Analyse
Erscheinungsdatum: 15. Mai 2024

2023 wurden rund 300.000 neue Wohnungen gebaut

Die Bundesregierung hat ihre Zielvorgabe im Wohnungsbau erneut verfehlt. Trotzdem fällt die Bilanz nicht so schlecht aus, wie von vielen aufgrund der hohen Zinsen und Baukosten vorhergesagt.

Deutlich weniger als im Schnitt der vergangenen Jahre, aber doch mehr als befürchtet: 2023 wurden in Deutschland knapp 295.000 Wohnungen fertiggestellt. Das erfuhr Table.Briefings aus Branchenkreisen mit Verweis auf aktuelle Zahlen des Statistischen Bundesamts (Destatis). Kommende Woche will Bauministerin Klara Geywitz (SPD) die Zahlen vorstellen.

400.000 Wohnungen pro Jahr– mit diesem Versprechen hatte der Kanzlerkandidat Olaf Scholz 2021 seinen Wahlkampf bestritten – ein Ziel, das es in den Koalitionsvertrag schaffte, aber von der Umsetzung weit entfernt blieb. Nun liegt die Zahl der fertiggestellten neuen Wohnungen nur knapp unterhalb des Vorjahreswerts, aber immer noch rund 100.000 unterhalb der Zielmarke. Immerhin: Die deutsche Bauindustrie und mehrere Wirtschaftsinstitute hatten mit lediglich 250.000 neuen Wohnungen gerechnet.

Im Schnitt wurden in Deutschland seit 1950 pro Jahr rund 400.000 Wohnungen fertiggestellt. An dieser Zahl hatte sich auch das Ziel der Koalition orientiert. Maßgeblicher Hintergrund für den Einbruch des Wohnungsmarkts sind die höheren Zinskosten und die dramatisch gestiegenen Kosten für Baustoffe und Materialien.

Der Rückgang hat beide großen Segmente betroffen. Mehrfamilienhäuser, die meist von Unternehmen gebaut werden und zwei Drittel der Neubauten umfassen, genauso wie Ein- und Zweifamilienhäusern von Privatpersonen. Bauministerin Klara Geywitz (SPD) versucht, mit einer neuen Förderung für Familien und Studierende, verkürzten Genehmigungsverfahren und dem neuen, einfachen Gebäudetyp E die Bautätigkeit anzukurbeln. Auch bewegen sich die Gelder für den sozialen Wohnungsbau inzwischen auf einem Rekordniveau. Insgesamt soll der Etat des Bauministeriums 2025 auf knapp neun Milliarden Euro steigen.

Die Bauwirtschaft fordert schnellere Verfahren durch einen digitalen Bauantrag („end to end”). Außerdem könnten die Absenkung von Vorschriften und eine stärkere Standardisierung die Baukosten senken. Nach Angaben des Zentralen Immobilienausschusses liegt die Staatsquote beim Neubau von Immobilien bei 37 Prozent. Im laufenden Jahr rechnet Geywitz mit 265.000 neuen Wohnungen. Dabei bezieht sich die Ministerin auf eine Prognose des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung.

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Letzte Aktualisierung: 24. Juli 2025

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