Hochwasserschäden: Versicherer kritisieren Bund und Länder. Schwere Versäumnisse hat der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) den Regierungen in Bund und Land vorgeworfen. „Wenn ein Deich, der nicht überspült ist, nach ein bis zwei Tagen bricht, entspricht das nicht den Standards“, sagte die stellvertretende Geschäftsführerin Anja Käfer-Rohrbach in einem Mediengespräch. „Wahrscheinlich hätte man Schäden vermeiden können, wenn man in Überschwemmungsflächen investiert hätte.“ Das war insbesondere an die Landesregierungen in Bayern und Niedersachsen adressiert, wo geplante Polder aufgeschoben wurden oder – wie in Hannover – Bundesgelder für Binnendeiche nicht abgerufen worden seien. Kurz zuvor hatte der Kanzler in seiner Regierungserklärung eingeräumt: „Wir müssen uns besser vorbereiten.“ Der Klimawandel sei „die größte Herausforderung, vor der wir stehen“. Es müssten unter anderem mehr Flutpolder angelegt werden. Zahlen zu den jüngsten Schäden wollte die GDV-Vize nicht nennen, aber der erste Eindruck lasse „Schlimmes erahnen“.
Versicherer stemmen sich gegen Pflichtversicherung. Während die Ministerpräsidenten immer lauter nach einer Pflichtversicherung gegen Elementarschäden rufen, wehren sich die Versicherungen mit Nachdruck dagegen. Auch das französische Modell, das mit staatlichen Mitteln gestützt wird und etwa auch von der SPD-Bundestagsfraktion favorisiert wird, überzeugt die Assekuranzen nicht. Das französische System sei seit Jahren unterfinanziert, sei den Herausforderungen des Klimawandels nicht gewachsen, werde deshalb gerade umfassend reformiert und alsbald sehr viel teurer für die Kunden. Beim Treffen des Kanzlers mit den Ministerpräsidenten am 20. Juni wird die Elementarschadensversicherung eines der zentralen Themen sein. Dabei ist auch die Absicherung von Sturmflutschäden ein strittiger Aspekt. Horand Knaup