Bei seinem ersten Auftritt als neuer Digitalminister hat Karsten Wildberger (CDU) ein „Digitales Next Germany“ angekündigt: „Made in Germany hat uns lange erfolgreich gemacht, hat uns Wohlstand und Wachstum gebracht. Ein neues, digitales Next Germany kann wieder ein solches Potenzial entfalten.“ Den Aufbau seines Ministeriums betreibe sein Team parallel, um keine Zeit zu verlieren. „Ich erlebe eine Art Start-Up-Mentalität“, sagte der 55-Jährige. Drei Themen sieht er als zentrale Aufgaben für sein Amt: Die Verwaltungsdigitalisierung, bei der man „nicht bei Null“ anfange, den Ausbau der digitalen Infrastruktur und die Digitalisierung der Wirtschaft. „Wenn junge Unternehmen aus dem Mittelstand mit digitalen Geschäftsideen nach einem Standort suchen, muss Deutschland die erste Wahl sein“, sagte Wildberger.
Damit sich niemand abgehängt fühlt bei der Digitalisierung, will der Minister die Kommunikation mit den Menschen suchen. Es brauche Verständnis und Klarheit über die Chancen und Risiken von Digitalisierung. Für Innovation brauche es „Mindset des Mutes, des Machens, der Offenheit und des Gelingens“, sagte der Digitalminister. Nicht weniger sei die Erwartungshaltung an ihn. Er sprach über den Datenschutz, der zwar wichtig sei, aber keine Innovationsbremse werden dürfe. Merz sagte in seiner Rede später: „Wir machen ernst. Wir reformieren dieses Land wieder.“ Wildberger sprach beim Wirtschaftstag des Wirtschaftsrates der CDU, bei dem er bis vor wenigen Tagen Vizepräsident war. Auf der zweitägigen Konferenz äußerten sich Top-Manager positiv zur Bundesregierung und hoffen auf eine bessere Zusammenarbeit. Lufthansa-CEO Carsten Spohr wünschte sich „einen neuen Stolz in der Zusammenarbeit zwischen Politik und Wirtschaft“. Die Wirtschaft müsse in Vorleistung gehen. „Gas geben, investieren, an die Zukunft glauben, das ist unsere Aufgabe. Aber die Rahmenbedingungen muss die Politik setzen.“ Der Standort sei teuer und überreguliert. „80 Prozent unseres Umsatzes machen wir nicht mehr in Deutschland.“
Deutsche-Bank-CEO Christian Sewing zitierte mit Blick auf die epochalen Ereignisse ausgerechnet Lenin: „Es gibt Jahrzehnte, in denen nichts geschieht, und es gibt Wochen, in denen sich Jahrzehnte abspielen.“ Die neue Bundesregierung habe aber „den Willen, die Tatkraft und das Zeug, dieses Land voranzubringen“, sagte er. Das Interesse an Deutschland sei bei den Investoren weltweit sehr hoch. Es müssten nun Reformen folgen. Die Deutschland-Chefin von PwC, Petra Justenhoven, betonte, dass Unternehmen wie Apple, Zalando, Uber und AirBnB in Rezessionen gegründet wurden und inzwischen in ihren Märkten führend seien. Die Krise als Chance, das war die Botschaft des Wirtschaftstages. Michael Bröcker, Leonard Schulz.