Studie: Kühe klimaschädlicher als Chemiefabriken. Nach einer noch unveröffentlichten Analyse von Greenpeace gehört die Milchindustrie mit rund 28 Millionen Tonnen Klimagasen ins Spitzenfeld der Emittenten – deutlich vor der Chemieindustrie mit rund 14 Millionen Tonnen. „Die Dimension hat uns selbst überrascht“, sagte Agrar-Campaigner Matthias Lambrecht zu Table.Media. „Bisher fehlen verlässliche Daten zu diesem Sektor.“ Die Branche sei verschwiegen: Ende 2023 habe Greenpeace den zehn größten Molkereien in Deutschland eine vom Öko-Institut erarbeitete Abfrage zu deren Treibhausemissionen und Klimaschutzmaßnahmen geschickt, doch keines der Unternehmen wollte antworten. Daraufhin ließ Greenpeace die Nachhaltigkeitsberatung corsus die Emissionen hochrechnen.
Die stärkste Klimawirkung geht dabei von dem Methan aus, das die Tiere ausrülpsen. Die Analyse berechnet das Treibhauspotenzial von Methan im Verlauf von 100 Jahren. Methan baut sich zwar schneller in der Atmosphäre ab als Kohlendioxid. Im Vergleich zu CO₂ ist es dann immer noch 25-mal so klimaschädlich, in den ersten 20 Jahren sogar 72-mal. „Die stark kurzfristige Wirkung des Methans eröffnet große Chancen für den Klimaschutz“, sagt Lambrecht. Um die Erwärmung in den kommenden drei Jahrzehnten zu begrenzen, würde eine deutliche und schnelle Verminderung „lebenswichtige Zeit“ verschaffen.
Greenpeace hat für Freitag Proteste mit riesigen Milchtüten-Attrappen vor der „Grünen Woche“ angemeldet. „Wir fordern, dass die Milchindustrie sich ihrer Verantwortung stellt. Das geht nur mit fairen Preisen, mehr Tierwohl und ingesamt weniger Tieren, die klima- und umweltgerecht auf der Weide gehalten werden.“ 2022 hätten die deutschen Milchviehhalter 31 Millionen Tonnen Milch an die Molkereien geliefert. Nach deren Verarbeitung sei etwa die Hälfte der Menge in Form von Molkereiprodukten in den Export gegangen. Größter Emittent war 2021 laut der corsurs-Analyse die Unternehmensgruppe Theo Müller mit mehr als sechs Millionen Tonnen Klimagasen, gefolgt von DMK Deutsches Milchkontor mit fünf Millionen Tonnen. Mehr zur „Grünen Woche“ und den Bauernprotesten lesen Sie im Agrifood.Table.