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„Vom Aufwärtstrend noch entfernt“: Wie die Baubranche wieder wachsen will

Die Baubranche kämpft mit niedrigen Neubauzahlen und hohen Baukosten. Experten mahnen Geduld bei der Erholung des Immobilienmarkts an und fordern schnellere Genehmigungsverfahren sowie Lösungen gegen den Fachkräftemangel.

13. Dezember 2025
Es wird wieder mehr gebaut in Deutschland (Imago Images)
So entwickeln sich die Immobilienkaufpreise – zur Darstellung von Grafiken und Karten aktivieren Sie bitte den Bilderdownload in den Einstellungen oberhalb dieses Briefings.

Die Immobilienpreise sind im dritten Quartal 2025 um 2,6 Prozent gestiegen (siehe Grafik), doch Jawed Barna, CEO von Engel & Völkers, warnt vor voreiligen Hoffnungen. „Wir haben bis jetzt eine Stabilisierung gesehen, aber von einem Aufwärtstrend sind wir noch etwas entfernt“, sagt er im Interview mit Table.Briefings. Erst Ende 2027 oder 2028 würden sich erste Effekte zeigen.

Steigende Energiepreise, explodierende Zinsen und verteuerte Baustoffe haben die Branche stark unter Druck gesetzt – und wirken bis heute nach. So hatte Deutschlands größter Wohnungskonzern Vonovia 2023 sämtliche Neubauprojekte vorübergehend gestoppt. Während laufende Vorhaben fertiggestellt wurden, konnten neue Projekte erst im Herbst 2024 wieder starten. Zwar begann der Konzern in diesem Jahr mit dem Neubau von 3.000 Wohnungen zusätzlich zu den bestehenden Projekten, doch die Nachwirkungen des Baustopps sind weiterhin spürbar.

Deutschland verfehlt sein Neubauziel deutlich. Von Januar bis September 2025 wurden laut Statistischem Bundesamt lediglich 175.600 Wohnungen genehmigt; das Ziel von 400.000 Einheiten pro Jahr rückt damit noch weiter in die Ferne. Das IW Köln rechnet 2025 mit maximal 235.000 Fertigstellungen – rund 60 Prozent des Solls.

Jährlich in Deutschland fertiggestellte Wohnungen 2005 bis 2025 – zur Darstellung von Grafiken und Karten aktivieren Sie bitte den Bilderdownload in den Einstellungen oberhalb dieses Briefings.

Ausländische Investoren ziehen sich zurück, weil Deutschland zu langsam geworden ist. „Mit jedem Tag, an dem die Reformen ausblieben, hat leider auch das Interesse der Investoren abgenommen“, sagt der Engel & Völkers-Chef. Während Spanien, Italien und Griechenland von Kapitalströmen profitierten, „hinken Frankreich und Deutschland hinterher“.

Der Baubooster der Bundesregierung ist für Barna lediglich ein Anfang. „Wir dürfen nicht naiv sein und glauben, dass nur eine Maßnahme einen enormen positiven Effekt haben wird“, betont er. Notwendig seien vor allem schnellere Genehmigungsverfahren, weniger Bürokratie und Lösungen für den Fachkräftemangel. Entscheidend bleibe zudem die Umsetzung in den Kommunen.

Für Vonovia-CEO Rolf Buch kommt zwar der „Bauturbo zehn Jahre zu spät“, die Phase der Niedrigzinsen sei „verschenkt“ worden. Trotzdem sieht Buch die Maßnahmen der Bundesregierung als Schritt in die richtige Richtung. „In der Wohnungswirtschaft sehen wir gerade einen Aufbruch“, sagt der zum Jahresende ausscheidende Unternehmenschef. Neben dem Bauturbo setzt er auf den geplanten Gebäudetyp E: Bauministerin Verena Hubertz (SPD) habe ihm zugesagt, dass das entsprechende Gesetz komme, so Buch. Beim Gebäudetyp E wird auf zahlreiche nicht zwingend vorgeschriebene Baustandards verzichtet, was die Baukosten deutlich senken könnte. „Die Lösung wird sein: Wir müssen mit dem Gebäudetyp E die Baukosten runterbringen“, betont er.

Auch bei den Immobilienpreisen erkennt Buch einen klaren Trend: Immobilien folgten langfristigen Entwicklungen und „flackerten“ nicht kurzfristig. Seit Mitte vergangenen Jahres hätten die Preise wieder nach oben gedreht – getragen von einem strukturellen Nachfrageüberhang, besonders in Großstädten. Er rechnet bei einer „relativ stabilen Zinslandschaft“ weiter mit steigenden Kaufpreisen, auch weil die Mieten jährlich zulegen und Immobilien „mit einem Multiplikator der Miete bewertet“ werden. Die Mieten stiegen im zweiten Quartal in den Metropolen um 3,9 Prozent, im Umland um 5,5 Prozent. Diese Dynamik bleibt laut Engel & Völkers-CEO Barna „anhaltend hochgetrieben, auch durch eine Angebotsknappheit und eine robuste Nachfrage“.

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Letzte Aktualisierung: 13. Dezember 2025