Oslos Botschafter: Partnerschaft mit Deutschland wichtig wie nie. Deutschland und Norwegen sind seit dem russischen Angriff auf die Ukraine so eng zusammengerückt wie nie zuvor. „Der 24. Februar 2022 hat bei uns Ängste bestätigt. In Deutschland aber hat er die Welt brutal verändert“, sagte Torgeir Larsen, Norwegens Botschafter in Berlin, im Gespräch mit Table.Media. „Plötzlich ist Russland gefährlich geworden, auch wegen der nuklearen Bedrohung“, so Larsen. „Von Kaliningrad nach Berlin ist es nicht weit.“ Norwegen habe mit Rücksicht auf die Großmacht im Osten stets militärisch Vorsicht gewahrt. Jetzt sei gemeinsame Abschreckung gefragt. „Nordeuropa ist näher an den Kontinent gerückt, wir brauchen uns mehr denn je gegenseitig.“ Als Beispiel für die neue Kooperation nennt Larsen die gemeinsame Bestellung von U-Booten und Norwegens Auftrag für deutsche Panzer.
Norwegens 7,5-Milliarden-Euro Hilfe für die Ukraine ist für Oslo eine moralische Frage. „Wir können uns die Hilfe leisten“, so der Norweger, dessen Land wirtschaftlich enorm vom Krieg profitiert hat. „Die Ukraine und Europa braucht sie, und die Sicherheit der Ukraine ist auch unsere.“ Larsen äußert Verständnis für das Zögern Deutschlands bei der Lieferung von Panzern, auch wenn das eine „sehr deutsche Debatte“ sei. Einerseits sei da die neue, auch nukleare Bedrohung. In dieser Lage müsse Deutschland seine sicherheitspolitische Rolle als großes Land mit einer starken Ökonomie erst finden. „Das ist schwierig, auch mental, und es braucht Zeit.“
Das energiereiche Land steckt zugleich in einer Energiekrise. „Der Strom war in Südnorwegen zuletzt teurer als in Deutschland“, so der Diplomat. „Bei uns läuft alles über Strom, aus Wasser und Windkraft. Und jetzt gibt es Engpässe.“ Norwegen müsse jetzt Infrastruktur für eneuerbaren Strom aufbauen, so Larsen. „Wir stehen also vor der gleichen Herausforderung.“ Deutschlands groß dimensionierte LNG-Planungen hält Larsen für genau richtig. „Erstens, weil man nicht weiß, wie sich die Märkte entwickeln“, so der Experte, der früher Öl- und Gas-Analyst war. „Zweitens, weil man LNG-Terminals auf Wasserstoff umrüsten kann. Und drittens spielen die europäischen Gasmärkte für die Weltproduktion keine entscheidende Rolle. Asien hat eine viel größere – und steigende – Gas-Nachfrage.“ Das gesamte Gespräch lesen Sie hier.