das Herzensprojekt der Grünen Familienministerin Lisa Paus war die Kindergrundsicherung. Viel Energie und Zeit sind hineingeflossen, der Erfolg blieb dennoch aus. Schlimmer noch: Andere Projekte, so scheint es zumindest, kamen dadurch zu kurz. Denn auch das zentrale Versprechen, die Qualität in Kitas durch bundeseinheitliche Standards zu verbessern, wird nun voraussichtlich nicht eingelöst. Das zeigt ein neuer Gesetzesentwurf zum Kita-Qualitätsentwicklungsgesetz, der Table.Briefings exklusiv vorliegt. Maximilian Stascheit analysiert, was das für die Länder bedeutet und welche zentralen Kritikpunkte es an dem Vorschlag gibt.
Doch auch wenn einige Reformen scheitern und sich das deutsche Bildungssystem als “schwerfälliger Tanker” erweist, ermuntert Mark Rackles in seiner letzten Kolumne bei Bildung.Table dazu, den Glauben an die Veränderbarkeit zum Guten nicht zu verlieren. Er verabschiedet sich mit drei Thesen zum Gelingen der Bildungsrepublik: Optimismus und Mut zu Reformen, Digitalisierung gestalten statt sie erdulden und Obacht vor Extremismus.
Ein gutes Jahr lang hat Mark Rackles scharfzüngig und unnachgiebig, aber zugleich gewinnend und Rat gebend die Untiefen des deutschen Bildungssystems ausgeleuchtet, seine Schwachstellen offengelegt und Handlungsfelder aufgezeigt. Wir, die Redaktion von Bildung.Table, sagen Mark Rackles ein herzliches Dankeschön. Hier können Sie alle Kolumnen noch einmal nachlesen.
Was braucht es – Ihrer Meinung nach – zum Gelingen der Bildungsrepublik? Gerne können auch Sie Ihre Thesen dazu mit uns teilen. Ich freue mich auf Ihre Nachrichten und wünsche Ihnen eine erkenntnisreiche Lektüre.
Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) will im Kita-Qualitätsentwicklungsgesetz auf bundesweit einheitliche Standards für Kitas verzichten. Das zeigt der Referentenentwurf ihres Ministeriums, der sich derzeit in der Verbändeanhörung befindet und Table.Briefings vorliegt (hier zum Download). Damit bricht die Familienministerin mit einer Vereinbarung aus dem Koalitionsvertrag. Darin hatten sich SPD, Grüne und FDP darauf verständigt, ein “Qualitätsentwicklungsgesetz mit bundesweiten Standards” einzuführen. Dies ist auch die Hauptforderung der Petition “Jedes Kind zählt”, die mittlerweile 215.000 Mal unterzeichnet wurde.
In der Ampel-Koalition dürfte der Gesetzentwurf daher für Diskussionen sorgen. Der zuständige SPD-Berichterstatter Erik von Malottki sagte, sein Anspruch sei, insbesondere zur Sprachbildung, zum Platzangebot und zur Betreuungsrelation bundesweite Standards vorzugeben. “Hier zeigt der Gesetzesentwurf für mich nicht genug Mut und bleibt weit hinter den Vereinbarungen aus dem Koalitionsvertrag zurück”, sagte er Table.Briefings. “Das wird den aktuellen Problemen im Feld nicht gerecht und das Thema muss jetzt mehr Priorität bekommen“, so der SPD-Politiker.
Besonders verwundert ist von Malottki darüber, dass der Gesetzentwurf zwar den im März vorgestellten Bericht der Bund-Länder-AG “Frühe Bildung” erwähnt, diesen inhaltlich jedoch nicht berücksichtigt. Der Bericht enthält bereits konkrete Vorschläge für bundesweite Standards, beispielsweise zu den Anforderungen an den Personalbedarf, die erforderliche Zeit für Leitungsaufgaben, die Qualifikation von Tagesmüttern und -vätern sowie verpflichtenden Sprachstandserhebungen.
Zur Begründung heißt es aus Kreisen des Familienministeriums, die Situation der Kita-Qualität in den einzelnen Ländern sei “sehr heterogen”. Zudem gebe es insbesondere in den westlichen Bundesländern einen hohen Fachkräftebedarf. Daher sei es erforderlich, das Kita-Qualitätsgesetz “zur Vorbereitung künftiger bundesweiter Standards” zunächst übergangsweise fortzusetzen und weiterzuentwickeln.
Die Qualitätsniveaus der Länder sollen so “nach oben angeglichen werden”, um auf Basis fortlaufender Evaluation in einem nächsten Schritt bundesweite Qualitätsstandards zu verankern. Von Malottki reicht das allerdings nicht aus: “Wenn die Qualitätsstandards nicht mit diesem Gesetz eingeführt werden, dann kommen sie in dieser Legislatur gar nicht mehr. Das ist unsere letzte Chance.”
Auch für Stefan Spieker, Geschäftsführer der Fröbel gGmbH, die bundesweit über 200 Krippen, Kitas und Horte betreibt, bleibt der Gesetzentwurf hinter den Erwartungen zurück. “Leider ist in dieser Legislaturperiode schon sehr viel Zeit verstrichen, sodass es sich im Wesentlichen nur um eine Fortsetzung des bisherigen Gesetzes handelt”, sagte er zu Table.Briefings.
Außerdem fordert er, die Prozesse in Kitas besser zu evaluieren. Die Fröbel-Gruppe hatte vor wenigen Wochen gemeinsam mit der “pädquis Stiftung” eine Studie veröffentlicht, der zufolge sich ein regelmäßiges und systematisches Monitoring entscheidend auf den langfristigen Bildungserfolg von Kindern auswirkt (wir berichteten). Aktuell schaue sich in Deutschland niemand die Ergebnisqualität der Arbeit von Kitas an, kritisiert Spieker. Die letzte bundesweite Qualitätsmessung habe 2013 mit der NUBBEK-Studie stattgefunden. “Seitdem sind wir im totalen Blindflug unterwegs”, konstatiert der Fröbel-Chef.
Die FDP ist indes zurückhaltender. “Wir Freie Demokraten hätten es begrüßt, wenn wir bereits bundeseinheitliche Vorgaben hätten verankern können”, sagte der familienpolitische Sprecher Matthias Seestern-Pauly zu Table.Briefings. “Wir erkennen aber an, dass dies aufgrund unterschiedlicher Situationen in den Bundesländern im jetzigen Schritt noch nicht möglich war.”
Insgesamt sei er mit dem Gesetzentwurf aber “sehr zufrieden”, erklärte Seestern-Pauly. Durch das Gesetz gelinge es dem Bund, die finanzielle Unterstützung für Kitas zu sichern. Es würden nun diejenigen Handlungsfelder gestärkt, “die besonders bedeutend für die Bildungschancen der Kinder als auch für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind”.
Bereits bekannt war, dass der Bund den Ländern künftig verbieten will, das von ihm für die Kitas bereitgestellte Geld für die Abschaffung der Elternbeiträge zu nutzen. Bislang dürfen die Länder noch bis zu 49 Prozent der Mittel dafür verwenden. Im Bundesschnitt werden noch 15 Prozent der Mittel dafür eingesetzt. Für die Umstellung ist im Referentenentwurf eine Übergangsfrist bis zum 30. Juni 2025 vorgesehen. Ab diesem Zeitpunkt müssen die Länder Beitragsentlastungen aus eigenen Mitteln finanzieren.
Für diesen Schritt erhält Paus viel Zuspruch – auch aus der Opposition. “Es ist richtig, dass das Geld des Bundes nicht für Beitragsfreiheit verwendet, sondern in Kitas investiert wird”, sagte die familienpolitische Sprecherin Silvia Breher (CDU) zu Table.Briefings. Mecklenburg-Vorpommern sei dafür “das Paradebeispiel negativer Art“. In dem Land ist die Kinderbetreuung in Kitas, Horten und Krippen seit 2020 kostenlos, was Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) als große sozialpolitische Leistung bewertet. Allerdings ist das Land beim Blick auf den Fachkräfte-Kind-Schlüssel bundesweites Schlusslicht.
Abgesehen von der Streichung der Beitragsbefreiungen handelt es sich bei dem Gesetzentwurf im Wesentlichen um eine Fortschreibung des 2023 eingeführten Kita-Qualitätsgestzes. Dieses war damals aus dem seit 2019 existierenden Kita-Qualitäts- und -Teilhabeverbesserungsgesetz hervorgegangen. Im Zuge ihrer Haushaltseinigung hatten die Spitzen der Ampel-Koalition beschlossen, für die Verbesserung der Kita-Qualität auch 2025 und 2026 jeweils rund zwei Milliarden Euro bereitzustellen. Konkret sind es laut dem Entwurf nun 1,993 Milliarden Euro, die die Länder durch Umsatzsteuerpunkte erhalten sollen. Die Handlungsfelder, in denen die Länder mit diesem Geld Maßnahmen finanzieren können, werden von zehn auf sieben reduziert.
Interessant ist, dass die Bundesregierung das Gesetz mit einem weiteren Gesetz aus dem Finanzministerium zum Umgang mit Zinsausgaben im Bundeshaushalt gebündelt hat. Eine solche Verknüpfung fachlich voneinander unabhängiger Gesetze wird üblicherweise genutzt, um Verfahren zu beschleunigen. Fachpolitiker befürchten allerdings, dass der Entwurf im weiteren Gesetzgebungsverfahren dadurch weniger Gehör findet. So ist es beispielsweise möglich, dass im Bundestag keine Anhörung vor den Fachexperten im Familienausschuss, sondern lediglich vor dem Haushaltsausschuss stattfindet.
“Es ist vorgesehen, dass sich das Bundeskabinett bald im Umlaufverfahren mit dem Gesetzentwurf befasst und ihn beschließt”, teilte eine Sprecherin des Finanzministeriums auf Anfrage von Table.Briefings mit. Die Länder, die originär für die Kindertagesbetreuung zuständig sind, müssen dem Gesetz im Bundesrat ebenfalls zustimmen.
Bildungsberater, KMK-Kenner, Reformer: In seiner Kolumne denkt Ex-Bildungsstaatssekretär Mark Rackles jeden Monat Bildungspolitik neu. Erfahren Sie hier mehr über die Vita unseres Kolumnisten.
In diesem Sommer endet eine persönliche Etappe. Ich hatte das Vergnügen und Privileg, den schwerfälligen Tanker der deutschen Bildung vom Maschinenraum bis zum Oberdeck kennenzulernen. Neben der klassischen Qualifizierung zum Bildungsexperten durch die eigene Schulzeit waren mir 16 Jahre Schulzeit mit den eigenen drei Kindern vergönnt, acht Jahre Amtszeit als Staatssekretär für Bildung, fünf Jahre als freiberuflicher Publizist im Bildungswesen, drei Jahre als Gastwissenschaftler am Wissenschaftszentrum Berlin zum Thema “Educational Governance” sowie zwei Jahre als Bildungsaktivist mit dem “Bildungsrat von unten”. Last but not least: ein gutes Jahr als Bildungskolumnist bei Bildung.Table!
Nun verlässt mein letztes Kind das deutsche Schulsystem und ich die Bildungsrepublik Deutschland. Beim Blick in den Rückspiegel stellt sich die Frage: Was bleibt? Da wäre viel zu erzählen. Ich will mich auf drei Thesen beschränken, die eher auf anekdotischer Evidenz gründen.
Ein Blick ausgerechnet in die USA kann einem aktuell Mut machen. Erschien noch vor drei Wochen die Lage aus europäischer Sicht aussichtslos und eine zweite Präsidentschaft Trumps unvermeidbar, hat sich die Lage und die Stimmung durch politisches Agieren in kürzester Zeit gedreht.
Das führt nicht zwangsläufig zum Sieg der Vernunft und zur Stabilisierung demokratischer Prozesse und Institutionen. Aber es beweist doch das eine: Politik (und das gilt erst recht für Bildungspolitik) ist immer das Ergebnis menschlichen Handelns und daher gestaltbar. Es braucht dazu aber ausreichend Optimisten, die den Kampf um die Wahrheit (und gegen Fake News) aktiv aufnehmen und den geistigen Brandstiftern Paroli bieten.
Man muss kein Prophet sein, um zu erkennen, dass sich diese Auseinandersetzung nicht irgendwo abspielen wird, sondern unmittelbar und direkt im Bildungssystem. “Venceremos”, dieser Kampf lohnt sich!
Das Bundesbildungsministerium startet eine neue Initiative zur Stärkung der Ausbildung in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). Sie steht unter dem Titel “JOBVision” und soll laut Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) Projekte fördern, die die Betriebe “dabei unterstützen, Fachkräfte auf hohem Niveau auszubilden und jungen Menschen damit eine attraktive und zukunftssichere Ausbildung zu bieten”. Dazu wurde die Förderrichtlinie “Transformation fördern (TRAFO)” Ende Juli im Bundesanzeiger veröffentlicht. Anträge können bis zum 31. Oktober 2024 eingereicht werden.
Insgesamt hat das BMBF für die Projekte 26,1 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, wie eine Sprecherin des Ministeriums auf Anfrage von Table.Briefings mitteilte. Im Bundeshaushalt für 2025 sind diese Mittel unter dem Titel “Innovationen und Strukturentwicklungen in der beruflichen Bildung” eingeplant. Einzelne Projekte können mit bis zu 700.000 Euro gefördert werden. “Da Antragsteller auch deutlich weniger als die genannte Obergrenze beantragen können, was erfahrungsgemäß vorkommt, variiert die Anzahl der zur Förderung vorgesehenen Projekte”, erklärte die Sprecherin.
Als Voraussetzung nennt das für die Projektauswahl zuständige BIBB, dass die Projektträger “in der jeweiligen Region hervorragend vernetzt sein und mit Unternehmen, Bildungsträgern, Kammern, Verbänden, Gewerkschaften und Agenturen für Arbeit kooperieren” sollen. In der Förderrichtlinie heißt es, mit den Projekten sollen Lösungsansätze zur Fachkräftegewinnung entwickeln, “die sich an den regionalen Gegebenheiten, den Rahmenbedingungen und den Branchen orientieren“.
Dabei sollen sie bereits Instrumente und Konzepte aus bereits erfolgreichen Programmen zur beruflichen Bildung aufgreifen und weiterentwickeln. Als Beispiele für “neue und innovative Unterstützungsangebote” werden in der Richtlinie Checklisten oder Veranstaltungsformate genannt. Diese können sich auf Themen wie Ausbildungsmarketing, Akquise, Beratung oder Netzwerkbildung beziehen. Maximilian Stascheit
Im Ringen von Bund und Ländern um die Fortsetzung des Digitalpaktes sind die nächsten Abstimmungs- und Verhandlungsrunden terminiert. Am 2. September gibt es eine Sondersitzung der KMK und am 17. September tagt die Verhandlungsgruppe auf Ebene der Staatssekretäre erneut.
Die Tagung von Bund und Ländern auf Fachebene in der Vorwoche – so ist es hinter den Kulissen unisono zu hören – ist geräuschlos und konstruktiv verlaufen. Die entscheidenden Punkte werden dort aber nicht geklärt. Aus Ländersicht bleibt an erster Stelle die Frage, wie viel Geld der Bund für einen Digitalpakt II zur Verfügung stellt.
In ihrem jüngsten Brief an die Kultusministerkonferenz hatte Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger denn Spieß umgedreht. Die Länder sollen nun zuerst benennen, welche Summen sie in ihren Etats für den Digitalpakt einplanen. Das Unverständnis für diese Forderung ist auf Länderseite groß. Es trägt wohl auch dazu bei, dass dem Vernehmen nach intensiv diskutiert wird, ob Stark-Watzinger zur Sonder-KMK eingeladen werden soll oder nicht.
Die Sitzung am 2. September sollte sich ursprünglich mit der Strukturreform der KMK befassen. Sie wird neben dem Digitalpakt das zweite große Thema sein. Im Zentrum steht die Frage, ob sich die KMK vom Einstimmigkeitsprinzip verabschiedet. Die Koordinatorinnen der A- und B-Länder, Stefanie Hubig (Bildungsministerin Rheinland-Pfalz) und Karin Prien (Kultusministerin Schleswig-Holstein) machen sich dafür seit langem stark. Bei der jüngsten Konferenz in Völklingen wurde die Entscheidung vertagt.
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Nach Informationen von Table.Briefings haben die Kultusministerinnen und -minister sowie die Amtschefs am 19. August Gelegenheit, sich im Vorfeld der Sonder-KMK mit dem Juristen Christoph Brüning auszutauschen. Er hatte im Juni das Rechtsgutachten “Institutionelle Resilienz der KMK – Verfassungsrechtliche Implikationen der Verfahrensregeln der KMK” vorgelegt. Unter anderem wirft es die Frage auf, inwiefern die relevanten Beschlüsse der KMK einstimmig erfolgen müssen und was Alternativen wären. Holger Schleper
Weniger schriftliche Arbeiten, der Einsatz von Large Language Models und eine stärkere Berücksichtigung des Lernprozesses: Das saarländische Kultusministerium hat neue Vorgaben zur Leistungsbewertung an den allgemeinbildenden und beruflichen Schulen erlassen. Der Erlass (hier zum Download) ist am 1. August in Kraft getreten.
“In einer sich schnell wandelnden Zeit der Digitalisierung ist es dringend notwendig, digitale Prüfungsformate einzuführen, damit unsere Schülerinnen und Schüler ihre Leistungen zeitgemäß und relevant unter Beweis stellen können”, sagte die saarländische Bildungsministerin und KMK-Präsidentin Christine Streichert-Clivot zu Table.Briefings. Konkret sieht der Erlass als sogenannten “Großen Leistungsnachweis” (GLN) unter anderem eine “Medien- und materialgestützte Arbeit” vor.
Medien und Materialien können an den weiterführenden Schulen “digitale Geräte mit Internetzugang, Programme zur Textverarbeitung oder Tabellenkalkulation, Zeichensoftware oder KI-basierte Anwendungen wie Large Language Models sein”. Für Streichert-Clivot tragen die neuen Vorgaben auch zur Rechtssicherheit in Prüfungssituationen bei, wenn Lehrkräfte moderne Technologien wie KI-basierte Anwendungen einsetzen.
In der Praxis ist das Echo positiv. “Anwendung und Nachweis erworbener Lerntechniken und Kompetenzen statt ,teaching to the test’ und ,Bulimie-Lernen’“, schreibt etwa Marc André Müller auf LinkedIn. Der Schulleiter der Gemeinschaftsschule Freisen begrüßt auch, dass die klassische schriftliche Klassenarbeit an Gewicht verliere. Stattdessen entsteht mehr Raum für Prüfungsformate, die der modernen Arbeits- und Lebenswelt näherkommen. Tatsächlich sieht der Erlass etwa für die Klassenstufen fünf bis zehn an Gymnasien pro Schuljahr zwei GLN durch schriftliche Arbeiten vor. Im zuvor gültigen Erlass waren es vier.
Patricia Drewes, 2. Vorsitzende vom Institut für zeitgemäße Prüfungskultur, lobt den saarländischen Weg. “Es liegt auf der Hand, dass sich, wenn sich das Lernen ändert, auch die Form, wie Leistung zu erbringen ist, ändern muss”, erklärte sie Table.Briefings. Sie erlebe derzeit in verschiedenen Bundesländern eine Diskussion um eine Veränderung der Prüfungskultur. “In meinem eigenen Bundesland NRW ist es zum Beispiel seit dem vergangenen Schuljahr möglich, die Anzahl der schriftlichen Klassenarbeiten zu reduzieren.” Das gebe Lehrkräften die Möglichkeit, die Leistungsbeurteilung und -bewertung auf eine wesentlich breitere Basis zu stellen. Holger Schleper
In der bayerischen Metall- und Elektroindustrie wurden in diesem Jahr mehr als 15.500 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen. Gegenüber dem Vorjahr ist das ein Zuwachs von 1,3 Prozent. Die Zahlen stammen aus der aktuellen Umfrage zur Ausbildungslage in den Mitgliedsunternehmen der bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeberverbände bayme vbm. Der Verband ist der größte Metall- und Elektro-Industrie-Verband in Deutschland. Er zählt fast 3.500 Mitgliedsbetriebe und mehr als 775.000 Beschäftigte.
Trotz der unbeständigen Wirtschaftslage investierten die Unternehmen in Ausbildung, stellte Bertram Brossardt fest. Er ist Hauptgeschäftsführer des Verbandes. Zugleich mahnte er: “Es wird aber immer schwieriger, passende und genügend Bewerberinnen und Bewerber zu finden. Die Betriebe kämpfen mit diesem Mismatch.”
Die Zahlen spiegeln das wider. Von den befragten Unternehmen gaben 37,3 Prozent an, weniger Ausbildungsverträge abgeschlossen zu haben als im Vorjahr. Bei den Gründen für den Rückgang ragen zwei heraus: Es gab zu wenige Bewerberinnen und Bewerber (57,9 Prozent) und es lagen keine geeigneten Bewerbungen vor (52,6 Prozent).
Angesprochen darauf, wie man dem begegnen könne, betonte Brossardt die Rolle der Verantwortlichen vor Ort. Ausbildung ließe sich nicht von oben organisieren. “Ausbildung ist regional. Es geht nur, wenn man vor Ort die Leute zusammenspannt.” Dabei nannte er Schulen, Unternehmen und Arbeitsagenturen. “Die Frage ist: Wie interessieren wir Jugendliche tatsächlich, sich über Berufe zu erkundigen?”
Brossardt hielt zudem ein Plädoyer, der Jugend zu vertrauen. Man täte so, als sei heute bei den Jugendlichen alles schlechter. “Das bestreite ich. Es bildet die Wirklichkeit nicht richtig ab.” Auch Verbände und Gewerkschaften müssen sich die Frage stellen, wie zum Beispiel Berufe verändert werden könnten. hsc
Als erstes Ressort testet das österreichische Bildungsministerium (BMBWF) Künstliche Intelligenz im eigenen Arbeitsalltag. Man wolle die Potenziale von KI “gezielt für die Optimierung im Bildungsbereich und in Verwaltungsabläufen” nutzen, teilte Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) in einer aktuellen Pressemitteilung mit. Es gibt sogar eine Anwendung, die potenzielle Mathematik-Aufgaben für die Zentralmatura – das österreichische Abitur – generieren soll.
Seit April haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im BMBWF die Möglichkeit, verschiedene KI-Anwendungen in einem datenschutzsicheren Rahmen auszuprobieren. Dazu zählen ChatGPT, Audio-Transkriptionen in Echtzeit, Bildgenerierung und Textzusammenfassung. Genutzt wird dafür die Cloud-Computing-Plattform Microsoft Azure und die Technologie, die OpenAI, die Firma hinter ChatGPT, entwickelt hat. Dem Ministerium zufolge speichert Microsoft die gesendeten Daten nicht und nutzt sie auch nicht zum Trainieren seiner KI-Systeme.
Zusätzlich wird an einer KI-gestützten “BMBWF-Wissensdatenbank” gearbeitet. Diese soll als interner Leitfaden zur Unterstützung der Mitarbeiter bei Anfragen dienen, beispielsweise zu Beschaffungsvorgängen im Ministerium. Als Basis dienen interne Dokumente, die in das System hochgeladen werden.
Eine weitere Anwendung soll potenzielle Mathematik-Beispiele für die Zentralmatura generieren. Das noch im “Proof of Concept”-Stadium befindliche System soll dazu alte, einschlägige Aufgaben nutzen, um neue Aufgaben in verschiedenen Schwierigkeitsstufen zu erstellen. Zwar sollen die Fachabteilungen dem Ministerium zufolge wichtige Teile der Zentralmatura weiterhin selbst erarbeiten, allerdings könne KI dabei unterstützen. Zuletzt hatte Österreich angekündigt, auch die Prüfungsordnung für die Matura anzupassen. Vera Kraft
Der Filmproduzent Alexander van Dülmen hat eine Petition an die Kultusministerkonferenz (KMK) auf den Weg gebracht, am 27. Januar “einen verpflichtenden Projekttag zum Thema Holocaust an allen weiterführenden Schulen sowie anderen Bildungseinrichtungen einzuführen”. Nachzulesen ist der Aufruf auf der Webseite openpetition.de. Am 27. Januar 2025 jährt sich die Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz zum achtzigsten Mal.
“Bildung ist die allererste Voraussetzung dafür, Antisemitismus, Ausländerfeindlichkeit und Rassismus entgegenzuwirken”, heißt es in der Petition. Unter den ersten Unterzeichnerinnen und Unterzeichnern sind laut der Website der Petition zahlreiche prominente Köpfe. Dazu gehören die früheren Bundestagspräsidenten Norbert Lammert und Wolfgang Thierse, sowie die frühere Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger. Dabei sind zudem die Schauspielerinnen und Schauspieler Iris Berben, Alexandra Maria Lara, Axel Prahl und Jan Josef Liefers, sowie der Sportjournalist Marcel Reif.
“Der Impuls für den Aufruf rührt aus meiner Arbeit als Produzent des Films ‘Die Ermittlung’, der im Moment in den Kinos läuft”, sagte van Dülmen zu Table.Briefings. Der Film von Regisseur Rolf Peter Kahl – bekannt als RP Kahl – beschäftigt sich mit dem ersten Frankfurter Auschwitz-Prozess von 1963 bis 1965.
Die Petition, die sich neben der KMK auch an den Petitionsausschuss des Deutschen Bundestags richtet, kann noch bis zum 31. Oktober unterzeichnet werden. Stand Dienstagabend, 18 Uhr, hatten 271 Personen unterschrieben. Als Ziel sind 30.000 Unterschriften angegeben.
“Die KMK”, so teilte ein Sprecher Table.Briefings mit, “ist stets offen für neue Ideen und Anregungen, um die Erinnerungskultur und den Kampf gegen Antisemitismus weiter zu stärken.” Sie stelle sich dem Thema seit vielen Jahren aktiv in den Bereichen Kultur, Wissenschaft und Bildung. Besonders hervorzuheben sei die “Gemeinsame Empfehlung des Zentralrats der Juden in Deutschland, der Bund-Länder-Kommission der Antisemitismusbeauftragten und der Kultusministerkonferenz zum Umgang mit Antisemitismus in der Schule” aus dem Jahr 2021. hsc
Lesen Sie auch das Interview mit Historiker Meron Mendel: “Wenn man Schulklassen unvorbereitet in eine KZ-Gedenkstätte schickt, bringt das nichts.”
Stephan Bayer – Gründer und Geschäftsführer der Sofatutor GmbH
Noch während seines Studiums der Sozialwissenschaften gründete Stephan Bayer Sofatutor. Die Online-Lernplattform unterstützt Schülerinnen und Schüler beim Lernen mit tausenden Lernvideos, die altersgerecht und auf die Lehrpläne der Bundesländer angepasst sind. Nicht nur die Plattform, sondern auch Bayer selbst, sind mittlerweile fester Bestandteil der deutschen EdTech-Szene. Bayer engagiert sich unter anderem im Vorstand des Bitkom-Arbeitskreises “Bildungspolitik und Arbeitsmarkt” und hat die “Initiative deutscher digitaler Bildungsanbieter” mitgegründet. Mehr zu Stephan Bayer lesen Sie in diesem Porträt.
Stephan Delkus – Geschäftsführer der Itslearning GmbH
Mehrere Jahre war Stephan Delkus Vertriebsleiter bei Itslearning, bevor er 2023 zum Geschäftsführer wurde. Das Digitalunternehmen zählt zu Europas führenden Anbietern für Lernmanagementsysteme (LMS). Es unterstützt sowohl Lehrkräfte bei der Erstellung von Unterrichtsmaterialien als auch Schülerinnen und Schüler beim personalisierten Lernen. E-Learning-Experte Delkus ist der Überzeugung: Für die digitale Transformation in der Bildung müssen immer auch bewährte analoge Lehr- und Lernmethoden berücksichtigt werden.
Alexander Giesecke – Gründer und Geschäftsführer der Simpleclub GmbH
Alexander Gieseckes Karriere als erfolgreicher Digitalunternehmer begann bereits während seiner Schulzeit, als er Mathematik-Lernvideos auf YouTube hochlud. Parallel zu seinem Maschinenbau-Studium gründete Giesecke dann gemeinsam mit Nicolai Schork die Lernplattform Simpleclub, die mittlerweile zu den größten in Deutschland zählt. Dabei deckt der digitale Lernanbieter längst nicht mehr nur diverse Schulfächer ab, sondern spezialisiert sich verstärkt auf das Geschäft mit Unternehmen und richtet seine Lerninhalte vermehrt an Azubis.
Martin Hüppe – Geschäftsführer der IServ GmbH
Er kennt die deutsche Bildungswirtschaft wie kaum ein anderer: Seit mittlerweile 30 Jahren treibt Martin Hüppe die Entwicklung vom Schulbuch zum digitalen Lernen aktiv voran. Knapp 20 Jahre war der ausgebildete Politikwissenschaftler in verschiedenen Positionen beim Cornelsen Verlag tätig, davon zwölf Jahre als Geschäftsführer. Daneben gründete er mehrere EdTech-Unternehmen. Zudem war er zeitweise an der Spitze des Ernst Klett Verlags, des Bündnis für Bildung und des Didacta Verbands. Seit 2017 ist er nun Geschäftsführer der IServ GmbH, die eine Schulplattform vertreibt, mit der sich Kommunikation sowie Schul- und Unterrichtsorganisation digitalisieren lassen.
Diana Knodel – Gründerin und Geschäftsführerin der Fobizz/101skills GmbH
Neben dem Bildungsbereich ist Diana Knodels Schwerpunkt die digitale Produktentwicklung. Diese Erfahrung nutzte sie für die Gründung von Fobizz – einer digitalen Plattform für Fort- und Weiterbildungen für Lehrkräfte. Davor gründete sie bereits ein anderes Tech-Unternehmen, App Camps, welches Lehrkräften Unterrichtsmaterialien rund um das Programmieren bereitstellt. Fragen zur digitalen Bildung diskutiert die studierte Informatikerin mittlerweile auf diversen Podien sowie zusammen mit Gert Mengel in dem Podcast “Kreide.KI.Klartext.”. Mehr über Diana Knodel erfahren Sie in diesem Porträt.
Christoph Kunz – Oberster Ausbildungsmanager bei Siemens Energy
Als “Global Head of Vocational Education” hat Kunz die Ausbildung beim Energietechnikkonzern Siemens Energy neu aufgesetzt, als dieser sich 2020 vom Mutterkonzern Siemens abspaltete. Kunz setzt auf frühes Teambuilding unter Azubis, die Förderung von Eigenverantwortlichkeit und projektorientierte Arbeit. Digital zu lernen ist für ihn da nur die Notlösung, wenn zum Beispiel ein Ausbilder ausfällt. Er will die Arbeit im Team fördern – und die Handschrift mittels Apple Pencil.
Marina Kuttig – Leiterin der Nachwuchsentwicklung bei der Deutschen Telekom
Sie ist für rund 6.000 Azubis und dual Studierende verantwortlich – und findet, angesichts des branchenübergreifenden Personalmangels müssen Unternehmen jungen Menschen heute mehr zuhören. Schon seit Jahren versucht die Telekom sich auf die Gen Z einzustellen und sinkenden Bewerberzahlen gegenzusteuern. Die Telekom ging daher einen ungewöhnlichen Schritt: Sie hat das Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie mit einer anonymen Personalumfrage beauftragt – zum Thema: Ausbildung. Zwei Schlussfolgerungen sind intensive Lernbegleitung und Gesundheitsangebote.
Arndt Kwiatkowski – Gründer und Geschäftsführer der Bettermarks GmbH
Seine Vision ist es, das Schulsystem und am liebsten die ganze Gesellschaft “nach vorne zu katapultieren”. Zusammen mit Christophe Speroni und Marianne Voigt gründete Arndt Kwiatkowski 2008 Bettermarks. Das Intelligente Tutorielle System bietet Schülerinnen und Schülern individuelle Unterstützung beim Mathematik-Lernen. Anfang des Jahres wurde Bettermarks als eines der Top 15 der EdTech-Unternehmen weltweit ausgezeichnet. Bevor Kwiatkowski sich der Verbesserung von E-Learning widmete, mischte er bereits 1997 mit der Gründung von ImmobilienScout24 den Wohnungsmarkt auf.
Maximilian Schulyok – Geschäftsführer Ernst Klett Verlag GmbH
Er ist im Bereich der Verlage für Schulmedien schon seit einigen Jahren ein prägender Kopf. In den vergangenen Monaten dürfte sich das Augenmerk auf Maximilian Schulyok aber nochmals erhöht haben. Seit Januar dieses Jahres ist der Österreicher Geschäftsführer beim Ernst Klett Verlag. Der Verlag mit Sitz in Stuttgart ist Teil der Klett Gruppe, laut eigenen Angaben “ein führendes Bildungsunternehmen in Europa” mit etwa 90 Unternehmen in 24 Ländern. Zu diesen Unternehmen gehört auch der Österreichische Bundesverlag Schulbuch. Hier übernahm der studierte Jurist Schulyok 2020 den Posten des Geschäftsführers. Erst vor wenigen Wochen wählte der Verband Bildungsmedien, der sich als der “führende Zusammenschluss professioneller Bildungsmedienanbieter in Deutschland” beschreibt, Schulyok zum neuen Vorsitzenden.
Mark van Mierle – Geschäftsführer Cornelsen Verlag GmbH
Der Verlagsmanager Mark van Mierle hat international Erfahrung gesammelt, bevor er 2016 die Geschäftsführung des Cornelsen Verlags übernahm. Zuvor verantwortete er in der Elsevier Verlagsgruppe die Geschäfte von Life Science Solutions in Philadelphia, USA. Bereits bei Elsevier arbeitete er an der Transformation vom traditionellen Fachverlagsgeschäft hin zu digitalen Lösungen. Auch beim Cornelsen Verlag vertritt er das Credo “Unsere Tradition heißt Innovation” und setzt sich dafür ein, neue Technologien für die Entwicklung didaktischer Produkte zu nutzen.
Research.Table. Entrepreneurship: Was Forscher brauchen, um erfolgreich zu gründen. Das Potenzial ist groß, wird aber längst nicht ausgeschöpft. Für Ausgründungen und Start-ups braucht es mehr Engagement der Hochschulen und der Wirtschaft. Auch die Ausbildung muss sich ändern, damit es künftig mehr Tech-Unternehmer gibt. Welche erfolgreichen Konzepte bereits existieren, lesen Sie hier.
Research.Table. Was das BMBF für Technologieoffenheit tun will. Stark-Watzingers Ministerium hat den Forschungsorganisationen ein Impulspapier geschickt. Darin wird Technologieoffenheit als Lösung diverser Probleme präsentiert. Welche Rolle Künstliche Intelligenz dabei spielen soll, lesen Sie hier.
Augsburger Allgemeine: Die Mittelschule in Bayern leidet künftig am stärksten unter Personalnot. Das zeigt die aktuelle Prognose des bayerischen Kultusministeriums. Rückläufige Zahlen der Studienanfänger sowie ein dauerhafter Mangel an ausgebildeten Lehramtsabsolventen würden die Situation an Mittelschulen (vormals Hauptschulen) verschärfen. Zudem wechseln Lehrkräfte aus Realschule und Gymnasium, die vorübergehend an Mittelschulen unterrichtet haben, wieder zurück an ihre eigentliche Schulart. (An diesen Schularten ist der Lehrermangel am größten)
WirtschaftsWoche: Trotz hoher Investitionen: Berliner Schüler mit schlechten Leistungen. Bei der Vergleichsarbeit Vera schnitten die Berliner Schüler schlecht ab. Dabei gibt das Bundesland am meisten pro Schüler aus: 14.000 Euro waren es im Jahr 2022. Dieter Dohmen, Direktor des Forschungsinstituts für Bildungs- und Sozialökonomie, erklärt die Berliner Leistungen unter anderem damit, dass dort viele Kinder einen Migrationshintergrund haben oder aus bildungsfernen Familien stammen. Ein Problem sei zudem die Klassengröße. Lehrkräften die Teilzeit zu versagen, sei jedoch keine Lösung. Das ließe den Lehrerberuf noch unattraktiver werden. (“Ich frage mich, ob die Investitionen den Kindern zugutekommen oder versacken”)
Deutsches Schulportal: Kein Startchancen-Programm für Förderschulen? Michael Wrase ist Professor für Öffentliches Recht mit Schwerpunkt Bildungsrecht. Er kritisiert, dass auch Förderschulen Geld aus dem Startchancen-Programm erhalten. Denn diese stünden einem inklusiven Bildungssystem im Weg. Stattdessen solle das Geld lieber Regelschulen helfen, sich zu inklusiven Schulen zu entwickeln. Die Expertise der Förderschulen dürfe aber nicht verloren gehen, sondern müsse durch Zusammenarbeit von Förder- und Regelschule in den Regelschulalltag übergehen. (“Es spricht wenig dafür, Förderschulen ins Startchancenprogramm einzubeziehen”)
Spiegel: Abiturnote hängt stark vom Bundesland ab. So lag die Abitur-Durchschnittsnote beispielsweise in Thüringen bei 2,13 und in Schleswig-Holstein bei 2,47. Auch die Regelungen zu den Prüfungen selbst oder den wählbaren Kursen machen einen Vergleich schwierig. Notenunterschiede gebe es auch zwischen Schulformen, Schulen, Klassen und Lehrern. Auch in der Sekundarstufe I seien die Noten ebenfalls wenig vergleichbar. (Abitur als Lotterie?)
Dlf: Warum so viele Jugendliche ihre Ausbildung abbrechen. Marian Schreier von der IHK Berlin berichtet, dass es Jugendlichen meist an Berufsorientierung oder an Basiskompetenzen aus der Schule fehlt. Auch Julian Uehlecke, Ausbildungsbeauftragter der DGB-Jugend, kritisiert die mangelhafte Berufsorientierung an Schulen. SPD-Arbeitsmarktpolitiker Jens Peik erklärt die Inkompatibilität von Ausbildern und Jugendlichen auch mit der veränderten Arbeitswelt. Um diese besser kennenzulernen, wirbt Roman Franke von der Jugendberufsagentur Hamburg daher für Praktika als Realitätscheck. (Was läuft falsch im Ausbildungssystem?)
Welt: Setzt Startchancen-Programm zu spät an? Anne-Catherine Neuhaus von der Carina-Stiftung kritisiert, dass das Startchancen-Programm nicht schon bei der frühkindlichen Bildung ansetzt. Es sei wichtig, einen ökonomischen Blick auf die Investitionen zu behalten. Das Geld müsse dort investiert werden, wo es am meisten erreichen könne. Am effizientesten sei frühkindliche Bildung. Schon mit dem Eintritt in die Grundschule würden die Kinder weniger effizient lernen. Frühe Förderung könne insbesondere Kindern aus sozioökonomisch schwachen Familien helfen. (Milliardenschwere Förderprogramme, aber wo bleibt der ökonomische Blick auf Bildung?)
das Herzensprojekt der Grünen Familienministerin Lisa Paus war die Kindergrundsicherung. Viel Energie und Zeit sind hineingeflossen, der Erfolg blieb dennoch aus. Schlimmer noch: Andere Projekte, so scheint es zumindest, kamen dadurch zu kurz. Denn auch das zentrale Versprechen, die Qualität in Kitas durch bundeseinheitliche Standards zu verbessern, wird nun voraussichtlich nicht eingelöst. Das zeigt ein neuer Gesetzesentwurf zum Kita-Qualitätsentwicklungsgesetz, der Table.Briefings exklusiv vorliegt. Maximilian Stascheit analysiert, was das für die Länder bedeutet und welche zentralen Kritikpunkte es an dem Vorschlag gibt.
Doch auch wenn einige Reformen scheitern und sich das deutsche Bildungssystem als “schwerfälliger Tanker” erweist, ermuntert Mark Rackles in seiner letzten Kolumne bei Bildung.Table dazu, den Glauben an die Veränderbarkeit zum Guten nicht zu verlieren. Er verabschiedet sich mit drei Thesen zum Gelingen der Bildungsrepublik: Optimismus und Mut zu Reformen, Digitalisierung gestalten statt sie erdulden und Obacht vor Extremismus.
Ein gutes Jahr lang hat Mark Rackles scharfzüngig und unnachgiebig, aber zugleich gewinnend und Rat gebend die Untiefen des deutschen Bildungssystems ausgeleuchtet, seine Schwachstellen offengelegt und Handlungsfelder aufgezeigt. Wir, die Redaktion von Bildung.Table, sagen Mark Rackles ein herzliches Dankeschön. Hier können Sie alle Kolumnen noch einmal nachlesen.
Was braucht es – Ihrer Meinung nach – zum Gelingen der Bildungsrepublik? Gerne können auch Sie Ihre Thesen dazu mit uns teilen. Ich freue mich auf Ihre Nachrichten und wünsche Ihnen eine erkenntnisreiche Lektüre.
Bundesfamilienministerin Lisa Paus (Grüne) will im Kita-Qualitätsentwicklungsgesetz auf bundesweit einheitliche Standards für Kitas verzichten. Das zeigt der Referentenentwurf ihres Ministeriums, der sich derzeit in der Verbändeanhörung befindet und Table.Briefings vorliegt (hier zum Download). Damit bricht die Familienministerin mit einer Vereinbarung aus dem Koalitionsvertrag. Darin hatten sich SPD, Grüne und FDP darauf verständigt, ein “Qualitätsentwicklungsgesetz mit bundesweiten Standards” einzuführen. Dies ist auch die Hauptforderung der Petition “Jedes Kind zählt”, die mittlerweile 215.000 Mal unterzeichnet wurde.
In der Ampel-Koalition dürfte der Gesetzentwurf daher für Diskussionen sorgen. Der zuständige SPD-Berichterstatter Erik von Malottki sagte, sein Anspruch sei, insbesondere zur Sprachbildung, zum Platzangebot und zur Betreuungsrelation bundesweite Standards vorzugeben. “Hier zeigt der Gesetzesentwurf für mich nicht genug Mut und bleibt weit hinter den Vereinbarungen aus dem Koalitionsvertrag zurück”, sagte er Table.Briefings. “Das wird den aktuellen Problemen im Feld nicht gerecht und das Thema muss jetzt mehr Priorität bekommen“, so der SPD-Politiker.
Besonders verwundert ist von Malottki darüber, dass der Gesetzentwurf zwar den im März vorgestellten Bericht der Bund-Länder-AG “Frühe Bildung” erwähnt, diesen inhaltlich jedoch nicht berücksichtigt. Der Bericht enthält bereits konkrete Vorschläge für bundesweite Standards, beispielsweise zu den Anforderungen an den Personalbedarf, die erforderliche Zeit für Leitungsaufgaben, die Qualifikation von Tagesmüttern und -vätern sowie verpflichtenden Sprachstandserhebungen.
Zur Begründung heißt es aus Kreisen des Familienministeriums, die Situation der Kita-Qualität in den einzelnen Ländern sei “sehr heterogen”. Zudem gebe es insbesondere in den westlichen Bundesländern einen hohen Fachkräftebedarf. Daher sei es erforderlich, das Kita-Qualitätsgesetz “zur Vorbereitung künftiger bundesweiter Standards” zunächst übergangsweise fortzusetzen und weiterzuentwickeln.
Die Qualitätsniveaus der Länder sollen so “nach oben angeglichen werden”, um auf Basis fortlaufender Evaluation in einem nächsten Schritt bundesweite Qualitätsstandards zu verankern. Von Malottki reicht das allerdings nicht aus: “Wenn die Qualitätsstandards nicht mit diesem Gesetz eingeführt werden, dann kommen sie in dieser Legislatur gar nicht mehr. Das ist unsere letzte Chance.”
Auch für Stefan Spieker, Geschäftsführer der Fröbel gGmbH, die bundesweit über 200 Krippen, Kitas und Horte betreibt, bleibt der Gesetzentwurf hinter den Erwartungen zurück. “Leider ist in dieser Legislaturperiode schon sehr viel Zeit verstrichen, sodass es sich im Wesentlichen nur um eine Fortsetzung des bisherigen Gesetzes handelt”, sagte er zu Table.Briefings.
Außerdem fordert er, die Prozesse in Kitas besser zu evaluieren. Die Fröbel-Gruppe hatte vor wenigen Wochen gemeinsam mit der “pädquis Stiftung” eine Studie veröffentlicht, der zufolge sich ein regelmäßiges und systematisches Monitoring entscheidend auf den langfristigen Bildungserfolg von Kindern auswirkt (wir berichteten). Aktuell schaue sich in Deutschland niemand die Ergebnisqualität der Arbeit von Kitas an, kritisiert Spieker. Die letzte bundesweite Qualitätsmessung habe 2013 mit der NUBBEK-Studie stattgefunden. “Seitdem sind wir im totalen Blindflug unterwegs”, konstatiert der Fröbel-Chef.
Die FDP ist indes zurückhaltender. “Wir Freie Demokraten hätten es begrüßt, wenn wir bereits bundeseinheitliche Vorgaben hätten verankern können”, sagte der familienpolitische Sprecher Matthias Seestern-Pauly zu Table.Briefings. “Wir erkennen aber an, dass dies aufgrund unterschiedlicher Situationen in den Bundesländern im jetzigen Schritt noch nicht möglich war.”
Insgesamt sei er mit dem Gesetzentwurf aber “sehr zufrieden”, erklärte Seestern-Pauly. Durch das Gesetz gelinge es dem Bund, die finanzielle Unterstützung für Kitas zu sichern. Es würden nun diejenigen Handlungsfelder gestärkt, “die besonders bedeutend für die Bildungschancen der Kinder als auch für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind”.
Bereits bekannt war, dass der Bund den Ländern künftig verbieten will, das von ihm für die Kitas bereitgestellte Geld für die Abschaffung der Elternbeiträge zu nutzen. Bislang dürfen die Länder noch bis zu 49 Prozent der Mittel dafür verwenden. Im Bundesschnitt werden noch 15 Prozent der Mittel dafür eingesetzt. Für die Umstellung ist im Referentenentwurf eine Übergangsfrist bis zum 30. Juni 2025 vorgesehen. Ab diesem Zeitpunkt müssen die Länder Beitragsentlastungen aus eigenen Mitteln finanzieren.
Für diesen Schritt erhält Paus viel Zuspruch – auch aus der Opposition. “Es ist richtig, dass das Geld des Bundes nicht für Beitragsfreiheit verwendet, sondern in Kitas investiert wird”, sagte die familienpolitische Sprecherin Silvia Breher (CDU) zu Table.Briefings. Mecklenburg-Vorpommern sei dafür “das Paradebeispiel negativer Art“. In dem Land ist die Kinderbetreuung in Kitas, Horten und Krippen seit 2020 kostenlos, was Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) als große sozialpolitische Leistung bewertet. Allerdings ist das Land beim Blick auf den Fachkräfte-Kind-Schlüssel bundesweites Schlusslicht.
Abgesehen von der Streichung der Beitragsbefreiungen handelt es sich bei dem Gesetzentwurf im Wesentlichen um eine Fortschreibung des 2023 eingeführten Kita-Qualitätsgestzes. Dieses war damals aus dem seit 2019 existierenden Kita-Qualitäts- und -Teilhabeverbesserungsgesetz hervorgegangen. Im Zuge ihrer Haushaltseinigung hatten die Spitzen der Ampel-Koalition beschlossen, für die Verbesserung der Kita-Qualität auch 2025 und 2026 jeweils rund zwei Milliarden Euro bereitzustellen. Konkret sind es laut dem Entwurf nun 1,993 Milliarden Euro, die die Länder durch Umsatzsteuerpunkte erhalten sollen. Die Handlungsfelder, in denen die Länder mit diesem Geld Maßnahmen finanzieren können, werden von zehn auf sieben reduziert.
Interessant ist, dass die Bundesregierung das Gesetz mit einem weiteren Gesetz aus dem Finanzministerium zum Umgang mit Zinsausgaben im Bundeshaushalt gebündelt hat. Eine solche Verknüpfung fachlich voneinander unabhängiger Gesetze wird üblicherweise genutzt, um Verfahren zu beschleunigen. Fachpolitiker befürchten allerdings, dass der Entwurf im weiteren Gesetzgebungsverfahren dadurch weniger Gehör findet. So ist es beispielsweise möglich, dass im Bundestag keine Anhörung vor den Fachexperten im Familienausschuss, sondern lediglich vor dem Haushaltsausschuss stattfindet.
“Es ist vorgesehen, dass sich das Bundeskabinett bald im Umlaufverfahren mit dem Gesetzentwurf befasst und ihn beschließt”, teilte eine Sprecherin des Finanzministeriums auf Anfrage von Table.Briefings mit. Die Länder, die originär für die Kindertagesbetreuung zuständig sind, müssen dem Gesetz im Bundesrat ebenfalls zustimmen.
Bildungsberater, KMK-Kenner, Reformer: In seiner Kolumne denkt Ex-Bildungsstaatssekretär Mark Rackles jeden Monat Bildungspolitik neu. Erfahren Sie hier mehr über die Vita unseres Kolumnisten.
In diesem Sommer endet eine persönliche Etappe. Ich hatte das Vergnügen und Privileg, den schwerfälligen Tanker der deutschen Bildung vom Maschinenraum bis zum Oberdeck kennenzulernen. Neben der klassischen Qualifizierung zum Bildungsexperten durch die eigene Schulzeit waren mir 16 Jahre Schulzeit mit den eigenen drei Kindern vergönnt, acht Jahre Amtszeit als Staatssekretär für Bildung, fünf Jahre als freiberuflicher Publizist im Bildungswesen, drei Jahre als Gastwissenschaftler am Wissenschaftszentrum Berlin zum Thema “Educational Governance” sowie zwei Jahre als Bildungsaktivist mit dem “Bildungsrat von unten”. Last but not least: ein gutes Jahr als Bildungskolumnist bei Bildung.Table!
Nun verlässt mein letztes Kind das deutsche Schulsystem und ich die Bildungsrepublik Deutschland. Beim Blick in den Rückspiegel stellt sich die Frage: Was bleibt? Da wäre viel zu erzählen. Ich will mich auf drei Thesen beschränken, die eher auf anekdotischer Evidenz gründen.
Ein Blick ausgerechnet in die USA kann einem aktuell Mut machen. Erschien noch vor drei Wochen die Lage aus europäischer Sicht aussichtslos und eine zweite Präsidentschaft Trumps unvermeidbar, hat sich die Lage und die Stimmung durch politisches Agieren in kürzester Zeit gedreht.
Das führt nicht zwangsläufig zum Sieg der Vernunft und zur Stabilisierung demokratischer Prozesse und Institutionen. Aber es beweist doch das eine: Politik (und das gilt erst recht für Bildungspolitik) ist immer das Ergebnis menschlichen Handelns und daher gestaltbar. Es braucht dazu aber ausreichend Optimisten, die den Kampf um die Wahrheit (und gegen Fake News) aktiv aufnehmen und den geistigen Brandstiftern Paroli bieten.
Man muss kein Prophet sein, um zu erkennen, dass sich diese Auseinandersetzung nicht irgendwo abspielen wird, sondern unmittelbar und direkt im Bildungssystem. “Venceremos”, dieser Kampf lohnt sich!
Das Bundesbildungsministerium startet eine neue Initiative zur Stärkung der Ausbildung in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU). Sie steht unter dem Titel “JOBVision” und soll laut Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) Projekte fördern, die die Betriebe “dabei unterstützen, Fachkräfte auf hohem Niveau auszubilden und jungen Menschen damit eine attraktive und zukunftssichere Ausbildung zu bieten”. Dazu wurde die Förderrichtlinie “Transformation fördern (TRAFO)” Ende Juli im Bundesanzeiger veröffentlicht. Anträge können bis zum 31. Oktober 2024 eingereicht werden.
Insgesamt hat das BMBF für die Projekte 26,1 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, wie eine Sprecherin des Ministeriums auf Anfrage von Table.Briefings mitteilte. Im Bundeshaushalt für 2025 sind diese Mittel unter dem Titel “Innovationen und Strukturentwicklungen in der beruflichen Bildung” eingeplant. Einzelne Projekte können mit bis zu 700.000 Euro gefördert werden. “Da Antragsteller auch deutlich weniger als die genannte Obergrenze beantragen können, was erfahrungsgemäß vorkommt, variiert die Anzahl der zur Förderung vorgesehenen Projekte”, erklärte die Sprecherin.
Als Voraussetzung nennt das für die Projektauswahl zuständige BIBB, dass die Projektträger “in der jeweiligen Region hervorragend vernetzt sein und mit Unternehmen, Bildungsträgern, Kammern, Verbänden, Gewerkschaften und Agenturen für Arbeit kooperieren” sollen. In der Förderrichtlinie heißt es, mit den Projekten sollen Lösungsansätze zur Fachkräftegewinnung entwickeln, “die sich an den regionalen Gegebenheiten, den Rahmenbedingungen und den Branchen orientieren“.
Dabei sollen sie bereits Instrumente und Konzepte aus bereits erfolgreichen Programmen zur beruflichen Bildung aufgreifen und weiterentwickeln. Als Beispiele für “neue und innovative Unterstützungsangebote” werden in der Richtlinie Checklisten oder Veranstaltungsformate genannt. Diese können sich auf Themen wie Ausbildungsmarketing, Akquise, Beratung oder Netzwerkbildung beziehen. Maximilian Stascheit
Im Ringen von Bund und Ländern um die Fortsetzung des Digitalpaktes sind die nächsten Abstimmungs- und Verhandlungsrunden terminiert. Am 2. September gibt es eine Sondersitzung der KMK und am 17. September tagt die Verhandlungsgruppe auf Ebene der Staatssekretäre erneut.
Die Tagung von Bund und Ländern auf Fachebene in der Vorwoche – so ist es hinter den Kulissen unisono zu hören – ist geräuschlos und konstruktiv verlaufen. Die entscheidenden Punkte werden dort aber nicht geklärt. Aus Ländersicht bleibt an erster Stelle die Frage, wie viel Geld der Bund für einen Digitalpakt II zur Verfügung stellt.
In ihrem jüngsten Brief an die Kultusministerkonferenz hatte Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger denn Spieß umgedreht. Die Länder sollen nun zuerst benennen, welche Summen sie in ihren Etats für den Digitalpakt einplanen. Das Unverständnis für diese Forderung ist auf Länderseite groß. Es trägt wohl auch dazu bei, dass dem Vernehmen nach intensiv diskutiert wird, ob Stark-Watzinger zur Sonder-KMK eingeladen werden soll oder nicht.
Die Sitzung am 2. September sollte sich ursprünglich mit der Strukturreform der KMK befassen. Sie wird neben dem Digitalpakt das zweite große Thema sein. Im Zentrum steht die Frage, ob sich die KMK vom Einstimmigkeitsprinzip verabschiedet. Die Koordinatorinnen der A- und B-Länder, Stefanie Hubig (Bildungsministerin Rheinland-Pfalz) und Karin Prien (Kultusministerin Schleswig-Holstein) machen sich dafür seit langem stark. Bei der jüngsten Konferenz in Völklingen wurde die Entscheidung vertagt.
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Nach Informationen von Table.Briefings haben die Kultusministerinnen und -minister sowie die Amtschefs am 19. August Gelegenheit, sich im Vorfeld der Sonder-KMK mit dem Juristen Christoph Brüning auszutauschen. Er hatte im Juni das Rechtsgutachten “Institutionelle Resilienz der KMK – Verfassungsrechtliche Implikationen der Verfahrensregeln der KMK” vorgelegt. Unter anderem wirft es die Frage auf, inwiefern die relevanten Beschlüsse der KMK einstimmig erfolgen müssen und was Alternativen wären. Holger Schleper
Weniger schriftliche Arbeiten, der Einsatz von Large Language Models und eine stärkere Berücksichtigung des Lernprozesses: Das saarländische Kultusministerium hat neue Vorgaben zur Leistungsbewertung an den allgemeinbildenden und beruflichen Schulen erlassen. Der Erlass (hier zum Download) ist am 1. August in Kraft getreten.
“In einer sich schnell wandelnden Zeit der Digitalisierung ist es dringend notwendig, digitale Prüfungsformate einzuführen, damit unsere Schülerinnen und Schüler ihre Leistungen zeitgemäß und relevant unter Beweis stellen können”, sagte die saarländische Bildungsministerin und KMK-Präsidentin Christine Streichert-Clivot zu Table.Briefings. Konkret sieht der Erlass als sogenannten “Großen Leistungsnachweis” (GLN) unter anderem eine “Medien- und materialgestützte Arbeit” vor.
Medien und Materialien können an den weiterführenden Schulen “digitale Geräte mit Internetzugang, Programme zur Textverarbeitung oder Tabellenkalkulation, Zeichensoftware oder KI-basierte Anwendungen wie Large Language Models sein”. Für Streichert-Clivot tragen die neuen Vorgaben auch zur Rechtssicherheit in Prüfungssituationen bei, wenn Lehrkräfte moderne Technologien wie KI-basierte Anwendungen einsetzen.
In der Praxis ist das Echo positiv. “Anwendung und Nachweis erworbener Lerntechniken und Kompetenzen statt ,teaching to the test’ und ,Bulimie-Lernen’“, schreibt etwa Marc André Müller auf LinkedIn. Der Schulleiter der Gemeinschaftsschule Freisen begrüßt auch, dass die klassische schriftliche Klassenarbeit an Gewicht verliere. Stattdessen entsteht mehr Raum für Prüfungsformate, die der modernen Arbeits- und Lebenswelt näherkommen. Tatsächlich sieht der Erlass etwa für die Klassenstufen fünf bis zehn an Gymnasien pro Schuljahr zwei GLN durch schriftliche Arbeiten vor. Im zuvor gültigen Erlass waren es vier.
Patricia Drewes, 2. Vorsitzende vom Institut für zeitgemäße Prüfungskultur, lobt den saarländischen Weg. “Es liegt auf der Hand, dass sich, wenn sich das Lernen ändert, auch die Form, wie Leistung zu erbringen ist, ändern muss”, erklärte sie Table.Briefings. Sie erlebe derzeit in verschiedenen Bundesländern eine Diskussion um eine Veränderung der Prüfungskultur. “In meinem eigenen Bundesland NRW ist es zum Beispiel seit dem vergangenen Schuljahr möglich, die Anzahl der schriftlichen Klassenarbeiten zu reduzieren.” Das gebe Lehrkräften die Möglichkeit, die Leistungsbeurteilung und -bewertung auf eine wesentlich breitere Basis zu stellen. Holger Schleper
In der bayerischen Metall- und Elektroindustrie wurden in diesem Jahr mehr als 15.500 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen. Gegenüber dem Vorjahr ist das ein Zuwachs von 1,3 Prozent. Die Zahlen stammen aus der aktuellen Umfrage zur Ausbildungslage in den Mitgliedsunternehmen der bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeberverbände bayme vbm. Der Verband ist der größte Metall- und Elektro-Industrie-Verband in Deutschland. Er zählt fast 3.500 Mitgliedsbetriebe und mehr als 775.000 Beschäftigte.
Trotz der unbeständigen Wirtschaftslage investierten die Unternehmen in Ausbildung, stellte Bertram Brossardt fest. Er ist Hauptgeschäftsführer des Verbandes. Zugleich mahnte er: “Es wird aber immer schwieriger, passende und genügend Bewerberinnen und Bewerber zu finden. Die Betriebe kämpfen mit diesem Mismatch.”
Die Zahlen spiegeln das wider. Von den befragten Unternehmen gaben 37,3 Prozent an, weniger Ausbildungsverträge abgeschlossen zu haben als im Vorjahr. Bei den Gründen für den Rückgang ragen zwei heraus: Es gab zu wenige Bewerberinnen und Bewerber (57,9 Prozent) und es lagen keine geeigneten Bewerbungen vor (52,6 Prozent).
Angesprochen darauf, wie man dem begegnen könne, betonte Brossardt die Rolle der Verantwortlichen vor Ort. Ausbildung ließe sich nicht von oben organisieren. “Ausbildung ist regional. Es geht nur, wenn man vor Ort die Leute zusammenspannt.” Dabei nannte er Schulen, Unternehmen und Arbeitsagenturen. “Die Frage ist: Wie interessieren wir Jugendliche tatsächlich, sich über Berufe zu erkundigen?”
Brossardt hielt zudem ein Plädoyer, der Jugend zu vertrauen. Man täte so, als sei heute bei den Jugendlichen alles schlechter. “Das bestreite ich. Es bildet die Wirklichkeit nicht richtig ab.” Auch Verbände und Gewerkschaften müssen sich die Frage stellen, wie zum Beispiel Berufe verändert werden könnten. hsc
Als erstes Ressort testet das österreichische Bildungsministerium (BMBWF) Künstliche Intelligenz im eigenen Arbeitsalltag. Man wolle die Potenziale von KI “gezielt für die Optimierung im Bildungsbereich und in Verwaltungsabläufen” nutzen, teilte Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) in einer aktuellen Pressemitteilung mit. Es gibt sogar eine Anwendung, die potenzielle Mathematik-Aufgaben für die Zentralmatura – das österreichische Abitur – generieren soll.
Seit April haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im BMBWF die Möglichkeit, verschiedene KI-Anwendungen in einem datenschutzsicheren Rahmen auszuprobieren. Dazu zählen ChatGPT, Audio-Transkriptionen in Echtzeit, Bildgenerierung und Textzusammenfassung. Genutzt wird dafür die Cloud-Computing-Plattform Microsoft Azure und die Technologie, die OpenAI, die Firma hinter ChatGPT, entwickelt hat. Dem Ministerium zufolge speichert Microsoft die gesendeten Daten nicht und nutzt sie auch nicht zum Trainieren seiner KI-Systeme.
Zusätzlich wird an einer KI-gestützten “BMBWF-Wissensdatenbank” gearbeitet. Diese soll als interner Leitfaden zur Unterstützung der Mitarbeiter bei Anfragen dienen, beispielsweise zu Beschaffungsvorgängen im Ministerium. Als Basis dienen interne Dokumente, die in das System hochgeladen werden.
Eine weitere Anwendung soll potenzielle Mathematik-Beispiele für die Zentralmatura generieren. Das noch im “Proof of Concept”-Stadium befindliche System soll dazu alte, einschlägige Aufgaben nutzen, um neue Aufgaben in verschiedenen Schwierigkeitsstufen zu erstellen. Zwar sollen die Fachabteilungen dem Ministerium zufolge wichtige Teile der Zentralmatura weiterhin selbst erarbeiten, allerdings könne KI dabei unterstützen. Zuletzt hatte Österreich angekündigt, auch die Prüfungsordnung für die Matura anzupassen. Vera Kraft
Der Filmproduzent Alexander van Dülmen hat eine Petition an die Kultusministerkonferenz (KMK) auf den Weg gebracht, am 27. Januar “einen verpflichtenden Projekttag zum Thema Holocaust an allen weiterführenden Schulen sowie anderen Bildungseinrichtungen einzuführen”. Nachzulesen ist der Aufruf auf der Webseite openpetition.de. Am 27. Januar 2025 jährt sich die Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz zum achtzigsten Mal.
“Bildung ist die allererste Voraussetzung dafür, Antisemitismus, Ausländerfeindlichkeit und Rassismus entgegenzuwirken”, heißt es in der Petition. Unter den ersten Unterzeichnerinnen und Unterzeichnern sind laut der Website der Petition zahlreiche prominente Köpfe. Dazu gehören die früheren Bundestagspräsidenten Norbert Lammert und Wolfgang Thierse, sowie die frühere Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger. Dabei sind zudem die Schauspielerinnen und Schauspieler Iris Berben, Alexandra Maria Lara, Axel Prahl und Jan Josef Liefers, sowie der Sportjournalist Marcel Reif.
“Der Impuls für den Aufruf rührt aus meiner Arbeit als Produzent des Films ‘Die Ermittlung’, der im Moment in den Kinos läuft”, sagte van Dülmen zu Table.Briefings. Der Film von Regisseur Rolf Peter Kahl – bekannt als RP Kahl – beschäftigt sich mit dem ersten Frankfurter Auschwitz-Prozess von 1963 bis 1965.
Die Petition, die sich neben der KMK auch an den Petitionsausschuss des Deutschen Bundestags richtet, kann noch bis zum 31. Oktober unterzeichnet werden. Stand Dienstagabend, 18 Uhr, hatten 271 Personen unterschrieben. Als Ziel sind 30.000 Unterschriften angegeben.
“Die KMK”, so teilte ein Sprecher Table.Briefings mit, “ist stets offen für neue Ideen und Anregungen, um die Erinnerungskultur und den Kampf gegen Antisemitismus weiter zu stärken.” Sie stelle sich dem Thema seit vielen Jahren aktiv in den Bereichen Kultur, Wissenschaft und Bildung. Besonders hervorzuheben sei die “Gemeinsame Empfehlung des Zentralrats der Juden in Deutschland, der Bund-Länder-Kommission der Antisemitismusbeauftragten und der Kultusministerkonferenz zum Umgang mit Antisemitismus in der Schule” aus dem Jahr 2021. hsc
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Stephan Bayer – Gründer und Geschäftsführer der Sofatutor GmbH
Noch während seines Studiums der Sozialwissenschaften gründete Stephan Bayer Sofatutor. Die Online-Lernplattform unterstützt Schülerinnen und Schüler beim Lernen mit tausenden Lernvideos, die altersgerecht und auf die Lehrpläne der Bundesländer angepasst sind. Nicht nur die Plattform, sondern auch Bayer selbst, sind mittlerweile fester Bestandteil der deutschen EdTech-Szene. Bayer engagiert sich unter anderem im Vorstand des Bitkom-Arbeitskreises “Bildungspolitik und Arbeitsmarkt” und hat die “Initiative deutscher digitaler Bildungsanbieter” mitgegründet. Mehr zu Stephan Bayer lesen Sie in diesem Porträt.
Stephan Delkus – Geschäftsführer der Itslearning GmbH
Mehrere Jahre war Stephan Delkus Vertriebsleiter bei Itslearning, bevor er 2023 zum Geschäftsführer wurde. Das Digitalunternehmen zählt zu Europas führenden Anbietern für Lernmanagementsysteme (LMS). Es unterstützt sowohl Lehrkräfte bei der Erstellung von Unterrichtsmaterialien als auch Schülerinnen und Schüler beim personalisierten Lernen. E-Learning-Experte Delkus ist der Überzeugung: Für die digitale Transformation in der Bildung müssen immer auch bewährte analoge Lehr- und Lernmethoden berücksichtigt werden.
Alexander Giesecke – Gründer und Geschäftsführer der Simpleclub GmbH
Alexander Gieseckes Karriere als erfolgreicher Digitalunternehmer begann bereits während seiner Schulzeit, als er Mathematik-Lernvideos auf YouTube hochlud. Parallel zu seinem Maschinenbau-Studium gründete Giesecke dann gemeinsam mit Nicolai Schork die Lernplattform Simpleclub, die mittlerweile zu den größten in Deutschland zählt. Dabei deckt der digitale Lernanbieter längst nicht mehr nur diverse Schulfächer ab, sondern spezialisiert sich verstärkt auf das Geschäft mit Unternehmen und richtet seine Lerninhalte vermehrt an Azubis.
Martin Hüppe – Geschäftsführer der IServ GmbH
Er kennt die deutsche Bildungswirtschaft wie kaum ein anderer: Seit mittlerweile 30 Jahren treibt Martin Hüppe die Entwicklung vom Schulbuch zum digitalen Lernen aktiv voran. Knapp 20 Jahre war der ausgebildete Politikwissenschaftler in verschiedenen Positionen beim Cornelsen Verlag tätig, davon zwölf Jahre als Geschäftsführer. Daneben gründete er mehrere EdTech-Unternehmen. Zudem war er zeitweise an der Spitze des Ernst Klett Verlags, des Bündnis für Bildung und des Didacta Verbands. Seit 2017 ist er nun Geschäftsführer der IServ GmbH, die eine Schulplattform vertreibt, mit der sich Kommunikation sowie Schul- und Unterrichtsorganisation digitalisieren lassen.
Diana Knodel – Gründerin und Geschäftsführerin der Fobizz/101skills GmbH
Neben dem Bildungsbereich ist Diana Knodels Schwerpunkt die digitale Produktentwicklung. Diese Erfahrung nutzte sie für die Gründung von Fobizz – einer digitalen Plattform für Fort- und Weiterbildungen für Lehrkräfte. Davor gründete sie bereits ein anderes Tech-Unternehmen, App Camps, welches Lehrkräften Unterrichtsmaterialien rund um das Programmieren bereitstellt. Fragen zur digitalen Bildung diskutiert die studierte Informatikerin mittlerweile auf diversen Podien sowie zusammen mit Gert Mengel in dem Podcast “Kreide.KI.Klartext.”. Mehr über Diana Knodel erfahren Sie in diesem Porträt.
Christoph Kunz – Oberster Ausbildungsmanager bei Siemens Energy
Als “Global Head of Vocational Education” hat Kunz die Ausbildung beim Energietechnikkonzern Siemens Energy neu aufgesetzt, als dieser sich 2020 vom Mutterkonzern Siemens abspaltete. Kunz setzt auf frühes Teambuilding unter Azubis, die Förderung von Eigenverantwortlichkeit und projektorientierte Arbeit. Digital zu lernen ist für ihn da nur die Notlösung, wenn zum Beispiel ein Ausbilder ausfällt. Er will die Arbeit im Team fördern – und die Handschrift mittels Apple Pencil.
Marina Kuttig – Leiterin der Nachwuchsentwicklung bei der Deutschen Telekom
Sie ist für rund 6.000 Azubis und dual Studierende verantwortlich – und findet, angesichts des branchenübergreifenden Personalmangels müssen Unternehmen jungen Menschen heute mehr zuhören. Schon seit Jahren versucht die Telekom sich auf die Gen Z einzustellen und sinkenden Bewerberzahlen gegenzusteuern. Die Telekom ging daher einen ungewöhnlichen Schritt: Sie hat das Forschungsinstitut für Bildungs- und Sozialökonomie mit einer anonymen Personalumfrage beauftragt – zum Thema: Ausbildung. Zwei Schlussfolgerungen sind intensive Lernbegleitung und Gesundheitsangebote.
Arndt Kwiatkowski – Gründer und Geschäftsführer der Bettermarks GmbH
Seine Vision ist es, das Schulsystem und am liebsten die ganze Gesellschaft “nach vorne zu katapultieren”. Zusammen mit Christophe Speroni und Marianne Voigt gründete Arndt Kwiatkowski 2008 Bettermarks. Das Intelligente Tutorielle System bietet Schülerinnen und Schülern individuelle Unterstützung beim Mathematik-Lernen. Anfang des Jahres wurde Bettermarks als eines der Top 15 der EdTech-Unternehmen weltweit ausgezeichnet. Bevor Kwiatkowski sich der Verbesserung von E-Learning widmete, mischte er bereits 1997 mit der Gründung von ImmobilienScout24 den Wohnungsmarkt auf.
Maximilian Schulyok – Geschäftsführer Ernst Klett Verlag GmbH
Er ist im Bereich der Verlage für Schulmedien schon seit einigen Jahren ein prägender Kopf. In den vergangenen Monaten dürfte sich das Augenmerk auf Maximilian Schulyok aber nochmals erhöht haben. Seit Januar dieses Jahres ist der Österreicher Geschäftsführer beim Ernst Klett Verlag. Der Verlag mit Sitz in Stuttgart ist Teil der Klett Gruppe, laut eigenen Angaben “ein führendes Bildungsunternehmen in Europa” mit etwa 90 Unternehmen in 24 Ländern. Zu diesen Unternehmen gehört auch der Österreichische Bundesverlag Schulbuch. Hier übernahm der studierte Jurist Schulyok 2020 den Posten des Geschäftsführers. Erst vor wenigen Wochen wählte der Verband Bildungsmedien, der sich als der “führende Zusammenschluss professioneller Bildungsmedienanbieter in Deutschland” beschreibt, Schulyok zum neuen Vorsitzenden.
Mark van Mierle – Geschäftsführer Cornelsen Verlag GmbH
Der Verlagsmanager Mark van Mierle hat international Erfahrung gesammelt, bevor er 2016 die Geschäftsführung des Cornelsen Verlags übernahm. Zuvor verantwortete er in der Elsevier Verlagsgruppe die Geschäfte von Life Science Solutions in Philadelphia, USA. Bereits bei Elsevier arbeitete er an der Transformation vom traditionellen Fachverlagsgeschäft hin zu digitalen Lösungen. Auch beim Cornelsen Verlag vertritt er das Credo “Unsere Tradition heißt Innovation” und setzt sich dafür ein, neue Technologien für die Entwicklung didaktischer Produkte zu nutzen.
Research.Table. Entrepreneurship: Was Forscher brauchen, um erfolgreich zu gründen. Das Potenzial ist groß, wird aber längst nicht ausgeschöpft. Für Ausgründungen und Start-ups braucht es mehr Engagement der Hochschulen und der Wirtschaft. Auch die Ausbildung muss sich ändern, damit es künftig mehr Tech-Unternehmer gibt. Welche erfolgreichen Konzepte bereits existieren, lesen Sie hier.
Research.Table. Was das BMBF für Technologieoffenheit tun will. Stark-Watzingers Ministerium hat den Forschungsorganisationen ein Impulspapier geschickt. Darin wird Technologieoffenheit als Lösung diverser Probleme präsentiert. Welche Rolle Künstliche Intelligenz dabei spielen soll, lesen Sie hier.
Augsburger Allgemeine: Die Mittelschule in Bayern leidet künftig am stärksten unter Personalnot. Das zeigt die aktuelle Prognose des bayerischen Kultusministeriums. Rückläufige Zahlen der Studienanfänger sowie ein dauerhafter Mangel an ausgebildeten Lehramtsabsolventen würden die Situation an Mittelschulen (vormals Hauptschulen) verschärfen. Zudem wechseln Lehrkräfte aus Realschule und Gymnasium, die vorübergehend an Mittelschulen unterrichtet haben, wieder zurück an ihre eigentliche Schulart. (An diesen Schularten ist der Lehrermangel am größten)
WirtschaftsWoche: Trotz hoher Investitionen: Berliner Schüler mit schlechten Leistungen. Bei der Vergleichsarbeit Vera schnitten die Berliner Schüler schlecht ab. Dabei gibt das Bundesland am meisten pro Schüler aus: 14.000 Euro waren es im Jahr 2022. Dieter Dohmen, Direktor des Forschungsinstituts für Bildungs- und Sozialökonomie, erklärt die Berliner Leistungen unter anderem damit, dass dort viele Kinder einen Migrationshintergrund haben oder aus bildungsfernen Familien stammen. Ein Problem sei zudem die Klassengröße. Lehrkräften die Teilzeit zu versagen, sei jedoch keine Lösung. Das ließe den Lehrerberuf noch unattraktiver werden. (“Ich frage mich, ob die Investitionen den Kindern zugutekommen oder versacken”)
Deutsches Schulportal: Kein Startchancen-Programm für Förderschulen? Michael Wrase ist Professor für Öffentliches Recht mit Schwerpunkt Bildungsrecht. Er kritisiert, dass auch Förderschulen Geld aus dem Startchancen-Programm erhalten. Denn diese stünden einem inklusiven Bildungssystem im Weg. Stattdessen solle das Geld lieber Regelschulen helfen, sich zu inklusiven Schulen zu entwickeln. Die Expertise der Förderschulen dürfe aber nicht verloren gehen, sondern müsse durch Zusammenarbeit von Förder- und Regelschule in den Regelschulalltag übergehen. (“Es spricht wenig dafür, Förderschulen ins Startchancenprogramm einzubeziehen”)
Spiegel: Abiturnote hängt stark vom Bundesland ab. So lag die Abitur-Durchschnittsnote beispielsweise in Thüringen bei 2,13 und in Schleswig-Holstein bei 2,47. Auch die Regelungen zu den Prüfungen selbst oder den wählbaren Kursen machen einen Vergleich schwierig. Notenunterschiede gebe es auch zwischen Schulformen, Schulen, Klassen und Lehrern. Auch in der Sekundarstufe I seien die Noten ebenfalls wenig vergleichbar. (Abitur als Lotterie?)
Dlf: Warum so viele Jugendliche ihre Ausbildung abbrechen. Marian Schreier von der IHK Berlin berichtet, dass es Jugendlichen meist an Berufsorientierung oder an Basiskompetenzen aus der Schule fehlt. Auch Julian Uehlecke, Ausbildungsbeauftragter der DGB-Jugend, kritisiert die mangelhafte Berufsorientierung an Schulen. SPD-Arbeitsmarktpolitiker Jens Peik erklärt die Inkompatibilität von Ausbildern und Jugendlichen auch mit der veränderten Arbeitswelt. Um diese besser kennenzulernen, wirbt Roman Franke von der Jugendberufsagentur Hamburg daher für Praktika als Realitätscheck. (Was läuft falsch im Ausbildungssystem?)
Welt: Setzt Startchancen-Programm zu spät an? Anne-Catherine Neuhaus von der Carina-Stiftung kritisiert, dass das Startchancen-Programm nicht schon bei der frühkindlichen Bildung ansetzt. Es sei wichtig, einen ökonomischen Blick auf die Investitionen zu behalten. Das Geld müsse dort investiert werden, wo es am meisten erreichen könne. Am effizientesten sei frühkindliche Bildung. Schon mit dem Eintritt in die Grundschule würden die Kinder weniger effizient lernen. Frühe Förderung könne insbesondere Kindern aus sozioökonomisch schwachen Familien helfen. (Milliardenschwere Förderprogramme, aber wo bleibt der ökonomische Blick auf Bildung?)