Analyse
Erscheinungsdatum: 26. März 2024

Soldaten in Schulen: Grüne Jugend fordert Verbot von Bundeswehrauftritten

Die Frage, inwiefern sie bereit sind, dem Staat an der Waffe zu dienen, könnte für junge Menschen bald an Relevanz gewinnen. Grüne Jugend und Gewerkschaft widerstreben Informations-Besuche durch Offiziere an Schulen. Die FDP dagegen hält Sorgen von Eltern- und Lehrerverbänden für unberechtigt.

Anfang April will Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius entscheiden, ob ein Modell zur Wiedereinführung der Wehrpflicht weiterverfolgt werden soll. Die Frage, inwiefern sie bereit sind, dem Staat an der Waffe zu dienen, könnte für junge Menschen daher schon bald an Relevanz gewinnen. Eine Möglichkeit, sich zu informieren, sind die von der Bundeswehr angebotenen Besuche von Jugendoffizieren in Schulen.

Doch dagegen gibt es Widerstand. So lehnt die Grüne Jugend Auftritte von Bundeswehrvertretern in Schulen strikt ab. „Deutsch bei Herrn Meyer, Mathe bei Frau Schmitt und in der dritten Stunde Krieg beim Jugendoffizier? Das ist kein Bildungsmodell für unsere Schulen“, sagte Bundessprecherin Svenja Appuhn Table.Briefings. Ihr zufolge habe sich „oft genug gezeigt, dass die Bundeswehr ihren Alltag vor Schulkindern wie ein großes Abenteuer darstellt“. Unterricht über Sicherheitspolitik gehöre daher in die Hand der Lehrer. „Die Bundeswehr für Fragen von Krieg und Frieden einzuladen, ist wie RWE über den Kohleausstieg referieren zu lassen“, so Appuhn.

So sieht es auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. Die GEW lehnt die Kooperationsvereinbarungen ab, die neun Bundesländer mit der Bundeswehr geschlossen haben. Sie regeln den Besuch von Jugendoffizieren in Schulen. „Bei diesen Auftritten ist der Schritt zur Werbung schleichend“, sagte GEW-Vorstandsmitglied Anja Bensinger-Stolze Table.Briefings.

Für Bundeswehr-Besuche in Schulen ist dagegen die FDP. „Die Bundeswehr war in den letzten Jahren nicht mehr in der Mitte der Gesellschaft. Umso wichtiger ist es, dass sich Schülerinnen und Schüler mit der Bundeswehr und dem Thema Sicherheitspolitik auseinandersetzen“, sagte Nils Gründer, jüngster Abgeordneter der FDP-Bundestagsfraktion und Mitglied des Verteidigungsausschusses, Table.Briefings. Besuche von Jugendoffizieren in Schulen seien dafür eine sehr gute Möglichkeit. „Sie sind dafür speziell ausgebildet und wissen genau, was sie dürfen – und was nicht“, so Gründer. Sorgen von Eltern- oder Lehrerverbänden hält er daher für unberechtigt.

Derzeit gibt es 86 hauptamtlich tätige Jugendoffiziere. 2023 führten sie 5.499 Veranstaltungen mit insgesamt 158.149 Teilnehmern durch, wie das Territoriale Führungskommando der Bundeswehr mitteilte. Bei den Jugendoffizieren handelt es sich um hochrangige Mitarbeiter der Bundeswehr, die dafür speziell ausgebildet sind und über Führungserfahrung in der Truppe verfügen müssen. Sie dürfen Informationen über die Bundeswehr weitergeben, aber nicht für den Soldatenberuf werben. Warum es daran Zweifel gibt, lesen Sie im Bildung.Table.

Letzte Aktualisierung: 24. Juli 2025
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