kleine Ereignisse können große Krisen heraufbeschwören. Erst unterschätzt die Regierung von Litauen, wie ernst China schon kleine Provokationen mit Taiwan-Bezug nimmt. Nun wirkt sich dieser Streit selbst in der deutschen Autobranche aus. China verweigert die Einfuhr von Teilen des großen Zulieferers Continental, wenn sie Komponenten aus Litauen enthalten. Dort stellt Conti Elektronik für smarte Fahrzeuge her.
Da sich die Regierung in Vilnius von wirtschaftlichem Druck nur wenig beeindruckt zeigte, rächt sich Peking nun also am großen EU-Land Deutschland. Und die Bundesregierung steht vor der schweren Aufgabe, eine angemessene Antwort zu formulieren. Einen Handels-Angriff auf Conti kann sie nicht einfach hinnehmen. Sie will aber auch nicht voreilig und ungeplant in eine Konfrontation mit China hineinrutschen. Für die wenig praxiserfahrenen Spitzen des Wirtschafts- und des Außenministeriums wird das ein erster Test ihrer Geschicklichkeit.
Im Rahmen der Reihe Global China Conversations wurde in der vergangenen Woche über eine andere Krise gesprochen: Lieferketten. Die Welt der Lieferketten werde nach der Pandemie nicht mehr dieselbe sein, analysiert Finn Mayer-Kuckuk. Wenn zumindest einige Geschenke unter dem Weihnachtsbaum fehlen, liegt das nicht nur an Corona, sondern auch an den Problemen bei den Lieferketten.
Lassen Sie sich über die Feiertage dennoch nicht die Stimmung vermiesen.
Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins Jahr 2022 wünscht Ihnen
Was als Posse um einen baltischen Staat begonnen hat, wird zu einem handfesten Handelskonflikt zwischen Deutschland und China. Der Autozulieferer Continental und mindestens ein weiteres deutsches Unternehmen dürfen schon bald keine Teile mehr nach China einführen, die Vorprodukte aus Litauen enthalten. Das erfuhr China.Table aus Industriekreisen. Auch wenn die Akteure vordergründig noch versuchen, Ruhe auszustrahlen, ringen Wirtschaft und Politik hinter den Kulissen hektisch um die angemessene Reaktion. Es ist schließlich das erste Mal, dass Peking die deutsche Automobilbranche so direkt in einen Handelsstreit hineinzieht. Auslöser des Konflikts war die Gründung eines Taiwan-Büros in Vilnius (China.Table berichtete).
Verbände und Kammern suchen zudem derzeit nach den richtigen Formulierungen, um China zu kritisieren, ohne sich selbst zu sehr in die Schusslinie zu bringen. Offiziell kommentieren derzeit weder Conti noch die Regierungen die Berichte. VW teilte China.Table mit, man beobachte die Lage sehr genau.
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) warf Peking ein “verheerendes Eigentor” vor (China.Table berichtete). “Die jüngsten Maßnahmen Chinas gegen Litauen entfalten die Wirkung eines Handelsboykotts mit Auswirkungen auf die ganze EU”, klagte der BDI in einer Botschaft in Richtung der chinesischen Regierung. “Betroffen sind auch Einfuhren aus China, die in deutschen Produktionsniederlassungen in Litauen benötigt werden, und Ausfuhren aus Deutschland nach China, die litauische Komponenten enthalten” Das Vorgehen zeige, dass China bereit sei, sich von “politisch unliebsamen Partnern ökonomisch zu entkoppeln”. Die Handelskammer in Peking wandte sich mit einer ähnlichen Argumentation in einem Brief an das chinesische Handelsministerium.
Der Verband der Automobilindustrie (VDA) beklagte die zunehmende Vermischung von Politik und Wirtschaft. “Zwischenstaatliche Differenzen sollten auf diplomatischem Wege geklärt und nicht auf dem Rücken der Wirtschaft ausgetragen werden”, so eine Sprecherin des VDA. Der Verband setze sich für internationale Kooperation und regelbasierten, freien Handel ein. “Grundsätzlich gilt: Jedes Handels- und Investitionsabkommen kann Abschottung und Konflikt vorbeugen.”
Die Attacke auf einen großen deutschen Autozulieferer zwingt nun auch die neue Bundesregierung dazu, gegenüber China Stellung zu beziehen. Es gibt also auch hier keine außenpolitische Schonfrist für die Ampelkoalition. Ein Lieferverbot für ein Großunternehmen wie Continental ist bereits der Testfall für den Umgang mit einem massiven Konflikt. Denn ein Auto besteht im Wesentlichen aus Teilen von Zulieferern. Wer einen großen Zulieferer trifft, trifft die gesamte Fahrzeugbranche. Auch wenn Conti in Litauen nur einen kleinen Teil seines Sortiments herstellt, könnte ein Mangel an diesen Teilen die ohnehin zerrütteten Lieferketten noch mehr durcheinanderbringen.
Die Wahl von Conti ist jedoch nicht nur handels-, sondern auch geopolitisch naheliegend für China. Der Hauptsitz des Unternehmens liegt in Hannover. In Niedersachsen regiert Stephan Weil von der SPD. Er steht ohnehin unter Druck, weil VW-Chef Herbert Diess den Abbau von 30.000 Arbeitsplätzen am Heimatstandort ins Spiel gebracht hat. Im kommenden Jahr muss Weil sich Landtagswahlen stellen. Obwohl der niedersächsische Staat nur zwölf Prozent an VW hält, hat die Landesregierung traditionell einigen Einfluss auf den Konzern. Wenn China nun bei Conti ansetzt, könnte dahinter auch der Versuch stecken, auf die SPD Einfluss zu nehmen.
Ex-Kanzler Gerhard Schröder gehört ebenso zur Niedersachsen-SPD wie Ex-Vizekanzler Sigmar Gabriel. Nach chinesischem Blick auf Parteistrukturen handelt es sich hier um Granden ihrer Organisation, die erheblichen Einfluss auf Olaf Scholz haben sollten. Setzt man die SPD in Niedersachsen unter Druck, könnte das den amtierenden Bundeskanzler beeinflussen, könnte das Kalkül lauten. Aus Berliner Sicht ist die gegenteilige Wirkung jedoch mindestens genauso möglich: Der Druck von außen könnte die Bundesregierung zusammenschweißen. Mit Annalena Baerbock und Robert Habeck sitzen Scholz in den entscheidenden Ressorts ohnehin Befürworter von “Dialog und Härte” am Kabinettstisch gegenüber.
Theoretisch würde der EU nun eine Schlüsselrolle in der Beilegung des Konflikts zukommen. Die Bundesregierung will ihre Politik erklärtermaßen besser mit Brüssel und den Partnern auf europäischer Ebene abstimmen. Doch die EU-Kommission zeigt sich hilflos: Ein Mechanismus zur Reaktion auf wirtschaftliche Zwangsmaßnahmen befindet sich im Aufbau, ist aber noch längst nicht fertig (China.Table berichtete).
Die Situation werde mit dem Druck auf EU-Unternehmen zunehmend komplizierter, sagte am Freitag der für Handel zuständige Vize-Präsident der Europäischen Kommission, Valdis Dombrovskis. Seine Bemerkung fiel auf einer Veranstaltung des European Council on Foreign Relations, einer Denkfabrik. Thema war das geplante Handelsinstrument gegen wirtschaftliche Nötigung – also genau das Instrument, das jetzt nützlich wäre, aber noch fehlt. Es gebe eine “intensive Kontaktaufnahme” mit den chinesischen Behörden, so Dombrovskis.
Zudem werde mit den Litauern und auch mit Vertretern aus anderen EU-Ländern gesprochen, sagte Dombrovskis. Das “Anti-Coercion Instrument” (ACI) steht wegen des Litauen-Streits derzeit ganz oben auf der Tagesordnung. Bei diesem Instrument voranzukommen, sei auch ein wichtiger Punkt auf der Agenda der französischen EU-Ratspräsidentschaft, betonte Frankreichs Vize-Minister für Außenhandel, Franck Riester. Das Beispiel Litauens zeige sehr deutlich, dass die EU wehrhaft sein müsse, so Riester. “Wir unterstützen daher den Vorschlag der Kommission.”
In der aktuellen Situation seien die Optionen sehr begrenzt, gab der EU-Kommissar zu. Es bliebe nur der Gang zur Welthandelsorganisation – und das “nimmt eine Menge Zeit in Anspruch”. Mit dem ACI soll das beschleunigt werden. Welche Register Brüssel hypothetisch für den Litauen-China-Fall ziehen würde, wäre ACI bereits in Kraft, ließ Dombrovskis offen. Die Anwendung des Handelsinstruments müsse von Fall zu Fall konkret überprüft werden. Derzeit versuche die EU mit allen möglichen Mitteln zu reagieren, so der EU-Vize-Kommissionspräsident. Auch über diplomatische Wege. Die generelle Entwicklung der EU-China-Beziehungen sei durchaus besorgniserregend, so der Lette. Das, und auch Entwicklungen mit weiteren Drittstaaten wie Russland, unterstreichen ihm zufolge die Notwendigkeit des EU-Instruments gegen wirtschaftliche Zwangsmaßnahmen: “Deshalb müssen wir uns besser rüsten.”
Baltische Staaten seien wirtschaftliche Nötigung bereits gewöhnt, sagte Litauens Außenminister Gabrielius Landsbergis bei derselben Veranstaltung. Auch Russland bediene sich solcher Methoden. Was China betreffe, stehe man jedoch vor einem gänzlich neuem Phänomen. Worüber die Volksrepublik unzufrieden sei, und die Maßnahmen, die sie infolgedessen ergreife, stünden nicht in einem vernünftigen Verhältnis zueinander, so Landsbergis.
Rückenwind für die Schaffung robuster Handelsinstrumente kommt auch aus der deutschen Wirtschaft. Vor fünf Jahren wäre er noch gegen ein entsprechendes Handelsinstrument gewesen, sagte Wolfgang Niedermark vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI). Doch die regelbasierte Ordnung im Welthandel sei “kaputt”, so Niedermark. “Die unangenehme Wahrheit ist: Wir müssen damit jetzt leben.”
Wegen der mangelnden Handlungsfähigkeit der EU liegt es nun an Berlin, eine Reaktion zu formulieren. Es steht viel auf dem Spiel. Conti ist ein wichtiger Partner der deutschen Autohersteller. Einfuhrbeschränkung für wichtige Teile können die Produktion durcheinanderbringen, der wegen Omikron ohnehin neue Störungen drohen. Continental unterhält Lieferbeziehungen zur halben Fahrzeugbranche. Kurzfristig können die Autohersteller viele der nötigen Teile zwar aus anderen Quellen beziehen. Die Zulieferer selbst unterhalten meist Kapazitäten für das gleiche Teil an verschiedenen Standorten. Die Autofirmen wiederum beziehen identische Teile heute in vielen Fällen von mehreren Anbietern. Es gibt jedoch andererseits genug Beispiele dafür, wie nach kleinen Lieferausfällen bei den ganz großen Namen der Branche die Bänder stillstanden.
Conti ist in der Öffentlichkeit vor allem als Reifenhersteller bekannt, hat sich jedoch zu einem der größten Autozulieferer der Welt entwickelt. Mit 37 Milliarden Euro Umsatz ist das Unternehmen – je nach Zählweise – der weltweit drittgrößte Autozulieferer nach Bosch und dem Toyota-Partner Denso. Reifen gehören zwar immer noch zum Programm, doch in der Branche ist Conti inzwischen vor allem für Elektronik bekannt, die fürs intelligente Auto wichtig wird.
Der Autozulieferer hat in diesem Bereich seit 2018 gezielt in Litauen investiert, die Produktion läuft seit 2019. Erst in diesem Sommer gab es Unternehmen bekannt, den Standort in Kaunas erneut erweitern zu wollen. Bisher hat das Unternehmen 90 Millionen Euro in das Werk gesteckt. Jetzt sollen weitere 95 Millionen hinzukommen. Die Mitarbeiterzahl steigt dadurch von 1.000 auf 1.500. Das Unternehmen stellt dort Elektronikteile für Autos und Fahrassistenzsysteme her.
Niemand bei Conti konnte zu Beginn des Projekts ahnen, dass ausgerechnet das Werk in Kaunas zum weltpolitischen Spielball werden würde. Litauen hat erst kürzlich die Einrichtung eines “Taiwan-Büros” unter diesem Namen in Vilnius erlaubt. Es hat am 18. November eröffnet. Stein des Anstoßes ist der Name. Die taiwanische Regierung unterhält auch ein Kontaktbüro in Berlin. Es heißt jedoch offiziell “Taipeh-Vertretung” und hält damit den Schein aufrecht, dass hier nur eine Stadt repräsentiert wird, kein Staat.
Auch Litauen ist nun etwas schockiert, wie hart und umfassend China auf das Taiwan-Büro reagiert. “Das zeigt die Bereitschaft, weite Wege zu gehen, um den politischen Kurs von Ländern zu beeinflussen”, sagt Landsbergis. Litauen glaubte, wegen des geringen Asienhandels nicht allzu sehr von China abhängig zu sein. Doch jetzt stellt sich heraus, dass schon die Conti-Arbeitsplätze in Kaunas durchaus in Reichweite Pekings liegen. Finn Mayer-Kuckuk/Amelie Richter
Was zu Beginn der Pandemie als “Störungen der Lieferkette” wahrgenommen wurde, ist inzwischen ein Dauerzustand. Waren kommen verspätet an oder sind wochen- und monatelang gar nicht lieferbar. Der Industrie mangelt es an Teilen, wodurch Zwischen- und Endprodukte nicht fertig werden, die wiederum an anderer Stelle fehlen.
Die stotternden Lieferketten sind einer der Gründe für die weltweit steigenden Preise. Sie sind also eine entscheidende Ursache für die weltweit steigende Inflation. Jetzt, vor Weihnachten, spielt das Phänomen auch noch eine andere Rolle. Beliebte Geschenke sind schwerer zu bekommen als in normalen Jahren. Das betrifft Videospielkonsolen genauso wie Mode. Aldi-Kunden müssen auf Aktionsware warten. In den USA werden sogar bei Ikea die Möbel knapp. Miele drosselt die Herstellung von Waschmaschinen. Die Autoindustrie leidet unter riesigen Schäden durch Produktionsausfälle.
Viele dieser Probleme sind jedoch nicht nur von der Pandemie verursacht, sondern auch vom Verhalten der Politik. Das ist ein Ergebnis der Gesprächsveranstaltung “Umgestaltung globaler Industrieketten: Möglichkeiten für China” des Kiel Instituts für Weltwirtschaft. Sie fand im Rahmen der Reihe Global China Conversations statt. “Handelskonflikte zwischen China und den USA haben die Situation verschärft”, sagt Xu Qiyuan, Ökonom an der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften (CASS). Auch nach der Pandemie werde die Welt der Lieferketten nicht mehr dieselbe sein.
Die Dynamik hin zu schwierigeren Handelsbedingungen liege auch daran, dass die großen Handelsblöcke derzeit alle gleichzeitig versuchen, ihre Lieferbeziehungen robuster aufzustellen. Das führe zunächst nicht zu besserer Versorgung – im Gegenteil. “Die Akteure der Weltwirtschaft errichten Barrieren, trennen Märkte und bemühen sich um größere Kontrolle”, sagt Rolf Langhammer, emeritierter Professor am IfW Kiel.
Statt gemeinsam die Störungsanfälligkeit zu verringern, schaffen die großen Volkswirtschaften neue Unsicherheiten. Sie streben bestenfalls unkoordiniert die gleichen Ziele an. In vielen Fällen arbeiten sie sogar gegeneinander. Die Forscher weisen darauf hin, dass seit 2017 die Zahl der Handelsbeschränkungen steil angestiegen ist. Die meisten davon richteten sich in der einen oder anderen Form gegen China.
China hatte dabei nie ein Interesse daran, den Welthandel umzukrempeln, betont CASS-Forscher Xu. “Es war und ist nicht das Ziel, sich von der Weltwirtschaft abzulösen.” Tatsächlich ist die chinesische Volkswirtschaft weiterhin eng eingebunden, wie seine Daten zeigen. Auch Direktinvestitionen fließen weiter in erheblichem Umfang. Die Investitionen in China lohnen sich zudem für die internationalen Spieler weiterhin sehr.
Chinas eigene Versorgung mit Zulieferteilen ist dabei laut Xu einerseits besonders stabil, weil das Land eine große Fertigungstiefe aufweist. Andererseits ist China mindestens ebenso anfällig für Störungen wie alle anderen globalisierten Volkswirtschaften. Da dort viel Endfertigung stattfindet, ist es auf reibungslose Importe der Vorprodukte angewiesen. Plötzliche Störungen im Handelsgefüge bringen auch China also vor allem Nachteile.
Ökonom Langhammer erwartet, dass die Lieferketten künftig zwar nicht unbedingt kürzer, aber stärker regional gebündelt sein werden. Die Vorprodukte kommen dann also zunehmend aus dem gleichen Wirtschaftsraum. Statt echter Robustheit gibt es also eine Renationalisierung zu höheren Kosten. Das ist die Konsequenz aus mehreren Vorgaben der Politik. Ein wichtiges Motiv ist hier die zunehmende geopolitische Rivalität mit China. Die Reaktion darauf ist eine Annäherung von USA und EU auf Kosten Chinas.
Anfang dieser Woche haben sich auch die Finanzminister der G7 versichert, Lieferkettenprobleme künftig nach Möglichkeit zu bekämpfen. Ein möglicher Zusammenbruch von Lieferstrukturen soll künftig vorhergesehen und vermieden werden, sagte der britische Finanzminister Rishi Sunak. Das Ziel war aber auch hier, die “Resilienz”, also die Robustheit gegenüber Störungen, zu erhöhen. Das ist aber genau das Bestreben, das Langhammer zufolge die Diskriminierung im Handel verstärkt, wenn es alle gleichzeitig machen. Solche Ankündigungen deuten also nicht notwendigerweise auf eine Verringerung der protektionistischen Tendenzen hin.
Ein weiteres politisches Projekt mit erheblichen Auswirkungen auf die Lieferbeziehungen ist die Forderung nach Einhaltung von Sozial- und Umweltstandards. Das sollen die verschiedenen Lieferkettengesetze erreichen. Deutschland und Frankreich haben solche Gesetze bereits. Die EU will nun jedoch mit einem strengeren Regelwerk nachlegen. Auch wenn die Motive dahinter nobel sind, trägt das zusätzlich zu den Spannungen mit China bei. Und es ist eine weitere Handelshürde, die den Fluss der Waren hemmt.
Im Gesamtbild sind die Forscher von CASS und IfW für die nähere Zukunft nicht sehr optimistisch, dass die Wirtschaftsblöcke zu einer universellen Politik der offenen Märkte zurückkehren. “Wir können nur hoffen, dass die Entwicklung nicht so negativ sein wird, wie wir sie in unseren Szenarien erwarten”, sagt Wan-Hsin Liu vom IfW Kiel.
Die Europäische Kommission hat Ausgleichszölle auf Aluminium-Konverterfolien aus China eingeführt. Chinesische Hersteller müssen nun mit Import-Aufschlägen von 16 bis rund 47 Prozent rechnen, teilte die EU-Kommission am Mittwoch mit. Aluminium-Konverterfolien sind insbesondere wichtig für die Hersteller von E-Auto-Batterien und die EU-Verpackungsindustrie. Der Entscheidung ging eine EU-Untersuchung voraus. Diese habe ergeben, dass die Hersteller der Folien in China von Staatssubventionen profitierten und beispielsweise bevorzugt Finanzierungen oder besonders günstige Grundstücke erhielten. Der Import der subventionierten Produkte habe zu einem Verlust von Marktanteilen und einer erheblichen Verringerung der Rentabilität der EU-Hersteller geführt. ari
Der Covid-19-Impfstoff von Sinovac Biotech ist laut einer neuen Studie der Universität Hongkong nicht in der Lage, ausreichende Antikörper zu produzieren, um den stark mutierten Coronavirus-Stamm Omikron zu neutralisieren. Der chinesische Impfstoff Sinovac liefert laut Forschern “unzureichende” Antikörper gegen die Omikron-Variante des Coronavirus.
“Omikron hat die chinesischen Impfstoffe gegen die Bedrohung durch Covid noch unwirksamer gemacht”, sagte Nicholas Thomas, außerordentlicher Professor an der City University of Hongkong, der sich auf Gesundheitssicherheit in Asien spezialisiert hat. “Die Herausforderung für die chinesischen Behörden wird darin bestehen, die Bevölkerung für eine weitere Impfrunde zu verpflichten”, fügt Thomas hinzu.
Wissenschaftler der Hongkong-Universität testeten für die Studie die Antikörperspiegel von 25 Personen, die beide Dosen des Sinovac-Impfstoffs erhielten – ein inaktivierter Impfstoff im Gegensatz zu mRNA-Impfungen wie den von Biontech/Pfizer entwickelten Vakzinen. Sie stellten fest, dass keiner der Teilnehmer genügend Antikörper im Blut hatte, um die neue Virusvariante zu neutralisieren. Im Gegensatz dazu wurden bei fünf Personen aus einer Gruppe von 25, die zwei Dosen des Biontech/Pfizer-Impfstoffs erhielten, nachweisbare neutralisierende Antikörper gegen Omikron festgestellt, die nach Angaben der Forscher eine “Wirksamkeit” zwischen 20 und 24 Prozent gegenüber Omikron zeigten. niw
Nachdem das chinesische KI-Unternehmen Sensetime erst vergangene Woche seinen Börsengang an der Hongkonger Börse verschoben hat (China.Table berichtete), plant Sensetime laut Insidern am kommenden Montag einen neuen Anlauf für sein Börsendebüt.
Das Unternehmen, das seinen Firmensitz in Hongkong hat, und unter anderem für Honda die KI-Technologie entwickelt, hatte aufgrund von neuen Sanktionen der US-Regierung sein IPO in Hongkong zunächst verschoben, da künftige Finanzpositionen von den Sanktionen betroffen wären. Die USA werfen Sensetime vor, mit seiner Gesichtsüberwachungssoftware dazu beizutragen, die Minderheit der Uiguren in der Region Xinjiang zu überwachen.
Laut dem Börsenprospekt will Sensetime 1,5 Millionen Aktien für 3,85 bis 3,99 Hongkong-Dollar verkaufen und damit 767 Millionen Dollar einnehmen. Diese Zahl liegt dabei bereits deutlich unter den einst angepeilten zwei Milliarden US-Dollar. niw/rtr
Jean-Philippe Parain übernimmt bei BMW ab 1. April 2022 die Verantwortung für die Vertriebsregionen Asien-Pazifik, Osteuropa, Mittlerer Osten und Afrika. Er löst in dieser Rolle Hendrik von Kuenheim ab.
Ritu Chandy, bisher Regional CEO für Asien-Pazifik bei BMW Financial Services, wird ab 1. April Leiterin des Konzernfinanzwesens bei BMW.
Dalibor Kalina ist neuer Verantwortlicher für das Conti-Reifenersatzgeschäft in der Region Asien-Pazifik. Der 47-Jährige war seit 2015 Leiter des Conti-Pkw-Reifenersatzgeschäfts in China. Er wird zudem Mitglied des Conti Tire Boards. Kalina ersetzt Ferdinand Hoyos (45), der die Aufgabe als Leiter des EMEA-Reifenersatzgeschäftes im Unternehmen übernimmt.
kleine Ereignisse können große Krisen heraufbeschwören. Erst unterschätzt die Regierung von Litauen, wie ernst China schon kleine Provokationen mit Taiwan-Bezug nimmt. Nun wirkt sich dieser Streit selbst in der deutschen Autobranche aus. China verweigert die Einfuhr von Teilen des großen Zulieferers Continental, wenn sie Komponenten aus Litauen enthalten. Dort stellt Conti Elektronik für smarte Fahrzeuge her.
Da sich die Regierung in Vilnius von wirtschaftlichem Druck nur wenig beeindruckt zeigte, rächt sich Peking nun also am großen EU-Land Deutschland. Und die Bundesregierung steht vor der schweren Aufgabe, eine angemessene Antwort zu formulieren. Einen Handels-Angriff auf Conti kann sie nicht einfach hinnehmen. Sie will aber auch nicht voreilig und ungeplant in eine Konfrontation mit China hineinrutschen. Für die wenig praxiserfahrenen Spitzen des Wirtschafts- und des Außenministeriums wird das ein erster Test ihrer Geschicklichkeit.
Im Rahmen der Reihe Global China Conversations wurde in der vergangenen Woche über eine andere Krise gesprochen: Lieferketten. Die Welt der Lieferketten werde nach der Pandemie nicht mehr dieselbe sein, analysiert Finn Mayer-Kuckuk. Wenn zumindest einige Geschenke unter dem Weihnachtsbaum fehlen, liegt das nicht nur an Corona, sondern auch an den Problemen bei den Lieferketten.
Lassen Sie sich über die Feiertage dennoch nicht die Stimmung vermiesen.
Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch ins Jahr 2022 wünscht Ihnen
Was als Posse um einen baltischen Staat begonnen hat, wird zu einem handfesten Handelskonflikt zwischen Deutschland und China. Der Autozulieferer Continental und mindestens ein weiteres deutsches Unternehmen dürfen schon bald keine Teile mehr nach China einführen, die Vorprodukte aus Litauen enthalten. Das erfuhr China.Table aus Industriekreisen. Auch wenn die Akteure vordergründig noch versuchen, Ruhe auszustrahlen, ringen Wirtschaft und Politik hinter den Kulissen hektisch um die angemessene Reaktion. Es ist schließlich das erste Mal, dass Peking die deutsche Automobilbranche so direkt in einen Handelsstreit hineinzieht. Auslöser des Konflikts war die Gründung eines Taiwan-Büros in Vilnius (China.Table berichtete).
Verbände und Kammern suchen zudem derzeit nach den richtigen Formulierungen, um China zu kritisieren, ohne sich selbst zu sehr in die Schusslinie zu bringen. Offiziell kommentieren derzeit weder Conti noch die Regierungen die Berichte. VW teilte China.Table mit, man beobachte die Lage sehr genau.
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) warf Peking ein “verheerendes Eigentor” vor (China.Table berichtete). “Die jüngsten Maßnahmen Chinas gegen Litauen entfalten die Wirkung eines Handelsboykotts mit Auswirkungen auf die ganze EU”, klagte der BDI in einer Botschaft in Richtung der chinesischen Regierung. “Betroffen sind auch Einfuhren aus China, die in deutschen Produktionsniederlassungen in Litauen benötigt werden, und Ausfuhren aus Deutschland nach China, die litauische Komponenten enthalten” Das Vorgehen zeige, dass China bereit sei, sich von “politisch unliebsamen Partnern ökonomisch zu entkoppeln”. Die Handelskammer in Peking wandte sich mit einer ähnlichen Argumentation in einem Brief an das chinesische Handelsministerium.
Der Verband der Automobilindustrie (VDA) beklagte die zunehmende Vermischung von Politik und Wirtschaft. “Zwischenstaatliche Differenzen sollten auf diplomatischem Wege geklärt und nicht auf dem Rücken der Wirtschaft ausgetragen werden”, so eine Sprecherin des VDA. Der Verband setze sich für internationale Kooperation und regelbasierten, freien Handel ein. “Grundsätzlich gilt: Jedes Handels- und Investitionsabkommen kann Abschottung und Konflikt vorbeugen.”
Die Attacke auf einen großen deutschen Autozulieferer zwingt nun auch die neue Bundesregierung dazu, gegenüber China Stellung zu beziehen. Es gibt also auch hier keine außenpolitische Schonfrist für die Ampelkoalition. Ein Lieferverbot für ein Großunternehmen wie Continental ist bereits der Testfall für den Umgang mit einem massiven Konflikt. Denn ein Auto besteht im Wesentlichen aus Teilen von Zulieferern. Wer einen großen Zulieferer trifft, trifft die gesamte Fahrzeugbranche. Auch wenn Conti in Litauen nur einen kleinen Teil seines Sortiments herstellt, könnte ein Mangel an diesen Teilen die ohnehin zerrütteten Lieferketten noch mehr durcheinanderbringen.
Die Wahl von Conti ist jedoch nicht nur handels-, sondern auch geopolitisch naheliegend für China. Der Hauptsitz des Unternehmens liegt in Hannover. In Niedersachsen regiert Stephan Weil von der SPD. Er steht ohnehin unter Druck, weil VW-Chef Herbert Diess den Abbau von 30.000 Arbeitsplätzen am Heimatstandort ins Spiel gebracht hat. Im kommenden Jahr muss Weil sich Landtagswahlen stellen. Obwohl der niedersächsische Staat nur zwölf Prozent an VW hält, hat die Landesregierung traditionell einigen Einfluss auf den Konzern. Wenn China nun bei Conti ansetzt, könnte dahinter auch der Versuch stecken, auf die SPD Einfluss zu nehmen.
Ex-Kanzler Gerhard Schröder gehört ebenso zur Niedersachsen-SPD wie Ex-Vizekanzler Sigmar Gabriel. Nach chinesischem Blick auf Parteistrukturen handelt es sich hier um Granden ihrer Organisation, die erheblichen Einfluss auf Olaf Scholz haben sollten. Setzt man die SPD in Niedersachsen unter Druck, könnte das den amtierenden Bundeskanzler beeinflussen, könnte das Kalkül lauten. Aus Berliner Sicht ist die gegenteilige Wirkung jedoch mindestens genauso möglich: Der Druck von außen könnte die Bundesregierung zusammenschweißen. Mit Annalena Baerbock und Robert Habeck sitzen Scholz in den entscheidenden Ressorts ohnehin Befürworter von “Dialog und Härte” am Kabinettstisch gegenüber.
Theoretisch würde der EU nun eine Schlüsselrolle in der Beilegung des Konflikts zukommen. Die Bundesregierung will ihre Politik erklärtermaßen besser mit Brüssel und den Partnern auf europäischer Ebene abstimmen. Doch die EU-Kommission zeigt sich hilflos: Ein Mechanismus zur Reaktion auf wirtschaftliche Zwangsmaßnahmen befindet sich im Aufbau, ist aber noch längst nicht fertig (China.Table berichtete).
Die Situation werde mit dem Druck auf EU-Unternehmen zunehmend komplizierter, sagte am Freitag der für Handel zuständige Vize-Präsident der Europäischen Kommission, Valdis Dombrovskis. Seine Bemerkung fiel auf einer Veranstaltung des European Council on Foreign Relations, einer Denkfabrik. Thema war das geplante Handelsinstrument gegen wirtschaftliche Nötigung – also genau das Instrument, das jetzt nützlich wäre, aber noch fehlt. Es gebe eine “intensive Kontaktaufnahme” mit den chinesischen Behörden, so Dombrovskis.
Zudem werde mit den Litauern und auch mit Vertretern aus anderen EU-Ländern gesprochen, sagte Dombrovskis. Das “Anti-Coercion Instrument” (ACI) steht wegen des Litauen-Streits derzeit ganz oben auf der Tagesordnung. Bei diesem Instrument voranzukommen, sei auch ein wichtiger Punkt auf der Agenda der französischen EU-Ratspräsidentschaft, betonte Frankreichs Vize-Minister für Außenhandel, Franck Riester. Das Beispiel Litauens zeige sehr deutlich, dass die EU wehrhaft sein müsse, so Riester. “Wir unterstützen daher den Vorschlag der Kommission.”
In der aktuellen Situation seien die Optionen sehr begrenzt, gab der EU-Kommissar zu. Es bliebe nur der Gang zur Welthandelsorganisation – und das “nimmt eine Menge Zeit in Anspruch”. Mit dem ACI soll das beschleunigt werden. Welche Register Brüssel hypothetisch für den Litauen-China-Fall ziehen würde, wäre ACI bereits in Kraft, ließ Dombrovskis offen. Die Anwendung des Handelsinstruments müsse von Fall zu Fall konkret überprüft werden. Derzeit versuche die EU mit allen möglichen Mitteln zu reagieren, so der EU-Vize-Kommissionspräsident. Auch über diplomatische Wege. Die generelle Entwicklung der EU-China-Beziehungen sei durchaus besorgniserregend, so der Lette. Das, und auch Entwicklungen mit weiteren Drittstaaten wie Russland, unterstreichen ihm zufolge die Notwendigkeit des EU-Instruments gegen wirtschaftliche Zwangsmaßnahmen: “Deshalb müssen wir uns besser rüsten.”
Baltische Staaten seien wirtschaftliche Nötigung bereits gewöhnt, sagte Litauens Außenminister Gabrielius Landsbergis bei derselben Veranstaltung. Auch Russland bediene sich solcher Methoden. Was China betreffe, stehe man jedoch vor einem gänzlich neuem Phänomen. Worüber die Volksrepublik unzufrieden sei, und die Maßnahmen, die sie infolgedessen ergreife, stünden nicht in einem vernünftigen Verhältnis zueinander, so Landsbergis.
Rückenwind für die Schaffung robuster Handelsinstrumente kommt auch aus der deutschen Wirtschaft. Vor fünf Jahren wäre er noch gegen ein entsprechendes Handelsinstrument gewesen, sagte Wolfgang Niedermark vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI). Doch die regelbasierte Ordnung im Welthandel sei “kaputt”, so Niedermark. “Die unangenehme Wahrheit ist: Wir müssen damit jetzt leben.”
Wegen der mangelnden Handlungsfähigkeit der EU liegt es nun an Berlin, eine Reaktion zu formulieren. Es steht viel auf dem Spiel. Conti ist ein wichtiger Partner der deutschen Autohersteller. Einfuhrbeschränkung für wichtige Teile können die Produktion durcheinanderbringen, der wegen Omikron ohnehin neue Störungen drohen. Continental unterhält Lieferbeziehungen zur halben Fahrzeugbranche. Kurzfristig können die Autohersteller viele der nötigen Teile zwar aus anderen Quellen beziehen. Die Zulieferer selbst unterhalten meist Kapazitäten für das gleiche Teil an verschiedenen Standorten. Die Autofirmen wiederum beziehen identische Teile heute in vielen Fällen von mehreren Anbietern. Es gibt jedoch andererseits genug Beispiele dafür, wie nach kleinen Lieferausfällen bei den ganz großen Namen der Branche die Bänder stillstanden.
Conti ist in der Öffentlichkeit vor allem als Reifenhersteller bekannt, hat sich jedoch zu einem der größten Autozulieferer der Welt entwickelt. Mit 37 Milliarden Euro Umsatz ist das Unternehmen – je nach Zählweise – der weltweit drittgrößte Autozulieferer nach Bosch und dem Toyota-Partner Denso. Reifen gehören zwar immer noch zum Programm, doch in der Branche ist Conti inzwischen vor allem für Elektronik bekannt, die fürs intelligente Auto wichtig wird.
Der Autozulieferer hat in diesem Bereich seit 2018 gezielt in Litauen investiert, die Produktion läuft seit 2019. Erst in diesem Sommer gab es Unternehmen bekannt, den Standort in Kaunas erneut erweitern zu wollen. Bisher hat das Unternehmen 90 Millionen Euro in das Werk gesteckt. Jetzt sollen weitere 95 Millionen hinzukommen. Die Mitarbeiterzahl steigt dadurch von 1.000 auf 1.500. Das Unternehmen stellt dort Elektronikteile für Autos und Fahrassistenzsysteme her.
Niemand bei Conti konnte zu Beginn des Projekts ahnen, dass ausgerechnet das Werk in Kaunas zum weltpolitischen Spielball werden würde. Litauen hat erst kürzlich die Einrichtung eines “Taiwan-Büros” unter diesem Namen in Vilnius erlaubt. Es hat am 18. November eröffnet. Stein des Anstoßes ist der Name. Die taiwanische Regierung unterhält auch ein Kontaktbüro in Berlin. Es heißt jedoch offiziell “Taipeh-Vertretung” und hält damit den Schein aufrecht, dass hier nur eine Stadt repräsentiert wird, kein Staat.
Auch Litauen ist nun etwas schockiert, wie hart und umfassend China auf das Taiwan-Büro reagiert. “Das zeigt die Bereitschaft, weite Wege zu gehen, um den politischen Kurs von Ländern zu beeinflussen”, sagt Landsbergis. Litauen glaubte, wegen des geringen Asienhandels nicht allzu sehr von China abhängig zu sein. Doch jetzt stellt sich heraus, dass schon die Conti-Arbeitsplätze in Kaunas durchaus in Reichweite Pekings liegen. Finn Mayer-Kuckuk/Amelie Richter
Was zu Beginn der Pandemie als “Störungen der Lieferkette” wahrgenommen wurde, ist inzwischen ein Dauerzustand. Waren kommen verspätet an oder sind wochen- und monatelang gar nicht lieferbar. Der Industrie mangelt es an Teilen, wodurch Zwischen- und Endprodukte nicht fertig werden, die wiederum an anderer Stelle fehlen.
Die stotternden Lieferketten sind einer der Gründe für die weltweit steigenden Preise. Sie sind also eine entscheidende Ursache für die weltweit steigende Inflation. Jetzt, vor Weihnachten, spielt das Phänomen auch noch eine andere Rolle. Beliebte Geschenke sind schwerer zu bekommen als in normalen Jahren. Das betrifft Videospielkonsolen genauso wie Mode. Aldi-Kunden müssen auf Aktionsware warten. In den USA werden sogar bei Ikea die Möbel knapp. Miele drosselt die Herstellung von Waschmaschinen. Die Autoindustrie leidet unter riesigen Schäden durch Produktionsausfälle.
Viele dieser Probleme sind jedoch nicht nur von der Pandemie verursacht, sondern auch vom Verhalten der Politik. Das ist ein Ergebnis der Gesprächsveranstaltung “Umgestaltung globaler Industrieketten: Möglichkeiten für China” des Kiel Instituts für Weltwirtschaft. Sie fand im Rahmen der Reihe Global China Conversations statt. “Handelskonflikte zwischen China und den USA haben die Situation verschärft”, sagt Xu Qiyuan, Ökonom an der Chinesischen Akademie der Sozialwissenschaften (CASS). Auch nach der Pandemie werde die Welt der Lieferketten nicht mehr dieselbe sein.
Die Dynamik hin zu schwierigeren Handelsbedingungen liege auch daran, dass die großen Handelsblöcke derzeit alle gleichzeitig versuchen, ihre Lieferbeziehungen robuster aufzustellen. Das führe zunächst nicht zu besserer Versorgung – im Gegenteil. “Die Akteure der Weltwirtschaft errichten Barrieren, trennen Märkte und bemühen sich um größere Kontrolle”, sagt Rolf Langhammer, emeritierter Professor am IfW Kiel.
Statt gemeinsam die Störungsanfälligkeit zu verringern, schaffen die großen Volkswirtschaften neue Unsicherheiten. Sie streben bestenfalls unkoordiniert die gleichen Ziele an. In vielen Fällen arbeiten sie sogar gegeneinander. Die Forscher weisen darauf hin, dass seit 2017 die Zahl der Handelsbeschränkungen steil angestiegen ist. Die meisten davon richteten sich in der einen oder anderen Form gegen China.
China hatte dabei nie ein Interesse daran, den Welthandel umzukrempeln, betont CASS-Forscher Xu. “Es war und ist nicht das Ziel, sich von der Weltwirtschaft abzulösen.” Tatsächlich ist die chinesische Volkswirtschaft weiterhin eng eingebunden, wie seine Daten zeigen. Auch Direktinvestitionen fließen weiter in erheblichem Umfang. Die Investitionen in China lohnen sich zudem für die internationalen Spieler weiterhin sehr.
Chinas eigene Versorgung mit Zulieferteilen ist dabei laut Xu einerseits besonders stabil, weil das Land eine große Fertigungstiefe aufweist. Andererseits ist China mindestens ebenso anfällig für Störungen wie alle anderen globalisierten Volkswirtschaften. Da dort viel Endfertigung stattfindet, ist es auf reibungslose Importe der Vorprodukte angewiesen. Plötzliche Störungen im Handelsgefüge bringen auch China also vor allem Nachteile.
Ökonom Langhammer erwartet, dass die Lieferketten künftig zwar nicht unbedingt kürzer, aber stärker regional gebündelt sein werden. Die Vorprodukte kommen dann also zunehmend aus dem gleichen Wirtschaftsraum. Statt echter Robustheit gibt es also eine Renationalisierung zu höheren Kosten. Das ist die Konsequenz aus mehreren Vorgaben der Politik. Ein wichtiges Motiv ist hier die zunehmende geopolitische Rivalität mit China. Die Reaktion darauf ist eine Annäherung von USA und EU auf Kosten Chinas.
Anfang dieser Woche haben sich auch die Finanzminister der G7 versichert, Lieferkettenprobleme künftig nach Möglichkeit zu bekämpfen. Ein möglicher Zusammenbruch von Lieferstrukturen soll künftig vorhergesehen und vermieden werden, sagte der britische Finanzminister Rishi Sunak. Das Ziel war aber auch hier, die “Resilienz”, also die Robustheit gegenüber Störungen, zu erhöhen. Das ist aber genau das Bestreben, das Langhammer zufolge die Diskriminierung im Handel verstärkt, wenn es alle gleichzeitig machen. Solche Ankündigungen deuten also nicht notwendigerweise auf eine Verringerung der protektionistischen Tendenzen hin.
Ein weiteres politisches Projekt mit erheblichen Auswirkungen auf die Lieferbeziehungen ist die Forderung nach Einhaltung von Sozial- und Umweltstandards. Das sollen die verschiedenen Lieferkettengesetze erreichen. Deutschland und Frankreich haben solche Gesetze bereits. Die EU will nun jedoch mit einem strengeren Regelwerk nachlegen. Auch wenn die Motive dahinter nobel sind, trägt das zusätzlich zu den Spannungen mit China bei. Und es ist eine weitere Handelshürde, die den Fluss der Waren hemmt.
Im Gesamtbild sind die Forscher von CASS und IfW für die nähere Zukunft nicht sehr optimistisch, dass die Wirtschaftsblöcke zu einer universellen Politik der offenen Märkte zurückkehren. “Wir können nur hoffen, dass die Entwicklung nicht so negativ sein wird, wie wir sie in unseren Szenarien erwarten”, sagt Wan-Hsin Liu vom IfW Kiel.
Die Europäische Kommission hat Ausgleichszölle auf Aluminium-Konverterfolien aus China eingeführt. Chinesische Hersteller müssen nun mit Import-Aufschlägen von 16 bis rund 47 Prozent rechnen, teilte die EU-Kommission am Mittwoch mit. Aluminium-Konverterfolien sind insbesondere wichtig für die Hersteller von E-Auto-Batterien und die EU-Verpackungsindustrie. Der Entscheidung ging eine EU-Untersuchung voraus. Diese habe ergeben, dass die Hersteller der Folien in China von Staatssubventionen profitierten und beispielsweise bevorzugt Finanzierungen oder besonders günstige Grundstücke erhielten. Der Import der subventionierten Produkte habe zu einem Verlust von Marktanteilen und einer erheblichen Verringerung der Rentabilität der EU-Hersteller geführt. ari
Der Covid-19-Impfstoff von Sinovac Biotech ist laut einer neuen Studie der Universität Hongkong nicht in der Lage, ausreichende Antikörper zu produzieren, um den stark mutierten Coronavirus-Stamm Omikron zu neutralisieren. Der chinesische Impfstoff Sinovac liefert laut Forschern “unzureichende” Antikörper gegen die Omikron-Variante des Coronavirus.
“Omikron hat die chinesischen Impfstoffe gegen die Bedrohung durch Covid noch unwirksamer gemacht”, sagte Nicholas Thomas, außerordentlicher Professor an der City University of Hongkong, der sich auf Gesundheitssicherheit in Asien spezialisiert hat. “Die Herausforderung für die chinesischen Behörden wird darin bestehen, die Bevölkerung für eine weitere Impfrunde zu verpflichten”, fügt Thomas hinzu.
Wissenschaftler der Hongkong-Universität testeten für die Studie die Antikörperspiegel von 25 Personen, die beide Dosen des Sinovac-Impfstoffs erhielten – ein inaktivierter Impfstoff im Gegensatz zu mRNA-Impfungen wie den von Biontech/Pfizer entwickelten Vakzinen. Sie stellten fest, dass keiner der Teilnehmer genügend Antikörper im Blut hatte, um die neue Virusvariante zu neutralisieren. Im Gegensatz dazu wurden bei fünf Personen aus einer Gruppe von 25, die zwei Dosen des Biontech/Pfizer-Impfstoffs erhielten, nachweisbare neutralisierende Antikörper gegen Omikron festgestellt, die nach Angaben der Forscher eine “Wirksamkeit” zwischen 20 und 24 Prozent gegenüber Omikron zeigten. niw
Nachdem das chinesische KI-Unternehmen Sensetime erst vergangene Woche seinen Börsengang an der Hongkonger Börse verschoben hat (China.Table berichtete), plant Sensetime laut Insidern am kommenden Montag einen neuen Anlauf für sein Börsendebüt.
Das Unternehmen, das seinen Firmensitz in Hongkong hat, und unter anderem für Honda die KI-Technologie entwickelt, hatte aufgrund von neuen Sanktionen der US-Regierung sein IPO in Hongkong zunächst verschoben, da künftige Finanzpositionen von den Sanktionen betroffen wären. Die USA werfen Sensetime vor, mit seiner Gesichtsüberwachungssoftware dazu beizutragen, die Minderheit der Uiguren in der Region Xinjiang zu überwachen.
Laut dem Börsenprospekt will Sensetime 1,5 Millionen Aktien für 3,85 bis 3,99 Hongkong-Dollar verkaufen und damit 767 Millionen Dollar einnehmen. Diese Zahl liegt dabei bereits deutlich unter den einst angepeilten zwei Milliarden US-Dollar. niw/rtr
Jean-Philippe Parain übernimmt bei BMW ab 1. April 2022 die Verantwortung für die Vertriebsregionen Asien-Pazifik, Osteuropa, Mittlerer Osten und Afrika. Er löst in dieser Rolle Hendrik von Kuenheim ab.
Ritu Chandy, bisher Regional CEO für Asien-Pazifik bei BMW Financial Services, wird ab 1. April Leiterin des Konzernfinanzwesens bei BMW.
Dalibor Kalina ist neuer Verantwortlicher für das Conti-Reifenersatzgeschäft in der Region Asien-Pazifik. Der 47-Jährige war seit 2015 Leiter des Conti-Pkw-Reifenersatzgeschäfts in China. Er wird zudem Mitglied des Conti Tire Boards. Kalina ersetzt Ferdinand Hoyos (45), der die Aufgabe als Leiter des EMEA-Reifenersatzgeschäftes im Unternehmen übernimmt.