Analyse
Erscheinungsdatum: 27. April 2025

Merz nominiert Minister: Wadephul ins Außenamt, Prien, Reiche, Warken und Frei besetzen Ressorts für Bildung, Wirtschaft, Gesundheit und Kanzleramt

Am Montag früh soll das Präsidium über die Ministerinnen und Minister informiert werden. Table.Briefings hat die Kabinettsliste bereits erfahren.

Er hatte intern die Besetzung des Kabinetts nach fachlicher Kompetenz, und nicht nach Länderproporz oder Geschlecht angekündigt. Loyalität und die unterschiedlichen Flügel der Partei spielten dann aber doch auch eine Rolle. Und der CDU-Chef und Kanzlerkandidat Friedrich Merz nominiert immerhin drei Frauen für die sieben CDU-Ressorts. Am Montag früh soll das Präsidium über die Ministerinnen und Minister informiert werden. Table.Briefings hat die Kabinettsliste bereits erfahren. Johann Wadephul. Der 62-jährige Bundestagsabgeordnete aus Husum soll neuer Außenminister werden. Seit einigen Tagen weiß der promovierte Jurist bereits, dass Merz ihm das aus seiner Sicht „prestigeträchtigste Amt“ in der geopolitischen Krise anvertraut. Der EU-Parlamentarier aus Niedersachsen, David McAllister, hatte zuvor abgesagt. Merz schickte Wadephul zu politischen Gesprächen nach London, Paris, Warschau und Rom, um eine schnelle europapolitische Abstimmung nach der Amtsübernahme möglich zu machen. Auch bei früheren Reisen von Merz nach Kyjiw oder London war Wadephul als loyaler und kenntnisreicher Zuarbeiter aufgefallen. Er sei „startklar“, betonte Wadephul intern. Seit 2009 im Bundestag, kümmerte sich Wadephul als Fraktionsvize um die Europa- und Außenpolitik. Er gilt als klarer Unterstützer der Ukraine und Verfechter der transatlantischen Beziehungen. Aus dem Rennen ist damit Ex-Kanzlerkandidat Armin Laschet, gegen den sich intern vor allem die CSU gestellt hatte. Wadephuls Ansichten zu China lesen Sie hier in einer Analyse der Kollegen des China.Table. Karin Prien. Ebenfalls aus Schleswig-Holstein kommt die neue Bundesministerin für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Die Kieler Kultusministerin gilt als fachlich versiert, in Schleswig-Holstein hat die Wirtschaftsanwältin, die 1965 in Amsterdam geboren wurde, ohne große Proteste wesentliche Schulreformen umgesetzt und das Leistungsniveau erhöht. Die Vize-Chefin der CDU forderte lange den Neuzuschnitt des Bildungsressorts im Bund, um von der Kita über die Schule bis zur Weiterbildung eine ganzheitliche Bildungspolitik umzusetzen. Sie setzt sich für mehr Sprachförderung in den Kitas ein und eine stärkere Autonomie und Innovationskultur an den Schulen. Sie wird die erste Bundesministerin mit jüdischen Wurzeln in Deutschland. Katherina Reiche. Die Überraschung im Kabinett ist die 51-jährige Energiemanagerin, die Merz aus der Praxis ins Bundeswirtschaftsministerium lockt. Die Vorstandsvorsitzende der Westenergie AG führt seit 2020 den Essener Energiedienstleister mit 11.000 Mitarbeitern. Dessen Umsatz verdoppelte sich unter der Führung der Diplom-Chemikerin auf 8,7 Milliarden Euro. Die Brandenburgerin war zuvor unter anderem 17 Jahre Mitglied des Bundestages und Parlamentarische Staatssekretärin im Verkehrs- und Umweltministerium. Bevor sie in die Chefetage des Energiekonzerns wechselte, war sie Hauptgeschäftsführerin des Verbands Kommunaler Unternehmen (VKU), in dem mehr als 1.500 Stadtwerke organisiert sind. Reiche gilt als fleißig und ehrgeizig und dürfte das thematisch verkleinerte Ministerium (Digitalpolitik und Klimaschutz gehen raus) wieder als ordnungspolitisches Gewissen der Regierung positionieren. Die Reaktionen in der Wirtschaft sind positiv. Die Wirtschaftsweise Veronika Grimm nannte die Nominierung einen „Glücksgriff“, der frühere BDI-Präsident Siegfried Rußwurm lobte Reiches „breiten Erfahrungshintergrund und ihre Innovationsfähigkeit“ und verwies dabei auf Reiches Rolle als Vorsitzende des Nationalen Wasserstoffrates. In dieser Eigenschaft hatte Reiche für Table.Briefings auch diesen Gastbeitrag geschrieben. Deutlich kritischer wird Reiche in der Umweltszene gesehen, auch ihr nahtloser Wechsel aus der Politik in die Verbandsszene sorgte 2015 für Diskussionen. Nina Warken. Die Parlamentarische Geschäftsführerin der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und Generalsekretärin der CDU im Südwesten ist eine überraschende Berufung, war doch der Gesundheitspolitiker Tino Sorge favorisiert worden. Doch die Juristin aus Baden-Württemberg ist gut vernetzt, gilt als frei von Allüren und war mal Vizevorsitzende der Jungen Union. Außerdem ist sie Erststimmenkönigin im Südwesten und wirkte als Fraktionsmanagerin themenübergreifend. Landeschef Manuel Hagel hatte in einem Interview vor einigen Monaten bereits Baden-Württemberg als Gesundheitsstandort ausgerufen und angekündigt, die Krebsforschung zu verstärken. Nun kommt auch die zuständige Ministerin aus der Region. Thorsten Frei. Der bisherige Fraktions-Geschäftsführer dürfte der wohl wichtigste Minister für Friedrich Merz werden: Chef des Kanzleramts und Bundesminister für besondere Aufgaben. Der frühere Oberbürgermeister aus Donaueschingen ist als loyaler Strippenzieher und Chef-Organisator der Fraktion in den vergangenen Monaten fast rund um die Uhr im Einsatz für Merz gewesen. Im Kanzleramt dürfte dies genauso weitergehen. Wolfram Weimer. Der Verleger, Gründer des Cicero und frühere Focus-Chefredakteur soll neuer Kulturstaatsminister und Nachfolger von Claudia Roth werden. Der konservative Publizist ist mit seiner Weimer Media Group (u.a. Business Punk, The European) Initiator des hochkarätig besetzten jährlichen Ludwig-Erhard-Gipfels am Tegernsee und ein enger Vertrauter von Parteichef Friedrich Merz. Weimer hat Volkswirtschaftslehre und Geschichte, Germanistik und Politologie studiert, in der Kulturszene ist er bisher eher unbekannt. Für die CSU wird nach Informationen von Table.Briefings der bisherige Landesgruppenchef Alexander Dobrindt Innenminister, die frühere Generalsekretärin Dorothee Bär soll das Forschungs- und Raumfahrtministerium übernehmen. Als neuer Landesgruppenchef ist Alexander Hoffmann vorgesehen. Im Auswärtigen Amt wird der Außen- und Verteidigungspolitiker und Vertraute von Markus Söder, Florian Hahn, als Staatsminister erstmals die CSU im Auswärtigen Amt vertreten. Er ist auch Vizepräsident der Internationalen Demokratischen Union (IDU). Im Verkehrsministerium soll Ulrich Lange als Parlamentarischer Staatssekretär die CSU vertreten. In der zweiten Reihe wurden vor allem die Landesverbände bedacht, die bei den Spitzenposten leer ausgegangen sind. Gleich drei Parlamentarische Staatssekretäre gehen nach Niedersachsen. CDU-Vize Silvia Breher geht als PStS ins Landwirtschaftsministerium, die Chefin des Wirtschaftsflügels, Gitta Connemann, soll Mittelstandsbeauftragte und PStS im Wirtschaftsministerium werden, außerdem geht die Vorsitzende der Frauen-Union in Niedersachsen, Mareike Wulf, als PStS ins Familienministerium.

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Letzte Aktualisierung: 24. Juli 2025

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