Macau ist nicht nur für seine glamourösen Casinos bekannt, sondern auch für seine spektakulären Feuerwerke zum Jahreswechsel. Doch das, was unser Autorenteam dieser Tage auf Macau erleben musste, offenbart die großen Probleme der chinesischen Sonderverwaltungszone: Der Jahreswechsel wurde eher still begangen, denn Grund zu feiern gab es keinen.
Statt schnellem Geld jagen die zurzeit ohnehin nur wenigen Festland-Touristen in Macau lieber westlichen Impfstoffen, Schmerztabletten und Schnupfensprays hinterher. Doch ohne den Zockertourismus können auch die Restaurants und Hoteliers nicht überleben. Die Casinos auf Macau erwirtschaften alljährlich mehr Umsatz als sämtliche Einrichtungen im amerikanischen Glücksspiel-Eldorado Las Vegas.
Es ist jener chinesische Pragmatismus der Impfstoff-Touristen, für den auch die chinesische Regierung im Umgang mit drängenden Problemen von vielen Beobachtern gerne gepriesen wird. Sei es im Kleinen, bei Pekings situativer Auslegung von Regeln, die bewusst vage gehalten werden – oder im Großen, wenn Privatunternehmer in der Kommunistischen Partei hochwillkommen sind, weil sie schlicht zu wichtig geworden sind für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes.
Deng Xiaopings Aussage – ihm sei die Fellfarbe einer Katze im Grunde egal, Hauptsache sie fange Mäuse – ist denn im Westen auch längst zum gerne genutzten Bonmot geworden. Fabian Peltsch zeigt in seiner heutigen Analyse allerdings, dass es mit Pekings Pragmatismus in der Gesellschaftspolitik nicht weit her ist: Es geht um das schwere Los von alleinerziehenden Müttern in China. Denn trotz immer weiter sinkender Geburtenraten und eines wachsenden demografischen Drucks hält die Regierung in Peking an ihrem patriarchalen Rollenverständnis fest – auf Kosten von unverheirateten Frauen und alleinerziehenden Müttern.
Viele neue Erkenntnisse bei der Lektüre wünscht
Impfstoff und Pillen statt Glitzer und Glücksspiel: Die Anziehungskraft der Casino-Metropole Macau auf chinesische Touristen ist in den vergangenen Tagen von einem anderen Pol ausgegangen, als es sonst üblich ist. Während die Roulette-Tische und Spielautomaten der Stadt zwischen den Jahren vielerorts verwaist blieben, erlebten Apotheken und medizinische Einrichtungen einen starken Zulauf.
Die britische Zeitung Financial Times berichtet von einem regelrechten Impftourismus in die Stadt. Festland-Chinesen nutzten die Aufhebung der Reisebeschränkungen, um sich in Macau mit dem Wirkstoff des Herstellers Biontech besser vor einer Covid-Infektion zu schützen. Denn anders als im Rest des Landes ist das Biontech-Serum in den Sonderverwaltungsregionen Hongkong und Macau zugelassen.
In den Apotheken der Stadt stieg derweil die Nachfrage nach Paracetamol und Erkältungsmitteln. Doch ähnlich wie in den Casinos blieb den meisten Kunden auch dort nur ein langes Gesicht. Die Medikamente sind wegen der starken Nachfrage bereits ausverkauft. Denn mit dem Ende von Pekings strikter Null-Covid-Politik, die auch für Macau galt, ist eine Infektionswelle durch die Stadt gezogen, die den Bedarf an Kopfschmerz-Tabletten und Schnupfensprays drastisch erhöhte.
Der hohe Krankenstand belastet auch Hotels und Restaurants. “Wir hatten in den vergangenen Tagen kaum noch Personal und können Gästen deshalb derzeit nur einen Bruchteil unserer Zimmer anbieten”, berichtet ein Angestellter eines Fünfsterne-Hotels, der nicht namentlich für das Unternehmen sprechen darf. Selbst der reduzierte Betrieb könne nur aufrechterhalten werden, weil sich einige Mitarbeiter bereit erklärt hätten, krank zu arbeiten.
Weil viele Restaurants und Geschäfte wegen der Ausfälle sogar komplett schließen mussten, wirkte der Jahreswechsel in Macau entsprechend düster. Die berühmten Spielbanken, die in Macau alljährlich mehr Umsätze scheffeln als am US-Standort Las Vegas, rangelten sich um die wenigen spielwilligen Touristen.
Die einstige portugiesische Enklave, die auch berühmt ist für ihre glamourösen Silvesterpartys, verabschiedete sich vergleichsweise leise aus einem schwachen wirtschaftlichen Jahr. Selten zuvor wurden die Bewohner der Stadt so spürbar daran erinnert, wie groß ihre Abhängigkeit von chinesischen Spielern ist. Deren Trips auf die Halbinsel verschaffen der chinesischen Sonderverwaltungsregion mehr als die Hälfte ihrer jährlichen Wirtschaftsleistung. Der Wunsch, Macau zu einem internationalen Zocker-Hotspot machen zu können, wurde nie erfüllt.
Analysten schätzen, dass Macaus Wirtschaft 2022 um rund 29 Prozent eingebrochen ist. Bereits 2020 war die Wirtschaft um 54 Prozent geschrumpft. Danach folgte 2021 eine leichte Erholung um 18 Prozent, weil China das Virus für einige Zeit unter Kontrolle hatte. Der Brutto-Spielumsatz ging im Vergleich zum Vorjahr um weitere 51 Prozent auf 42,2 Milliarden Patacas (rund 4,9 Milliarden Euro) zurück. 2019, im Jahr vor der Pandemie, hatten die Casinos noch 292 Milliarden Patacas umgesetzt.
“Ein schwarzes Jahr geht zu Ende. Aber der Tiefpunkt dürfte erreicht sein. Wir rechnen damit, dass 2023 sehr gute Ergebnisse bringen wird”, fasst ein Ladenbesitzer die derzeitige Stimmung in der Stadt zusammen. Wie schlecht es tatsächlich für Macaus Wirtschaft im vergangenen Jahr lief, geht aus am Sonntag veröffentlichten Regierungszahlen hervor. Demnach machten die sechs Casino-Betreiber der Stadt im abgelaufenen Jahr die schlechtesten Geschäfte seit 2004.
Investoren rechnen nach dem Ende der aktuellen Corona-Welle mit einer steilen Erholung, die sich bereits jetzt in den Aktienkursen der Casino-Betreiber widerspiegelt. Ein vom Finanz-Nachrichtendienst Bloomberg herausgegebener Index, der die Aktien der Glücksspiel-Anbieter in Macau zusammenfasst, ist seit Anfang Dezember bereits um mehr als 30 Prozent in die Höhe geschossen.
Anleger sind nicht nur optimistisch, weil sie darauf spekulieren, dass Touristen wohl schon über das chinesische Neujahrsfest um den 22. Januar in Scharen nach Macau zurückkehren werden. Für Erleichterung sorgte zuletzt auch, dass alle sechs Casino-Betreiber nach langer Ungewissheit ihre Lizenzen für weitere zehn Jahre verlängern konnten. Einer kräftigen Erholung steht damit nichts mehr im Weg. Jörn Petring
Mitte November ging das Video einer Frau aus Dalian auf chinesischen Social-Media-Kanälen viral. Am Frühstückstisch erklärt die 36-Jährige, dass sie ein “qualitativ hochwertiges Single-Leben” einer Ehe “geringer Qualität” in jedem Fall vorziehen würde. “Ich denke, dass Frauen heutzutage nicht mehr in einer Zeit leben, in der sie von Männern in einer Ehe abhängig sein müssen.”
Die Popularität des an sich unspektakulären Videos zeigt, dass es in China noch immer ein gewagtes Statement ist, den Sinn der Ehe öffentlich infrage zu stellen. In China können Frauen Karriere machen – nirgendwo in Asien gibt es so viele Millionärinnen. Ohne Ehemann werden Frauen jedoch noch immer gesellschaftlich stigmatisiert und wirtschaftlich benachteiligt.
Wie groß dieses Problem ist, zeigt ein Bericht eines regierungsnahen Forschungsinstituts aus dem Jahr 2019. Demnach wird die Zahl der alleinerziehenden Mütter in China auf mehr als 19 Millionen geschätzt, wobei Geschiedene und Witwen mit einberechnet wurden. Gleichzeitig hat sich die Scheidungsrate nach Angaben des Ministeriums für zivile Angelegenheiten zwischen 2009 und 2018 fast verdoppelt. Umfragen zeigen, dass chinesische Frauen vor allem in Städten immer später heiraten – wenn überhaupt.
Im Jahr 2020 heirateten laut Regierungsangaben nur 8,1 Millionen Paare, die niedrigste Zahl seit 2003. In Shanghai liegt das Durchschnittsalter, in dem Frauen zum ersten Mal heiraten, bei 29 Jahren, gegenüber 23 Jahren im Jahr 2005. Dadurch verschiebt sich auch die Kinderplanung nach hinten.
Besonders unverheiratete, alleinerziehende Mütter fallen durch das Raster patriarchaler Rollenbilder. Rechtlich befinden sie sich in China in einer Grauzone. Obwohl die offiziellen Richtlinien unverheirateten Frauen nicht ausdrücklich verbieten, Kinder zu bekommen, behandeln viele Provinzen und Gemeinden uneheliche Geburten noch immer als einen Verstoß gegen die Familienplanungspolitik.
Laut Definition der Nationalen Gesundheitskommission liegt die Familienplanung in der Verantwortung von “Ehemännern und Ehefrauen”. Staatliche Leistungen wie Erziehungsurlaub und medizinische Untersuchungen vor und nach der Geburt sind demnach oftmals Frauen mit einer gültigen Heiratsurkunde vorbehalten. Viele unverheiratete Mütter haben deshalb zum Beispiel Schwierigkeiten, eine Hukou-Registrierung für ihre Kinder zu erhalten, die beispielsweise für die Einschulung oder den Erhalt von Sozialleistungen nötig ist. Auch deswegen führen voreheliche Schwangerschaften in China noch oft zu “Blitzhochzeiten” oder Abtreibungen.
Ein Delegierter des Nationalen Volkskongresses von Guangdong erklärte noch im Februar, dass das Familienplanungsgesetz möglicherweise einige Klarstellungen benötigt, um den Bedürfnissen alleinstehender Mütter gerecht zu werden. Der Beamte räumte ein, dass sich die Frauen in einer rechtlichen Zwickmühle befänden. Das verwundert, denn der chinesische Staat hat sich aufgrund sinkender Geburtenraten vorgenommen, “die Geburtenpolitik zu optimieren und eine langfristig ausgewogene Bevölkerungsentwicklung zu fördern”.
Der Umgang mit alleinerziehenden Müttern liegt jedoch im Ermessen der Kommunalverwaltungen. In Shanghai und in der Provinz Guangdong wurden innerhalb der vergangenen zwei Jahre neue Regelungen eingeführt, die die Vorlage einer Heiratsurkunde für die Beantragung von Sozialleistungen nicht mehr notwendig machen. Auch die Gesundheitskommission der Provinz Anhui hat im September dieses Jahres einen Gesetzesentwurf vorgelegt, der das Verbot für unverheiratete Frauen, eine Geburt zu registrieren, aufheben soll.
Tatsächlich ist die Umsetzung dieser Richtlinien noch immer von Widersprüchen und bürokratischen Hürden geprägt. Immer wieder werden unverheiratete Mütter von den lokalen Behörden abgewiesen. In anderen Fällen müssen sie Bearbeitungsgebühren bezahlen, die für Verheiratete nicht erhoben werden.
Alleine Kinder zu bekommen, etwa durch künstliche Befruchtung oder Leihmutterschaft, ist für unverheiratete Chinesinnen illegal. Das Einfrieren von Eizellen ist nur verheirateten Frauen gestattet, etwa bei Fruchtbarkeitsproblemen. Alleinstehende Männer können ihr Sperma dagegen ohne bürokratische Hürden einfrieren lassen. Die Gesundheitsbehörden verteidigen diese Politik damit, dass die Entnahme von Eizellen bei Frauen und die Geburt in höherem Alter gesundheitliche Risiken mit sich bringe.
Viele Chinesinnen reisen deshalb ins Ausland, um eine künstliche Befruchtung durchführen zu lassen, etwa in Thailand, den USA oder Dänemark. Auch die Ukraine war vor dem Krieg ein beliebtes Ziel. Als Reisebüros getarnte Agenturen bieten entsprechende Angebote an. Wer genug Geld mitbringt, kann auch ohne Ehemann Mutter werden. Bis solche Kinder gesellschaftlich akzeptiert werden, ist es jedoch noch ein weiter Weg.
Die Europäische Union berät am Mittwoch über die Handhabe von Einreisenden aus der Volksrepublik China. Die Vertreter der 27 Mitgliedsstaaten suchen nach einer weitgehend einheitlichen Regelung, da am 8. Januar die internationalen Reise-Beschränkungen in der zweitgrößten Volkswirtschaft wegfallen. Während sich unter anderem Italien und Frankreich für Coronatests von Ankömmlingen aus China starkmachen, sieht die deutsche Regierung dagegen noch keine Notwendigkeit für strengere Kontrollen (China.Table berichtete).
EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides hatte die Regierungen vor wenigen Tagen aufgerufen, sehr wachsam zu verfolgen, ob neue Virusvarianten aus China eingeschleppt würden. Das Europäische Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten hält dagegen keine besonderen Maßnahmen für erforderlich. Die Varianten, die in China kursierten, seien allesamt ohnehin schon in Europa vertreten. grz
Junge Männer in Taiwan müssen bald deutlich länger Dienst an der Waffe schieben. Ab 2024 wird die Dauer der Wehrpflicht von vier auf zwölf Monate erhöht. Betroffen von der Regelung sind die Geburtenjahrgänge ab 2005.
Staatspräsidentin Tsai Ing-wen begründete die Entscheidung mit der wachsenden Bedrohung durch die Volksrepublik China. “Niemand will Krieg, aber Frieden fällt nicht vom Himmel … Wir müssen auf einen Krieg vorbereitet sein, um einen Krieg abzuwenden”, sagte Tsai. Taiwan stehe an vorderster Front der Verteidigung von Demokratie und unternehme deshalb aktiv Schritte, “um die Souveränität, die Werte und das Interesse unserer Nation sowie Frieden und Stabilität in der Region” zu wahren. grz
Im Hinblick auf die aktuellen Ereignisse in China, vor allem die massive Corona-Welle nach der abrupten Abkehr von dem strikten Null-Covid-Kurs (China.Table berichtete), fordert die Wirtschaftsweise Ulrike Malmendier einen Notfallplan für Deutschland. “Wenn die chinesischen Häfen und Fabriken geschlossen werden, weil fast alle Beschäftigten krank sind, zieht das dramatische wirtschaftliche Folgen nach sich”, warnt die Ökonomin im Gespräch mit der Zeitung “Handelsblatt” (Montagsausgabe).
Die Lieferketten würden wieder einbrechen und so die Preise für Rohstoffe und Vorprodukte enorm in die Höhe treiben. “Ich hoffe sehr, dass die Bundesregierung für diesen Fall schon Notfallpläne entwickelt.” Deutschland brauche einen “China-Schutz-Crashkurs”.
Insgesamt ist Malmendier allerdings zuversichtlich. Trotz anhaltender Inflationsgefahr und der massiven Corona-Welle in China drohe Deutschland im neuen Jahr voraussichtlich kein tiefer Wirtschaftseinbruch. Die Top-Ökonomin erwartet zwar zwei Quartale mit schrumpfender Wirtschaftsleistung. “Aber mittlerweile bin ich so optimistisch zu sagen: Wir erleben keine Mega-Rezession und schon gar nicht eine Deindustrialisierung Deutschlands”, sagte Malmendier. rtr/rad
Am Montag hat im Osten Kambodschas der Bau einer neuen Riesenbrücke über den Mekong begonnen. Die Überführung in der Provinz Kratie soll 1.761 Meter lang und 13,5 Meter breit werden. 2026 soll sie fertig sein, berichtet die kambodschanische Zeitung “Khmer Times”. Hinzukommen mehrere hundert Kilometer Anschlussstraßen. Die Kosten in Höhe von 114 Millionen Dollar werden größtenteils von China übernommen.
China versucht, nicht nur in Kambodscha, mittels großer Investitionen in zahlreichen Ländern Einfluss zu gewinnen, wie beispielsweise in Ost- und Mitteleuropa (China.Table berichtete). In Deutschland entfachte sich zuletzt eine heftige Debatte um chinesische Investitionen in den Hamburger Hafen (China.Table berichtete). Vor allem in den ärmeren Ländern in Südostasien oder in Afrika hat Peking mit dieser Strategie großen Erfolg.
An der Grundsteinlegung für die neue Brücke über den Mekong nahm auch Kambodschas Ministerpräsident Hun Sen teil. Er würdigte die hervorragenden Beziehungen zu China und dankte Peking für die Finanzierung von wichtigen Infrastrukturprojekten in Kambodscha. rad
Gudrun Wacker war schon Chinaexpertin, als Taiwan noch eine Diktatur war. Seitdem hat sich Vieles verändert. Das autoritäre China bedroht die kleine Demokratie Taiwan. Und Wacker muss als Senior Fellow bei der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) versuchen, Vorhersagen zu treffen, wie lange das noch gutgehen wird.
“Eine Kristallkugel”, sagt Wacker, habe sie aber nicht. Und daher könne natürlich auch sie nicht genau sagen, wann China Taiwan angreifen werde. Sie kann sich der Frage aber nähern, indem sie mit vertrauten Kollegen aus der ganzen Welt spricht, deren Publikationen liest und versucht, sich in Pekings Abwägungen hineinzuversetzen.
“Ich denke, dass die Volksrepublik eine ziemlich schlaue Politik fährt”, sagt Wacker. Xi Jinping stelle eine simple Kosten-Nutzen-Kalkulation auf. Nach Einschätzung Wackers sei der Preis einer Invasion aktuell noch höher als der Nutzen. Daher versuche China, den Status quo schrittweise zu verändern. Wacker nennt das eine “Zermürbungsstrategie”, die aus Militärmanövern, Cyberattacken und Desinformationskampagnen bestehe.
Ist diese Strategie erfolgreich? Wacker beobachtet verschiedene Trends: Immer weniger Taiwaner identifizierten sich mit der Volksrepublik. Und Russlands Krieg gegen die Ukraine habe den Taiwanern die Gefahr eines Angriffs vor Augen geführt, erklärt Wacker. Dennoch setze auch eine Gewöhnung an die ständigen Drohgebärden ein.
Wacker kann das nachvollziehen. Sie selbst ist während des Kalten Kriegs aufgewachsen und habe sich von der ständigen Kriegsgefahr nicht einschüchtern oder lähmen lassen. “So kann man sein Leben nicht führen”, erinnert sie sich.
Ihre Eltern wollten eigentlich, dass Wacker Lehrerin wird. Doch die überfüllten Germanistik-Seminare schreckten sie ab, und so entschied sie sich für ein Sinologie-Studium in Berlin inklusive eines Auslandsaufenthaltes in Taiwan.
Der Vermieter ihrer Studentenwohnung auf der Insel sei ein ehemaliger Kuomintang-Offizier gewesen, erzählt Wacker. Seine Partei verlor 1949 den Bürgerkrieg in Festlandchina, floh nach Taiwan und regierte die Insel bis in die 1990er Jahre weitgehend autoritär. Die heimischen Taiwanesen mussten sich den eingewanderten Festlandchinesen zunächst unterordnen. Und Wacker erinnert sich, dass auch ihr Vermieter aus seiner Geringschätzung gegenüber den Einheimischen keinen Hehl machte.
Heutzutage ist Taiwan eine lebendige Demokratie und wird von der Demokratischen Fortschrittspartei regiert, die sich deutlich von der Volksrepublik China abgrenzt. Damit es friedlich bleibt, wünscht sich Wacker mehr Unterstützung für Taiwan, auch aus Deutschland. Es geht wieder um Kosten und Nutzen. Die Bundesregierung müsse China signalisieren, dass eine Invasion Taiwans einen hohen Preis hätte. Außerdem könne man die Beziehungen zu Taiwan aufwerten, auch ohne das Ein-China-Prinzip infragezustellen. Zum Beispiel durch Arbeitsbesuche deutscher Minister in Taiwan, schlägt Wacker vor.
Mit Sorge beobachtet sie, dass zwischen westlichen und chinesischen Politikern und Politikberatern ein ziemlicher Graben entstanden sei. Laut Wacker “kann man nur versuchen, drüber zu schreien”. Das wird, so Wacker, zwar nichts an den Standpunkten beider Seiten ändern, aber man müsse trotzdem die Gelegenheit nutzen, seine eigenen Argumente vorzutragen. “Wir müssen versuchen, in die Blase reinzustechen, in der die mittlerweile leben”, erklärt sie angesichts eines immer enger gewordenen Meinungskorridors in China. Jonathan Lehrer
Hubert Lee ist von Samsung zum Leiter des MX (Mobile eXperience) Design Teams ernannt worden. Lee war zuvor als Chief Design Officer bei Mercedes-Benz China tätig. Das MX Design Team von Samsung ist für die Entwicklung von Galaxy-Produkten wie der S-Serie, der Z-Serie, dem Galaxy Tab oder auch der Galaxy Watch verantwortlich.
Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!
Wintersportnation China: Am Neujahrstag lud der in Eis erstarrte Songhua-Fluss in der nordwestlichen Metropole Harbin zum Eisrodeln und Schlittschuhlaufen ein.
Macau ist nicht nur für seine glamourösen Casinos bekannt, sondern auch für seine spektakulären Feuerwerke zum Jahreswechsel. Doch das, was unser Autorenteam dieser Tage auf Macau erleben musste, offenbart die großen Probleme der chinesischen Sonderverwaltungszone: Der Jahreswechsel wurde eher still begangen, denn Grund zu feiern gab es keinen.
Statt schnellem Geld jagen die zurzeit ohnehin nur wenigen Festland-Touristen in Macau lieber westlichen Impfstoffen, Schmerztabletten und Schnupfensprays hinterher. Doch ohne den Zockertourismus können auch die Restaurants und Hoteliers nicht überleben. Die Casinos auf Macau erwirtschaften alljährlich mehr Umsatz als sämtliche Einrichtungen im amerikanischen Glücksspiel-Eldorado Las Vegas.
Es ist jener chinesische Pragmatismus der Impfstoff-Touristen, für den auch die chinesische Regierung im Umgang mit drängenden Problemen von vielen Beobachtern gerne gepriesen wird. Sei es im Kleinen, bei Pekings situativer Auslegung von Regeln, die bewusst vage gehalten werden – oder im Großen, wenn Privatunternehmer in der Kommunistischen Partei hochwillkommen sind, weil sie schlicht zu wichtig geworden sind für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes.
Deng Xiaopings Aussage – ihm sei die Fellfarbe einer Katze im Grunde egal, Hauptsache sie fange Mäuse – ist denn im Westen auch längst zum gerne genutzten Bonmot geworden. Fabian Peltsch zeigt in seiner heutigen Analyse allerdings, dass es mit Pekings Pragmatismus in der Gesellschaftspolitik nicht weit her ist: Es geht um das schwere Los von alleinerziehenden Müttern in China. Denn trotz immer weiter sinkender Geburtenraten und eines wachsenden demografischen Drucks hält die Regierung in Peking an ihrem patriarchalen Rollenverständnis fest – auf Kosten von unverheirateten Frauen und alleinerziehenden Müttern.
Viele neue Erkenntnisse bei der Lektüre wünscht
Impfstoff und Pillen statt Glitzer und Glücksspiel: Die Anziehungskraft der Casino-Metropole Macau auf chinesische Touristen ist in den vergangenen Tagen von einem anderen Pol ausgegangen, als es sonst üblich ist. Während die Roulette-Tische und Spielautomaten der Stadt zwischen den Jahren vielerorts verwaist blieben, erlebten Apotheken und medizinische Einrichtungen einen starken Zulauf.
Die britische Zeitung Financial Times berichtet von einem regelrechten Impftourismus in die Stadt. Festland-Chinesen nutzten die Aufhebung der Reisebeschränkungen, um sich in Macau mit dem Wirkstoff des Herstellers Biontech besser vor einer Covid-Infektion zu schützen. Denn anders als im Rest des Landes ist das Biontech-Serum in den Sonderverwaltungsregionen Hongkong und Macau zugelassen.
In den Apotheken der Stadt stieg derweil die Nachfrage nach Paracetamol und Erkältungsmitteln. Doch ähnlich wie in den Casinos blieb den meisten Kunden auch dort nur ein langes Gesicht. Die Medikamente sind wegen der starken Nachfrage bereits ausverkauft. Denn mit dem Ende von Pekings strikter Null-Covid-Politik, die auch für Macau galt, ist eine Infektionswelle durch die Stadt gezogen, die den Bedarf an Kopfschmerz-Tabletten und Schnupfensprays drastisch erhöhte.
Der hohe Krankenstand belastet auch Hotels und Restaurants. “Wir hatten in den vergangenen Tagen kaum noch Personal und können Gästen deshalb derzeit nur einen Bruchteil unserer Zimmer anbieten”, berichtet ein Angestellter eines Fünfsterne-Hotels, der nicht namentlich für das Unternehmen sprechen darf. Selbst der reduzierte Betrieb könne nur aufrechterhalten werden, weil sich einige Mitarbeiter bereit erklärt hätten, krank zu arbeiten.
Weil viele Restaurants und Geschäfte wegen der Ausfälle sogar komplett schließen mussten, wirkte der Jahreswechsel in Macau entsprechend düster. Die berühmten Spielbanken, die in Macau alljährlich mehr Umsätze scheffeln als am US-Standort Las Vegas, rangelten sich um die wenigen spielwilligen Touristen.
Die einstige portugiesische Enklave, die auch berühmt ist für ihre glamourösen Silvesterpartys, verabschiedete sich vergleichsweise leise aus einem schwachen wirtschaftlichen Jahr. Selten zuvor wurden die Bewohner der Stadt so spürbar daran erinnert, wie groß ihre Abhängigkeit von chinesischen Spielern ist. Deren Trips auf die Halbinsel verschaffen der chinesischen Sonderverwaltungsregion mehr als die Hälfte ihrer jährlichen Wirtschaftsleistung. Der Wunsch, Macau zu einem internationalen Zocker-Hotspot machen zu können, wurde nie erfüllt.
Analysten schätzen, dass Macaus Wirtschaft 2022 um rund 29 Prozent eingebrochen ist. Bereits 2020 war die Wirtschaft um 54 Prozent geschrumpft. Danach folgte 2021 eine leichte Erholung um 18 Prozent, weil China das Virus für einige Zeit unter Kontrolle hatte. Der Brutto-Spielumsatz ging im Vergleich zum Vorjahr um weitere 51 Prozent auf 42,2 Milliarden Patacas (rund 4,9 Milliarden Euro) zurück. 2019, im Jahr vor der Pandemie, hatten die Casinos noch 292 Milliarden Patacas umgesetzt.
“Ein schwarzes Jahr geht zu Ende. Aber der Tiefpunkt dürfte erreicht sein. Wir rechnen damit, dass 2023 sehr gute Ergebnisse bringen wird”, fasst ein Ladenbesitzer die derzeitige Stimmung in der Stadt zusammen. Wie schlecht es tatsächlich für Macaus Wirtschaft im vergangenen Jahr lief, geht aus am Sonntag veröffentlichten Regierungszahlen hervor. Demnach machten die sechs Casino-Betreiber der Stadt im abgelaufenen Jahr die schlechtesten Geschäfte seit 2004.
Investoren rechnen nach dem Ende der aktuellen Corona-Welle mit einer steilen Erholung, die sich bereits jetzt in den Aktienkursen der Casino-Betreiber widerspiegelt. Ein vom Finanz-Nachrichtendienst Bloomberg herausgegebener Index, der die Aktien der Glücksspiel-Anbieter in Macau zusammenfasst, ist seit Anfang Dezember bereits um mehr als 30 Prozent in die Höhe geschossen.
Anleger sind nicht nur optimistisch, weil sie darauf spekulieren, dass Touristen wohl schon über das chinesische Neujahrsfest um den 22. Januar in Scharen nach Macau zurückkehren werden. Für Erleichterung sorgte zuletzt auch, dass alle sechs Casino-Betreiber nach langer Ungewissheit ihre Lizenzen für weitere zehn Jahre verlängern konnten. Einer kräftigen Erholung steht damit nichts mehr im Weg. Jörn Petring
Mitte November ging das Video einer Frau aus Dalian auf chinesischen Social-Media-Kanälen viral. Am Frühstückstisch erklärt die 36-Jährige, dass sie ein “qualitativ hochwertiges Single-Leben” einer Ehe “geringer Qualität” in jedem Fall vorziehen würde. “Ich denke, dass Frauen heutzutage nicht mehr in einer Zeit leben, in der sie von Männern in einer Ehe abhängig sein müssen.”
Die Popularität des an sich unspektakulären Videos zeigt, dass es in China noch immer ein gewagtes Statement ist, den Sinn der Ehe öffentlich infrage zu stellen. In China können Frauen Karriere machen – nirgendwo in Asien gibt es so viele Millionärinnen. Ohne Ehemann werden Frauen jedoch noch immer gesellschaftlich stigmatisiert und wirtschaftlich benachteiligt.
Wie groß dieses Problem ist, zeigt ein Bericht eines regierungsnahen Forschungsinstituts aus dem Jahr 2019. Demnach wird die Zahl der alleinerziehenden Mütter in China auf mehr als 19 Millionen geschätzt, wobei Geschiedene und Witwen mit einberechnet wurden. Gleichzeitig hat sich die Scheidungsrate nach Angaben des Ministeriums für zivile Angelegenheiten zwischen 2009 und 2018 fast verdoppelt. Umfragen zeigen, dass chinesische Frauen vor allem in Städten immer später heiraten – wenn überhaupt.
Im Jahr 2020 heirateten laut Regierungsangaben nur 8,1 Millionen Paare, die niedrigste Zahl seit 2003. In Shanghai liegt das Durchschnittsalter, in dem Frauen zum ersten Mal heiraten, bei 29 Jahren, gegenüber 23 Jahren im Jahr 2005. Dadurch verschiebt sich auch die Kinderplanung nach hinten.
Besonders unverheiratete, alleinerziehende Mütter fallen durch das Raster patriarchaler Rollenbilder. Rechtlich befinden sie sich in China in einer Grauzone. Obwohl die offiziellen Richtlinien unverheirateten Frauen nicht ausdrücklich verbieten, Kinder zu bekommen, behandeln viele Provinzen und Gemeinden uneheliche Geburten noch immer als einen Verstoß gegen die Familienplanungspolitik.
Laut Definition der Nationalen Gesundheitskommission liegt die Familienplanung in der Verantwortung von “Ehemännern und Ehefrauen”. Staatliche Leistungen wie Erziehungsurlaub und medizinische Untersuchungen vor und nach der Geburt sind demnach oftmals Frauen mit einer gültigen Heiratsurkunde vorbehalten. Viele unverheiratete Mütter haben deshalb zum Beispiel Schwierigkeiten, eine Hukou-Registrierung für ihre Kinder zu erhalten, die beispielsweise für die Einschulung oder den Erhalt von Sozialleistungen nötig ist. Auch deswegen führen voreheliche Schwangerschaften in China noch oft zu “Blitzhochzeiten” oder Abtreibungen.
Ein Delegierter des Nationalen Volkskongresses von Guangdong erklärte noch im Februar, dass das Familienplanungsgesetz möglicherweise einige Klarstellungen benötigt, um den Bedürfnissen alleinstehender Mütter gerecht zu werden. Der Beamte räumte ein, dass sich die Frauen in einer rechtlichen Zwickmühle befänden. Das verwundert, denn der chinesische Staat hat sich aufgrund sinkender Geburtenraten vorgenommen, “die Geburtenpolitik zu optimieren und eine langfristig ausgewogene Bevölkerungsentwicklung zu fördern”.
Der Umgang mit alleinerziehenden Müttern liegt jedoch im Ermessen der Kommunalverwaltungen. In Shanghai und in der Provinz Guangdong wurden innerhalb der vergangenen zwei Jahre neue Regelungen eingeführt, die die Vorlage einer Heiratsurkunde für die Beantragung von Sozialleistungen nicht mehr notwendig machen. Auch die Gesundheitskommission der Provinz Anhui hat im September dieses Jahres einen Gesetzesentwurf vorgelegt, der das Verbot für unverheiratete Frauen, eine Geburt zu registrieren, aufheben soll.
Tatsächlich ist die Umsetzung dieser Richtlinien noch immer von Widersprüchen und bürokratischen Hürden geprägt. Immer wieder werden unverheiratete Mütter von den lokalen Behörden abgewiesen. In anderen Fällen müssen sie Bearbeitungsgebühren bezahlen, die für Verheiratete nicht erhoben werden.
Alleine Kinder zu bekommen, etwa durch künstliche Befruchtung oder Leihmutterschaft, ist für unverheiratete Chinesinnen illegal. Das Einfrieren von Eizellen ist nur verheirateten Frauen gestattet, etwa bei Fruchtbarkeitsproblemen. Alleinstehende Männer können ihr Sperma dagegen ohne bürokratische Hürden einfrieren lassen. Die Gesundheitsbehörden verteidigen diese Politik damit, dass die Entnahme von Eizellen bei Frauen und die Geburt in höherem Alter gesundheitliche Risiken mit sich bringe.
Viele Chinesinnen reisen deshalb ins Ausland, um eine künstliche Befruchtung durchführen zu lassen, etwa in Thailand, den USA oder Dänemark. Auch die Ukraine war vor dem Krieg ein beliebtes Ziel. Als Reisebüros getarnte Agenturen bieten entsprechende Angebote an. Wer genug Geld mitbringt, kann auch ohne Ehemann Mutter werden. Bis solche Kinder gesellschaftlich akzeptiert werden, ist es jedoch noch ein weiter Weg.
Die Europäische Union berät am Mittwoch über die Handhabe von Einreisenden aus der Volksrepublik China. Die Vertreter der 27 Mitgliedsstaaten suchen nach einer weitgehend einheitlichen Regelung, da am 8. Januar die internationalen Reise-Beschränkungen in der zweitgrößten Volkswirtschaft wegfallen. Während sich unter anderem Italien und Frankreich für Coronatests von Ankömmlingen aus China starkmachen, sieht die deutsche Regierung dagegen noch keine Notwendigkeit für strengere Kontrollen (China.Table berichtete).
EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides hatte die Regierungen vor wenigen Tagen aufgerufen, sehr wachsam zu verfolgen, ob neue Virusvarianten aus China eingeschleppt würden. Das Europäische Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten hält dagegen keine besonderen Maßnahmen für erforderlich. Die Varianten, die in China kursierten, seien allesamt ohnehin schon in Europa vertreten. grz
Junge Männer in Taiwan müssen bald deutlich länger Dienst an der Waffe schieben. Ab 2024 wird die Dauer der Wehrpflicht von vier auf zwölf Monate erhöht. Betroffen von der Regelung sind die Geburtenjahrgänge ab 2005.
Staatspräsidentin Tsai Ing-wen begründete die Entscheidung mit der wachsenden Bedrohung durch die Volksrepublik China. “Niemand will Krieg, aber Frieden fällt nicht vom Himmel … Wir müssen auf einen Krieg vorbereitet sein, um einen Krieg abzuwenden”, sagte Tsai. Taiwan stehe an vorderster Front der Verteidigung von Demokratie und unternehme deshalb aktiv Schritte, “um die Souveränität, die Werte und das Interesse unserer Nation sowie Frieden und Stabilität in der Region” zu wahren. grz
Im Hinblick auf die aktuellen Ereignisse in China, vor allem die massive Corona-Welle nach der abrupten Abkehr von dem strikten Null-Covid-Kurs (China.Table berichtete), fordert die Wirtschaftsweise Ulrike Malmendier einen Notfallplan für Deutschland. “Wenn die chinesischen Häfen und Fabriken geschlossen werden, weil fast alle Beschäftigten krank sind, zieht das dramatische wirtschaftliche Folgen nach sich”, warnt die Ökonomin im Gespräch mit der Zeitung “Handelsblatt” (Montagsausgabe).
Die Lieferketten würden wieder einbrechen und so die Preise für Rohstoffe und Vorprodukte enorm in die Höhe treiben. “Ich hoffe sehr, dass die Bundesregierung für diesen Fall schon Notfallpläne entwickelt.” Deutschland brauche einen “China-Schutz-Crashkurs”.
Insgesamt ist Malmendier allerdings zuversichtlich. Trotz anhaltender Inflationsgefahr und der massiven Corona-Welle in China drohe Deutschland im neuen Jahr voraussichtlich kein tiefer Wirtschaftseinbruch. Die Top-Ökonomin erwartet zwar zwei Quartale mit schrumpfender Wirtschaftsleistung. “Aber mittlerweile bin ich so optimistisch zu sagen: Wir erleben keine Mega-Rezession und schon gar nicht eine Deindustrialisierung Deutschlands”, sagte Malmendier. rtr/rad
Am Montag hat im Osten Kambodschas der Bau einer neuen Riesenbrücke über den Mekong begonnen. Die Überführung in der Provinz Kratie soll 1.761 Meter lang und 13,5 Meter breit werden. 2026 soll sie fertig sein, berichtet die kambodschanische Zeitung “Khmer Times”. Hinzukommen mehrere hundert Kilometer Anschlussstraßen. Die Kosten in Höhe von 114 Millionen Dollar werden größtenteils von China übernommen.
China versucht, nicht nur in Kambodscha, mittels großer Investitionen in zahlreichen Ländern Einfluss zu gewinnen, wie beispielsweise in Ost- und Mitteleuropa (China.Table berichtete). In Deutschland entfachte sich zuletzt eine heftige Debatte um chinesische Investitionen in den Hamburger Hafen (China.Table berichtete). Vor allem in den ärmeren Ländern in Südostasien oder in Afrika hat Peking mit dieser Strategie großen Erfolg.
An der Grundsteinlegung für die neue Brücke über den Mekong nahm auch Kambodschas Ministerpräsident Hun Sen teil. Er würdigte die hervorragenden Beziehungen zu China und dankte Peking für die Finanzierung von wichtigen Infrastrukturprojekten in Kambodscha. rad
Gudrun Wacker war schon Chinaexpertin, als Taiwan noch eine Diktatur war. Seitdem hat sich Vieles verändert. Das autoritäre China bedroht die kleine Demokratie Taiwan. Und Wacker muss als Senior Fellow bei der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) versuchen, Vorhersagen zu treffen, wie lange das noch gutgehen wird.
“Eine Kristallkugel”, sagt Wacker, habe sie aber nicht. Und daher könne natürlich auch sie nicht genau sagen, wann China Taiwan angreifen werde. Sie kann sich der Frage aber nähern, indem sie mit vertrauten Kollegen aus der ganzen Welt spricht, deren Publikationen liest und versucht, sich in Pekings Abwägungen hineinzuversetzen.
“Ich denke, dass die Volksrepublik eine ziemlich schlaue Politik fährt”, sagt Wacker. Xi Jinping stelle eine simple Kosten-Nutzen-Kalkulation auf. Nach Einschätzung Wackers sei der Preis einer Invasion aktuell noch höher als der Nutzen. Daher versuche China, den Status quo schrittweise zu verändern. Wacker nennt das eine “Zermürbungsstrategie”, die aus Militärmanövern, Cyberattacken und Desinformationskampagnen bestehe.
Ist diese Strategie erfolgreich? Wacker beobachtet verschiedene Trends: Immer weniger Taiwaner identifizierten sich mit der Volksrepublik. Und Russlands Krieg gegen die Ukraine habe den Taiwanern die Gefahr eines Angriffs vor Augen geführt, erklärt Wacker. Dennoch setze auch eine Gewöhnung an die ständigen Drohgebärden ein.
Wacker kann das nachvollziehen. Sie selbst ist während des Kalten Kriegs aufgewachsen und habe sich von der ständigen Kriegsgefahr nicht einschüchtern oder lähmen lassen. “So kann man sein Leben nicht führen”, erinnert sie sich.
Ihre Eltern wollten eigentlich, dass Wacker Lehrerin wird. Doch die überfüllten Germanistik-Seminare schreckten sie ab, und so entschied sie sich für ein Sinologie-Studium in Berlin inklusive eines Auslandsaufenthaltes in Taiwan.
Der Vermieter ihrer Studentenwohnung auf der Insel sei ein ehemaliger Kuomintang-Offizier gewesen, erzählt Wacker. Seine Partei verlor 1949 den Bürgerkrieg in Festlandchina, floh nach Taiwan und regierte die Insel bis in die 1990er Jahre weitgehend autoritär. Die heimischen Taiwanesen mussten sich den eingewanderten Festlandchinesen zunächst unterordnen. Und Wacker erinnert sich, dass auch ihr Vermieter aus seiner Geringschätzung gegenüber den Einheimischen keinen Hehl machte.
Heutzutage ist Taiwan eine lebendige Demokratie und wird von der Demokratischen Fortschrittspartei regiert, die sich deutlich von der Volksrepublik China abgrenzt. Damit es friedlich bleibt, wünscht sich Wacker mehr Unterstützung für Taiwan, auch aus Deutschland. Es geht wieder um Kosten und Nutzen. Die Bundesregierung müsse China signalisieren, dass eine Invasion Taiwans einen hohen Preis hätte. Außerdem könne man die Beziehungen zu Taiwan aufwerten, auch ohne das Ein-China-Prinzip infragezustellen. Zum Beispiel durch Arbeitsbesuche deutscher Minister in Taiwan, schlägt Wacker vor.
Mit Sorge beobachtet sie, dass zwischen westlichen und chinesischen Politikern und Politikberatern ein ziemlicher Graben entstanden sei. Laut Wacker “kann man nur versuchen, drüber zu schreien”. Das wird, so Wacker, zwar nichts an den Standpunkten beider Seiten ändern, aber man müsse trotzdem die Gelegenheit nutzen, seine eigenen Argumente vorzutragen. “Wir müssen versuchen, in die Blase reinzustechen, in der die mittlerweile leben”, erklärt sie angesichts eines immer enger gewordenen Meinungskorridors in China. Jonathan Lehrer
Hubert Lee ist von Samsung zum Leiter des MX (Mobile eXperience) Design Teams ernannt worden. Lee war zuvor als Chief Design Officer bei Mercedes-Benz China tätig. Das MX Design Team von Samsung ist für die Entwicklung von Galaxy-Produkten wie der S-Serie, der Z-Serie, dem Galaxy Tab oder auch der Galaxy Watch verantwortlich.
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Wintersportnation China: Am Neujahrstag lud der in Eis erstarrte Songhua-Fluss in der nordwestlichen Metropole Harbin zum Eisrodeln und Schlittschuhlaufen ein.