Was ist Ihr wichtigstes politisches Ziel?
Hamburgs Klimapolitik auf den 1.5-Grad-Pfad zu bringen – mit allem, was dazu gehört: ehrgeizige CO₂-Reduktionsziele, die regelmäßig überprüft werden, Solaranlagen auf allen öffentlichen Dächern, eine Mobilitätsgarantie für Bus Bahn, grüne öffentliche Plätze und die Transformation unserer fossilen Wirtschaft im Hafen.
Was hat Sie in der Politik bisher am meisten positiv überrascht?
Zahlreiche Politiker*innen, die hartnäckig an den Themen arbeiten, die sie ehrlich antreiben. Ob Frauenrechte, globale Gerechtigkeit oder der Radweg vor Ort. Menschen, die mit viel persönlichem Einsatz für Gerechtigkeit, Freiheit und Gleichstellung kämpfen – und das seit Jahrzehnten – inspirieren mich trotz Rückschlägen, weiter Politik zu machen.
Was stört Sie an der Landespolitik am meisten?
Die schwächelnde Macht des Parlaments. Hamburgs Demokratie ist stark exekutiv ausgerichtet, die Abgeordneten haben keinen wissenschaftlichen Dienst und auch keine Ausstattung, um ihrer Aufgabe, der Kontrolle der Regierung, immer gerecht zu werden. So muss ich stark priorisieren, wie ich meine Ressourcen einsetze. Was bedeutet, dass Themen, die mir auch am Herzen liegen, hinten runterfallen.
Was machen Sie, wenn Sie gerade nicht an Politik denken?
Ballett tanzen, im Zug reisen, Berge besteigen und Rezepte von Tiktok nachkochen.
Was ist die größte Herausforderung in Ihrem Bundesland?
Dass die große Klimatransformation im Hafen, in der Mobilität, in der Wirtschaft, im Bau zugunsten der Vielen stattfindet. Zum Beispiel beim Thema Sanierung von Altbauten sehen wir diesen Konflikt: Die Wohnungswirtschaft möchte keine großen Investitionen tätigen, um Altbauten klimafreundlich zu sanieren – die Mieter*innen müssen aber die hohen Energiekosten tragen. Gegen einseitige Profitinteressen hohe Sanierungsraten durchzusetzen, ist eine große Herausforderung.
Was ist das wichtigste Thema in Ihrem Wahlkreis?
Kinderarmut beherrscht einen großen Teil meines Wahlkreises. Sozialarbeiter*innen, die am Limit arbeiten, und Jugendliche, die sich ohnmächtig fühlen. Mit der Armut kommen Ausgrenzung, mentale und gesundheitliche Probleme, Perspektivlosigkeit. Wenn man sich das Geld am Ende des Monats zusammenkratzen muss, bleibt keine Zeit und Energie, sich politisch zu engagieren. Deswegen ist Armutsbekämpfung und der Zugang zu Mobilität für junge Menschen – und damit auch ihre Teilhabe – meine politische Priorität.
Welches Thema hat der Bundestag zu wenig auf dem Radar?
Was für ein wichtiger Hebel die deutschlandweite Rückzahlung der Einnahmen durch den CO₂-Preis ist. Das Leben ist in den letzten Jahren immer teurer geworden, auch durch den CO₂-Preis – letzterer ist ein wichtiger Baustein der Klimawende. Mit dem Klimageld hätte, wer wenig fossile Energie verbraucht, am Ende des Jahres ein Plus, und wer viel verbraucht, ein Minus. Für mich und uns Grüne ist klar: Die Klimawende soll nicht auf dem Rücken der Ärmsten stattfinden, sondern zur sozialen Gerechtigkeit beitragen und das geht mit einer Rückzahlung der Einnahmen pro Kopf.
Was kann die Bundes- von der Landespolitik lernen?
Die Bundespolitik kann von Hamburg lernen, wie man Mobilitätspolitik gerecht denkt. Wir haben gezeigt, wie das Deutschlandticket möglichst vielen Menschen zugutekommt. Menschen im Leistungsbezug und Schüler*innen bekommen das Deutschlandticket für 19 Euro – und Kinder im Leistungsbezug bekommen es komplett kostenfrei. Mobilität ist der Schlüssel, um selbstständig zu werden, Erfahrungen zu machen und sich weiterzubilden. Deswegen bedeutet uns die Mobilität von Kindern und Jugendlichen viel. Das sollte sich der Bund genau anschauen und deutschlandweit unterstützen.