der Sozialismus verspricht eigentlich Vollbeschäftigung und Freiheit von Ausbeutung. Dem Sozialismus chinesischer Prägung gelingt dies jedoch immer schlechter. Zumindest die jungen Leute finden nur schwer einen Job. Und die, die einen haben, werden oft am Arbeitsplatz getriezt. Als Konsequenz verweigern sich viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer dem klassischen Karriereweg, schreibt Gregor Koppenburg.
Aus Sicht der Staatsführung bringt das mehrere Probleme. Einerseits könnte die Jugend ihren Frust bei der Partei abladen. Andererseits schwindet die Bereitschaft, sich fürs Wachstum abzurackern. Das Aufstiegsversprechen verblasst, und damit die Motivation für außergewöhnliche Anstrengungen, die die Entwicklung jahrzehntelang angetrieben hat.
Immerhin ist der Dialog mit China wieder in Gang gekommen. Alle wollen mit der Führung reden, inzwischen auch wieder die Europäer. Nach Ursula von der Leyen und Emmanuel Macron, die in dieser Woche nach Peking kommen, hat sich nun auch die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock angekündigt. Sie alle hegen die Hoffnung, China könne ernsthaft etwas für die Ukraine tun. Wer die Analysen im China.Table gelesen hat, weiß, dass die Chancen dafür gering stehen. Aber von der Leyen und Macron wollen es zumindest versuchen.
Amelie Richter arbeitet in ihrer Analyse den Widerspruch zwischen den Interessen Macrons und von der Leyens heraus. Die EU-Politikerin ist für eine Neubewertung der Geschäftsinteressen. Der französische Staatschef rückt aber mit einer Wirtschaftsdelegation an, die auch auf fette Verträge mit China hofft. Ein Zeichen für “De-Risking” setzt Macron damit nicht.
Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen wird übrigens zeitgleich ihre große Stunde auf US-Territorium haben und den Sprecher des Repräsentantenhauses treffen. Für China verbietet sich dadurch eigentlich ein Protest in Form von Schießübungen in der Taiwanstraße. Ein Militärmanöver wäre ein Gesichtsverlust für die hilflosen EU-Vertreter. Wenn Tsai das nicht absichtlich so geplant hat, ist es für sie ein günstiger Zufall.
Die vergangenen Jahre haben schwere Spuren im chinesischen Arbeitsmarkt hinterlassen. Coronamaßnahmen, Crackdowns bei Tech-Firmen und im Bildungssektor, aber auch Finanzprobleme der Immobilienbranche haben viele Entlassungen verursacht. Die Stimmung im Land des wirtschaftlichen Aufbruchs ist gekippt, was die Politik unter Druck setzt.
Das Problem ist zweiteilig. Einerseits finden weniger junge Leute einen Job. Das wiederum stärkt die Arbeitgeber, die die Lage sofort zur Ausbeutung der Mitarbeiter ausnutzen. Das wiederum führt zu erheblicher Unzufrieden derer, die einen Arbeitsplatz haben. In einer Umfrage des Jobportals Zhaopin geben mehr als 90 Prozent der Teilnehmer an, mit ihrer Arbeit unzufrieden zu sein.
Die Folgen reichen weit. Die Menschen werden inaktiv und wenden sich vom Arbeitsmarkt ab. Das geht so weit, “dass sie sich bis hin zur Sabotage weigern, Leistung zu bringen” sagt Wu Tingying, Psychologin am Pekinger Kaiyuan-Krankenhaus, gegenüber Table.Media.
Die Arbeitslosigkeit ist für chinesische Verhältnisse auch nach dem Ende der Pandemie weiterhin hoch. Sie betrifft staatlichen Zahlen zufoge die ganz jungen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer am meisten. Obwohl die Zahl sinkt, beträgt die Arbeitslosigkeit bei den 16- bis 24-Jährigen immer noch 18 Prozent. In den Altergruppen darüber lag sie nur bei 4,8 Prozent.
Damit sind von den Problemen am Arbeitsmarkt ganz überwiegend junge Menschen betroffen. Am meisten leiden solche ohne oder mit niedrigem Abschluss, aber auch Universitätsabsolventen. Denn in drei Corona-Jahren haben die Universitäten fleißig weiter gelehrt. Hinzu kommen Rückkehrer aus dem Ausland. Teilweise bringen sie Abschlüsse von namhaften Universitäten mit. Die Messlatte für eine erfolgreiche Bewerbung steigt dadurch.
In vielen Fällen – speziell im chinesischen Mittelstand – kann die große Auswahl an Bewerbern und Arbeitskräften zu arrogantem Verhalten seitens der Firmen führen oder es verstärken. Junge Chinesen nennen respektloses, cholerisches Auftreten ihrer Chefs “PUA”.
Abgeleitet ist der Begriff von “Pick-Up-Artists”, hat sich in seiner Bedeutung allerdings stark verändert. Jetzt steht er in China für Chefinnen und Chefs, die in ihren Betrieben wie Tyrannen herrschen, ihren Mitarbeitern jegliche Fähigkeiten absprechen und sie unverhohlen ausbeuten. “Man wird in seinem Selbstwertgefühl angegriffen. Man soll das Gefühl bekommen, dass man nichts kann oder nur mit Hilfe zu Ergebnissen kommt”, sagt ein junger Buchhalter.
Zum einen werden Kosten, die durch Corona entstanden sind, eins zu eins an die Mitarbeiter weitergeben. Dreizehnte Monatsgehälter (年底奖金), die traditionell zum chinesischen Neujahr in roten Umschlägen verteilt werden, werden gekürzt oder gestrichen. Sie gelten gemeinhin als ein inoffizieller Ausgleich für Überstunden oder als Belohnung für gute Leistungen. “Dieses Geld kann man nicht wirklich einklagen, weil es nicht offiziell vereinbart ist”, sagt eine junge Architektin, die über einen Jobwechsel nachdenkt.
Auch sie bezeichnet das Verhältnis zu ihrer Chefin als PUA: “Wenn ich morgens anstatt um 9:00 erst um 9:01 Uhr im Büro erscheine, bekomme ich dafür Gehalt abgezogen. Wenn ich aber jeden Abend zwei Stunden länger bleibe oder am Wochenende arbeite, bekomme ich dafür weder Ausgleichszahlungen noch Kompensationsurlaub.” In ihrem Fall entschied die Chefin sogar rückwirkend, dass die Mitarbeiter für einen Monat Vollzeit-Homeoffice nur etwa 2300 Yuan (300 Euro) erhalten.
Auch bei neu gefundenen Jobs liegt der Teufel im Detail. So ist es schon länger gängige Praxis, junge Mitarbeiter als Praktikanten in Vollzeit zu beschäftigen, dann aber nicht zu übernehmen. Ähnliche Tricks werden mit Probezeiten angewandt. Mitarbeiter werden in der Hochsaison mit dreimonatiger, Probezeit bei kleinerem Gehalt angestellt und dann unter einem Vorwand wieder gefeuert, wenn die Probezeit endet und das volle Gehalt ausgezahlt werden müsste.
Es sind Zustände, die schon vorher in kleinen bis mittelgroßen Firmen existierten, sich aber durch Corona-Nachwehen jetzt noch verstärken. Der Weg vor Arbeitsgericht ist für viele keine Option, weil sie befürchten, ihr Verhältnis mit den Firmen vollkommen zu vergiften. Kündigen wollen die meisten jetzt auch nicht, aus Angst, nichts Neues zu finden.
Und so ist es kaum eine Überraschung, dass bei jungen Arbeitnehmern die Unzufriedenheit in den vergangenen Jahren stetig angestiegen ist. Zunächst machte der Begriff “Tang Ping” (躺平 / “flach liegen”) in sozialen Medien die Runde. Zusammengefasst bedeutet er, dass Menschen nur noch das Nötigste tun, um sich finanziell über Wasser zu halten. Karriere? Nein, danke. Es ist mittlerweile ein geflügeltes Wort, um Erschöpfung auszudrücken.
Mit der Verschärfung von Coronamaßnahmen im vergangenen Jahr und der weiteren Verschlechterung der Sozial- und Arbeitsplatzsituation wurde dann noch der Trend des “Bailan” (摆烂 / verrotten lassen) sichtbarer. Dieser Begriff wird von vielen als eine neue Eskalationsstufe des Tang Ping gesehen. So wettern auch chinesische Staatsmedien bereits seit Jahren gegen diese Strömungen und bezeichnen ihre Anhänger als “faul”.
Aus Sicht von Psychologin Wu Tingying sind die beiden Tendenzen trotz ihrer Ähnlichkeit sehr unterschiedlich. “Tang Ping betrifft in erster Linie das Individuum allein, während Bailan darauf abzielt, der Gruppe zu schaden. Es ist etwas Aggressives, Egoistisches, Zerstörerisches.”
Beide Trends zeigen jedoch, dass bei immer mehr jungen Arbeitskräften wenig Hoffnung besteht, im Arbeitsleben bestehen zu können. “Es sind Schutzmechanismen gegen zu großen Druck“, sagt die Psychologin. Und um den zu senken, bräuchte es in China in den nächsten Jahren vor allen Dingen eins: mehr Arbeitsplätze.
Die Botschaft der chinesischen Staatsmedien lautet nun: Arbeitssuchende haben rosige Aussichten. Gefeiert werden dabei vor allem Offline-Jobbörsen mit hohen Zahlen von erfolgreich vermittelten Jobs. Die Realität sieht allerdings so aus, dass die meisten Jobs über Online-Jobbörsen wie Zhaopin oder Boss vermittelt werden. Und dort sind gute Stellen knapp.
Die Reisetätigkeit aus Europa reißt nicht ab: Nach dem Treffen mit Spaniens Ministerpräsidenten Pedro Sánchez fliegen diese Woche mit Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen die nächsten Europäer nach Peking.
Und auch nach den Osterfeiertagen geht es weiter: Bundesaußenministerin Annalena Baerbock wird die chinesische Hauptstadt im Rahmen einer Asien-Reise besuchen. Baerbock soll vom 12. bis 18. April nach China, Südkorea und zum G7-Außenministertreffen in Japan reisen, wie Kreise Table.Media bestätigten. Bei der Baerbock-Reise soll bei den Gesprächen auch die China-Strategie der Bundesregierung eine Rolle spielen. Weitere Punkte der Agenda sind bisher nicht bekannt.
Zu dritt wollen sich Macron, von der Leyen und Chinas Staatschef Xi Jinping am Donnerstag treffen. Am Abend zuvor soll es laut Élysée-Angaben ein Dinner mit beiden Europäern geben. Ein bilaterales Treffen zwischen von der Leyen und Xi steht derzeit nicht auf der offiziellen Agenda.
Macron wird am Donnerstag zudem Premier Li Qiang und den Präsidenten des Nationalen Volkskongresses, Zhao Leji, treffen. Anschließend reist er nach Guangdong weiter. Frankreichs Staatschef wird bei der Reise von einer rund 50 Mitglieder starken Wirtschaftsdelegation begleitet.
Von der Leyen war am Montag zu Gast in Paris, um die gemeinsame Reise zu besprechen. Bei einem Mittagessen seien die “Analysen zu wichtigen Punkten, die wir mit Präsident Xi ansprechen sollten” ausgetauscht worden, schrieb von der Leyen auf Twitter. Vorarbeit war nötig, denn die EU-Kommissionschefin und Frankreichs Präsident hatten zuletzt nicht immer dieselbe Stoßrichtung bei den Top-Themen der China-Agenda gezeigt.
Nachdem Sánchez bereits vergangene Woche an Xi appelliert hatte, das Gespräch mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu suchen, will nun Macron versuchen, Pekings Unterstützung für ein Ende des Kriegs gegen die Ukraine zu gewinnen. Angesichts der “engen Beziehungen” zwischen China und Russland sei es offensichtlich, dass die Volksrepublik eines der wenigen Länder der Welt ist, “wenn nicht das einzige Land der Welt”, das ein “Game Changer” innerhalb des Konflikts sein könnte, hieß es aus Élysée-Kreisen. Macron hatte am Samstag mit Selenskyj telefoniert.
Von der Leyen wiederum hat vergangene Woche in ihrer China-Grundsatzrede ein nüchternes Bild der Erwartung auf ein offizielles Einwirken Pekings gezeichnet. Die Bilder des Treffens zwischen Xi und Russlands Präsidenten Wladimir Putin hätten mehr “als tausend Worte” gesagt. Xi halte an der “grenzenlosen Freundschaft” zu Putin fest, betonte von der Leyen.
Die einen sehen Peking als Hoffnungsträger, die anderen sind der Meinung, die Chinesen sind als Vermittler für die Ukraine hoffnungslos verloren. Doch gerade hier muss die EU eine einheitliche Stimme finden, meint der französische China-Beobachter Antoine Bondaz. Dieser beschäftigt sich für den französischen Think-Tank Fondation pour la recherche stratégique (FRS) mit Asien und der Volksrepublik. Macron und von der Leyen müssten in Peking “nachhaltig Einheit” zeigen, so Bondaz zu Table.Media.
“In Peking ‘guter Bulle’ gegen ‘böser Bulle’ zwischen Macron und von der Leyen zu spielen, würde das europäische Narrativ sofort schwächen”, glaubt Bondaz. Tatsächlich sei es Priorität Macrons, in Peking europäische Einheit zu demonstrieren.
Frankreichs Erwartungen an China als Vermittler sollten dennoch “begrenzt und realistisch” sein, fordert Bondaz. Damit Peking Moskau nicht militärisch unterstütze, müssten eher Warnungen als Zugeständnisse gemacht werden. Frankreich habe als Atomwaffenstaat jedoch die Legitimität, China um eine offizielle Reaktion auf die Ankündigung der Absicht Russlands zu bitten, Atomwaffen in Belarus zu stationieren.
In Frankreich spielt – wie so oft, aber dennoch derzeit besonders merklich – die Außenpolitik eine eher untergeordnete Rolle. Die heftigen Proteste und Streiks wegen der Rentenreform haben Themen wie den Ukraine-Krieg und auch die China-Reise Macrons eher an den Rand der Diskussion gedrängt. Eine Debatte über den Ansatz der Regierung gegenüber Peking, wie es in Berlin im Bundeskanzleramt und Ministerien angesichts der geplanten China-Strategie der Fall ist, gibt es in dieser Form in Paris nicht.
Von der Leyen hatte in ihrer Rede zum “De-Risking”, jedoch nicht zum Decoupling der Wirtschaftsbeziehungen mit China aufgerufen. Inwiefern die Reise Macrons einen wirtschaftlichen Nutzen bringen wird, wird wohl der Lauf der Woche zeigen: Airbus verhandele mit China über eine neue Runde von Flugzeugbestellungen, berichtete Reuters unter Berufung auf französische Regierungs- und Industrie-Quellen am Montag.
Auch Airbus-CEO Guillaume Faury ist Teil der Wirtschaftsdelegation. Der Abschluss von Mega-Aufträgen für Airbus und andere Konzerne hat fast schon Tradition. 2019 erhielt Airbus einen 30-Milliarden-Euro-Auftrag aus der Volksrepublik. Die französische Regierung habe “nicht die Absicht”, sich von China abzukoppeln, hieß es aus dem Élysée vor der Reise. Die Handelsschutzmaßnahmen der EU würden jedoch unterstützt.
Angesichts der Verhärtung der chinesischen Politik müssten die Europäer in der Lage sein, einheitlich zu reagieren und neu geschaffene wirtschaftspolitische Instrumente nun auch durchzusetzen, meint die französische Europa-Politikerin Marie-Pierre Vedrenne. “Sowohl Macron als auch Ursula von der Leyen haben bereits deutlich gemacht, dass Europa zum Dialog und Handel mit China bereit ist, aber auf Augenhöhe”, sagt Vedrenne Table.Media. “Unsere Handelspolitik mit China muss die Werte und die Unabhängigkeit Europas respektieren.” Dazu gehöre auch die Anwendung neuer und geplanter handelspolitischer Instrumente.
Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) forderte, von der Leyen solle bei ihrem Besuch auch das Investitionsabkommen CAI ansprechen. “Denn nach der Aufhebung aller chinesischer Sanktionen gegen EU-Personen und -Institutionen könnte das Abkommen aus dem Gefrierschrank geholt werden”, teilte Ulrich Ackermann, Leiter VDMA Außenwirtschaft, mit.
Von der Leyen hatte einer zeitnahen Wiederaufnahme der Arbeit an CAI in ihrer Grundsatzrede jedoch eine Absage erteilt. Die Rahmenbedingungen haben sich in den vergangenen Jahren seit der politischen Einigung maßgeblich geändert, so die EU-Kommissionspräsidentin.
China Strategie 2023. 3 Stunden, 3 Sessions, 30 Köpfe aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft. Table.Media beleuchtet am 25. April China als Wettbewerber, Rivale und Partner. Die Digital-Konferenz schafft mitten in der aktuellen Debatte Orientierung für Entscheiderinnen und Entscheider.
Nach einem Transit-Aufenthalt in New York hat Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen am Sonntag die zweite Etappe ihrer Amerika-Reise in Guatemala absolviert. Während ihres dreitägigen Besuchs in dem zentralamerikanischen Land traf sie unter anderem den guatemaltekischen Präsidenten Alejandro Giammattei. Beide Seiten einigten sich darauf, die gegenseitige Zusammenarbeit zu fördern und auszubauen. Vor ihrer Abreise unterzeichnete Tsai in Guatemala-Stadt ein vier Millionen US-Dollar schweres Abkommen zur Entwicklung strukturschwacher Agrarregionen, wie Reuters berichtet.
Guatemala ist einer von noch 13 Staaten, die mit Taiwan diplomatische Beziehungen unterhalten. Pekings Einfluss in Lateinamerika hat in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen: Nicaragua, El Salvador, Panama und Costa Rica hatten sich von Taipeh abgewandt, um engere Beziehungen mit China einzugehen. Zuletzt hatte Honduras die offiziellen Beziehungen zu Taiwan abgebrochen.
Indem Guatemalas die Beziehungen zu Taiwan aufrechterhält, könne es sich in einer Zeit angespannter Beziehungen zu Washington um die Gunst der USA zu bemühen, sagte der ehemalige guatemaltekische Außenminister Edgar Gutierrez am Sonntag gegenüber Reuters. Guatemalas Regierung versuche, die Brücken zu bestimmten US-Institutionen wieder aufzubauen, indem sie “Guatemala als Einwanderungsland präsentiert, seine Botschaft nach Jerusalem verlegt, die Ukraine unterstützt, mehr als 100 Drogenhändler im Jahr 2022 ausliefert und ein Verbündeter Taiwans bleibt”, so Gutierrez.
Bis Dienstag wird sich Tsai Ing-wen nun in Belize aufhalten – neben Guatemala der letzte Verbündete Taiwans in Mittelamerika. Bei einem Willkommensbankett von Taiwanern vor Ort erklärte Tsai, sie wolle den wirtschaftlichen, handelspolitischen und kulturellen Austausch zwischen den beiden Ländern fördern. Der nächste Stopp Tsais wird Los Angeles sein, wo sie den Sprecher des US-Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy, trifft. Der Termin wurde von Peking im Vorfeld bereits als “Provokation” bezeichnet, die “den Frieden und die Stabilität in der Straße von Taiwan sabotiert”. Wie die South China Morning Post berichtet, hat die chinesische Marine in den letzten Tagen bereits drei Kriegsschiffe in das Ostchinesische Meer geschickt, um Schießübungen abzuhalten. Das könne bereits als Reaktion auf Tsais Durchreise durch die Vereinigten Staaten gewertet werden, schreibt die Zeitung. rtr/fpe
Der umstrittene Ballon aus China, der im Februar die USA überquert hatte, trug die nötige Ausrüstung, um Funksignale von militärischen Einrichtungen am Boden zu empfangen, berichtet der US-Sender NBC unter Berufung auf Regierungsbeamte. Der Bordrechner habe die gewonnenen Informationen auch nach China weiterleiten können. Damit sei klar, dass es sich um ein Spionagegerät gehandelt habe. Der Ballon sei steuerbar gewesen und haben zuweilen Kreise über besonders interessanten Zielen gedreht.
Die Einschätzung, dass der Ballon Datensignale auffangen konnte, kommt grundsätzlich nur wenig überraschend. An den Geräten, die der Ballon trug, waren sichtbare Antennen angebracht. Interessanter sind weitere Informationen, die NBC von den anonymen Beamten erhielt. Demnach haben US-Stellen den Empfang des Ballons gestört und auch am Boden dafür gesorgt, dass keine wichtigen Informationen von Waffensystemen nach außen drangen. China besteht darauf, das Fluggerät habe zur Wetterbeobachtung gedient. fin
Wie die Washington-Post berichtet, kann man mit dem Bildgenerator des US-KI-Startups Midjourney zwar Fake-Bilder von Päpsten und anderen prominenten Figuren und Politikern wie Putin und Joe Biden erstellen, nicht aber solche von Chinas Präsident Xi Jinping. David Holz, der CEO von Midjourney, habe demnach bereits im vergangenen Jahr in einem Beitrag auf der Online-Plattform Discord erklärt, dass er dadurch “Drama minimieren” wolle. “Politische Satire ist in China nicht ganz in Ordnung. Die Fähigkeit der Menschen in China, diese Technologie zu nutzen, ist wichtiger als die Fähigkeit, Satire zu erzeugen”, erklärte Holz.
In den vergangenen Tagen hatte ein mithilfe von Midjourney erstelltes Bild von Papst Franziskus in hipper weißer Daunenjacke für Aufsehen gesorgt. Viele hielten das vermeintliche Paparazzi-Foto für echt und teilten es millionenfach auf Social Media.
Das vor einem Jahr gegründete Unternehmen aus San Francisco gilt als prominentestes Beispiel für fehlende Regeln auf dem noch jungen Feld der KI-Bildgeneration. Zuletzt geriet die Plattform in die Kritik, nachdem ein User dort ein täuschend echtes Bild einer Verhaftung Donald Trumps erstellt hatte. Midjourney reagierte, indem es seine kostenfreie Testversion bis auf Weiteres eingestellt hat. Bilder wie das Trumps seien vor allem durch einen Missbrauch des Testangebots zum Problem geworden, erklärte Gründer Holz. Sein Unternehmen arbeite weiter an der Verbesserung von KI-Programmen, mit denen Bilder besser auf Missbrauch überprüft werden können. fpe
Elon Musk plant, im April China zu besuchen. Dabei möchte der Tesla-Chef auch Chinas Premierminister Li Qiang treffen. Das berichtet Reuters mit Bezug auf interne Quellen, die mit der Planung der Reise vertraut sein sollen. Der genaue Zeitpunkt des Besuchs hänge demnach von der Verfügbarkeit Lis ab, sagte eine der Quellen. Li und Musk haben sich schon einmal bei der Eröffnung des Tesla-Werks in Shanghai im Jahr 2019 getroffen. Bevor Li im März Premierminister wurde, war er Parteisekretär in Shanghai und beaufsichtigte dabei auch den Bau und die Eröffnung der Tesla-Fabrik.
Es wäre Musks erster Besuch in China seit Anfang 2020. Auf Online-Konferenzen war er jedoch auch während der Pandemie in China präsent. Die Volksrepublik ist nach den Vereinigten Staaten der zweitgrößte Markt für Tesla, und das Werk in Shanghai das größte Produktionszentrum des E-Autoherstellers weltweit. Tesla hat in China jedoch auch mit Problemen zu kämpfen.
Pläne, die Produktionskapazität im Werk in Shanghai mehr als zu verdoppeln, stocken weiterhin. Tesla-Autos wurden zudem von chinesischen Militärkomplexen und anderen sicherheitsrelevanten Orten verbannt, weil Chinas Behörden Bedenken wegen der in den Fahrzeugen verbauten Kameras äußerten. Des Weiteren wartet das Unternehmen immer noch auf die Genehmigung Pekings, um seine vollständig selbstfahrende Technologie in China anzubieten. rtr/fpe
Chinas Finanzregulierer haben angekündigt, weiterhin intensiv gegen Bestechlichkeit unter Bankmanagern vorzugehen. Die China Banking and Insurance Regulatory Commission (CBIRC) habe Bankenchefs in einem Meeting auch über Details der Ermittlungen gegen den früheren Chairman der Bank of China (BOC) informiert, berichtet Bloomberg. Liu Liange soll sich bei seiner Arbeit für das staatliche Kreditinstitut bereichert haben. Im Februar war der Chef der China Renaissance Group “verschwunden“. fin
Trumpf ist einer der weltweit größten Anbieter für Lasertechnik, Werkzeugmaschinen und Elektronik. Seinen Hauptsitz hat das Unternehmen in Ditzingen bei Stuttgart. Gang Yang ist dafür verantwortlich, dass Trumpf auch in China eine Heimat gefunden hat. Damit das so bleibt, müsse man eine kluge Strategie fahren, die einen auch erfolgreich durch herausfordernde Zeiten manövriert, erklärt der Präsident der Trumpf-Group China.
Um das zu erreichen, pendelt Yang jeden Tag von Shanghai in das rund eine Stunde entfernte Gewerbegebiet von Taicang, wo sich viele deutsche Firmen angesiedelt haben. Auch der chinesische Hauptsitz von Trumpf befindet sich hier. Von dort managt Yang 1.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie sechs weitere Standorte. Trumpf produziert und verkauft in China hochwertige Lasertechnologie, filigrane Stanz-, Schweiß- und Biegemaschinen, außerdem Elektronikprodukte, wie zum Beispiel Plasmageneratoren. Der Jahresumsatz liegt bei 600 Millionen Euro.
Yang betont, wie stolz man in Taicang auf die deutschen Wurzeln des Unternehmens sei, vor allem in Bezug auf Qualität und Knowhow. “Die Marke Trumpf ist hochgeschätzt, da profitieren wir durchaus von unserer deutschen Reputation”, sagt er. Aber Trumpf müsse auch chinesischer werden. Heißt: flexibler, dynamischer und schneller, meint Yang.
Entscheidend sei dabei die Lokalisierung. Yang erklärt: Seit 2009 versuche Trumpf die Anteile von Produktion, Innovation und Zulieferern in China zu erhöhen. Was vor zehn Jahren noch eine Reaktion auf die Marktanforderungen war, sei jetzt angesichts der politischen Spannungen zwischen China und dem Westen eine wichtige Absicherung. “Wir wollen die chinesischen Kunden im Falle von geopolitischen Spannungen trotzdem bedienen können.”
Yang selbst arbeitet seit 2015 für Trumpf. Zunächst war er im Hauptsitz in Ditzingen Direktor für International Sales und später Strategiedirektor und Präsident für Trumpf China. Im Gespräch mit China.Table erinnert sich Yang an seinen ersten Arbeitstag in Ditzingen. Jeder Mitarbeiter habe ihn mit einem Lächeln begrüßt. “Das hat mich sehr beeindruckt. Man hatte das Gefühl: Ab der ersten Sekunde gehört man zur Familie”, sagt Yang.
Diese Bindung an das Unternehmen sei auch entscheidend, um kluge Köpfe nach Taicang zu locken, erklärt er. “Wir wollen, dass Trumpf nicht nur als Arbeitsort empfunden wird, sondern auch als Familie.” Und dafür müssen sich die Mitarbeiter wohlfühlen. Das sei in China, wo die Konkurrenz oft mit einer 996-Arbeitswoche (Arbeit von neun Uhr morgens bis neun Uhr abends an sechs Tagen der Woche) auf den Markt kommt, nicht ganz einfach. Denn Trumpf müsse für seine Kunden immer erreichbar sein, dürfe aber gleichzeitig die eigenen Mitarbeiter nicht überlasten. Das 996-Modell gibt es laut Yang deshalb bei Trumpf nicht.
Hohe Belastung gehört für den gelernten Wirtschaftsingenieur dennoch schon lange zum Alltag. Als seine Familie mit ihm in den späten Achtzigerjahren nach Berlin kam, sprach er kein Wort Deutsch. Trotzdem wurde er bereits zwei Monate nach seiner Ankunft eingeschult. Die Sprache hatte er bald gelernt. Über sein deutsches Abitur sagt er heute: “Ich bin sehr stolz, nie durch eine Klausur gefallen zu sein.” Seinen Doktor machte Yang anschließend an der TU Berlin im Bereich Logistik.
In die Zukunft blickt Yang vorsichtig optimistisch. Chinas massiver Ausbau von erneuerbaren Energien und E-Mobilität sei gut für Trumpf. Wo es haken könnte: Chinas Bevölkerungszahl sinke stetig und die geopolitischen Spannungen behinderten die Lieferketten. “Den Erfolgschancen sehen wir sehr positiv entgegen”, sagt Yang. “Aber wir müssen uns den Erfolg schon erarbeiten.” Jonathan Lehrer
Helén Bärbock hat bei Nio den Posten Head of Business & Partner Development Europe übernommen. Die Managerin wechselt von der auf die Automobilindustrie spezialisierte Unternehmensberatung Berylls zum chinesischen E-Autobauer. Davor war Bärbock für BMW im Einsatz und 2018 auch sieben Monate für VW als Projektmanagerin in Peking.
Hülyea Lim ist seit März für die Qualitätsplanung von Volkswagen in Shanghai mitverantwortlich. Die in Nürnberg und an der Shanghaier Tongji-Universität ausgebildete Maschinenbau-Ingenieurin verlässt dafür ihren bisherigen Posten als Lehrkraft an der Technische Hochschule Nürnberg.
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Am Ufer des Qiantang in Hangzhou zählt eine Gruppe von Rollstuhlsportlern den Countdown für die diesjährigen Asian Para Games mit. Der größte asiatische Wettkampf für Behindertensportler ist eine Parallelveranstaltung der Asien-Spiele und findet dieses Jahr vom 23. September bis zum 8. Oktober statt. Das Sport-Event wird seit 2010 alle vier Jahre ausgetragen. Das in Jakarta liegt pandemiebedingt jedoch bereits fünf Jahre zurück.
der Sozialismus verspricht eigentlich Vollbeschäftigung und Freiheit von Ausbeutung. Dem Sozialismus chinesischer Prägung gelingt dies jedoch immer schlechter. Zumindest die jungen Leute finden nur schwer einen Job. Und die, die einen haben, werden oft am Arbeitsplatz getriezt. Als Konsequenz verweigern sich viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer dem klassischen Karriereweg, schreibt Gregor Koppenburg.
Aus Sicht der Staatsführung bringt das mehrere Probleme. Einerseits könnte die Jugend ihren Frust bei der Partei abladen. Andererseits schwindet die Bereitschaft, sich fürs Wachstum abzurackern. Das Aufstiegsversprechen verblasst, und damit die Motivation für außergewöhnliche Anstrengungen, die die Entwicklung jahrzehntelang angetrieben hat.
Immerhin ist der Dialog mit China wieder in Gang gekommen. Alle wollen mit der Führung reden, inzwischen auch wieder die Europäer. Nach Ursula von der Leyen und Emmanuel Macron, die in dieser Woche nach Peking kommen, hat sich nun auch die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock angekündigt. Sie alle hegen die Hoffnung, China könne ernsthaft etwas für die Ukraine tun. Wer die Analysen im China.Table gelesen hat, weiß, dass die Chancen dafür gering stehen. Aber von der Leyen und Macron wollen es zumindest versuchen.
Amelie Richter arbeitet in ihrer Analyse den Widerspruch zwischen den Interessen Macrons und von der Leyens heraus. Die EU-Politikerin ist für eine Neubewertung der Geschäftsinteressen. Der französische Staatschef rückt aber mit einer Wirtschaftsdelegation an, die auch auf fette Verträge mit China hofft. Ein Zeichen für “De-Risking” setzt Macron damit nicht.
Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen wird übrigens zeitgleich ihre große Stunde auf US-Territorium haben und den Sprecher des Repräsentantenhauses treffen. Für China verbietet sich dadurch eigentlich ein Protest in Form von Schießübungen in der Taiwanstraße. Ein Militärmanöver wäre ein Gesichtsverlust für die hilflosen EU-Vertreter. Wenn Tsai das nicht absichtlich so geplant hat, ist es für sie ein günstiger Zufall.
Die vergangenen Jahre haben schwere Spuren im chinesischen Arbeitsmarkt hinterlassen. Coronamaßnahmen, Crackdowns bei Tech-Firmen und im Bildungssektor, aber auch Finanzprobleme der Immobilienbranche haben viele Entlassungen verursacht. Die Stimmung im Land des wirtschaftlichen Aufbruchs ist gekippt, was die Politik unter Druck setzt.
Das Problem ist zweiteilig. Einerseits finden weniger junge Leute einen Job. Das wiederum stärkt die Arbeitgeber, die die Lage sofort zur Ausbeutung der Mitarbeiter ausnutzen. Das wiederum führt zu erheblicher Unzufrieden derer, die einen Arbeitsplatz haben. In einer Umfrage des Jobportals Zhaopin geben mehr als 90 Prozent der Teilnehmer an, mit ihrer Arbeit unzufrieden zu sein.
Die Folgen reichen weit. Die Menschen werden inaktiv und wenden sich vom Arbeitsmarkt ab. Das geht so weit, “dass sie sich bis hin zur Sabotage weigern, Leistung zu bringen” sagt Wu Tingying, Psychologin am Pekinger Kaiyuan-Krankenhaus, gegenüber Table.Media.
Die Arbeitslosigkeit ist für chinesische Verhältnisse auch nach dem Ende der Pandemie weiterhin hoch. Sie betrifft staatlichen Zahlen zufoge die ganz jungen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer am meisten. Obwohl die Zahl sinkt, beträgt die Arbeitslosigkeit bei den 16- bis 24-Jährigen immer noch 18 Prozent. In den Altergruppen darüber lag sie nur bei 4,8 Prozent.
Damit sind von den Problemen am Arbeitsmarkt ganz überwiegend junge Menschen betroffen. Am meisten leiden solche ohne oder mit niedrigem Abschluss, aber auch Universitätsabsolventen. Denn in drei Corona-Jahren haben die Universitäten fleißig weiter gelehrt. Hinzu kommen Rückkehrer aus dem Ausland. Teilweise bringen sie Abschlüsse von namhaften Universitäten mit. Die Messlatte für eine erfolgreiche Bewerbung steigt dadurch.
In vielen Fällen – speziell im chinesischen Mittelstand – kann die große Auswahl an Bewerbern und Arbeitskräften zu arrogantem Verhalten seitens der Firmen führen oder es verstärken. Junge Chinesen nennen respektloses, cholerisches Auftreten ihrer Chefs “PUA”.
Abgeleitet ist der Begriff von “Pick-Up-Artists”, hat sich in seiner Bedeutung allerdings stark verändert. Jetzt steht er in China für Chefinnen und Chefs, die in ihren Betrieben wie Tyrannen herrschen, ihren Mitarbeitern jegliche Fähigkeiten absprechen und sie unverhohlen ausbeuten. “Man wird in seinem Selbstwertgefühl angegriffen. Man soll das Gefühl bekommen, dass man nichts kann oder nur mit Hilfe zu Ergebnissen kommt”, sagt ein junger Buchhalter.
Zum einen werden Kosten, die durch Corona entstanden sind, eins zu eins an die Mitarbeiter weitergeben. Dreizehnte Monatsgehälter (年底奖金), die traditionell zum chinesischen Neujahr in roten Umschlägen verteilt werden, werden gekürzt oder gestrichen. Sie gelten gemeinhin als ein inoffizieller Ausgleich für Überstunden oder als Belohnung für gute Leistungen. “Dieses Geld kann man nicht wirklich einklagen, weil es nicht offiziell vereinbart ist”, sagt eine junge Architektin, die über einen Jobwechsel nachdenkt.
Auch sie bezeichnet das Verhältnis zu ihrer Chefin als PUA: “Wenn ich morgens anstatt um 9:00 erst um 9:01 Uhr im Büro erscheine, bekomme ich dafür Gehalt abgezogen. Wenn ich aber jeden Abend zwei Stunden länger bleibe oder am Wochenende arbeite, bekomme ich dafür weder Ausgleichszahlungen noch Kompensationsurlaub.” In ihrem Fall entschied die Chefin sogar rückwirkend, dass die Mitarbeiter für einen Monat Vollzeit-Homeoffice nur etwa 2300 Yuan (300 Euro) erhalten.
Auch bei neu gefundenen Jobs liegt der Teufel im Detail. So ist es schon länger gängige Praxis, junge Mitarbeiter als Praktikanten in Vollzeit zu beschäftigen, dann aber nicht zu übernehmen. Ähnliche Tricks werden mit Probezeiten angewandt. Mitarbeiter werden in der Hochsaison mit dreimonatiger, Probezeit bei kleinerem Gehalt angestellt und dann unter einem Vorwand wieder gefeuert, wenn die Probezeit endet und das volle Gehalt ausgezahlt werden müsste.
Es sind Zustände, die schon vorher in kleinen bis mittelgroßen Firmen existierten, sich aber durch Corona-Nachwehen jetzt noch verstärken. Der Weg vor Arbeitsgericht ist für viele keine Option, weil sie befürchten, ihr Verhältnis mit den Firmen vollkommen zu vergiften. Kündigen wollen die meisten jetzt auch nicht, aus Angst, nichts Neues zu finden.
Und so ist es kaum eine Überraschung, dass bei jungen Arbeitnehmern die Unzufriedenheit in den vergangenen Jahren stetig angestiegen ist. Zunächst machte der Begriff “Tang Ping” (躺平 / “flach liegen”) in sozialen Medien die Runde. Zusammengefasst bedeutet er, dass Menschen nur noch das Nötigste tun, um sich finanziell über Wasser zu halten. Karriere? Nein, danke. Es ist mittlerweile ein geflügeltes Wort, um Erschöpfung auszudrücken.
Mit der Verschärfung von Coronamaßnahmen im vergangenen Jahr und der weiteren Verschlechterung der Sozial- und Arbeitsplatzsituation wurde dann noch der Trend des “Bailan” (摆烂 / verrotten lassen) sichtbarer. Dieser Begriff wird von vielen als eine neue Eskalationsstufe des Tang Ping gesehen. So wettern auch chinesische Staatsmedien bereits seit Jahren gegen diese Strömungen und bezeichnen ihre Anhänger als “faul”.
Aus Sicht von Psychologin Wu Tingying sind die beiden Tendenzen trotz ihrer Ähnlichkeit sehr unterschiedlich. “Tang Ping betrifft in erster Linie das Individuum allein, während Bailan darauf abzielt, der Gruppe zu schaden. Es ist etwas Aggressives, Egoistisches, Zerstörerisches.”
Beide Trends zeigen jedoch, dass bei immer mehr jungen Arbeitskräften wenig Hoffnung besteht, im Arbeitsleben bestehen zu können. “Es sind Schutzmechanismen gegen zu großen Druck“, sagt die Psychologin. Und um den zu senken, bräuchte es in China in den nächsten Jahren vor allen Dingen eins: mehr Arbeitsplätze.
Die Botschaft der chinesischen Staatsmedien lautet nun: Arbeitssuchende haben rosige Aussichten. Gefeiert werden dabei vor allem Offline-Jobbörsen mit hohen Zahlen von erfolgreich vermittelten Jobs. Die Realität sieht allerdings so aus, dass die meisten Jobs über Online-Jobbörsen wie Zhaopin oder Boss vermittelt werden. Und dort sind gute Stellen knapp.
Die Reisetätigkeit aus Europa reißt nicht ab: Nach dem Treffen mit Spaniens Ministerpräsidenten Pedro Sánchez fliegen diese Woche mit Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen die nächsten Europäer nach Peking.
Und auch nach den Osterfeiertagen geht es weiter: Bundesaußenministerin Annalena Baerbock wird die chinesische Hauptstadt im Rahmen einer Asien-Reise besuchen. Baerbock soll vom 12. bis 18. April nach China, Südkorea und zum G7-Außenministertreffen in Japan reisen, wie Kreise Table.Media bestätigten. Bei der Baerbock-Reise soll bei den Gesprächen auch die China-Strategie der Bundesregierung eine Rolle spielen. Weitere Punkte der Agenda sind bisher nicht bekannt.
Zu dritt wollen sich Macron, von der Leyen und Chinas Staatschef Xi Jinping am Donnerstag treffen. Am Abend zuvor soll es laut Élysée-Angaben ein Dinner mit beiden Europäern geben. Ein bilaterales Treffen zwischen von der Leyen und Xi steht derzeit nicht auf der offiziellen Agenda.
Macron wird am Donnerstag zudem Premier Li Qiang und den Präsidenten des Nationalen Volkskongresses, Zhao Leji, treffen. Anschließend reist er nach Guangdong weiter. Frankreichs Staatschef wird bei der Reise von einer rund 50 Mitglieder starken Wirtschaftsdelegation begleitet.
Von der Leyen war am Montag zu Gast in Paris, um die gemeinsame Reise zu besprechen. Bei einem Mittagessen seien die “Analysen zu wichtigen Punkten, die wir mit Präsident Xi ansprechen sollten” ausgetauscht worden, schrieb von der Leyen auf Twitter. Vorarbeit war nötig, denn die EU-Kommissionschefin und Frankreichs Präsident hatten zuletzt nicht immer dieselbe Stoßrichtung bei den Top-Themen der China-Agenda gezeigt.
Nachdem Sánchez bereits vergangene Woche an Xi appelliert hatte, das Gespräch mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu suchen, will nun Macron versuchen, Pekings Unterstützung für ein Ende des Kriegs gegen die Ukraine zu gewinnen. Angesichts der “engen Beziehungen” zwischen China und Russland sei es offensichtlich, dass die Volksrepublik eines der wenigen Länder der Welt ist, “wenn nicht das einzige Land der Welt”, das ein “Game Changer” innerhalb des Konflikts sein könnte, hieß es aus Élysée-Kreisen. Macron hatte am Samstag mit Selenskyj telefoniert.
Von der Leyen wiederum hat vergangene Woche in ihrer China-Grundsatzrede ein nüchternes Bild der Erwartung auf ein offizielles Einwirken Pekings gezeichnet. Die Bilder des Treffens zwischen Xi und Russlands Präsidenten Wladimir Putin hätten mehr “als tausend Worte” gesagt. Xi halte an der “grenzenlosen Freundschaft” zu Putin fest, betonte von der Leyen.
Die einen sehen Peking als Hoffnungsträger, die anderen sind der Meinung, die Chinesen sind als Vermittler für die Ukraine hoffnungslos verloren. Doch gerade hier muss die EU eine einheitliche Stimme finden, meint der französische China-Beobachter Antoine Bondaz. Dieser beschäftigt sich für den französischen Think-Tank Fondation pour la recherche stratégique (FRS) mit Asien und der Volksrepublik. Macron und von der Leyen müssten in Peking “nachhaltig Einheit” zeigen, so Bondaz zu Table.Media.
“In Peking ‘guter Bulle’ gegen ‘böser Bulle’ zwischen Macron und von der Leyen zu spielen, würde das europäische Narrativ sofort schwächen”, glaubt Bondaz. Tatsächlich sei es Priorität Macrons, in Peking europäische Einheit zu demonstrieren.
Frankreichs Erwartungen an China als Vermittler sollten dennoch “begrenzt und realistisch” sein, fordert Bondaz. Damit Peking Moskau nicht militärisch unterstütze, müssten eher Warnungen als Zugeständnisse gemacht werden. Frankreich habe als Atomwaffenstaat jedoch die Legitimität, China um eine offizielle Reaktion auf die Ankündigung der Absicht Russlands zu bitten, Atomwaffen in Belarus zu stationieren.
In Frankreich spielt – wie so oft, aber dennoch derzeit besonders merklich – die Außenpolitik eine eher untergeordnete Rolle. Die heftigen Proteste und Streiks wegen der Rentenreform haben Themen wie den Ukraine-Krieg und auch die China-Reise Macrons eher an den Rand der Diskussion gedrängt. Eine Debatte über den Ansatz der Regierung gegenüber Peking, wie es in Berlin im Bundeskanzleramt und Ministerien angesichts der geplanten China-Strategie der Fall ist, gibt es in dieser Form in Paris nicht.
Von der Leyen hatte in ihrer Rede zum “De-Risking”, jedoch nicht zum Decoupling der Wirtschaftsbeziehungen mit China aufgerufen. Inwiefern die Reise Macrons einen wirtschaftlichen Nutzen bringen wird, wird wohl der Lauf der Woche zeigen: Airbus verhandele mit China über eine neue Runde von Flugzeugbestellungen, berichtete Reuters unter Berufung auf französische Regierungs- und Industrie-Quellen am Montag.
Auch Airbus-CEO Guillaume Faury ist Teil der Wirtschaftsdelegation. Der Abschluss von Mega-Aufträgen für Airbus und andere Konzerne hat fast schon Tradition. 2019 erhielt Airbus einen 30-Milliarden-Euro-Auftrag aus der Volksrepublik. Die französische Regierung habe “nicht die Absicht”, sich von China abzukoppeln, hieß es aus dem Élysée vor der Reise. Die Handelsschutzmaßnahmen der EU würden jedoch unterstützt.
Angesichts der Verhärtung der chinesischen Politik müssten die Europäer in der Lage sein, einheitlich zu reagieren und neu geschaffene wirtschaftspolitische Instrumente nun auch durchzusetzen, meint die französische Europa-Politikerin Marie-Pierre Vedrenne. “Sowohl Macron als auch Ursula von der Leyen haben bereits deutlich gemacht, dass Europa zum Dialog und Handel mit China bereit ist, aber auf Augenhöhe”, sagt Vedrenne Table.Media. “Unsere Handelspolitik mit China muss die Werte und die Unabhängigkeit Europas respektieren.” Dazu gehöre auch die Anwendung neuer und geplanter handelspolitischer Instrumente.
Der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) forderte, von der Leyen solle bei ihrem Besuch auch das Investitionsabkommen CAI ansprechen. “Denn nach der Aufhebung aller chinesischer Sanktionen gegen EU-Personen und -Institutionen könnte das Abkommen aus dem Gefrierschrank geholt werden”, teilte Ulrich Ackermann, Leiter VDMA Außenwirtschaft, mit.
Von der Leyen hatte einer zeitnahen Wiederaufnahme der Arbeit an CAI in ihrer Grundsatzrede jedoch eine Absage erteilt. Die Rahmenbedingungen haben sich in den vergangenen Jahren seit der politischen Einigung maßgeblich geändert, so die EU-Kommissionspräsidentin.
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Nach einem Transit-Aufenthalt in New York hat Taiwans Präsidentin Tsai Ing-wen am Sonntag die zweite Etappe ihrer Amerika-Reise in Guatemala absolviert. Während ihres dreitägigen Besuchs in dem zentralamerikanischen Land traf sie unter anderem den guatemaltekischen Präsidenten Alejandro Giammattei. Beide Seiten einigten sich darauf, die gegenseitige Zusammenarbeit zu fördern und auszubauen. Vor ihrer Abreise unterzeichnete Tsai in Guatemala-Stadt ein vier Millionen US-Dollar schweres Abkommen zur Entwicklung strukturschwacher Agrarregionen, wie Reuters berichtet.
Guatemala ist einer von noch 13 Staaten, die mit Taiwan diplomatische Beziehungen unterhalten. Pekings Einfluss in Lateinamerika hat in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen: Nicaragua, El Salvador, Panama und Costa Rica hatten sich von Taipeh abgewandt, um engere Beziehungen mit China einzugehen. Zuletzt hatte Honduras die offiziellen Beziehungen zu Taiwan abgebrochen.
Indem Guatemalas die Beziehungen zu Taiwan aufrechterhält, könne es sich in einer Zeit angespannter Beziehungen zu Washington um die Gunst der USA zu bemühen, sagte der ehemalige guatemaltekische Außenminister Edgar Gutierrez am Sonntag gegenüber Reuters. Guatemalas Regierung versuche, die Brücken zu bestimmten US-Institutionen wieder aufzubauen, indem sie “Guatemala als Einwanderungsland präsentiert, seine Botschaft nach Jerusalem verlegt, die Ukraine unterstützt, mehr als 100 Drogenhändler im Jahr 2022 ausliefert und ein Verbündeter Taiwans bleibt”, so Gutierrez.
Bis Dienstag wird sich Tsai Ing-wen nun in Belize aufhalten – neben Guatemala der letzte Verbündete Taiwans in Mittelamerika. Bei einem Willkommensbankett von Taiwanern vor Ort erklärte Tsai, sie wolle den wirtschaftlichen, handelspolitischen und kulturellen Austausch zwischen den beiden Ländern fördern. Der nächste Stopp Tsais wird Los Angeles sein, wo sie den Sprecher des US-Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy, trifft. Der Termin wurde von Peking im Vorfeld bereits als “Provokation” bezeichnet, die “den Frieden und die Stabilität in der Straße von Taiwan sabotiert”. Wie die South China Morning Post berichtet, hat die chinesische Marine in den letzten Tagen bereits drei Kriegsschiffe in das Ostchinesische Meer geschickt, um Schießübungen abzuhalten. Das könne bereits als Reaktion auf Tsais Durchreise durch die Vereinigten Staaten gewertet werden, schreibt die Zeitung. rtr/fpe
Der umstrittene Ballon aus China, der im Februar die USA überquert hatte, trug die nötige Ausrüstung, um Funksignale von militärischen Einrichtungen am Boden zu empfangen, berichtet der US-Sender NBC unter Berufung auf Regierungsbeamte. Der Bordrechner habe die gewonnenen Informationen auch nach China weiterleiten können. Damit sei klar, dass es sich um ein Spionagegerät gehandelt habe. Der Ballon sei steuerbar gewesen und haben zuweilen Kreise über besonders interessanten Zielen gedreht.
Die Einschätzung, dass der Ballon Datensignale auffangen konnte, kommt grundsätzlich nur wenig überraschend. An den Geräten, die der Ballon trug, waren sichtbare Antennen angebracht. Interessanter sind weitere Informationen, die NBC von den anonymen Beamten erhielt. Demnach haben US-Stellen den Empfang des Ballons gestört und auch am Boden dafür gesorgt, dass keine wichtigen Informationen von Waffensystemen nach außen drangen. China besteht darauf, das Fluggerät habe zur Wetterbeobachtung gedient. fin
Wie die Washington-Post berichtet, kann man mit dem Bildgenerator des US-KI-Startups Midjourney zwar Fake-Bilder von Päpsten und anderen prominenten Figuren und Politikern wie Putin und Joe Biden erstellen, nicht aber solche von Chinas Präsident Xi Jinping. David Holz, der CEO von Midjourney, habe demnach bereits im vergangenen Jahr in einem Beitrag auf der Online-Plattform Discord erklärt, dass er dadurch “Drama minimieren” wolle. “Politische Satire ist in China nicht ganz in Ordnung. Die Fähigkeit der Menschen in China, diese Technologie zu nutzen, ist wichtiger als die Fähigkeit, Satire zu erzeugen”, erklärte Holz.
In den vergangenen Tagen hatte ein mithilfe von Midjourney erstelltes Bild von Papst Franziskus in hipper weißer Daunenjacke für Aufsehen gesorgt. Viele hielten das vermeintliche Paparazzi-Foto für echt und teilten es millionenfach auf Social Media.
Das vor einem Jahr gegründete Unternehmen aus San Francisco gilt als prominentestes Beispiel für fehlende Regeln auf dem noch jungen Feld der KI-Bildgeneration. Zuletzt geriet die Plattform in die Kritik, nachdem ein User dort ein täuschend echtes Bild einer Verhaftung Donald Trumps erstellt hatte. Midjourney reagierte, indem es seine kostenfreie Testversion bis auf Weiteres eingestellt hat. Bilder wie das Trumps seien vor allem durch einen Missbrauch des Testangebots zum Problem geworden, erklärte Gründer Holz. Sein Unternehmen arbeite weiter an der Verbesserung von KI-Programmen, mit denen Bilder besser auf Missbrauch überprüft werden können. fpe
Elon Musk plant, im April China zu besuchen. Dabei möchte der Tesla-Chef auch Chinas Premierminister Li Qiang treffen. Das berichtet Reuters mit Bezug auf interne Quellen, die mit der Planung der Reise vertraut sein sollen. Der genaue Zeitpunkt des Besuchs hänge demnach von der Verfügbarkeit Lis ab, sagte eine der Quellen. Li und Musk haben sich schon einmal bei der Eröffnung des Tesla-Werks in Shanghai im Jahr 2019 getroffen. Bevor Li im März Premierminister wurde, war er Parteisekretär in Shanghai und beaufsichtigte dabei auch den Bau und die Eröffnung der Tesla-Fabrik.
Es wäre Musks erster Besuch in China seit Anfang 2020. Auf Online-Konferenzen war er jedoch auch während der Pandemie in China präsent. Die Volksrepublik ist nach den Vereinigten Staaten der zweitgrößte Markt für Tesla, und das Werk in Shanghai das größte Produktionszentrum des E-Autoherstellers weltweit. Tesla hat in China jedoch auch mit Problemen zu kämpfen.
Pläne, die Produktionskapazität im Werk in Shanghai mehr als zu verdoppeln, stocken weiterhin. Tesla-Autos wurden zudem von chinesischen Militärkomplexen und anderen sicherheitsrelevanten Orten verbannt, weil Chinas Behörden Bedenken wegen der in den Fahrzeugen verbauten Kameras äußerten. Des Weiteren wartet das Unternehmen immer noch auf die Genehmigung Pekings, um seine vollständig selbstfahrende Technologie in China anzubieten. rtr/fpe
Chinas Finanzregulierer haben angekündigt, weiterhin intensiv gegen Bestechlichkeit unter Bankmanagern vorzugehen. Die China Banking and Insurance Regulatory Commission (CBIRC) habe Bankenchefs in einem Meeting auch über Details der Ermittlungen gegen den früheren Chairman der Bank of China (BOC) informiert, berichtet Bloomberg. Liu Liange soll sich bei seiner Arbeit für das staatliche Kreditinstitut bereichert haben. Im Februar war der Chef der China Renaissance Group “verschwunden“. fin
Trumpf ist einer der weltweit größten Anbieter für Lasertechnik, Werkzeugmaschinen und Elektronik. Seinen Hauptsitz hat das Unternehmen in Ditzingen bei Stuttgart. Gang Yang ist dafür verantwortlich, dass Trumpf auch in China eine Heimat gefunden hat. Damit das so bleibt, müsse man eine kluge Strategie fahren, die einen auch erfolgreich durch herausfordernde Zeiten manövriert, erklärt der Präsident der Trumpf-Group China.
Um das zu erreichen, pendelt Yang jeden Tag von Shanghai in das rund eine Stunde entfernte Gewerbegebiet von Taicang, wo sich viele deutsche Firmen angesiedelt haben. Auch der chinesische Hauptsitz von Trumpf befindet sich hier. Von dort managt Yang 1.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie sechs weitere Standorte. Trumpf produziert und verkauft in China hochwertige Lasertechnologie, filigrane Stanz-, Schweiß- und Biegemaschinen, außerdem Elektronikprodukte, wie zum Beispiel Plasmageneratoren. Der Jahresumsatz liegt bei 600 Millionen Euro.
Yang betont, wie stolz man in Taicang auf die deutschen Wurzeln des Unternehmens sei, vor allem in Bezug auf Qualität und Knowhow. “Die Marke Trumpf ist hochgeschätzt, da profitieren wir durchaus von unserer deutschen Reputation”, sagt er. Aber Trumpf müsse auch chinesischer werden. Heißt: flexibler, dynamischer und schneller, meint Yang.
Entscheidend sei dabei die Lokalisierung. Yang erklärt: Seit 2009 versuche Trumpf die Anteile von Produktion, Innovation und Zulieferern in China zu erhöhen. Was vor zehn Jahren noch eine Reaktion auf die Marktanforderungen war, sei jetzt angesichts der politischen Spannungen zwischen China und dem Westen eine wichtige Absicherung. “Wir wollen die chinesischen Kunden im Falle von geopolitischen Spannungen trotzdem bedienen können.”
Yang selbst arbeitet seit 2015 für Trumpf. Zunächst war er im Hauptsitz in Ditzingen Direktor für International Sales und später Strategiedirektor und Präsident für Trumpf China. Im Gespräch mit China.Table erinnert sich Yang an seinen ersten Arbeitstag in Ditzingen. Jeder Mitarbeiter habe ihn mit einem Lächeln begrüßt. “Das hat mich sehr beeindruckt. Man hatte das Gefühl: Ab der ersten Sekunde gehört man zur Familie”, sagt Yang.
Diese Bindung an das Unternehmen sei auch entscheidend, um kluge Köpfe nach Taicang zu locken, erklärt er. “Wir wollen, dass Trumpf nicht nur als Arbeitsort empfunden wird, sondern auch als Familie.” Und dafür müssen sich die Mitarbeiter wohlfühlen. Das sei in China, wo die Konkurrenz oft mit einer 996-Arbeitswoche (Arbeit von neun Uhr morgens bis neun Uhr abends an sechs Tagen der Woche) auf den Markt kommt, nicht ganz einfach. Denn Trumpf müsse für seine Kunden immer erreichbar sein, dürfe aber gleichzeitig die eigenen Mitarbeiter nicht überlasten. Das 996-Modell gibt es laut Yang deshalb bei Trumpf nicht.
Hohe Belastung gehört für den gelernten Wirtschaftsingenieur dennoch schon lange zum Alltag. Als seine Familie mit ihm in den späten Achtzigerjahren nach Berlin kam, sprach er kein Wort Deutsch. Trotzdem wurde er bereits zwei Monate nach seiner Ankunft eingeschult. Die Sprache hatte er bald gelernt. Über sein deutsches Abitur sagt er heute: “Ich bin sehr stolz, nie durch eine Klausur gefallen zu sein.” Seinen Doktor machte Yang anschließend an der TU Berlin im Bereich Logistik.
In die Zukunft blickt Yang vorsichtig optimistisch. Chinas massiver Ausbau von erneuerbaren Energien und E-Mobilität sei gut für Trumpf. Wo es haken könnte: Chinas Bevölkerungszahl sinke stetig und die geopolitischen Spannungen behinderten die Lieferketten. “Den Erfolgschancen sehen wir sehr positiv entgegen”, sagt Yang. “Aber wir müssen uns den Erfolg schon erarbeiten.” Jonathan Lehrer
Helén Bärbock hat bei Nio den Posten Head of Business & Partner Development Europe übernommen. Die Managerin wechselt von der auf die Automobilindustrie spezialisierte Unternehmensberatung Berylls zum chinesischen E-Autobauer. Davor war Bärbock für BMW im Einsatz und 2018 auch sieben Monate für VW als Projektmanagerin in Peking.
Hülyea Lim ist seit März für die Qualitätsplanung von Volkswagen in Shanghai mitverantwortlich. Die in Nürnberg und an der Shanghaier Tongji-Universität ausgebildete Maschinenbau-Ingenieurin verlässt dafür ihren bisherigen Posten als Lehrkraft an der Technische Hochschule Nürnberg.
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Am Ufer des Qiantang in Hangzhou zählt eine Gruppe von Rollstuhlsportlern den Countdown für die diesjährigen Asian Para Games mit. Der größte asiatische Wettkampf für Behindertensportler ist eine Parallelveranstaltung der Asien-Spiele und findet dieses Jahr vom 23. September bis zum 8. Oktober statt. Das Sport-Event wird seit 2010 alle vier Jahre ausgetragen. Das in Jakarta liegt pandemiebedingt jedoch bereits fünf Jahre zurück.