Analyse
Erscheinungsdatum: 14. Oktober 2024

AfD-Wahlkampfstrategie 2025: Weniger Konkurrenz zur CDU, mehr Wähler von der SPD 

Migration soll zwar Top-Thema bleiben, doch Strategen an der Partei-Spitze warnen davor, die CDU zum Hauptgegner zu erklären. Stattdessen sollen Themen wie Mieten und Rente Wähler von der SPD abziehen. Als potenzielle Gefahr sieht man die üblichen „Knallköpfe“, die verweigern könnten, sich einzureihen.

Die AfD hat mit dem Entwurf ihrer Strategie für die Bundestagswahl 2025 begonnen.Spitzenkreise der Partei haben Table.Briefings die angedachten Linien schon mal aufgezeigt. Von der CDU könne die AfD nicht mehr viel abschöpfen, heißt es. Stattdessen zeigten interne Analysen das Potenzial, bisherige SPD-Wähler für die Partei zu gewinnen. Migrations-Positionen blieben zwar zentral, man müsse sie aber um Themen wie Rente und Mieten ergänzen. Alice Weidel sei flexibel bei der Themensetzung, glauben die AfD-Strategen; zu sozialdemokratisch dürfe das Ganze aber nicht werden, andernfalls könne die wirtschaftsliberale Spitzenkandidatin mit Vergangenheit bei Goldman Sachs und der Bank of China ihr Programm nicht glaubwürdig verkaufen.

Einen „Überbietungswettbewerb“ mit der CDU um die härtesten Migrations-Positionen will die AfD vermeiden. Ihre Sorge: Ihr könnte ansonsten ein „Kurz-Strache-Effekt“ drohen. Sebastian Kurz habe 2017 in Österreich mit der ÖVP gegen die FPÖ gesiegt, indem er deren Positionen übernommen und in bürgerliches Gewand gehüllt habe. Erkennbar wird, dass die CDU mit ihrem verschärften Asyl-Kurs bei der AfD einige Nervosität ausgelöst hat. In der Partei heißt es nun, das müsse man halt aushalten. Offenbar zähneknirschend. Würde man dagegen mit immer härteren Positionen darauf reagieren, könne die CDU sich womöglich als „Alice Weidel light“ präsentieren. Das will die AfD unbedingt vermeiden – zumindest relevante Teile der Führung. Auch wenn Friedrich Merz dafür nach AfD-Einschätzung das Charisma eines Sebastian Kurz fehle.

Die AfD hat ein zentrales Ziel: Sie will anschlussfähig werden, sowohl zur CDU als auch zum BSW. Die CDU zum Hauptgegner zu erklären, wie von einigen gefordert, sei deshalb wenig zielführend. Vom BSW will man sich bei allen Parallelen abgrenzen, indem man dem Bündnis vorhält, den „Altparteien“ die Steigbügel zu halten; dass die AfD selbst gern mit der CDU koalieren würde, mag diesem Argument widersprechen. Allerdings rechnet man mit einem Ergebnis von mindestens 20 Prozent und könnte dann argumentieren, der CDU aus einer ungleich stärkeren Verhandlungsposition zu begegnen als das BSW. Die FDP stelle keinen relevanten Faktor mehr für die AfD dar. Hauptgegner müssten SPD und Grüne sein.

Sorgen machen sich die AfD-Spitzenleute, dass die „üblichen Knallköpfe“ in den eigenen Reihen ihre Strategie gefährden könnten. Mitglieder und Funktionäre also, die Probleme hätten, sich einzureihen und immer wieder eigene, provozierende „Akzente“ setzen wollten. Ein potenzieller Kandidat dafür sei Partei-Vize Stephan Brandner aus Thüringen, der mit dem stärksten Ergebnis im Bundesvorstand bestätigt wurde und sich dementsprechend selbstbewusst in der Partei bewegt. Das zuständige Gremium für den Wahlkampf ist der Bundesvorstand, Wahlkampfkoordinator ist der Beisitzer Heiko Scholz aus Hessen.

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Letzte Aktualisierung: 24. Juli 2025

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