so sehr scheint der Eiffelturm den Chinesen dann doch nicht gefehlt zu haben. Es darf zwar wieder gereist werden, aber nur magere fünf Prozent der vor Corona üblichen Touristenzahlen besuchten Frankreichs Hauptstadt in den ersten beiden Monaten dieses Jahres.
Das schmerzt, denn Touristen aus China spülen viel Geld in die Kassen: 2019 haben sie für internationale Reisen 250 Milliarden US-Dollar ausgegeben. Woran die Flaute liegt, analysiert Amelie Richter. Sie berichtet auch, welches aktuell die angesagtesten Reiseträume in der Volksrepublik sind und wie sich ausgerechnet Russland als attraktive Alternative zu Europa ins Spiel bringen will.
Nach sieben Jahren diplomatischen Stillstands haben Iran und Saudi-Arabien inzwischen wieder bilaterale Beziehungen aufgenommen – ein Verhandlungserfolg Pekings. Die Volksrepublik war schon lange in der Region aktiv und hat dort viele strategische Partnerschaften geschlossen und Vertrauen aufgebaut. Damit ist sie mittlerweile zu einem ernstzunehmenden diplomatischen Player im Nahen Osten geworden. Frank Sieren analysiert, wie sich die Machtstrukturen verändern.
Unser Blick aus China nimmt Sie heute mit auf einen Streifzug durch Peking. Welche Verbindung das frühere Rotlichtviertel der Acht Großen Hutongs mit Deutschland hat, wo genau der Tank Man auf dem ikonischen Foto stand und wieso Mönche in einem Pekinger Tempel möglicherweise heimlich reich werden? Lesen Sie selbst.
Wir wünschen Ihnen eine informative Lektüre und ein schönes Wochenende.
Die erste Frühlingssonne glitzert auf der Seine – und am Ufer spielen sich Szenen ab, die seit Beginn der Pandemie in dieser Form nicht mehr zu sehen waren: Reisebusse stehen aneinandergereiht geparkt auf dem Quai. Vor der Anlegestelle für Sightseeing-Boote warten Gruppen chinesischer Touristen. Sie sind offenbar zurück: die Reisenden aus der Volksrepublik.
Doch der Eindruck trügt: In den ersten beiden Monaten des Jahres sind an den Pariser Flughäfen lediglich rund 3.200 Ankünfte aus China verzeichnet worden, wie das Tourismusamt der Stadt Table.Media mitteilt. Das entspreche rund 95 Prozent weniger als noch im Jahr 2019, also vor der Pandemie. Auch im März sei eine Reisewelle noch ausgeblieben, erklärt das Pariser Tourismusamt.
Während China angekündigt hat, die Visa-Vergabe auch für touristische Reisen wieder zu erleichtern, ist es andersherum noch schwierig. Bisher vergebe Deutschland Visa nur für geschäftliche Zwecke, als Tourist kann noch nicht wieder gereist werden, bestätigen Reisebranchen-Kreise. Ein Grund dafür sei, dass die deutschen Konsulate in China zu wenig Personal hätten, um Visaanträge in großer Menge zu bearbeiten.
Dem Auswärtigen Amt zufolge gilt bei der Visa-Vergabe Gegenseitigkeit. Mit den Lockerungen auf chinesischer Seite gegenüber deutscher Touristen, die nach China wollen, werde die deutsche Seite auch wieder Touristenvisa an Chinesen vergeben. Demnach wurden seit Anfang des Jahres bereits mehr als 10.000 Schengen-Visa in China erteilt. Die Antragsannahmezentren in Kanton, Shanghai, Peking sowie Shengyang seien bereits wieder geöffnet. Ab Donnerstag soll demnach auch das Zentrum in Chengdu öffnen. Das Terminangebot von vor der Pandemie werde allerdings noch nicht erreicht.
Reise-Anbieter hoffen, dass die Tourismus-Welle aus China nach Ostern deutlich an Schwung gewinnt. Um für den chinesischen Markt als Destination weiterhin attraktiv zu sein, müsse sich Europa etwas mehr anstrengen als früher, sagt allerdings Wolfgang Georg Arlt, Chef des China Outbound Tourism Research Institute (COTRI), das Reise-Trends in und aus der Volksrepublik untersucht. “Die Ansprüche der chinesischen Touristen haben sich in den Zeiten der Pandemie geändert”, erklärt Arlt. Package-Gruppen-Touren – Stichwort “fünf Länder in sechs Tagen” – kämen höchstens noch für den Teil der Besucher infrage, die erstmals nach Europa reisen. Aber auch dabei gäbe es heutzutage höhere Ansprüche an Nachhaltigkeit oder “besondere Erlebnisse”.
Das Foto vor dem Eiffelturm, das jeder habe, sei dabei nicht mehr gefragt, so Arlt. Die chinesischen Touristen wollten lieber kleinere Städte und Landschaften besuchen und wirklich entdecken. Der Tourismus-Experte sieht darin eine große Chance für Orte, die bisher nicht ganz oben auf der Wunschliste von Reisezielen standen. Kreative Konzepte seien gefragt.
“Anstatt Shoppen zu gehen, wird das Geld lieber für Aktivitäten ausgegeben.” Dabei stehe beispielsweise Fine Dining derzeit sehr im Mittelpunkt. “Es gibt viele Foodies, die vor allem lokale Spezialitäten essen wollen”, sagt Arlt. In Frankreich könnte also die Verkostung-und-Spa-Kombi in der Champagne als Event bald interessanter sein als die Hauptstadt mit ihren weltberühmten Sehenswürdigkeiten.
Auch Outdoor-Aktivitäten seien im Kommen, erklärt Arlt. Schnödes Camping sei jedoch weniger gefragt. “Glamping“, also Camping mit Glamour, ist das Gebot der Stunde. “Und die chinesischen Touristen möchten abends auf dem Camping-Platz auch gerne unterhalten werden. Ein bisschen wie in einem Ressort.”
Zu guter Letzt hat Europa auch noch große Konkurrenz durch den heimischen Markt in China selbst bekommen. “Seit der Pandemie ist es sozial mehr akzeptiert, für den Urlaub nicht das Land zu verlassen und viel Geld in China auszugeben”, sagt Arlt.
Wie viele Touristen aus der Volksrepublik in diesem Jahr kommen, bleibt jedoch ungewiss. Olivier Ponti vom Marktforschungsinstitut ForwardKeys ist noch vorsichtig: “Bis zur vollständigen Erholung ist es noch ein weiter Weg”, sagte Ponti der Nachrichtenagentur Reuters. Denn es gebe noch einige Hürden. So bremsen Personalmangel bei den Airlines und der Genehmigungsaufwand für Flugrouten den Aufbau des Flugangebots. Chinesische Bürger warten lange auf Reisepässe. Die Flüge seien außerdem noch teuer, erklärt Ray Chen, Manager des chinesischen Online-Reiseportals Trip.com.
Aus der deutschen Hauptstadt gebe es derzeit einen Flug pro Woche nach China, sagte Ralf Ostendorf von der Berliner Tourismusbehörde VisitBerlin. Vor der Pandemie habe es Verhandlungen über eine Ausweitung des Luftverkehrs zwischen Deutschland und China gegeben, diese seien wegen der Coronakrise unterbrochen worden. “Wichtig ist, dass diese Verhandlungen wieder aufgenommen werden”, betont Ostendorf. Dies sei wegen politischer Spannungen vor dem Hintergrund des Krieges Russlands gegen die Ukraine nicht passiert. “Damit der Tourismus und die Wirtschaft wieder funktionieren können, sind diese Direktflüge für Berlin und Deutschland wichtig.”
Trip.com erwartet eine rasche Ausweitung der internationalen Flüge aus China in den nächsten Monaten. Von derzeit 15 bis 20 Prozent des Vorkrisenniveaus werde die Kapazität bis Ende Juni auf 50 Prozent steigen. Die Leute wollten reisen, die Nachfrage sei hoch.
Die als sehr spendabel bekannten Besucher aus China bleiben ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. “Die Rückkehr der chinesischen Touristen wird hier in Berlin, in allen europäischen Ländern und in der ganzen Welt zu spüren sein”, sagte der Generalsekretär der Weltorganisation für Tourismus (UNWTO), Surab Pololikaschwili, auf der Branchenmesse ITB Anfang März. So hätten Urlauber aus der Volksrepublik im Vorkrisenjahr 2019 mehr als 250 Milliarden US-Dollar für internationale Reisen ausgegeben.
Ein Land, das in diesem Jahr mehr auf chinesische Touristen setzt als zuvor: Russland. Nach Angaben des russischen Verbandes der Reiseveranstalter ging die Zahl der ausländischen Touristen um 96 Prozent zurück, nachdem Moskau in die Ukraine einmarschiert war. Russische Reiseveranstalter hätten deshalb große Hoffnungen, dass chinesische Touristen eine dauerhafte Lösung sein könnten, berichtete der russischsprachige Fernsehsender Current Time TV.
Demnach richtet sich Russlands Tourismusbranche vermehrt auf den chinesischen Markt aus: Große Hotelketten bieten ihren Mitarbeitern eine Grundschulung in Mandarin an und stellen ihre Frühstücksbuffets auf chinesische Vorlieben um. Mit Reuters
Erstmals nach jahrelangem Konflikt haben die Außenminister von Saudi-Arabien und Iran am Donnerstag wieder miteinander telefoniert. Zu Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan tauschten Hussein Amirabdollahian und Faisal bin Farhan Al Saud Glückwünsche aus, wie die Staatsmedien beider Länder berichteten. In dem Gespräch hätten sie auch über ein geplantes Ministertreffen gesprochen. Dass die beiden Staaten nach sieben Jahren diplomatischen Stillstands wieder bilaterale Beziehungen aufnehmen, ist ein Verhandlungserfolg Pekings – und das verändert die Machtbalance im Mittleren Osten.
Die USA spielen zwar weiterhin eine zentrale Rolle. Und auch Russland hat enge Verbindungen zu den Machthabern der Region. Doch nun spielt auch Peking mit. Der iranische Militärberater Generalmajor Yahya Rahim Safavi hofft gar, die “post-amerikanische Ära am Persischen Golf hat begonnen.” Mit dieser Einschätzung geht er vermutlich zu weit. Treffender beschreibt die Entwicklungen der US-Fernsehsender CNN: “China hat die Prämisse der amerikanischen Dominanz im Mittleren Osten zerschlagen.”
Das US-Magazin Wall Street Journal spricht von “Chinas Modell einer neuen Diplomatie.” “Eine auf US-Regeln basierte Ordnung ist nun nicht mehr die einzige verantwortungsvolle Wahl, in der Sicherheitspolitik voranzukommen“, fasst Jon Alterman, Experte des Center for Strategic and International Studies (CSIS) in Washington, den Vorgang zusammen.
Der Deal zeige, dass Saudi-Arabien “nicht mehr darauf vertraut, dass Washington ihnen den Rücken freihält”, betont auch Mark Dubowitz, der Geschäftsführer der Washingtoner Foundation for Defense of Democracies (FDD). Deshalb hätten die Saudis “China als den neuen ‘Haushofmeister’ der nahöstlichen Machtpolitik’ etabliert”.
Gleichzeitig jedoch lässt Riad aber die Tür zum wichtigsten Waffenlieferanten offen: Nur wenige Stunden vor der Bekanntgabe des Saudi-Iran-Abkommens hatte Saudi-Arabien die USA gar als einen Broker für die Beziehungen mit Israel ins Spiel gebracht. Der saudische Vorschlag beinhaltete Sicherheitsgarantien der Vereinigten Staaten, Unterstützung bei der Entwicklung eines zivilen Atomprogramms und geringere Beschränkungen für US-Waffenverkäufe an Riad.
Allerdings nicht mehr um jeden Preis, wie US-Präsident Joe Biden bereits feststellen musste. Nach seinem Treffen mit Kronprinz Mohammed bin Salman Mitte 2022 hat die von Saudi-Arabien dominierte OPEC+ die Ölproduktion gedrosselt. Biden hingegen wollte, dass die OPEC mehr produziert und damit die Ölpreise senkt. So wollte er die amerikanische Wirtschaft entlasten. Stattdessen spielte die Entwicklung Russlands Präsidenten Wladimir Putin in die Karten.
Bidens zweiter Rückschlag: Bei der jüngsten UN-Resolution gegen Putins Ukrainekrieg enthielt sich Riad, ebenso wie China und Indien. Die Saudis hätten nicht vergessen, dass sich die US-Amerikaner nach den unbemannten Luftangriffen auf Saudi-Arabien 2019 gegen Öltanker und Ölanlagen “als zögerlich erwiesen”, erklärt Eyal Zisser, Vizerektor der Universität Tel Aviv.
Zudem strich das US-Außenministerium 2021 die vom Iran unterstützten jemenitischen Huthi von der US-amerikanischen Liste der ausländischen terroristischen Organisationen. Vor dem Waffenstillstand im April 2022 hatten diese jahrelang Raketen und Selbstmorddrohnen auf Saudi-Arabien abgefeuert.
Doch Peking hat schon lange vor dieser Entwicklung beschlossen, eine neutralere Rolle in der Region zu spielen. Peking behauptet – warum auch immer – China hätte dort keine politischen Interessen. Dabei kommen 40 Prozent der Gas- und Ölimporte aus der Region. Die Volksrepublik war sehr eng mit Iran verbunden. Die USA sahen Iran seit dem Überfall auf die US-Botschaft in Teheran und der folgenden 444 Tage dauernden Geiselnahme von mehr als 50 Diplomaten im Jahr 1979 als feindlich.
Diese Konfrontation zu entspannen gelang den Chinesen bereits 2015, als sie mit den Europäern den damaligen US-Präsidenten Barack Obama überzeugten, die Sanktionen gegen den Iran aufzuheben. Damals spielten der deutsche Außenminister und jetzige Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und sein damaliger chinesischer Kollege Wang Yi eine zentrale Rolle. Diplomatie-Zar Wang Yi hat nun auch die Einigung zwischen Saudi-Arabien und Iran ausgehandelt.
Nach dem europäisch-chinesischen Gemeinschaftserfolg machten sich Chinas Diplomaten dann allein auf den Weg. Ein wichtiger Schritt: Die strategische Partnerschaft mit Saudi-Arabien im Jahr 2016, nach Algerien, Ägypten und Katar (2014), Irak (2015), Marokko und den Vereinigten Arabischen Emiraten (2016). Danach kamen im Jahr 2018 noch Oman und Kuwait hinzu.
Im Dezember 2022 entschieden China und arabischen Staaten in der strategisch wichtigen Satellitennavigation zusammenzuarbeiten, als Grundlage für eine spätere Kooperation im Raumfahrtbereich. Stand Januar 2023 haben 20 arabische Länder Kooperationsvereinbarungen im Rahmen der “Belt and Road”-Initiative (BRI) unterzeichnet. Ende 2022 wurden beim Besuch Xi Jinpings die Beziehungen zwischen Riad und Peking zu einer “Comprehensive Strategic Cooperative Partnership” aufgewertet.
Das Vertrauen in der Region war also inzwischen so groß, dass China sich nicht als Mediator zwischen Iran und Saudi-Arabien anbieten musste – sondern die Saudis im Dezember 2022 Xi selbst um Hilfe baten. Chinas Staatspräsident lud daraufhin Irans Präsident Ebrahim Raisi im Februar nach Peking ein und vereinbarte auch mit ihm engere wirtschaftliche Beziehungen.
Nach fünf Tagen intensiver Verhandlungen kam dann am 10. März der Durchbruch. Chinesische Beobachter sehen in der Annäherung an die Saudis durchaus auch einen Hinweis an Putin, dass Peking nicht auf sein Öl und Gas angewiesen ist. Saudi-Arabien ist Chinas größter Öllieferant und Putins größter Wettbewerber. Nun steigen auch die Chancen für Frieden im Jemen, wo Riad und Teheran seit acht Jahren einen Proxy-Krieg mit bereits mehr als 400.000 Todesopfern führen: Teheran unterstützt die Huthi-Rebellen. Riad die Regierung.
Die Biden-Regierung begrüßte die Einigung zähneknirschend, zog allerdings gleich eine neue rote Linie. Es sei ok, solange ein Deal nicht mit “militärischer und technologischer Kooperation” zu tun habe, sagte ein hochrangiger US-Offizieller dem Portal Axios.
Die Frage lautet jetzt, ob Saudi-Arabien solche US-Vorgaben noch akzeptiert. Ein Machttest könnte die Aufnahme der Saudis in die Shanghai Cooperation Organisation (SCO) werden, die bereits diskutiert wird. Ihr gehören neben China, Indien, Iran, Kasachstan, Kirgistan, Pakistan, Russland, Tadschikistan und Usbekistan an. Bisher hatte sich der Iran quergestellt. Das könnte sich jetzt ändern.
27.03.2023, 01:30 Uhr (28.03.2023, 07:30 Uhr Beijing time)
Harvard Fairbank Center, Vorlesung: Big Politics: The Cause and Consequences of Bank Proliferation in China Mehr
28.03.2023 – 31.03.2023, 18:00 Uhr
AHK Greater China, vor Ort Shenzhen: Sino-German Economic Forum 德中(深圳)经济论坛 Mehr
29.03.2023, 18:00 Uhr (30.03.2023, 00:00 Uhr Beijing time)
Dezan Shira & Associates, Webinar: Decoding China’s 2023 Two Sessions: Takeaways for Businesses Mehr
29.03.2023, 18:00 Uhr (30.03.2023, 00:00 Uhr Beijing time)
Harvard Fairbank Center, Vorlesung: Challenges Confronting China’s Healthcare System Post-COVID: A conversation between Winnie Yip and William Hsiao Mehr
30.03.2023, 10:00 Uhr (16:00 Uhr Beijing time)
Dezan Shira & Associates, Webinar: Seizing Opportunities in China’s Healthcare Industry: A Guide for Foreign Investors Mehr
30.03.2023, 10:00 Uhr (16:00 Uhr Beijing time)
EU SME Centre, Webinar: About to Take Off: The Return of Chinese Outbound Tourism Mehr
30.03.2023, 09:15 Uhr Beijing time
AHK Greater China, vor Ort in Shanghai: GCC Knowledge Hub: 中国转让定价合规文档和非贸付汇 Mehr
China Strategie 2023. 3 Stunden, 3 Sessions, 30 Köpfe aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft. Table.Media beleuchtet am 25. April China als Wettbewerber, Rivale und Partner. Die Digital-Konferenz schafft mitten in der aktuellen Debatte Orientierung für Entscheiderinnen und Entscheider.
Tiktok-CEO Chew Shou Zi hat bei einer Anhörung im US-Kongress Spionagevorwürfe gegen die chinesische App vehement zurückgewiesen. Alle Daten US-amerikanischer Nutzer würden auf US-Servern gelagert und der Zugang dazu strikt überwacht, betonte der Tiktok-Chef am Donnerstag bei der Anhörung im Handelsausschuss des Repräsentantenhauses. Auch laufe der Empfehlungs-Algorithmus von Tiktok, der die Videos für Nutzer auswählt, beim US-Softwareriesen Oracle, erklärte Chew.
“Wir fördern oder entfernen Inhalte nicht auf Ersuchen der chinesischen Regierung”, sagte Chew. Er sehe Tiktok gegenüber den Nutzern dazu verpflichtet, die App “frei von jeglicher Manipulation durch irgendeine Regierung” zu halten. Die Vorsitzende des Ausschusses, Cathy Rogers, gab bei der Anhörung einen scharfen Ton vor. “Tiktok überwacht uns alle”, sagte die Republikanerin in ihrer Stellungnahme. Auch nannte sie Tiktok ein “Portal für Drogenhändler”. Der demokratische Vize-Vorsitzende Frank Pallone sagte, die Datenschutz-Zusicherungen in den USA seien nicht ausreichend.
In Deutschland ist laut Bundesinnenministerin Nancy Faeser kein Tiktok-Verbot geplant. Man müsse jedoch verstärkt darüber aufklären, dass es sich bei Tiktok um einen Konzern handle, bei dem “die Daten natürlich abfließen können”, betonte Faeser bei einem Besuch in Washington. Man achte sehr darauf, dass man staatliche Einflussnahme durch China möglichst frühzeitig erkenne. “Wir kommen gerade aus einer starken Abhängigkeit von Russland in der Energieversorgung. Wir wollen nicht weitere Abhängigkeiten schaffen”, sagte Faeser.
Wegen der Nähe von Tiktok und dem Mutterkonzern Bytedance zur chinesischen Regierung befürchten Sicherheitsbehörden unter anderem in den USA und Europa, dass die Volksrepublik persönliche Nutzerdaten abgreift oder zur Manipulation der öffentlichen Meinung missbraucht.
Mehrere Länder haben Regierungsmitarbeitern die Nutzung von Tiktok auf ihren Diensthandys verboten, unter anderem die USA, Kanada und Großbritannien. Das Verbot gilt auch für Mitarbeiter der EU-Kommission. Die USA möchten die App verbieten, dies ist aber rechtlich schwierig – der ehemalige US-Präsident Donald Trump scheiterte während seiner Amtszeit bereits mit einem Versuch. Ein Entwurf für ein Gesetz, das ein Verbot ermöglichen könnte, liegt aber bereits vor. Wann der Kongress darüber abstimmt, ist noch unklar. jul
Bei seinem Besuch in Peking in der kommenden Woche will der spanische Regierungschef Pedro Sánchez mit Staatschef Xi Jinping über ein Ende des Ukraine-Kriegs sprechen. China könne “eine sehr wichtige Rolle bei der Vermittlung zwischen Russland und der Ukraine spielen”, sagte der spanische Kabinettsminister Félix Bolaños am Donnerstag dem öffentlich-rechtlichen Fernsehsender TVE.
Sánchez ist nach Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), der im November in Peking war, erst der zweite Regierungschef eines EU-Staats, der China seit Beginn der Corona-Pandemie besucht.
UN-Generalsekretär António Guterres hat die EU indes vor einer Ausgrenzung Chinas gewarnt. In einer Diskussion mit den Staats- und Regierungschefs der Mitgliedstaaten habe Guterres deutlich gemacht, dass Peking nach seinem Verständnis mit der EU zusammenarbeiten wolle und eine positive Einstellung zur EU habe, berichtet ein EU-Beamter in Brüssel. Zudem habe er darauf hingewiesen, dass es aus seiner Sicht risikoreich sei, China zu isolieren. flee
Taiwan hat seinen Botschafter in Honduras abberufen, nachdem der Außenminister des zentralamerikanischen Landes, Eduardo Enrique Reina, nach China gereist ist. Reina will dort einem Beamten zufolge für den Aufbau diplomatischer Beziehungen zwischen Panama und Peking werben. Die Beziehungen zu Taiwan müsste Honduras dafür abbrechen.
Das Außenministerium in Taipeh verurteilte den Besuch und sagte, Honduras habe die “mehr als 80 Jahre währende Freundschaft zwischen Taiwan und Honduras” ignoriert, als es seinen Außenminister nach China geschickt habe. Daher habe Taipeh beschlossen, “unseren Botschafter in Honduras sofort zurückzurufen, um unsere starke Unzufriedenheit auszudrücken”.
Sollte Honduras die Beziehungen zu Taiwan beenden, wird Taipeh nur noch zu 13 Ländern diplomatische Beziehungen unterhalten. Kommende Woche bricht Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen zu einem Staatsbesuch nach Zentralamerika auf, sie wird dort Belize und Guatemala besuchen, Nachbarländer von Honduras.
Außenminister Reina hatte vergangene Woche gesagt, Honduras treffe seine Entscheidung auch deswegen, weil das Land “bis zum Hals” in finanziellen Schwierigkeiten stecke. Dazu gehörten auch 600 Millionen US-Dollar, die es Taiwan schulde. Honduras stritt jedoch ab, vor den diplomatischen Schritten in Richtung China von Taiwan Hilfsgelder in Höhe von 2,5 Milliarden US-Dollar verlangt zu haben. Taiwans Außenminister Joseph Wu sagte, die Situation mit Honduras sei “nicht besonders gut”. Honduras habe einen hohen Preis verlangt. Die Summe von 2,5 Milliarden US-Dollar bestätigte er nicht direkt, sagte aber, Taiwan werde keine Dollar-Diplomatie betreiben. rtr/jul
Die US-Regierung sieht nach eigenen Angaben derzeit keine unmittelbare Gefahr einer chinesischen Invasion in Taiwan. Eine solche Bedrohung sei momentan nicht zu erkennen, sagte Luftwaffen-Staatssekretär Frank Kendall am Donnerstag am Rande einer Militärtechnik-Konferenz in Singapur. Er hoffe auch, dass sie nie eintreten werde, sagte Kendall. Die USA seien aber bereit, die demokratisch regierte Insel zu verteidigen.
China betrachtet Taiwan als abtrünnige Provinz und strebt eine Wiedervereinigung an. Die russische Invasion in der Ukraine hat Befürchtungen verstärkt, dass China im Taiwan-Konflikt ebenfalls zu kriegerischen Mitteln greifen könnte. rtr/jul
Die Bundesregierung berät derzeit im Lichte geopolitischer Entwicklungen und Veränderungen in China über den künftigen Umgang mit dem Instrument der Förderkredite der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Eine abschließende Entscheidung sei noch nicht gefallen, heißt es in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der AfD-Fraktion im Bundestag. Die Kredite stehen im Zusammenhang mit der neuen Chinastrategie auf dem Prüfstand.
Zu dem mit China vereinbarten durchschnittlichen Zinssatz für KfW-Förderkredite seit 2016 machte die Bundesregierung keine Angaben und berief sich auf Bankgeheimnisses und vertragliche Vertraulichkeitsanforderungen.
Die klassische bilaterale Entwicklungszusammenarbeit wurde wegen Chinas starker Wirtschaftskraft bereits 2009 eingestellt, China erhält aber weiterhin vergünstigte und staatlich abgesicherte Kredite von der KfW. Nach Berechnungen des Bundeswirtschaftsministeriums wurden China in den Jahren 2013 bis 2020 Vorzugskredite in Höhe von knapp mehr als drei Milliarden Euro gewährt, 2021 beliefen sich die KfW-Darlehen für die Volksrepublik laut Entwicklungshilfeministerium auf rund 81 Millionen Euro. Die Volksrepublik wird nach OECD-Kriterien weiterhin als Entwicklungsland eingestuft. jul
China hat sich endlich wieder für den internationalen Tourismus geöffnet. Obwohl derzeit nicht die beste Reisezeit für Peking ist – mit etwas Glück kann man schöne Tage mit wenig Wind oder Smog erwischen. Hier sind einige Vorschläge für Erkundungstouren in Chinas Hauptstadt.
Am 5. Juni 1989, dem zweiten Tag nach der Niederschlagung der Studentenbewegung durch das Militär, wurde ein Mann gesichtet, der sich einer Kolonne von Panzern in den Weg stellte. Er lieferte damit eines der denkwürdigsten Bilder des 20. Jahrhunderts.
Seine Identität ist außer Vermutungen weiterhin unbekannt, ebenso wie sein weiteres Schicksal. Immerhin können wir mit einem genauen Blick auf die Fotos den exakten Ort dieses Ereignisses bestimmen: Er liegt an der Chang-An-Straße (Chang An bedeutet ewiger Frieden), etwa 400 Meter vom östlichen Ende des Tiananmen-Platzes und gut 100 Meter vom Grand Hotel (Gui Bin Lou 贵宾楼) entfernt.
Der Tank Man hat nach Westen geschaut und Panzer blockiert, die Richtung Osten unterwegs waren. Fast alle Fotos und Videos, die heute zu sehen sind, wurden vom Beijing Hotel aus aufgenommen, dem anderen großen Hotel neben dem Grand Hotel. Dort wohnten ausländische Journalisten.
Die Acht Großen Hutongs (八大胡同, Hutong bedeutet Gasse) waren Pekings Rotlichtviertel, von etwa 1800 bis 1949, als die Kommunisten die Kontrolle über die Stadt erlangten. Diese Gassen einige hundert Meter südwestlich des Qian Men (前门) existieren noch heute.
Wie ihre Gegenstücke an anderen Orten der Welt besitzen auch diese Gassen Verbindungen zu wichtigen politischen und sozialen Persönlichkeiten und Ereignissen jener Zeit.
Im Jahr 1920 wurde Chen Duxiu (1879-1942), damals Professor an der Peking-Universität und kommunistischer Aktivist, “aus Eifersucht in einem der Bordelle in einen körperlichen Kampf verwickelt und kratzte eine der Prostituierten am Geschlechtsteil”, so Medienberichte der Zeit. Dafür wurde er von der Universität geworfen.
Ein Jahr später wurde die Kommunistische Partei Chinas gegründet. Sie wählte Chen zu ihrem ersten Generalsekretär. Er war zwar nicht beim ersten Parteitag dabei, hatte aber großen Einfluss auf die beginnende kommunistische Bewegung in China.
Die Acht großen Hutongs haben auch eine Verbindung nach Deutschland – durch die Kurtisane Sai Jinhua (赛金花 1872-1936). Sai Jinhua, was “rivalisierende goldene Blumen” bedeutet, ist ein Pseudonym für den Beruf. Sie arbeitete schon in jungen Jahren in der Branche, bevor sie eine Konkubine des Diplomaten Hong Jun wurde. Als Hong zum Gesandten der Qing-Dynastie in Europa ernannt wurde, gab seine Frau vor, krankheitsbedingt nicht mitkommen zu können. So ging 1889 stattdessen Sai als seine Ehefrau mit ihm nach Deutschland. Drei Jahre verbrachte sie als vorgebliche Diplomatengattin in Berlin und lernte dort Kaiser Wilhelm II., Reichskanzler Otto von Bismarck und General Alfred von Waldersee kennen.
Hong starb kurz nach der Rückkehr des Paares nach Peking. Sais Beziehung zur Familie Hong verschlechterte sich und sie nahm ihren alten Beruf als Kurtisane in den acht großen Hutongs wieder auf. Nach dem Boxeraufstand im Jahr 1900 wurde General von Waldersee zum Oberbefehlshaber der europäischen Besatzungsarmee im Krieg zwischen acht westlichen Ländern und China, der in Peking endete. Es heißt, dass er und Sai wieder eine Beziehung aufnahmen. Sai nutzte die Gelegenheit, um ihn von zu großer Brutalität gegen die Einheimischen abzubringen.
Einige der alten Bordelle in den Gassen sind für Besucher geöffnet. Aber die Gassen und die Gebäude sind in keinem guten Zustand, zumindest nicht so gepflegt und elegant wie die, in denen Michelle Yeoh im Film Crouching Tiger, Hidden Dragon umherfliegt.
Die Reichen und Mächtigen wetteifern darum, hier die ersten Räucherstäbchen für das chinesische Neujahrsfest und die großen tibetisch-buddhistischen Feiertage zu opfern, um ihre Frömmigkeit zu zeigen. Andere müssen sich hinten anstellen. Die Rede ist vom Lama-Tempel oder Yong He Gong (雍和宫), der kaiserliche Tempel während der Qing-Dynastie.
Das Privileg, an der Warteschlange vorbeizukommen, ist mit einem Preis verbunden, dessen Höhe diskret gehandhabt wird. Mit Beiträgen wie diesen ist der Tempel aber angeblich zur reichsten Kultstätte der Stadt und zu einem der reichsten des Landes geworden.
Der Buddhismus ist in China ein großes Geschäft. Es kursiert die Vermutung, dass einige Mönche zu den vielen verborgenen Reichen des Landes gehören. Was die Opfergaben angeht, haben die großen Gönner ganz eigene Wünsche an die Buddhas: Bitte hilf mir, in der offiziellen Hierarchie aufzusteigen; mach, dass ich den Machtkampf überlebe; hilf mir, meine geschäftlichen Rivalen zu besiegen; sichere mir dauerhafte Bekanntheit, und so weiter.
Auf der anderen Seite der Kreuzung befindet sich übrigens das riesige, vierstöckige Restaurant Jin Ding Xuan (金鼎轩), das rund um die Uhr geöffnet hat. Das Essen dort ist in Ordnung.
Als der damalige US-Vizepräsident Joe Biden 2011 Peking besuchte, aß er in einem bescheidenen Lokal am Fuße des Trommelturms, in dem lokale Pekinger Kleinigkeiten serviert werden. Der Preis dort ist angemessen, aber das Essen ist empörend schlecht. Dies hindert neugierige Menschen jedoch nicht daran, hier das “Biden-Menü” probieren zu wollen.
Der Trommelturm und der Glockenturm sind schöne und sehenswerte Gebäude. Ein Wohnort von Mao Zedong, als er noch unbekannt war, befindet sich im Tofu-Teich-Hutong (豆腐池胡同) nördlich der beiden Türme.
Alex Zhang 张青林 ist seit Beginn des Monats General Manager für Asean und Greater China bei RTS DG in Dongguan. Zhang war zuvor für die Liebherr Group tätig.
Zhang Run ist der neue Botschafter in Mexiko. Er folgt Zhu Qingqiao nach.
Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!
Blütenteppich vor Karstkegeln: Die Landschaft bei Guiyang ist für ihre malerischen Hügel bekannt, im Frühling gibt es aber noch ein weiteres Highlight. Der Kirschhain in der Gui’an New Area ist rund 1.600 Hektar groß und zieht für die kurze Dauer seiner Blüte Schwärme von Touristen an.
so sehr scheint der Eiffelturm den Chinesen dann doch nicht gefehlt zu haben. Es darf zwar wieder gereist werden, aber nur magere fünf Prozent der vor Corona üblichen Touristenzahlen besuchten Frankreichs Hauptstadt in den ersten beiden Monaten dieses Jahres.
Das schmerzt, denn Touristen aus China spülen viel Geld in die Kassen: 2019 haben sie für internationale Reisen 250 Milliarden US-Dollar ausgegeben. Woran die Flaute liegt, analysiert Amelie Richter. Sie berichtet auch, welches aktuell die angesagtesten Reiseträume in der Volksrepublik sind und wie sich ausgerechnet Russland als attraktive Alternative zu Europa ins Spiel bringen will.
Nach sieben Jahren diplomatischen Stillstands haben Iran und Saudi-Arabien inzwischen wieder bilaterale Beziehungen aufgenommen – ein Verhandlungserfolg Pekings. Die Volksrepublik war schon lange in der Region aktiv und hat dort viele strategische Partnerschaften geschlossen und Vertrauen aufgebaut. Damit ist sie mittlerweile zu einem ernstzunehmenden diplomatischen Player im Nahen Osten geworden. Frank Sieren analysiert, wie sich die Machtstrukturen verändern.
Unser Blick aus China nimmt Sie heute mit auf einen Streifzug durch Peking. Welche Verbindung das frühere Rotlichtviertel der Acht Großen Hutongs mit Deutschland hat, wo genau der Tank Man auf dem ikonischen Foto stand und wieso Mönche in einem Pekinger Tempel möglicherweise heimlich reich werden? Lesen Sie selbst.
Wir wünschen Ihnen eine informative Lektüre und ein schönes Wochenende.
Die erste Frühlingssonne glitzert auf der Seine – und am Ufer spielen sich Szenen ab, die seit Beginn der Pandemie in dieser Form nicht mehr zu sehen waren: Reisebusse stehen aneinandergereiht geparkt auf dem Quai. Vor der Anlegestelle für Sightseeing-Boote warten Gruppen chinesischer Touristen. Sie sind offenbar zurück: die Reisenden aus der Volksrepublik.
Doch der Eindruck trügt: In den ersten beiden Monaten des Jahres sind an den Pariser Flughäfen lediglich rund 3.200 Ankünfte aus China verzeichnet worden, wie das Tourismusamt der Stadt Table.Media mitteilt. Das entspreche rund 95 Prozent weniger als noch im Jahr 2019, also vor der Pandemie. Auch im März sei eine Reisewelle noch ausgeblieben, erklärt das Pariser Tourismusamt.
Während China angekündigt hat, die Visa-Vergabe auch für touristische Reisen wieder zu erleichtern, ist es andersherum noch schwierig. Bisher vergebe Deutschland Visa nur für geschäftliche Zwecke, als Tourist kann noch nicht wieder gereist werden, bestätigen Reisebranchen-Kreise. Ein Grund dafür sei, dass die deutschen Konsulate in China zu wenig Personal hätten, um Visaanträge in großer Menge zu bearbeiten.
Dem Auswärtigen Amt zufolge gilt bei der Visa-Vergabe Gegenseitigkeit. Mit den Lockerungen auf chinesischer Seite gegenüber deutscher Touristen, die nach China wollen, werde die deutsche Seite auch wieder Touristenvisa an Chinesen vergeben. Demnach wurden seit Anfang des Jahres bereits mehr als 10.000 Schengen-Visa in China erteilt. Die Antragsannahmezentren in Kanton, Shanghai, Peking sowie Shengyang seien bereits wieder geöffnet. Ab Donnerstag soll demnach auch das Zentrum in Chengdu öffnen. Das Terminangebot von vor der Pandemie werde allerdings noch nicht erreicht.
Reise-Anbieter hoffen, dass die Tourismus-Welle aus China nach Ostern deutlich an Schwung gewinnt. Um für den chinesischen Markt als Destination weiterhin attraktiv zu sein, müsse sich Europa etwas mehr anstrengen als früher, sagt allerdings Wolfgang Georg Arlt, Chef des China Outbound Tourism Research Institute (COTRI), das Reise-Trends in und aus der Volksrepublik untersucht. “Die Ansprüche der chinesischen Touristen haben sich in den Zeiten der Pandemie geändert”, erklärt Arlt. Package-Gruppen-Touren – Stichwort “fünf Länder in sechs Tagen” – kämen höchstens noch für den Teil der Besucher infrage, die erstmals nach Europa reisen. Aber auch dabei gäbe es heutzutage höhere Ansprüche an Nachhaltigkeit oder “besondere Erlebnisse”.
Das Foto vor dem Eiffelturm, das jeder habe, sei dabei nicht mehr gefragt, so Arlt. Die chinesischen Touristen wollten lieber kleinere Städte und Landschaften besuchen und wirklich entdecken. Der Tourismus-Experte sieht darin eine große Chance für Orte, die bisher nicht ganz oben auf der Wunschliste von Reisezielen standen. Kreative Konzepte seien gefragt.
“Anstatt Shoppen zu gehen, wird das Geld lieber für Aktivitäten ausgegeben.” Dabei stehe beispielsweise Fine Dining derzeit sehr im Mittelpunkt. “Es gibt viele Foodies, die vor allem lokale Spezialitäten essen wollen”, sagt Arlt. In Frankreich könnte also die Verkostung-und-Spa-Kombi in der Champagne als Event bald interessanter sein als die Hauptstadt mit ihren weltberühmten Sehenswürdigkeiten.
Auch Outdoor-Aktivitäten seien im Kommen, erklärt Arlt. Schnödes Camping sei jedoch weniger gefragt. “Glamping“, also Camping mit Glamour, ist das Gebot der Stunde. “Und die chinesischen Touristen möchten abends auf dem Camping-Platz auch gerne unterhalten werden. Ein bisschen wie in einem Ressort.”
Zu guter Letzt hat Europa auch noch große Konkurrenz durch den heimischen Markt in China selbst bekommen. “Seit der Pandemie ist es sozial mehr akzeptiert, für den Urlaub nicht das Land zu verlassen und viel Geld in China auszugeben”, sagt Arlt.
Wie viele Touristen aus der Volksrepublik in diesem Jahr kommen, bleibt jedoch ungewiss. Olivier Ponti vom Marktforschungsinstitut ForwardKeys ist noch vorsichtig: “Bis zur vollständigen Erholung ist es noch ein weiter Weg”, sagte Ponti der Nachrichtenagentur Reuters. Denn es gebe noch einige Hürden. So bremsen Personalmangel bei den Airlines und der Genehmigungsaufwand für Flugrouten den Aufbau des Flugangebots. Chinesische Bürger warten lange auf Reisepässe. Die Flüge seien außerdem noch teuer, erklärt Ray Chen, Manager des chinesischen Online-Reiseportals Trip.com.
Aus der deutschen Hauptstadt gebe es derzeit einen Flug pro Woche nach China, sagte Ralf Ostendorf von der Berliner Tourismusbehörde VisitBerlin. Vor der Pandemie habe es Verhandlungen über eine Ausweitung des Luftverkehrs zwischen Deutschland und China gegeben, diese seien wegen der Coronakrise unterbrochen worden. “Wichtig ist, dass diese Verhandlungen wieder aufgenommen werden”, betont Ostendorf. Dies sei wegen politischer Spannungen vor dem Hintergrund des Krieges Russlands gegen die Ukraine nicht passiert. “Damit der Tourismus und die Wirtschaft wieder funktionieren können, sind diese Direktflüge für Berlin und Deutschland wichtig.”
Trip.com erwartet eine rasche Ausweitung der internationalen Flüge aus China in den nächsten Monaten. Von derzeit 15 bis 20 Prozent des Vorkrisenniveaus werde die Kapazität bis Ende Juni auf 50 Prozent steigen. Die Leute wollten reisen, die Nachfrage sei hoch.
Die als sehr spendabel bekannten Besucher aus China bleiben ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. “Die Rückkehr der chinesischen Touristen wird hier in Berlin, in allen europäischen Ländern und in der ganzen Welt zu spüren sein”, sagte der Generalsekretär der Weltorganisation für Tourismus (UNWTO), Surab Pololikaschwili, auf der Branchenmesse ITB Anfang März. So hätten Urlauber aus der Volksrepublik im Vorkrisenjahr 2019 mehr als 250 Milliarden US-Dollar für internationale Reisen ausgegeben.
Ein Land, das in diesem Jahr mehr auf chinesische Touristen setzt als zuvor: Russland. Nach Angaben des russischen Verbandes der Reiseveranstalter ging die Zahl der ausländischen Touristen um 96 Prozent zurück, nachdem Moskau in die Ukraine einmarschiert war. Russische Reiseveranstalter hätten deshalb große Hoffnungen, dass chinesische Touristen eine dauerhafte Lösung sein könnten, berichtete der russischsprachige Fernsehsender Current Time TV.
Demnach richtet sich Russlands Tourismusbranche vermehrt auf den chinesischen Markt aus: Große Hotelketten bieten ihren Mitarbeitern eine Grundschulung in Mandarin an und stellen ihre Frühstücksbuffets auf chinesische Vorlieben um. Mit Reuters
Erstmals nach jahrelangem Konflikt haben die Außenminister von Saudi-Arabien und Iran am Donnerstag wieder miteinander telefoniert. Zu Beginn des muslimischen Fastenmonats Ramadan tauschten Hussein Amirabdollahian und Faisal bin Farhan Al Saud Glückwünsche aus, wie die Staatsmedien beider Länder berichteten. In dem Gespräch hätten sie auch über ein geplantes Ministertreffen gesprochen. Dass die beiden Staaten nach sieben Jahren diplomatischen Stillstands wieder bilaterale Beziehungen aufnehmen, ist ein Verhandlungserfolg Pekings – und das verändert die Machtbalance im Mittleren Osten.
Die USA spielen zwar weiterhin eine zentrale Rolle. Und auch Russland hat enge Verbindungen zu den Machthabern der Region. Doch nun spielt auch Peking mit. Der iranische Militärberater Generalmajor Yahya Rahim Safavi hofft gar, die “post-amerikanische Ära am Persischen Golf hat begonnen.” Mit dieser Einschätzung geht er vermutlich zu weit. Treffender beschreibt die Entwicklungen der US-Fernsehsender CNN: “China hat die Prämisse der amerikanischen Dominanz im Mittleren Osten zerschlagen.”
Das US-Magazin Wall Street Journal spricht von “Chinas Modell einer neuen Diplomatie.” “Eine auf US-Regeln basierte Ordnung ist nun nicht mehr die einzige verantwortungsvolle Wahl, in der Sicherheitspolitik voranzukommen“, fasst Jon Alterman, Experte des Center for Strategic and International Studies (CSIS) in Washington, den Vorgang zusammen.
Der Deal zeige, dass Saudi-Arabien “nicht mehr darauf vertraut, dass Washington ihnen den Rücken freihält”, betont auch Mark Dubowitz, der Geschäftsführer der Washingtoner Foundation for Defense of Democracies (FDD). Deshalb hätten die Saudis “China als den neuen ‘Haushofmeister’ der nahöstlichen Machtpolitik’ etabliert”.
Gleichzeitig jedoch lässt Riad aber die Tür zum wichtigsten Waffenlieferanten offen: Nur wenige Stunden vor der Bekanntgabe des Saudi-Iran-Abkommens hatte Saudi-Arabien die USA gar als einen Broker für die Beziehungen mit Israel ins Spiel gebracht. Der saudische Vorschlag beinhaltete Sicherheitsgarantien der Vereinigten Staaten, Unterstützung bei der Entwicklung eines zivilen Atomprogramms und geringere Beschränkungen für US-Waffenverkäufe an Riad.
Allerdings nicht mehr um jeden Preis, wie US-Präsident Joe Biden bereits feststellen musste. Nach seinem Treffen mit Kronprinz Mohammed bin Salman Mitte 2022 hat die von Saudi-Arabien dominierte OPEC+ die Ölproduktion gedrosselt. Biden hingegen wollte, dass die OPEC mehr produziert und damit die Ölpreise senkt. So wollte er die amerikanische Wirtschaft entlasten. Stattdessen spielte die Entwicklung Russlands Präsidenten Wladimir Putin in die Karten.
Bidens zweiter Rückschlag: Bei der jüngsten UN-Resolution gegen Putins Ukrainekrieg enthielt sich Riad, ebenso wie China und Indien. Die Saudis hätten nicht vergessen, dass sich die US-Amerikaner nach den unbemannten Luftangriffen auf Saudi-Arabien 2019 gegen Öltanker und Ölanlagen “als zögerlich erwiesen”, erklärt Eyal Zisser, Vizerektor der Universität Tel Aviv.
Zudem strich das US-Außenministerium 2021 die vom Iran unterstützten jemenitischen Huthi von der US-amerikanischen Liste der ausländischen terroristischen Organisationen. Vor dem Waffenstillstand im April 2022 hatten diese jahrelang Raketen und Selbstmorddrohnen auf Saudi-Arabien abgefeuert.
Doch Peking hat schon lange vor dieser Entwicklung beschlossen, eine neutralere Rolle in der Region zu spielen. Peking behauptet – warum auch immer – China hätte dort keine politischen Interessen. Dabei kommen 40 Prozent der Gas- und Ölimporte aus der Region. Die Volksrepublik war sehr eng mit Iran verbunden. Die USA sahen Iran seit dem Überfall auf die US-Botschaft in Teheran und der folgenden 444 Tage dauernden Geiselnahme von mehr als 50 Diplomaten im Jahr 1979 als feindlich.
Diese Konfrontation zu entspannen gelang den Chinesen bereits 2015, als sie mit den Europäern den damaligen US-Präsidenten Barack Obama überzeugten, die Sanktionen gegen den Iran aufzuheben. Damals spielten der deutsche Außenminister und jetzige Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und sein damaliger chinesischer Kollege Wang Yi eine zentrale Rolle. Diplomatie-Zar Wang Yi hat nun auch die Einigung zwischen Saudi-Arabien und Iran ausgehandelt.
Nach dem europäisch-chinesischen Gemeinschaftserfolg machten sich Chinas Diplomaten dann allein auf den Weg. Ein wichtiger Schritt: Die strategische Partnerschaft mit Saudi-Arabien im Jahr 2016, nach Algerien, Ägypten und Katar (2014), Irak (2015), Marokko und den Vereinigten Arabischen Emiraten (2016). Danach kamen im Jahr 2018 noch Oman und Kuwait hinzu.
Im Dezember 2022 entschieden China und arabischen Staaten in der strategisch wichtigen Satellitennavigation zusammenzuarbeiten, als Grundlage für eine spätere Kooperation im Raumfahrtbereich. Stand Januar 2023 haben 20 arabische Länder Kooperationsvereinbarungen im Rahmen der “Belt and Road”-Initiative (BRI) unterzeichnet. Ende 2022 wurden beim Besuch Xi Jinpings die Beziehungen zwischen Riad und Peking zu einer “Comprehensive Strategic Cooperative Partnership” aufgewertet.
Das Vertrauen in der Region war also inzwischen so groß, dass China sich nicht als Mediator zwischen Iran und Saudi-Arabien anbieten musste – sondern die Saudis im Dezember 2022 Xi selbst um Hilfe baten. Chinas Staatspräsident lud daraufhin Irans Präsident Ebrahim Raisi im Februar nach Peking ein und vereinbarte auch mit ihm engere wirtschaftliche Beziehungen.
Nach fünf Tagen intensiver Verhandlungen kam dann am 10. März der Durchbruch. Chinesische Beobachter sehen in der Annäherung an die Saudis durchaus auch einen Hinweis an Putin, dass Peking nicht auf sein Öl und Gas angewiesen ist. Saudi-Arabien ist Chinas größter Öllieferant und Putins größter Wettbewerber. Nun steigen auch die Chancen für Frieden im Jemen, wo Riad und Teheran seit acht Jahren einen Proxy-Krieg mit bereits mehr als 400.000 Todesopfern führen: Teheran unterstützt die Huthi-Rebellen. Riad die Regierung.
Die Biden-Regierung begrüßte die Einigung zähneknirschend, zog allerdings gleich eine neue rote Linie. Es sei ok, solange ein Deal nicht mit “militärischer und technologischer Kooperation” zu tun habe, sagte ein hochrangiger US-Offizieller dem Portal Axios.
Die Frage lautet jetzt, ob Saudi-Arabien solche US-Vorgaben noch akzeptiert. Ein Machttest könnte die Aufnahme der Saudis in die Shanghai Cooperation Organisation (SCO) werden, die bereits diskutiert wird. Ihr gehören neben China, Indien, Iran, Kasachstan, Kirgistan, Pakistan, Russland, Tadschikistan und Usbekistan an. Bisher hatte sich der Iran quergestellt. Das könnte sich jetzt ändern.
27.03.2023, 01:30 Uhr (28.03.2023, 07:30 Uhr Beijing time)
Harvard Fairbank Center, Vorlesung: Big Politics: The Cause and Consequences of Bank Proliferation in China Mehr
28.03.2023 – 31.03.2023, 18:00 Uhr
AHK Greater China, vor Ort Shenzhen: Sino-German Economic Forum 德中(深圳)经济论坛 Mehr
29.03.2023, 18:00 Uhr (30.03.2023, 00:00 Uhr Beijing time)
Dezan Shira & Associates, Webinar: Decoding China’s 2023 Two Sessions: Takeaways for Businesses Mehr
29.03.2023, 18:00 Uhr (30.03.2023, 00:00 Uhr Beijing time)
Harvard Fairbank Center, Vorlesung: Challenges Confronting China’s Healthcare System Post-COVID: A conversation between Winnie Yip and William Hsiao Mehr
30.03.2023, 10:00 Uhr (16:00 Uhr Beijing time)
Dezan Shira & Associates, Webinar: Seizing Opportunities in China’s Healthcare Industry: A Guide for Foreign Investors Mehr
30.03.2023, 10:00 Uhr (16:00 Uhr Beijing time)
EU SME Centre, Webinar: About to Take Off: The Return of Chinese Outbound Tourism Mehr
30.03.2023, 09:15 Uhr Beijing time
AHK Greater China, vor Ort in Shanghai: GCC Knowledge Hub: 中国转让定价合规文档和非贸付汇 Mehr
China Strategie 2023. 3 Stunden, 3 Sessions, 30 Köpfe aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft. Table.Media beleuchtet am 25. April China als Wettbewerber, Rivale und Partner. Die Digital-Konferenz schafft mitten in der aktuellen Debatte Orientierung für Entscheiderinnen und Entscheider.
Tiktok-CEO Chew Shou Zi hat bei einer Anhörung im US-Kongress Spionagevorwürfe gegen die chinesische App vehement zurückgewiesen. Alle Daten US-amerikanischer Nutzer würden auf US-Servern gelagert und der Zugang dazu strikt überwacht, betonte der Tiktok-Chef am Donnerstag bei der Anhörung im Handelsausschuss des Repräsentantenhauses. Auch laufe der Empfehlungs-Algorithmus von Tiktok, der die Videos für Nutzer auswählt, beim US-Softwareriesen Oracle, erklärte Chew.
“Wir fördern oder entfernen Inhalte nicht auf Ersuchen der chinesischen Regierung”, sagte Chew. Er sehe Tiktok gegenüber den Nutzern dazu verpflichtet, die App “frei von jeglicher Manipulation durch irgendeine Regierung” zu halten. Die Vorsitzende des Ausschusses, Cathy Rogers, gab bei der Anhörung einen scharfen Ton vor. “Tiktok überwacht uns alle”, sagte die Republikanerin in ihrer Stellungnahme. Auch nannte sie Tiktok ein “Portal für Drogenhändler”. Der demokratische Vize-Vorsitzende Frank Pallone sagte, die Datenschutz-Zusicherungen in den USA seien nicht ausreichend.
In Deutschland ist laut Bundesinnenministerin Nancy Faeser kein Tiktok-Verbot geplant. Man müsse jedoch verstärkt darüber aufklären, dass es sich bei Tiktok um einen Konzern handle, bei dem “die Daten natürlich abfließen können”, betonte Faeser bei einem Besuch in Washington. Man achte sehr darauf, dass man staatliche Einflussnahme durch China möglichst frühzeitig erkenne. “Wir kommen gerade aus einer starken Abhängigkeit von Russland in der Energieversorgung. Wir wollen nicht weitere Abhängigkeiten schaffen”, sagte Faeser.
Wegen der Nähe von Tiktok und dem Mutterkonzern Bytedance zur chinesischen Regierung befürchten Sicherheitsbehörden unter anderem in den USA und Europa, dass die Volksrepublik persönliche Nutzerdaten abgreift oder zur Manipulation der öffentlichen Meinung missbraucht.
Mehrere Länder haben Regierungsmitarbeitern die Nutzung von Tiktok auf ihren Diensthandys verboten, unter anderem die USA, Kanada und Großbritannien. Das Verbot gilt auch für Mitarbeiter der EU-Kommission. Die USA möchten die App verbieten, dies ist aber rechtlich schwierig – der ehemalige US-Präsident Donald Trump scheiterte während seiner Amtszeit bereits mit einem Versuch. Ein Entwurf für ein Gesetz, das ein Verbot ermöglichen könnte, liegt aber bereits vor. Wann der Kongress darüber abstimmt, ist noch unklar. jul
Bei seinem Besuch in Peking in der kommenden Woche will der spanische Regierungschef Pedro Sánchez mit Staatschef Xi Jinping über ein Ende des Ukraine-Kriegs sprechen. China könne “eine sehr wichtige Rolle bei der Vermittlung zwischen Russland und der Ukraine spielen”, sagte der spanische Kabinettsminister Félix Bolaños am Donnerstag dem öffentlich-rechtlichen Fernsehsender TVE.
Sánchez ist nach Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), der im November in Peking war, erst der zweite Regierungschef eines EU-Staats, der China seit Beginn der Corona-Pandemie besucht.
UN-Generalsekretär António Guterres hat die EU indes vor einer Ausgrenzung Chinas gewarnt. In einer Diskussion mit den Staats- und Regierungschefs der Mitgliedstaaten habe Guterres deutlich gemacht, dass Peking nach seinem Verständnis mit der EU zusammenarbeiten wolle und eine positive Einstellung zur EU habe, berichtet ein EU-Beamter in Brüssel. Zudem habe er darauf hingewiesen, dass es aus seiner Sicht risikoreich sei, China zu isolieren. flee
Taiwan hat seinen Botschafter in Honduras abberufen, nachdem der Außenminister des zentralamerikanischen Landes, Eduardo Enrique Reina, nach China gereist ist. Reina will dort einem Beamten zufolge für den Aufbau diplomatischer Beziehungen zwischen Panama und Peking werben. Die Beziehungen zu Taiwan müsste Honduras dafür abbrechen.
Das Außenministerium in Taipeh verurteilte den Besuch und sagte, Honduras habe die “mehr als 80 Jahre währende Freundschaft zwischen Taiwan und Honduras” ignoriert, als es seinen Außenminister nach China geschickt habe. Daher habe Taipeh beschlossen, “unseren Botschafter in Honduras sofort zurückzurufen, um unsere starke Unzufriedenheit auszudrücken”.
Sollte Honduras die Beziehungen zu Taiwan beenden, wird Taipeh nur noch zu 13 Ländern diplomatische Beziehungen unterhalten. Kommende Woche bricht Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen zu einem Staatsbesuch nach Zentralamerika auf, sie wird dort Belize und Guatemala besuchen, Nachbarländer von Honduras.
Außenminister Reina hatte vergangene Woche gesagt, Honduras treffe seine Entscheidung auch deswegen, weil das Land “bis zum Hals” in finanziellen Schwierigkeiten stecke. Dazu gehörten auch 600 Millionen US-Dollar, die es Taiwan schulde. Honduras stritt jedoch ab, vor den diplomatischen Schritten in Richtung China von Taiwan Hilfsgelder in Höhe von 2,5 Milliarden US-Dollar verlangt zu haben. Taiwans Außenminister Joseph Wu sagte, die Situation mit Honduras sei “nicht besonders gut”. Honduras habe einen hohen Preis verlangt. Die Summe von 2,5 Milliarden US-Dollar bestätigte er nicht direkt, sagte aber, Taiwan werde keine Dollar-Diplomatie betreiben. rtr/jul
Die US-Regierung sieht nach eigenen Angaben derzeit keine unmittelbare Gefahr einer chinesischen Invasion in Taiwan. Eine solche Bedrohung sei momentan nicht zu erkennen, sagte Luftwaffen-Staatssekretär Frank Kendall am Donnerstag am Rande einer Militärtechnik-Konferenz in Singapur. Er hoffe auch, dass sie nie eintreten werde, sagte Kendall. Die USA seien aber bereit, die demokratisch regierte Insel zu verteidigen.
China betrachtet Taiwan als abtrünnige Provinz und strebt eine Wiedervereinigung an. Die russische Invasion in der Ukraine hat Befürchtungen verstärkt, dass China im Taiwan-Konflikt ebenfalls zu kriegerischen Mitteln greifen könnte. rtr/jul
Die Bundesregierung berät derzeit im Lichte geopolitischer Entwicklungen und Veränderungen in China über den künftigen Umgang mit dem Instrument der Förderkredite der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Eine abschließende Entscheidung sei noch nicht gefallen, heißt es in einer Antwort auf eine Kleine Anfrage der AfD-Fraktion im Bundestag. Die Kredite stehen im Zusammenhang mit der neuen Chinastrategie auf dem Prüfstand.
Zu dem mit China vereinbarten durchschnittlichen Zinssatz für KfW-Förderkredite seit 2016 machte die Bundesregierung keine Angaben und berief sich auf Bankgeheimnisses und vertragliche Vertraulichkeitsanforderungen.
Die klassische bilaterale Entwicklungszusammenarbeit wurde wegen Chinas starker Wirtschaftskraft bereits 2009 eingestellt, China erhält aber weiterhin vergünstigte und staatlich abgesicherte Kredite von der KfW. Nach Berechnungen des Bundeswirtschaftsministeriums wurden China in den Jahren 2013 bis 2020 Vorzugskredite in Höhe von knapp mehr als drei Milliarden Euro gewährt, 2021 beliefen sich die KfW-Darlehen für die Volksrepublik laut Entwicklungshilfeministerium auf rund 81 Millionen Euro. Die Volksrepublik wird nach OECD-Kriterien weiterhin als Entwicklungsland eingestuft. jul
China hat sich endlich wieder für den internationalen Tourismus geöffnet. Obwohl derzeit nicht die beste Reisezeit für Peking ist – mit etwas Glück kann man schöne Tage mit wenig Wind oder Smog erwischen. Hier sind einige Vorschläge für Erkundungstouren in Chinas Hauptstadt.
Am 5. Juni 1989, dem zweiten Tag nach der Niederschlagung der Studentenbewegung durch das Militär, wurde ein Mann gesichtet, der sich einer Kolonne von Panzern in den Weg stellte. Er lieferte damit eines der denkwürdigsten Bilder des 20. Jahrhunderts.
Seine Identität ist außer Vermutungen weiterhin unbekannt, ebenso wie sein weiteres Schicksal. Immerhin können wir mit einem genauen Blick auf die Fotos den exakten Ort dieses Ereignisses bestimmen: Er liegt an der Chang-An-Straße (Chang An bedeutet ewiger Frieden), etwa 400 Meter vom östlichen Ende des Tiananmen-Platzes und gut 100 Meter vom Grand Hotel (Gui Bin Lou 贵宾楼) entfernt.
Der Tank Man hat nach Westen geschaut und Panzer blockiert, die Richtung Osten unterwegs waren. Fast alle Fotos und Videos, die heute zu sehen sind, wurden vom Beijing Hotel aus aufgenommen, dem anderen großen Hotel neben dem Grand Hotel. Dort wohnten ausländische Journalisten.
Die Acht Großen Hutongs (八大胡同, Hutong bedeutet Gasse) waren Pekings Rotlichtviertel, von etwa 1800 bis 1949, als die Kommunisten die Kontrolle über die Stadt erlangten. Diese Gassen einige hundert Meter südwestlich des Qian Men (前门) existieren noch heute.
Wie ihre Gegenstücke an anderen Orten der Welt besitzen auch diese Gassen Verbindungen zu wichtigen politischen und sozialen Persönlichkeiten und Ereignissen jener Zeit.
Im Jahr 1920 wurde Chen Duxiu (1879-1942), damals Professor an der Peking-Universität und kommunistischer Aktivist, “aus Eifersucht in einem der Bordelle in einen körperlichen Kampf verwickelt und kratzte eine der Prostituierten am Geschlechtsteil”, so Medienberichte der Zeit. Dafür wurde er von der Universität geworfen.
Ein Jahr später wurde die Kommunistische Partei Chinas gegründet. Sie wählte Chen zu ihrem ersten Generalsekretär. Er war zwar nicht beim ersten Parteitag dabei, hatte aber großen Einfluss auf die beginnende kommunistische Bewegung in China.
Die Acht großen Hutongs haben auch eine Verbindung nach Deutschland – durch die Kurtisane Sai Jinhua (赛金花 1872-1936). Sai Jinhua, was “rivalisierende goldene Blumen” bedeutet, ist ein Pseudonym für den Beruf. Sie arbeitete schon in jungen Jahren in der Branche, bevor sie eine Konkubine des Diplomaten Hong Jun wurde. Als Hong zum Gesandten der Qing-Dynastie in Europa ernannt wurde, gab seine Frau vor, krankheitsbedingt nicht mitkommen zu können. So ging 1889 stattdessen Sai als seine Ehefrau mit ihm nach Deutschland. Drei Jahre verbrachte sie als vorgebliche Diplomatengattin in Berlin und lernte dort Kaiser Wilhelm II., Reichskanzler Otto von Bismarck und General Alfred von Waldersee kennen.
Hong starb kurz nach der Rückkehr des Paares nach Peking. Sais Beziehung zur Familie Hong verschlechterte sich und sie nahm ihren alten Beruf als Kurtisane in den acht großen Hutongs wieder auf. Nach dem Boxeraufstand im Jahr 1900 wurde General von Waldersee zum Oberbefehlshaber der europäischen Besatzungsarmee im Krieg zwischen acht westlichen Ländern und China, der in Peking endete. Es heißt, dass er und Sai wieder eine Beziehung aufnahmen. Sai nutzte die Gelegenheit, um ihn von zu großer Brutalität gegen die Einheimischen abzubringen.
Einige der alten Bordelle in den Gassen sind für Besucher geöffnet. Aber die Gassen und die Gebäude sind in keinem guten Zustand, zumindest nicht so gepflegt und elegant wie die, in denen Michelle Yeoh im Film Crouching Tiger, Hidden Dragon umherfliegt.
Die Reichen und Mächtigen wetteifern darum, hier die ersten Räucherstäbchen für das chinesische Neujahrsfest und die großen tibetisch-buddhistischen Feiertage zu opfern, um ihre Frömmigkeit zu zeigen. Andere müssen sich hinten anstellen. Die Rede ist vom Lama-Tempel oder Yong He Gong (雍和宫), der kaiserliche Tempel während der Qing-Dynastie.
Das Privileg, an der Warteschlange vorbeizukommen, ist mit einem Preis verbunden, dessen Höhe diskret gehandhabt wird. Mit Beiträgen wie diesen ist der Tempel aber angeblich zur reichsten Kultstätte der Stadt und zu einem der reichsten des Landes geworden.
Der Buddhismus ist in China ein großes Geschäft. Es kursiert die Vermutung, dass einige Mönche zu den vielen verborgenen Reichen des Landes gehören. Was die Opfergaben angeht, haben die großen Gönner ganz eigene Wünsche an die Buddhas: Bitte hilf mir, in der offiziellen Hierarchie aufzusteigen; mach, dass ich den Machtkampf überlebe; hilf mir, meine geschäftlichen Rivalen zu besiegen; sichere mir dauerhafte Bekanntheit, und so weiter.
Auf der anderen Seite der Kreuzung befindet sich übrigens das riesige, vierstöckige Restaurant Jin Ding Xuan (金鼎轩), das rund um die Uhr geöffnet hat. Das Essen dort ist in Ordnung.
Als der damalige US-Vizepräsident Joe Biden 2011 Peking besuchte, aß er in einem bescheidenen Lokal am Fuße des Trommelturms, in dem lokale Pekinger Kleinigkeiten serviert werden. Der Preis dort ist angemessen, aber das Essen ist empörend schlecht. Dies hindert neugierige Menschen jedoch nicht daran, hier das “Biden-Menü” probieren zu wollen.
Der Trommelturm und der Glockenturm sind schöne und sehenswerte Gebäude. Ein Wohnort von Mao Zedong, als er noch unbekannt war, befindet sich im Tofu-Teich-Hutong (豆腐池胡同) nördlich der beiden Türme.
Alex Zhang 张青林 ist seit Beginn des Monats General Manager für Asean und Greater China bei RTS DG in Dongguan. Zhang war zuvor für die Liebherr Group tätig.
Zhang Run ist der neue Botschafter in Mexiko. Er folgt Zhu Qingqiao nach.
Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!
Blütenteppich vor Karstkegeln: Die Landschaft bei Guiyang ist für ihre malerischen Hügel bekannt, im Frühling gibt es aber noch ein weiteres Highlight. Der Kirschhain in der Gui’an New Area ist rund 1.600 Hektar groß und zieht für die kurze Dauer seiner Blüte Schwärme von Touristen an.