Analyse
Erscheinungsdatum: 05. Juni 2025

Trump und Merz im Weißen Haus: Ein lobender Amerikaner, ein zufriedener Deutscher

Das erste persönliche Aufeinandertreffen von Kanzler Friedrich Merz und US-Präsident Donald Trump ist ohne größere Komplikationen zu Ende gegangen. Fazit: Ein Erfolg.

Das erste persönliche Aufeinandertreffen von Kanzler Friedrich Merz und US-Präsident Donald Trump ist ohne größere Komplikationen zu Ende gegangen. Im Gegenteil: Gleich zu Beginn der öffentlichen Begegnung im Weißen Haus lobte Trump seinen deutschen Gast als Vertreter eines Landes, mit dem er eine „great relationship“ haben werde. Merz sei ein „good man“. Im Zusammenhang mit einem kurz zuvor geführten Telefonat des Präsidenten mit Chinas Staatschef Xi Jinping nannte Trump Merz einen „great leader“ und verglich seinen Wahlsieg in den USA mit dem des deutschen Kanzlers und CDU-Chefs.

Der Kanzler war erleichtert und bedankte sich für die Übernachtung im Gästehaus des Präsidenten. Merz bekannte sich als Transatlantiker und erzählte, dass sein erster Besuch an diesem Ort unter Präsident Ronald Reagan 1982 stattgefunden habe. Immer wieder verwies Merz auf die historische Freundschaft. „Wir haben so viel gemeinsam. Und wir schulden den Amerikanern sehr viel.“ Damit war der Ton gesetzt. Und zwar auch für Trump. Wer eine öffentliche Demütigung durch den US-Präsidenten erwartet hatte, wurde enttäuscht. „Ich bin ein Freund von Dir“, sagte Trump an einer Stelle.

Im Zollstreit gab es erste Annäherungen. Mehrfach sprach Trump von einem „trade deal“, den er mit der EU erreichen wolle. Deutschland könne dabei eine große Rolle spielen. Merz wollte in dem vertraulichen Gespräch mit Trump auch auf die wirtschaftliche Verflechtung der beiden Länder hinweisen. Deutsche Autohersteller in den USA verkaufen rund 400.000 Autos in die Welt, ähnlich groß ist die Zahl der Autoexporte aus Deutschland in die USA. Auch Merz eigener BMW X3 ist im US-Werk Spartanburg in South Carolina produziert worden. Er sei daher ein „American car with a German brand“, wie der Kanzler mit einem Augenzwinkern vor dem Treffen erzählte. „Deutschland ist eines der Länder, das am meisten in den USA investiert.“

Beim Konfliktthema Ukraine war indes keine Absetzbewegung Trumps von Putin zu erkennen. „Er spielt keine Spiele“, sagte Trump auf eine Frage zu Putins Taktik. Der Präsident betonte erneut, dass unter ihm der Krieg nie begonnen worden wäre. Fehler seien auf allen Seiten gemacht worden. Merz, der das anders sieht, verknüpfte die Rolle der USA bei der Beendigung des Zweiten Weltkriegs mit einem weiteren Engagement der USA für die Ukraine. „You are the key person.“

Merz geht inzwischen von einem längeren Konflikt in der Ukraine aus. Putin zeige keinerlei Bereitschaft zu einem Friedensprozess, deshalb müsse man weiter militärische Unterstützung leisten, lautete die Losung im Merz-Lager vor dem Treffen. Den Drohnen-Schlag der Ukraine gegen Militär-Flughäfen tief in russischem Gebiet bewertete Merz im Gegensatz zu dem US-Präsidenten positiv. Immerhin: Für das europäische Worst-Case-Szenario, dass sich Trump aus dem Konflikt gänzlich zurückziehen könnte, gab es am Donnerstag im Weißen Haus keine Anzeichen. Und auf die Frage, ob US-Soldaten in Deutschland bleiben würden, sagte Trump schnell nur: „Ja.“

In der Ukraine-Frage will Merz die USA unbedingt an der Seite Europas halten. Er hat eine Art EU-Task-Force ins Leben gerufen, die von Finnlands Präsident Alexander Stubb koordiniert wird. Stubb pflegt einen exzellenten Draht zu Trump und spürt als Präsident des Nato-Landes an der Ostflanke die Bedrohung Putins direkt. Im Vorfeld seiner Reise hatte sich Merz mit dem Finnen abgesprochen. Wann Trump die Geduld mit Putin verlieren könnte, blieb offen. Auf die Frage, wann der Fall eintreten könnte, betonte Trump im Oval Office, dass er eine Deadline im Kopf habe. Einen Zeitpunkt nannte er nicht.

Trump lobte das gesteigerte Engagement der Deutschen bei den Verteidigungsausgaben. Der Kanzler wollte später beim Gespräch darauf hinweisen, dass die Fünf-Prozent-Klausel (3,5 Prozent des BIP für direkte Verteidigungsausgaben und 1,5 Prozent für militärische Logistik), die Nato-Generalsekretär Mark Rutte erfunden hatte, auch für Deutschland die Benchmark sein werde. Beim Nato-Treffen in Den Haag Ende Juni soll diese Verpflichtung formal beschlossen werden. Trump wird – Stand jetzt – beim Gipfel dabei sein.

Fazit des ersten Besuchs von Merz bei Trump: Es hätte kaum besser laufen können für den Deutschen. Allerdings hatte Merz deutlich weniger Redezeit als Trump. Hier lautete die Losung unter den Deutschen: Lieber nicht vorkommen als beschimpft werden. Das Treffen in Washington ist auch Thema im Podcast ab 5 Uhr hier.

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Letzte Aktualisierung: 24. Juli 2025

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