Der Lehrermangel in Deutschland ist 2022 im Vergleich zu den Vorjahren stark angestiegen. Woran dies liegtund vor welchen Herausforderungen das deutsche Bildungssystem steht:alle News zum Thema Lehrermangel in Deutschland 2022 von unserer Table.Briefings-Redaktion.
OECD Bericht: Lehrermangel
In dem 2022 erschienenen Bericht der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) wird ein besonderer Fokus auf den Lehrermangel in Deutschland gelegt. Laut dem Deutschen Lehrerverband fehlten im zweiten Semester 2022 bis zu 40.000 Lehrkräfte an deutschen Schulen. Der Personalmangel stellt ein zentrales Problem des deutschen Bildungssystems dar, es gibt zu wenig Lehrkräfte, um den wachsenden Bedarf an Schulen zu decken. Bereits jetzt ist Unterrichtsausfall und das Wegfallen von Förderangeboten Realität an vielen Schulen in Deutschland. Um den Schulalltag aufrechtzuerhalten, müssen sich Schulleitungen teilweise unkonventionelle Maßnahmen einfallen lassen, um den Lehrermangel in Deutschland 2022 zu bekämpfen. In Bayern zum Beispiel hat eine Schule Ehrenamtliche von der Bundeswehr in Vertretungsstunden Aufsicht halten lassen.Laut dem aktuellen OECD-Bericht ist neben dem gravierenden Lehrermangel ein weiteres Problem die große Kluft zwischen einer hohen Anzahl von jungen Menschen mit guten Abschlüssen und vielen jungen Menschen, die weder Ausbildung noch Arbeit haben. Die Zahl an Schüler:innen ist, unter anderem durch den demografischen Wandel und Zuwanderung, stark angestiegen, während die Zahlen von Lehramtsstudierenden sinken und jedes Jahr mehr Lehrkräfte aus dem Schuldienst in den Ruhestand gehen. Die Kultusministerkonferenz (KMK) geht davon aus, dass bis 2025 20.000 Lehrkräfte in Deutschland fehlen werden. Zeitgleich fällt laut der KMK-Statistik die Zahl der Schulabsolvent:innen mit allgemeiner Hochschulreife immer weiter.
Gründe für Lehrermangel in Deutschland 2022
Einer der Gründe für den steigenden Lehrermangel in Deutschland 2022 sind zu wenig Lehramtsstudierende. Dies liegt unter anderem daran, dass viele Universitäten einen hohen Notendurchschnitt für das Lehramtsstudium verlangt haben, obwohl der Lehrermangel in Deutschland bereits eine Realität war. Mittlerweile haben viele Universitäten den NC gesenkt, aber da die durchschnittliche Ausbildungszeit für Lehrkräfte 7 Jahre beträgt, hat dies nicht zu einem Rückgang des aktuellen Personalmangels an Schulen beigetragen. Ein weiterer Grund ist, eine zurückgehende Attraktivität des Lehrberufs. Fehlende gesellschaftliche Anerkennung und Karrierechancen, unflexible Arbeitsbedingungen, starke körperliche und mentale Belastungen durch Mehrarbeit, unentgeltliche Zusatzpositionen, wie die der Digitalbeauftragten in der Schule und fehlende Möglichkeiten für individuelle Förderung von Schüler:innen, sind nur einige der Gründe für eine steigende Belastung von Lehrer:innen an Schulen. Es scheint, als würden diese Gründe für den Lehrermangel schwerer wiegen als das Gehalt, da dies in etwa doppelt so hoch liegt wie der Durchschnitt der OECD.
Lehrermangel in Deutschland 2022:Quer- und Seiteneinsteiger
Um den steigenden Lehrermangel auszugleichen, der durch zu wenig Lehramtsstudierende und gleichzeitig steigende Anzahl an Schüler:innen entsteht, werden immer mehr Seiten- und Quereinsteiger:innen an Schulen benötigt. Quereinsteiger:innen haben kein Lehramt studiert, sondern sich innerhalb eines 18–24-monatigen Referendariats für das Lehramt qualifiziert, wohingegen Seiteneinsteiger:innen nur einen mehrwöchigen Kurs belegen und die restlichen Qualifikationen direkt in der Schule erlernen. Berlin hatte im Schuljahr 2021/2022 eine Quereinsteigerquote von etwa 60 %. Quereinsteiger:innen wurden wegen des Lehrermangels in Berlin mit einem Einstiegsgehalt von etwa 5.700 Euro brutto belohnt, diese Zulage fällt jedoch ab Januar 2023 weg. In Bayern werden Quereinsteiger:innen sogar bis zu einem Alter von 45 Jahren verbeamtet.
Lehrermangel in welchen Fächern?
Der aktuelle Lehrermangel in Deutschland 2022 betrifft nicht alle Fächer gleich viel, einige Schulfächer wie Physik und Mathematik sind stärker von dem Personalmangel betroffen als andere. Hierzu zählen vor allem MINT-Fächer, neben Physik und Mathematik fallen auch Informatik, weitere Naturwissenschaften und Technik darunter. Neben den Schulfächern sind auch Schularten unterschiedlich vom Lehrermangel betroffen, Grundschulen trifft es derzeit besonders stark. In Bayern zum Beispiel betrifft der Mangel an Lehramtsstudierenden vor allem die Mittel- bzw. Hauptschule. Um dem entgegenzuwirken, reicht es nicht aus nur mehr Studienplätze zu schaffen, dadurch wäre es nicht möglich gezielt einem Mangel an bestimmten Unterrichtsfächern vorzubeugen. Wo dieser Mangel herrscht, zum Beispiel bei MINT-Fächern, muss sowohl das Studium, als auch der Lehrberuf selbst attraktiver gestaltet werden.
Berufsschule: Lehrermangel
Ebenso wie an regulären Schulen gibt es an Berufsschulen Lehrermangel, der durch zu wenig nachrückende Lehramtsstudierende verursacht wird. Laut dem Bundesverband der Lehrkräfte für Berufsbildung e. V. fehlen in ganz Deutschland bis zu 15.000 Lehrer:innen an berufsbildenden Schulen, auch hier besonders in den MINT-Fächern. In Zukunft könnte durch den Renteneintritt von Arbeitskräften ein Lehrermangel von bis zu 40.000 Lehrer:innen an Berufsschulen entstehen. Um dieses Problem zu bewältigen, haben einige Länder Maßnahmen ergriffen, um das Interesse an einer Karriere als Berufsschullehrer:inn zu wecken. Eine langfristige und umfassende Strategie ist erforderlich, um den Lehrermangel an Berufsschulen zu bewältigen und sicherzustellen, dass Schülerinnen und Schüler die Ausbildung erhalten, die sie benötigen, um ihre Zukunftserfolge zu sichern.In den kommenden Jahren wird die Anzahl von Schüler:innen Rekordzahlen erreichen, zusammen mit dem aktuellen Lehrermangel in Deutschland und den Folgen der Corona-Pandemie sind deutsche Schulen 2022 in eine akute Bildungskrise geraten. Wird der Lehrermangel stärker zunehmen, wird es schwieriger, das Grundrecht auf Bildung einzuhalten. Zudem dürfen unentgeltliche Extrapositionen in der Schule, wie für Inklusion und Digitalisierung, nicht mehr auf Lehrkräfte abgewälzt werden.