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Erscheinungsdatum: 27. Juni 2024

Bahn: Rückhalt für Bahnchef Lutz schwindet

Im Zuge der Fußball-EM blickt ganz Europa auf die Deutsche Bahn, ihre Pannen – und ihren Chef. Aus SPD-Kreisen werden nun nach langen Phasen der Akzeptanz Rufe nach einem Wechsel laut.

Lange blieb die Kritik an Bahnchef Richard Lutz moderat. Trotz vieler Zugausfälle und einer schon damals kontinuierlich sinkenden Pünktlichkeit war Lutz’ Vertrag 2021 bis zum März 2027 verlängert worden. Doch nun, da ganz Europa über die Fußball-EM auf die Deutsche Bahn und ihre Pannen blickt, werden erste Rufe nach einem Wechsel laut. „Ich halte die andauernde Ignoranz und strategische Inkompetenz des aktuellen Bahnvorstandes für nicht länger tragbar“, sagte der SPD-Verkehrspolitiker und ehemalige Bahn-Gewerkschafter Martin Kröber dem RND. Für einen Neustart brauche es neues Personal – „insbesondere der Vorstandsvorsitzende und der Vorstand für den Personenfernverkehr scheinen ihren Aufgaben nicht gewachsen zu sein“.

SPD-Fraktionsvize Detlef Müller, selbst einst Lokführer, nimmt die Schlagzeilen mit Besorgnis zur Kenntnis. Rücktritte sind für ihn kein Thema. Aber auch er sagt: „Die Bahn muss laufen wie ein Uhrwerk. Pünktlichkeit, Klimaanlagen, Bordrestaurant, Personal – das muss besser werden.“ Und natürlich hätte man zu und von den Spielen weniger störanfällige Züge einsetzen können. Mit Erstaunen nimmt das Ausland die Pannenserie zur Kenntnis. Turnierdirektor Philipp Lahm, der wegen Bahn-Problemen erst zur zweiten Halbzeit einer EM-Partie eintrifft. „Deutsche Effizienz? Vergessen Sie alles, was Sie zu wissen glaubten“, spottete die New York Times. Das Problem von Richard Lutz: Vieles war bisher mit der mangelhaften Sanierung begründbar. Doch es gibt auch hausgemachte Defizite – und die wird der Aufsichtsrat, der an diesem Mittwoch tagte, genauer unter die Lupe nehmen. Bahn-Experte Müller: „Es kann keine Ausreden mehr geben: Alle Geschäftsbereiche müssen liefern – und das wissen die auch.“ Horand Knaup

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Letzte Aktualisierung: 24. Juli 2025

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