
Hinter der Entwaldung im Amazonas steckt oft die organisierte Kriminalität. Auf dem Gipfel von Belém haben die Amazonas-Anrainerstaaten nun vereinbart, im Kampf gegen die grenzüberschreitenden Umweltverbrechen zu kooperieren. Ein großer Fortschritt, sagen Fachleute, aber nicht genug.
Von Alexandra Endres
Der Amazonas-Gipfel in Belém erreichte weniger als erhofft: Die acht Anrainerstaaten des Regenwalds konnten sich nicht einigen, die Entwaldung bis 2030 komplett zu stoppen. Kolumbien und Brasilien stritten um Öl. Doch die Abschlusserklärung legt die Grundlage für weitreichende Kooperationen zum Waldschutz – und enthält einen Hinweis an die EU.
Von Daniela Chiaretti
Carlos Ivan Simonsen Leal ist Präsident der Fundação Getulio Vargas, der renommiertesten Wirtschaftshochschule Brasiliens. Im Interview mit Caspar Dohmen und Till Hoppe spricht er über das Mercosur-Handelsabkommen, Zurückweisungen durch den Westen und den Großmächtekonflikt im Südchinesischen Meer.
Von Redaktion Table
Der brasilianische Präsident Lula da Silva hat große Fortschritte beim Wald- und Klimaschutz versprochen. Eine erste Bilanz ist vorsichtig positiv. Aber der Widerstand im Parlament und bei der Umsetzung der Maßnahmen ist mächtig.
Von Daniela Chiaretti
Brasilien steht aktuell vor zahlreichen Herausforderungen, die sowohl nationale als auch internationale Aufmerksamkeit erfordern. Lesen Sie hier alle News zu Brasilien und den aktuellen Krisen, der politischen Situation und den Bemühungen des Landes im Kampf gegen den Klimawandel von der Table.Briefings-Redaktion.
Die nationale Politik
Brasiliens
ist
aktuell
geprägt von wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen.
Präsident Luiz Inácio Lula da Silva, der 2023 sein Amt wieder antrat, hat sich zum Ziel gesetzt, die Wirtschaft zu stabilisieren und soziale Ungleichheiten zu bekämpfen. Seine Regierung verfolgt eine Politik der sozialen Inklusion und wirtschaftlichen Entwicklung, die jedoch vor erheblichen Hindernissen steht.
Die Korruptionsskandale, die die brasilianische Politik seit Jahren erschüttern, stellen weiterhin eine große Herausforderung dar. Die Operation Lava Jato (Autowäsche), eine umfangreiche Anti-Korruptions-Untersuchung, hat zahlreiche hochrangige Politiker und Geschäftsleute zu Fall gebracht. Trotz der Bemühungen um Transparenz und Rechenschaftspflicht bleibt Korruption ein tief verwurzeltes Problem in Brasilien.
International strebt Brasilien aktuell eine stärkere Rolle in der globalen Politik an. Das Land ist Mitglied der BRICS-Gruppe (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) und setzt sich für eine multipolare Weltordnung ein. Brasilien versucht, seine diplomatischen Beziehungen zu stärken und seine Position in internationalen Organisationen wie den Vereinten Nationen zu festigen.
Die Beziehungen zu den USA und China sind für Brasilien von großer Bedeutung. Die USA sind traditionell ein wichtiger Partner Brasiliens, während China in den letzten Jahren massiv in die brasilianische Wirtschaft investiert hat. Für Brasilien ergeben sich diplomatische Herausforderungen aus der geopolitischen Konstellation zwischen den beiden Großmächten.
Wirtschaftskrise
Die
Wirtschaft Brasiliens
steht aktuell vor erheblichen Herausforderungen. Hohe Inflation, Arbeitslosigkeit und eine schwache Währung belasten das Land. Die COVID-19-Pandemie hat die wirtschaftliche Situation weiter verschärft, und die Erholung verläuft nur schleppend.
Präsident Lula
hat wirtschaftliche Reformen angekündigt, um das Wachstum zu fördern und die soziale Ungleichheit zu verringern. Diese umfassen Investitionen in Infrastruktur, Bildung und Gesundheitswesen.
Umweltkrise und Klimawandel
Der Klimawandel stellt aktuell eine der größten Herausforderungen für Brasilien dar.
Das Land beherbergt den größten Teil des Amazonas-Regenwaldes, der eine entscheidende Rolle im globalen Klimasystem spielt. Die Abholzung und illegale Rodungen haben jedoch alarmierende Ausmaße angenommen. Nach Angaben des brasilianischen Raumforschungsinstituts INPE erreichte die Abholzung 2023 den höchsten Stand seit über einem Jahrzehnt.
Präsident Lula hat den Schutz des Amazonas zu einer Priorität seiner Regierung gemacht und Maßnahmen zur Bekämpfung der illegalen Abholzung und zur Förderung nachhaltiger Landnutzung angekündigt.
Soziale Ungleichheit
Brasilien ist aktuell eines der Länder mit der größten sozialen Ungleichheit weltweit. Ein Großteil der Bevölkerung ist von Armut betroffen, während eine kleine Elite einen Großteil des Reichtums kontrolliert. Die Kluft zwischen Arm und Reich ist besonders in den Städten sichtbar, wo Favelas (informelle Siedlungen) neben wohlhabenden Vierteln existieren.
Die Regierung hat soziale Programme wie Bolsa Família eingeführt, um die Armut zu bekämpfen und die soziale Inklusion zu fördern. Diese Programme bieten finanzielle Unterstützung für bedürftige Familien und tragen zur Verbesserung der Lebensbedingungen bei. Die langfristige Lösung der sozialen Ungleichheit erfordert jedoch umfassende wirtschaftliche und strukturelle Reformen in Brasilien.
Gesundheitssystem
Das brasilianische Gesundheitssystem steht vor erheblichen Herausforderungen. Die COVID-19-Pandemie hat die Schwächen des öffentlichen Gesundheitssystems offengelegt, darunter unzureichende Finanzierung, mangelnde Infrastruktur und ungleiche Verteilung der Gesundheitsressourcen. Die Regierung hat Maßnahmen ergriffen, um das Gesundheitssystem zu stärken, einschließlich der Erhöhung der Investitionen und der Verbesserung der Gesundheitsversorgung in abgelegenen und benachteiligten Gebieten.
Schutz des Amazonas-Regenwaldes
Der Schutz des Amazonas-Regenwaldes ist von globaler Bedeutung. Brasilien hat aktuell mehrere internationale Vereinbarungen unterzeichnet, um die Entwaldung zu reduzieren und den Waldschutz zu stärken. Trotz dieser Verpflichtungen bleibt die Umsetzung vor Ort eine Herausforderung. Korruption, mangelnde Durchsetzung von Umweltgesetzen und wirtschaftliche Interessen tragen zur fortgesetzten Abholzung bei.
Erneuerbare Energien und Nachhaltigkeit
Brasilien verfügt über erhebliche Potenziale für erneuerbare Energien, insbesondere Wasserkraft, Windkraft und Solarenergie. Die Regierung fördert Investitionen in diese Sektoren, um die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu verringern und die Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Der Ausbau erneuerbarer Energien trägt nicht nur zum Klimaschutz bei, sondern schafft auch neue Arbeitsplätze und fördert die wirtschaftliche Entwicklung in Brasilien.
Politische Stabilität und Reformen: Die Zukunft Brasiliens hängt aktuell maßgeblich von der politischen Stabilität und der erfolgreichen Umsetzung wirtschaftlicher und sozialer Reformen ab. Präsident Lula steht vor der Aufgabe, das Vertrauen der Bevölkerung in die Regierung wiederherzustellen und die tief verwurzelten Probleme des Landes anzugehen. Die Bekämpfung der Korruption, die Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung und die Verbesserung der sozialen Gerechtigkeit sind entscheidend, um eine nachhaltige Zukunft zu sichern.
Internationale Zusammenarbeit: Internationale Zusammenarbeit ist entscheidend, um die globalen Herausforderungen zu bewältigen, denen Brasilien aktuell gegenübersteht. Die Zusammenarbeit mit internationalen Organisationen, bilaterale Abkommen und die Teilnahme an globalen Klimaschutzinitiativen können dazu beitragen, die wirtschaftliche und ökologische Nachhaltigkeit Brasiliens zu stärken. Die internationale Gemeinschaft spielt eine wichtige Rolle bei der Unterstützung Brasiliens im Kampf gegen den Klimawandel und bei der Förderung nachhaltiger Entwicklung.
Brasilien
steht
aktuel
l vor einer Vielzahl komplexer Herausforderungen, die sowohl nationale als auch internationale Dimensionen haben. Die politische und wirtschaftliche Stabilität, die Bekämpfung der sozialen Ungleichheit und der Schutz der Umwelt sind zentrale Themen, die das Land in den kommenden Jahren prägen werden. Durch entschlossene Maßnahmen und internationale Zusammenarbeit kann Brasilien diese aktuellen Herausforderungen meistern und eine nachhaltige und gerechte Zukunft gestalten.