Table.Briefing: China

Aufbau von 5G-Netzen + Uni-Rankings

Liebe Leserin, lieber Leser,

in der Diskussion um den Aufbau von 5G-Netzen prallen Kritiker und Befürworter chinesischer Technik unversöhnlich aufeinander. Kaum ein Firmenname erhitzt in diesem Zusammenhang die Gemüter derart wie Huawei. Der chinesische Konzern ist weltweit führend bei der 5G-Technik und zudem günstiger als die europäische Konkurrenz. Das Problem: Sorgen um die Sicherheit. Huawei beschwichtigt, doch Kritiker verweisen auf den Umstand, dass am Ende in China immer die KP-Führung das letzte Wort habe.

Ebenfalls häufig angeführt wird das Argument, dass China seine Netze niemals für europäische Anbieter öffnen würde. Unser Autor Frank Sieren widerlegt diese Behauptung und wirft die Frage der Reziprozität im 5G-Bereich auf: China öffnet, während Europa mauert. Doch auch die Frage der Transparenz spielt eine Rolle.

Unsere zweite Analyse widmet sich der Frage, wie gut Chinas Universitäten wirklich sind. Im bekannten Nature Index hat China erstmals die USA vom Spitzenplatz verdrängt. Doch Marcel Grzanna konstatiert, dass die Vielzahl wissenschaftlicher Papiere und wirtschaftlicher Innovationen leicht in die Irre führen.

Zieht man andere wichtige Faktoren hinzu, entsteht ein gänzlich anderes Bild. So schafft es die Sun Yat-sen Universität bei der Produktion wissenschaftlicher Papiere unter die Top 10, im weitaus umfassenderen Qualitäts-Ranking landet die Hochschule aus Guangzhou hingegen nur auf Platz 267.

Viele neue Erkenntnisse bei der Lektüre wünscht

Ihr
Michael Radunski
Bild von Michael  Radunski

Analyse

5G-Netze: China öffnet, Europa mauert

Huawei ist einer der weltweit führenden 5G-Anbieter – wird in Europa jedoch sehr kritisch gesehen.

Diese Entscheidung wird für Gesprächsstoff sorgen beim Shanghai Mobil World Congress (MWC), dem größten Telekommunikations-Event in Asien, das am Mittwoch beginnt: Die staatliche Telefongesellschaft China Mobile hat in seiner jüngsten Ausschreibungsrunde 16 Prozent seines 5G-RAN-Netz im Frequenzbereich 2,5 GHz und 4,9 GHz an Ericsson und den finnischen Wettbewerber Nokia vergeben.

Dies bedeutet für beide Unternehmen eine Verdopplung ihres Gesamtmarktanteils im chinesischen Markt. Damit könnten Ericsson und Nokia in China mehr Basisstationen als in Europa installiert haben.

Ericsson darf zudem auch auf Anteile im 5G-Netz privater Firmen hoffen, wo ebenfalls sensible Daten fließen. Außerdem bauen die Schweden zusammen mit China Mobile Zhejiang in zehn chinesischen Städten ein 5G-Frühwarnsystem für den Naturkatastrophenschutz auf – ebenfalls ein sicherheitsrelevanter Bereich.

Europa sperrt chinesische Anbieter aus

Die Öffnung der chinesischen Netze für europäische Anbieter gilt in der Branche als Überraschung, schließlich hatte die schwedische Regierung den chinesischen Anbieter Huawei 2020 vom Ausbau des landesweiten 5G-Netzes ausgeschlossen. Bis 2025 dürfen keine Produkte von Huawei und ZTE mehr in Schwedens 5G-Netz verbaut werden – wegen Sicherheitsbedenken, wie es heißt. Huawei hat in Stockholm gegen den Ausschluss geklagt und den Prozess im Juni 2022 verloren. Allerdings läuft noch ein Schiedsverfahren nach internationalem Handelsrecht. Ein Urteil wird jedoch wohl nicht vor 2024 fallen.

Auch die EU rät ihren Mitgliedern, Huawei vom europäischen 5G-Netz auszuschließen. Die EU-Kommission hat Huawei bereits aus ihren Netzen verbannt. China reagiert spöttisch auf derweil Vorgänge. Die meisten Länder halten sich zwar nicht daran darunter die vier wirtschaftlich größten: Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien.

China öffnet, Europa mauert

Die Branche hatte deshalb damit gerechnet, dass China seinerseits Nokia und Ericsson ausschließen würde. Einige Politiker glaubten ohnehin, dass Chinas 5G-Markt für den Westen komplett verschlossen sei. Darunter nicht nur die Grünen, sondern auch der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz. “In der Huawei-Debatte ist untergegangen, dass kein europäisches Telekommunikationsunternehmen Marktzugang nach China hat”, sagte Merz.

Auch Norbert Röttgen war als Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages sicher: “Peking käme gar nicht auf die Idee, sein 5G-Netz für ausländische Anbieter zu öffnen.” Inzwischen tritt er als einfacher Abgeordneter für ein Verbot von Huaweis 5G ein. Derartige Aussagen sind jedoch falsch.

Viele empfinden ein Sicherheitsrisiko

In Deutschland wie auch in vielen anderen EU-Ländern steht der Vorwurf im Raum: Chinesische Anbieter wie Huawei oder auch ZTE stellten eine Bedrohung für die nationale Sicherheit dar. Deutschlands Behörden prüfen deshalb intensiv derzeit mögliche Sicherheitsrisiken.

Gefühlt blickt die deutsche Bevölkerung durchaus ambivalent auf China. Eine Civey-Umfrage vom Frühjahr 2023 fragte im Auftrag von Table.Media: “Stellt China eine Bedrohung für Deutschlands Sicherheit dar?” antworten 18 Prozent mit einem klaren Nein und 23 Prozent mit einem klaren Ja. Die anderen sind unentschlossen.

Konkret nach Huawei und die Sicherheit von 5G-Netzen gefragt sagt eine klare Mehrheit von 60 Prozent, man solle Huawei-Komponenten lieber aus deutschen Netzen entfernen.

Die europäischen Mobilfunkbetreiber sehen offenbar viel weniger Sicherheitsrisiken als die Politik und die Öffentlichkeit. “Ein Fernzugriff für Herstellerfirmen ist nicht möglich”, stellt zum Beispiel die Deutsche Telekom jüngst fest – und widerspricht damit zum Beispiel Huawei-Gegner Röttgen.

Europäer nicht konkurrenzfähig

Der Grund für Europas Abwehrhaltung könnte daher ein anderer sein, nämlich dass Ericsson und Nokia trotz der chinesischen Marktöffnung immer mehr in die Defensive geraten. Im Bereich 5G liegen 60 Prozent des Weltmarktes in China – und dort überwiegend in der Hand chinesischer Unternehmen.

Es könnte also der Fall eintreten, dass China seinen 6G-Markt weiter öffnet, die Europäer aber gar nicht wettbewerbsfähig sind. Schon heute ist China mit einem Anteil von mehr als 40 Prozent der 6G-Patente weltweit führend.

Entsprechend müssen Ericsson und Nokia schon jetzt den größten Teil ihrer Forschung und Entwicklung im südchinesischen Shenzhen durchführen, zum Teil zusammen mit staatlichen chinesischen Partnern. Produziert wird die Hardware aus Kostengründen sowieso längst in China – auch die für Europa. Die europäischen Telekomausrüster kommen also wohl in eine ähnliche schwierige Lage wie die deutsche Autoindustrie.

Sicherheit gegen Wachstum

Für die EU-Länder, die auf Huawei aus Sicherheitsbedenken verzichten wollen, stellt sich also zunehmend die Frage: Wie viel Verlust an Wirtschafts- und Innovationskraft darf größere Sicherheit wert sein; zumal bei einer EU-Inflation von acht Prozent und nur einem Prozent Wachstum?  

Eine Studie von Oxford Economics kommt zu dem Ergebnis: Ein Ausschluss von Huawei würde die Investitionskosten um mehr als zehn Milliarden Euro erhöhen. Und der Schaden, der aus der niedrigen Innovationskraft resultieren würde, wäre um ein Vielfaches höher. Nach Berechnungen von Accenture wird die EU zwischen 2021 und 2025 allein durch die 5G-Entwicklung eine Billion Euro mehr Wirtschaftsleistung generieren.

Genereller Huawei-Ausschluss unwahrscheinlich

Im März stellte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) auch deshalb klar: Die Frage, ob chinesische Hightech-Komponenten aus Netzwerken der kritischen Infrastruktur verbannt werden sollten, könne “nicht abstrakt und generell beantwortet werden”. Man müsse im Einzelfall prüfen, wobei es um “nicht mehr gehe, als um die Umsetzung bestehender Gesetze.” Eine Verschärfung der Regelungen, wie sie die Grünen und die CDU fordern, hält Scholz für nicht notwendig.

Eine Sprecherin des Innenministeriums sagte zwar kürzlich der Zeitung Handelsblatt: “Es liegen Anhaltspunkte vor, dass ihr weiterer Einsatz die öffentliche Ordnung oder Sicherheit der Bundesrepublik voraussichtlich beeinträchtigen könnte.” Doch nach der bestehenden Gesetzeslage müssen drei Ministerien und das Kanzleramt “im Einvernehmen” für einen Ausschluss von Huawei stimmen. Das ist unwahrscheinlich.

Quellcodes offenlegen

Eines der wichtigsten Argumente im Kanzleramt für Huawei lautet: Als erster Telekom-Zulieferer überhaupt habe Huawei seine Quellcodes der Behörde offengelegt. Das Unternehmen bietet in seinen Security Innovation Labs in Bonn und Shenzhen einen im Vergleich zu den Wettbewerbern einzigartig tiefgehenden Zugang zu seiner Technologie und Forschung, urteilt das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik.

Ericsson und Nokia weigern sich bis heute hingegen hartnäckig, ihre Quellcodes offenzulegen. Ein EU-Gesetz, das alle zur Offenlegung ihrer Quellcodes zwingt, brächte tatsächlich einen Gewinn an Sicherheit.

  • 5G
  • 6G
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  • Huawei
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  • ZTE

Chinas Universitäten: Viele Papiere, wenig Effizienz

Top 10 in der Produktion wissenschaftlicher Papiere, Platz 267 im Qualitäts-Ranking: die Sun Yat-sen Universität in Guangzhou.

Der Blick auf die blanken Zahlen dürfte Chinas Parteichef Xi Jinping gefallen haben. Zum ersten Mal hat die Volksrepublik die Vereinigten Staaten bei der Veröffentlichung von Forschungspapieren in naturwissenschaftlichen Zeitschriften als Nummer eins abgelöst. Der seit 2014 publizierte Nature Index verzeichnet für das vergangene Jahr einen Zuwachs von 21 Prozent an Veröffentlichungen, zu denen chinesische Wissenschaftler einen Beitrag geleistet haben. Die Zahl vergleichbarer Veröffentlichungen unter Mitarbeit amerikanischer Forscherinnern und Forscher sank dagegen deutlich.

Für die Kommunistische Partei mag das einen Etappensieg darstellen auf dem Weg zum ausgerufenen Ziel, die führende Wissenschaftsmacht der Welt zu werden. Sie sollte sich aber nicht allzu sehr von den Zahlen blenden lassen, denn über die Qualität der wissenschaftlichen Arbeit sagt der Index nichts aus. “Nature-Index-Kennzahlen allein sollten nicht zur Bewertung von Institutionen oder Personen herangezogen werden. Wir ermutigen die Nutzer, die Open-Source-Daten des Nature Index mit anderen Informationen, Messgrößen und Instrumenten zu kombinieren”, schreiben die Autoren.

Alicia Hennig von der Technischen Universität Dresden, die selbst jahrelang in Shenzhen und Nanjing geforscht und gelehrt hat, blickt deshalb mit Vorsicht auf die Zahlen. “Der Index misst die Zahl der Publikationen, aber wir erfahren nichts über die Qualität der Arbeiten. Deswegen bin ich von der Quantität allein erst einmal unbeeindruckt”, sagt Hennig. Das entscheidende Kriterium, welchen Einfluss eine wissenschaftliche Arbeit hat, bliebe verborgen. “Entscheidend ist die Frage, wie ein Papier rezipiert und dann auch zitiert wird, um seinen eigentlichen Verdienst für die Wissenschaft bewerten zu können”, sagt Hennig.

Finanzielle Anreize und Quoten für Papiere

Chinesische Universitäten arbeiten seit Jahren konsequent auf das Ziel hin, ihren wissenschaftlichen Ertrag zu steigern, indem sie finanzielle Anreize setzen oder Veröffentlichungsquoten an eine Anstellung knüpfen. Die Maßnahmen tragen Früchte. In der quantitativen Messung haben sich sieben chinesische Universitäten in den Top 10 platziert. Ganz oben thront die US-Universität Harvard.

Der Nature Index erkennt deshalb an, “dass beim Leistungsvergleich von Forschungsqualität und institutioneller Leistung mehrere Faktoren berücksichtigt werden müssen.” Zu den Ergebnissen wissenschaftlicher Forschung gehörten nicht nur Zeitschriftenartikel, sondern auch Daten, Software, geistiges Eigentum und qualifizierte junge Wissenschaftler.

Deutliche Unterschiede zum QS-Ranking

Entsprechend anders sieht das QS University Ranking aus, das die Qualität der Einrichtungen miteinander vergleicht. Dort werden die Universitäten anhand von sechs Indikatoren bewertet, um ihre Leistung effektiv zu erfassen. Dazu gehören auch der Ruf von Hochschulen und Arbeitgebern, das Verhältnis zwischen Lehrkräften und Studenten.

Auch hier hat China viel Boden gutgemacht. Aber klar wird auch: Wissenschaft und Forschung der Volksrepublik kommen für eine Führungsrolle in der Welt noch nicht infrage. Die Peking Universität und die Tsinghua Universität kommen hier auf die Plätze 12 und 14. Im Nature Index belegen sie die Ränge fünf und sechs. Noch deutlicher weiter hinten liegen andere chinesische Hochschulen. Die Nummer zwei im Nature Index, die Universität für Wissenschaft und Technologie in Hefei, landet im QS-Ranking nur auf Platz 94, die Nanjing Universität auf Platz 133 und die Sun Yat-sen Uni in Guangzhou und Shenzhen gar nur auf Platz 267.

Eine Parallele zur nötigen Differenzierung bei quantitativen Ranglisten liefert auch ein Blick auf chinesische Innovationen. Auch hier hat China quantitativ enorm zugelegt. Im Globalen Innovationsindex (GII) der Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO) liegt China derzeit auf Platz 11 von 132 Volkswirtschaften.

Investitionen in F&E noch nicht effizient

Die Chinese European International Business School (CEIBS) in Shanghai hat in einer Untersuchung zwar festgestellt, dass die Qualität der Innovationen im Land deutlich zugelegt hat und mehr echte Erfindungspatente registriert wurden. Der Anteil von Design- oder Produktpatenten ist daher zurückgegangen. Doch das Forscherteam hat auch bemerkt, dass sich die Qualität der Patente im Verhältnis zu den Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) in den Unternehmen verringert hat.

“Wir haben festgestellt, dass die Nutzung von Investitionen in Forschung und Entwicklung in China nicht effizient ist. Chinas Kapitalrendite pro Yuan, der für Forschung und Entwicklung ausgegebenen wird, war im Vergleich zu anderen Ländern wie den USA niedriger”, schreiben die drei Autoren in ihrer Studie “Wird China tatsächlich ein echter Innovator?”

Anziehung als Standort lässt nach

Die CEIBS-Forschenden vermuten hinter dieser Entwicklung jedoch volkswirtschaftliche Gründe. Die chinesische Wirtschaft befinde sich in einer Übergangsphase. “Wahrscheinlich haben sich die Anstrengungen bei Forschung und Entwicklung in chinesischen Unternehmen in erster Linie auf stufenweise Innovationen konzentriert, um die Unsicherheiten von Investitionen zu verringern.”

Dass sich die Bedeutung von Wissenschaft, Forschung und Entwicklung in den vergangenen Jahren in China drastisch verändert hat, belegen die Zahlen des Nature Index wie auch der Patentzählung dennoch. Ob China an die Weltspitze gelangt, hängt allerdings von zahlreichen Faktoren ab, die Geld allein nicht beeinflussen können. Die politische Entwicklung spielt dabei eine ebenso große Rolle. Als führende Wissenschaftsmacht der Welt müsste China nicht nur Ergebnisse ausspucken, sondern Studierende aller Disziplinen aus aller Welt anlocken. Diese Anziehung nimmt seit einigen Jahren eher ab.

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News

Tschechien diskutiert engere Beziehungen mit Taiwan

Der Außenpolitikausschuss des tschechischen Parlaments hat sich dafür ausgesprochen, die China-Politik des EU-Landes unter die Lupe zu nehmen. Die Beziehungen zu Indo-Pazifik-Staaten inklusive Taiwan sollten zudem gestärkt werden, betonte der Ausschuss in einer Resolution. Darüber berichtete am Montag unter anderem die Plattform ChinaObservers.

Die tschechischen Außenpolitiker drückten zudem ihre Sorge über den Umgang mit Minderheiten in Tibet und Xinjiang aus. Sie forderten außerdem ein Ende des Auslieferungsabkommens des EU-Staats mit Hongkong. Prag hat sich unter der neuen Regierung von Petr Fiala zunehmend von Peking abgekehrt. Tschechiens Präsident Petr Pavel hat sich hingegen für eine engere Beziehung mit Taiwan ausgesprochen. ari

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Taiwan bewaffnet Drohnen

Taiwans Militär rüstet mehrere Aufklärungsdrohnen mit Feuerkraft aus. Das berichtet die Nachrichtenagentur CNA. Demnach seien bereits 32 Drohnen vom National Chung-Shan Institute of Science and Technology bewaffnet und geliefert worden. 18 weitere sollen folgen. Allerdings wird nur ein Teil mit einem Munitionssystem ausgestattet. Ein anderer Teil erhält Laserzielsysteme, berichtet CNA mit Verweis auf eine Militärquelle.

Das Aufrüsten der Drohnen ist eine Reaktion auf die zunehmenden Spannungen mit der Volksrepublik China. Zuletzt hatte sich die Insel bei ihrer jährlichen Militärübung vor allem auf Maßnahmen gegen eine Blockade konzentriert. Zudem wurden Präzisionsangriffe geübt.

Das Lasersystem soll es dem taiwanischen Militär ermöglichen, Ziele genau anzuvisieren und die Koordinaten zu übermitteln. Das Munitionssystem bestehe aus einem 60-mm-Mörser mit acht Schuss und sei in der Lage, sich gegen Angriffe selbst zu verteidigen. grz

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USA verklagen chinesische Fentanyl-Hersteller

Mitte Juni trafen sich Angehörige von Fentanyl-Toten in Austin/Texas, um eine Gesetzgebung für mehr Auklärung an Schulen über die Gefahren der Droge zu unterstützen.

Das US-Justizministerium hat Strafanzeige gegen vier chinesische Chemieunternehmen und acht Einzelpersonen erhoben. Der Vorwurf: Sie hätten illegal mit den Chemikalien gehandelt, die zur Herstellung von Fentanyl verwendet wurden. Fentanyl ist ein stark abhängig machendes Schmerzmittel. Der starke Konsum von Fentynyl hat die USA in eine tiefe Opioid-Krise gestürzt. Eine Überdosis Fentanyl ist in den USA eine häufige Todesursache.

China ist laut einer Studie der US-amerikanischen Drogenbehörde DEA der größte Lieferant von illegal hergestelltem Fentanyl oder verwandten Stoffen. Der Vorwurf lautet, China flute den US-Markt mit der Droge und Peking schaue dabei weg. Die Anklagen von vergangenem Freitag sind der erste US-Versuch, ein chinesisches Unternehmen strafrechtlich zu verfolgen, die am Herstellungsprozess des Schmerzmittels beteiligt ist.

China reagierte empört auf den Vorgang. Das Außenministerium in Peking forderte, keine Vorwände rund um Fentanyl zu konstruieren. Augenscheinlich wolle man nur chinesische Unternehmen und Bürger sanktionieren und strafrechtlich verfolgen können. Vielmehr fordere man die sofortige Freilassung derjenigen, die “illegal verhaftet” wurden. rad

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  • USA

China erwägt Beitritt zu Abkommen über Freihandel

Chinas Eintritt in das Comprehensive and Progressive Agreement for Trans-Pacific Partnership (CPTPP) bleibt weiterhin eine Option. Am Montag hat Handelsminister Wang Wentao in Peking mit seinem neuseeländischen Amtskollegen Damien O’Connor über eine mögliche Integration Chinas in das Abkommen gesprochen. O’Connor ist Teil einer Handelsdelegation, die noch bis Ende der Woche in der Volksrepublik bleibt, bestätigte “gute Gespräche”.

Das CPTPP ist das Nachfolge-Konstrukt der gescheiterten Transpazifischen Partnerschaft (TPP), das nach dem Rückzug der Amerikaner nie in Kraft getreten ist. Die CPTTP-Staaten hatten daraufhin ein Freihandelsabkommen ohne US-Beteiligung ausgehandelt und unterzeichnet.

Zu seinen Mitgliedern gehören neben Neuseeland auch Australien, Brunei, Kanada, Chile, Japan, Malaysia, Mexiko, Peru, Singapur und Vietnam. Zuletzt hatte Großbritannien angekündigt, als erstes europäisches Land CPTTP beizutreten.

Es repräsentiert mehr als 13 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung. China hatte von Beginn sein an Interesse signalisiert, allerdings keine zeitlichen Angaben für einen möglichen Beitritt gemacht. Ein Beitritt Taiwans ist bislang hingegen am Widerstand Chinas gescheitert. grz

  • Freihandelsabkommen
  • Handel

Mit-Gründer von Meituan tritt zurück

Die Entwicklung von Meituans Lieferdrohnen fiel in die Amtszeit von Unternehmens-Mitgründer Wang Huiwen.

Wang Huiwen ist aus “persönlichen Gesundheitsgründen” von seinen Führungspositionen beim chinesischen Lebensmittellieferanten Meituan zurückgetreten. Der Mitbegründer des in Peking ansässigen Unternehmens war zuletzt nicht-geschäftsführender Direktor, Mitglied des Vorstands und bevollmächtigter Vertreter. Meituan sorgte für Schlagzeilen mit seinem Vorhaben, Essen per Drohne auszuliefern.

Wangs Rücktritt bei Meituan steht exemplarisch für einen Trend. In den vergangenen Wochen haben etliche Big-Tech-Unternehmen ihre Führungsebenen neu aufgestellt: So ist der 41 Jahre alte Vorstandsvorsitzende Yu Yui bei JD Logistics zurückgetreten; Daniel Zhang Yong hat vergangene Woche seine Funktionen als Vorsitzender und CEO der Alibaba Group Holding aufgeben.

Meist werden offiziell gesundheitliche Gründe angegeben. Insider vermuten dahinter die Ausrichtung auf neue Wachstumsstrategien von der Covid-19-Pandemie. rad

  • Meituan
  • Tech

Presseschau

China throws its support behind Russia, says Wagner rebellion is ‘internal affair’ CNBC
Auch China und Indien vertreten: Russlands Angriff auf die Ukraine – Geheimes Friedenstreffen in Kopenhagen RND
What Is Putin Worth to China? THEATLANTIC
Wagner-Putsch: Ein Sturz Putins ist Chinas Albtraum WELT
Nach Wagner-Aufstand: Wissenschaftler warnt vor “Extremszenario” auch für China MERKUR
New Zealand PM sparks row after flying to China with backup plane THEGUARDIAN
New images show Chinese spy balloons over Asia BBC
China owns 300,000 acres of land in the U.S. Here’s where NPR
Trapped in the Crossfire of the U.S.-China Rivalry NYTIMES
Trotz zunehmend scharfer Rhetorik: Importe aus China nehmen zu EURACTIV
AI to drive China’s new wave of tech revolution, industrial transformation, People’s Daily says SCMP
The Perils of China’s Great Information Wall TIME
‘Beat the USA to the punch’: HSBC Hong Kong now allowing trades of Bitcoin and Ether ETFs FORTUNE
China’s JD.com to open grocery stores by merging 7Fresh, other units REUTERS

Heads

Nathan Law – Widerstand aus London

Sein Ziel ist ein demokratisches Hongkong: Nathan Law.

Nathan Law hat diverse Meilensteine früh in seinem Leben erreicht. Er wurde zum jüngsten Mitglied aller Zeiten des Hongkonger Parlaments gewählt und später für den Friedensnobelpreis nominiert. Das Time Magazine zählte ihn zu den 100 einflussreichsten Personen der Welt.

Dennoch ist der 29-Jährige rastlos: “Ich kann mich erst richtig ausruhen, wenn unser Kampf sein Ziel erreicht hat”, sagt er. Law streitet unermüdlich für ein demokratisches und selbstbestimmtes Hongkong. Ein Hongkong, das ihm und seiner Generation bei der Rückgabe der ehemaligen britischen Kolonie an China im Jahr 1997 von der chinesischen Regierung erst zugesagt und dann Jahre später geraubt wurde.

Fast zehn Jahre dauert sein Kampf gegen die Kommunistische Partei Chinas und deren schleichende Eroberungen Hongkongs schon an. 2014 wurde der damalige Student gemeinsam mit seinen Mitstudenten Joshua Wong und Alex Chow zu einem der führenden Gesichter der Hongkonger Regenschirm-Bewegung. Mit tausenden anderen Studenten hielten sie ganze Straßenzüge der Innenstadt Hongkongs besetzt – aus Protest gegen die Entdemokratisierung, die von Peking verordnet wurde.

Gegen die Bevormundung durch die Kommunistische Partei

Geholfen haben die Proteste damals nicht. “Wir mussten uns einen anderen Weg suchen, um unseren Stimmen Gewicht zu verleihen und gründeten eine Partei”, sagt Law. Demosisto hieß diese Studentenpartei, deren Name sich grob als Volkswille übersetzen lässt. 2016 zog Law als Abgeordneter in das Hongkonger Parlament ein. Bei seiner öffentlichen Vereidigung wich er vom normalen Prozedere ab und sprach sich vor dem Parlament für eine offene Demokratie und gegen eine Bevormundung durch die Kommunistische Partei aus.

“Seit den Demonstrationen 2014 war ich für Peking ein Dorn im Auge. Meine Worte bei der Vereidigung haben sie genutzt, um mich ein Jahr später meines Amtes als Abgeordneter zu entheben.” Die Vereidigung habe nicht den erforderlichen Standards entsprochen und sei deshalb nicht rechtsgültig, so die Regierung. Kurze Zeit später klagte ihn die chinesische Regierung für die Beteiligung an den Protesten der Regenschirm-Bewegung an.

Im August 2017 wurde er dafür zu acht Monaten Haft verurteilt. Davon verbrachte er drei Monate in einem Hongkonger Gefängnis, bis er gegen das Urteil in Berufung gehen konnte und gewann. “Andere wären dann erst einmal untergetaucht, aber für mich kam das nicht infrage.” Für Law ging es direkt zurück auf die politische Bühne, bis die Lage sich zwei Jahre später erneut drastisch zuspitzte.

“Ich gehe erst nach Hause, wenn ich in eine Demokratie zurückkehren kann.”

“Mit dem neuen Auslieferungsgesetz im Jahr 2019 hat sich in Hongkong noch einmal alles verändert”, sagt Law. Monatelang kam es bei Protesten zu Straßenkämpfen von Studenten und Bewohnern Hongkongs mit der Polizei. Schließlich fahndete die Regierung der Metropole auf Geheiß Pekings öffentlich nach Law. “Ab diesem Punkt wurde mir klar, dass ich in Hongkong so nicht mehr weitermachen konnte. Für mich war es Zeit, zu gehen.”

Heute lebt Nathan Law im Exil in London. Auch dort besteht sein Alltag darin, sich gegen die Diktatur aus Peking zur Wehr zu setzen. Er trifft Politiker und Interessengruppen und setzt den Kampf um Hongkongs Demokratie immer wieder auf die Agenda. Einschüchterungsversuche der chinesischen Regierung hätten ihn hier in England bisher nicht erreicht. Auch seine Eltern leben weitestgehend unbehelligt von der chinesischen Regierung in Hongkong.

Nathan Law würde sie gerne wiedersehen, doch eine sichere Rückkehr nach Hongkong ist für ihn praktisch ausgeschlossen, solange Peking in der Stadt das Sagen hat. Deswegen richtet er sich langfristig in Großbritannien ein: “Ich bin nach London gekommen, um den Leuten die Wahrheit über China zu erzählen. Und ich werde erst nach Hause gehen, wenn ich in eine Demokratie zurückkehren kann.” Gregor Scheu

  • Hongkong
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Personalie

Hu Wei wird neuer CEO von JD Logistics. Er folgt damit auf Yu Rui, der aus gesundheitlichen Gründen von seiner Rolle als Geschäftsführer, CEO und Bevollmächtigter zurücktritt. Hu Wei war davor CEO der Produktentwicklungsabteilung von JD.com.

Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!

Dessert

Showtime für die Muckis: Die Fitnessmesse in Shanghai ist die größte ihrer Art in Asien. Die zehnte Auflage ging gestern zu Ende. Chinas Sport- und Fitnessmarkt verzeichnete in den vergangenen Jahren ein exponentielles Wachstum: Die Zahl der Fitnessstudios stieg von etwa 500 im Jahr 2001 auf mehr als 50.000 Clubs Ende 2020. Zwei Drittel der Bevölkerung über sieben Jahre nimmt mindestens ein Mal pro Woche an Fitnessaktivitäten teil.

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

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    in der Diskussion um den Aufbau von 5G-Netzen prallen Kritiker und Befürworter chinesischer Technik unversöhnlich aufeinander. Kaum ein Firmenname erhitzt in diesem Zusammenhang die Gemüter derart wie Huawei. Der chinesische Konzern ist weltweit führend bei der 5G-Technik und zudem günstiger als die europäische Konkurrenz. Das Problem: Sorgen um die Sicherheit. Huawei beschwichtigt, doch Kritiker verweisen auf den Umstand, dass am Ende in China immer die KP-Führung das letzte Wort habe.

    Ebenfalls häufig angeführt wird das Argument, dass China seine Netze niemals für europäische Anbieter öffnen würde. Unser Autor Frank Sieren widerlegt diese Behauptung und wirft die Frage der Reziprozität im 5G-Bereich auf: China öffnet, während Europa mauert. Doch auch die Frage der Transparenz spielt eine Rolle.

    Unsere zweite Analyse widmet sich der Frage, wie gut Chinas Universitäten wirklich sind. Im bekannten Nature Index hat China erstmals die USA vom Spitzenplatz verdrängt. Doch Marcel Grzanna konstatiert, dass die Vielzahl wissenschaftlicher Papiere und wirtschaftlicher Innovationen leicht in die Irre führen.

    Zieht man andere wichtige Faktoren hinzu, entsteht ein gänzlich anderes Bild. So schafft es die Sun Yat-sen Universität bei der Produktion wissenschaftlicher Papiere unter die Top 10, im weitaus umfassenderen Qualitäts-Ranking landet die Hochschule aus Guangzhou hingegen nur auf Platz 267.

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    Ihr
    Michael Radunski
    Bild von Michael  Radunski

    Analyse

    5G-Netze: China öffnet, Europa mauert

    Huawei ist einer der weltweit führenden 5G-Anbieter – wird in Europa jedoch sehr kritisch gesehen.

    Diese Entscheidung wird für Gesprächsstoff sorgen beim Shanghai Mobil World Congress (MWC), dem größten Telekommunikations-Event in Asien, das am Mittwoch beginnt: Die staatliche Telefongesellschaft China Mobile hat in seiner jüngsten Ausschreibungsrunde 16 Prozent seines 5G-RAN-Netz im Frequenzbereich 2,5 GHz und 4,9 GHz an Ericsson und den finnischen Wettbewerber Nokia vergeben.

    Dies bedeutet für beide Unternehmen eine Verdopplung ihres Gesamtmarktanteils im chinesischen Markt. Damit könnten Ericsson und Nokia in China mehr Basisstationen als in Europa installiert haben.

    Ericsson darf zudem auch auf Anteile im 5G-Netz privater Firmen hoffen, wo ebenfalls sensible Daten fließen. Außerdem bauen die Schweden zusammen mit China Mobile Zhejiang in zehn chinesischen Städten ein 5G-Frühwarnsystem für den Naturkatastrophenschutz auf – ebenfalls ein sicherheitsrelevanter Bereich.

    Europa sperrt chinesische Anbieter aus

    Die Öffnung der chinesischen Netze für europäische Anbieter gilt in der Branche als Überraschung, schließlich hatte die schwedische Regierung den chinesischen Anbieter Huawei 2020 vom Ausbau des landesweiten 5G-Netzes ausgeschlossen. Bis 2025 dürfen keine Produkte von Huawei und ZTE mehr in Schwedens 5G-Netz verbaut werden – wegen Sicherheitsbedenken, wie es heißt. Huawei hat in Stockholm gegen den Ausschluss geklagt und den Prozess im Juni 2022 verloren. Allerdings läuft noch ein Schiedsverfahren nach internationalem Handelsrecht. Ein Urteil wird jedoch wohl nicht vor 2024 fallen.

    Auch die EU rät ihren Mitgliedern, Huawei vom europäischen 5G-Netz auszuschließen. Die EU-Kommission hat Huawei bereits aus ihren Netzen verbannt. China reagiert spöttisch auf derweil Vorgänge. Die meisten Länder halten sich zwar nicht daran darunter die vier wirtschaftlich größten: Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien.

    China öffnet, Europa mauert

    Die Branche hatte deshalb damit gerechnet, dass China seinerseits Nokia und Ericsson ausschließen würde. Einige Politiker glaubten ohnehin, dass Chinas 5G-Markt für den Westen komplett verschlossen sei. Darunter nicht nur die Grünen, sondern auch der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz. “In der Huawei-Debatte ist untergegangen, dass kein europäisches Telekommunikationsunternehmen Marktzugang nach China hat”, sagte Merz.

    Auch Norbert Röttgen war als Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages sicher: “Peking käme gar nicht auf die Idee, sein 5G-Netz für ausländische Anbieter zu öffnen.” Inzwischen tritt er als einfacher Abgeordneter für ein Verbot von Huaweis 5G ein. Derartige Aussagen sind jedoch falsch.

    Viele empfinden ein Sicherheitsrisiko

    In Deutschland wie auch in vielen anderen EU-Ländern steht der Vorwurf im Raum: Chinesische Anbieter wie Huawei oder auch ZTE stellten eine Bedrohung für die nationale Sicherheit dar. Deutschlands Behörden prüfen deshalb intensiv derzeit mögliche Sicherheitsrisiken.

    Gefühlt blickt die deutsche Bevölkerung durchaus ambivalent auf China. Eine Civey-Umfrage vom Frühjahr 2023 fragte im Auftrag von Table.Media: “Stellt China eine Bedrohung für Deutschlands Sicherheit dar?” antworten 18 Prozent mit einem klaren Nein und 23 Prozent mit einem klaren Ja. Die anderen sind unentschlossen.

    Konkret nach Huawei und die Sicherheit von 5G-Netzen gefragt sagt eine klare Mehrheit von 60 Prozent, man solle Huawei-Komponenten lieber aus deutschen Netzen entfernen.

    Die europäischen Mobilfunkbetreiber sehen offenbar viel weniger Sicherheitsrisiken als die Politik und die Öffentlichkeit. “Ein Fernzugriff für Herstellerfirmen ist nicht möglich”, stellt zum Beispiel die Deutsche Telekom jüngst fest – und widerspricht damit zum Beispiel Huawei-Gegner Röttgen.

    Europäer nicht konkurrenzfähig

    Der Grund für Europas Abwehrhaltung könnte daher ein anderer sein, nämlich dass Ericsson und Nokia trotz der chinesischen Marktöffnung immer mehr in die Defensive geraten. Im Bereich 5G liegen 60 Prozent des Weltmarktes in China – und dort überwiegend in der Hand chinesischer Unternehmen.

    Es könnte also der Fall eintreten, dass China seinen 6G-Markt weiter öffnet, die Europäer aber gar nicht wettbewerbsfähig sind. Schon heute ist China mit einem Anteil von mehr als 40 Prozent der 6G-Patente weltweit führend.

    Entsprechend müssen Ericsson und Nokia schon jetzt den größten Teil ihrer Forschung und Entwicklung im südchinesischen Shenzhen durchführen, zum Teil zusammen mit staatlichen chinesischen Partnern. Produziert wird die Hardware aus Kostengründen sowieso längst in China – auch die für Europa. Die europäischen Telekomausrüster kommen also wohl in eine ähnliche schwierige Lage wie die deutsche Autoindustrie.

    Sicherheit gegen Wachstum

    Für die EU-Länder, die auf Huawei aus Sicherheitsbedenken verzichten wollen, stellt sich also zunehmend die Frage: Wie viel Verlust an Wirtschafts- und Innovationskraft darf größere Sicherheit wert sein; zumal bei einer EU-Inflation von acht Prozent und nur einem Prozent Wachstum?  

    Eine Studie von Oxford Economics kommt zu dem Ergebnis: Ein Ausschluss von Huawei würde die Investitionskosten um mehr als zehn Milliarden Euro erhöhen. Und der Schaden, der aus der niedrigen Innovationskraft resultieren würde, wäre um ein Vielfaches höher. Nach Berechnungen von Accenture wird die EU zwischen 2021 und 2025 allein durch die 5G-Entwicklung eine Billion Euro mehr Wirtschaftsleistung generieren.

    Genereller Huawei-Ausschluss unwahrscheinlich

    Im März stellte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) auch deshalb klar: Die Frage, ob chinesische Hightech-Komponenten aus Netzwerken der kritischen Infrastruktur verbannt werden sollten, könne “nicht abstrakt und generell beantwortet werden”. Man müsse im Einzelfall prüfen, wobei es um “nicht mehr gehe, als um die Umsetzung bestehender Gesetze.” Eine Verschärfung der Regelungen, wie sie die Grünen und die CDU fordern, hält Scholz für nicht notwendig.

    Eine Sprecherin des Innenministeriums sagte zwar kürzlich der Zeitung Handelsblatt: “Es liegen Anhaltspunkte vor, dass ihr weiterer Einsatz die öffentliche Ordnung oder Sicherheit der Bundesrepublik voraussichtlich beeinträchtigen könnte.” Doch nach der bestehenden Gesetzeslage müssen drei Ministerien und das Kanzleramt “im Einvernehmen” für einen Ausschluss von Huawei stimmen. Das ist unwahrscheinlich.

    Quellcodes offenlegen

    Eines der wichtigsten Argumente im Kanzleramt für Huawei lautet: Als erster Telekom-Zulieferer überhaupt habe Huawei seine Quellcodes der Behörde offengelegt. Das Unternehmen bietet in seinen Security Innovation Labs in Bonn und Shenzhen einen im Vergleich zu den Wettbewerbern einzigartig tiefgehenden Zugang zu seiner Technologie und Forschung, urteilt das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik.

    Ericsson und Nokia weigern sich bis heute hingegen hartnäckig, ihre Quellcodes offenzulegen. Ein EU-Gesetz, das alle zur Offenlegung ihrer Quellcodes zwingt, brächte tatsächlich einen Gewinn an Sicherheit.

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    • Technologie
    • Telekommunikation
    • ZTE

    Chinas Universitäten: Viele Papiere, wenig Effizienz

    Top 10 in der Produktion wissenschaftlicher Papiere, Platz 267 im Qualitäts-Ranking: die Sun Yat-sen Universität in Guangzhou.

    Der Blick auf die blanken Zahlen dürfte Chinas Parteichef Xi Jinping gefallen haben. Zum ersten Mal hat die Volksrepublik die Vereinigten Staaten bei der Veröffentlichung von Forschungspapieren in naturwissenschaftlichen Zeitschriften als Nummer eins abgelöst. Der seit 2014 publizierte Nature Index verzeichnet für das vergangene Jahr einen Zuwachs von 21 Prozent an Veröffentlichungen, zu denen chinesische Wissenschaftler einen Beitrag geleistet haben. Die Zahl vergleichbarer Veröffentlichungen unter Mitarbeit amerikanischer Forscherinnern und Forscher sank dagegen deutlich.

    Für die Kommunistische Partei mag das einen Etappensieg darstellen auf dem Weg zum ausgerufenen Ziel, die führende Wissenschaftsmacht der Welt zu werden. Sie sollte sich aber nicht allzu sehr von den Zahlen blenden lassen, denn über die Qualität der wissenschaftlichen Arbeit sagt der Index nichts aus. “Nature-Index-Kennzahlen allein sollten nicht zur Bewertung von Institutionen oder Personen herangezogen werden. Wir ermutigen die Nutzer, die Open-Source-Daten des Nature Index mit anderen Informationen, Messgrößen und Instrumenten zu kombinieren”, schreiben die Autoren.

    Alicia Hennig von der Technischen Universität Dresden, die selbst jahrelang in Shenzhen und Nanjing geforscht und gelehrt hat, blickt deshalb mit Vorsicht auf die Zahlen. “Der Index misst die Zahl der Publikationen, aber wir erfahren nichts über die Qualität der Arbeiten. Deswegen bin ich von der Quantität allein erst einmal unbeeindruckt”, sagt Hennig. Das entscheidende Kriterium, welchen Einfluss eine wissenschaftliche Arbeit hat, bliebe verborgen. “Entscheidend ist die Frage, wie ein Papier rezipiert und dann auch zitiert wird, um seinen eigentlichen Verdienst für die Wissenschaft bewerten zu können”, sagt Hennig.

    Finanzielle Anreize und Quoten für Papiere

    Chinesische Universitäten arbeiten seit Jahren konsequent auf das Ziel hin, ihren wissenschaftlichen Ertrag zu steigern, indem sie finanzielle Anreize setzen oder Veröffentlichungsquoten an eine Anstellung knüpfen. Die Maßnahmen tragen Früchte. In der quantitativen Messung haben sich sieben chinesische Universitäten in den Top 10 platziert. Ganz oben thront die US-Universität Harvard.

    Der Nature Index erkennt deshalb an, “dass beim Leistungsvergleich von Forschungsqualität und institutioneller Leistung mehrere Faktoren berücksichtigt werden müssen.” Zu den Ergebnissen wissenschaftlicher Forschung gehörten nicht nur Zeitschriftenartikel, sondern auch Daten, Software, geistiges Eigentum und qualifizierte junge Wissenschaftler.

    Deutliche Unterschiede zum QS-Ranking

    Entsprechend anders sieht das QS University Ranking aus, das die Qualität der Einrichtungen miteinander vergleicht. Dort werden die Universitäten anhand von sechs Indikatoren bewertet, um ihre Leistung effektiv zu erfassen. Dazu gehören auch der Ruf von Hochschulen und Arbeitgebern, das Verhältnis zwischen Lehrkräften und Studenten.

    Auch hier hat China viel Boden gutgemacht. Aber klar wird auch: Wissenschaft und Forschung der Volksrepublik kommen für eine Führungsrolle in der Welt noch nicht infrage. Die Peking Universität und die Tsinghua Universität kommen hier auf die Plätze 12 und 14. Im Nature Index belegen sie die Ränge fünf und sechs. Noch deutlicher weiter hinten liegen andere chinesische Hochschulen. Die Nummer zwei im Nature Index, die Universität für Wissenschaft und Technologie in Hefei, landet im QS-Ranking nur auf Platz 94, die Nanjing Universität auf Platz 133 und die Sun Yat-sen Uni in Guangzhou und Shenzhen gar nur auf Platz 267.

    Eine Parallele zur nötigen Differenzierung bei quantitativen Ranglisten liefert auch ein Blick auf chinesische Innovationen. Auch hier hat China quantitativ enorm zugelegt. Im Globalen Innovationsindex (GII) der Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO) liegt China derzeit auf Platz 11 von 132 Volkswirtschaften.

    Investitionen in F&E noch nicht effizient

    Die Chinese European International Business School (CEIBS) in Shanghai hat in einer Untersuchung zwar festgestellt, dass die Qualität der Innovationen im Land deutlich zugelegt hat und mehr echte Erfindungspatente registriert wurden. Der Anteil von Design- oder Produktpatenten ist daher zurückgegangen. Doch das Forscherteam hat auch bemerkt, dass sich die Qualität der Patente im Verhältnis zu den Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) in den Unternehmen verringert hat.

    “Wir haben festgestellt, dass die Nutzung von Investitionen in Forschung und Entwicklung in China nicht effizient ist. Chinas Kapitalrendite pro Yuan, der für Forschung und Entwicklung ausgegebenen wird, war im Vergleich zu anderen Ländern wie den USA niedriger”, schreiben die drei Autoren in ihrer Studie “Wird China tatsächlich ein echter Innovator?”

    Anziehung als Standort lässt nach

    Die CEIBS-Forschenden vermuten hinter dieser Entwicklung jedoch volkswirtschaftliche Gründe. Die chinesische Wirtschaft befinde sich in einer Übergangsphase. “Wahrscheinlich haben sich die Anstrengungen bei Forschung und Entwicklung in chinesischen Unternehmen in erster Linie auf stufenweise Innovationen konzentriert, um die Unsicherheiten von Investitionen zu verringern.”

    Dass sich die Bedeutung von Wissenschaft, Forschung und Entwicklung in den vergangenen Jahren in China drastisch verändert hat, belegen die Zahlen des Nature Index wie auch der Patentzählung dennoch. Ob China an die Weltspitze gelangt, hängt allerdings von zahlreichen Faktoren ab, die Geld allein nicht beeinflussen können. Die politische Entwicklung spielt dabei eine ebenso große Rolle. Als führende Wissenschaftsmacht der Welt müsste China nicht nur Ergebnisse ausspucken, sondern Studierende aller Disziplinen aus aller Welt anlocken. Diese Anziehung nimmt seit einigen Jahren eher ab.

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    Tschechien diskutiert engere Beziehungen mit Taiwan

    Der Außenpolitikausschuss des tschechischen Parlaments hat sich dafür ausgesprochen, die China-Politik des EU-Landes unter die Lupe zu nehmen. Die Beziehungen zu Indo-Pazifik-Staaten inklusive Taiwan sollten zudem gestärkt werden, betonte der Ausschuss in einer Resolution. Darüber berichtete am Montag unter anderem die Plattform ChinaObservers.

    Die tschechischen Außenpolitiker drückten zudem ihre Sorge über den Umgang mit Minderheiten in Tibet und Xinjiang aus. Sie forderten außerdem ein Ende des Auslieferungsabkommens des EU-Staats mit Hongkong. Prag hat sich unter der neuen Regierung von Petr Fiala zunehmend von Peking abgekehrt. Tschechiens Präsident Petr Pavel hat sich hingegen für eine engere Beziehung mit Taiwan ausgesprochen. ari

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    Taiwan bewaffnet Drohnen

    Taiwans Militär rüstet mehrere Aufklärungsdrohnen mit Feuerkraft aus. Das berichtet die Nachrichtenagentur CNA. Demnach seien bereits 32 Drohnen vom National Chung-Shan Institute of Science and Technology bewaffnet und geliefert worden. 18 weitere sollen folgen. Allerdings wird nur ein Teil mit einem Munitionssystem ausgestattet. Ein anderer Teil erhält Laserzielsysteme, berichtet CNA mit Verweis auf eine Militärquelle.

    Das Aufrüsten der Drohnen ist eine Reaktion auf die zunehmenden Spannungen mit der Volksrepublik China. Zuletzt hatte sich die Insel bei ihrer jährlichen Militärübung vor allem auf Maßnahmen gegen eine Blockade konzentriert. Zudem wurden Präzisionsangriffe geübt.

    Das Lasersystem soll es dem taiwanischen Militär ermöglichen, Ziele genau anzuvisieren und die Koordinaten zu übermitteln. Das Munitionssystem bestehe aus einem 60-mm-Mörser mit acht Schuss und sei in der Lage, sich gegen Angriffe selbst zu verteidigen. grz

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    USA verklagen chinesische Fentanyl-Hersteller

    Mitte Juni trafen sich Angehörige von Fentanyl-Toten in Austin/Texas, um eine Gesetzgebung für mehr Auklärung an Schulen über die Gefahren der Droge zu unterstützen.

    Das US-Justizministerium hat Strafanzeige gegen vier chinesische Chemieunternehmen und acht Einzelpersonen erhoben. Der Vorwurf: Sie hätten illegal mit den Chemikalien gehandelt, die zur Herstellung von Fentanyl verwendet wurden. Fentanyl ist ein stark abhängig machendes Schmerzmittel. Der starke Konsum von Fentynyl hat die USA in eine tiefe Opioid-Krise gestürzt. Eine Überdosis Fentanyl ist in den USA eine häufige Todesursache.

    China ist laut einer Studie der US-amerikanischen Drogenbehörde DEA der größte Lieferant von illegal hergestelltem Fentanyl oder verwandten Stoffen. Der Vorwurf lautet, China flute den US-Markt mit der Droge und Peking schaue dabei weg. Die Anklagen von vergangenem Freitag sind der erste US-Versuch, ein chinesisches Unternehmen strafrechtlich zu verfolgen, die am Herstellungsprozess des Schmerzmittels beteiligt ist.

    China reagierte empört auf den Vorgang. Das Außenministerium in Peking forderte, keine Vorwände rund um Fentanyl zu konstruieren. Augenscheinlich wolle man nur chinesische Unternehmen und Bürger sanktionieren und strafrechtlich verfolgen können. Vielmehr fordere man die sofortige Freilassung derjenigen, die “illegal verhaftet” wurden. rad

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    China erwägt Beitritt zu Abkommen über Freihandel

    Chinas Eintritt in das Comprehensive and Progressive Agreement for Trans-Pacific Partnership (CPTPP) bleibt weiterhin eine Option. Am Montag hat Handelsminister Wang Wentao in Peking mit seinem neuseeländischen Amtskollegen Damien O’Connor über eine mögliche Integration Chinas in das Abkommen gesprochen. O’Connor ist Teil einer Handelsdelegation, die noch bis Ende der Woche in der Volksrepublik bleibt, bestätigte “gute Gespräche”.

    Das CPTPP ist das Nachfolge-Konstrukt der gescheiterten Transpazifischen Partnerschaft (TPP), das nach dem Rückzug der Amerikaner nie in Kraft getreten ist. Die CPTTP-Staaten hatten daraufhin ein Freihandelsabkommen ohne US-Beteiligung ausgehandelt und unterzeichnet.

    Zu seinen Mitgliedern gehören neben Neuseeland auch Australien, Brunei, Kanada, Chile, Japan, Malaysia, Mexiko, Peru, Singapur und Vietnam. Zuletzt hatte Großbritannien angekündigt, als erstes europäisches Land CPTTP beizutreten.

    Es repräsentiert mehr als 13 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung. China hatte von Beginn sein an Interesse signalisiert, allerdings keine zeitlichen Angaben für einen möglichen Beitritt gemacht. Ein Beitritt Taiwans ist bislang hingegen am Widerstand Chinas gescheitert. grz

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    Mit-Gründer von Meituan tritt zurück

    Die Entwicklung von Meituans Lieferdrohnen fiel in die Amtszeit von Unternehmens-Mitgründer Wang Huiwen.

    Wang Huiwen ist aus “persönlichen Gesundheitsgründen” von seinen Führungspositionen beim chinesischen Lebensmittellieferanten Meituan zurückgetreten. Der Mitbegründer des in Peking ansässigen Unternehmens war zuletzt nicht-geschäftsführender Direktor, Mitglied des Vorstands und bevollmächtigter Vertreter. Meituan sorgte für Schlagzeilen mit seinem Vorhaben, Essen per Drohne auszuliefern.

    Wangs Rücktritt bei Meituan steht exemplarisch für einen Trend. In den vergangenen Wochen haben etliche Big-Tech-Unternehmen ihre Führungsebenen neu aufgestellt: So ist der 41 Jahre alte Vorstandsvorsitzende Yu Yui bei JD Logistics zurückgetreten; Daniel Zhang Yong hat vergangene Woche seine Funktionen als Vorsitzender und CEO der Alibaba Group Holding aufgeben.

    Meist werden offiziell gesundheitliche Gründe angegeben. Insider vermuten dahinter die Ausrichtung auf neue Wachstumsstrategien von der Covid-19-Pandemie. rad

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    Presseschau

    China throws its support behind Russia, says Wagner rebellion is ‘internal affair’ CNBC
    Auch China und Indien vertreten: Russlands Angriff auf die Ukraine – Geheimes Friedenstreffen in Kopenhagen RND
    What Is Putin Worth to China? THEATLANTIC
    Wagner-Putsch: Ein Sturz Putins ist Chinas Albtraum WELT
    Nach Wagner-Aufstand: Wissenschaftler warnt vor “Extremszenario” auch für China MERKUR
    New Zealand PM sparks row after flying to China with backup plane THEGUARDIAN
    New images show Chinese spy balloons over Asia BBC
    China owns 300,000 acres of land in the U.S. Here’s where NPR
    Trapped in the Crossfire of the U.S.-China Rivalry NYTIMES
    Trotz zunehmend scharfer Rhetorik: Importe aus China nehmen zu EURACTIV
    AI to drive China’s new wave of tech revolution, industrial transformation, People’s Daily says SCMP
    The Perils of China’s Great Information Wall TIME
    ‘Beat the USA to the punch’: HSBC Hong Kong now allowing trades of Bitcoin and Ether ETFs FORTUNE
    China’s JD.com to open grocery stores by merging 7Fresh, other units REUTERS

    Heads

    Nathan Law – Widerstand aus London

    Sein Ziel ist ein demokratisches Hongkong: Nathan Law.

    Nathan Law hat diverse Meilensteine früh in seinem Leben erreicht. Er wurde zum jüngsten Mitglied aller Zeiten des Hongkonger Parlaments gewählt und später für den Friedensnobelpreis nominiert. Das Time Magazine zählte ihn zu den 100 einflussreichsten Personen der Welt.

    Dennoch ist der 29-Jährige rastlos: “Ich kann mich erst richtig ausruhen, wenn unser Kampf sein Ziel erreicht hat”, sagt er. Law streitet unermüdlich für ein demokratisches und selbstbestimmtes Hongkong. Ein Hongkong, das ihm und seiner Generation bei der Rückgabe der ehemaligen britischen Kolonie an China im Jahr 1997 von der chinesischen Regierung erst zugesagt und dann Jahre später geraubt wurde.

    Fast zehn Jahre dauert sein Kampf gegen die Kommunistische Partei Chinas und deren schleichende Eroberungen Hongkongs schon an. 2014 wurde der damalige Student gemeinsam mit seinen Mitstudenten Joshua Wong und Alex Chow zu einem der führenden Gesichter der Hongkonger Regenschirm-Bewegung. Mit tausenden anderen Studenten hielten sie ganze Straßenzüge der Innenstadt Hongkongs besetzt – aus Protest gegen die Entdemokratisierung, die von Peking verordnet wurde.

    Gegen die Bevormundung durch die Kommunistische Partei

    Geholfen haben die Proteste damals nicht. “Wir mussten uns einen anderen Weg suchen, um unseren Stimmen Gewicht zu verleihen und gründeten eine Partei”, sagt Law. Demosisto hieß diese Studentenpartei, deren Name sich grob als Volkswille übersetzen lässt. 2016 zog Law als Abgeordneter in das Hongkonger Parlament ein. Bei seiner öffentlichen Vereidigung wich er vom normalen Prozedere ab und sprach sich vor dem Parlament für eine offene Demokratie und gegen eine Bevormundung durch die Kommunistische Partei aus.

    “Seit den Demonstrationen 2014 war ich für Peking ein Dorn im Auge. Meine Worte bei der Vereidigung haben sie genutzt, um mich ein Jahr später meines Amtes als Abgeordneter zu entheben.” Die Vereidigung habe nicht den erforderlichen Standards entsprochen und sei deshalb nicht rechtsgültig, so die Regierung. Kurze Zeit später klagte ihn die chinesische Regierung für die Beteiligung an den Protesten der Regenschirm-Bewegung an.

    Im August 2017 wurde er dafür zu acht Monaten Haft verurteilt. Davon verbrachte er drei Monate in einem Hongkonger Gefängnis, bis er gegen das Urteil in Berufung gehen konnte und gewann. “Andere wären dann erst einmal untergetaucht, aber für mich kam das nicht infrage.” Für Law ging es direkt zurück auf die politische Bühne, bis die Lage sich zwei Jahre später erneut drastisch zuspitzte.

    “Ich gehe erst nach Hause, wenn ich in eine Demokratie zurückkehren kann.”

    “Mit dem neuen Auslieferungsgesetz im Jahr 2019 hat sich in Hongkong noch einmal alles verändert”, sagt Law. Monatelang kam es bei Protesten zu Straßenkämpfen von Studenten und Bewohnern Hongkongs mit der Polizei. Schließlich fahndete die Regierung der Metropole auf Geheiß Pekings öffentlich nach Law. “Ab diesem Punkt wurde mir klar, dass ich in Hongkong so nicht mehr weitermachen konnte. Für mich war es Zeit, zu gehen.”

    Heute lebt Nathan Law im Exil in London. Auch dort besteht sein Alltag darin, sich gegen die Diktatur aus Peking zur Wehr zu setzen. Er trifft Politiker und Interessengruppen und setzt den Kampf um Hongkongs Demokratie immer wieder auf die Agenda. Einschüchterungsversuche der chinesischen Regierung hätten ihn hier in England bisher nicht erreicht. Auch seine Eltern leben weitestgehend unbehelligt von der chinesischen Regierung in Hongkong.

    Nathan Law würde sie gerne wiedersehen, doch eine sichere Rückkehr nach Hongkong ist für ihn praktisch ausgeschlossen, solange Peking in der Stadt das Sagen hat. Deswegen richtet er sich langfristig in Großbritannien ein: “Ich bin nach London gekommen, um den Leuten die Wahrheit über China zu erzählen. Und ich werde erst nach Hause gehen, wenn ich in eine Demokratie zurückkehren kann.” Gregor Scheu

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    Personalie

    Hu Wei wird neuer CEO von JD Logistics. Er folgt damit auf Yu Rui, der aus gesundheitlichen Gründen von seiner Rolle als Geschäftsführer, CEO und Bevollmächtigter zurücktritt. Hu Wei war davor CEO der Produktentwicklungsabteilung von JD.com.

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    Dessert

    Showtime für die Muckis: Die Fitnessmesse in Shanghai ist die größte ihrer Art in Asien. Die zehnte Auflage ging gestern zu Ende. Chinas Sport- und Fitnessmarkt verzeichnete in den vergangenen Jahren ein exponentielles Wachstum: Die Zahl der Fitnessstudios stieg von etwa 500 im Jahr 2001 auf mehr als 50.000 Clubs Ende 2020. Zwei Drittel der Bevölkerung über sieben Jahre nimmt mindestens ein Mal pro Woche an Fitnessaktivitäten teil.

    China.Table Redaktion

    CHINA.TABLE REDAKTION

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