News | Bildungsforschung
Erscheinungsdatum: 15. August 2025

Social Media und Smartphone: Leopoldina empfiehlt Mindestalter

Forschende fordern die Nutzung von Smartphones in Kitas und Schulen in Teilen zu untersagen. (picture alliance / MAX SLOVENCIK / APA / picturedesk.com | MAX SLOVENCIK)

Kinder und Jugendliche verbringen immer mehr Zeit mit Social Media. Gleichzeitig wachsen psychische Probleme unter jungen Menschen. Was Wissenschaftler jetzt empfehlen.

Junge Menschen müssen nach Ansicht von Forschern der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina im Umgang mit sozialen Medien zugleich geschützt und gefördert werden. In dem am Mittwoch vorgestellten Diskussionspapier „Soziale Medien und die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen“ fordern sie, die Nutzung von Smartphones in Kitas und Schulen bis einschließlich Klasse 10 zu untersagen. Zudem seien wirksame Altersgrenzen für den Zugang zu sozialen Medien nötig.

Für Kinder unter 13 Jahren sollte demnach ein striktes und wirksames Nutzungsverbot gelten. Die Altersverifikation könnte dem Papier zufolge mit der EUDI-Wallet erfolgen. Diese digitale Brieftasche ist ab 2026 in allen EU-Mitgliedstaaten verpflichtend einzuführen. Für Deutschland arbeitet die SPRIND an der Umsetzung. Die Forscher fordern: Die Wallet müsse allen Bürgern mindestens ab 16 Jahren zur Verfügung stehen.

Für 13- bis 17-Jährige sollten soziale Medien und Netzwerke altersgerecht gestaltet werden. Das heißt für die Wissenschaftler: Sucht erzeugende Funktionen müssen eingeschränkt werden und personalisierte Werbung sowie gesundheitsgefährdende Inhalte gehören verboten. Zudem sollen Eltern ihre Kinder besser begleiten – vor allem im Alter von 13 bis 15 Jahren. Eine solche Begleitfunktion sollte technisch besser ausgestaltet und leichter nutzbar werden.

Parallel dazu sollten Kinder und Jugendliche in Kitas und Schulen auf das digitale Leben vorbereitet werden. Das Fachpersonal in allen Bildungseinrichtungen müsse geschult werden, damit es gefährliche Nutzung frühzeitig erkennen und dagegen vorgehen kann.

Die Kinder- und Jugendpsychologin der Ruhr-Universität Bochum, Silvia Schneider, spricht von einem riesigen Handlungsbedarf. Seit Einführung der sozialen Medien vor 20 Jahren gebe es einen Anstieg psychischer Probleme unter Jugendlichen weltweit. Immer jüngere Kinder nutzten etwa Tiktok immer länger. Das könne zu Angst, Depressionen, Schlaf- und Essstörungen führen.

Die Autoren des Diskussionspapiers empfehlen, die Öffentlichkeit über Gesundheitsrisiken zu informieren. Das Bundesinstitut für Öffentliche Gesundheit könne eine Public-Health-Aufklärungskampagne durchführen, in die unter anderem Kinderärzte einbezogen werden. Gleichzeitig sei wichtig, die Folgen der Verbote und Beschränkungen wissenschaftlich auszuwerten und, wenn nötig, nachzubessern.

Viele der Empfehlungen ließen sich auf nationaler Ebene umsetzen, heißt es aus dem Forscherteam. Gleichzeitig sagen die Autoren: Nur die EU könne die Unternehmen hinter den sozialen Netzwerken mit Regeln zwingen, ihr süchtig machendes Geschäftsmodell zu ändern. Bettina Gabbe

Letzte Aktualisierung: 15. August 2025

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