Donald Trump legt im Handelskonflikt nach. Der US-Präsident eskalierte am Montag die Auseinandersetzung mit China, indem er eine weitere Erhöhung der Zölle um noch einmal 50 Prozent androhte. Er gebe Peking bis Dienstag Zeit, Gegenzölle in Höhe von 34 Prozent wieder zurückzunehmen, schrieb Trump auf seiner Plattform Truth Social. Das deutet darauf hin, dass Trump vorerst nicht gewillt ist, die Zölle zurückzunehmen – und das trotz eines gewaltigen Absturzes der Kurse an den internationalen Finanzmärkten.
In den USA machte sich Sorge breit, dass das von Trump ausgelöste wirtschaftliche Chaos nicht auf die Finanzmärkte beschränkt bleibt. Zahlreiche einflussreiche Finanzmanager kritisierten Trump mit harschen Worten. Darunter waren auch Wirtschaftsbosse, die als lautstarke Unterstützer des Präsidenten in Erscheinung getreten waren. Der Hedgefonds-Manager Bill Ackman etwa warnte, dass sich die USA „auf dem Weg in einen selbstverschuldeten wirtschaftlichen Nuklearwinter“ befinden. Er drängte Trump, die angekündigten Zölle zunächst für 90 Tage auszusetzen, um Verhandlungen zu ermöglichen.
Danach sah es allerdings zunächst nicht aus. Und das, obwohl sich im US-Kongress zunehmend Widerstand formiert. Im Repräsentantenhaus und im Senat liegen derzeit Gesetzesentwürfe vor, die die Macht Trumps, freihändig Zölle zu verhängen, einschränken würden. In beiden Kammern unterstützen auch einige Republikaner diese Pläne. Doch dürfte das nicht für eine Zweidrittel-Mehrheit reichen. Sie wäre nötig, um ein Veto Trumps gegen diese Gesetze zu überstimmen. Allerdings könnten die Kursverluste der vergangenen Tage ein Hebel sein. Elon Musk verlor im Vergleich zum Jahresbeginn rund 130 Milliarden Dollar, Mark Zuckerberg 28 Milliarden und Jeff Bezos rund 23,5 Milliarden. Einstweilen zeigte sich Trump von diesen Verlusten jedoch nicht beeindruckt.
Die EU spielt in dem Handelskonflikt auf Zeit. Beim Treffen der Handelsminister in Luxemburg äußerten mehrere Minister die Hoffnung, dass die US-Regierung ihre Zölle angesichts der verheerenden Marktreaktion überdenken würde. „Wir haben jetzt auch keinen Zeitdruck, denn die Amerikaner haben den Druck und sind in einer Position der Schwäche“, sagte Robert Habeck.
Gleichwohl bereitet sich die EU auf ein Worst-Case-Szenario vor. Am Mittwoch sollen die EU-Staaten entscheiden, ob sie von kommender Woche an erste Vergeltungsmaßnahmen für die US-Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte in Kraft setzen. Zugleich betonte Ursula von der Leyen erneut die Verhandlungsbereitschaft der EU. Diese habe bereits vor längerem angeboten, die Zölle auf Industriegüter auf beiden Seiten des Atlantiks auf null zu senken. Die Kommissionspräsidentin griff damit eine entsprechende Forderung Musks vom Wochenende auf und spielte den Ball zurück nach Washington.
Die chinesische Regierung ließ sich ihre Sorgen bislang kaum anmerken. Doch so nah wie am Montag kamen die Einschläge bislang noch nicht. Die Finanzmärkte in Shanghai und Hongkong brachen ein. Welche Anzeichen wachsender Nervosität es in China gibt, lesen Sie im China.Table. Was die EU plant, steht im Europe.Table. Und wie die US-Finanzbranche reagiert, lesen Sie in der Analyse des Berlin.Table.