Adidas, Porsche und BMW, aber auch der Drogeriemarkt DM und Google belegen im Arbeitgeberranking 2024 die vordersten Plätze. Aber was machen sie besser als andere Firmen? Und hilft ihnen ihre Strategie im Kampf um die besten Arbeitskräfte?
Zu den klassischen Faktoren, die ein Unternehmen attraktiv machen, gehören vor allem Gehalt, Führungskultur und Betriebsklima, sowie persönliche Entwicklungsmöglichkeiten und Angebote für Fort- und Weiterbildung. Auch flexible Gestaltungsmöglichkeiten für Arbeitsprozesse spielen eine Rolle. Viele Arbeitnehmer, und gerade „Top-Managerinnen und -Manager sind zunehmend genervt von überbürokratischen Konzernstrukturen mit langwierigen Abstimmungsschleifen und Entscheidungswesen“, weiß Kienbaum Executive Search Director und Partner Alexander Mischner-Kuck.
Zudem wird „das Thema Flexibilität, also die Möglichkeit, Arbeitszeit und -ort selbst wählen zu können, immer wichtiger als Faktor für die Arbeitgeberwahl“, ergänzt Julian Kirchherr von McKinsey. „Unsere Interpretation ist, dass diese mittlerweile nicht mehr so sehr zum Standard gehört wie während der Pandemie. Aktuell sehen wir durchaus eine Bewegung zurück zu eher klassischen Arbeitsmodellen.“
Der Arbeitsmarkt und dahingehend auch die Ansprüche von Arbeitnehmenden an ihr Unternehmen verändern sich stetig. Zuletzt habe der Faktor Arbeitsplatzsicherheit stark an Bedeutung gewonnen. „Das war dieses Jahr in unserer Umfrage die Top-Antwort: 48 Prozent der Befragten nannten die Arbeitsplatzsicherheit als wichtigsten Grund, um bei ihrem aktuellen Arbeitgeber zu bleiben. Letztes Jahr lag dieser Faktor noch auf Platz 5. Aus unserer Sicht ist das ein Zeichen dafür, dass da gerade etwas im Arbeitsmarkt passiert. Und ich würde die Hypothese wagen, dass der Fachkräftemangel 2025 weniger flächendeckend ein Thema sein wird als in den letzten Jahren. Lange Zeit war es so, dass sich die Bewerber den Arbeitsplatz aussuchen konnten – und jetzt wird der Markt langsam wieder stärker zum Arbeitgebermarkt “, so Kirchherr.
Mark Krymalowski, Leiter des Berliner Büros von Egon Zehnder, hebt zudem hervor: „Eine komplexe Weltlage, die wir derzeit aufgrund von geopolitischen Entwicklungen, dem Klimawandel und der wirtschaftlichen Lage haben, erfordert es, dass ein Unternehmen sich konkret auf sein Enablement und seinen Purpose konzentriert, auf gemeinsame Werte, hinter dem sich das gesamte Unternehmen in seinen unterschiedlichen Facetten vereinen kann.“
Überraschend ist Kirchherr zufolge: Die Anforderungen „sind über unterschiedliche Generationen hinweg relativ konstant. Auch die Generation Z, die als die Generation gilt, die besonders auf die Sinnhaftigkeit der Arbeit achtet, legt aktuell großen Wert auf Faktoren wie Entwicklungsmöglichkeiten und Gehalt. Als junge Kolleginnen und Kollegen verdienen sie schließlich oftmals die niedrigsten Gehälter“, weiß Kirchherr.
Laut Krymalowski beeinflusst die Einstellung der Menschen eher, „ zu welcher Phase sie in den Arbeitsmarkt starten. Dies kann sehr prägend für ihre künftige Erwartungshaltung an ihre Arbeit sein. Viele Menschen, die erst vor wenigen Jahren starteten, sind noch sehr von der Boom-Phase, die wir bis vor zwei Jahren hatten, geprägt. Jetzt sieht die Lage anders aus: Es hagelt Krisenmeldungen, wir erleben Entlassungen und Unsicherheiten. Menschen, die zu Zeiten von Wirtschaftskrisen ins Berufsleben starteten, nehmen dies anders wahr. Die unterschiedlichen Perspektiven anzugleichen und gleichzeitig Aspekte von Mental Health und Work-Life-Balance zu integrieren, dominieren aktuelle Diskurse.“
Anouk Schlung und Kristián Kudela