Interview
Erscheinungsdatum: 19. März 2025

Soziologin Claudia Neu: „Der eigene Lebensstil ist bedroht"

Claudia Neu, Vorsitzende des Sachverständigenrates Ländliche Entwicklung, über das Leben abseits der Städte, die latente Angst abgehängt zu werden und wie sich die AfD die Enttäuschung über einen dysfunktionalen Staat zunutze macht

Frau Neu, Sie beschäftigen sich mit ländlichen Räumen. Die gab es immer, aber neu ist ein ausgeprägtes Gefühl des Abgehängtseins. Woher kommt dieses Gefühl?

Um es vorauszuschicken: die breite Mehrheit der Deutschen fühlt sich nicht abgehängt. Allerdings sehen sich nach Angaben des Deutschlandmonitors 2023 ein gutes Fünftel (21 Prozent) kulturell, wirtschaftlich und infrastrukturell benachteiligt, sechs Prozent sogar sehr stark. Der Begriff „abgehängt“ ist einerseits griffig, geht andererseits mit der Erfahrung einher, dass für viele Menschen in peripheren Räumen die Lebensinfrastruktur, also der Nahverkehr, die ärztliche Versorgung, Einkaufsmöglichkeiten, Apotheken allmählich verschwindet – also all das, was man für ein gutes Leben braucht.

Ist damit auch ein Minderwertigkeitsgefühl verbunden?

Nicht unbedingt. Eher, dass der eigene Lebensstil bedroht ist, dies entspräche dann dem kulturellen Abgehängtsein. Das hat viel mit Besitz zu tun, mit dem Eigenheim, dem eigenen Garten, dem Verein, aber auch damit, wie man den Alltag gestaltet. Es ist die Sorge, dass all das von einem urbanen Lebensstil zur Seite gedrängt wird.

Aber keinem wird doch etwas weggenommen.

Das nicht. Aber das Gefühl ist da. Die harsche Kritik am Heizungsgesetz etwa ist weniger als Leugnung des Klimawandels zu verstehen, vielmehr fürchten viele Menschen, dass sie ihr Eigenheim nicht mehr finanzieren können. Dass ihr Wohlstand bedroht ist, den sie ja oft mit den eigenen Händen erschaffen haben.

Kann es sein, dass die Menschen auf dem Land einfach andere Probleme haben als Gendersprache, Cannabis, Feinstaub oder Deutschlandticket? Dass ihnen das ziemlich schnuppe ist?

In unseren Interviews auf dem Land begegnet uns immer wieder die Erzählung, dass die urbanen Hipster gar nicht verstehen, wie das Leben im ländlichen Raum funktioniert. Dass sie eben auf das Auto angewiesen sind und der Bus nicht fährt, der Arzt weit entfernt ist und sich ihre tägliche Realität einfach anders abspielt als in Berlin.

Angesichts dieser Herausforderungen: Welche Erwartungen haben die Menschen im ländlichen Raum noch an den Staat?

Es gibt in Ost wie West eine starke Erwartung an den Leistungsstaat und eine funktionierende Daseinsvorsorge. Eine Daseinsvorsorge, die sowohl Bildung als auch Gesundheit, Brücken oder die Bahn umfasst. Funktioniert die nicht, entsteht große Unzufriedenheit. Und nicht erst, seitdem Brücken zusammenbrechen und die ICEs nur noch unregelmäßig fahren. Die Erwartung an einen funktionierenden Staat ist in Deutschland sehr ausgeprägt. Da würde ich keinen Unterschied zwischen Stadt und Land machen. Nur ist im ländlichen Raum das Gefühl inzwischen viel ausgeprägter, dass sich der Staat verabschiedet hat.

Was heißt dann für das Verhältnis der Menschen zum Staat?

Das Vertrauen in die demokratischen Institutionen wie Regierung, Polizei und Justiz wird schwächer. Ebenso nimmt auch die Zufriedenheit mit dem Funktionieren der Demokratie ab. Verlustnarrative verfestigen sich. Diese Erzählungen beziehen sich einerseits auf den Verlust der wirtschaftlichen Stärke Deutschlands, andererseits auf den Abbau und Verfall öffentlicher Infrastruktur. Gerade in Ostdeutschland scheint alles immer weniger zu werden: die Einkaufsmöglichkeiten, der Jugendclub, der Verein – eine anhaltende Abwärtsspirale.

Aber die materielle Situation entspricht dem nicht, oder?

Zur Wahrheit gehört auch, dass die Verlustwahrnehmung häufig entkoppelt ist von der realen wirtschaftlichen Situation der Haushalte oder der Region. Sinkende Arbeitslosigkeit, Lohnzuwächse, saniertes Eigenheim: All diese Dinge werden kaum wahrgenommen, da gibt es eine ziemliche Diskrepanz. Aber genau diese Melange aus Verlustgefühl und gleichzeitiger Unterschätzung einer realen Verbesserung führt zu Frust.

Und im Westen?

Verlustängste sind kein Alleinstellungsmerkmal des Ostens. Die Erzählungen scheinen sich sogar anzugleichen. Ging es im Westen vor gut zehn Jahren überwiegend um den Verlust der dörflichen Gemeinschaft und Lebenswelt, die immer ein bisschen wie aus Grimms Märchenland geschildert wurde, so hören wir heute bei unseren Dorfstudien eben auch viele Klagen über marode Infrastruktur, fehlende Ärzte und Mobilitätsangebote. Und was relativ neu ist, es wird eine Art Staatsverachtung zur Schau gestellt, die die innere Kündigung als Bürger legitimieren soll. Weil der Staat angeblich nichts mehr leistet, fühlt man auch selber keine Verpflichtung mehr, sich einzubringen und zu engagieren. Das gilt ganz sicher nicht für alle. Aber die Haltung taucht doch vermehrt auf.

Gibt es diese Gemeinschaft denn tatsächlich?

Eine überwiegende Mehrheit der Deutschen empfindet ihr soziales Umfeld als intakt. Gemeinschaft entsteht durch Redundanz, das heißt durch Wiederbegegnen auf der Straße, beim Bäcker, im Verein. Der soziale Zusammenhalt entsteht also vor Ort. Landläufig wird Gemeinschaft mit dem Dorfleben verbunden, doch Gemeinschaft und Zusammenhalt gibt es natürlich genauso in der Stadt. Ich bin immer wieder erstaunt, dass Landbewohner uns bei unseren Untersuchungen unentwegt von ihrer großartigen Gemeinschaft erzählen. Das kommt mir wie eine Selbstbeschwörung vor, die auch der Abgrenzung zur Stadt dient. Alte Konflikte, die oft über Jahrzehnte bestehen, Gewalt und Ausgrenzung passen da nicht ins Bild. Ganz unabhängig von Stadt und Land nehme ich eine große Sehnsucht nach Gemeinschaft wahr.

Und die AfD macht sich das zunutze?

Absolut. Die AfD greift den Wunsch nach Gemeinschaft ebenso auf, wie sie diffuse Ängste kanalisiert und verschärft – Angst vor Veränderung, vor Wohlstandverlusten, vor Migration. Gleichzeitig versteht sie es prima, diese Sorgen in Worte zu fassen. Wir denken nur mal an die „Windräder der Schande“ oder den „Fliegenschiss der Geschichte“. Die AfD verschiebt das Sagbare, vermittelt das Gefühl, eine Politik zu vertreten, an die die Menschen mit ihren Erfahrungen anknüpfen können. Das spiegelt sich gegenseitig und schaukelt sich hoch. So gibt einen Zusammenhang zwischen diesen Verlustnarrativen, dem Aufkommen der AfD und umgekehrt.

Sie sagen, die AfD-Wähler seien keine Protestwähler mehr. Was hat sich verändert?

Die AfD war anfangs sicher deutlich weniger radikal, wenngleich immer schon europakritisch, so haben sie sich anfänglich über die Abkehr vom Euro definiert. Sie war eher eine Professorenpartei, die überdurchschnittlich viele Akademiker in ihren Reihen hatte. Und ja, möglicherweise spielte da schon der Protest gegen die Mitte-Parteien eine Rolle. Das ist aber lange her, alle wissen inzwischen, dass die AfD zumindest in Teilen rechtsextrem ist. Die AfD wird wegen und nicht trotz ihrer Radikalität gewählt, wegen ihres Antisemitismuses und ihrer menschenverachtenden Haltung.

Wie geht man politisch mit einem solch verfestigten Potenzial um?

In den vergangenen Jahrzehnten lag die Zahl der Menschen mit gesichert rechtsextremen Einstellungen stets bei unter fünf Prozent. Die Mitte-Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung aus dem Jahr 2023 hat allerdings einen erschütternden Anstieg auf 8,3 Prozent der repräsentativ Befragten mit einem manifesten rechten Weltbild ermittelt. Wir müssen nun abwarten, ob sich dies Entwicklung fortsetzt. Die gute Botschaft ist, dass über 90 Prozent der Bevölkerung diese rechtsextremen Einstellungen und Werthaltungen nicht teilen, 21 Prozent die AfD aber doch gewählt haben. Gleichzeitig hat die jüngste Bundestagswahl gezeigt, dass die Bürger zu motivieren und politisch anzusprechen sind. Wir hatten mit 85 Prozent eine sensationelle Wahlbeteiligung. Allerdings konnten davon vor allem die Parteien jenseits der Mitte profitieren. Das Ziel muss es also sein, die demokratische Mitte wieder zu stärken.

Und die Linken?

Die Linke war mit dem Thema soziale Gerechtigkeit erfolgreich. Ein Thema, das die Deutschen ungeheuer bewegt. Die beiden Topthemen sind nicht, wie die ganze Zeit kolportiert worden ist, Migration, sondern es sind soziale und innere Sicherheit. Mietendeckel, Geschlechtergerechtigkeit, Friedenspolitik – hiervon haben sich vor allem junge Städterinnen ansprechen lassen und für die Linke gestimmt. Ältere Männer auf dem Land konnte die Linke hingegen deutlich weniger gewinnen. Insgesamt konnte sich die Linke aber als Alternative zur SPD und den Grünen hervorragend positionieren. Der Linkspartei hat ohne Zweifel ihre social media Kampagne geholfen, der AfD leider auch.

Warum haben die Grünen mehr denn je im ländlichen Raum Akzeptanzprobleme? Ist es eher ein kulturelles oder ein inhaltlich-programmatisches Defizit?

Beides. Die Grünen sind immer eine Partei der urbanen Mittelschicht gewesen…

sie stellen immerhin in Baden-Württemberg, ein Land mit großen ländlichen Räumen, den Ministerpräsidenten.

Aber auch im Ländle haben sie bei der Bundestagswahl verloren, und die AfD hat massiv aufgeholt. Die Rechtsaußenpartei wurde zweitstärkste Kraft im Südwesten und verdoppelte sich auf 19,8 Prozent. Die Grünen liegen dort nun auf dem vierten Platz hinter der SPD. Schaut man sich zum Beispiel den traditionell sehr konservativen Rems-Murr-Kreis an: Dort hat die AfD in einigen Gemeinden die CDU sogar bei den Zweitstimmen überholt. Das ist ein absolut ländlicher Raum, da haben es die Grünen mit ihren Themen nicht leicht. In vielen ländlichen Regionen erreichen ihre Botschaften einfach keinen, in Ostdeutschland schon gar nicht. Es wird spannend zu sehen, wie sich die Grünen jetzt in der Opposition schlagen. Selbst wenn ihnen eine Neuausrichtung gelingt, habe ich Zweifel, dass sie die Stimmung auf dem Land richtig deuten und dann auch noch den richtigen Ton treffen.

Warum haben die Grünen gerade bei jungen Wählern so an Zustimmung verloren?

Sie haben das Potenzial bei den Erst- und Jungwählern überhaupt nicht ausgeschöpft. Dabei interessieren sich gerade die Jungen nach wie vor sehr für das Thema Klimawandel. Aber auch für Wirtschaftswachstum und soziale Gerechtigkeit, Themen, bei denen den Grünen eher wenig Kompetenz zugeschrieben wird. Die Grüne Jugend greift den Trend nach links schon eher auf. Insgesamt sehe ich bei den Grünen nicht, womit sie versuchen, die Gruppe der jungen Wähler wieder zu gewinnen. Wo sind grüne Angebote und Ideen für diese Generation?

Wie erklären Sie, dass die AfD in Städten wie Pforzheim, das vor über 30 Jahren schon Republikaner- Hochburg war, überdurchschnittlich abschneidet? Was sind das für Strukturen, die da weiter leben?

Die AfD erzielt ja keineswegs nur Erfolge im ländlichen Raum. Bei der Bundestagswahl hat die AfD insbesondere in altindustriellen Regionen, die stark unter dem Wandel der Arbeitswelt gelitten haben, Zuwächse erhalten. Dazu gehören neben Pforzheim, wo hinter der CDU die AfD zweitstärkste Kraft ist, auch Kaiserlautern, Gelsenkirchen oder Duisburg. Einerseits gelingt es der SPD nicht mehr, ihr ureigenes Milieu der Arbeiter oder ehemaligen Arbeiter zu erreichen. Andererseits wissen wir, dass neben politischen Kulturen auch die intergenerationale Weitergabe von Werten und Normen eine Rolle spielen. Nazisein vererbt sich.

Welche Rolle spielt Identitätsbewusstsein in diesem Zusammenhang?

Na ja, die Sachsen zum Beispiel haben eine starke Identität, und wenn wir dann nach der Bundestagswahl nach Bautzen oder Görlitz schauen, wird einem ganz schwummrig. Aber Traditionen sind eben doch wichtig: Meine Kollegin Larissa Deppisch hat herausgefunden, dass in Regionen, die traditionell eher linksliberal eingestellt sind, die AfD trotz schlechter ökonomischer Lage nicht punkten kann. Dort, wo die Lage schlecht und eine stark konservative oder rechtskonservative Stimmung vorherrscht, schneidet die AfD besser ab. Grundsätzlich hat es die AfD aber im ländlichen Raum eher schwer, wenn die wirtschaftliche Lage gut ist. Also in solchen Räumen, in denen Milch und Honig fließen. Abgehängtsein ist also keineswegs gleich ländlich.

Das klingt, als ob die AfD-Erfolge so unausweichlich seien wie die Transformation.

Nein, das sehe ich nicht so. Optimismus bleibt Pflicht. Tatsächlich hätte man aber Lehren aus der Wiedervereinigung ziehen können. Der Transformationsdruck ist ja dieser Tage auch in Baden-Württemberg extrem. Insbesondere in den ländlichen Räumen existieren viele Autozuliefererbetriebe, aber auch andere hidden Champions. Hier geht gerade die Angst vor Arbeitsplatzverlust um. Da schlägt die Stunde der AfD, sie verspricht einfach die gute alte Zeit zurückholen, die Transformation also quasi zurückzunehmen.

Wenig glaubwürdig, warum verfängt das trotzdem?

Der Nährboden für die AfD ist eine Melange aus sogenannten Kontextfaktoren und Kompositionseffekten, also einerseits wirtschaftlicher Lage, demografischem Wandel, Infrastruktur, kulturellen Angebote. Andererseits spielen Pfadabhängigkeiten wie kulturelle Überlieferungen und politisch-religiöse Verwurzelung eine Rolle. Wir sehen ja auch in Ostdeutschland, wie diese Geschichten weitergegeben werden, heute auch von Kindern und Jugendlichen, die selbst die DDR-Erfahrung gar nicht gemacht haben. Dieses intergenerationelle Weitererzählen beeinflusst Wahlentscheidungen. Wie stark die einzelnen Faktoren aber wirken, kann ich zur Zeit nicht beantworten.

Viele sagen, dem Demografieproblem im Osten lasse sich nur durch Zuzug aus dem Ausland begegnen. Aber genau dieser Zuzug wird ja als bedrohlich wahrgenommen. Wie lässt sich dieser Widerspruch auflösen?

Es gibt ja die alte Kontakthypothese, dass Diversität vor allem da abgelehnt wird, wo sie nicht ist, weil man keine Menschen kennt, die angeblich anders sind. Und wir wissen ja, in Stuttgart oder auch im Ruhrgebiet gibt es große Bevölkerungsanteile mit Migrationshintergrund, aber der Rassismus ist deutlich geringer, weil man eben mit den Menschen und ihrer Umgebung lebt. Der Zuzug also würde vermutlich schon einen Teil des Problems lösen.

Klingt theoretisch gut….

Der Zuzug kann nicht funktionieren, wenn den Zugewanderten die klare Botschaft vermittelt wird, wir wollen euch hier nicht.

Im Grunde ist klar, dass wir ohne Zuwanderung keine Zukunft haben. Machen das auch die Unternehmen, die alle nach Fachkräften rufen, hinreichend klar?

Die meisten Unternehmen spüren den Arbeits- und Fachkräftemangel längst. In den vergangenen Jahren haben nicht nur Ökonomen für Migration geworben, Unternehmen Initiativen für Geflüchtete gegründet, sondern auch Familienunternehmen sich klar für Weltoffenheit und gegen Fremdenfeindlichkeit positioniert. Allerdings glaube ich nicht, dass das reicht. Nicht nur die gesetzlichen Reglungen müssen einen erleichterten Zugang für Migranten zum Arbeitsmarkt schaffen, sondern auch die Stimmung muss sich ändern. Sonst gefährden viele Betriebe ihre eigene Zukunft.

Wird die Landflucht anhalten?

Das hängt von der einzelnen Region ab. Wir können nicht grundsätzlich von Landflucht sprechen. Viele Menschen erleben den ländlichen Raum ja auch wieder als attraktiv. Zumal auch der ökonomische Druck, die hohen Mieten und Bodenpreise in den großen Städten viele Menschen ins Umland drängt.

Aber es fehlt die Infrastruktur dafür.

Der Zuzug ist ja nicht überall gleich stark. Es entsteht diese Art von erweiterter Suburbia hinter der Stadtgrenze mit einer Art neuem Ring. Oder wie mein Kollege Reiner Klingholz immer gesagt hat, es entstehen neue Speckwürfel, einzelne interessante Orte, um die herum sich andere ansiedeln, und da entsteht dann auch Infrastruktur.

Städte wie Potsdam oder Eberswalde?

Genau. Das periphere Land partizipiert aber von diesem neuen Interesse nicht im selben Maße wie die stadtnahen ländlichen Räume. Man muss sehr genau hinschauen, über welchen Raum sprechen wir eigentlich?

Warum empfehlen Sie ein eigenes Ministerium für den ländlichen Raum?

Der ländliche Raum hat keine Lobby. Anders als die Agrarwirtschaft, die sehr gut organisiert und demonstrationsfreundig ist, was wir ja bei den Bauernprotesten vor gut einem Jahr gesehen haben. Die alte Logik der Agrarverbände und des Bundeslandwirtschaftsministeriums, dass die Landwirtschaft Träger des ländlichen Lebens ist, gilt einfach nicht mehr. In der Landwirtschaft arbeiten nur noch rund 875.00 Menschen, das entspricht unter zwei Prozent aller Erwerbstätigen. Dafür leben aber Millionen Menschen im ländlichen Raum, die auch Wähler sind. Ein eigenes Ministerium könnte sich wesentlich stärker um deren Belange kümmern. Mobilität, Klimawandel, Wirtschaft, Vereinsleben – all das sind wichtige Handlungsfelder. Ein eigenes Ministerium könnte hier ganz anders agieren und würde mehr Aufmerksamkeit für ländliche Räume erzielen. Und damit wäre schon viel erreicht.

Claudia Neu ist Professorin am Lehrstuhl Soziologie ländlicher Räume an den Universitäten Göttingen und Kassel (Witzenhausen) und seit September 2022 Vorsitzende des Sachverständigenrates Ländliche Entwicklung

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Letzte Aktualisierung: 24. Juli 2025

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