Analyse
Erscheinungsdatum: 11. April 2023

Staatssekretärin Franziska Brantner: „Australien hat unglaubliche Rohstoffschätze“

Franziska Brantner, MdB, Buendnis 90/ Die Gruenen, Parlamentarische Staatssekretaerin im Bundesministerium fuer Wirtsch
Lithium und Seltene Erden sind für Handys, Windräder oder E-Autos enorm wichtig. Sie sind selten und werden bislang fast zu 100 Prozent in China verarbeitet. Daraus ist eine gefährliche Abhängigkeit geworden. Jetzt will die Bundesregierung mithilfe von Australien gegensteuern. Staatssekretärin Franziska Brantner erklärt, warum das Land am anderen Ende der Welt so wertvoll ist.

Berlin.Table: Sie waren gerade mit einer Wirtschaftsdelegation in Australien. Warum ist das Land wichtig?

Franziska Brantner: Australien denkt wie wir, ist ein demokratischer Rechtsstaat westlicher Prägung. Also ein idealer Partner, um in diesen Zeiten zu kooperieren. Und es hat unglaubliche Rohstoffschätze. Rohstoffe, die für die Dekarbonisierung und die Digitalisierung notwendig sind. Schon heute kommt ein Großteil des Lithiums aus Australien, wird aber fast ausschließlich in China weiterverarbeitet. Dazu kommen große Vorräte an Seltenen Erden. Außerdem hat das Land mit der neuen Regierung eine Klimaagenda und will mehr Rohstoffweiterverarbeitung im eigenen Land.

Wie groß ist unser Problem mit den Seltenen Erden?

Wir wie die gesamte EU sind stark von Lieferungen aus China abhängig. Um uns wirtschaftlich – das heißt bei grünen und digitalen Technologien – widerstandsfähiger zu machen, müssen wir also den Bezug von Seltenen Erden diversifizieren und strategisch in die Gewinnung, Weiterverarbeitung und Wiederverwertung investieren. Da passt Australien exzellent.

Gilt das auch für die Energiegewinnung?

Sehr sogar. Beim Wasserstoff hat Australien enorme Potenziale: Sonne, Wind – alles en masse vorhanden! Australien ist ein hochtechnologisch entwickeltes Land, hat also auch die notwendige Arbeitskraft, um beides in Wasserstoff umzuwandeln. Die Regierung bringt einzelne Projekte auf den Weg, sogenannte Wasserstoff-Hubs in den Regionen, um dort die entsprechende Infrastruktur aufzubauen. Die Chancen dort sind also groß und es gibt auch Unternehmen, die dort jetzt investieren. Australien wird ein zentraler Lieferant für grünen Wasserstoff – zunächst für sich selbst, um seine Bergbauindustrie mit grünem Strom und Wasserstoff zu beliefern. Aber dann auch ein Exporteur.

Macht der weite Weg für den Transport nicht jeden Vorteil wieder zunichte?

Natürlich wird Australien erst einmal Japan, Südkorea, Indonesien und andere geografisch nahen Länder mit grünem Wasserstoff beliefern. Aber wir wollen und müssen uns diversifizieren; deshalb ist Australien ein relevanter Partner für uns. Wir importieren aus Australien schon jetzt einiges, Rohstoffe vor allem via China, und nehmen dafür weite Transportwege in Kauf. Es muss also darum gehen, diese Wege zu dekarbonisieren. Da kann grüner Wasserstoff aus Australien sehr helfen.

Was genau haben Sie mitgebracht an Ergebnissen?

Wir haben mit der Rohstoffministerin ein Memorandum of Understanding unterzeichnet, um die Zusammenarbeit zu Rohstoffen zu intensivieren. Australien will bei der Weiterverarbeitung der Rohstoffe vorankommen, bisher wird hauptsächlich abgebaut. Deshalb hat die australische Regierung großes Interesse daran, dass ein Refining vor Ort aufgebaut wird, bei Seltenen Erden, bei Lithium. Es gibt viel Potenzial, und neben chinesischen sind amerikanische, japanische und südkoreanische Unternehmen bereit zu investieren.

Wieso wurde nicht schon früher alles daran gesetzt, eher mit Australien als mit China in dieser Frage zu kooperieren?

Die Weiterverarbeitung ist ein teures und langfristiges Investitionsgeschäft. Bis vor ein paar Jahren gab es keinen Business-Case dafür, das in Australien zu machen. Die Weiterverarbeitung war in China wesentlich billiger, und in Australien gibt es einen hohen Lebensstandard, also hohe Gehälter. Eine Produktion und Weiterverarbeitung in Australien ist nur dann relevant, wenn man geopolitische Risiken mit einbezieht. Genau das machen wir jetzt. Müssen wir machen. Außerdem ist Australien ein hervorragender Partner, weil wir beide die Sicherheit, aber auch die Umwelt- und Klimafreundlichkeit der Lieferketten wertschätzen. Wir helfen beim Bahnen der Wege, unsere Unternehmen haben die Chance zu investieren.

Letzte Aktualisierung: 24. Juli 2025
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