weil Xi Jinpings Vorzeigeprojekte wie die weltumspannende Belt-and-Road-Initiative oder die Megastadt Xiong’an Kritik auf sich ziehen und stellenweise sogar stagnieren, setzt Chinas Staatschef auf bewährte Zugpferde. Vergangene Woche hat Xi eine dreitägige Reise in den Süden unternommen – nicht ganz in der Tradition des Reformers Deng Xiaoping, aber doch mit einigen ambitionierten Ideen im Gepäck.
Xi will nicht nur die Innovationsfähigkeit der Finanzmetropole Shanghai stärken, sondern die Wettbewerbsfähigkeit des gesamten Jangtse-Deltas in neue Höhen katapultieren. Der durch elf Provinzen reichende Wirtschaftsgürtel sei entscheidend für die “Verjüngung” der chinesischen Nation und die “Erforschung des Aufbaus einer modernen Zivilisation”, sagt Xi. Das sind neue Töne. Xi war zwar einst Shanghais Parteichef. Dennoch hatte er die Region als Präsident lange eher stiefmütterlich behandelt.
Eine wichtige Rolle auf Chinas Weg zur Weltmacht spielt die Entwicklung der Chipindustrie. Zuletzt hatte Huawei mit der Entwicklung eines High-End-Chips im Sieben-Nanometer-Maßstab einen Meilenstein feiern können. Und das trotz US-Sanktionen.
Ein wirklicher Game-Changer sei das aber noch nicht, erklärt Glenn Tiffert im Gespräch mit Michael Radunski. Der China-Experte der Stanford University glaubt, dass die Chips dem etablierten Anbieter TSMC aus Taiwan noch lange keine Konkurrenz machen können. Die Details finden Sie in unserer Analyse.
Auch was den Preis und die Rechengeschwindigkeit angeht, hinkt China hinterher. So fehle es dem Land an Ingenieuren. Riesige Mengen an Staatskapital werden das nicht ändern, zumindest nicht von heute auf morgen.

Huawei hat gerade die Entwicklung eines neuen High-End-Chips gefeiert – trotz aller US-Sanktionen. Gewinnt China den Halbleiterkrieg gegen die USA?
Diesen speziellen Chip herzustellen, ist eine Fähigkeit, die China bereits vor den US-Exportkontrollen hatte. Es ist also keine Überraschung, dass es ihnen gelungen ist, einen Chip im Sieben-Nanometer-Maßstab zu bauen. Aber: Alle wichtigen Maschinen stammen aus dem Ausland. Das zeigt, dass China in hohem Maße auf die Unterstützung ausländischer Unternehmen angewiesen ist. Die Tatsache, dass sie ihn gebaut haben, ist weniger bedeutsam als die Tatsache, dass es sich nicht um einen konkurrenzfähigen Chip handelt.
Warum das?
Es ist unklar, wie hoch die sogenannten yields sind. Sind sie niedrig, ist der Preis hoch. Deshalb wird der Huawei-Chip wohl nicht mit den Chips konkurrieren, die TSMC für Qualcomm oder Apple herstellt. Zudem deuten die ersten Spezifikationen darauf hin, dass der Huawei-Chip mit rund 60 Prozent der Geschwindigkeit der neuesten Chips von Apple und Qualcomm arbeitet.
Sie haben Rendite und Preis erwähnt, aber wenn Peking ein bestimmtes Ziel erreichen will, ist Geld sicherlich nicht das Problem.
Das ist richtig. Chinas Stärken liegen in der Mobilisierung immenser Kapitalmengen und der Mobilisierung von Menschen. Jedes Problem, das derart gelöst werden kann, wird China lösen. Aber die Halbleitertechnologie ist anders. Vieles beruht auf der Erfahrung von Ingenieuren, die dies jahrelang getan haben. Deshalb ist Taiwan besser als jedes andere Land auf der Welt. China reagierte in den 2000er-Jahren, indem es so viele taiwanesische und koreanische Ingenieure wie möglich nach China holte. Das hat China zu erheblichen Fortschritten verholfen. Aber China kann immer noch nicht annähernd an Taiwan und Korea heranreichen. China ist einfach nicht innovativ genug.
China ist nicht innovativ – diese Ansicht ist wohl etwas veraltet. Die Volksrepublik hat das in verschiedenen Bereichen bewiesen.
Der dynamischste Teil der Halbleiterindustrie in China sind Privatunternehmen. Und Privatunternehmen in China tun das, was Privatunternehmen überall auf der Welt tun: Sie suchen nach den besten Anbietern, die sie finden können. Also sind sie nach Taiwan gegangen, um dort Chips bauen zu lassen. Dies verhinderte das Entstehen bestimmter Technologien und bestimmter Fähigkeiten in China. China hat in der Tat große Fortschritte erzielt, aber nicht in der modernen Chipfertigung.
In China gibt es aber nicht nur Privatunternehmen. Beteiligt sind auch der Staat und die Provinzen.
Als der Staat riesige Mengen an Kapital für den Bau inländischer Chipfabriken zur Verfügung stellte, wählten die Provinzregierungen ebenfalls die beste Option: Anstatt sich also bei unerfahrenen inländischen Unternehmen umzusehen, gaben sie diese Subventionen aus, um Intel, Micron und andere Unternehmen nach China zu locken. Nehmen Sie SK Hynix: 50 Prozent der Produktionskapazität des südkoreanischen DRAM-Herstellers befindet sich in China, wo High-End-Chips hergestellt werden. Diese Fabriken befinden sich zwar in China, aber das geistige Eigentum und die Chefingenieure sind alle Koreaner.
Interessant, dass Sie zwischen staatlichen und privaten Unternehmen unterscheiden. Die USA behaupten immer: In China ist alles am Ende der Staat und die Kommunistische Partei. Was ist also richtig?
Die KP hat in den vergangenen Jahren ihre Kontrolle massiv verstärkt über Unternehmen, die sich eher wie Privatfirmen verhielten. Kein großes Unternehmen in China ist wirklich privat, weil der Staat dies nicht zulassen würde. Die Partei muss alles kontrollieren. Xi Jinping sperrt sogar das ganze Land ab. Bei Alibaba ist Jack Ma für sechs Monate einfach verschwunden. Die Partei übernimmt die dynamischsten Wirtschaftszweige. Auch Huawei verschleiert bewusst, was es ist. Wenn Sie jedoch nicht feststellen können, inwieweit ein Unternehmen privat oder nicht privat ist, handelt es sich um ein nicht vertrauenswürdiges Konstrukt.
Ich war bei Huawei in Shenzhen. Sie haben mich herumgeführt und gesagt: Hier sind unsere Telefone, hier unsere Chips, bitte schauen Sie nach Sicherheitslücken. Gibt es Beweise für eine sogenannte Backdoor?
Die Frage, ob Huawei ein Sicherheitsrisiko darstellt, können unsere Geheimdienste am besten beantworten. Es gibt starke Indizien. Ich habe mir den Huawei-Code angeschaut – und es stellt sich eine Frage: Ist er nur schlampig geschrieben oder werden absichtlich Hintertüren erstellt?
Wie lautet Ihre Einschätzung?
Ab einem bestimmten Punkt bin ich mir nicht sicher, ob das noch wichtig ist. Wenn der Code schlampig geschrieben ist, bedeutet das, dass jeder eine Hintertür dazu haben kann. Das kommt allen Geheimdiensten der Welt zugute, auch den Chinesen. Wenn der Code aber bewusst mit einer Hintertür geschrieben wurde, dann, um chinesische Akteure zu bevorzugen. Aber ich bin nicht qualifiziert, dazu Stellung zu nehmen.
China lobt Huawei als seinen nationalen Champion. Sollte auch der Westen seine Unternehmen stärker unterstützen?
Ich sage Ihnen Folgendes: Wenn wir gegen China antreten, mit genau demselben Plan, den wir in den vergangenen Jahrzehnten verwendet haben, obwohl wir gesehen haben, dass dieser Plan nicht funktioniert – dann werden wir schlicht weiter verlieren. Wir müssen das Drehbuch ändern. China wird China bleiben. Wir müssen China so akzeptieren, wie es ist. Es wird nicht den Prinzipien des freien Marktes folgen, die in Ihrem und meinem Land gelten.
Was sind die Konsequenzen?
Untersuchungen zufolge macht fast jedes in China hergestellte Elektrofahrzeug durchschnittlich etwa 30.000 bis 35.000 US-Dollar Verlust. Aber China wird weiter viel Geld hineinstecken, bis es Volkswagen, BMW, Ford und General Motors aus dem Geschäft drängt. Wenn wir weiter so tun, als wäre das kein Risiko, werden GM und Volkswagen aus dem Geschäft gedrängt – so wie es in Deutschland früher eine Solarindustrie gab und das heute nicht mehr der Fall ist. Wir müssen also neue Tools entwickeln, denn die alten werden nicht funktionieren.
Haben Sie Vorschläge?
Ich widersetze mich der Idee, dass wir wie China werden sollten. Wir brauchen hier kreative Ansätze. Es gibt Instrumente, etwa Antidumping-Strategien. Auch mehr Zusammenarbeit über den Atlantik hinweg, um Strategien zu entwickeln, die die Bemühungen des jeweils anderen nicht kannibalisieren, und um Wege zu finden, damit der Rest der Welt lieber mit uns statt mit China und Russland zusammenarbeiten will.
Um auf den Ausgangspunkt zurückzukommen: Sind Sanktionen dann der richtige Weg, um diesen Wettstreit zu gewinnen?
Ich denke, Sanktionen sind ein nützliches Instrument. Allerdings bleiben Sanktionen tendenziell hinter der Bedrohung zurück und sind starr. Wir müssen anpassungsfähiger sein. Das bedeutet, dass zum Beispiel auch unsere Unternehmen und Universitäten Risikomanagementprozesse aufbauen müssen, damit sie sicherstellen können, dass ihre Zusammenarbeit mit China mit ihren Werten, ihren eigenen Interessen wie auch den nationalen Interessen im Einklang steht.
Sanktionen gibt es nicht nur zwischen den USA und China. Viele andere Akteure, wie Taiwan mit TSCM oder die Niederlande mit ASML, sind beteiligt. Private Unternehmen, die auf den chinesischen Markt setzen.
Für TSMC ist der chinesische Markt im Grunde kein riesiger Markt. Der Prozentsatz ihres Umsatzes liegt irgendwo im Zehn-Prozent-Bereich. Es ist ein Anteil, auf den sie verzichten können, weil die Nachfrage nach ihren Produkten auf der Welt derart groß ist. China ist ein Gigant in der Elektronikmontage. Und hier liegt unser größtes Risiko in den Lieferketten: Apple kann ohne die Montagewerke in China nicht existieren. Aber es ist nicht so, dass China die wichtigste Technologie für diese Telefone produziert.
Wir haben vergangene Woche gesehen, wie CEOs internationaler Unternehmen Xi Jinping in den USA mit Standing Ovations feierten. Wie hält man all diese Firmenchefs im US-Team?
Es ist kein amerikanisches Team. Es sollte ein westliches Team sein. Es sollte ein Team sein, das für eine bestimmte Vision der Welt steht – egal ob man es regelbasierte internationale Ordnung oder Demokratie nennt.
Aber das Sagen haben die USA.
Schauen Sie, die USA haben ein anderes Verhältnis zu Ostasien als Deutschland. Wir haben gegenseitige Verteidigungsverträge mit Japan, Korea, den Philippinen oder Australien. Daher ist für uns die Fähigkeit Chinas, militärisch anwendbare Technologien wie High-End-Halbleiter für den Einsatz in ballistischen Raketen zu erwerben, ein großes Problem – auf eine Art und Weise, die für die Europäer vielleicht weniger dringend ist. Aber wir stecken alle gemeinsam in dieser Sache, genauso wie die Vereinigten Staaten hier in Europa beim Krieg in der Ukraine helfen. Wir hoffen, dass unsere europäischen Verbündeten und Partner uns bei unseren strategischen Zielen zur Wahrung von Frieden und Sicherheit in Ostasien unterstützen. Unsere strategischen Denker hoffen wirklich, dass die Europäer für uns da sein werden, so wie wir es in der Vergangenheit für sie getan haben.
Glenn Tiffert ist Distinguished Research Fellow bei der Hoover Institution der Stanford University. Er sieht sich als “Historiker des modernen China”. Er ist Ko-Vorsitzender des Hoover-Projekts zu “China’s Hard Power”. Die Hoover Institution ist eine angesehene Denkfabrik mit einem Fokus auf Fragen von Krieg und Frieden.

Fünf Jahre nach der Schaffung eines neuen künstlichen Wirtschaftszentrums im nördlich gelgenen Xiong’an und anderthalb Jahre nach den verheerenden Lockdowns in Shanghai entdeckt Staatschef Xi Jinping die Jangtse-Region als Wirtschaftslokomotive neu. Grund könnte die anhaltende Wirtschaftskrise sein. Seinen eigenen Lieblingsprojekten fehlt die Zugkraft – da spielt er die etablierten Wachstumsbringer wieder nach vorn.
Xi Jinping hat dazu in den vergangenen zwei Monaten eine Reihe hochrangig besetzter Konferenzen einberufen. Jede von ihnen hatte das Ziel, den Status des Jangtse-Deltas und flussaufwärts des Jangtse-Wirtschaftsgürtels fester in den nationalen Strategien des Landes zu verankern.

Das Jangtse-Delta besteht aus Shanghai und 26 weiteren Großstädten in den benachbarten Provinzen Jiangsu, Zhejiang und Anhui. Der Jangtse-Wirtschaftsgürtel erstreckt sich über elf Provinzen vom Mündungsgebiet bis nach Guizhou, Sichuan und Yunnan ganz im Westen des Landes.
Xi war voll des Lobes für die Region, die er bisher eher stiefmütterlich behandelt hat. Die Innovationsfähigkeit und die Wettbewerbsfähigkeit des Jangtse-Deltas seien entscheidend für die “Verjüngung” der chinesischen Nation und die “Erforschung des Aufbaus einer modernen Zivilisation”, zitierten offizielle Medien Xi am Donnerstag auf einem Symposium über die integrierte Entwicklung des Jangtse-Deltas zitiert. “Qualität und Integration sind hier die Schlüsselwörter”, sagte er zum Abschluss eines dreitägigen Besuchs in der Finanzmetropole Shanghai.
Das mag ein wenig nach Xis üblichen großen Reden klingen. Aber die Verwendung von Top-Schlüsselworten seiner Ideologie offenbaren ein echtes Interesse an der Jangtse-Region als Konjunkturlokomotive. Das zeigt sich vor allem im Vergleich mit früheren Aussagen, aus denen sich keine Sonderstellung ableiten ließ.
Xi gab sich zudem alarmistisch und warnte vor allerlei Gefahren. Er forderte die Jangtse-Mündungsregion auf, “die technologischen, industriellen und finanziellen Bereiche sowie die wichtige Infrastruktur, die sowohl mit der nationalen als auch mit der regionalen Sicherheit zusammenhängen, sehr genau im Auge zu behalten”.
Er rief auch dazu auf, der Sicherheit im internationalen Geschäft chinesischer Unternehmen große Aufmerksamkeit zu schenken. Chinesische Unternehmen “sollten dazu angeleitet werden, ihre Industrieketten in vernünftiger und geordneter Weise ins Ausland auszudehnen”.
Auch die Binnenregionen entlang des Flusses wurden von Xi aufgewertet. Der Jangtse-Wirtschaftsgürtel erstreckt sich von Shanghai aus bis weit ins Inland. Der Gürtel sollte eine größere Rolle in Chinas Streben nach Sicherheit von Getreide, Energie, wichtigen industriellen Lieferketten und Logistikketten sowie Wasserressourcen spielen, sagte Xi am 12. Oktober in Nanchang, Jiangxi.
Xi skizzierte wichtige Aufgaben für die weitere Integration des Deltas, unter anderem:
Neben Shanghai gibt es im Jangtse-Delta auch andere wirtschaftlich starke Städte wie Suzhou, Hangzhou, Nanjing, Ningbo und Wuxi. Es ist die Heimat einiger der bekanntesten chinesischen Unternehmen wie Alibaba, Pinduoduo und seiner Überseemarke Temu. Es ist auch der Hauptsitz einiger der größten Chip- und Elektroautohersteller des Landes und vieler der besten Universitäten des Landes in den Bereichen Hochtechnologie und Wirtschaft.
Westlich des Deltas im Jangtse-Flussgürtel befinden sich einige der wichtigsten Getreideanbaugebiete Chinas, das gigantische Drei-Schluchten-Staudamm-Wasserkraftwerk und große Wirtschaftszentren wie Wuhan und Chongqing.
Seit seinem Amtsantritt als Parteisekretär im Jahr 2012 hat Xi fünf nationale Strategien für regionale Entwicklungen auf den Weg gebracht.
Er leitete alle drei bis fünf Jahre Sitzungen, um die Fortschritte zu überprüfen und Anweisungen für die nächsten Schritte zu geben. Diesmal waren die Töne, die er für das Delta und den Gürtel anschlug, unerwartet positiv.
Der Wohlstand von Guangdong wird immer noch oft Deng Xiaoping zugeschrieben, der in den frühen Tagen der Öffnung Chinas die bahnbrechende Entscheidung traf, Sonderwirtschaftszonen in Shenzhen, Zhuhai und Shantou zu errichten. Doch obwohl Xi von 2007 bis 2008 fast ein Jahr lang auch Shanghais Parteichef war, wird der Erfolg Shanghais und seiner Umgebung oft als Vermächtnis von Jiang Zemin und Zhu Rongji angesehen.
Um seine eigenen Projekte zu verfolgen, rief Xi 2013 die neue Seidenstraße (Belt-and-Road-Initiative, BRI) ins Leben. Im Jahr darauf stellte er die Peking-Tianjin-Hebei-Strategie vor. Es war keine brandneue Idee, aber er schaffte es, ihr einen tiefen persönlichen Stempel aufzudrücken, indem er ein Herzstück dafür entwarf, die Xiong’an New Area.
Etwa 100 Kilometer südlich von Peking gelegen und 2017 eröffnet, wurde es als supermoderne Megastadt konzipiert, die das Wachstum in Hebei ankurbeln und gleichzeitig ausgewählte Regierungsorgane, staatliche Unternehmen und Universitäten beherbergen soll, die aus Peking weggezogen sind.
Die Stadt ist schon halb fertig. Aber nur wenige Menschen wollen wirklich dort wohnen. Zu allem Überfluss haben die verheerenden Überschwemmungen in der Region in diesem Sommer einen großen, vernachlässigten Fehler des Projekts aufgedeckt: Xiong’an liegt nur 10 Meter hoch über dem Meeresspiegel. Der Plan muss etwas modifiziert werden, höchstwahrscheinlich mit einem kräftigen Kostenanstieg.
Abgesehen von dem Pfusch in Xiong’an kam auch das Peking-Tianjin-Hebei-Schema im Allgemeinen nicht viel voran. Die wirtschaftliche Kluft zwischen dem ländlichen Hebei und den beiden städtischen Nachbarn ist einfach zu groß. Das Bruttoinlandprodukt pro Kopf von Hebei lag im Jahr 2022 bei nur 8.440 US-Dollar im Jahr und liegt damit auf Platz 26 der 31 chinesischen Provinzen. Liu Yi
Wie viel Krise geht noch? Diese Frage möchten wir mit Ihnen und einem der wichtigsten Steuerleute der deutschen Außenpolitik, dem Außenamts-Staatssekretär Thomas Bagger morgen, am Dienstag, 5. Dezember, von 10.30 bis 11 Uhr diskutieren. An dem digitalen Gespräch nehmen auch die Table.Media-Redaktionsleiter für Afrika, Agrifood, Berlin, China, Europa, Forschung, Klima, Research und Sicherheit teil. Hier können Sie sich kostenlos anmelden.
Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko ist am Sonntag nach Peking gereist, um sich zu Gesprächen mit dem chinesischen Staatschef Xi Jinping zu treffen. Es ist die zweite Reise nach China in diesem Jahr. Lukaschenko ist ein enger Verbündeter von Russlands Präsident Wladimir Putin.
Bei dem Besuch am Sonntag handele es sich um einen “Arbeitsbesuch”, wie die staatliche belarussische Nachrichtenagentur BelTA berichtet. “Auf der Tagesordnung stehen Fragen des Handels, der Wirtschaft, der Investitionen und der internationalen Zusammenarbeit“, so BelTA unter Berufung auf den Pressedienst Lukaschenkos.
Während seines ersten offiziellen Besuchs vom 28. Februar bis zum 2. März wurde Lukaschenko in Chinas Hauptstadt mit Salutschüssen und militärischen Ehren empfangen. Nach den Gesprächen hatte Xi erklärt, dass die Freundschaft zwischen China und Weißrussland “unzerbrechlich” sei, und beide Seiten das “gegenseitige politische Vertrauen ständig stärken und einander wahre Freunde und gute Partner” bleiben sollen.
Wie auch Xi hat Lukaschenko Russlands Invasion in der Ukraine im Februar 2022 nicht verurteilt. Der belarussische Präsident es zudem Moskau, sein Territorium für den Krieg zu nutzen. Es herrscht auf vielen kritischen Feldern Einigkeit zwischen Lukaschenko und Xi. Nach ihrem Treffen am 1. März riefen beide zu einem “schnellstmöglichen” Friedensabkommen für die Ukraine auf. rtr
Die fünf größten deutschen Automarken haben in China im vergangenen Jahr fast 2.000 Patente für Elektroautos angemeldet. Das zeigt eine Analyse der Münchener Kanzlei Grünecker. Im Vergleich zum Jahr 2018 habe sich die Zahl der angemeldeten Patente damit mehr als verdoppelt, berichtet das Handelsblatt, dem die Analyse vorab vorlag. E-Autohersteller aus den USA, Korea und Japan hätten demnach deutlich weniger Patente in China eingereicht. Bei den Patentanmeldungen in China haben vor allem BMW und Volkswagen aufgeholt. Beide Unternehmen hatten zuletzt neue Investitionen und Joint-Ventures vor Ort angekündigt.
Gleichzeitig haben chinesische Marken im Jahr 2022 jedoch erstmals mehr Patente im Bereich der Elektromobilität angemeldet als die deutschen, meldet die Kanzlei, die seit Jahren Patentanmeldungen in der chinesischen Autoindustrie analysiert. “Die Batterietechnik auf Lithium-Ionen-Basis ist in chinesischer Hand”, sagt der an der Analyse beteiligte Anwalt Jens Koch gegenüber dem Handelsblatt. Die deutschen Autobauer seien jedoch stark bei der Anbindung der Batterie an das Auto sowie bei der Entwicklung von Elektromotoren. “Die deutschen Automobilhersteller besetzen viele wichtigen Technologien für das Elektroauto mit eigenen Patenten”, so Koch.
Wer langfristig als Sieger aus dem Rennen hervorgehen wird, sei offen, erklärt der Patentanwalt. Mit Innovationen, die an die von den Chinesen dominierte E-Auto-Batterie angrenzen, ließen sich nach wie vor gute Positionen aufbauen. fpe
Laut Aussage hoher Beamter und Diplomaten arbeiten China und Vietnam an einer möglichen Verbesserung ihrer Eisenbahnverbindungen. Konkret geht es um den Ausbau einer Strecke, die von Kunming in Yunnan zum wichtigsten nördlichen Hafen Vietnams, Haiphong führt. Ziel ist eine Stärkung von Handle und Tourismus.
Die Strecke durchquert Vietnams Kernland, in dem sich Vorkommen Seltener Erden befinden. Raffinerieunternehmen aus China nehmen die wichtigste Rolle bei der Weiterverarbeitung der seltenen Erden aus Vietnam ein. Es laufen Gespräche über eine stärkere Zusammenarbeit bei der Verarbeitung der wertvollen Mineralien, berichten vietnamesische Staatsmedien.
Die Gespräche über die Eisenbahnverbindungen sind Teil der Vorbereitungen für einen möglichen Besuch des chinesischen Präsidenten Xi Jinping in Hanoi in den kommenden Wochen, sagten Beamte und Diplomaten. Der Besuch werde die zunehmend strategische Rolle Vietnams in den globalen Lieferketten weiter bestätigen.
Für Vietnam ist China der wichtigste Handelspartner. Der vietnamesische Premier Pham Minh Chinh und chinesische Beamte haben betont, wie wichtig ein Ausbau der Infrastruktur sei. Vietnam verfügt über Eisenbahnverbindungen nach China, doch das System ist alt und verfügt über zu wenige Schienenstränge. Außerdem passen die beiden Systeme derzeit nicht zusammen – die Züge müssen an der Grenze halten, damit Passagiere und Güter auf inländische Züge wechseln können. rtr
Agnes Chow – ein Gründungsmitglied der inzwischen aufgelösten Partei Demosisto – erklärte am Sonntag auf ihrem Instagram-Account, dass sie Hongkong verlassen habe. Sie befinde sich in Kanada, um zu studieren, und habe nicht vor, Ende Dezember wie ursprünglich geplant nach Hongkong zurückzufliegen. Damit kehrt sie ihrer Heimat den Rücken zu. “Ich werde vermutlich für den Rest meines Lebens nicht zurückkehren”, schrieb Chow.
Die 27-Jährige ist eine der prominentesten Demokratie-Aktivistinnen Hongkongs. Sie wurde im Zuge der von China verhängten Sicherheitsmaßnahmen verhaftet. Der Druck der Behörden habe psychischen Problemen bei ihr verursacht, gab Chow aus Instagram preis. Sie habe die Emigration nicht geplant, doch angesichts der Situation in Hongkong könne sie nur so ihre körperliche und geistige Unversehrtheit schützen.
Chow befindet sich schon seit drei Monaten in Kanada. In Hongkong läuft ein Verfahren wegen Verstößen gegen das Nationale Sicherheitsgesetz gegen die Aktivistin. Sie hatte ihren Pass nur zurückerhalten, weil sie sich zu einer “Bildungsreise” zu den Errungenschaften der Volksrepublik aufs Festland bereiterklärt hatte. In Kanada müsse sie sich “nicht ständig Sorgen um erneute Verhaftungen machen, und ich kann endlich sagen, was ich sagen möchte”. fin

China ist für Deutschland und die Europäische Union Partner, wirtschaftlicher Wettbewerber und Rivale. Dieser Dreiklang kommt bei chinesischen Regierungsvertretern und Diplomaten aus China nicht gut an. Immer wieder wird entgegnet, China sei kein Rivale, sondern ein verlässlicher Partner. Unsere repräsentative Umfrage des “The Berlin Pulse” aber zeigt: Lediglich 13 Prozent der Deutschen sehen China als Partner, für 84 Prozent hingegen ist China eine wirtschaftliche Bedrohung.


Was ist passiert? Die deutsch-chinesischen Beziehungen haben sich in den vergangenen Jahren verschlechtert – die Stimmung ist chinakritischer geworden. Der wirtschaftliche Aufstieg Chinas hat ein machtbewusstes und außenpolitisch mutigeres China hervorgebracht; die Skepsis gegenüber Peking ist größer geworden. Dies spiegelt sich deutlich in unseren Umfragedaten wider.

62 Prozent der Deutschen sehen Chinas Einfluss in der Welt negativ – der höchste Wert seit Beginn der jährlichen Umfrage der Körber-Stiftung im Jahr 2017. Besonders seit dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie und Chinas ambivalenter Haltung zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine hat sich die Wahrnehmung von Chinas Rolle in der Welt in den Augen der deutschen Bevölkerung deutlich verschlechtert und die Frage aufgeworfen: Sollte Deutschland mit China angesichts zunehmender politischer Differenzen wirtschaftlich weiterhin so eng verflochten sein wie bisher?
Die China-Strategie der Bundesregierung hat diese Frage mit einem “Jein” beantwortet. Aus dem Papier geht hervor, dass die wirtschaftlichen Beziehungen zu China nicht gekappt, aber in bestimmten Branchen diversifiziert werden sollen. Insbesondere in kritischen Bereichen wie der Pharmaindustrie, der Rohstoffgewinnung (seltene Erden) und der Elektronik wird eine größere Unabhängigkeit von China angestrebt.
In unserer Publikation The Berlin Pulse haben wir die Bevölkerung gefragt, was sie vom sogenannten De-Risking halten. 60 Prozent der Deutschen befürworten eine Verringerung der wirtschaftlichen Abhängigkeit von China, auch wenn dies zu wirtschaftlichen Einbußen und dem Verlust von Arbeitsplätzen führen könnte.
Woran liegt das? Möglicherweise hat die Abhängigkeit von russischem Gas vielen Deutschen gezeigt, wie stark eingeschränkt die politischen Handlungsoptionen Berlins im Falle einer militärischen Eskalation sind.
Besteht die gleiche Gefahr auch bei China? Ein Blick in die neuste Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft verrät, dass es im ersten Halbjahr 2023 keine nennenswerten Fortschritte bei der Reduzierung von kritischen Abhängigkeiten gab. Zugegeben: Neue Lieferketten aufzubauen braucht Zeit und Kapital. Aber wer Mercedes-Benz-CEO Ola Källenius zuhört, der beginnt daran zu zweifeln, ob man in den Chefetagen der großen Unternehmen unter De-Risking dasselbe versteht wie in den Strategiepapieren aus Berlin und Brüssel: “Für uns bedeutet De-Risking nicht, unsere Präsenz zu reduzieren, sondern unsere Präsenz auszubauen. Wir investieren mehr”, sagte der Konzernchef im November beim China-Kongress der CDU-CSU-Fraktion.
Unsere Umfrage zeigt, dass 55 Prozent der Deutschen China als militärische Bedrohung sehen und als die viertgrößte außenpolitische Herausforderung Deutschlands genannt wird, noch vor dem Klimawandel.
Diese Zahlen verdeutlichen die Diskrepanz zwischen den Interessen von Wirtschaftsvertretern und der öffentlichen Meinung. Und es wird klar, dass die Bundesregierung durch Maßnahmen zur Verringerung der Abhängigkeit von China im öffentlichen Diskurs punkten könnte. Denn De-Risking ist nicht nur Regierungspolitik, sondern wird auch von der Bevölkerung befürwortet.
Zur Verringerung kritischer Abhängigkeiten gehören auch die Verlagerung von Produktion und Lieferketten in andere Länder. Wir haben die Deutschen nach ihrer Einstellung gegenüber aufstrebenden Mittelmächten in Asien, Afrika und Südamerika befragt – Ländern wie Indien und Brasilien mit starkem Wachstum oder großen Märkten. 51 Prozent unserer Befragten stehen dem steigenden Einfluss solcher Länder positiv gegenüber.
Deutschlands Umgang mit einem sich verändernden China muss auf mehr China-Kompetenz aufbauen. Daher ist es gut, dass Reisen nach China bald wieder einfacher werden, damit nicht nur Wirtschaftsvertreter, sondern auch Bürgerinnen und Bürger aus Europa das uns in den letzten zwei Jahren so fremd gewordene Land wieder erkunden können.
Jakob Kuneth ist bei Volkswagen in Chengdu zum Einkaufsleiter für die (seit 2019 verjüngt weiter existierende) Marke Jetta geworden. Er war bereits bis Oktober 2022 in Beijing eingesetzt und zwischenzeitlich am Stammsitz in Wolfsburg tätig.
Jonathan Deinhard arbeitet als Dualer Student bei der VW-Software-Tochter Cariad in Beijing mit. Er studiert Fahrzeuginformatik in Ingolstadt.
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Bei der zweiten Global Digital Trade Expo in Hangzhou, Zhejiang, demonstriert dieser Mann, dass dank Technik kunstvolle Kalligrafien sogar dann möglich sind, wenn die Hände alleine es nicht könnten.
weil Xi Jinpings Vorzeigeprojekte wie die weltumspannende Belt-and-Road-Initiative oder die Megastadt Xiong’an Kritik auf sich ziehen und stellenweise sogar stagnieren, setzt Chinas Staatschef auf bewährte Zugpferde. Vergangene Woche hat Xi eine dreitägige Reise in den Süden unternommen – nicht ganz in der Tradition des Reformers Deng Xiaoping, aber doch mit einigen ambitionierten Ideen im Gepäck.
Xi will nicht nur die Innovationsfähigkeit der Finanzmetropole Shanghai stärken, sondern die Wettbewerbsfähigkeit des gesamten Jangtse-Deltas in neue Höhen katapultieren. Der durch elf Provinzen reichende Wirtschaftsgürtel sei entscheidend für die “Verjüngung” der chinesischen Nation und die “Erforschung des Aufbaus einer modernen Zivilisation”, sagt Xi. Das sind neue Töne. Xi war zwar einst Shanghais Parteichef. Dennoch hatte er die Region als Präsident lange eher stiefmütterlich behandelt.
Eine wichtige Rolle auf Chinas Weg zur Weltmacht spielt die Entwicklung der Chipindustrie. Zuletzt hatte Huawei mit der Entwicklung eines High-End-Chips im Sieben-Nanometer-Maßstab einen Meilenstein feiern können. Und das trotz US-Sanktionen.
Ein wirklicher Game-Changer sei das aber noch nicht, erklärt Glenn Tiffert im Gespräch mit Michael Radunski. Der China-Experte der Stanford University glaubt, dass die Chips dem etablierten Anbieter TSMC aus Taiwan noch lange keine Konkurrenz machen können. Die Details finden Sie in unserer Analyse.
Auch was den Preis und die Rechengeschwindigkeit angeht, hinkt China hinterher. So fehle es dem Land an Ingenieuren. Riesige Mengen an Staatskapital werden das nicht ändern, zumindest nicht von heute auf morgen.

Huawei hat gerade die Entwicklung eines neuen High-End-Chips gefeiert – trotz aller US-Sanktionen. Gewinnt China den Halbleiterkrieg gegen die USA?
Diesen speziellen Chip herzustellen, ist eine Fähigkeit, die China bereits vor den US-Exportkontrollen hatte. Es ist also keine Überraschung, dass es ihnen gelungen ist, einen Chip im Sieben-Nanometer-Maßstab zu bauen. Aber: Alle wichtigen Maschinen stammen aus dem Ausland. Das zeigt, dass China in hohem Maße auf die Unterstützung ausländischer Unternehmen angewiesen ist. Die Tatsache, dass sie ihn gebaut haben, ist weniger bedeutsam als die Tatsache, dass es sich nicht um einen konkurrenzfähigen Chip handelt.
Warum das?
Es ist unklar, wie hoch die sogenannten yields sind. Sind sie niedrig, ist der Preis hoch. Deshalb wird der Huawei-Chip wohl nicht mit den Chips konkurrieren, die TSMC für Qualcomm oder Apple herstellt. Zudem deuten die ersten Spezifikationen darauf hin, dass der Huawei-Chip mit rund 60 Prozent der Geschwindigkeit der neuesten Chips von Apple und Qualcomm arbeitet.
Sie haben Rendite und Preis erwähnt, aber wenn Peking ein bestimmtes Ziel erreichen will, ist Geld sicherlich nicht das Problem.
Das ist richtig. Chinas Stärken liegen in der Mobilisierung immenser Kapitalmengen und der Mobilisierung von Menschen. Jedes Problem, das derart gelöst werden kann, wird China lösen. Aber die Halbleitertechnologie ist anders. Vieles beruht auf der Erfahrung von Ingenieuren, die dies jahrelang getan haben. Deshalb ist Taiwan besser als jedes andere Land auf der Welt. China reagierte in den 2000er-Jahren, indem es so viele taiwanesische und koreanische Ingenieure wie möglich nach China holte. Das hat China zu erheblichen Fortschritten verholfen. Aber China kann immer noch nicht annähernd an Taiwan und Korea heranreichen. China ist einfach nicht innovativ genug.
China ist nicht innovativ – diese Ansicht ist wohl etwas veraltet. Die Volksrepublik hat das in verschiedenen Bereichen bewiesen.
Der dynamischste Teil der Halbleiterindustrie in China sind Privatunternehmen. Und Privatunternehmen in China tun das, was Privatunternehmen überall auf der Welt tun: Sie suchen nach den besten Anbietern, die sie finden können. Also sind sie nach Taiwan gegangen, um dort Chips bauen zu lassen. Dies verhinderte das Entstehen bestimmter Technologien und bestimmter Fähigkeiten in China. China hat in der Tat große Fortschritte erzielt, aber nicht in der modernen Chipfertigung.
In China gibt es aber nicht nur Privatunternehmen. Beteiligt sind auch der Staat und die Provinzen.
Als der Staat riesige Mengen an Kapital für den Bau inländischer Chipfabriken zur Verfügung stellte, wählten die Provinzregierungen ebenfalls die beste Option: Anstatt sich also bei unerfahrenen inländischen Unternehmen umzusehen, gaben sie diese Subventionen aus, um Intel, Micron und andere Unternehmen nach China zu locken. Nehmen Sie SK Hynix: 50 Prozent der Produktionskapazität des südkoreanischen DRAM-Herstellers befindet sich in China, wo High-End-Chips hergestellt werden. Diese Fabriken befinden sich zwar in China, aber das geistige Eigentum und die Chefingenieure sind alle Koreaner.
Interessant, dass Sie zwischen staatlichen und privaten Unternehmen unterscheiden. Die USA behaupten immer: In China ist alles am Ende der Staat und die Kommunistische Partei. Was ist also richtig?
Die KP hat in den vergangenen Jahren ihre Kontrolle massiv verstärkt über Unternehmen, die sich eher wie Privatfirmen verhielten. Kein großes Unternehmen in China ist wirklich privat, weil der Staat dies nicht zulassen würde. Die Partei muss alles kontrollieren. Xi Jinping sperrt sogar das ganze Land ab. Bei Alibaba ist Jack Ma für sechs Monate einfach verschwunden. Die Partei übernimmt die dynamischsten Wirtschaftszweige. Auch Huawei verschleiert bewusst, was es ist. Wenn Sie jedoch nicht feststellen können, inwieweit ein Unternehmen privat oder nicht privat ist, handelt es sich um ein nicht vertrauenswürdiges Konstrukt.
Ich war bei Huawei in Shenzhen. Sie haben mich herumgeführt und gesagt: Hier sind unsere Telefone, hier unsere Chips, bitte schauen Sie nach Sicherheitslücken. Gibt es Beweise für eine sogenannte Backdoor?
Die Frage, ob Huawei ein Sicherheitsrisiko darstellt, können unsere Geheimdienste am besten beantworten. Es gibt starke Indizien. Ich habe mir den Huawei-Code angeschaut – und es stellt sich eine Frage: Ist er nur schlampig geschrieben oder werden absichtlich Hintertüren erstellt?
Wie lautet Ihre Einschätzung?
Ab einem bestimmten Punkt bin ich mir nicht sicher, ob das noch wichtig ist. Wenn der Code schlampig geschrieben ist, bedeutet das, dass jeder eine Hintertür dazu haben kann. Das kommt allen Geheimdiensten der Welt zugute, auch den Chinesen. Wenn der Code aber bewusst mit einer Hintertür geschrieben wurde, dann, um chinesische Akteure zu bevorzugen. Aber ich bin nicht qualifiziert, dazu Stellung zu nehmen.
China lobt Huawei als seinen nationalen Champion. Sollte auch der Westen seine Unternehmen stärker unterstützen?
Ich sage Ihnen Folgendes: Wenn wir gegen China antreten, mit genau demselben Plan, den wir in den vergangenen Jahrzehnten verwendet haben, obwohl wir gesehen haben, dass dieser Plan nicht funktioniert – dann werden wir schlicht weiter verlieren. Wir müssen das Drehbuch ändern. China wird China bleiben. Wir müssen China so akzeptieren, wie es ist. Es wird nicht den Prinzipien des freien Marktes folgen, die in Ihrem und meinem Land gelten.
Was sind die Konsequenzen?
Untersuchungen zufolge macht fast jedes in China hergestellte Elektrofahrzeug durchschnittlich etwa 30.000 bis 35.000 US-Dollar Verlust. Aber China wird weiter viel Geld hineinstecken, bis es Volkswagen, BMW, Ford und General Motors aus dem Geschäft drängt. Wenn wir weiter so tun, als wäre das kein Risiko, werden GM und Volkswagen aus dem Geschäft gedrängt – so wie es in Deutschland früher eine Solarindustrie gab und das heute nicht mehr der Fall ist. Wir müssen also neue Tools entwickeln, denn die alten werden nicht funktionieren.
Haben Sie Vorschläge?
Ich widersetze mich der Idee, dass wir wie China werden sollten. Wir brauchen hier kreative Ansätze. Es gibt Instrumente, etwa Antidumping-Strategien. Auch mehr Zusammenarbeit über den Atlantik hinweg, um Strategien zu entwickeln, die die Bemühungen des jeweils anderen nicht kannibalisieren, und um Wege zu finden, damit der Rest der Welt lieber mit uns statt mit China und Russland zusammenarbeiten will.
Um auf den Ausgangspunkt zurückzukommen: Sind Sanktionen dann der richtige Weg, um diesen Wettstreit zu gewinnen?
Ich denke, Sanktionen sind ein nützliches Instrument. Allerdings bleiben Sanktionen tendenziell hinter der Bedrohung zurück und sind starr. Wir müssen anpassungsfähiger sein. Das bedeutet, dass zum Beispiel auch unsere Unternehmen und Universitäten Risikomanagementprozesse aufbauen müssen, damit sie sicherstellen können, dass ihre Zusammenarbeit mit China mit ihren Werten, ihren eigenen Interessen wie auch den nationalen Interessen im Einklang steht.
Sanktionen gibt es nicht nur zwischen den USA und China. Viele andere Akteure, wie Taiwan mit TSCM oder die Niederlande mit ASML, sind beteiligt. Private Unternehmen, die auf den chinesischen Markt setzen.
Für TSMC ist der chinesische Markt im Grunde kein riesiger Markt. Der Prozentsatz ihres Umsatzes liegt irgendwo im Zehn-Prozent-Bereich. Es ist ein Anteil, auf den sie verzichten können, weil die Nachfrage nach ihren Produkten auf der Welt derart groß ist. China ist ein Gigant in der Elektronikmontage. Und hier liegt unser größtes Risiko in den Lieferketten: Apple kann ohne die Montagewerke in China nicht existieren. Aber es ist nicht so, dass China die wichtigste Technologie für diese Telefone produziert.
Wir haben vergangene Woche gesehen, wie CEOs internationaler Unternehmen Xi Jinping in den USA mit Standing Ovations feierten. Wie hält man all diese Firmenchefs im US-Team?
Es ist kein amerikanisches Team. Es sollte ein westliches Team sein. Es sollte ein Team sein, das für eine bestimmte Vision der Welt steht – egal ob man es regelbasierte internationale Ordnung oder Demokratie nennt.
Aber das Sagen haben die USA.
Schauen Sie, die USA haben ein anderes Verhältnis zu Ostasien als Deutschland. Wir haben gegenseitige Verteidigungsverträge mit Japan, Korea, den Philippinen oder Australien. Daher ist für uns die Fähigkeit Chinas, militärisch anwendbare Technologien wie High-End-Halbleiter für den Einsatz in ballistischen Raketen zu erwerben, ein großes Problem – auf eine Art und Weise, die für die Europäer vielleicht weniger dringend ist. Aber wir stecken alle gemeinsam in dieser Sache, genauso wie die Vereinigten Staaten hier in Europa beim Krieg in der Ukraine helfen. Wir hoffen, dass unsere europäischen Verbündeten und Partner uns bei unseren strategischen Zielen zur Wahrung von Frieden und Sicherheit in Ostasien unterstützen. Unsere strategischen Denker hoffen wirklich, dass die Europäer für uns da sein werden, so wie wir es in der Vergangenheit für sie getan haben.
Glenn Tiffert ist Distinguished Research Fellow bei der Hoover Institution der Stanford University. Er sieht sich als “Historiker des modernen China”. Er ist Ko-Vorsitzender des Hoover-Projekts zu “China’s Hard Power”. Die Hoover Institution ist eine angesehene Denkfabrik mit einem Fokus auf Fragen von Krieg und Frieden.

Fünf Jahre nach der Schaffung eines neuen künstlichen Wirtschaftszentrums im nördlich gelgenen Xiong’an und anderthalb Jahre nach den verheerenden Lockdowns in Shanghai entdeckt Staatschef Xi Jinping die Jangtse-Region als Wirtschaftslokomotive neu. Grund könnte die anhaltende Wirtschaftskrise sein. Seinen eigenen Lieblingsprojekten fehlt die Zugkraft – da spielt er die etablierten Wachstumsbringer wieder nach vorn.
Xi Jinping hat dazu in den vergangenen zwei Monaten eine Reihe hochrangig besetzter Konferenzen einberufen. Jede von ihnen hatte das Ziel, den Status des Jangtse-Deltas und flussaufwärts des Jangtse-Wirtschaftsgürtels fester in den nationalen Strategien des Landes zu verankern.

Das Jangtse-Delta besteht aus Shanghai und 26 weiteren Großstädten in den benachbarten Provinzen Jiangsu, Zhejiang und Anhui. Der Jangtse-Wirtschaftsgürtel erstreckt sich über elf Provinzen vom Mündungsgebiet bis nach Guizhou, Sichuan und Yunnan ganz im Westen des Landes.
Xi war voll des Lobes für die Region, die er bisher eher stiefmütterlich behandelt hat. Die Innovationsfähigkeit und die Wettbewerbsfähigkeit des Jangtse-Deltas seien entscheidend für die “Verjüngung” der chinesischen Nation und die “Erforschung des Aufbaus einer modernen Zivilisation”, zitierten offizielle Medien Xi am Donnerstag auf einem Symposium über die integrierte Entwicklung des Jangtse-Deltas zitiert. “Qualität und Integration sind hier die Schlüsselwörter”, sagte er zum Abschluss eines dreitägigen Besuchs in der Finanzmetropole Shanghai.
Das mag ein wenig nach Xis üblichen großen Reden klingen. Aber die Verwendung von Top-Schlüsselworten seiner Ideologie offenbaren ein echtes Interesse an der Jangtse-Region als Konjunkturlokomotive. Das zeigt sich vor allem im Vergleich mit früheren Aussagen, aus denen sich keine Sonderstellung ableiten ließ.
Xi gab sich zudem alarmistisch und warnte vor allerlei Gefahren. Er forderte die Jangtse-Mündungsregion auf, “die technologischen, industriellen und finanziellen Bereiche sowie die wichtige Infrastruktur, die sowohl mit der nationalen als auch mit der regionalen Sicherheit zusammenhängen, sehr genau im Auge zu behalten”.
Er rief auch dazu auf, der Sicherheit im internationalen Geschäft chinesischer Unternehmen große Aufmerksamkeit zu schenken. Chinesische Unternehmen “sollten dazu angeleitet werden, ihre Industrieketten in vernünftiger und geordneter Weise ins Ausland auszudehnen”.
Auch die Binnenregionen entlang des Flusses wurden von Xi aufgewertet. Der Jangtse-Wirtschaftsgürtel erstreckt sich von Shanghai aus bis weit ins Inland. Der Gürtel sollte eine größere Rolle in Chinas Streben nach Sicherheit von Getreide, Energie, wichtigen industriellen Lieferketten und Logistikketten sowie Wasserressourcen spielen, sagte Xi am 12. Oktober in Nanchang, Jiangxi.
Xi skizzierte wichtige Aufgaben für die weitere Integration des Deltas, unter anderem:
Neben Shanghai gibt es im Jangtse-Delta auch andere wirtschaftlich starke Städte wie Suzhou, Hangzhou, Nanjing, Ningbo und Wuxi. Es ist die Heimat einiger der bekanntesten chinesischen Unternehmen wie Alibaba, Pinduoduo und seiner Überseemarke Temu. Es ist auch der Hauptsitz einiger der größten Chip- und Elektroautohersteller des Landes und vieler der besten Universitäten des Landes in den Bereichen Hochtechnologie und Wirtschaft.
Westlich des Deltas im Jangtse-Flussgürtel befinden sich einige der wichtigsten Getreideanbaugebiete Chinas, das gigantische Drei-Schluchten-Staudamm-Wasserkraftwerk und große Wirtschaftszentren wie Wuhan und Chongqing.
Seit seinem Amtsantritt als Parteisekretär im Jahr 2012 hat Xi fünf nationale Strategien für regionale Entwicklungen auf den Weg gebracht.
Er leitete alle drei bis fünf Jahre Sitzungen, um die Fortschritte zu überprüfen und Anweisungen für die nächsten Schritte zu geben. Diesmal waren die Töne, die er für das Delta und den Gürtel anschlug, unerwartet positiv.
Der Wohlstand von Guangdong wird immer noch oft Deng Xiaoping zugeschrieben, der in den frühen Tagen der Öffnung Chinas die bahnbrechende Entscheidung traf, Sonderwirtschaftszonen in Shenzhen, Zhuhai und Shantou zu errichten. Doch obwohl Xi von 2007 bis 2008 fast ein Jahr lang auch Shanghais Parteichef war, wird der Erfolg Shanghais und seiner Umgebung oft als Vermächtnis von Jiang Zemin und Zhu Rongji angesehen.
Um seine eigenen Projekte zu verfolgen, rief Xi 2013 die neue Seidenstraße (Belt-and-Road-Initiative, BRI) ins Leben. Im Jahr darauf stellte er die Peking-Tianjin-Hebei-Strategie vor. Es war keine brandneue Idee, aber er schaffte es, ihr einen tiefen persönlichen Stempel aufzudrücken, indem er ein Herzstück dafür entwarf, die Xiong’an New Area.
Etwa 100 Kilometer südlich von Peking gelegen und 2017 eröffnet, wurde es als supermoderne Megastadt konzipiert, die das Wachstum in Hebei ankurbeln und gleichzeitig ausgewählte Regierungsorgane, staatliche Unternehmen und Universitäten beherbergen soll, die aus Peking weggezogen sind.
Die Stadt ist schon halb fertig. Aber nur wenige Menschen wollen wirklich dort wohnen. Zu allem Überfluss haben die verheerenden Überschwemmungen in der Region in diesem Sommer einen großen, vernachlässigten Fehler des Projekts aufgedeckt: Xiong’an liegt nur 10 Meter hoch über dem Meeresspiegel. Der Plan muss etwas modifiziert werden, höchstwahrscheinlich mit einem kräftigen Kostenanstieg.
Abgesehen von dem Pfusch in Xiong’an kam auch das Peking-Tianjin-Hebei-Schema im Allgemeinen nicht viel voran. Die wirtschaftliche Kluft zwischen dem ländlichen Hebei und den beiden städtischen Nachbarn ist einfach zu groß. Das Bruttoinlandprodukt pro Kopf von Hebei lag im Jahr 2022 bei nur 8.440 US-Dollar im Jahr und liegt damit auf Platz 26 der 31 chinesischen Provinzen. Liu Yi
Wie viel Krise geht noch? Diese Frage möchten wir mit Ihnen und einem der wichtigsten Steuerleute der deutschen Außenpolitik, dem Außenamts-Staatssekretär Thomas Bagger morgen, am Dienstag, 5. Dezember, von 10.30 bis 11 Uhr diskutieren. An dem digitalen Gespräch nehmen auch die Table.Media-Redaktionsleiter für Afrika, Agrifood, Berlin, China, Europa, Forschung, Klima, Research und Sicherheit teil. Hier können Sie sich kostenlos anmelden.
Der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko ist am Sonntag nach Peking gereist, um sich zu Gesprächen mit dem chinesischen Staatschef Xi Jinping zu treffen. Es ist die zweite Reise nach China in diesem Jahr. Lukaschenko ist ein enger Verbündeter von Russlands Präsident Wladimir Putin.
Bei dem Besuch am Sonntag handele es sich um einen “Arbeitsbesuch”, wie die staatliche belarussische Nachrichtenagentur BelTA berichtet. “Auf der Tagesordnung stehen Fragen des Handels, der Wirtschaft, der Investitionen und der internationalen Zusammenarbeit“, so BelTA unter Berufung auf den Pressedienst Lukaschenkos.
Während seines ersten offiziellen Besuchs vom 28. Februar bis zum 2. März wurde Lukaschenko in Chinas Hauptstadt mit Salutschüssen und militärischen Ehren empfangen. Nach den Gesprächen hatte Xi erklärt, dass die Freundschaft zwischen China und Weißrussland “unzerbrechlich” sei, und beide Seiten das “gegenseitige politische Vertrauen ständig stärken und einander wahre Freunde und gute Partner” bleiben sollen.
Wie auch Xi hat Lukaschenko Russlands Invasion in der Ukraine im Februar 2022 nicht verurteilt. Der belarussische Präsident es zudem Moskau, sein Territorium für den Krieg zu nutzen. Es herrscht auf vielen kritischen Feldern Einigkeit zwischen Lukaschenko und Xi. Nach ihrem Treffen am 1. März riefen beide zu einem “schnellstmöglichen” Friedensabkommen für die Ukraine auf. rtr
Die fünf größten deutschen Automarken haben in China im vergangenen Jahr fast 2.000 Patente für Elektroautos angemeldet. Das zeigt eine Analyse der Münchener Kanzlei Grünecker. Im Vergleich zum Jahr 2018 habe sich die Zahl der angemeldeten Patente damit mehr als verdoppelt, berichtet das Handelsblatt, dem die Analyse vorab vorlag. E-Autohersteller aus den USA, Korea und Japan hätten demnach deutlich weniger Patente in China eingereicht. Bei den Patentanmeldungen in China haben vor allem BMW und Volkswagen aufgeholt. Beide Unternehmen hatten zuletzt neue Investitionen und Joint-Ventures vor Ort angekündigt.
Gleichzeitig haben chinesische Marken im Jahr 2022 jedoch erstmals mehr Patente im Bereich der Elektromobilität angemeldet als die deutschen, meldet die Kanzlei, die seit Jahren Patentanmeldungen in der chinesischen Autoindustrie analysiert. “Die Batterietechnik auf Lithium-Ionen-Basis ist in chinesischer Hand”, sagt der an der Analyse beteiligte Anwalt Jens Koch gegenüber dem Handelsblatt. Die deutschen Autobauer seien jedoch stark bei der Anbindung der Batterie an das Auto sowie bei der Entwicklung von Elektromotoren. “Die deutschen Automobilhersteller besetzen viele wichtigen Technologien für das Elektroauto mit eigenen Patenten”, so Koch.
Wer langfristig als Sieger aus dem Rennen hervorgehen wird, sei offen, erklärt der Patentanwalt. Mit Innovationen, die an die von den Chinesen dominierte E-Auto-Batterie angrenzen, ließen sich nach wie vor gute Positionen aufbauen. fpe
Laut Aussage hoher Beamter und Diplomaten arbeiten China und Vietnam an einer möglichen Verbesserung ihrer Eisenbahnverbindungen. Konkret geht es um den Ausbau einer Strecke, die von Kunming in Yunnan zum wichtigsten nördlichen Hafen Vietnams, Haiphong führt. Ziel ist eine Stärkung von Handle und Tourismus.
Die Strecke durchquert Vietnams Kernland, in dem sich Vorkommen Seltener Erden befinden. Raffinerieunternehmen aus China nehmen die wichtigste Rolle bei der Weiterverarbeitung der seltenen Erden aus Vietnam ein. Es laufen Gespräche über eine stärkere Zusammenarbeit bei der Verarbeitung der wertvollen Mineralien, berichten vietnamesische Staatsmedien.
Die Gespräche über die Eisenbahnverbindungen sind Teil der Vorbereitungen für einen möglichen Besuch des chinesischen Präsidenten Xi Jinping in Hanoi in den kommenden Wochen, sagten Beamte und Diplomaten. Der Besuch werde die zunehmend strategische Rolle Vietnams in den globalen Lieferketten weiter bestätigen.
Für Vietnam ist China der wichtigste Handelspartner. Der vietnamesische Premier Pham Minh Chinh und chinesische Beamte haben betont, wie wichtig ein Ausbau der Infrastruktur sei. Vietnam verfügt über Eisenbahnverbindungen nach China, doch das System ist alt und verfügt über zu wenige Schienenstränge. Außerdem passen die beiden Systeme derzeit nicht zusammen – die Züge müssen an der Grenze halten, damit Passagiere und Güter auf inländische Züge wechseln können. rtr
Agnes Chow – ein Gründungsmitglied der inzwischen aufgelösten Partei Demosisto – erklärte am Sonntag auf ihrem Instagram-Account, dass sie Hongkong verlassen habe. Sie befinde sich in Kanada, um zu studieren, und habe nicht vor, Ende Dezember wie ursprünglich geplant nach Hongkong zurückzufliegen. Damit kehrt sie ihrer Heimat den Rücken zu. “Ich werde vermutlich für den Rest meines Lebens nicht zurückkehren”, schrieb Chow.
Die 27-Jährige ist eine der prominentesten Demokratie-Aktivistinnen Hongkongs. Sie wurde im Zuge der von China verhängten Sicherheitsmaßnahmen verhaftet. Der Druck der Behörden habe psychischen Problemen bei ihr verursacht, gab Chow aus Instagram preis. Sie habe die Emigration nicht geplant, doch angesichts der Situation in Hongkong könne sie nur so ihre körperliche und geistige Unversehrtheit schützen.
Chow befindet sich schon seit drei Monaten in Kanada. In Hongkong läuft ein Verfahren wegen Verstößen gegen das Nationale Sicherheitsgesetz gegen die Aktivistin. Sie hatte ihren Pass nur zurückerhalten, weil sie sich zu einer “Bildungsreise” zu den Errungenschaften der Volksrepublik aufs Festland bereiterklärt hatte. In Kanada müsse sie sich “nicht ständig Sorgen um erneute Verhaftungen machen, und ich kann endlich sagen, was ich sagen möchte”. fin

China ist für Deutschland und die Europäische Union Partner, wirtschaftlicher Wettbewerber und Rivale. Dieser Dreiklang kommt bei chinesischen Regierungsvertretern und Diplomaten aus China nicht gut an. Immer wieder wird entgegnet, China sei kein Rivale, sondern ein verlässlicher Partner. Unsere repräsentative Umfrage des “The Berlin Pulse” aber zeigt: Lediglich 13 Prozent der Deutschen sehen China als Partner, für 84 Prozent hingegen ist China eine wirtschaftliche Bedrohung.


Was ist passiert? Die deutsch-chinesischen Beziehungen haben sich in den vergangenen Jahren verschlechtert – die Stimmung ist chinakritischer geworden. Der wirtschaftliche Aufstieg Chinas hat ein machtbewusstes und außenpolitisch mutigeres China hervorgebracht; die Skepsis gegenüber Peking ist größer geworden. Dies spiegelt sich deutlich in unseren Umfragedaten wider.

62 Prozent der Deutschen sehen Chinas Einfluss in der Welt negativ – der höchste Wert seit Beginn der jährlichen Umfrage der Körber-Stiftung im Jahr 2017. Besonders seit dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie und Chinas ambivalenter Haltung zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine hat sich die Wahrnehmung von Chinas Rolle in der Welt in den Augen der deutschen Bevölkerung deutlich verschlechtert und die Frage aufgeworfen: Sollte Deutschland mit China angesichts zunehmender politischer Differenzen wirtschaftlich weiterhin so eng verflochten sein wie bisher?
Die China-Strategie der Bundesregierung hat diese Frage mit einem “Jein” beantwortet. Aus dem Papier geht hervor, dass die wirtschaftlichen Beziehungen zu China nicht gekappt, aber in bestimmten Branchen diversifiziert werden sollen. Insbesondere in kritischen Bereichen wie der Pharmaindustrie, der Rohstoffgewinnung (seltene Erden) und der Elektronik wird eine größere Unabhängigkeit von China angestrebt.
In unserer Publikation The Berlin Pulse haben wir die Bevölkerung gefragt, was sie vom sogenannten De-Risking halten. 60 Prozent der Deutschen befürworten eine Verringerung der wirtschaftlichen Abhängigkeit von China, auch wenn dies zu wirtschaftlichen Einbußen und dem Verlust von Arbeitsplätzen führen könnte.
Woran liegt das? Möglicherweise hat die Abhängigkeit von russischem Gas vielen Deutschen gezeigt, wie stark eingeschränkt die politischen Handlungsoptionen Berlins im Falle einer militärischen Eskalation sind.
Besteht die gleiche Gefahr auch bei China? Ein Blick in die neuste Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft verrät, dass es im ersten Halbjahr 2023 keine nennenswerten Fortschritte bei der Reduzierung von kritischen Abhängigkeiten gab. Zugegeben: Neue Lieferketten aufzubauen braucht Zeit und Kapital. Aber wer Mercedes-Benz-CEO Ola Källenius zuhört, der beginnt daran zu zweifeln, ob man in den Chefetagen der großen Unternehmen unter De-Risking dasselbe versteht wie in den Strategiepapieren aus Berlin und Brüssel: “Für uns bedeutet De-Risking nicht, unsere Präsenz zu reduzieren, sondern unsere Präsenz auszubauen. Wir investieren mehr”, sagte der Konzernchef im November beim China-Kongress der CDU-CSU-Fraktion.
Unsere Umfrage zeigt, dass 55 Prozent der Deutschen China als militärische Bedrohung sehen und als die viertgrößte außenpolitische Herausforderung Deutschlands genannt wird, noch vor dem Klimawandel.
Diese Zahlen verdeutlichen die Diskrepanz zwischen den Interessen von Wirtschaftsvertretern und der öffentlichen Meinung. Und es wird klar, dass die Bundesregierung durch Maßnahmen zur Verringerung der Abhängigkeit von China im öffentlichen Diskurs punkten könnte. Denn De-Risking ist nicht nur Regierungspolitik, sondern wird auch von der Bevölkerung befürwortet.
Zur Verringerung kritischer Abhängigkeiten gehören auch die Verlagerung von Produktion und Lieferketten in andere Länder. Wir haben die Deutschen nach ihrer Einstellung gegenüber aufstrebenden Mittelmächten in Asien, Afrika und Südamerika befragt – Ländern wie Indien und Brasilien mit starkem Wachstum oder großen Märkten. 51 Prozent unserer Befragten stehen dem steigenden Einfluss solcher Länder positiv gegenüber.
Deutschlands Umgang mit einem sich verändernden China muss auf mehr China-Kompetenz aufbauen. Daher ist es gut, dass Reisen nach China bald wieder einfacher werden, damit nicht nur Wirtschaftsvertreter, sondern auch Bürgerinnen und Bürger aus Europa das uns in den letzten zwei Jahren so fremd gewordene Land wieder erkunden können.
Jakob Kuneth ist bei Volkswagen in Chengdu zum Einkaufsleiter für die (seit 2019 verjüngt weiter existierende) Marke Jetta geworden. Er war bereits bis Oktober 2022 in Beijing eingesetzt und zwischenzeitlich am Stammsitz in Wolfsburg tätig.
Jonathan Deinhard arbeitet als Dualer Student bei der VW-Software-Tochter Cariad in Beijing mit. Er studiert Fahrzeuginformatik in Ingolstadt.
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Bei der zweiten Global Digital Trade Expo in Hangzhou, Zhejiang, demonstriert dieser Mann, dass dank Technik kunstvolle Kalligrafien sogar dann möglich sind, wenn die Hände alleine es nicht könnten.