Dass Friederike Gribkowsky heute ehrenamtlich dem Weltverband Deutscher Auslandsschulen (WDA) vorsitzt, war lange nicht ihr Ziel. Dabei hat die gebürtige Schweizerin eine familiäre Vorprägung: Ihr Großvater war schon vor dem Ersten Weltkrieg Schulpräsident der deutsch-schweizerischen Schule in Istanbul. Ihr deutscher Vater gründete in Genf die Deutsche Schule – allerdings nach Ende von Gribkowskys Schulzeit.
Nach dem Abitur begann Gribkowsky ein Studium der Volkswirtschaftslehre in Freiburg. Kontakt mit dem Schulwesen hatte sie erst wieder als Mutter von drei Kindern – in der Funktion als Elternsprecherin.
2009 zog die Familie nach Bukarest, Gribkowskys Mann startete dort einen neuen Job. Zwei ihrer Kinder gingen dort auf die Deutsche Schule – und Gribkowsky wurde bald wieder in der Elternarbeit aktiv. Zwei Jahre später bekleidete sie einen Posten im Vorstand der Schule.
Den Weltverband Deutscher Auslandsschulen kannte Gribkowsky zu dem Zeitpunkt noch nicht. Doch nachdem sie bei einer Veranstaltung deutscher Schulen in Bratislava Thilo Klingebiel, heute wie damals Geschäftsführer des WDA, kennenlernt hatte, begannen Gespräche über einen Beitritt der Schule in Bukarest. 2011 gliederte Gribkowsky die Institution in den WDA ein, unter anderem, um an ihr das deutsche Abitur zu etablieren. 2015 kam Gribkowsky in den Vorstand des WDA. „Es gab damals weder Vorstandsmitglieder von Schulen aus der Region noch von kleinen Schulen im Aufbau, so wie unsere eine war“, sagt sie. Sechs Jahre lang war sie Schriftführerin, seit 2022 ist sie als Vorsitzende tätig.
Als Vorstandsvorsitzende des Weltverbands ist Gribkowsky heute für die Lobbyarbeit der Auslandsschulen in Deutschland zuständig. Im Austausch mit dem Auswärtigen Amt und verschiedenen Ausschüssen setzt sie sich vor allem dafür ein, den Begegnungscharakter der Deutschen Auslandsschulen zu erhalten – dass also Schüler aus verschiedenen sozialen Schichten und Kulturen die Schulen besuchen und so zusammenkommen.
Aktuelle Finanzierungsschwierigkeiten durch einen schrumpfenden Haushalt erschweren den Schulen dieses Unterfangen. Knapp zwei Prozent müssen die Schulen in diesem Jahr einsparen. Ein weiteres Problem ist der zunehmende Lehrkräftemangel, auch an vielen Auslandsschulen. Während Rom oder Barcelona noch viele Bewerbungen aus Deutschland erhalten, ist die Lage etwa in den Ländern an der Grenze zur Ukraine schwieriger.
Auf den Institutionen laste „doppelter Druck“. Durch den globalen Lehrkräftemangel seien auch staatliche Schulen vor Ort gezwungen, ihren Pädagogen mehr Geld zu zahlen. Dadurch falle es Mitgliedern des WDA immer schwieriger, ortsansässige Lehrkräfte zu gewinnen. „Viele Schulen sind inzwischen unter Druck, ihr hohes Niveau zu halten“, sagt Gribkowsky.
Um die steigenden Kosten abzufedern, mussten in der Vergangenheit viele Schulen die Gebühren erhöhen – laut einer Umfrage des Auslandsschulkompasses des WDA gaben 40 Prozent der befragten Schulen an, die Schulgebühren angehoben zu haben. Die Folge: „Das bedroht ganz konkret die Durchlässigkeit für sozial schlechter gestellte Familien, weil sich immer weniger Eltern die Schulgebühren leisten können“, sagt Gribkowsky.
Aus Deutschland wünscht sich die WDA-Vorsitzende mehr Bewusstsein dafür, was die Auslandsschulen für das Ansehen Deutschlands in der Welt leisten. Sie sollten als verlängerter Arm deutscher Sicherheitspolitik verstanden werden. So erhielt die Deutsche Schule Kiew 2023 einen Sonderpreis beim IHK-Auslandsschulwettbewerb 2023 dafür, dass sie trotz des russischen Angriffskriegs ihren Unterrichtsbetrieb in vorbildlicher Weise aufrechterhalten hat – online, hybrid und in Präsenz. Gribkowsky sagt: „In solchen Kriegsgebieten wachsen Menschen heran, die in den Schulen Frieden finden“. Jasper Bennink