Auf Vorschlag von Hubertus Heil soll Sie das Kabinett zum Sonderbeauftragten ernennen: Was brauchen Sie von der Politik, um den Job gut erfüllen zu können?
Der finanzielle Rahmen muss da sein, um die Geflüchteten durch Qualifizierungsmaßnahmen unterstützen zu können. Und für Unternehmen, die Menschen einstellen, die nicht sofort vom ersten Tag an ihre Tätigkeit ausfüllen können, muss es einen Eingliederungszuschuss geben. Außerdem brauchen wir ausreichend berufsbezogene Sprachkurse und Kapazitäten in den Anerkennungsstellen für Berufsabschlüsse. Das darf nicht mehr wie bisher Monate, zum Teil sogar Jahre, dauern. Sonst wird es schwierig mit einer Integration in den Arbeitsmarkt, die gleichzeitig schnell und nachhaltig ist.
Neben Wirtschaft und Sozialpartnern wollen Sie auch Geflüchteten-Communitys einbeziehen. Was planen Sie da?
Mein Plan wäre, Transparenz zu schaffen: Was gibt es zum Beispiel für Unterstützungsmöglichkeiten bei einer Arbeitsaufnahme? Außerdem wollen wir die Communitys auch als Multiplikatoren nutzen, damit innerhalb der Gruppen mehr Leute sehen, dass es eine Perspektive auf dem Arbeitsmarkt gibt nach der Phase des Ankommens und des ersten Spracherwerbs. Aber wir wollen auch erklären, dass die Mitwirkung ein zentrales Thema ist.
Wie wollen Sie die Menschen in den sozialen Netzwerken erreichen?
Geplant wäre ein Projekt mit dem Titel „Social Streetwork“, quasi aufsuchende Sozialarbeit in den sozialen Medien. Insbesondere viele Frauen sind dort sehr aktiv, die wollen wir erreichen. Von der Integrationsbeauftragten des Bundes gibt es in Zusammenarbeit mit der Bundesagentur für Arbeit auch das Projekt Fem.OS, das Information und Beratung für Frauen mit Migrationsgeschichte anbietet. Bei Facebook, Instagram und Tiktok gibt es große Gruppen. Da geht es um Fragen wie Kinderbetreuung oder Krankenversicherung.
Sie waren 2015-2018 Beauftragter des Vorstandes der Bundesagentur für Arbeit für das „operative Flüchtlingsmanagement“. Was haben Sie in der Zeit gelernt?
Es gibt Bereiche, in denen eine intensive Beratung besonders wichtig ist. Zum Beispiel das Thema berufliche Anerkennung: Was ist mein Bildungsabschluss wert? Daran werden wir auch in den nächsten Jahren weiter arbeiten müssen – wie bei der Kinderbetreuung. Dazu waren schon damals eine Zeit lang Fehlinformationen im Umlauf: dass die Betreuung sehr viel kostet und deshalb nicht in Anspruch genommen werden kann. Sowas gab es auch mit Blick auf die Jobcenter: In einzelnen Communitys hieß es: Sag dort nie, dass du einen Nebenjob haben willst. Dabei würde uns das helfen: Man kann mit einem Nebenjob beginnen und dann mit dem Arbeitgeber überlegen, ob daraus nicht eine sozialversicherungspflichtige Stelle wird. Wir wollen Hoffnung und Optimismus verbreiten, aber auch etwas deutlich machen.
Und zwar?
Wir wollen unterstützen, aber Kooperation auf der anderen Seite ist ebenso wichtig, andernfalls kann es auch zu Leistungsminderungen kommen. Auch bei diesem Thema gibt es in den sozialen Netzwerken manchmal Missverständnisse, die gestreut werden.