an diesem Mittwoch startet die Konferenz Bildung Digitalisierung. Das Who is Who der digitalen Bildungswelt kommt zwei Tage lang zu spannenden Diskussionen zusammen. Ein Thema wird sicher auch der Digitalpakt sein und seine wackelige Zukunft. Denn vom Bund gibt es bislang zwar eine Beteuerung zur Fortführung, aber noch keine Verbindlichkeit. Das versetzt nicht nur Bildungspolitiker auf Landesebene in Unruhe, sondern vor allem auch Schulträger, die letztlich für die Schuldigitalisierung verantwortlich sind. Eine herausfordernde Aufgabe, wieVera Kraft im Vorfeld der Konferenz recherchiert hat. Sie hat dabei aber auch ein Beispiel gefunden, wie es gut laufen kann.
Dass Schulen bei der Digitalisierung nicht abgehängt werden, ist auch mit Blick auf Chancengerechtigkeit wichtig. Daher steht die Konferenz auch unter dem Motto: “Mind the Gap – Chancengerechtigkeit im Zeichen des Digital Divide”. Doch tatsächlich geht die soziale Schere zwischen den Schülern und Schulen immer weiter auf. Das zeigt auch das neue Deutsche Schulbarometer, das die Robert Bosch Stiftung an diesem Mittwoch veröffentlicht hat. Die Zahlen aus der Lehrkräftebefragung zu Herausforderungen, Schülergewalt und Belastungen von Lehrkräften sind erschütternd, auch wenn sie nicht wirklich überraschen. Und es zeigt sich auch hier: An Schulen in herausfordernder Lage ballen sich die Probleme besonders.
Ein Viertel der Lehrer kann sich in Anbetracht der Lage sogar vorstellen, den Beruf zu wechseln. Allerdings sind insgesamt drei von vier Lehrkräften zufrieden in ihrem Beruf und mit ihrer Schule. Nach dem Motto: Die Hoffnung stirbt zuletzt.
In diesem Sinne wünsche ich auch Ihnen viel Zuversicht für den heutigen Tag und für Ihren Beruf.
Noch immer ist unklar, wie die Digitalisierung von Schulen nach dem Ende des Digitalpakts I weitergehen soll. Doch die Finanzierung ist nicht die einzige Herausforderung, wenn es darum geht, eine erfolgreiche Schul-IT umzusetzen. Zu oft steht noch der Schulleiter oder ein einzelner Lehrer in seiner Rolle als IT-Beauftragter allein vor einem Stapel komplizierter Anträge für neue Geräte oder vor einem riesigen Kabel-Wirrwarr. Nicht selten verzögert sich dadurch der WLAN-Ausbau, und manche Schulen schaffen es nicht, die Fördermittel des Digitalpakts auszuschöpfen.
Anders sieht das in Lübeck aus. “Hier bleibt kein Euro aus dem Digitalpakt übrig”, sagt Farina Steinert, die bei den Stadtwerken Lübeck die Digitalisierung an Lübecks Schulen koordiniert. Das komplette Geld werde in eine “zentrale, standardisierte Infrastruktur gegossen”.
Vor der Pandemie lag in Lübeck die Digitalisierung, wie vielerorts üblich, allein in den Händen des Schulträgers, der Hansestadt Lübeck. Die Stadt organisierte den Bereich Schule mithilfe der Stadt-IT. Doch in der Corona-Zeit wuchsen die digitalen Aufgaben dem Schulträger über den Kopf.
Kurzerhand holte man sich Unterstützung von den Stadtwerken. Diese sind bereits seit 2019 in andere Smart-City-Lösungen eingebunden und gehören zur Hansestadt. Mithilfe des Digitalpakts entstand so eine effektive Arbeitsteilung: Die Stadtwerke kümmern sich um die Technik und IT und die Stadt um die Verwaltung. “Die Anträge beispielsweise für Fördermittel macht die Hansestadt, die haben die Verwaltungs-DNA”, erläutert Koordinatorin Steinert. “Wir kümmern uns um den Support, aber auch die Auswahl der Tools.” Seitens des Trägers gebe es lediglich die strategische Vorgabe, Open Source zu verwenden.
“Schuldigitalisierung ist eine Gemeinschaftsaufgabe von Land, Kommune, Schule“, sagt Sandra Noto, die als Managerin bei PD arbeitet, einem Beratungsunternehmen für Bund, Länder und Kommunen. Für eine möglichst reibungslose Umsetzung seien daher insbesondere die Schnittstellen entscheidend.
“Die Bereitstellung und der Support einer leistungsfähigen digitalen Infrastruktur ist eine veränderte Aufgabe für die Kommunen“, sagt Noto im Gespräch mit Table.Briefings. “Man muss hier viel intensiver mit den Schulen in den Austausch gehen, als wenn man nur Tische und Stühle bereitstellt.”
Das Beratungsunternehmen PD, welches in öffentlicher Hand liegt, unterstützt und berät im Rahmen des Deutschen Aufbau- und Resilienzplans (DARP) Kommunen bei der Digitalisierung von Schulen. Ziel ist es, die Kommunikation zwischen Schule und Träger anzustoßen und strukturell zu verankern. Konkret können das regelmäßige Austauschrunden mit den IT-Verantwortlichen sein oder Datenbanken, in denen häufige Fragen, etwa zu technischen Problemen, gesammelt und beantwortet werden.
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In Lübeck findet dieser direkte Austausch über das eigene Supportsystem statt. Es ist das Herzstück des Digitalisierungsprozesses, den die Stadtwerke zentralisiert, standardisiert und professionalisiert haben. Schulen können dort sowohl Bedarfe als auch Probleme melden, die dann bürokratisch von der Stadt und technisch von den Stadtwerken bearbeitet werden. “Wir machen die Infrastruktur, und Lehrkräfte machen den Unterricht”, sagt Steinert. Ziel sei, dass die Lehrerinnen und Lehrer auf Knopfdruck bekommen, was sie sich wünschen.
“Gerade bei der Frage der leistungsfähigen Bildungsinfrastruktur ist der technische Support zentral”, sagt auch PD-Managerin Noto. Denn es müssten nicht nur digitale Endgeräte, IT-Infrastruktur und WLAN in den Schulen vorhanden sein, sie müssten natürlich auch funktionieren und einsatzbereit sein.
Für Kerstin Drossel, Bildungsforscherin am Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Paderborn, ist die Kooperation zwischen Schule und Schulträger aber noch aus einem anderen Grund entscheidend. Denn erst die enge Zusammenarbeit erlaube eine chancengerechte Schulentwicklung.
“Fachliche und überfachliche Kompetenzen, auch im digitalen Bereich, hängen stark mit der sozialen Herkunft zusammen”, sagt Drossel zu Table.Briefings. Vom Berufsabschluss der Eltern oder der Anzahl der Bücher in einem Haushalt könne man direkt auf die durchschnittlichen digitalen Kompetenzen von Schülern schließen.
“Schulen spielen eine entscheidende Rolle, um diesem Digital Divide entgegenzuwirken”, sagt Drossel. Aktuell würden erfolgreiche Schulentwicklung und Digitalisierung aber noch viel zu oft von dem Engagement einzelner Personen abhängen, kritisiert Drossel. (Eine Studie zur Relevanz des schulischen Kontextes gibt es hier zum Download.)
Das Beispiel Lübeck zeigt, wie viel effektiver Digitalisierung vorangetrieben werden kann, wenn an den Schnittstellen zwischen Schule und Schulträger stärker kooperiert wird. Steinerts Team betreut mittlerweile einen Helpdesk für 70 Schulen und hat 10.000 Endgeräte in den Umlauf gebracht. Das Interesse an dem Modell ist groß, immer wieder bekommt Steinert Anfragen von anderen Kommunen. Dadurch entstehen Synergien und interkommunale Kooperationsmodelle, bei denen weit digitalisierte Kommunen anderen helfen.
“Digitalisierung ist eine neue Regelaufgabe für die Kommunen“, sagt Friederike Jörke, die als Beraterin von PD Kommunen vor Ort unterstützt. Langfristig gehe es darum, die erforderlichen Prozesse für eine funktionierende Schul-IT zu verstetigen. Außerdem müsse das Thema in der Kommune strategisch und nachhaltig verankert werden, sagt Jörke zu Table.Briefings.
Um diese Prozesse langfristig etablieren zu können, hoffen viele Kommunen nun auf die Fortsetzung des Digitalpakts. Denn wie in Lübeck wurden auch andernorts mithilfe der Fördergelder neue IT-Fachkräfte angestellt. Manche dieser Stellen drohen ohne Digitalpakt II gestrichen zu werden. Immerhin in der Hansestadt in Schleswig-Holstein besteht bereits parteiübergreifender Konsens, die Schul-Digitalisierung im Haushalt ausreichend zu berücksichtigen.
Das aktuelle Deutsche Schulbarometer bietet auf den ersten Blick wenig Überraschendes. Aber genau das ist die erschütternde Nachricht, denn das heißt auch: Es wird nicht besser. “Wir sehen in den Ergebnissen die Momentaufnahme eines kranken Systems”, kommentiert Dagmar Wolf, Leiterin des Bereichs Bildung der Robert Bosch Stiftung, die Ergebnisse.
Wie schon beim Schulbarometer im vergangenen Jahr setzten Lehrkräfte das Verhalten der Schüler auf Platz eins der größten Herausforderungen. Dabei beobachten auch immer mehr Lehrer Gewaltvorfälle zwischen Schülern. Auf Platz zwei der aktuellen Herausforderungen folgt die Heterogenität in den Klassen. Dann, wie gehabt, Arbeitsbelastung und Personalmangel. Das geht aus der neuen repräsentativen Lehrerbefragung hervor, die Forsa Ende 2023 für die Robert Bosch Stiftung durchgeführt hat und deren Ergebnisse an diesem Mittwoch veröffentlicht wurden (zum Download). Table.Briefings konnte den Bericht vorab einsehen.
35 Prozent der Lehrkräfte sehen im Verhalten der Schüler die größte Herausforderung in ihrem beruflichen Alltag. Vor allem an Haupt-, Real- und Gesamtschulen (42 Prozent) und an Berufsschulen (46 Prozent) ist das Problem groß. An Berufsschulen ist der Wert im Vergleich zum Jahr zuvor sogar um zehn Prozentpunkte gestiegen.
Auch im Schulbarometer 2023 war das Verhalten der Schüler für 34 Prozent der Lehrkräfte die größte Herausforderung, 2022 lag der Anteil allerdings noch bei 21 Prozent. Der sprunghafte Anstieg im vergangenen Jahr verwunderte zunächst nicht. 2023 war das erste Schuljahr, in dem die Schulen wieder im Regelbetrieb arbeiten konnten und in dem sich dann auch die Folgen der Pandemie deutlich gezeigt haben. Wie groß vor allem die psychischen Belastungen für Schüler waren, haben Studien wie Copsy hinlänglich offenbart.
Nun zeigt sich aber, dass das Phänomen der gestiegenen Verhaltensauffälligkeiten ein Problem ist, das sich offenbar verstetigt. Mehr noch: “Wir erwarten leider auch, dass sich die Zahlen in den kommenden Jahren nicht positiv verändern werden, sondern wir eher noch mit einer Zunahme dieser beobachteten Trends rechnen müssen“, sagt Wolf.
Bei den Verhaltensproblemen geht es besonders um das Sozialverhalten, gefolgt von mangelnder Motivation. Und es kommt offenbar auch immer häufiger zu Gewaltvorfällen. 47 Prozent der befragten Lehrkräfte sehen physische und psychische Gewalt zwischen Schülern als Problem – zunehmend auch an Grundschulen. Und an Schulen in herausfordernder Lage sind es sogar 69 Prozent der Lehrkräfte, zeigt das Schulbarometer, an dem erstmals auch Bildungswissenschaftler wie Uta Klusmann, Nina Jude und Dirk Richter beteiligt waren.
Lesen Sie hier das Interview mit dem Intensivpädagogen Menno Baumann zu Gewalt an Schulen.
Durch die Heterogenität in den Klassen fühlt sich mehr als jede zweite Lehrkraft überfordert, an Grundschulen ist das Problem besonders groß. Diese Überforderung mit der wachsenden Unterschiedlichkeit in der Schülerschaft erleben Lehrkräfte in einer Situation, in der ohnehin viele überlastet sind. Mehr als ein Drittel gab im Schulbarometer an, sich mehrmals in der Woche durch die Arbeit erschöpft zu fühlen. Ein Viertel kann sich vorstellen, den Beruf zu wechseln. Uta Klusmann, die zu Gesundheit von Lehrkräften forscht, sieht in der häufigen Erschöpfung ein “zentrales Symptom von Burnout”.
Das wiederum wirke sich auch auf die Beziehung zu den Schülern und damit auf die Qualität des Unterrichts aus. Lehrer müssten sehr viel Zeit investieren, um das Verhalten in richtige Bahnen zu lenken. Dabei gehe wertvolle Unterrichtszeit verloren. Gerade für Schulen in schwieriger Lage sieht Wolf hier das Problem einer Abwärtsspirale: Denn genau dort seien die Verhaltensprobleme, aber auch die Leistungsdefizite besonders groß. Wenn Lehrer also immer mehr Zeit brauchen, um überhaupt Unterricht zu ermöglichen und dadurch immer mehr in Stress geraten, ließen sich Unterrichtsergebnisse nicht verbessern.
Die Schulen sind auf die wachsende Heterogenität offenbar wenig vorbereitet. Den vorhandenen Förderangeboten an ihrer Schule geben Lehrkräfte, sowohl was Umfang als auch Qualität betrifft, in der Schulbarometer-Befragung Schulnoten zwischen 3 und 4. Am schlechtesten schneidet das Angebot an Berufsschulen ab. Die vorhandenen Ressourcen könnten die Bedarfe nicht abdecken, heißt es im Bericht zum Schulbarometer.
Auch bei sich selbst finden Lehrkräfte Defizite, was den Umgang mit Heterogenität anbelangt. Zwei Drittel der Befragten sehen sich zwar in der Lage, den Unterricht so zu gestalten, dass sie flexibel auf unterschiedliche Bedürfnisse eingehen können. Aber nur jeder Zweite denkt, dass sein Unterricht dabei allen Schülern gerecht wird.
Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang die Haltung zu Inklusion: Nur knapp die Hälfte (45 Prozent) der befragten Lehrer denkt, dass eine inklusive Schule für alle Schüler gewinnbringend ist. 68 Prozent glauben, dass die Qualität des Unterrichts in einer inklusiven Schule leide, und 77 Prozent sind der Ansicht, dass Schüler dabei nicht die spezielle Unterstützung bekommen, die sie brauchen.
Fortbildungen könnten helfen, die Kompetenzen der Lehrkräfte in Bezug auf Heterogenität zu stärken. Allerdings zeigt das neue Schulbarometer, dass Lehrkräfte in Deutschland im OECD-Vergleich weniger Fortbildungen wahrnehmen und sich weniger zu den Themen weiterqualifizieren, die sie als größte Herausforderungen betrachten. Demnach gaben die befragten Lehrkräfte an, dass sich beispielsweise 21 Prozent der genutzten Fortbildungen mit dem Verhalten von Schülern und Klassenführung befasst haben, in anderen OECD-Ländern waren es 50 Prozent, wie aus der internationalen Talis-Studie hervorgeht.
Bei Fortbildungen zur Nutzung digitaler Medien für den Unterricht liegen Lehrkräfte in Deutschland hingegen vorn. 65 Prozent der Lehrkräfte haben sich laut Schulbarometer im vergangenen Jahr mit dem Thema digitale Medien im Unterricht beschäftigt. Allerdings nutzen 39 Prozent digitale Lernangebote kaum, und nur jeder Zweite sieht sich gut vorbereitet auf den Einsatz digitaler Medien, obwohl sich die Mehrheit als kompetent erachtet.
Zum einen liegt das sicher an einem großen Nachholbedarf bei digitalen Kompetenzen. “Aber wir müssen bei der Qualität der Fort- und Weiterbildungen auch genauer hinschauen”, sagt Wolf. Hier gebe es noch Steuerungsbedarf. Das betrifft nicht nur Fortbildungen zur Nutzung digitaler Medien, sondern vor allem auch zum Umgang mit Heterogenität in den Schulen, um Antworten auf die großen Herausforderungen an Schule zu finden.
Das BMBF hat der Kultusministerkonferenz seine konkreten Vorstellungen, wie es mit dem Digitalpakt weitergehen soll, nicht bis zum vergangenen Freitag mitgeteilt. Zu Beginn der Vorwoche hatte KMK-Präsidentin Christine Streichert-Clivot in einem Brief an Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger die klare Erwartungshaltung geäußert, “dass Ihr Haus den zugesagten Rahmentext bis spätestens 19. April 2024 übersendet”. Nun heißt es vonseiten der KMK auf Anfrage von Table.Briefings: “Frau Bundesministerin Stark-Watzinger hat den Ländern zum 19. April eine Antwort auf unser Schreiben zukommen lassen.” Diese habe aber nicht den Rahmentext enthalten, der laut KMK nach dem gemeinsam vereinbarten Zeitplan vorgesehen war. Eine Sprecherin des BMBF teilte Table.Briefings demgegenüber mit, dass die Länder den Text “zum vereinbarten Termin vor der nächsten Staatssekretärsrunde” erhalten würden.
Damit zeichnet sich ab, dass der Rahmentext vom BMBF wohl erst Ende dieser Woche vorliegen wird. Hinter den Kulissen ist der Unmut auf Länderseite groß, da damit nur wenige Tage Zeit bleiben vor den nächsten Bund-Länder-Verhandlungen zum Digitalpakt II. Sie sind für Dienstag, 30. April, angesetzt.
Was diesen Termin zusätzlich brisant macht: Bis zum 2. Mai müssen die verschiedenen Bundesministerien dem Finanzministerium ihre Sparvorschläge für den Haushalt 2025 vorlegen. Deshalb – so ist es im Hintergrund zu hören – gehen die Länder fest davon aus, dass man im BMBF am 30. April wissen wird, welches Finanzvolumen ein Digitalpakt II haben soll. Streichert-Clivot hatte in ihrem Schreiben darauf gepocht, dass es sich mindestens am Digitalpakt I inklusive seiner drei Zusatzvereinbarungen orientieren müsse. In Summe wären das 7,15 Milliarden Euro. Davon trägt der Bund 90 Prozent.
Das BMBF hat bereits deutlich gemacht, dass es aus Sicht des Bundes künftig eine 50/50-Finanzierung geben müsse. “Der Bund hat einseitig entschieden, die Finanzierungsbedingungen zu verändern”, sagte Streichert-Clivot dazu im Deutschlandfunk. Diesen Punkt hätten die Länder definitiv noch nicht angenommen. Mitte Mai läuft der Digitalpakt I aus. Die kommende Woche sollte Licht ins Dunkel bringen, wie es danach weitergeht. Holger Schleper
Aus den Ländern gibt es Kritik an der geplanten Bafög-Reform der Bundesregierung. Das geht aus den Ausschussempfehlungen des Bundesrats hervor, der sich an diesem Freitag mit dem Gesetzentwurf befasst. Darin fordern die Länder unter anderem, die Bedarfssätze um zwölf Prozent und damit auf Bürgergeld-Niveau anzuheben. Der derzeitige Bafög-Bedarf für Studierende liege mit 452 Euro deutlich unter dem Grundbedarf beim Bürgergeld. “Eine derartige Ungleichberechtigung ist nicht zu rechtfertigen”, heißt es in den Empfehlungen des federführenden Ausschusses für Kulturfragen und des Ausschusses für Arbeit, Integration und Sozialpolitik.
Außerdem sprechen sich die Länder dafür aus, die im Bafög enthaltene Wohnpauschale von derzeit 360 Euro im weiteren Gesetzgebungsverfahren an das örtliche Mietniveau entsprechend der bereits vorhandenen Mietstufen im Wohngeldgesetz vorzunehmen. Zudem befürchten sie, dass der Aufwand für die Verwaltungen durch die Reform steigen könnte. “Insbesondere vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels kann ein Mehraufwand, dem weder akut noch perspektivisch Arbeitskapazitäten gegenüberstehen, zu weiteren Verzögerungen in der Bearbeitung von Bafög-Anträgen führen“, schreiben die Länder.
Sie kritisieren, dass die Rechnung des BMBF zum erwarteten Verwaltungsaufwand nicht schlüssig sei. So werde mit einer Zeitersparnis von vier Stunden pro Antrag kalkuliert, weil die Einkommen der Geschwister nicht mehr angerechnet werden. Dies sei jedoch “unter keinem Gesichtspunkt nachvollziehbar”. Realistisch seien “maximal drei Stunden, im Durchschnitt eher eineinhalb bis zwei Stunden”.
Auch die geplante Einführung eines Flexibilitätssemesters, mit dem die Förderhöchstdauer um ein Semester über die Regelstudienzeit hinaus verlängert werden kann, sorge laut den Ländern für “unnötigen Verwaltungsaufwand“. Sie sprechen sich daher dafür aus, die Förderhöchstdauer grundsätzlich um zwei Semester zu verlängern.
Die Empfehlungen der Ausschüsse sind für den Bundesrat nicht bindend. Ob und welche Empfehlungen in die offizielle Stellungnahme einfließen, entscheidet sich erst in der Sitzung am Freitag. Da es sich außerdem um ein nicht zustimmungspflichtiges Gesetz handelt, kann die Länderkammer das Vorhaben ohnehin nicht blockieren, sondern nur Stellung dazu nehmen. Maximilian Stascheit
Die Geschäftsführerin der Hertie-Stiftung, Elisabeth Niejahr, wirbt für mehr Demokratiebildung in Schulen. “Demokratiebildung muss an ganz vielen Orten Chefsache sein”, sagte die Journalistin und Buchautorin am Montag im Podcast Table.Today. Neben Politik und Medien sieht sie die Schulen dabei in einer besonderen Verantwortung: “Die Schule ist nun mal ein Ort, wo wir Menschen aus allen Bevölkerungsgruppen und ganz unterschiedlichen Milieus erreichen.” Der Staat habe hier auch den Auftrag, “etwas Sinnvolles zu vermitteln”.
Bei der Europawahl im Juni darf in Deutschland erstmals jeder ab 16 Jahren zur Wahl gehen. Auch in vielen Bundesländern wurde das Wahlalter für Landtags- und/oder Kommunalwahlen bereits auf 16 Jahre abgesenkt. Nicht zuletzt deshalb sei es wichtig, junge Menschen frühzeitig an die Funktion des politischen Systems heranzuführen, findet Niejahr: “Das verpflichtet die Schulen nochmal mehr, wirklich mündige Bürger heranzubilden und den Jugendlichen, die wählen, die nötigen intellektuellen Ressourcen zu vermitteln.”
In den Schulen komme das Thema Demokratiebildung aus ihrer Sicht jedoch noch zu kurz. Umfragen zeigten, dass Schulleiter das Thema grundsätzlich für sehr wichtig erachten. “Wenn man die gleichen Leute fragt, womit sie dann wirklich Zeit verbringen, kommt Demokratiebildung ziemlich weit hinten“, berichtet Niejahr. Das liege daran, dass sie im Alltag Themen wie Digitalisierung, Personalmangel und Corona-Spätfolgen priorisieren müssten.
Eine Chance sieht Niejahr im Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung, der ab dem Schuljahr 2026/27 schrittweise eingeführt werden soll. “Es gibt eine Menge gute Modelle, wie Jugendliche zum Beispiel im Nachmittagsprogramm oder in der Projektwoche Demokratie üben können”, meint Niejahr. Dafür empfiehlt sie den Ländern, auch externe Partner wie Museen oder Gedenkstätten mit ins Boot zu holen. max
Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) NRW hält die Integration von mehr als 30.000 geflüchteten Kindern und Jugendlichen in die Regelklassen im kommenden Schuljahr für kaum umsetzbar. “Vor Ort sollen praxisnahe, passende Lösungen für die Kinder und Jugendlichen gefunden werden. Dies erscheint vor dem Hintergrund fehlender Lehrkräfte, fehlender Schulsozialarbeit, zu großer Klassen und fehlender Räumlichkeiten fast unmöglich”, sagte Anne Deimel, Vorsitzende vom VBE NRW, Table.Briefings.
Rund 33.000 geflüchtete Kinder und Jugendliche müssen Nordrhein-Westfalens Schulen zum kommenden Schuljahr in die Regelklassen integrieren, berichtete die Rheinische Post. Denn für viele Schülerinnen und Schüler ende dann die Zeit in den Willkommensklassen. “Das führt in diesem Sommer zu einer noch nie dagewesenen Wanderungsbewegung von Schülerinnen und Schülern”, zitiert die Zeitung Wolfgang Siebeck von der Schulleitungsvereinigung NRW. Bildungsministerin Dorothee Feller (CDU) spricht von einer “gewaltigen Aufgabe”.
Auf Anfrage von Table.Briefings weist das Schulministerium darauf hin, dass der Übergang in eine Regelklasse nur für einen kleinen Teil der Schülerinnen und Schüler mit einem Schulwechsel verbunden sei. “Nach vorläufigen Zahlen geht das Schulministerium davon aus, dass ein Großteil der neu zugewanderten Schülerinnen und Schüler auch nach Zuordnung zu einem Bildungsgang an der aktuell von ihnen besuchten Schulen verbleiben wird.” Etwa zehn Prozent der Schülerinnen und Schüler, die aktuell die Deutschförderung besuchen, würden diese beenden und an eine andere Schule wechseln – davon die Hälfte im Übergang von der Grundschule an eine weiterführende Schule.
Darüber hinaus heißt es aus dem Schulministerium, dass in den vergangenen beiden Jahren 5.313 zusätzliche Stellen für die Beschulung geflüchteter Schülerinnen und Schüler eingerichtet worden seien. “Mit dem Übergang von Schülerinnen und Schülern in den Regelunterricht werden auch diese Stellen verlagert, um die fluchtbedingt erhöhten Grund- und Ganztagsbedarfe in den Regelsystemen abzudecken.” hsc
Der Nachhilfe-Anbieter GoStudent brachte am Montag eine KI-gestützte Lernplattform auf den Markt, die Schülerinnen und Schülern ein individuelleres Lernen ermöglichen soll. Zu den neuen Funktionen gehört eine KI-Lernassistentin, die auf die Lehrpläne der Länder abgestimmt ist. Außerdem gibt es einen intelligenten Algorithmus, der die Fähigkeiten und Gewohnheiten der Nutzer analysiert.
Die Schüler sollen dadurch Lerninhalte, Aufgaben oder Quizze passend zu ihrem Lernniveau erhalten. Die KI-Tutorin Amelia soll die Lernenden bei ihren Hausaufgaben unterstützen und ihnen Erklärungen bieten. Schüler könnten sogar ihre Hausaufgaben einscannen und sich darauf Feedback geben lassen, teilte GoStudent mit.
Die neue Plattform GoStudent Learning ist zwar direkt über das Dashboard zugänglich, muss allerdings zusätzlich für knapp 15 Euro monatlich erworben werben. Schullizenzen gibt es keine, der Fokus liege momentan allein auf Unterstützung der Nachhilfeschüler, teilte GoStudent auf Anfrage von Table.Briefings mit.
Das Angebot sei durch eine Kapitalerhöhung des Nachhilfe-Anbieters von 95 Millionen US-Dollar im August 2023 möglich. Damals erhöhte GoStudent sein Kapital mit einer Mischung aus Eigen- und Fremdkapital, an der sich die Deutsche Bank und verschiedene Investoren beteiligten. Zuvor hatte der aus Österreich kommende, international agierende Anbieter den Wettbewerber Studienkreis gekauft. Das rasante Wachstum des Nachhilfe-Anbieters wurde von Beobachtern teils kritisch gesehen. Wie viel die Entwicklung der neuen Lernplattform kostete, wollte GoStudent auf Anfrage nicht mitteilen. vkr
Unionspolitiker Henning Rehbaum, Berichterstatter für Fachkräfte im Verkehrssektor, kritisiert, dass die Bundesregierung den Fahrpersonalmangel in Deutschland zwar erkannt habe, “aber immer noch viel zu unbeherzt bekämpft”. Geht es nach ihm, sollte etwa die Ausbildung für Berufskraftfahrer dringend verschlankt werden. Auf eine Kleine Anfrage der Unionsfraktion zum Fachpersonalmangel hatte das Bundesverkehrsministerium kürzlich geantwortet, die Bundesregierung arbeite “mit Nachdruck an der Verbesserung der Rahmenbedingungen in diesem Berufsfeld” (zum Download). Dabei verwies das Ministerium unter anderem auf die Ausbildungsgarantie.
Außerdem soll der Berufszugang für ausländische Fachkräfte leichter werden, indem eine beschleunigte Grundqualifikation für Berufskraftfahrer in acht Fremdsprachen möglich wird. Rehbaum kritisiert aber, die Liste der Fremdsprachen hätte noch länger ausfallen müssen. Mit Blick auf den Berufs- und Schulverkehr, für den Busse oft nur zwei Stunden im Einsatz sind, sagte er Table.Briefings: “Das kann zum Beispiel für Menschen, die in Teilzeit, im Nebenberuf oder neben dem Studium arbeiten wollen, sehr attraktiv sein.”
Vier von zehn Bus- und Straßenbahnfahrern sind in Deutschland älter als 55 Jahre. In keinem anderen Berufsfeld ist der Anteil der Beschäftigten, die kurz vor dem Ruhestand stehen, so groß. Das geht aus einer Studie des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (Kofa) des arbeitgebernahen Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) hervor (zum Download). Sie zeigt, dass sich die Fachkräftelücke vor allem im Bereich Verkehr und Logistik bald noch verschärft, etwa auch bei Berufskraftfahrern im Lkw- und Güterverkehr.
Insgesamt fehlen laut Studie künftig vor allem Fachkräfte mit Berufsausbildung: Bis zu 4,5 Millionen sollen in den kommenden zehn Jahren altersbedingt den Arbeitsmarkt verlassen – jeder Vierte. Anders als bei Jobs mit höheren Anforderungsniveaus kommen deutlich weniger jüngere Beschäftigte nach.
Bei Bus- und Straßenbahnfahrern konnten 3.600 Stellen schon 2023 nicht besetzt werden, 89 Prozent mehr als im Vorjahr. “Das ist auch auf einen erhöhten Personalbedarf infolge der Mobilitätswende zurückzuführen”, sagte Studienautor Jurek Tiedemann zu Table.Briefings. Gleichzeitig bremse der Personalmangel die Verkehrswende aus. Um den Bedarf zu decken, gelte es, den Quereinstieg weiter zu fördern und zu verhindern, dass Beschäftigte schon vor Renteneintrittsalter den Arbeitsmarkt verlassen. “Das Fundament von allem ist aber die Ausbildung.” Anna Parrisius
Als die Universitäten in Nordrhein-Westfalen 2009 von Staatsexamen auf Bachelor und Master umstellten, war das für Myrle Dziak-Mahler die Gelegenheit, die Lehrkräftebildung ein gutes Stück besser zu machen. Sie bekam die Möglichkeit, das Zentrum für Lehrer*innenbildung (ZfL) in Köln aufzubauen. Für die Deutsch- und Geschichtslehrerin, die selbst angehende Geschichtslehrkräfte ausgebildet hatte, besonders wichtig: Sie wollte die Studierenden in den Fokus stellen.
Inzwischen ist das ZfL zentrale Anlaufstelle für die rund 13.000 Lehramtsstudierenden der Universität zu Köln und verantwortet den reibungslosen Ablauf der Lehramtsstudiengänge. Der Aufgabe am ZfL widmete Dziak-Mahler sich für elf Jahre. “Das war für mich ein Lebensprojekt, ich habe die Möglichkeit ergriffen, als Rädchen im System etwas zu verändern.”
Inzwischen unterstützt Dziak-Mahler Lehrkräfte auf andere Weise: Seit 2024 ist sie Geschäftsführerin der lernlog gGmbH, einer Initiative der “Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft”. Diese entwickelt eine Web-App für Schulen, die das selbstorganisierte Lernen von Schülern unterstützen soll. In offenen Lern-Settings dient sie als Logbuch und Navigationshilfe. Für Dziak-Mahler soll das die Entwicklung von Lehrkräften hin zu ihrer neuen Rolle erleichtern: der des Lernbegleiters.
In der Ausbildung von Lehrkräften sieht Dziak-Mahler nach wie vor großen Handlungsbedarf. Wenn heute Berichte über schlechte Bedingungen im Referendariat als Einzelfälle abgetan würden, ärgert das die 60-Jährige. “Für uns muss jedes Kind, jede Schülerin, jeder Student und jede Lehramtsanwärterin wichtig und unabkömmlich sein.”
Ihre Änderungswünsche sind weitreichend: Geht es nach Dziak-Mahler, braucht es nicht weniger als ein neues für die Lehrerbildung. ”Wenn ich etwas zu entscheiden hätte, gäbe es jetzt 16 verschiedene Experimente in 16 Bundesländern.” Jedes Land würde sich einem anderen Thema widmen – und sich verpflichten, die Ergebnisse der anderen hinterher zu implementieren.
Das aktuelle Studium nach Schulformen findet Dziak-Mahler “schlicht verkehrt”. Die Bildung der Kinder und Jugendlichen sollte eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sein, und Schulen sollten Lernorte für lebenslanges Lernen werden. Das Studium müsste sich daher auch nicht an Schulformen oder Fächern orientieren wie bisher, sondern an Altersgruppen und Schwerpunkten. Die Schwerpunkte könnten dabei fachlich sein – beispielsweise naturwissenschaftliches Lernen – oder überfachlich – wie Inklusion oder Projektarbeit. In jedem Fall sollte das Lehramtsstudium dual sein, damit die angehenden Lehrkräfte gleichermaßen theoretisch wie praktisch ausgebildet werden.
Wie wichtig gerade die individuelle Begleitung von Schülern ist, weiß Dziak-Mahler aus eigener Erfahrung: Als sie 1989 ihr Studium zur Lehrerin begann, gab es noch keinen Lehrkräftemangel – im Gegenteil. Sie wartete daher länger auf einen Platz für das Referendariat und arbeitete derweil als Förderlehrerin, wie schon während des Studiums. Dabei unterstützte sie Jugendliche, die ungern in die Schule gingen und auffällig hohe Fehlzeiten hatten. Nach sechs bis zwölf Monaten Förder- und Werkstattunterricht wurden sie wieder in den Regelunterricht integriert.
Eine von Dziak-Mahlers Lieblingsaufgaben als Geschäftsführerin von lernlog sind heute ihre Besuche bei Entwicklerschulen, mit denen die Software partizipativ weiterentwickelt wird. Ihr sei der Abschied aus der Schule nicht leichtgefallen. Umso schöner sei es, nun wieder eng mit Schulen arbeiten zu dürfen. “Für mich schließt sich ein Kreis.” Kira Münsterberg
Research.Table: Evaluation des Hochschulpakts: Studienplätze geschaffen, Befristungen aufgebaut. Der mit insgesamt 39 Milliarden Euro ausgestattete Hochschulpakt 2020 war eine Reaktion auf steigende Studierendenzahlen. Mit pauschalen Zahlungen an die Hochschulen sollten alle Studienwilligen ein Platz erhalten. Die Erreichung dieses und anderer Ziele hat der Wissenschaftsrat in einer Evaluation untersucht. Mehr
Research.Table: CHE: Rund die Hälfte der Studierenden bleibt fürs Studium in Heimatnähe. Zwischen dem Ort, an dem die Hochschulzugangsberechtigung erworben wurde, und der Hochschule liegen oft weniger als 50 Kilometer. Eine Ausnahme bilden die Studienfächer Psychologie und Medizin. Mehr
rbb: Nach Brandbrief – Verfahren gegen Schüler eingestellt. Es ist nun ein Jahr her, dass sich zwei Lehrkräfte aus Brandenburg mit einem Brandbrief an Politik und Öffentlichkeit wandten, um die rechtsextremistischen Vorfälle an ihrer Schule in Burg aufzuzeigen. Was sich in diesem Jahr verändert hat, betrachtet eine Reportage des rbb. Juristisch sind die Ermittlungen gegen Schüler wegen Hakenkreuzschmierereien und Zeigen des Hitlergrußes jetzt abgeschlossen. Von den sieben Ermittlungsverfahren wurden fünf eingestellt. Der neue Schulleiter sieht in den Vorfällen den jugendlichen Versuch von Provokation und kein Anzeichen für tatsächliche rechtsextreme Gesinnung. (Rechtsextremistische Vorfälle in Burg: Fast alle Verfahren eingestellt)
Deutschlandfunk: Bayern – Auffangschulen für letzten G8-Jahrgang. Nach der bayrischen Rückkehr zum G9-Gymnasium steht in diesem Schuljahr ein besonderer Abiturjahrgang an: das letzte Abitur in G8. Im nächsten Schuljahr wird es also keinen Abi-Jahrgang geben. Hier stellt sich also die Frage, was mit den Schülern passiert, die ihr Abitur nicht bestehen. Die durchgefallenen G8-Schüler müssen zwar ihr Abitur wiederholen, aber ihre Schulzeit wird sich im Vergleich zu bisherigen G8-Schülern, die in früheren Jahren ihr Abitur wiederholen mussten, nicht verlängern. In Bayern wird es 45 Gymnasien geben, die darauf spezialisiert sind, als Auffangbecken für diese Schüler zu fungieren und ihnen zu ermöglichen, sich erneut auf das Abitur vorzubereiten – und das innerhalb eines Jahres. Die gleichen Schulen werden es auch Schülern aus dem ersten G9-Jahrgang ermöglichen, eine Klasse zu überspringen. (Abitur in Bayern: Welche Folgen hat die Rückkehr zu G9)
Tagesschau: NRW – War das Erdkunde-Abitur zu anspruchsvoll? Beim diesjährigen Erdkunde-Abitur in NRW beschwerten sich viele Abiturienten in Form einer Petition darüber, dass dieses zu schwierig gewesen sei. Inzwischen haben fast 7.000 Personen diese unterschrieben. Nach Abiturprüfungen gibt es immer wieder Unterschriftensammlungen dazu, dass einzelne Prüfungen zu anspruchsvoll seien und dies in die Bewertung einfließen solle. So wird die Forderung erhoben, pauschal alle Klausuren einen Notenpunkt besser zu bewerten. Tatsächlich verändert haben solche Forderungen die Bewertung einer Abiturprüfung noch nie. (Schüler starten Online-Petition gegen Erdkunde-Abitur)
NZZ: Schweiz – Neue Ausbildungsformen für mehr Azubis in Gastronomie. Auch in der Schweizer Gastronomie gibt es zu wenig Auszubildende. Daher haben sich jetzt mehrere Betriebe mit dem Gastrolehrverbund Zürich zusammengetan und ein neues Ausbildungsprogramm entworfen. Die einjährige Ausbildung umfasst Workshops an Berufsschulen. Zudem wird die Ausbildungen nicht nur bei einem Betrieb abgeschlossen, sondern die Azubis werden in verschiedenen Unternehmen angelernt. Außerdem werden den ihnen sechs Wochen Ferien und dreizehn Monatsgehälter zugesagt. (Mehr Lohn, mehr Ferien und verschiedene Betriebe sehen: So wollen Stadtzürcher Restaurants mehr Junge für eine Gastro-Lehre begeistern)
Tagesspiegel: Was die CDU im Bildungsressort bisher erreicht hat. Der Tagesspiegel zieht Zwischenbilanz, wie viele der Vorhaben der neuen Regierung bereits umgesetzt wurden. In manchen Bereichen gibt es Fortschritte, bei anderen lassen die Erfolge noch auf sich warten. Um die Abbrecherquote im Grundschullehramt zu reduzieren, wurde beispielsweise eine Expertenkommission gegründet, die ihren Bericht im Juni vorlegen wird. Berufsorientierung sollte gefördert werden. Hierfür wurde ein Programm zusammen mit der Handelskammer gestartet, das schon in der Grundschule ansetzen soll. Zur vermehrten Berufsorientierung gehört außerdem die Ausweitung der Fächer Wirtschaft und Technik. Die Praktika während der Schulzeit werden zudem verbindlich ausgebaut. (Mehr Lehrer, schnellerer Schulbau, Integration: Was aus den Bildungsplänen der Berliner CDU wurde)
24. April 2024, 11.30 Uhr
Öffentliche Sitzung 70. Sitzung des Bildungsausschusses
Auf der Tagesordnung steht der “Bericht der Bundesregierung zur Umsetzung der Zukunftsstrategie Forschung und Innovation”. Zudem berät der Ausschuss über den Antrag der CDU/CSU-Fraktion Studierende finanziell entlasten – Studienkredit der Kreditanstalt für Wiederaufbau wieder zu einem geeigneten Instrument der Studienfinanzierung machen”. Die Sitzung wird im Livestream übertragen. LIVESTREAM
30. April 2024, 14.00 bis 16.00 Uhr, online
Webinar Future Skills in der Schule: Selbst-, Daten- und Demokratiekompetenz
Verschiedene Gastredner erklären, wie Future Skills schon in der Lehrerbildung vermittelt werden können und warum Datenkompetenz wichtig für die Demokratie ist. Es gibt zwei Workshops zur Medienkompetenz von Schülern und zur Stärkung von Projektarbeit. ANMELDUNG
2. Mai 2024, 17.00 Uhr bis 4. Mai 12.00 Uhr, Dresden
Kongress Bundeskongress für längeres gemeinsames Lernen: Schule kann anders!
Die Gesamtschule ermöglicht in Sachsen als neue Schulform nun ein längeres, gemeinsames Lernen. Wie das aussehen sollte, darum geht es bei dieser Veranstaltung in Workshops, Hospitationen und Diskussionen mit Politikern und Schulvertretern. ANMELDUNG
7. Mai 2024, 13.00 bis 16.00 Uhr, online
Videokonferenz Digitales Klassenzimmer 2024: Die sofatutor Bildungskonferenz
Generationenforscher Klaus Hurrelmann stellt eine Wirksamkeitsstudie zum Nachhilfeanbieter sofatutor vor. Danach soll es Einblicke geben zum Startchancen-Programm, ein Panel mit Kunden und eine Vorstellung von Produktneuheiten. ANMELDUNG
an diesem Mittwoch startet die Konferenz Bildung Digitalisierung. Das Who is Who der digitalen Bildungswelt kommt zwei Tage lang zu spannenden Diskussionen zusammen. Ein Thema wird sicher auch der Digitalpakt sein und seine wackelige Zukunft. Denn vom Bund gibt es bislang zwar eine Beteuerung zur Fortführung, aber noch keine Verbindlichkeit. Das versetzt nicht nur Bildungspolitiker auf Landesebene in Unruhe, sondern vor allem auch Schulträger, die letztlich für die Schuldigitalisierung verantwortlich sind. Eine herausfordernde Aufgabe, wieVera Kraft im Vorfeld der Konferenz recherchiert hat. Sie hat dabei aber auch ein Beispiel gefunden, wie es gut laufen kann.
Dass Schulen bei der Digitalisierung nicht abgehängt werden, ist auch mit Blick auf Chancengerechtigkeit wichtig. Daher steht die Konferenz auch unter dem Motto: “Mind the Gap – Chancengerechtigkeit im Zeichen des Digital Divide”. Doch tatsächlich geht die soziale Schere zwischen den Schülern und Schulen immer weiter auf. Das zeigt auch das neue Deutsche Schulbarometer, das die Robert Bosch Stiftung an diesem Mittwoch veröffentlicht hat. Die Zahlen aus der Lehrkräftebefragung zu Herausforderungen, Schülergewalt und Belastungen von Lehrkräften sind erschütternd, auch wenn sie nicht wirklich überraschen. Und es zeigt sich auch hier: An Schulen in herausfordernder Lage ballen sich die Probleme besonders.
Ein Viertel der Lehrer kann sich in Anbetracht der Lage sogar vorstellen, den Beruf zu wechseln. Allerdings sind insgesamt drei von vier Lehrkräften zufrieden in ihrem Beruf und mit ihrer Schule. Nach dem Motto: Die Hoffnung stirbt zuletzt.
In diesem Sinne wünsche ich auch Ihnen viel Zuversicht für den heutigen Tag und für Ihren Beruf.
Noch immer ist unklar, wie die Digitalisierung von Schulen nach dem Ende des Digitalpakts I weitergehen soll. Doch die Finanzierung ist nicht die einzige Herausforderung, wenn es darum geht, eine erfolgreiche Schul-IT umzusetzen. Zu oft steht noch der Schulleiter oder ein einzelner Lehrer in seiner Rolle als IT-Beauftragter allein vor einem Stapel komplizierter Anträge für neue Geräte oder vor einem riesigen Kabel-Wirrwarr. Nicht selten verzögert sich dadurch der WLAN-Ausbau, und manche Schulen schaffen es nicht, die Fördermittel des Digitalpakts auszuschöpfen.
Anders sieht das in Lübeck aus. “Hier bleibt kein Euro aus dem Digitalpakt übrig”, sagt Farina Steinert, die bei den Stadtwerken Lübeck die Digitalisierung an Lübecks Schulen koordiniert. Das komplette Geld werde in eine “zentrale, standardisierte Infrastruktur gegossen”.
Vor der Pandemie lag in Lübeck die Digitalisierung, wie vielerorts üblich, allein in den Händen des Schulträgers, der Hansestadt Lübeck. Die Stadt organisierte den Bereich Schule mithilfe der Stadt-IT. Doch in der Corona-Zeit wuchsen die digitalen Aufgaben dem Schulträger über den Kopf.
Kurzerhand holte man sich Unterstützung von den Stadtwerken. Diese sind bereits seit 2019 in andere Smart-City-Lösungen eingebunden und gehören zur Hansestadt. Mithilfe des Digitalpakts entstand so eine effektive Arbeitsteilung: Die Stadtwerke kümmern sich um die Technik und IT und die Stadt um die Verwaltung. “Die Anträge beispielsweise für Fördermittel macht die Hansestadt, die haben die Verwaltungs-DNA”, erläutert Koordinatorin Steinert. “Wir kümmern uns um den Support, aber auch die Auswahl der Tools.” Seitens des Trägers gebe es lediglich die strategische Vorgabe, Open Source zu verwenden.
“Schuldigitalisierung ist eine Gemeinschaftsaufgabe von Land, Kommune, Schule“, sagt Sandra Noto, die als Managerin bei PD arbeitet, einem Beratungsunternehmen für Bund, Länder und Kommunen. Für eine möglichst reibungslose Umsetzung seien daher insbesondere die Schnittstellen entscheidend.
“Die Bereitstellung und der Support einer leistungsfähigen digitalen Infrastruktur ist eine veränderte Aufgabe für die Kommunen“, sagt Noto im Gespräch mit Table.Briefings. “Man muss hier viel intensiver mit den Schulen in den Austausch gehen, als wenn man nur Tische und Stühle bereitstellt.”
Das Beratungsunternehmen PD, welches in öffentlicher Hand liegt, unterstützt und berät im Rahmen des Deutschen Aufbau- und Resilienzplans (DARP) Kommunen bei der Digitalisierung von Schulen. Ziel ist es, die Kommunikation zwischen Schule und Träger anzustoßen und strukturell zu verankern. Konkret können das regelmäßige Austauschrunden mit den IT-Verantwortlichen sein oder Datenbanken, in denen häufige Fragen, etwa zu technischen Problemen, gesammelt und beantwortet werden.
Lesen Sie auch: Ein Standpunkt von Daniela Schneckenburger, warum die Trennung von inneren und äußeren Schulangelegenheiten nicht mehr zeitgemäß ist.
In Lübeck findet dieser direkte Austausch über das eigene Supportsystem statt. Es ist das Herzstück des Digitalisierungsprozesses, den die Stadtwerke zentralisiert, standardisiert und professionalisiert haben. Schulen können dort sowohl Bedarfe als auch Probleme melden, die dann bürokratisch von der Stadt und technisch von den Stadtwerken bearbeitet werden. “Wir machen die Infrastruktur, und Lehrkräfte machen den Unterricht”, sagt Steinert. Ziel sei, dass die Lehrerinnen und Lehrer auf Knopfdruck bekommen, was sie sich wünschen.
“Gerade bei der Frage der leistungsfähigen Bildungsinfrastruktur ist der technische Support zentral”, sagt auch PD-Managerin Noto. Denn es müssten nicht nur digitale Endgeräte, IT-Infrastruktur und WLAN in den Schulen vorhanden sein, sie müssten natürlich auch funktionieren und einsatzbereit sein.
Für Kerstin Drossel, Bildungsforscherin am Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Paderborn, ist die Kooperation zwischen Schule und Schulträger aber noch aus einem anderen Grund entscheidend. Denn erst die enge Zusammenarbeit erlaube eine chancengerechte Schulentwicklung.
“Fachliche und überfachliche Kompetenzen, auch im digitalen Bereich, hängen stark mit der sozialen Herkunft zusammen”, sagt Drossel zu Table.Briefings. Vom Berufsabschluss der Eltern oder der Anzahl der Bücher in einem Haushalt könne man direkt auf die durchschnittlichen digitalen Kompetenzen von Schülern schließen.
“Schulen spielen eine entscheidende Rolle, um diesem Digital Divide entgegenzuwirken”, sagt Drossel. Aktuell würden erfolgreiche Schulentwicklung und Digitalisierung aber noch viel zu oft von dem Engagement einzelner Personen abhängen, kritisiert Drossel. (Eine Studie zur Relevanz des schulischen Kontextes gibt es hier zum Download.)
Das Beispiel Lübeck zeigt, wie viel effektiver Digitalisierung vorangetrieben werden kann, wenn an den Schnittstellen zwischen Schule und Schulträger stärker kooperiert wird. Steinerts Team betreut mittlerweile einen Helpdesk für 70 Schulen und hat 10.000 Endgeräte in den Umlauf gebracht. Das Interesse an dem Modell ist groß, immer wieder bekommt Steinert Anfragen von anderen Kommunen. Dadurch entstehen Synergien und interkommunale Kooperationsmodelle, bei denen weit digitalisierte Kommunen anderen helfen.
“Digitalisierung ist eine neue Regelaufgabe für die Kommunen“, sagt Friederike Jörke, die als Beraterin von PD Kommunen vor Ort unterstützt. Langfristig gehe es darum, die erforderlichen Prozesse für eine funktionierende Schul-IT zu verstetigen. Außerdem müsse das Thema in der Kommune strategisch und nachhaltig verankert werden, sagt Jörke zu Table.Briefings.
Um diese Prozesse langfristig etablieren zu können, hoffen viele Kommunen nun auf die Fortsetzung des Digitalpakts. Denn wie in Lübeck wurden auch andernorts mithilfe der Fördergelder neue IT-Fachkräfte angestellt. Manche dieser Stellen drohen ohne Digitalpakt II gestrichen zu werden. Immerhin in der Hansestadt in Schleswig-Holstein besteht bereits parteiübergreifender Konsens, die Schul-Digitalisierung im Haushalt ausreichend zu berücksichtigen.
Das aktuelle Deutsche Schulbarometer bietet auf den ersten Blick wenig Überraschendes. Aber genau das ist die erschütternde Nachricht, denn das heißt auch: Es wird nicht besser. “Wir sehen in den Ergebnissen die Momentaufnahme eines kranken Systems”, kommentiert Dagmar Wolf, Leiterin des Bereichs Bildung der Robert Bosch Stiftung, die Ergebnisse.
Wie schon beim Schulbarometer im vergangenen Jahr setzten Lehrkräfte das Verhalten der Schüler auf Platz eins der größten Herausforderungen. Dabei beobachten auch immer mehr Lehrer Gewaltvorfälle zwischen Schülern. Auf Platz zwei der aktuellen Herausforderungen folgt die Heterogenität in den Klassen. Dann, wie gehabt, Arbeitsbelastung und Personalmangel. Das geht aus der neuen repräsentativen Lehrerbefragung hervor, die Forsa Ende 2023 für die Robert Bosch Stiftung durchgeführt hat und deren Ergebnisse an diesem Mittwoch veröffentlicht wurden (zum Download). Table.Briefings konnte den Bericht vorab einsehen.
35 Prozent der Lehrkräfte sehen im Verhalten der Schüler die größte Herausforderung in ihrem beruflichen Alltag. Vor allem an Haupt-, Real- und Gesamtschulen (42 Prozent) und an Berufsschulen (46 Prozent) ist das Problem groß. An Berufsschulen ist der Wert im Vergleich zum Jahr zuvor sogar um zehn Prozentpunkte gestiegen.
Auch im Schulbarometer 2023 war das Verhalten der Schüler für 34 Prozent der Lehrkräfte die größte Herausforderung, 2022 lag der Anteil allerdings noch bei 21 Prozent. Der sprunghafte Anstieg im vergangenen Jahr verwunderte zunächst nicht. 2023 war das erste Schuljahr, in dem die Schulen wieder im Regelbetrieb arbeiten konnten und in dem sich dann auch die Folgen der Pandemie deutlich gezeigt haben. Wie groß vor allem die psychischen Belastungen für Schüler waren, haben Studien wie Copsy hinlänglich offenbart.
Nun zeigt sich aber, dass das Phänomen der gestiegenen Verhaltensauffälligkeiten ein Problem ist, das sich offenbar verstetigt. Mehr noch: “Wir erwarten leider auch, dass sich die Zahlen in den kommenden Jahren nicht positiv verändern werden, sondern wir eher noch mit einer Zunahme dieser beobachteten Trends rechnen müssen“, sagt Wolf.
Bei den Verhaltensproblemen geht es besonders um das Sozialverhalten, gefolgt von mangelnder Motivation. Und es kommt offenbar auch immer häufiger zu Gewaltvorfällen. 47 Prozent der befragten Lehrkräfte sehen physische und psychische Gewalt zwischen Schülern als Problem – zunehmend auch an Grundschulen. Und an Schulen in herausfordernder Lage sind es sogar 69 Prozent der Lehrkräfte, zeigt das Schulbarometer, an dem erstmals auch Bildungswissenschaftler wie Uta Klusmann, Nina Jude und Dirk Richter beteiligt waren.
Lesen Sie hier das Interview mit dem Intensivpädagogen Menno Baumann zu Gewalt an Schulen.
Durch die Heterogenität in den Klassen fühlt sich mehr als jede zweite Lehrkraft überfordert, an Grundschulen ist das Problem besonders groß. Diese Überforderung mit der wachsenden Unterschiedlichkeit in der Schülerschaft erleben Lehrkräfte in einer Situation, in der ohnehin viele überlastet sind. Mehr als ein Drittel gab im Schulbarometer an, sich mehrmals in der Woche durch die Arbeit erschöpft zu fühlen. Ein Viertel kann sich vorstellen, den Beruf zu wechseln. Uta Klusmann, die zu Gesundheit von Lehrkräften forscht, sieht in der häufigen Erschöpfung ein “zentrales Symptom von Burnout”.
Das wiederum wirke sich auch auf die Beziehung zu den Schülern und damit auf die Qualität des Unterrichts aus. Lehrer müssten sehr viel Zeit investieren, um das Verhalten in richtige Bahnen zu lenken. Dabei gehe wertvolle Unterrichtszeit verloren. Gerade für Schulen in schwieriger Lage sieht Wolf hier das Problem einer Abwärtsspirale: Denn genau dort seien die Verhaltensprobleme, aber auch die Leistungsdefizite besonders groß. Wenn Lehrer also immer mehr Zeit brauchen, um überhaupt Unterricht zu ermöglichen und dadurch immer mehr in Stress geraten, ließen sich Unterrichtsergebnisse nicht verbessern.
Die Schulen sind auf die wachsende Heterogenität offenbar wenig vorbereitet. Den vorhandenen Förderangeboten an ihrer Schule geben Lehrkräfte, sowohl was Umfang als auch Qualität betrifft, in der Schulbarometer-Befragung Schulnoten zwischen 3 und 4. Am schlechtesten schneidet das Angebot an Berufsschulen ab. Die vorhandenen Ressourcen könnten die Bedarfe nicht abdecken, heißt es im Bericht zum Schulbarometer.
Auch bei sich selbst finden Lehrkräfte Defizite, was den Umgang mit Heterogenität anbelangt. Zwei Drittel der Befragten sehen sich zwar in der Lage, den Unterricht so zu gestalten, dass sie flexibel auf unterschiedliche Bedürfnisse eingehen können. Aber nur jeder Zweite denkt, dass sein Unterricht dabei allen Schülern gerecht wird.
Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang die Haltung zu Inklusion: Nur knapp die Hälfte (45 Prozent) der befragten Lehrer denkt, dass eine inklusive Schule für alle Schüler gewinnbringend ist. 68 Prozent glauben, dass die Qualität des Unterrichts in einer inklusiven Schule leide, und 77 Prozent sind der Ansicht, dass Schüler dabei nicht die spezielle Unterstützung bekommen, die sie brauchen.
Fortbildungen könnten helfen, die Kompetenzen der Lehrkräfte in Bezug auf Heterogenität zu stärken. Allerdings zeigt das neue Schulbarometer, dass Lehrkräfte in Deutschland im OECD-Vergleich weniger Fortbildungen wahrnehmen und sich weniger zu den Themen weiterqualifizieren, die sie als größte Herausforderungen betrachten. Demnach gaben die befragten Lehrkräfte an, dass sich beispielsweise 21 Prozent der genutzten Fortbildungen mit dem Verhalten von Schülern und Klassenführung befasst haben, in anderen OECD-Ländern waren es 50 Prozent, wie aus der internationalen Talis-Studie hervorgeht.
Bei Fortbildungen zur Nutzung digitaler Medien für den Unterricht liegen Lehrkräfte in Deutschland hingegen vorn. 65 Prozent der Lehrkräfte haben sich laut Schulbarometer im vergangenen Jahr mit dem Thema digitale Medien im Unterricht beschäftigt. Allerdings nutzen 39 Prozent digitale Lernangebote kaum, und nur jeder Zweite sieht sich gut vorbereitet auf den Einsatz digitaler Medien, obwohl sich die Mehrheit als kompetent erachtet.
Zum einen liegt das sicher an einem großen Nachholbedarf bei digitalen Kompetenzen. “Aber wir müssen bei der Qualität der Fort- und Weiterbildungen auch genauer hinschauen”, sagt Wolf. Hier gebe es noch Steuerungsbedarf. Das betrifft nicht nur Fortbildungen zur Nutzung digitaler Medien, sondern vor allem auch zum Umgang mit Heterogenität in den Schulen, um Antworten auf die großen Herausforderungen an Schule zu finden.
Das BMBF hat der Kultusministerkonferenz seine konkreten Vorstellungen, wie es mit dem Digitalpakt weitergehen soll, nicht bis zum vergangenen Freitag mitgeteilt. Zu Beginn der Vorwoche hatte KMK-Präsidentin Christine Streichert-Clivot in einem Brief an Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger die klare Erwartungshaltung geäußert, “dass Ihr Haus den zugesagten Rahmentext bis spätestens 19. April 2024 übersendet”. Nun heißt es vonseiten der KMK auf Anfrage von Table.Briefings: “Frau Bundesministerin Stark-Watzinger hat den Ländern zum 19. April eine Antwort auf unser Schreiben zukommen lassen.” Diese habe aber nicht den Rahmentext enthalten, der laut KMK nach dem gemeinsam vereinbarten Zeitplan vorgesehen war. Eine Sprecherin des BMBF teilte Table.Briefings demgegenüber mit, dass die Länder den Text “zum vereinbarten Termin vor der nächsten Staatssekretärsrunde” erhalten würden.
Damit zeichnet sich ab, dass der Rahmentext vom BMBF wohl erst Ende dieser Woche vorliegen wird. Hinter den Kulissen ist der Unmut auf Länderseite groß, da damit nur wenige Tage Zeit bleiben vor den nächsten Bund-Länder-Verhandlungen zum Digitalpakt II. Sie sind für Dienstag, 30. April, angesetzt.
Was diesen Termin zusätzlich brisant macht: Bis zum 2. Mai müssen die verschiedenen Bundesministerien dem Finanzministerium ihre Sparvorschläge für den Haushalt 2025 vorlegen. Deshalb – so ist es im Hintergrund zu hören – gehen die Länder fest davon aus, dass man im BMBF am 30. April wissen wird, welches Finanzvolumen ein Digitalpakt II haben soll. Streichert-Clivot hatte in ihrem Schreiben darauf gepocht, dass es sich mindestens am Digitalpakt I inklusive seiner drei Zusatzvereinbarungen orientieren müsse. In Summe wären das 7,15 Milliarden Euro. Davon trägt der Bund 90 Prozent.
Das BMBF hat bereits deutlich gemacht, dass es aus Sicht des Bundes künftig eine 50/50-Finanzierung geben müsse. “Der Bund hat einseitig entschieden, die Finanzierungsbedingungen zu verändern”, sagte Streichert-Clivot dazu im Deutschlandfunk. Diesen Punkt hätten die Länder definitiv noch nicht angenommen. Mitte Mai läuft der Digitalpakt I aus. Die kommende Woche sollte Licht ins Dunkel bringen, wie es danach weitergeht. Holger Schleper
Aus den Ländern gibt es Kritik an der geplanten Bafög-Reform der Bundesregierung. Das geht aus den Ausschussempfehlungen des Bundesrats hervor, der sich an diesem Freitag mit dem Gesetzentwurf befasst. Darin fordern die Länder unter anderem, die Bedarfssätze um zwölf Prozent und damit auf Bürgergeld-Niveau anzuheben. Der derzeitige Bafög-Bedarf für Studierende liege mit 452 Euro deutlich unter dem Grundbedarf beim Bürgergeld. “Eine derartige Ungleichberechtigung ist nicht zu rechtfertigen”, heißt es in den Empfehlungen des federführenden Ausschusses für Kulturfragen und des Ausschusses für Arbeit, Integration und Sozialpolitik.
Außerdem sprechen sich die Länder dafür aus, die im Bafög enthaltene Wohnpauschale von derzeit 360 Euro im weiteren Gesetzgebungsverfahren an das örtliche Mietniveau entsprechend der bereits vorhandenen Mietstufen im Wohngeldgesetz vorzunehmen. Zudem befürchten sie, dass der Aufwand für die Verwaltungen durch die Reform steigen könnte. “Insbesondere vor dem Hintergrund des Fachkräftemangels kann ein Mehraufwand, dem weder akut noch perspektivisch Arbeitskapazitäten gegenüberstehen, zu weiteren Verzögerungen in der Bearbeitung von Bafög-Anträgen führen“, schreiben die Länder.
Sie kritisieren, dass die Rechnung des BMBF zum erwarteten Verwaltungsaufwand nicht schlüssig sei. So werde mit einer Zeitersparnis von vier Stunden pro Antrag kalkuliert, weil die Einkommen der Geschwister nicht mehr angerechnet werden. Dies sei jedoch “unter keinem Gesichtspunkt nachvollziehbar”. Realistisch seien “maximal drei Stunden, im Durchschnitt eher eineinhalb bis zwei Stunden”.
Auch die geplante Einführung eines Flexibilitätssemesters, mit dem die Förderhöchstdauer um ein Semester über die Regelstudienzeit hinaus verlängert werden kann, sorge laut den Ländern für “unnötigen Verwaltungsaufwand“. Sie sprechen sich daher dafür aus, die Förderhöchstdauer grundsätzlich um zwei Semester zu verlängern.
Die Empfehlungen der Ausschüsse sind für den Bundesrat nicht bindend. Ob und welche Empfehlungen in die offizielle Stellungnahme einfließen, entscheidet sich erst in der Sitzung am Freitag. Da es sich außerdem um ein nicht zustimmungspflichtiges Gesetz handelt, kann die Länderkammer das Vorhaben ohnehin nicht blockieren, sondern nur Stellung dazu nehmen. Maximilian Stascheit
Die Geschäftsführerin der Hertie-Stiftung, Elisabeth Niejahr, wirbt für mehr Demokratiebildung in Schulen. “Demokratiebildung muss an ganz vielen Orten Chefsache sein”, sagte die Journalistin und Buchautorin am Montag im Podcast Table.Today. Neben Politik und Medien sieht sie die Schulen dabei in einer besonderen Verantwortung: “Die Schule ist nun mal ein Ort, wo wir Menschen aus allen Bevölkerungsgruppen und ganz unterschiedlichen Milieus erreichen.” Der Staat habe hier auch den Auftrag, “etwas Sinnvolles zu vermitteln”.
Bei der Europawahl im Juni darf in Deutschland erstmals jeder ab 16 Jahren zur Wahl gehen. Auch in vielen Bundesländern wurde das Wahlalter für Landtags- und/oder Kommunalwahlen bereits auf 16 Jahre abgesenkt. Nicht zuletzt deshalb sei es wichtig, junge Menschen frühzeitig an die Funktion des politischen Systems heranzuführen, findet Niejahr: “Das verpflichtet die Schulen nochmal mehr, wirklich mündige Bürger heranzubilden und den Jugendlichen, die wählen, die nötigen intellektuellen Ressourcen zu vermitteln.”
In den Schulen komme das Thema Demokratiebildung aus ihrer Sicht jedoch noch zu kurz. Umfragen zeigten, dass Schulleiter das Thema grundsätzlich für sehr wichtig erachten. “Wenn man die gleichen Leute fragt, womit sie dann wirklich Zeit verbringen, kommt Demokratiebildung ziemlich weit hinten“, berichtet Niejahr. Das liege daran, dass sie im Alltag Themen wie Digitalisierung, Personalmangel und Corona-Spätfolgen priorisieren müssten.
Eine Chance sieht Niejahr im Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung, der ab dem Schuljahr 2026/27 schrittweise eingeführt werden soll. “Es gibt eine Menge gute Modelle, wie Jugendliche zum Beispiel im Nachmittagsprogramm oder in der Projektwoche Demokratie üben können”, meint Niejahr. Dafür empfiehlt sie den Ländern, auch externe Partner wie Museen oder Gedenkstätten mit ins Boot zu holen. max
Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) NRW hält die Integration von mehr als 30.000 geflüchteten Kindern und Jugendlichen in die Regelklassen im kommenden Schuljahr für kaum umsetzbar. “Vor Ort sollen praxisnahe, passende Lösungen für die Kinder und Jugendlichen gefunden werden. Dies erscheint vor dem Hintergrund fehlender Lehrkräfte, fehlender Schulsozialarbeit, zu großer Klassen und fehlender Räumlichkeiten fast unmöglich”, sagte Anne Deimel, Vorsitzende vom VBE NRW, Table.Briefings.
Rund 33.000 geflüchtete Kinder und Jugendliche müssen Nordrhein-Westfalens Schulen zum kommenden Schuljahr in die Regelklassen integrieren, berichtete die Rheinische Post. Denn für viele Schülerinnen und Schüler ende dann die Zeit in den Willkommensklassen. “Das führt in diesem Sommer zu einer noch nie dagewesenen Wanderungsbewegung von Schülerinnen und Schülern”, zitiert die Zeitung Wolfgang Siebeck von der Schulleitungsvereinigung NRW. Bildungsministerin Dorothee Feller (CDU) spricht von einer “gewaltigen Aufgabe”.
Auf Anfrage von Table.Briefings weist das Schulministerium darauf hin, dass der Übergang in eine Regelklasse nur für einen kleinen Teil der Schülerinnen und Schüler mit einem Schulwechsel verbunden sei. “Nach vorläufigen Zahlen geht das Schulministerium davon aus, dass ein Großteil der neu zugewanderten Schülerinnen und Schüler auch nach Zuordnung zu einem Bildungsgang an der aktuell von ihnen besuchten Schulen verbleiben wird.” Etwa zehn Prozent der Schülerinnen und Schüler, die aktuell die Deutschförderung besuchen, würden diese beenden und an eine andere Schule wechseln – davon die Hälfte im Übergang von der Grundschule an eine weiterführende Schule.
Darüber hinaus heißt es aus dem Schulministerium, dass in den vergangenen beiden Jahren 5.313 zusätzliche Stellen für die Beschulung geflüchteter Schülerinnen und Schüler eingerichtet worden seien. “Mit dem Übergang von Schülerinnen und Schülern in den Regelunterricht werden auch diese Stellen verlagert, um die fluchtbedingt erhöhten Grund- und Ganztagsbedarfe in den Regelsystemen abzudecken.” hsc
Der Nachhilfe-Anbieter GoStudent brachte am Montag eine KI-gestützte Lernplattform auf den Markt, die Schülerinnen und Schülern ein individuelleres Lernen ermöglichen soll. Zu den neuen Funktionen gehört eine KI-Lernassistentin, die auf die Lehrpläne der Länder abgestimmt ist. Außerdem gibt es einen intelligenten Algorithmus, der die Fähigkeiten und Gewohnheiten der Nutzer analysiert.
Die Schüler sollen dadurch Lerninhalte, Aufgaben oder Quizze passend zu ihrem Lernniveau erhalten. Die KI-Tutorin Amelia soll die Lernenden bei ihren Hausaufgaben unterstützen und ihnen Erklärungen bieten. Schüler könnten sogar ihre Hausaufgaben einscannen und sich darauf Feedback geben lassen, teilte GoStudent mit.
Die neue Plattform GoStudent Learning ist zwar direkt über das Dashboard zugänglich, muss allerdings zusätzlich für knapp 15 Euro monatlich erworben werben. Schullizenzen gibt es keine, der Fokus liege momentan allein auf Unterstützung der Nachhilfeschüler, teilte GoStudent auf Anfrage von Table.Briefings mit.
Das Angebot sei durch eine Kapitalerhöhung des Nachhilfe-Anbieters von 95 Millionen US-Dollar im August 2023 möglich. Damals erhöhte GoStudent sein Kapital mit einer Mischung aus Eigen- und Fremdkapital, an der sich die Deutsche Bank und verschiedene Investoren beteiligten. Zuvor hatte der aus Österreich kommende, international agierende Anbieter den Wettbewerber Studienkreis gekauft. Das rasante Wachstum des Nachhilfe-Anbieters wurde von Beobachtern teils kritisch gesehen. Wie viel die Entwicklung der neuen Lernplattform kostete, wollte GoStudent auf Anfrage nicht mitteilen. vkr
Unionspolitiker Henning Rehbaum, Berichterstatter für Fachkräfte im Verkehrssektor, kritisiert, dass die Bundesregierung den Fahrpersonalmangel in Deutschland zwar erkannt habe, “aber immer noch viel zu unbeherzt bekämpft”. Geht es nach ihm, sollte etwa die Ausbildung für Berufskraftfahrer dringend verschlankt werden. Auf eine Kleine Anfrage der Unionsfraktion zum Fachpersonalmangel hatte das Bundesverkehrsministerium kürzlich geantwortet, die Bundesregierung arbeite “mit Nachdruck an der Verbesserung der Rahmenbedingungen in diesem Berufsfeld” (zum Download). Dabei verwies das Ministerium unter anderem auf die Ausbildungsgarantie.
Außerdem soll der Berufszugang für ausländische Fachkräfte leichter werden, indem eine beschleunigte Grundqualifikation für Berufskraftfahrer in acht Fremdsprachen möglich wird. Rehbaum kritisiert aber, die Liste der Fremdsprachen hätte noch länger ausfallen müssen. Mit Blick auf den Berufs- und Schulverkehr, für den Busse oft nur zwei Stunden im Einsatz sind, sagte er Table.Briefings: “Das kann zum Beispiel für Menschen, die in Teilzeit, im Nebenberuf oder neben dem Studium arbeiten wollen, sehr attraktiv sein.”
Vier von zehn Bus- und Straßenbahnfahrern sind in Deutschland älter als 55 Jahre. In keinem anderen Berufsfeld ist der Anteil der Beschäftigten, die kurz vor dem Ruhestand stehen, so groß. Das geht aus einer Studie des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung (Kofa) des arbeitgebernahen Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) hervor (zum Download). Sie zeigt, dass sich die Fachkräftelücke vor allem im Bereich Verkehr und Logistik bald noch verschärft, etwa auch bei Berufskraftfahrern im Lkw- und Güterverkehr.
Insgesamt fehlen laut Studie künftig vor allem Fachkräfte mit Berufsausbildung: Bis zu 4,5 Millionen sollen in den kommenden zehn Jahren altersbedingt den Arbeitsmarkt verlassen – jeder Vierte. Anders als bei Jobs mit höheren Anforderungsniveaus kommen deutlich weniger jüngere Beschäftigte nach.
Bei Bus- und Straßenbahnfahrern konnten 3.600 Stellen schon 2023 nicht besetzt werden, 89 Prozent mehr als im Vorjahr. “Das ist auch auf einen erhöhten Personalbedarf infolge der Mobilitätswende zurückzuführen”, sagte Studienautor Jurek Tiedemann zu Table.Briefings. Gleichzeitig bremse der Personalmangel die Verkehrswende aus. Um den Bedarf zu decken, gelte es, den Quereinstieg weiter zu fördern und zu verhindern, dass Beschäftigte schon vor Renteneintrittsalter den Arbeitsmarkt verlassen. “Das Fundament von allem ist aber die Ausbildung.” Anna Parrisius
Als die Universitäten in Nordrhein-Westfalen 2009 von Staatsexamen auf Bachelor und Master umstellten, war das für Myrle Dziak-Mahler die Gelegenheit, die Lehrkräftebildung ein gutes Stück besser zu machen. Sie bekam die Möglichkeit, das Zentrum für Lehrer*innenbildung (ZfL) in Köln aufzubauen. Für die Deutsch- und Geschichtslehrerin, die selbst angehende Geschichtslehrkräfte ausgebildet hatte, besonders wichtig: Sie wollte die Studierenden in den Fokus stellen.
Inzwischen ist das ZfL zentrale Anlaufstelle für die rund 13.000 Lehramtsstudierenden der Universität zu Köln und verantwortet den reibungslosen Ablauf der Lehramtsstudiengänge. Der Aufgabe am ZfL widmete Dziak-Mahler sich für elf Jahre. “Das war für mich ein Lebensprojekt, ich habe die Möglichkeit ergriffen, als Rädchen im System etwas zu verändern.”
Inzwischen unterstützt Dziak-Mahler Lehrkräfte auf andere Weise: Seit 2024 ist sie Geschäftsführerin der lernlog gGmbH, einer Initiative der “Montag Stiftung Jugend und Gesellschaft”. Diese entwickelt eine Web-App für Schulen, die das selbstorganisierte Lernen von Schülern unterstützen soll. In offenen Lern-Settings dient sie als Logbuch und Navigationshilfe. Für Dziak-Mahler soll das die Entwicklung von Lehrkräften hin zu ihrer neuen Rolle erleichtern: der des Lernbegleiters.
In der Ausbildung von Lehrkräften sieht Dziak-Mahler nach wie vor großen Handlungsbedarf. Wenn heute Berichte über schlechte Bedingungen im Referendariat als Einzelfälle abgetan würden, ärgert das die 60-Jährige. “Für uns muss jedes Kind, jede Schülerin, jeder Student und jede Lehramtsanwärterin wichtig und unabkömmlich sein.”
Ihre Änderungswünsche sind weitreichend: Geht es nach Dziak-Mahler, braucht es nicht weniger als ein neues für die Lehrerbildung. ”Wenn ich etwas zu entscheiden hätte, gäbe es jetzt 16 verschiedene Experimente in 16 Bundesländern.” Jedes Land würde sich einem anderen Thema widmen – und sich verpflichten, die Ergebnisse der anderen hinterher zu implementieren.
Das aktuelle Studium nach Schulformen findet Dziak-Mahler “schlicht verkehrt”. Die Bildung der Kinder und Jugendlichen sollte eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe sein, und Schulen sollten Lernorte für lebenslanges Lernen werden. Das Studium müsste sich daher auch nicht an Schulformen oder Fächern orientieren wie bisher, sondern an Altersgruppen und Schwerpunkten. Die Schwerpunkte könnten dabei fachlich sein – beispielsweise naturwissenschaftliches Lernen – oder überfachlich – wie Inklusion oder Projektarbeit. In jedem Fall sollte das Lehramtsstudium dual sein, damit die angehenden Lehrkräfte gleichermaßen theoretisch wie praktisch ausgebildet werden.
Wie wichtig gerade die individuelle Begleitung von Schülern ist, weiß Dziak-Mahler aus eigener Erfahrung: Als sie 1989 ihr Studium zur Lehrerin begann, gab es noch keinen Lehrkräftemangel – im Gegenteil. Sie wartete daher länger auf einen Platz für das Referendariat und arbeitete derweil als Förderlehrerin, wie schon während des Studiums. Dabei unterstützte sie Jugendliche, die ungern in die Schule gingen und auffällig hohe Fehlzeiten hatten. Nach sechs bis zwölf Monaten Förder- und Werkstattunterricht wurden sie wieder in den Regelunterricht integriert.
Eine von Dziak-Mahlers Lieblingsaufgaben als Geschäftsführerin von lernlog sind heute ihre Besuche bei Entwicklerschulen, mit denen die Software partizipativ weiterentwickelt wird. Ihr sei der Abschied aus der Schule nicht leichtgefallen. Umso schöner sei es, nun wieder eng mit Schulen arbeiten zu dürfen. “Für mich schließt sich ein Kreis.” Kira Münsterberg
Research.Table: Evaluation des Hochschulpakts: Studienplätze geschaffen, Befristungen aufgebaut. Der mit insgesamt 39 Milliarden Euro ausgestattete Hochschulpakt 2020 war eine Reaktion auf steigende Studierendenzahlen. Mit pauschalen Zahlungen an die Hochschulen sollten alle Studienwilligen ein Platz erhalten. Die Erreichung dieses und anderer Ziele hat der Wissenschaftsrat in einer Evaluation untersucht. Mehr
Research.Table: CHE: Rund die Hälfte der Studierenden bleibt fürs Studium in Heimatnähe. Zwischen dem Ort, an dem die Hochschulzugangsberechtigung erworben wurde, und der Hochschule liegen oft weniger als 50 Kilometer. Eine Ausnahme bilden die Studienfächer Psychologie und Medizin. Mehr
rbb: Nach Brandbrief – Verfahren gegen Schüler eingestellt. Es ist nun ein Jahr her, dass sich zwei Lehrkräfte aus Brandenburg mit einem Brandbrief an Politik und Öffentlichkeit wandten, um die rechtsextremistischen Vorfälle an ihrer Schule in Burg aufzuzeigen. Was sich in diesem Jahr verändert hat, betrachtet eine Reportage des rbb. Juristisch sind die Ermittlungen gegen Schüler wegen Hakenkreuzschmierereien und Zeigen des Hitlergrußes jetzt abgeschlossen. Von den sieben Ermittlungsverfahren wurden fünf eingestellt. Der neue Schulleiter sieht in den Vorfällen den jugendlichen Versuch von Provokation und kein Anzeichen für tatsächliche rechtsextreme Gesinnung. (Rechtsextremistische Vorfälle in Burg: Fast alle Verfahren eingestellt)
Deutschlandfunk: Bayern – Auffangschulen für letzten G8-Jahrgang. Nach der bayrischen Rückkehr zum G9-Gymnasium steht in diesem Schuljahr ein besonderer Abiturjahrgang an: das letzte Abitur in G8. Im nächsten Schuljahr wird es also keinen Abi-Jahrgang geben. Hier stellt sich also die Frage, was mit den Schülern passiert, die ihr Abitur nicht bestehen. Die durchgefallenen G8-Schüler müssen zwar ihr Abitur wiederholen, aber ihre Schulzeit wird sich im Vergleich zu bisherigen G8-Schülern, die in früheren Jahren ihr Abitur wiederholen mussten, nicht verlängern. In Bayern wird es 45 Gymnasien geben, die darauf spezialisiert sind, als Auffangbecken für diese Schüler zu fungieren und ihnen zu ermöglichen, sich erneut auf das Abitur vorzubereiten – und das innerhalb eines Jahres. Die gleichen Schulen werden es auch Schülern aus dem ersten G9-Jahrgang ermöglichen, eine Klasse zu überspringen. (Abitur in Bayern: Welche Folgen hat die Rückkehr zu G9)
Tagesschau: NRW – War das Erdkunde-Abitur zu anspruchsvoll? Beim diesjährigen Erdkunde-Abitur in NRW beschwerten sich viele Abiturienten in Form einer Petition darüber, dass dieses zu schwierig gewesen sei. Inzwischen haben fast 7.000 Personen diese unterschrieben. Nach Abiturprüfungen gibt es immer wieder Unterschriftensammlungen dazu, dass einzelne Prüfungen zu anspruchsvoll seien und dies in die Bewertung einfließen solle. So wird die Forderung erhoben, pauschal alle Klausuren einen Notenpunkt besser zu bewerten. Tatsächlich verändert haben solche Forderungen die Bewertung einer Abiturprüfung noch nie. (Schüler starten Online-Petition gegen Erdkunde-Abitur)
NZZ: Schweiz – Neue Ausbildungsformen für mehr Azubis in Gastronomie. Auch in der Schweizer Gastronomie gibt es zu wenig Auszubildende. Daher haben sich jetzt mehrere Betriebe mit dem Gastrolehrverbund Zürich zusammengetan und ein neues Ausbildungsprogramm entworfen. Die einjährige Ausbildung umfasst Workshops an Berufsschulen. Zudem wird die Ausbildungen nicht nur bei einem Betrieb abgeschlossen, sondern die Azubis werden in verschiedenen Unternehmen angelernt. Außerdem werden den ihnen sechs Wochen Ferien und dreizehn Monatsgehälter zugesagt. (Mehr Lohn, mehr Ferien und verschiedene Betriebe sehen: So wollen Stadtzürcher Restaurants mehr Junge für eine Gastro-Lehre begeistern)
Tagesspiegel: Was die CDU im Bildungsressort bisher erreicht hat. Der Tagesspiegel zieht Zwischenbilanz, wie viele der Vorhaben der neuen Regierung bereits umgesetzt wurden. In manchen Bereichen gibt es Fortschritte, bei anderen lassen die Erfolge noch auf sich warten. Um die Abbrecherquote im Grundschullehramt zu reduzieren, wurde beispielsweise eine Expertenkommission gegründet, die ihren Bericht im Juni vorlegen wird. Berufsorientierung sollte gefördert werden. Hierfür wurde ein Programm zusammen mit der Handelskammer gestartet, das schon in der Grundschule ansetzen soll. Zur vermehrten Berufsorientierung gehört außerdem die Ausweitung der Fächer Wirtschaft und Technik. Die Praktika während der Schulzeit werden zudem verbindlich ausgebaut. (Mehr Lehrer, schnellerer Schulbau, Integration: Was aus den Bildungsplänen der Berliner CDU wurde)
24. April 2024, 11.30 Uhr
Öffentliche Sitzung 70. Sitzung des Bildungsausschusses
Auf der Tagesordnung steht der “Bericht der Bundesregierung zur Umsetzung der Zukunftsstrategie Forschung und Innovation”. Zudem berät der Ausschuss über den Antrag der CDU/CSU-Fraktion Studierende finanziell entlasten – Studienkredit der Kreditanstalt für Wiederaufbau wieder zu einem geeigneten Instrument der Studienfinanzierung machen”. Die Sitzung wird im Livestream übertragen. LIVESTREAM
30. April 2024, 14.00 bis 16.00 Uhr, online
Webinar Future Skills in der Schule: Selbst-, Daten- und Demokratiekompetenz
Verschiedene Gastredner erklären, wie Future Skills schon in der Lehrerbildung vermittelt werden können und warum Datenkompetenz wichtig für die Demokratie ist. Es gibt zwei Workshops zur Medienkompetenz von Schülern und zur Stärkung von Projektarbeit. ANMELDUNG
2. Mai 2024, 17.00 Uhr bis 4. Mai 12.00 Uhr, Dresden
Kongress Bundeskongress für längeres gemeinsames Lernen: Schule kann anders!
Die Gesamtschule ermöglicht in Sachsen als neue Schulform nun ein längeres, gemeinsames Lernen. Wie das aussehen sollte, darum geht es bei dieser Veranstaltung in Workshops, Hospitationen und Diskussionen mit Politikern und Schulvertretern. ANMELDUNG
7. Mai 2024, 13.00 bis 16.00 Uhr, online
Videokonferenz Digitales Klassenzimmer 2024: Die sofatutor Bildungskonferenz
Generationenforscher Klaus Hurrelmann stellt eine Wirksamkeitsstudie zum Nachhilfeanbieter sofatutor vor. Danach soll es Einblicke geben zum Startchancen-Programm, ein Panel mit Kunden und eine Vorstellung von Produktneuheiten. ANMELDUNG