitte vergangenen Jahres ebenfalls einen Emissionshandel begonnen. Es ist jedoch fraglich, ob dieser mit dem europäischen System vereinbar werde (China.Table berichtete).
Damit der CBAM umgesetzt werden kann, müssen sich die EU-Länder und das Parlament jetzt noch über eine geplante Reform des Emissionshandels verständigen. Dafür sind Verhandlungen am Freitag und Samstag angesetzt. Dann soll auch entschieden werden, ab wann der CBAM vollständig gelten soll. luk/ari
Nach dreißig Jahren in Deutschland sah Wenhai Wang den Bedarf deutlich: Je länger er bei deutschen Unternehmen tätig war, desto häufiger wurde der gebürtige Chinese nach mehr Austausch mit seinem wirtschaftlich aufstrebenden Heimatland gefragt. Tatsächlich fand er keinen niedrigschwelligen Rahmen, in dem sich eine solche Brückenfunktion im Alltag herstellen ließ. So entschloss er sich 2017 kurzerhand selbst dazu, eine Stiftung zu gründen, die zwischen Deutschland und China vermittelt und sich für Projekte in den Bereichen Medien, Bildung, Kultur, Wirtschaft und Technik einsetzt.
Nach drei Jahren zählte die Stiftung Deutsche und Chinesische Kultur bereits ein Dutzend Mitarbeitende, die für die Koordination der eintrudelnden Anfragen zuständig waren. Für Wang war das ein Zeichen dafür, dass er in seiner Einschätzung richtig lag, dass das Feld des deutsch-chinesischen Kulturaustauschs bis zu diesem Zeitpunkt dramatisch unterbesetzt war. “Monatlich bekommt das Team um die 600 Mails und Nachrichten auf WeChat. “Da ist von Privatpersonen, Institutionen aus Kunst und Bildung, bis hin zu mittelständischen Unternehmen und Großkonzernen alles dabei.”
Wang und sein Team setzen immer da ein, wo jemand von einer Idee begeistert ist, aber keinen Schimmer hat, an wen man sich für die Realisierung wenden muss. Sie leiten an zuständige Behörden weiter, helfen ab und an beim Ausfüllen von Formularen und geben Rat bei aufkommenden Unsicherheiten: “Die chinesische Beziehungskultur unterscheidet sich einfach von der deutschen Beratungskultur. Wir aber können Risiken wittern und im Zweifel sagen, wann man lieber anders abbiegen sollte”.
Eines der jüngeren Projekte bestand darin, bei der IFA ein Mediencenter für die Messe Berlin zu errichten. Dabei hat die Stiftung die Konzeptualisierung gestemmt, Personal für die Koordination der überregionalen Berichterstattung zur Verfügung gestellt und eine Düsseldorfer Produktionsfirma angeworben.
Weitere Zusammenarbeiten bestanden bereits mit der Berlinale, der die Stiftung beim Import von chinesischen Filmen zur Seite stand. Oder mit mehreren Schulen und Universitäten in China und Deutschland, die immer wieder zwecks Austauschmöglichkeiten anklopfen. Im Moment entwickelt das Team ein Programm mit Berliner Galerien, um für 2024 eine Kunsttour durch China zu organisieren. Immer mehr chinesische Künstler wollten sich umgekehrt in der EU ansiedeln, erklärt Wang.
Ein Kernbestandteil der Stiftungsarbeit ist neben dem kulturellen auch der wirtschaftliche Dialog. In Kooperation mit dem Bundesverband mittelständische Wirtschaft wurden zahlreiche Satellitenbüros in China eröffnet, für die Wangs Team deutsche Unternehmen mit chinesischen Dienstleistungsanbietern in Sachen Copyright, Ansiedlungspolitik und Wirtschaftsförderung verknüpft hat: “Diese Prozesse führen wir zwar nicht aus, aber wir platzieren die Leute immer an den richtigen Stellen, damit sie reibungslos voranschreiten können.”
Die “unprognostizierbaren Entwicklungslinien der politischen Landschaft”, wie Wang es behutsam formuliert, bereiten auch ihm Sorge. Wangs pragmatischer Optimismus ist aber trotz alledem ungebrochen: “Wenn in den nächsten fünf Jahren die Verbindungen auf Eis gelegt werden, dann ist das so. Was es aber immer geben wird, sind neugierige Leute - in China wie hier. Wir werden dort arbeiten, wo wir können.” Julius Schwarzwälder
Lanhua Jin hat bei der Personalberatung Wittker + Wittmann als HR-Consultant die Verantwortung für die Märkte Japan, Deutschland und China übernommen. Jin rekrutiert in ihrer neuen Rolle vor allem Fachkräfte in den Bereichen Technology and Automotive.
Daniel Manwaring wird ab Januar 2023 CEO von Imax China, dem führenden Anbieter hochauflösender Kinotechnik. Der Manager lebt seit 2006 in China und ist mit der Regisseurin Zhang Mo verheiratet, der Tochter des bekannten Filmemachers Zhang Yimou. Zuvor war Manwaring für die Medien- und Unterhaltungsplattform CAA China tätig.
Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!
Jedes Jahr im Dezember verwandelt sich die Stadt Harbin in der nordöstlichen Provinz Heilongjiang in einen gigantischen Skulpturenpark aus Schnee und Eis. Hier verpasst ein Arbeiter einem majestätischen Schneeross mit einer Schaufel den letzten Schliff. Das “internationale Eis- und Schneefest” läuft noch bis zum 28. Februar.
Indien und China teilen sich eine rund 3500 Kilometer lange Grenze. Ihr teils ungeklärter Verlauf sorgt seit dem chinesisch-indischen Grenzkrieg von 1962 immer wieder für Konflikte. Diesen Monat gerieten Grenztruppen beider Länder in der Region Arunachal Pradesh aneinander. Tote gab es zum Glück nicht zu beklagen – auf 5000 Meter Höhe kämpfen die Soldaten der beiden Atommächte auf geradezu archaische Weise. Um eine drastische Eskalation zu verhindern, sind sie meist nur mit Knüppeln ausgerüstet.
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Indische und chinesische Truppen sind an ihrer umstrittenen Grenze im Himalaya mal wieder gewaltsam aufeinandergetroffen. Bei dem blutigen Zwischenfall im Tawang-Sektor in der Region Arunachal Pradesh am vergangenen Freitag kam es auf beiden Seiten zu Verletzen.
Es ist der heftigste Zwischenfall zwischen China und Indien seit 2020 – und weckt böse Erinnerungen an den Grenzkrieg der beiden Atommächte im Jahr 1962. Davon ist man aktuell zum Glück weit entfernt. Doch zeigen die Ereignisse in rund 5000 Meter Höhe, wie angespannt und brüchig das Verhältnis zwischen China und Indien ist. Hinzu kommt, dass die USA in ihrem Konflikt mit China zunehmend auf Indien setzen.
Die Grenze zwischen Indien und China im Himalaya-Gebirge ist seit Jahrzehnten umstritten; immer wieder kommt es dort zu Scharmützeln. Denn der Grenzverlauf ist nicht genau festgelegt. Vielmehr handelt es sich um eine “Linie der tatsächlichen Kontrolle” (Line of Actual Control/LAC). Diese Linie ist rund 3500 Kilometer lang und zieht sich quer durch unwirtliche Höhen des Himalaya-Gebirges – von Ladakh im Westen bis zum indischen Bundesstaat Arunachal Pradesh im Osten.
1962 kam es zwischen den beiden Atommächten zum Grenzkrieg, bei dem rund 2000 Menschen ums Leben kamen. Der Krieg endete mit einem Sieg Chinas, doch größere territoriale Veränderungen oder gar eine abschließende Grenzregelung brachte er nicht. Die bislang letzte gewaltsame Auseinandersetzung ereignete sich im Juni 2020 – im so genannten Westsektor in der Region Ladakh. Wieder gab es Tote – 20 indische und vier chinesische Soldaten. Und wieder keine Lösung.
Der aktuelle Zwischenfall ereignete sich am vergangenen Freitag im Osten, im Tawang-Sektor an der sogenannten McMahon-Linie 麦克马洪线, (màikèmǎhóng xiàn) östlich von Bhutan. Aus Sicht Pekings gehört Indiens Bundesstaat Arunachal Pradesh eigentlich zu Tibet und somit zur Volksrepublik. Nach Angaben des indischen Verteidigungsministers Rajnath Singh haben chinesische Truppen versucht, den Status quo einseitig zu ändern.
Nicht ohne Stolz verkündete Singh am Dienstag vor dem Parlament in Delhi: “Unsere Armee hat sich diesem Versuch Chinas mit Entschlossenheit gestellt. Die indische Armee hat die PLA tapfer daran gehindert, auf unser Territorium vorzudringen, und sie gezwungen, sich auf ihre Posten zurückzuziehen. Einige Soldaten beider Seiten wurden bei dem Gefecht verletzt.”
In Peking versucht man derweil, den Zwischenfall herunterzuspielen. Die Situation an der indisch-chinesischen Grenze sei “allgemein stabil”, sagte der Sprecher des chinesischen Außenministeriums am Dienstag. Beide Seiten stünden über diplomatische und militärische Kanäle im Austausch, um die Grenzfrage zu diskutieren.
Der Grund für die vermeintliche Nüchternheit dürfte sein, dass dieses Mal niemand ums Leben kam. Seit 1988 patrouillieren beide Seiten nur leichtbewaffnet entlang der LAC, um das Risiko einer Eskalation zu vermeiden. Und so zeigen Handyvideos, dass ein Konflikt zwischen zwei Atommächten geradezu archaisch ablaufen kann – zum Glück: In der kargen Landschaft des Himalaya, zwischen kargen Bergen auf rund 5000 Metern Höhe gehen chinesische und indische Soldaten direkt aufeinander los, hauen mit Fäusten und Stöcken zu, werfen sich Steine und wüste Beschimpfungen an die Köpfe.
Dabei wird klar: Keine Seite wird auch nur einen Zentimeter kampflos hergeben. Nicht dieses Mal – und auch nicht in Zukunft. Und genau hier liegt die Gefahr. Denn beide Seiten haben zuletzt ihre jeweilige Grenzseite massiv ausgebaut und aufgerüstet. Dazu zählen nicht nur Straßen, sondern auch Landebahnen für Flugzeuge. Seit Juli 2021 fährt zudem ein chinesischer Hochgeschwindigkeitszug von Chengdu über die tibetische Hauptstadt Lhasa bis nach Nyingchi in der Nähe der Grenzlinie zum Bundesstaat Arunachal Pradesh. Fahrtzeit: Schlappe dreieinhalb Stunden.
“Im Fall einer Krise an der chinesisch-indischen Grenze, wird die Eisenbahnlinie die Versorgung der Region mit strategischem Material viel einfacher machen,” sagt Qian Feng, Direktor des Nationalen-Strategie-Instituts an der Qinghua Universtät. Und so hatte manch ein Experte in Delhi auch damit gerechnet, dass der nächste Zusammenstoß genau an jener Stelle von Freitag stattfinden könnte.
Und auch die indische Seite investiert: Zwischen März 2018 und 2020 hat man in der Grenzregion mehr als 1500 Kilometer Straße bauen lassen. Zudem hatte man im vergangenen Jahr die Truppen von 50.000 auf 200.000 erhöht. “Indiens Bemühungen zur Verbesserung der Grenzinfrastruktur hat sicherlich eine gewisse Unsicherheit unter der PLA-Führung hervorgerufen”, sagt Niranjan Sahoo, Wissenschaftler der Observer Research Foundation in Delhi, im Gespräch mit China.Table.
Als Indiens Außenminister Subrahmanyam Jaishankar vor kurzem über das Verhältnis zwischen China und Indien sprach, erwähnte er ausdrücklich die andauernden Grenzstreitigkeiten. Immer wieder würden chinesische Truppen versuchen, die LAC einseitig zu ändern. Und Jaishankar stellte klar: “Solange sie dies weiterhin versuchen und weiter Kräfte aufbauen, die unserer Meinung nach in den Grenzgebieten ein ernsthaftes Problem darstellen, wird unsere Beziehung nicht normal sein.”
Zugleich haben die lokalen Grenzkonflikte durchaus auch eine globale Bedeutung. Denn nicht nur an der umstrittenen Grenze nehmen die Spannungen zwischen Indien und China wieder zu. Im Wettstreit der USA mit China entdeckt Washington zunehmend Indien als möglichen Partner – sei es wirtschaftlich mit der Verlagerung von Produktionsstätten aus der Volksrepublik auf den indischen Subkontinent, oder sicherheitspolitisch in Formaten wie dem Quad-Sicherheitsdialog, bestehend aus Indien und den USA sowie den US-Verbündeten Japan und Australien (China.Table berichtete).
“China sorgt an der Grenze immer wieder für solche Konflikte geringer Intensität, um Indien an der Ostgrenze zu binden, anstatt sich auf seine regionalen und globalen Ambitionen zu konzentrieren, wie im Indopazifik”, sagt Sahoo. In Delhi glaubt man, Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping wolle eine Warnung an Delhi senden, sich nicht allzu sehr auf die Seite der USA ziehen zu lassen.
Es ist Halbzeit auf der Weltnaturkonferenz COP15 in Montreal. Offiziell noch bis zum 19. Dezember verhandeln die 196 Vertragsstaaten der UN-Konvention zum Schutz der ökologischen Vielfalt (Convention on Biological Diversity, kurz CBD) über ein neues globales Abkommen zum Schutz der ökologischen Vielfalt. Rund eine Million Arten sind vom Aussterben bedroht. Die Hälfte der weltweiten Wirtschaftsleistung hängt aber von gesunden Ökosystemen ab. Laut dem im Oktober von der globalen Naturschutzorganisation WWF präsentierte “2022 Living Planet Report” sind die darin beobachteten Wildtierbestände weltweit zwischen 1970 und 2018 im Schnitt um 69 Prozent zurückgegangen.
Die Lage ist also gravierend. Und doch gestaltet sich die COP15 zäh. Das liegt in verhärteten Fronten, an der Komplexität der Herausforderungen – aber auch am Zustandekommen dieser Konferenz: bei kanadischen Gastgebern und doch unter chinesischer Präsidentschaft. Ursprünglich hätte das Treffen 2020 in Kunming stattfinden sollen. Doch dann wurde China von der Corona-Pandemie praktisch lahmgelegt. “Aufgrund der Null-Covid-Politik konnten kaum Beamte ins Ausland reisen. Die sonst übliche Diplomatie der COP-Präsidentschaft im Hintergrund fand diesmal nicht statt. Das hatte entscheidende Auswirkungen auf die Vorbereitungen, die bis heute spürbar sind”, sagte Li Shuo von Greenpeace China zu ESG.Table in Montreal.
Die COP15 wurde zweigeteilt: Nach einer virtuellen Auftakt-Veranstaltung in Kunming sollte die große Präsenzkonferenz folgen. Doch die wurde wegen Covid mehrmals verschoben. Schließlich sprang Kanada ein, denn im Montreal befindet sich das CBD-Sekretariat. Doch China soll die Verhandlungen führen. In einer Pressekonferenz am Dienstag lobte Chinas Umweltminister und COP15-Präsident Huang Runqiu die “gute und konstruktive Zusammenarbeit” der Verhandlungsparteien. So seien rund ein Drittel aller Punkte der COP-Agenda bereits abgehakt worden.
Was erst einmal gut klingt, bedeutet aber auch: Zwei Drittel fehlen noch. Insbesondere die entscheidenden Fragen, etwa zur Umsetzung der angepeilten Ziele oder zur Finanzierung, sind weiter ungelöst. Gleichzeitig läuft die Zeit davon. Am Donnerstag beginnt das sogenannte High-Level-Segment mit den Umweltministern der Mitgliedsstaaten, die die UN-Vielfalts-Konvention (auf Englisch Convention on Biological Diversity, kurz CBD) unterzeichnet haben. Huang kündigte für das hochrangige Treffen die Ausarbeitung einer Roadmap an, die die Themen nach Dringlichkeit einteilt. Zum Ende der COP15 soll dann ein neue UN-Vereinbarung zur Biologischen Vielfalt bis 2050 stehen, die den Namen Post-2020 Global Diversity Framework (GBF) trägt und konkrete verbindliche Ziele vorlegt.
Um die Ausrichtung der Konferenz hatte sich China bereits 2016 beworben, kurz nachdem die UN-Klimakonferenz in Paris für weltweite Aufmerksamkeit gesorgt hatte. “Die chinesische Regierung wollte etwas Ähnliches schaffen und einen Paris-Moment für Biodiversität hervorbringen”, sagt Li Shuo. Doch 2015 reisten rund 150 Staats- und Regierungschefs in die französische Hauptstadt und verliehen dem Treffen allein dadurch die nötige Dimension. Nach Montreal kam nur einer: Kanadas Premierminister Justin Trudeau.
Der Verlust der ökologischen Vielfalt werde mehr als regionales und weniger als grenzüberschreitendes Problem wahrgenommen, erklärt Li Shuo das fehlende Interesse. Doch es gibt noch einen anderen Grund. Die chinesische Präsidentschaft hat die oberste Riege nicht nach Montreal eingeladen. Zu wenig Zeit für die Vorbereitung, so die offizielle Begründung. Die inoffizielle von den Gängen des Konferenzgeländes: China wollte nicht zu viel Aufmerksamkeit für die Gastgeber. Tatsächlich wird COP15-Präsident Huang Runqiu nicht müde zu betonen, dass es sich in Montreal lediglich um den zweiten Teil der eigentlich in Kunming stattfindenden Konferenz handle.
Damals, im Oktober 2021, hatte Chinas Präsident Xi Jinping in einer Video-Rede einen Finanztopf mit Namen Kunming-Fonds für biologische Vielfalt mit einem chinesischen Finanzbeitrag von 1,5 Milliarden Yuan (205 Millionen Euro) angekündigt. Der Fonds solle Entwicklungsländer beim Erhalt der Artenvielfalt unterstützen. Xi lud zugleich andere Staaten ein, sich daran zu beteiligen. Auch versprach Xi verstärkte chinesische Anstrengungen im Kampf gegen das Artensterben, darunter den weiteren Ausbau der chinesischen Naturschutzgebiete. Diese nehmen derzeit etwa 18 Prozent der chinesischen Landfläche ein.
Die Mitgliedstaaten verabschiedeten dabei online die recht vage formulierte “Erklärung von Kunming” , die immerhin bereits das für das GBF angepeilte Ziel enthält, 30 Prozent der Flächen an Land und im Meer bis 2030 unter Schutz zu stellen (China.Table berichtete). Dieses werde von “vielen Staaten” angestrebt, hieß es.
Insgesamt enthält der Rahmenentwurf für das GBF-Abkommen nach Angaben des UN-Umweltprogramms UNEP mehr als 20 Zielvorgaben, darunter zum Beispiel Vorschläge
Anstelle von Einigkeit gibt es jedoch ein Geflecht unterschiedlicher Gruppen, die je nach Thema eigene Allianzen schmieden oder Vorschläge einbringen. China selbst hat sich zu den meisten Themen bisher nicht eindeutig positioniert. Volle Unterstützung gab es von Peking laut dem Umwelt- und Klimafachdienst Carbon Brief kurz vor der Konferenz für kein einziges Thema. Bekannt sei, dass China quantifizierbare Ziele für den schrittweisen Ausstieg aus dem Einsatz von Pestiziden und chemischen Düngemitteln ablehne.
China werde “keine Mühen scheuen”, um alle Parteien zur Annahme des GBF zu bewegen und die Gespräche zu koordinieren, hatte Huang Runqiu in seiner Auftaktrede gesagt – “um damit ein neues Kapitel des globalen Biodiversitätsschutzes zu schreiben.” Die Zeit dazu drängt. Timo Landenberger, Christiane Kühl
Sinolytics ist ein europäisches Beratungs- und Analyseunternehmen, das sich auf China spezialisiert hat. Es berät europäische Unternehmen bei der strategischen Ausrichtung und den konkreten Geschäftsaktivitäten in der Volksrepublik.
Bei einem Anschlag auf ein Hotel in der afghanischen Hauptstadt Kabul sind fünf chinesische Staatsbürger schwer verletzt worden. Zu dem Anschlag bekannte sich die Terrorgruppe Islamischer Staat (IS). Das Kabul Longan Hotel sei zum Ziel geworden, weil es dem “kommunistischen China” gehöre und von Diplomaten genutzt werde, teilte die Gruppe mit. IS-Mitglieder hätten zwei Taschen mit Sprengstoff gezündet, die sie zuvor am Hotel zurückgelassen hatten. Ein Wachmann, der zur Zeit der Explosion in der Nähe war, bestätigte gegenüber Reuters, dass Angreifer ein Zimmer in dem Hotel gebucht hatten, um den Sprengstoff hineinschaffen zu können. Nach Angaben der von den radikalislamischen Taliban geführten Regierung haben Sicherheitskräfte drei Angreifer getötet.
Der Anschlag wurde erst am Dienstag international bekannt, als Chinas Außenamtssprecher Wang Wenbin auf einer regulären Pressekonferenz die Taliban aufforderte, den Anschlag gründlich zu untersuchen. Die chinesische Botschaft habe ein Team an den Tatort geschickt, um zu helfen, Opfer zu retten, zu behandeln und unterzubringen. “Die Art dieses Terroranschlags war abscheulich, die chinesische Seite ist zutiefst schockiert”, sagte Wang. Er empfahl angesichts der Sicherheitslage chinesischen Bürgern und Organisationen, Afghanistan so bald wie möglich zu verlassen.
Der Anschlag vom Montag richtete sich offenbar tatsächlich gezielt gegen China. Zu dem Zeitpunkt hätten sich mehr als 30 Chinesen in dem Hotel aufgehalten, sagte der Geschäftsmann Yu Ming Hui, Leiter des Geschäftskomplexes China Town in Kabul, zu Reuters. “Fünf von ihnen liegen auf der Intensivstation des Notfallkrankenhauses, etwa 13 bis 14 sind nur oberflächlich verletzt.” Die Taliban-Regierung hat seit ihrer Machtübernahme im August 2021 Mühe, die Sicherheitslage zu stabilisieren. Radikale des Islamischen Staates haben in den letzten Monaten mehrere Anschläge in Kabul verübt, unter anderem auf die russische und pakistanische Botschaft. rtr/ck
Russlands Präsident Wladimir Putin und Chinas Staatschef Xi Jinping bleiben in Kontakt. Beide wollen Ende Dezember für eine Gesprächsrunde zusammenkommen. Das berichtete die russische Wirtschaftszeitung “Wedomosti” am Dienstag. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow sagte der Zeitung zufolge, dass das Datum und die Tagesordnung des Treffens bereits bekannt seien, eine offizielle Ankündigung aber erst später erfolgen werde. Die beiden Staatsführer stünden “in ständiger Kommunikation”, so Peskow weiter. Ob das Treffen persönlich oder in Form einer Videokonferenz abgehalten wird, ist noch nicht bekannt. “Die Details werden derzeit ausgearbeitet”, zitiert die russische Tageszeitung eine nicht näher genannte Quelle. rtr/fpe
China hat bei der Welthandelsorganisation (WTO) Klage gegen die US-Beschränkungen für die Ausfuhr von Halbleitern und anderen Hightech-Produkten an chinesische Firmen eingereicht. Das Handelsministerium in Peking begründete die Klage vor dem WTO-Schiedsgericht mit dem Vorwurf der “typischen Praxis des Handelsprotektionismus” durch die USA. Washington will durch das Embargo den Zugriff Chinas auf Hochleistungschips für Anwendungen wie Künstliche Intelligenz einschränken. Japan und die Niederlande wollten sich Berichten zufolge den US-Exportbeschränkungen anschließen (China.Table berichtete). Die USA kämen damit ihrem Ziel näher, China aus der internationalen Technologie-Lieferkette zu entfernen.
“In den letzten Jahren hat die US-Seite den Begriff der nationalen Sicherheit ständig überstrapaziert, Exportkontrollmaßnahmen missbraucht und den normalen internationalen Handel mit Chips und anderen Produkten behindert”, heißt es in einer Erklärung des Handelsministeriums vom Montag. Die USA hätten den Wettbewerb mit China zum Ziel ihrer gesamten China-Politik gemacht, zitierte die South China Morning Post Qin Gang, Pekings Botschafter in Washington. Laut Qin stünden inzwischen mehr als 1.000 chinesische Unternehmen auf verschiedenen Listen für US-amerikanische Exportkontrollen und Sanktionen.
Als Reaktion auf das Embargo will China Insidern zufolge die heimische Halbleiter-Produktion ausbauen. Geplant seien Beihilfen und Steuer-Vergünstigungen im Volumen von umgerechnet 136 Milliarden Euro, zitierte Reuters am Dienstag drei anonyme Quellen. Der Großteil der Subventionen solle dem Kauf von Anlagen zur Chip-Produktion dienen, um die heimische Industrie zu modernisieren, sagten die Insider weiter. Ein weiteres Ziel sei verstärkte Forschung und Entwicklung. Es wäre das größte Paket dieser Art seit mehr als fünf Jahren. ck/rtr
Der Reigen der China-Strategien geht weiter – mit ähnlichen Inhalten in unterschiedlicher Gewichtung. Am Dienstag hat sich der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) mit einem eigenen Positionspapier gemeldet. Der Inhalt entspricht in wesentlichen Zügen den Strategien des BDI und des Wirtschaftsministeriums. China wird in bekannter Manier als “Wettbewerber, Partner und Systemrivale” eingestuft. Zwar steht hier – anders als in der EU – nicht der “Partner” vorne. Doch im Text dominiert zunächst die Betonung von China als unersetzlichem Absatzmarkt.
Das Papier bietet auch einige aktuelle Verbandsdaten zum Chinageschäft der Maschinenbauer. Von den 3.500 VDMA-Mitgliedsfirmen haben 900 in China investiert, davon wiederum betreibt die Hälfte eine eigene Herstellung vor Ort. fin
Die EU-Institutionen haben sich auf die Einführung eines Abwehrmechanismus gegen bestimmte klimaschädliche Waren aus Drittländern wie China verständigt. Das Europaparlament, der EU-Rat der Mitgliedsstaaten und die EU-Kommission teilten am Dienstag mit, dass eine Einigung für den sogenannten CO2-Grenzausgleich (kurz CBAM von Englisch “Carbon Border Adjustment Mechanism”) erreicht wurde. Die Regelung soll zunächst für Produkte wie Zement, Eisen und Stahl, Aluminium, Düngemittel sowie Strom und Wasserstoff gelten. Ab Oktober 2023 sollen Daten über die Emissionen dieser Güter eingesammelt werden.
Der CO2-Grenzausgleich sei einer der wenigen Mechanismen, die man habe, um Handelspartnern Anreize zur Dekarbonisierung ihrer Industrie zu geben, sagte der im EU-Parlament federführende Abgeordnete Mohammed Chahim nach der Einigung. Er soll Nachteile europäischer Produzenten durch die CO2-Bepreisung in der EU im internationalen Wettbewerb verhindern – indem eben Importeure aus Ländern ohne Emissionshandel einen Grenzausgleich in Höhe des CO2-Preises in der EU zahlen.
Es geht dabei vor allem um die Zukunft. Bisher muss die EU-Industrie für die meisten ihrer Emissionen nicht zahlen, sondern bekommt die Emissionsrechte kostenlos zugeteilt. Mit der Reform des europäischen Emissionshandels (ETS) sollen diese Freizuteilungen allerdings schrittweise abgeschmolzen werden. Dann wird der CBAM ins Spiel kommen.
Die chinesische Vertretung in Brüssel sieht den CBAM als einen protektionistischen Schritt, der primär Hersteller aus der Volksrepublik vom EU-Markt ausschließen soll.China hatte Mitte vergangenen Jahres ebenfalls einen Emissionshandel begonnen. Es ist jedoch fraglich, ob dieser mit dem europäischen System vereinbar werde (China.Table berichtete).
Damit der CBAM umgesetzt werden kann, müssen sich die EU-Länder und das Parlament jetzt noch über eine geplante Reform des Emissionshandels verständigen. Dafür sind Verhandlungen am Freitag und Samstag angesetzt. Dann soll auch entschieden werden, ab wann der CBAM vollständig gelten soll. luk/ari
Nach dreißig Jahren in Deutschland sah Wenhai Wang den Bedarf deutlich: Je länger er bei deutschen Unternehmen tätig war, desto häufiger wurde der gebürtige Chinese nach mehr Austausch mit seinem wirtschaftlich aufstrebenden Heimatland gefragt. Tatsächlich fand er keinen niedrigschwelligen Rahmen, in dem sich eine solche Brückenfunktion im Alltag herstellen ließ. So entschloss er sich 2017 kurzerhand selbst dazu, eine Stiftung zu gründen, die zwischen Deutschland und China vermittelt und sich für Projekte in den Bereichen Medien, Bildung, Kultur, Wirtschaft und Technik einsetzt.
Nach drei Jahren zählte die Stiftung Deutsche und Chinesische Kultur bereits ein Dutzend Mitarbeitende, die für die Koordination der eintrudelnden Anfragen zuständig waren. Für Wang war das ein Zeichen dafür, dass er in seiner Einschätzung richtig lag, dass das Feld des deutsch-chinesischen Kulturaustauschs bis zu diesem Zeitpunkt dramatisch unterbesetzt war. “Monatlich bekommt das Team um die 600 Mails und Nachrichten auf WeChat. “Da ist von Privatpersonen, Institutionen aus Kunst und Bildung, bis hin zu mittelständischen Unternehmen und Großkonzernen alles dabei.”
Wang und sein Team setzen immer da ein, wo jemand von einer Idee begeistert ist, aber keinen Schimmer hat, an wen man sich für die Realisierung wenden muss. Sie leiten an zuständige Behörden weiter, helfen ab und an beim Ausfüllen von Formularen und geben Rat bei aufkommenden Unsicherheiten: “Die chinesische Beziehungskultur unterscheidet sich einfach von der deutschen Beratungskultur. Wir aber können Risiken wittern und im Zweifel sagen, wann man lieber anders abbiegen sollte”.
Eines der jüngeren Projekte bestand darin, bei der IFA ein Mediencenter für die Messe Berlin zu errichten. Dabei hat die Stiftung die Konzeptualisierung gestemmt, Personal für die Koordination der überregionalen Berichterstattung zur Verfügung gestellt und eine Düsseldorfer Produktionsfirma angeworben.
Weitere Zusammenarbeiten bestanden bereits mit der Berlinale, der die Stiftung beim Import von chinesischen Filmen zur Seite stand. Oder mit mehreren Schulen und Universitäten in China und Deutschland, die immer wieder zwecks Austauschmöglichkeiten anklopfen. Im Moment entwickelt das Team ein Programm mit Berliner Galerien, um für 2024 eine Kunsttour durch China zu organisieren. Immer mehr chinesische Künstler wollten sich umgekehrt in der EU ansiedeln, erklärt Wang.
Ein Kernbestandteil der Stiftungsarbeit ist neben dem kulturellen auch der wirtschaftliche Dialog. In Kooperation mit dem Bundesverband mittelständische Wirtschaft wurden zahlreiche Satellitenbüros in China eröffnet, für die Wangs Team deutsche Unternehmen mit chinesischen Dienstleistungsanbietern in Sachen Copyright, Ansiedlungspolitik und Wirtschaftsförderung verknüpft hat: “Diese Prozesse führen wir zwar nicht aus, aber wir platzieren die Leute immer an den richtigen Stellen, damit sie reibungslos voranschreiten können.”
Die “unprognostizierbaren Entwicklungslinien der politischen Landschaft”, wie Wang es behutsam formuliert, bereiten auch ihm Sorge. Wangs pragmatischer Optimismus ist aber trotz alledem ungebrochen: “Wenn in den nächsten fünf Jahren die Verbindungen auf Eis gelegt werden, dann ist das so. Was es aber immer geben wird, sind neugierige Leute - in China wie hier. Wir werden dort arbeiten, wo wir können.” Julius Schwarzwälder
Lanhua Jin hat bei der Personalberatung Wittker + Wittmann als HR-Consultant die Verantwortung für die Märkte Japan, Deutschland und China übernommen. Jin rekrutiert in ihrer neuen Rolle vor allem Fachkräfte in den Bereichen Technology and Automotive.
Daniel Manwaring wird ab Januar 2023 CEO von Imax China, dem führenden Anbieter hochauflösender Kinotechnik. Der Manager lebt seit 2006 in China und ist mit der Regisseurin Zhang Mo verheiratet, der Tochter des bekannten Filmemachers Zhang Yimou. Zuvor war Manwaring für die Medien- und Unterhaltungsplattform CAA China tätig.
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Jedes Jahr im Dezember verwandelt sich die Stadt Harbin in der nordöstlichen Provinz Heilongjiang in einen gigantischen Skulpturenpark aus Schnee und Eis. Hier verpasst ein Arbeiter einem majestätischen Schneeross mit einer Schaufel den letzten Schliff. Das “internationale Eis- und Schneefest” läuft noch bis zum 28. Februar.