Table.Briefing: Europe

Sánchez’ Wahlkampfstrategie + Von-der-Leyen-Koalition + Migrations-Deal mit Tunesien

Liebe Leserin, lieber Leser,

großer Auflauf in Brüssel: Mehr als 50 Staats- und Regierungschefs werden heute und morgen erwartet, zum Gipfel der EU-Staaten mit der Gemeinschaft der Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten (CELAC). Das erste Treffen dieser Art seit acht Jahren (und erst das dritte überhaupt) ist Baustein einer “neuen Agenda mit alten Freunden”, so ein hochrangiger EU-Diplomat. Künftig wollen beide Seiten alle zwei Jahre zusammenkommen und auch in der Zwischenzeit in einem engen Austausch bleiben.

Die Europäer haben die lateinamerikanischen Staaten nach Jahren der politischen Vernachlässigung wiederentdeckt – sie suchen Verbündete im geopolitischen Kräftemessen mit China, Russland und den USA. Beim Gipfel wollen EU-Kommission und Mitgliedstaaten unter dem Dach von Global Gateway 108 Projekte in der Region aufgleisen, auch Absichtserklärungen mit Chile zur Lieferung von kritischen Rohstoffen und mit Argentinien und Uruguay für Energiepartnerschaften sollen unterzeichnet werden.

Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen wird bei ihrem bilateralen Treffen am Montagmorgen überdies den brasilianischen Präsidenten Lula da Silva drängen, die Verhandlungen über das Handelsabkommen mit dem Mercosur voranzutreiben. Die EU-Seite wartet seit mehr als drei Monaten darauf, dass sich die Gegenseite zu den eigenen Nachforderungen positioniert.

Lula hat diese bereits öffentlich als “inakzeptabel” zurückgewiesen, ein Durchbruch ist beim Gipfel nicht zu erwarten. Auch im Ukraine-Krieg liegen die lateinamerikanischen Staaten bislang nicht voll auf der Linie des Westens. Der Krieg und seine weltweiten Folgen werden eine “prominente Rolle” spielen, sagt ein hochrangiger Diplomat, voraussichtlich beim Mittagessen am Dienstag, das ohne Delegationen stattfinden soll. Der Gipfel sei auch eine Gelegenheit zu hören, wie die Lateinamerikaner zum Ende des Krieges beitragen wollen.

Ich wünsche Ihnen einen guten Start in die Woche!

Ihr
Till Hoppe
Bild von Till  Hoppe

Analyse

Sánchez’ Wahlkampf in Spanien: Opferrolle, Eigenlob und Oppositions-Bashing

Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez beim Nato-Gipfel in Vilnius.

Pedro Sánchez’ Wahlkampfstrategie ist von drei Elementen geprägt: sich als Opfer der “konservativen und rechten Medien” zu stilisieren, die eigene Politik in den Himmel zu loben und seinen Rivalen Alberto Nuñez Feijóo, Chef der Partido Popular (PP), zu verteufeln. Seitdem Sánchez Ende Mai vorgezogene Neuwahlen ausgerufen hat, versucht er, sein Image zu verbessern. Das hat gelitten unter gebrochenen Versprechen, politischen U-Turns und dem Scheitern des sogenannten “Nur-Ja-ist-Ja”-Gesetzes.

Die Umfragen sprechen nicht gerade für Sánchez. Demnach würde die PP die Wahl mit 34 Prozent der Stimmen (zwischen 144 und 147 Sitze) gewinnen, während Sánchez’ Sozialisten (PSOE) nur 28 Prozent der Stimmen (104 bis 107 Sitze) erhalten würden.

Nach dem schlechten Abschneiden der PSOE bei den Regionalwahlen, woraufhin Sánchez die Neuwahlen ankündigte, bezeichnete er 90 Prozent der Medien als konservativ und ihm gegenüber feindlich eingestellt. Er prangerte an, dass “die politische Rechte die Mainstream-Medien dominiert”. Sánchez, der die Opposition oft als “Trumpisten” bezeichnet hat, greift also auf ein Instrument von Donald Trump zurück: Medien zu disqualifizieren, die ihn kritisieren.

Sánchez glaubt nur PSOE-freundlichen Umfragen

In Interviews mit mehr als einem Dutzend Medien vermittelte Sánchez dieselbe Botschaft: Was die politische Rechte und die Medien als “Sanchismo” bezeichneten, sei eine Blase der Manipulation, der “Lüge und des Bösen”. Die Berichterstattung der konservativen Medien entspreche nicht der Realität.

Er bezeichnet nur jene Wahlumfragen als “korrekt und transparent”, die positive Ergebnisse für ihn zeigen. Dazu gehören für Sánchez die der PRISA-Gruppe, mit der Zeitung El País und dem Radiosender SER. Auch die Wahlumfragen der staatlichen Einrichtung CIS, die von einer der PSOE nahestehenden Person geleitet wird, hält der Ministerpräsident für valide. Mitte Juni hat die PSOE sogar mehrere Sánchez-kritische Zeitungen wegen der Art und Weise, wie sie Umfragen verbreiten, bei der Wahlbehörde angezeigt.

Gebrochene Versprechen und Vetternwirtschaft

Bereits bei der Regionalwahl erhielten Sánchez und seine PSOE unter anderem für die zahlreichen gebrochenen Versprechen die Quittung. Zu den heikelsten Themen gehört, dass Sánchez wiederholt versprochen hatte, niemals mit der aus der terroristischen ETA-Gruppe hervorgegangenen Partei Bildu zu paktieren. Dann wurde er 2020 mit der Unterstützung von Bildu Regierungschef und hat in dieser Legislaturperiode mehrere Reformen mit der Partei im Rücken verabschiedet.

2019 versprach Sánchez zudem, die Verurteilung für katalanische Separatisten nicht aufzuheben. Im Jahr 2021 begnadigte Sánchez sie nicht nur, sondern strich später auch die Straftatbestände der Veruntreuung und des Aufruhrs aus dem Strafgesetzbuch. Diese Reform des Strafgesetzbuchs wurde am 22. Dezember durch den Kongress gepeitscht. Genau an dem Tag, an dem in Spanien die traditionelle und enorm öffentlichkeitswirksame Weihnachtslotterie gespielt wird.

Hinzu kommt die Besetzung von Posten: Mehr als 20 öffentliche Einrichtungen werden derzeit von PSOE-nahen Personen geleitet. Im Januar 2020 ernannte Sánchez seine damalige Justizministerin zur Leiterin der Generalstaatsanwaltschaft, einer eigentlich unabhängigen Einrichtung. Mit der Reform des Verfassungsgerichts zu Beginn des Jahres ist es Sánchez zudem gelungen, eine Mehrheit aus der PSOE nahestehenden Mitgliedern zu installieren.

PP braucht Vox

Zu Sánchez Wahlstrategie gehört auch eine Interviewreihe mit dem Titel “Das beste Spanien” (La mejor España), in der er seine Minister interviewt. Sie beantworten die Fragen des Ministerpräsidenten zu ihrem Ministeramt, was zu einer Schleife des Eigenlobs zwischen Interviewtem und Interviewer führt. So antwortete Wirtschaftsministerin Nadia Calviño im Interview mit Sánchez kürzlich, dass die Regierung in dieser Legislaturperiode “nicht nur die spanische Wirtschaft gerettet, sondern auch zur Rettung der europäischen Wirtschaft beigetragen hat”.

Obwohl die PP in den Umfragen vorne liegt, braucht sie womöglich die rechte Vox-Partei, um eine absolute Mehrheit zu erreichen. Dies nutzt Sánchez, um das Narrativ zu verbreiten, dass die PP “die Ultrarechten in die Regierung bringen” werde und bereits die “ultrakonservativen Positionen von Vox” übernommen habe.

Da Sánchez wegen seiner nicht eingehaltenen Versprechen als Lügner gebrandmarkt wird, versucht er nun bei jeder Gelegenheit, ein ähnliches Narrativ über Oppositionsführer Feijóo zu verbreiten. Nach der TV-Debatte zwischen beiden am vergangenen Montag, bei der Feijóo besser abschnitt, veröffentlichte die PSOE ein Video, in dem sie auf Ungenauigkeiten Feijóos bei einigen Daten hinwies. Die falschen Daten, die Sánchez in derselben Debatte nannte, kamen darin nicht vor.

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Von-der-Leyen-Koalition auf dem Prüfstand

Hat EVP-Chef Manfred Weber die Von-der Leyen-Koalition aufgekündigt? In den hitzigen Debatten zum Renaturierungsgesetz – die Christdemokraten wollten diese zentrale Green-Deal-Verordnung zurückweisen – erhoben Sozialisten, Grüne und Liberale diesen Vorwurf. Der Ton ist rau geworden im Parlament. Die Europawahlen im Juni werfen ihren Schatten voraus. Die Gemeinsamkeiten zwischen EVP, S&D und Liberalen scheinen aufgebraucht.

Im Gegensatz zu den nationalen Parlamenten bildet das Europaparlament nicht Opposition und Regierung ab. Daher gibt es in der transnationalen Volksvertretung formal weder Koalitionen und noch Koalitionsverträge. Es gibt aber informelle Zusammenschlüsse der großen Parteienfamilien.

Die pro-europäischen Parteienfamilien verabreden sich etwa, bei der Wahl der Kommissionspräsidentin für die Mehrheit zu sorgen. Unausgesprochen steht dahinter auch die Zusage, im Parlament bei den zentralen Gesetzgebungsvorschlägen die Mehrheiten zu sichern. Da aber im Europaparlament kein Fraktionschef seine Abgeordneten per Fraktionszwang zu einem Stimmverhalten verpflichten kann, bilden sich Mehrheiten ohnehin nicht streng nach den Grenzen der Fraktionen. Um einen informellen Zusammenschluss ohne Vertrag handelt es sich auch bei der Von-der-Leyen-Koalition.

Keine Koalitionsrunden wie in Berlin

Konkret heißt das im Alltag des Parlaments aber wenig: Im letzten Mandat 2014 bis 2019 gab es eine informelle Koalition zwischen Sozialisten und Christdemokraten. Zumindest am Beginn traf sich jeden Dienstag Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker mit Martin Schulz und Manfred Weber von S&D und EVP und vergewisserte sich der Unterstützung. Jetzt gibt es keine wöchentlich festgelegten Treffen mehr von den Parteienfamilien, die die Kommission stützen, mit von der Leyen.

Absprachen gibt es sehr wohl zwischen den Fraktionen, sie beziehen sich aber auf einzelne Gesetzgebungsvorhaben oder Personalentscheidungen, etwa zuletzt bei der Besetzung einiger Topjobs in der Parlamentsverwaltung. In nationalen Parlamenten ist die Koalition vorbei, sobald sie keine eigenen Mehrheiten bei Abstimmungen zustande bringt. Bei einer losen Absprache wie etwa in der Von-der-Leyen-Koalition war das nie das Kriterium.

Personalpaket stand am Anfang

Die Von-der-Leyen-Koalition entstand im Juli 2019, als die Staats- und Regierungschefs am Rande eines Sondergipfels nach den Europawahlen ein Personalpaket schnürten. Es wurde verabredet, dass die Christdemokratin Ursula von der Leyen Kommissionspräsidentin wird, Christine Lagarde an die Spitze der EZB rückt, der Sozialist Josep Borrell Außenbeauftragter wird und der Liberale Charles Michel ständiger Ratspräsident. Die drei europäischen Parteienfamilien der Christdemokraten (EVP), Sozialisten (S&D) sowie der Liberalen (Renew) waren in den Deal eingebunden und wollten dafür sorgen, dass von der Leyen im Europaparlament die nötige Mehrheit bekam.

Sie wurde wenige Tage später am 16. Juli gewählt. Es war knapp: Sie brauchte 374 Stimmen und bekam 383 Stimmen. Die Grünen, die Weber am lautesten für den angeblichen Bruch der Von-der-Leyen-Koalition kritisieren, waren nicht Teil der Vereinbarung. Und das, obwohl von der Leyen ihr Mandat dem ökologischen Umbau der Volkswirtschaft widmen wollte und sie heftig umwarb.

Nein-Stimmen aus der Von-der-Leyen-Koalition

Die Von-der-Leyen-Koalition war nie vollständig geschlossen. Die deutschen Sozialdemokraten stimmten gegen sie, etliche Sozialisten aus Frankreich und den Niederlanden ebenso, auch einige Christdemokraten, namentlich aus der deutschen Gruppe, verweigerten ihr die Stimme. Einigermaßen geschlossen stimmte Renew für sie. Ihre knappe Mehrheit schaffte sie nur, weil sie auch Stimmen bekam von Abgeordneten

  • der PIS, die zur EKR gehört
  • des ungarischen Fidesz, der die EVP verlassen hatte
  • der italienischen Lega, die in der rechtsradikalen ID-Fraktion sind.

Die Abgeordneten der PIS, vom Fidesz und die Rechtsradikalen haben in den letzten vier Jahren so gut wie nie für Vorschläge der Kommission gestimmt. Sollte von der Leyen noch einmal als Kommissionspräsidentin antreten, kann sie nicht noch einmal auf die Unterstützung von Rechts setzen.

Auch in der EVP ist der Unmut über sie groß. Denkbar ist, dass bis zu ein Drittel der 177 Abgeordneten aus ihrer eigenen Parteienfamilie ihr heute die Stimme verweigern würde. Von der Leyen wird dies im Blick haben bei ihrer Entscheidung, ob sie noch einmal antritt.

Bei den meisten Fit-for-55-Gesetzen stand die Koalition

Zentrale Vorhaben der Kommission in diesem Mandat sind die Fit-for-55-Gesetzgebungen zur Umsetzung des Green Deals. Bei der parlamentarischen Arbeit haben die Parteien der Von-der-Leyen-Koalition zusammen mit den Grünen maßgeblich die Verhandlungspositionen für die Triloge bestimmt. Wobei Sozialdemokraten und Grüne die Kommissionsvorschläge tendenziell verschärft haben, Renew und EVP eher dämpfend unterwegs waren. Die EVP hat mit dem Renaturierungsgesetz einen zentralen Vorschlag der Kommission rundheraus abgelehnt. Das hat es in der Geschichte der EVP noch nicht gegeben.

Der nähere Blick auf die einzelnen Abstimmungen vermittelt ein differenzierteres Bild. Die Von-der-Leyen-Koalition stand bei diesen größeren Vorhaben des Green Deals nicht zusammen:

  • für das Verbrenneraus 2035 sorgte eine Mehrheit von S&D, Grünen, Renew und Linken; hier stimmte die EVP mehrheitlich dagegen
  • eine Mehrheit von S&D, Renew, Grünen und Linken setzte zudem gegen den Widerstand der Christdemokraten beim Klimaziel 2030 die CO₂-Reduzierung um 60 Prozent durch
  • bei der Gebäudesanierung stimmten die meisten EVP-Abgeordneten gegen die Parlamentsposition, Stimmen der rechtsradikalen ID trugen zu der Ablehnung bei.

Brandmauer gegen Rechts

Es kommt vor, dass EVP auch mit den Stimmen der Rechtsradikalen eine Abstimmung gewinnt. So etwa bei der Resolution zum Wolf. Allerdings versichern die Fraktionen EVP, S&D, Renew, Grüne als auch EKR und Linke, keinerlei Absprachen mit der rechtsradikalen ID-Fraktion zu treffen. Führende Vertreter dieser Fraktionen bekräftigen, dass die Brandmauer zu den Rechtsradikalen stehe.

Gleichwohl kommt es auch vor, dass Grüne und ID gleich abstimmen, wie etwa bei der Annahme des Berichts zur Verbesserung der Bedingungen von Plattformarbeit und bei den Ablehnungen zur Fischereikontrolle, von Amendment 176 des Europäischen Klimagesetzes oder des grünen Covid-Zertifikats. Man darf unterstellen, dass die beiden Fraktionen sich dabei aber von unterschiedlichen Motiven leiten lassen.

Anders als etwa im Bundestag, wo die rechtsradikale AfD Ausschussposten besetzt – steht im Europaparlament die Brandmauer bei der Ämterbesetzung. Der rechtsradikalen ID hätten in diesem Mandat laut D’Hondt-Verfahren zwei Ausschussvorsitze zugestanden. Die pro-europäischen Parteien verhinderten dies. Davon profitierten EVP und S&D. Der rechtsradikalen ID-Fraktion hätte rechnerisch auch ein Vize-Präsidenten-Posten zugestanden. Auch hier verhinderten die Fraktionen den Zugriff.

  • EKR
  • Europäisches Parlament
  • EVP
  • Renew
  • Ursula von der Leyen
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News

EU und Tunesien erzielen Einigung zu Migration

Angesichts steigender Zahlen von Migranten und ihrer lebensgefährlichen Fahrten über das Mittelmeer haben die EU und Tunesien eine noch stärkere Zusammenarbeit bei dem Thema beschlossen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, die Regierungschefs der Niederlande und Italiens sowie Tunesiens Präsident Kais Saied verkündeten am Sonntag in Tunis die Unterzeichnung einer entsprechenden Absichtserklärung. Damit kann die EU-Kommission für das wirtschaftlich schwer angeschlagenen Land in Nordafrika Finanzhilfen in Höhe von bis zu 900 Millionen Euro auf den Weg bringen.

Vor gut einem Monat waren die EU-Politiker bereits zu Gesprächen in Tunesien, um den Deal auszuhandeln. Im Gegenzug für die Finanzhilfen soll Tunesien künftig stärker gegen Schlepper und illegale Überfahrten vorgehen, um dort die Abfahrten von Menschen in Richtung Europa zu reduzieren. Vor allem die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni drängte auf eine Vereinbarung, um die von Tunesien ablegenden Migrantenboote auf deren Weg nach Süditalien und damit in die Europäische Union früh zu stoppen.

Saied sprach beim Thema Migration von einer “unmenschlichen Situation”, die im Kollektiv gelöst werden müsse. Die EU-Kommission will etwa für Such- und Rettungsaktionen und die Rückführungen von Migranten gut 100 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Das entspricht der dreifachen Summe, mit der Brüssel Tunis dabei zuletzt im Durchschnitt jährlich unterstützte.

Tunesien ist eines der wichtigsten Transitländer für Migranten auf dem Weg nach Europa. Vor allem in Italien wird seit geraumer Zeit über die Ankunft Tausender Migranten diskutiert. In diesem Jahr stiegen die Migrationszahlen über die Mittelmeerroute massiv. Allein bis Freitag zählte das Innenministerium in Rom mehr als 75.000 Bootsmigranten, die seit Jahresbeginn an Italiens Küsten ankamen – im Vorjahreszeitraum waren es rund 31.900. dpa

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Germanwatch: EU-Klimaziel 2040 mit globaler Hebelwirkung

Die Entwicklungs- und Umwelt-NGO Germanwatch fordert die Europäische Union auf, sich an die Empfehlungen des wissenschaftlichen Klimabeirats der EU für das Klimaziel 2040 zu halten. Der Vorschlag des Gremiums zu einem CO₂-Minderungsziel von 90 bis 95 Prozent bis zum Jahr 2040 führe in die richtige Richtung. “Er ist ehrgeizig, aber machbar”, lautet die Bewertung von Germanwatch. Der Europäische wissenschaftliche Beirat zum Klimawandel (ESABCC) geht auf das europäische Klimagesetz zurück und hatte Mitte Juni seine Empfehlungen für das neue Klimaziel veröffentlicht.

Dabei müsse die EU ihrer internationalen und historischen Verantwortung gerecht werden, fordern die Beobachter. Dazu gehöre, sich in anderen Teilen der Welt beim Klimaschutz “intensiv zu engagieren”. Dieses Engagement müsste jedoch zusätzlich stattfinden und dürfe kein Ersatz für Emissionsreduktionen zu Hause sein.

Germanwatch weist jedoch auch auf die Hebelwirkung der EU in der Klimaschutzpolitik hin. “Wenn die EU zeigt, dass sie in der Lage ist, ein treibhausgasneutrales Wohlstandsmodell umzusetzen, kann dies erhebliche internationale Ausstrahlungswirkung haben.” Es sei bereits jetzt zu beobachten, dass China und die USA beginnen, mittels Subventionen in den Wettlauf zur schnellen Treibhausgasneutralität einzusteigen.

SWP sieht Grenzen Emissionsbudget-Ansatzes

Die Wissenschaftler der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) weisen in einer eigenen Bewertung des ESABCC-Berichts auf die Grenzen des Emissionsbudget-Ansatzes für die Klimaziele bis 2050 hin. Die Kumulation von Emissionen, die sich aus verschiedenen Minderungsszenarien ergeben, könne bei der Bewertung der jeweiligen Ambitionsniveaus helfen. Eine strikte Ableitung eines EU-Emissionsbudgets aus dem globalen CO₂-Budget berge jedoch auch Fallstricke, schreiben Oliver Geden, Brigitte Knopf und Felix Schenuit.

So änderten sich die Methoden der Berechnung und damit die Größe der Restbudgets regelmäßig. “Auch werden relevante Nicht-CO₂-Emissionen wie Methan- oder Lachgasemissionen nur indirekt berücksichtigt.” Die Zuweisung genau bezifferter Verantwortungen hängen von Annahmen ab, die “nicht genuin wissenschaftlich, sondern wertegeleitet und politisch” seien. Daher sei es problematisch, Emissionsbudgets als “wissenschaftsbasierte” Limits umzusetzen, die von Regierungen oder Parlamenten nicht infrage gestellt werden könnten.

Daher loben die SWP-Autoren den vom ESABCC gewählten Ansatz der Kumulierung der Emissionen – sprich die “Umrechnung geplanter europäischer oder nationaler Minderungspfade in Gesamtmengen an CO₂ oder THG-Emissionen, über mehrere Jahre oder Jahrzehnte”. Dieser Ansatz biete eine bessere Vergleichbarkeit verschiedener Minderungspfade.

Aus Sicht der Klimapolitikexperten sei es zudem wichtig, sich auf die bereits bestehenden politischen Instrumente und Zielpfade als Ausgangspunkt für eine Stärkung der EU-Klimapolitik zu konzentrieren, darunter die Schaffung einer Governance-Architektur für CO₂-Entnahmen. Die EU müsse gesetzlich regeln, wie CO₂-Entnahmen als Ausgleich von Restemissionen innerhalb bestehender klimapolitischer Instrumente wie dem Emissionshandel gewertet werden. luk

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  • Klimapolitik
  • Klimaziele

EP-Gebäude in Straßburg: Haushälter stimmen über Anmietung ab

Am Mittwoch stimmt der Haushaltsausschuss des EU-Parlaments über die Anmietung eines zusätzlichen Gebäudes in Straßburg ab. Das neu erstellte “Osmose”-Gebäude in unmittelbarer Nähe des Parlaments mit einer Fläche von 15.000 Quadratmetern soll angemietet werden. In das Gebäude soll die Parlamentsverwaltung einziehen. Es wird damit gerechnet, dass die Anmietungspläne im Ausschuss eine Mehrheit bekommen.

Für das Gebäude soll das EP im Jahr 700.000 Euro an den Eigentümer, den französischen Staat, zahlen. Mit Reinigung und Sicherheit summierten sich die jährlichen Kosten auf 1,919 Millionen Euro. Vor dem Einzug müssten zusätzlich 10,3 Millionen Euro investiert werden, um die Büros einzurichten, für IT und die Sicherheitsvorrichtungen. Darin eingeschlossen sind noch nicht die Kosten für den Bau eines Tunnels, Brücke oder einem Korridor, damit beim Wechsel ins Hauptgebäude nicht ein- und ausgecheckt werden muss.

“Osmose” hat energetisch hohen Standard

Auch Kritiker räumen ein, dass der Mietpreis je Quadratmeter günstig ist. Schätzungen zufolge sind die Kosten für die Osmose-Jahresmiete niedriger als die Energiekosten, die das EP für das Salvador-de-Madriagada-Gebäude jährlich zahlt, das über eine Passerelle mit dem Hauptgebäude verbunden ist. In ursprünglichen Plänen des Präsidiums wollte das EP das Salvador-de-Madriagada-Gebäude im Gegenzug zur Anmietung von Osmose an Straßburg abgeben. Eine Nutzung als Hotel, Kongresszentrum oder Altersheim waren im Gespräch. Für den Tausch gab es aber keine Mehrheit im Präsidium.

Nun soll nur die Osmose-Anmietung beschlossen werden. Gegner geben zu bedenken, dass die EP-Verwaltung nur 12.200 von 15.000 Quadratmeter brauche, der Rest also leer stünde. Kritisiert wird zudem, dass der Mietvertrag Frankreich das Recht einräume, Osmose jederzeit zu verkaufen. Das EP hätte jedoch ein Vorkaufsrecht. Der Kaufpreis läge bei dem Preis, den Frankreich bezahlt habe, abzüglich der gezahlten Miete. Da Frankreich erst Besitzer von Osmose werden will, wenn der Mietvertrag perfekt ist, steht der genaue Kaufpreis des Gebäudes noch nicht fest. Man könne also derzeit nicht sagen, wie teuer der Kauf von Osmose den EU-Steuerzahler zustehen kommen würde.

Neubaupläne in Brüssel zerschlagen

Ursprünglich hatte das Präsidium ein Immobilienpaket diskutiert. Dazu gehörte neben Kauf oder Anmietung von Osmose, die Abgabe von Salvador de Madriagada sowie ein Neubau am Brüsseler Standort des Parlaments. Die Sicherheitsvorkehrungen am Brüsseler Standort entsprechen nicht mehr heutigen Ansprüchen. Für die Brüsseler Baupläne war ein hochrangig besetzter Architekturwettbewerb durchgeführt worden. Die Baupläne hat das Präsidium inzwischen verworfen.

Nun ist eine umfangreiche Renovierung bei laufendem Betrieb geplant. Die Renovierung wird mindestens bis 2034 dauern. Schätzungen gehen davon aus, dass sie den EU-Steuerzahler einen dreistelligen Millionenbetrag mehr kosten würde als bei Abriss und Neubau der betroffenen Gebäudeteile. In diesem Fall hätte das Parlament für eine Übergangszeit den Plenarsaal am Brüsseler Standort nicht nutzen können. Belgien hatte sich massiv hinter den Kulissen gegen einen Neubau ausgesprochen – wohl auch aus Sorge, dass der Hauptsitz des Parlaments in Straßburg profitieren und den Brüsseler Standort komplett verdrängen könnte. mgr

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  • Europäisches Parlament

China wünscht sich berechenbare EU

Nach Veröffentlichung der deutschen China-Strategie mahnte Wang Yi, der oberste Außenpolitiker Chinas, eine berechenbare China-Politik der EU an. Bei einem Treffen mit dem EU-Außenbeauftragen Josep Borrell sagte Wang: “Sie sollte nicht schwanken, geschweige denn zu Worten und Taten anspornen, die die Uhr zurückdrehen.” Es gebe keinen grundlegenden Interessenskonflikt zwischen China und der EU.

Wang meint damit: Die EU soll zu ihrem von der Regierung Merkel geprägten Kurs zurückkehren, den Handel mit China zu fördern. Dafür stand das fertig verhandelte Investitionsabkommen CAI, das in der derzeitigen Situation kaum Chancen auf Ratifizierung durch die Europäer hat. Das CAI steht weitgehend im Widerspruch zum Geist der aktuell vorgestellten deutschen Strategie.

Bei seiner Sommerpressekonferenz in Berlin erläuterte auch Bundeskanzler Olaf Scholz seine Interpretation des Dokuments. Er erwarte, dass Firmen “die Möglichkeiten nutzen, auch anderswo Direktinvestitionen zu tätigen, auch in anderen asiatischen Ländern, zum Beispiel anderswo Lieferketten aufbauen”, sagte Scholz. Scholz spricht sich also für eine stufenweise Diversifizierung der Lieferketten aus als für einen zügigen Abbau der Abhängigkeiten von China. fmk

  • China
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Kommission bleibt bei Berufung der US-Ökonomin in die DG Comp

Trotz Kritik wird die Europäische Kommission die von Kommissionsvize Margrethe Vestager getroffene Entscheidung, die US-Ökonomin Fiona Scott Morton als leitende Wettbewerbsökonomin in die Generaldirektion Wettbewerb zu berufen, nicht überdenken. Das College habe dem Vorschlag zugestimmt, daher sehe man keinen Grund, die Entscheidung zu überdenken, so eine Kommissionssprecherin am Freitag. Französische Minister und die Vorsitzenden der großen Fraktionen im EU-Parlament hatten die Berufung zuvor teils heftig kritisiert, da Morton unter anderem für die Überwachung von Big Tech zuständig wäre.

Scott Morton war zuvor Chefvolkswirtin des US-Justizministeriums unter Barack Obama und soll ihre dreijährige Tätigkeit im September aufnehmen, wenn der derzeitige Chefökonom der Generaldirektion Pierre Regibeau in den Ruhestand geht. Sie würde die erste Nicht-EU-Bürgerin, die erste US-Bürgerin und die erste Frau in diesem Amt sein.

Die Vorsitzenden der vier größten politischen Parteien im EU-Parlament forderten Vestager am Freitag schriftlich auf, ihre Entscheidung zu überdenken, und schlossen sich damit dem Aufruf zweier französischer Minister vom Vortag an. Sie verwiesen auf die strategische Bedeutung des Postens, auf mögliche Interessenkonflikte aufgrund von Scott Mortons früherer Arbeit mit Big Tech und auf ihre früheren öffentlichen kartellrechtlichen Kommentare.

Zuvor stellte die Kommission klar, dass Scott Morton nicht an Fällen arbeiten wird, an denen sie zuvor beteiligt war, oder an Fällen, die Unternehmen betreffen, für die sie zuvor als Beraterin tätig war. rtr/luk

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Schuldenregeln: Lindner sieht weiter Diskussionsbedarf

Im Ringen der EU-Länder um die Reform der Schuldenregeln gibt es aus deutscher Sicht weiter Diskussionsbedarf. Ein bei einem Treffen der EU-Finanzminister am Freitag vorgestelltes Papier der spanischen Ratspräsidentschaft weise in vielen Bereichen in eine richtige Richtung, sagte Bundesfinanzminister Christian Lindner vor dem Treffen in Brüssel. Es gebe aber auch in vielen Details noch Anlass für weitere Diskussionen.

In Mitte April präsentierten Reformvorschlägen für den sogenannten Stabilitäts- und Wachstumspakt hatte die EU-Kommission vorgeschlagen, hoch verschuldeten Ländern mehr Flexibilität beim Abbau von Schulden und Defiziten einzuräumen. Statt einheitlicher Vorgaben für alle Länder setzt die Behörde auf individuelle Wege für jedes Land, um Schulden und Defizite langfristig zu senken.

Die Positionen der Staaten dazu gehen teils weit auseinander. Aus deutscher Sicht sind die Vorschläge nicht ausreichend, Finanzminister Lindner fordert strenge und einheitliche Mindestvorgaben. So sollen etwa Länder mit hohen Schuldenquoten diese um mindestens einen Prozentpunkt jährlich senken müssen. Beispielsweise Frankreich hatte sich klar gegen einheitliche Regeln ausgesprochen. Mit dem vorgelegten Papier möchte die spanische Ratspräsidentschaft die Debatte um einen Kompromiss vorantreiben.

Warnung vor mehr Bürokratie bei EU-Zollreform

In der Diskussion über eine Zollreform in der EU hat Lindner am Freitag zudem vor mehr Bürokratie gewarnt. Eine mögliche neue EU-Zollbehörde dürfe keinesfalls zu mehr Bürokratie führen, sagte er. Eine solche Behörde dürfe auch nicht die Belastungen für die Wirtschaft und die Kundinnen und Kunden erhöhen. Deshalb gebe es noch viel zu besprechen. Man wolle Sicherheit für Verbraucher und schnellen Warenverkehr im Import- und Export-Bereich. “Was wir aber nicht brauchen, ist mehr Bürokratie, sondern eher weniger und mehr Digitalisierung.”

Mitte Mai hatte die EU-Kommission Vorschläge für eine Reform des EU-Zolls vorgelegt. Unter anderem will die Brüsseler Behörde bis 2028 eine EU-weite Zollbehörde errichten. Diese soll die 27 eigenständigen Systeme der Mitgliedsstaaten schrittweise durch ein zentralisiertes ersetzen und den Staaten bis zu zwei Milliarden Euro pro Jahr an Betriebskosten ersparen. Ziel sei es unter anderem, den Verwaltungsaufwand zu reduzieren. Die EU-Länder und das Europaparlament müssen noch verhandeln, bevor eine Reform in Kraft treten kann. dpa

  • Christian Lindner
  • Ecofin
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Presseschau

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Gipfel beginnt: Lateinamerika und EU suchen nach gemeinsamen Interessen BADISCHE ZEITUNG
Neue Lateinamerika-Agenda der EU: Grüner Neokolonialismus TAZ
Migration über das Mittelmeer: EU schließt Migrationsabkommen mit Tunesien TAGESSCHAU
EU-Finanzminister billigen zusätzliche Mittel für Kiew im EU-Haushalt DEUTSCHLANDFUNK
EU-Kommission eröffnet mehrere Verfahren gegen Deutschland DEUTSCHLANDFUNK
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Von der Leyens Verträge: Die Kosten der EU-Impfkampagne FAZ
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Gedenken an Opfer der Flut: EU-Kommissionsvize Timmermans besucht Chaudfontaine BRF
Ahrtal: CDU-Politiker beklagen nicht erfolgte Auszahlung von EU-Spendengeldern BLICK AKTUELL
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Azerbaijan says Russia, Armenia not fulfilling Nagorno-Karabakh ceasefire deal REUTERS
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Heads

Romina Plonsker – Die junge Hoffnung der NRW-CDU

Romina Plonsker (CDU), ist Abgeordnete im Landtag in NRW und Sprecherin für Europa und Internationales.

Romina Plonsker macht aus ihrer Heimat keinen Hehl. Im Video-Interview mit ihr steht im Hintergrund ein Plüsch-Hennes, das Vereinsmaskottchen des 1. FC Kölns, mit Karnevalsmütze. Daneben hängt ein Luftbild ihrer Heimatstadt Pulheim. Für den Rhein-Erft-Kreis I, an den die Braunkohletagebaue von RWE grenzen, ist die 34-Jährige in zweiter Legislatur im Landtag. “Mit dem zweitgrößten prozentualen Zuwachs bei den Stimmen nach Hendrik Wüst”, betont sie. Das macht Plonsker zu einer jungen und weiblichen Hoffnung der nordrhein-westfälischen CDU.

“Für mich gibt es Europa nur mit offenen Grenzen und einer gelebten Freiheit”, sagt Plonsker. “Die Grenze, die ich noch erlebt habe, war die Mobilfunkgrenze.” Besonders gern habe sie Europa durch die Schüleraustausche nach Polen und Dänemark erlebt. Nach der Schule lernte Plonsker bei einer Bank, danach studierte sie Betriebswirtschaftslehre an der Universität zu Köln, schloss mit Master ab. Ein Erasmus-Semester verbrachte sie an der Universität Carlos III in Madrid.

Seit 2006 CDU-Mitglied

Zur Politik bewog sie ihr Vater, mit dem sie immer gern und auch leidenschaftlich am Küchentisch diskutierte, wie sie erzählt. “Eines Tages sagte ich zu ihm, wenn ich immer nur mit dir diskutiere, ändere ich ja nichts.” Seine Antwort: “Dann geh doch in die Politik und engagier dich”, erzählt Plonsker. Noch in der Schulzeit besuchte sie eine Veranstaltung der örtlichen Jungen Union und wurde 2006 Parteimitglied. Ihr Vater ist auch vor einigen Jahren in die Partei eingetreten.

Als der Wahlkreis Rhein-Erft I frei wurde, kandidierte Plonsker gegen den amtierenden SPD-Direktabgeordneten und gewann. Seit der ersten Legislatur sitzt sie im Wirtschaftsausschuss. Als Plonsker vergangenes Jahr zusätzlich Sprecherin für Europa und Internationales der CDU-Fraktion wurde, tobte der Krieg in der Ukraine. Als eine der ersten Amtshandlungen entstand eine Regionalpartnerschaft zwischen NRW und der Oblast Dnipropetrowsk im Osten der Ukraine. “Seitdem hat das Land NRW zum Beispiel Generatoren und medizinische Produkte geliefert sowie eine erste Wiederaufbaukonferenz organisiert.”

Grenzüberschreitende Kulturprojekte

Seit einem Jahr ist Plonsker zudem auf Grenztour an der niederländischen und belgischen Grenze. Dabei stößt sie auf Probleme, die es in einem grenzenlosen Europa nicht geben sollte. “Beispielsweise brauchen Pferde im Ausland andere Impfungen als in Deutschland”, erklärt sie. In der Eifel seien die Grenzen aber schwimmend. Wenn man bei einem Ausritt nicht alle Impfungen hat, könne es Strafen geben.

Ein anderes Beispiel, das Plonsker nicht loslässt: Eine Niederländerin, die in Deutschland arbeitet, darf nicht mehr als drei Tage die Woche im Homeoffice arbeiten, sonst fällt sie in das niederländische Arbeitsrecht. “Dann hat sie beispielsweise andere Kündigungsfristen. Als Unternehmen müssen sie die Mitarbeiter dann unterschiedlich behandeln.” Plonsker will die Grenzen überall überwinden.

Aktuell beschäftigt sich die CDU-Politikerin mit einem Antrag, der grenzüberschreitende Projekte in der Kultur und Bildung fördern soll. Ein Problem sei, dass immer weniger Kinder Niederländisch sprechen würden und sich an der Grenze so nur noch auf Englisch unterhalten werden könne. “Wir haben die Landesregierung gebeten, die Anerkennung der ‘native speaker’-Niederländisch-Lehrer zu erleichtern.” Denn auch dort herrscht aktuell Lehrermangel. Tom Schmidtgen

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Europe.Table Redaktion

EUROPE.TABLE REDAKTION

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    Liebe Leserin, lieber Leser,

    großer Auflauf in Brüssel: Mehr als 50 Staats- und Regierungschefs werden heute und morgen erwartet, zum Gipfel der EU-Staaten mit der Gemeinschaft der Lateinamerikanischen und Karibischen Staaten (CELAC). Das erste Treffen dieser Art seit acht Jahren (und erst das dritte überhaupt) ist Baustein einer “neuen Agenda mit alten Freunden”, so ein hochrangiger EU-Diplomat. Künftig wollen beide Seiten alle zwei Jahre zusammenkommen und auch in der Zwischenzeit in einem engen Austausch bleiben.

    Die Europäer haben die lateinamerikanischen Staaten nach Jahren der politischen Vernachlässigung wiederentdeckt – sie suchen Verbündete im geopolitischen Kräftemessen mit China, Russland und den USA. Beim Gipfel wollen EU-Kommission und Mitgliedstaaten unter dem Dach von Global Gateway 108 Projekte in der Region aufgleisen, auch Absichtserklärungen mit Chile zur Lieferung von kritischen Rohstoffen und mit Argentinien und Uruguay für Energiepartnerschaften sollen unterzeichnet werden.

    Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen wird bei ihrem bilateralen Treffen am Montagmorgen überdies den brasilianischen Präsidenten Lula da Silva drängen, die Verhandlungen über das Handelsabkommen mit dem Mercosur voranzutreiben. Die EU-Seite wartet seit mehr als drei Monaten darauf, dass sich die Gegenseite zu den eigenen Nachforderungen positioniert.

    Lula hat diese bereits öffentlich als “inakzeptabel” zurückgewiesen, ein Durchbruch ist beim Gipfel nicht zu erwarten. Auch im Ukraine-Krieg liegen die lateinamerikanischen Staaten bislang nicht voll auf der Linie des Westens. Der Krieg und seine weltweiten Folgen werden eine “prominente Rolle” spielen, sagt ein hochrangiger Diplomat, voraussichtlich beim Mittagessen am Dienstag, das ohne Delegationen stattfinden soll. Der Gipfel sei auch eine Gelegenheit zu hören, wie die Lateinamerikaner zum Ende des Krieges beitragen wollen.

    Ich wünsche Ihnen einen guten Start in die Woche!

    Ihr
    Till Hoppe
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    Analyse

    Sánchez’ Wahlkampf in Spanien: Opferrolle, Eigenlob und Oppositions-Bashing

    Spaniens Ministerpräsident Pedro Sánchez beim Nato-Gipfel in Vilnius.

    Pedro Sánchez’ Wahlkampfstrategie ist von drei Elementen geprägt: sich als Opfer der “konservativen und rechten Medien” zu stilisieren, die eigene Politik in den Himmel zu loben und seinen Rivalen Alberto Nuñez Feijóo, Chef der Partido Popular (PP), zu verteufeln. Seitdem Sánchez Ende Mai vorgezogene Neuwahlen ausgerufen hat, versucht er, sein Image zu verbessern. Das hat gelitten unter gebrochenen Versprechen, politischen U-Turns und dem Scheitern des sogenannten “Nur-Ja-ist-Ja”-Gesetzes.

    Die Umfragen sprechen nicht gerade für Sánchez. Demnach würde die PP die Wahl mit 34 Prozent der Stimmen (zwischen 144 und 147 Sitze) gewinnen, während Sánchez’ Sozialisten (PSOE) nur 28 Prozent der Stimmen (104 bis 107 Sitze) erhalten würden.

    Nach dem schlechten Abschneiden der PSOE bei den Regionalwahlen, woraufhin Sánchez die Neuwahlen ankündigte, bezeichnete er 90 Prozent der Medien als konservativ und ihm gegenüber feindlich eingestellt. Er prangerte an, dass “die politische Rechte die Mainstream-Medien dominiert”. Sánchez, der die Opposition oft als “Trumpisten” bezeichnet hat, greift also auf ein Instrument von Donald Trump zurück: Medien zu disqualifizieren, die ihn kritisieren.

    Sánchez glaubt nur PSOE-freundlichen Umfragen

    In Interviews mit mehr als einem Dutzend Medien vermittelte Sánchez dieselbe Botschaft: Was die politische Rechte und die Medien als “Sanchismo” bezeichneten, sei eine Blase der Manipulation, der “Lüge und des Bösen”. Die Berichterstattung der konservativen Medien entspreche nicht der Realität.

    Er bezeichnet nur jene Wahlumfragen als “korrekt und transparent”, die positive Ergebnisse für ihn zeigen. Dazu gehören für Sánchez die der PRISA-Gruppe, mit der Zeitung El País und dem Radiosender SER. Auch die Wahlumfragen der staatlichen Einrichtung CIS, die von einer der PSOE nahestehenden Person geleitet wird, hält der Ministerpräsident für valide. Mitte Juni hat die PSOE sogar mehrere Sánchez-kritische Zeitungen wegen der Art und Weise, wie sie Umfragen verbreiten, bei der Wahlbehörde angezeigt.

    Gebrochene Versprechen und Vetternwirtschaft

    Bereits bei der Regionalwahl erhielten Sánchez und seine PSOE unter anderem für die zahlreichen gebrochenen Versprechen die Quittung. Zu den heikelsten Themen gehört, dass Sánchez wiederholt versprochen hatte, niemals mit der aus der terroristischen ETA-Gruppe hervorgegangenen Partei Bildu zu paktieren. Dann wurde er 2020 mit der Unterstützung von Bildu Regierungschef und hat in dieser Legislaturperiode mehrere Reformen mit der Partei im Rücken verabschiedet.

    2019 versprach Sánchez zudem, die Verurteilung für katalanische Separatisten nicht aufzuheben. Im Jahr 2021 begnadigte Sánchez sie nicht nur, sondern strich später auch die Straftatbestände der Veruntreuung und des Aufruhrs aus dem Strafgesetzbuch. Diese Reform des Strafgesetzbuchs wurde am 22. Dezember durch den Kongress gepeitscht. Genau an dem Tag, an dem in Spanien die traditionelle und enorm öffentlichkeitswirksame Weihnachtslotterie gespielt wird.

    Hinzu kommt die Besetzung von Posten: Mehr als 20 öffentliche Einrichtungen werden derzeit von PSOE-nahen Personen geleitet. Im Januar 2020 ernannte Sánchez seine damalige Justizministerin zur Leiterin der Generalstaatsanwaltschaft, einer eigentlich unabhängigen Einrichtung. Mit der Reform des Verfassungsgerichts zu Beginn des Jahres ist es Sánchez zudem gelungen, eine Mehrheit aus der PSOE nahestehenden Mitgliedern zu installieren.

    PP braucht Vox

    Zu Sánchez Wahlstrategie gehört auch eine Interviewreihe mit dem Titel “Das beste Spanien” (La mejor España), in der er seine Minister interviewt. Sie beantworten die Fragen des Ministerpräsidenten zu ihrem Ministeramt, was zu einer Schleife des Eigenlobs zwischen Interviewtem und Interviewer führt. So antwortete Wirtschaftsministerin Nadia Calviño im Interview mit Sánchez kürzlich, dass die Regierung in dieser Legislaturperiode “nicht nur die spanische Wirtschaft gerettet, sondern auch zur Rettung der europäischen Wirtschaft beigetragen hat”.

    Obwohl die PP in den Umfragen vorne liegt, braucht sie womöglich die rechte Vox-Partei, um eine absolute Mehrheit zu erreichen. Dies nutzt Sánchez, um das Narrativ zu verbreiten, dass die PP “die Ultrarechten in die Regierung bringen” werde und bereits die “ultrakonservativen Positionen von Vox” übernommen habe.

    Da Sánchez wegen seiner nicht eingehaltenen Versprechen als Lügner gebrandmarkt wird, versucht er nun bei jeder Gelegenheit, ein ähnliches Narrativ über Oppositionsführer Feijóo zu verbreiten. Nach der TV-Debatte zwischen beiden am vergangenen Montag, bei der Feijóo besser abschnitt, veröffentlichte die PSOE ein Video, in dem sie auf Ungenauigkeiten Feijóos bei einigen Daten hinwies. Die falschen Daten, die Sánchez in derselben Debatte nannte, kamen darin nicht vor.

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    Von-der-Leyen-Koalition auf dem Prüfstand

    Hat EVP-Chef Manfred Weber die Von-der Leyen-Koalition aufgekündigt? In den hitzigen Debatten zum Renaturierungsgesetz – die Christdemokraten wollten diese zentrale Green-Deal-Verordnung zurückweisen – erhoben Sozialisten, Grüne und Liberale diesen Vorwurf. Der Ton ist rau geworden im Parlament. Die Europawahlen im Juni werfen ihren Schatten voraus. Die Gemeinsamkeiten zwischen EVP, S&D und Liberalen scheinen aufgebraucht.

    Im Gegensatz zu den nationalen Parlamenten bildet das Europaparlament nicht Opposition und Regierung ab. Daher gibt es in der transnationalen Volksvertretung formal weder Koalitionen und noch Koalitionsverträge. Es gibt aber informelle Zusammenschlüsse der großen Parteienfamilien.

    Die pro-europäischen Parteienfamilien verabreden sich etwa, bei der Wahl der Kommissionspräsidentin für die Mehrheit zu sorgen. Unausgesprochen steht dahinter auch die Zusage, im Parlament bei den zentralen Gesetzgebungsvorschlägen die Mehrheiten zu sichern. Da aber im Europaparlament kein Fraktionschef seine Abgeordneten per Fraktionszwang zu einem Stimmverhalten verpflichten kann, bilden sich Mehrheiten ohnehin nicht streng nach den Grenzen der Fraktionen. Um einen informellen Zusammenschluss ohne Vertrag handelt es sich auch bei der Von-der-Leyen-Koalition.

    Keine Koalitionsrunden wie in Berlin

    Konkret heißt das im Alltag des Parlaments aber wenig: Im letzten Mandat 2014 bis 2019 gab es eine informelle Koalition zwischen Sozialisten und Christdemokraten. Zumindest am Beginn traf sich jeden Dienstag Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker mit Martin Schulz und Manfred Weber von S&D und EVP und vergewisserte sich der Unterstützung. Jetzt gibt es keine wöchentlich festgelegten Treffen mehr von den Parteienfamilien, die die Kommission stützen, mit von der Leyen.

    Absprachen gibt es sehr wohl zwischen den Fraktionen, sie beziehen sich aber auf einzelne Gesetzgebungsvorhaben oder Personalentscheidungen, etwa zuletzt bei der Besetzung einiger Topjobs in der Parlamentsverwaltung. In nationalen Parlamenten ist die Koalition vorbei, sobald sie keine eigenen Mehrheiten bei Abstimmungen zustande bringt. Bei einer losen Absprache wie etwa in der Von-der-Leyen-Koalition war das nie das Kriterium.

    Personalpaket stand am Anfang

    Die Von-der-Leyen-Koalition entstand im Juli 2019, als die Staats- und Regierungschefs am Rande eines Sondergipfels nach den Europawahlen ein Personalpaket schnürten. Es wurde verabredet, dass die Christdemokratin Ursula von der Leyen Kommissionspräsidentin wird, Christine Lagarde an die Spitze der EZB rückt, der Sozialist Josep Borrell Außenbeauftragter wird und der Liberale Charles Michel ständiger Ratspräsident. Die drei europäischen Parteienfamilien der Christdemokraten (EVP), Sozialisten (S&D) sowie der Liberalen (Renew) waren in den Deal eingebunden und wollten dafür sorgen, dass von der Leyen im Europaparlament die nötige Mehrheit bekam.

    Sie wurde wenige Tage später am 16. Juli gewählt. Es war knapp: Sie brauchte 374 Stimmen und bekam 383 Stimmen. Die Grünen, die Weber am lautesten für den angeblichen Bruch der Von-der-Leyen-Koalition kritisieren, waren nicht Teil der Vereinbarung. Und das, obwohl von der Leyen ihr Mandat dem ökologischen Umbau der Volkswirtschaft widmen wollte und sie heftig umwarb.

    Nein-Stimmen aus der Von-der-Leyen-Koalition

    Die Von-der-Leyen-Koalition war nie vollständig geschlossen. Die deutschen Sozialdemokraten stimmten gegen sie, etliche Sozialisten aus Frankreich und den Niederlanden ebenso, auch einige Christdemokraten, namentlich aus der deutschen Gruppe, verweigerten ihr die Stimme. Einigermaßen geschlossen stimmte Renew für sie. Ihre knappe Mehrheit schaffte sie nur, weil sie auch Stimmen bekam von Abgeordneten

    • der PIS, die zur EKR gehört
    • des ungarischen Fidesz, der die EVP verlassen hatte
    • der italienischen Lega, die in der rechtsradikalen ID-Fraktion sind.

    Die Abgeordneten der PIS, vom Fidesz und die Rechtsradikalen haben in den letzten vier Jahren so gut wie nie für Vorschläge der Kommission gestimmt. Sollte von der Leyen noch einmal als Kommissionspräsidentin antreten, kann sie nicht noch einmal auf die Unterstützung von Rechts setzen.

    Auch in der EVP ist der Unmut über sie groß. Denkbar ist, dass bis zu ein Drittel der 177 Abgeordneten aus ihrer eigenen Parteienfamilie ihr heute die Stimme verweigern würde. Von der Leyen wird dies im Blick haben bei ihrer Entscheidung, ob sie noch einmal antritt.

    Bei den meisten Fit-for-55-Gesetzen stand die Koalition

    Zentrale Vorhaben der Kommission in diesem Mandat sind die Fit-for-55-Gesetzgebungen zur Umsetzung des Green Deals. Bei der parlamentarischen Arbeit haben die Parteien der Von-der-Leyen-Koalition zusammen mit den Grünen maßgeblich die Verhandlungspositionen für die Triloge bestimmt. Wobei Sozialdemokraten und Grüne die Kommissionsvorschläge tendenziell verschärft haben, Renew und EVP eher dämpfend unterwegs waren. Die EVP hat mit dem Renaturierungsgesetz einen zentralen Vorschlag der Kommission rundheraus abgelehnt. Das hat es in der Geschichte der EVP noch nicht gegeben.

    Der nähere Blick auf die einzelnen Abstimmungen vermittelt ein differenzierteres Bild. Die Von-der-Leyen-Koalition stand bei diesen größeren Vorhaben des Green Deals nicht zusammen:

    • für das Verbrenneraus 2035 sorgte eine Mehrheit von S&D, Grünen, Renew und Linken; hier stimmte die EVP mehrheitlich dagegen
    • eine Mehrheit von S&D, Renew, Grünen und Linken setzte zudem gegen den Widerstand der Christdemokraten beim Klimaziel 2030 die CO₂-Reduzierung um 60 Prozent durch
    • bei der Gebäudesanierung stimmten die meisten EVP-Abgeordneten gegen die Parlamentsposition, Stimmen der rechtsradikalen ID trugen zu der Ablehnung bei.

    Brandmauer gegen Rechts

    Es kommt vor, dass EVP auch mit den Stimmen der Rechtsradikalen eine Abstimmung gewinnt. So etwa bei der Resolution zum Wolf. Allerdings versichern die Fraktionen EVP, S&D, Renew, Grüne als auch EKR und Linke, keinerlei Absprachen mit der rechtsradikalen ID-Fraktion zu treffen. Führende Vertreter dieser Fraktionen bekräftigen, dass die Brandmauer zu den Rechtsradikalen stehe.

    Gleichwohl kommt es auch vor, dass Grüne und ID gleich abstimmen, wie etwa bei der Annahme des Berichts zur Verbesserung der Bedingungen von Plattformarbeit und bei den Ablehnungen zur Fischereikontrolle, von Amendment 176 des Europäischen Klimagesetzes oder des grünen Covid-Zertifikats. Man darf unterstellen, dass die beiden Fraktionen sich dabei aber von unterschiedlichen Motiven leiten lassen.

    Anders als etwa im Bundestag, wo die rechtsradikale AfD Ausschussposten besetzt – steht im Europaparlament die Brandmauer bei der Ämterbesetzung. Der rechtsradikalen ID hätten in diesem Mandat laut D’Hondt-Verfahren zwei Ausschussvorsitze zugestanden. Die pro-europäischen Parteien verhinderten dies. Davon profitierten EVP und S&D. Der rechtsradikalen ID-Fraktion hätte rechnerisch auch ein Vize-Präsidenten-Posten zugestanden. Auch hier verhinderten die Fraktionen den Zugriff.

    • EKR
    • Europäisches Parlament
    • EVP
    • Renew
    • Ursula von der Leyen
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    News

    EU und Tunesien erzielen Einigung zu Migration

    Angesichts steigender Zahlen von Migranten und ihrer lebensgefährlichen Fahrten über das Mittelmeer haben die EU und Tunesien eine noch stärkere Zusammenarbeit bei dem Thema beschlossen. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, die Regierungschefs der Niederlande und Italiens sowie Tunesiens Präsident Kais Saied verkündeten am Sonntag in Tunis die Unterzeichnung einer entsprechenden Absichtserklärung. Damit kann die EU-Kommission für das wirtschaftlich schwer angeschlagenen Land in Nordafrika Finanzhilfen in Höhe von bis zu 900 Millionen Euro auf den Weg bringen.

    Vor gut einem Monat waren die EU-Politiker bereits zu Gesprächen in Tunesien, um den Deal auszuhandeln. Im Gegenzug für die Finanzhilfen soll Tunesien künftig stärker gegen Schlepper und illegale Überfahrten vorgehen, um dort die Abfahrten von Menschen in Richtung Europa zu reduzieren. Vor allem die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni drängte auf eine Vereinbarung, um die von Tunesien ablegenden Migrantenboote auf deren Weg nach Süditalien und damit in die Europäische Union früh zu stoppen.

    Saied sprach beim Thema Migration von einer “unmenschlichen Situation”, die im Kollektiv gelöst werden müsse. Die EU-Kommission will etwa für Such- und Rettungsaktionen und die Rückführungen von Migranten gut 100 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Das entspricht der dreifachen Summe, mit der Brüssel Tunis dabei zuletzt im Durchschnitt jährlich unterstützte.

    Tunesien ist eines der wichtigsten Transitländer für Migranten auf dem Weg nach Europa. Vor allem in Italien wird seit geraumer Zeit über die Ankunft Tausender Migranten diskutiert. In diesem Jahr stiegen die Migrationszahlen über die Mittelmeerroute massiv. Allein bis Freitag zählte das Innenministerium in Rom mehr als 75.000 Bootsmigranten, die seit Jahresbeginn an Italiens Küsten ankamen – im Vorjahreszeitraum waren es rund 31.900. dpa

    • Migrationspolitik
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    Germanwatch: EU-Klimaziel 2040 mit globaler Hebelwirkung

    Die Entwicklungs- und Umwelt-NGO Germanwatch fordert die Europäische Union auf, sich an die Empfehlungen des wissenschaftlichen Klimabeirats der EU für das Klimaziel 2040 zu halten. Der Vorschlag des Gremiums zu einem CO₂-Minderungsziel von 90 bis 95 Prozent bis zum Jahr 2040 führe in die richtige Richtung. “Er ist ehrgeizig, aber machbar”, lautet die Bewertung von Germanwatch. Der Europäische wissenschaftliche Beirat zum Klimawandel (ESABCC) geht auf das europäische Klimagesetz zurück und hatte Mitte Juni seine Empfehlungen für das neue Klimaziel veröffentlicht.

    Dabei müsse die EU ihrer internationalen und historischen Verantwortung gerecht werden, fordern die Beobachter. Dazu gehöre, sich in anderen Teilen der Welt beim Klimaschutz “intensiv zu engagieren”. Dieses Engagement müsste jedoch zusätzlich stattfinden und dürfe kein Ersatz für Emissionsreduktionen zu Hause sein.

    Germanwatch weist jedoch auch auf die Hebelwirkung der EU in der Klimaschutzpolitik hin. “Wenn die EU zeigt, dass sie in der Lage ist, ein treibhausgasneutrales Wohlstandsmodell umzusetzen, kann dies erhebliche internationale Ausstrahlungswirkung haben.” Es sei bereits jetzt zu beobachten, dass China und die USA beginnen, mittels Subventionen in den Wettlauf zur schnellen Treibhausgasneutralität einzusteigen.

    SWP sieht Grenzen Emissionsbudget-Ansatzes

    Die Wissenschaftler der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) weisen in einer eigenen Bewertung des ESABCC-Berichts auf die Grenzen des Emissionsbudget-Ansatzes für die Klimaziele bis 2050 hin. Die Kumulation von Emissionen, die sich aus verschiedenen Minderungsszenarien ergeben, könne bei der Bewertung der jeweiligen Ambitionsniveaus helfen. Eine strikte Ableitung eines EU-Emissionsbudgets aus dem globalen CO₂-Budget berge jedoch auch Fallstricke, schreiben Oliver Geden, Brigitte Knopf und Felix Schenuit.

    So änderten sich die Methoden der Berechnung und damit die Größe der Restbudgets regelmäßig. “Auch werden relevante Nicht-CO₂-Emissionen wie Methan- oder Lachgasemissionen nur indirekt berücksichtigt.” Die Zuweisung genau bezifferter Verantwortungen hängen von Annahmen ab, die “nicht genuin wissenschaftlich, sondern wertegeleitet und politisch” seien. Daher sei es problematisch, Emissionsbudgets als “wissenschaftsbasierte” Limits umzusetzen, die von Regierungen oder Parlamenten nicht infrage gestellt werden könnten.

    Daher loben die SWP-Autoren den vom ESABCC gewählten Ansatz der Kumulierung der Emissionen – sprich die “Umrechnung geplanter europäischer oder nationaler Minderungspfade in Gesamtmengen an CO₂ oder THG-Emissionen, über mehrere Jahre oder Jahrzehnte”. Dieser Ansatz biete eine bessere Vergleichbarkeit verschiedener Minderungspfade.

    Aus Sicht der Klimapolitikexperten sei es zudem wichtig, sich auf die bereits bestehenden politischen Instrumente und Zielpfade als Ausgangspunkt für eine Stärkung der EU-Klimapolitik zu konzentrieren, darunter die Schaffung einer Governance-Architektur für CO₂-Entnahmen. Die EU müsse gesetzlich regeln, wie CO₂-Entnahmen als Ausgleich von Restemissionen innerhalb bestehender klimapolitischer Instrumente wie dem Emissionshandel gewertet werden. luk

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    EP-Gebäude in Straßburg: Haushälter stimmen über Anmietung ab

    Am Mittwoch stimmt der Haushaltsausschuss des EU-Parlaments über die Anmietung eines zusätzlichen Gebäudes in Straßburg ab. Das neu erstellte “Osmose”-Gebäude in unmittelbarer Nähe des Parlaments mit einer Fläche von 15.000 Quadratmetern soll angemietet werden. In das Gebäude soll die Parlamentsverwaltung einziehen. Es wird damit gerechnet, dass die Anmietungspläne im Ausschuss eine Mehrheit bekommen.

    Für das Gebäude soll das EP im Jahr 700.000 Euro an den Eigentümer, den französischen Staat, zahlen. Mit Reinigung und Sicherheit summierten sich die jährlichen Kosten auf 1,919 Millionen Euro. Vor dem Einzug müssten zusätzlich 10,3 Millionen Euro investiert werden, um die Büros einzurichten, für IT und die Sicherheitsvorrichtungen. Darin eingeschlossen sind noch nicht die Kosten für den Bau eines Tunnels, Brücke oder einem Korridor, damit beim Wechsel ins Hauptgebäude nicht ein- und ausgecheckt werden muss.

    “Osmose” hat energetisch hohen Standard

    Auch Kritiker räumen ein, dass der Mietpreis je Quadratmeter günstig ist. Schätzungen zufolge sind die Kosten für die Osmose-Jahresmiete niedriger als die Energiekosten, die das EP für das Salvador-de-Madriagada-Gebäude jährlich zahlt, das über eine Passerelle mit dem Hauptgebäude verbunden ist. In ursprünglichen Plänen des Präsidiums wollte das EP das Salvador-de-Madriagada-Gebäude im Gegenzug zur Anmietung von Osmose an Straßburg abgeben. Eine Nutzung als Hotel, Kongresszentrum oder Altersheim waren im Gespräch. Für den Tausch gab es aber keine Mehrheit im Präsidium.

    Nun soll nur die Osmose-Anmietung beschlossen werden. Gegner geben zu bedenken, dass die EP-Verwaltung nur 12.200 von 15.000 Quadratmeter brauche, der Rest also leer stünde. Kritisiert wird zudem, dass der Mietvertrag Frankreich das Recht einräume, Osmose jederzeit zu verkaufen. Das EP hätte jedoch ein Vorkaufsrecht. Der Kaufpreis läge bei dem Preis, den Frankreich bezahlt habe, abzüglich der gezahlten Miete. Da Frankreich erst Besitzer von Osmose werden will, wenn der Mietvertrag perfekt ist, steht der genaue Kaufpreis des Gebäudes noch nicht fest. Man könne also derzeit nicht sagen, wie teuer der Kauf von Osmose den EU-Steuerzahler zustehen kommen würde.

    Neubaupläne in Brüssel zerschlagen

    Ursprünglich hatte das Präsidium ein Immobilienpaket diskutiert. Dazu gehörte neben Kauf oder Anmietung von Osmose, die Abgabe von Salvador de Madriagada sowie ein Neubau am Brüsseler Standort des Parlaments. Die Sicherheitsvorkehrungen am Brüsseler Standort entsprechen nicht mehr heutigen Ansprüchen. Für die Brüsseler Baupläne war ein hochrangig besetzter Architekturwettbewerb durchgeführt worden. Die Baupläne hat das Präsidium inzwischen verworfen.

    Nun ist eine umfangreiche Renovierung bei laufendem Betrieb geplant. Die Renovierung wird mindestens bis 2034 dauern. Schätzungen gehen davon aus, dass sie den EU-Steuerzahler einen dreistelligen Millionenbetrag mehr kosten würde als bei Abriss und Neubau der betroffenen Gebäudeteile. In diesem Fall hätte das Parlament für eine Übergangszeit den Plenarsaal am Brüsseler Standort nicht nutzen können. Belgien hatte sich massiv hinter den Kulissen gegen einen Neubau ausgesprochen – wohl auch aus Sorge, dass der Hauptsitz des Parlaments in Straßburg profitieren und den Brüsseler Standort komplett verdrängen könnte. mgr

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    • Europäisches Parlament

    China wünscht sich berechenbare EU

    Nach Veröffentlichung der deutschen China-Strategie mahnte Wang Yi, der oberste Außenpolitiker Chinas, eine berechenbare China-Politik der EU an. Bei einem Treffen mit dem EU-Außenbeauftragen Josep Borrell sagte Wang: “Sie sollte nicht schwanken, geschweige denn zu Worten und Taten anspornen, die die Uhr zurückdrehen.” Es gebe keinen grundlegenden Interessenskonflikt zwischen China und der EU.

    Wang meint damit: Die EU soll zu ihrem von der Regierung Merkel geprägten Kurs zurückkehren, den Handel mit China zu fördern. Dafür stand das fertig verhandelte Investitionsabkommen CAI, das in der derzeitigen Situation kaum Chancen auf Ratifizierung durch die Europäer hat. Das CAI steht weitgehend im Widerspruch zum Geist der aktuell vorgestellten deutschen Strategie.

    Bei seiner Sommerpressekonferenz in Berlin erläuterte auch Bundeskanzler Olaf Scholz seine Interpretation des Dokuments. Er erwarte, dass Firmen “die Möglichkeiten nutzen, auch anderswo Direktinvestitionen zu tätigen, auch in anderen asiatischen Ländern, zum Beispiel anderswo Lieferketten aufbauen”, sagte Scholz. Scholz spricht sich also für eine stufenweise Diversifizierung der Lieferketten aus als für einen zügigen Abbau der Abhängigkeiten von China. fmk

    • China
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    • Olaf Scholz

    Kommission bleibt bei Berufung der US-Ökonomin in die DG Comp

    Trotz Kritik wird die Europäische Kommission die von Kommissionsvize Margrethe Vestager getroffene Entscheidung, die US-Ökonomin Fiona Scott Morton als leitende Wettbewerbsökonomin in die Generaldirektion Wettbewerb zu berufen, nicht überdenken. Das College habe dem Vorschlag zugestimmt, daher sehe man keinen Grund, die Entscheidung zu überdenken, so eine Kommissionssprecherin am Freitag. Französische Minister und die Vorsitzenden der großen Fraktionen im EU-Parlament hatten die Berufung zuvor teils heftig kritisiert, da Morton unter anderem für die Überwachung von Big Tech zuständig wäre.

    Scott Morton war zuvor Chefvolkswirtin des US-Justizministeriums unter Barack Obama und soll ihre dreijährige Tätigkeit im September aufnehmen, wenn der derzeitige Chefökonom der Generaldirektion Pierre Regibeau in den Ruhestand geht. Sie würde die erste Nicht-EU-Bürgerin, die erste US-Bürgerin und die erste Frau in diesem Amt sein.

    Die Vorsitzenden der vier größten politischen Parteien im EU-Parlament forderten Vestager am Freitag schriftlich auf, ihre Entscheidung zu überdenken, und schlossen sich damit dem Aufruf zweier französischer Minister vom Vortag an. Sie verwiesen auf die strategische Bedeutung des Postens, auf mögliche Interessenkonflikte aufgrund von Scott Mortons früherer Arbeit mit Big Tech und auf ihre früheren öffentlichen kartellrechtlichen Kommentare.

    Zuvor stellte die Kommission klar, dass Scott Morton nicht an Fällen arbeiten wird, an denen sie zuvor beteiligt war, oder an Fällen, die Unternehmen betreffen, für die sie zuvor als Beraterin tätig war. rtr/luk

    • Margrethe Vestager
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    Schuldenregeln: Lindner sieht weiter Diskussionsbedarf

    Im Ringen der EU-Länder um die Reform der Schuldenregeln gibt es aus deutscher Sicht weiter Diskussionsbedarf. Ein bei einem Treffen der EU-Finanzminister am Freitag vorgestelltes Papier der spanischen Ratspräsidentschaft weise in vielen Bereichen in eine richtige Richtung, sagte Bundesfinanzminister Christian Lindner vor dem Treffen in Brüssel. Es gebe aber auch in vielen Details noch Anlass für weitere Diskussionen.

    In Mitte April präsentierten Reformvorschlägen für den sogenannten Stabilitäts- und Wachstumspakt hatte die EU-Kommission vorgeschlagen, hoch verschuldeten Ländern mehr Flexibilität beim Abbau von Schulden und Defiziten einzuräumen. Statt einheitlicher Vorgaben für alle Länder setzt die Behörde auf individuelle Wege für jedes Land, um Schulden und Defizite langfristig zu senken.

    Die Positionen der Staaten dazu gehen teils weit auseinander. Aus deutscher Sicht sind die Vorschläge nicht ausreichend, Finanzminister Lindner fordert strenge und einheitliche Mindestvorgaben. So sollen etwa Länder mit hohen Schuldenquoten diese um mindestens einen Prozentpunkt jährlich senken müssen. Beispielsweise Frankreich hatte sich klar gegen einheitliche Regeln ausgesprochen. Mit dem vorgelegten Papier möchte die spanische Ratspräsidentschaft die Debatte um einen Kompromiss vorantreiben.

    Warnung vor mehr Bürokratie bei EU-Zollreform

    In der Diskussion über eine Zollreform in der EU hat Lindner am Freitag zudem vor mehr Bürokratie gewarnt. Eine mögliche neue EU-Zollbehörde dürfe keinesfalls zu mehr Bürokratie führen, sagte er. Eine solche Behörde dürfe auch nicht die Belastungen für die Wirtschaft und die Kundinnen und Kunden erhöhen. Deshalb gebe es noch viel zu besprechen. Man wolle Sicherheit für Verbraucher und schnellen Warenverkehr im Import- und Export-Bereich. “Was wir aber nicht brauchen, ist mehr Bürokratie, sondern eher weniger und mehr Digitalisierung.”

    Mitte Mai hatte die EU-Kommission Vorschläge für eine Reform des EU-Zolls vorgelegt. Unter anderem will die Brüsseler Behörde bis 2028 eine EU-weite Zollbehörde errichten. Diese soll die 27 eigenständigen Systeme der Mitgliedsstaaten schrittweise durch ein zentralisiertes ersetzen und den Staaten bis zu zwei Milliarden Euro pro Jahr an Betriebskosten ersparen. Ziel sei es unter anderem, den Verwaltungsaufwand zu reduzieren. Die EU-Länder und das Europaparlament müssen noch verhandeln, bevor eine Reform in Kraft treten kann. dpa

    • Christian Lindner
    • Ecofin
    • EU-Schuldenregeln
    • Stabilitätspakt
    • Zoll
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    Presseschau

    Chinas Appell an die EU: Wang Yi fordert Klärung der strategischen Beziehungen zu Peking TAGESSPIEGEL
    Gipfel beginnt: Lateinamerika und EU suchen nach gemeinsamen Interessen BADISCHE ZEITUNG
    Neue Lateinamerika-Agenda der EU: Grüner Neokolonialismus TAZ
    Migration über das Mittelmeer: EU schließt Migrationsabkommen mit Tunesien TAGESSCHAU
    EU-Finanzminister billigen zusätzliche Mittel für Kiew im EU-Haushalt DEUTSCHLANDFUNK
    EU-Kommission eröffnet mehrere Verfahren gegen Deutschland DEUTSCHLANDFUNK
    EU-Schuldenregeln: Deutschland und Finnland pochen bei Reform auf Stabilität DEUTSCHLANDFUNK
    Von der Leyens Verträge: Die Kosten der EU-Impfkampagne FAZ
    FDP kritisiert EU-Pläne für schärferen Pflanzenschutz STERN
    Gedenken an Opfer der Flut: EU-Kommissionsvize Timmermans besucht Chaudfontaine BRF
    Ahrtal: CDU-Politiker beklagen nicht erfolgte Auszahlung von EU-Spendengeldern BLICK AKTUELL
    Vorwürfe gegen Italien bei EU-Kommission: Seenotrettung schwer gemacht TAZ
    EU-Kommission geht wegen Freilassung von Schleppern gegen Ungarn vor WELT
    Azerbaijan says Russia, Armenia not fulfilling Nagorno-Karabakh ceasefire deal REUTERS
    Record migration sparks backlash in wealthy nations AXIOS
    EU-Batterieverordnung: Was nützt sie den Kinderarbeitern im Kongo? TAGESSPIEGEL
    Edeka erfreut: EU-Kommission bestätigt positiven Einfluss von internationalen Einkaufsallianzen TOP AGRAR
    Google, Facebook, Amazon und Co.: Max Schrems kämpft gegen Europas Daten-Deal WELT
    Europaweites Datensammeln – Will die EU-Kommission den Datenschutz aushebeln? BR
    Temperaturrekorde in Deutschland und Europa: Hitze, Feuer, Notfallpläne SPIEGEL

    Heads

    Romina Plonsker – Die junge Hoffnung der NRW-CDU

    Romina Plonsker (CDU), ist Abgeordnete im Landtag in NRW und Sprecherin für Europa und Internationales.

    Romina Plonsker macht aus ihrer Heimat keinen Hehl. Im Video-Interview mit ihr steht im Hintergrund ein Plüsch-Hennes, das Vereinsmaskottchen des 1. FC Kölns, mit Karnevalsmütze. Daneben hängt ein Luftbild ihrer Heimatstadt Pulheim. Für den Rhein-Erft-Kreis I, an den die Braunkohletagebaue von RWE grenzen, ist die 34-Jährige in zweiter Legislatur im Landtag. “Mit dem zweitgrößten prozentualen Zuwachs bei den Stimmen nach Hendrik Wüst”, betont sie. Das macht Plonsker zu einer jungen und weiblichen Hoffnung der nordrhein-westfälischen CDU.

    “Für mich gibt es Europa nur mit offenen Grenzen und einer gelebten Freiheit”, sagt Plonsker. “Die Grenze, die ich noch erlebt habe, war die Mobilfunkgrenze.” Besonders gern habe sie Europa durch die Schüleraustausche nach Polen und Dänemark erlebt. Nach der Schule lernte Plonsker bei einer Bank, danach studierte sie Betriebswirtschaftslehre an der Universität zu Köln, schloss mit Master ab. Ein Erasmus-Semester verbrachte sie an der Universität Carlos III in Madrid.

    Seit 2006 CDU-Mitglied

    Zur Politik bewog sie ihr Vater, mit dem sie immer gern und auch leidenschaftlich am Küchentisch diskutierte, wie sie erzählt. “Eines Tages sagte ich zu ihm, wenn ich immer nur mit dir diskutiere, ändere ich ja nichts.” Seine Antwort: “Dann geh doch in die Politik und engagier dich”, erzählt Plonsker. Noch in der Schulzeit besuchte sie eine Veranstaltung der örtlichen Jungen Union und wurde 2006 Parteimitglied. Ihr Vater ist auch vor einigen Jahren in die Partei eingetreten.

    Als der Wahlkreis Rhein-Erft I frei wurde, kandidierte Plonsker gegen den amtierenden SPD-Direktabgeordneten und gewann. Seit der ersten Legislatur sitzt sie im Wirtschaftsausschuss. Als Plonsker vergangenes Jahr zusätzlich Sprecherin für Europa und Internationales der CDU-Fraktion wurde, tobte der Krieg in der Ukraine. Als eine der ersten Amtshandlungen entstand eine Regionalpartnerschaft zwischen NRW und der Oblast Dnipropetrowsk im Osten der Ukraine. “Seitdem hat das Land NRW zum Beispiel Generatoren und medizinische Produkte geliefert sowie eine erste Wiederaufbaukonferenz organisiert.”

    Grenzüberschreitende Kulturprojekte

    Seit einem Jahr ist Plonsker zudem auf Grenztour an der niederländischen und belgischen Grenze. Dabei stößt sie auf Probleme, die es in einem grenzenlosen Europa nicht geben sollte. “Beispielsweise brauchen Pferde im Ausland andere Impfungen als in Deutschland”, erklärt sie. In der Eifel seien die Grenzen aber schwimmend. Wenn man bei einem Ausritt nicht alle Impfungen hat, könne es Strafen geben.

    Ein anderes Beispiel, das Plonsker nicht loslässt: Eine Niederländerin, die in Deutschland arbeitet, darf nicht mehr als drei Tage die Woche im Homeoffice arbeiten, sonst fällt sie in das niederländische Arbeitsrecht. “Dann hat sie beispielsweise andere Kündigungsfristen. Als Unternehmen müssen sie die Mitarbeiter dann unterschiedlich behandeln.” Plonsker will die Grenzen überall überwinden.

    Aktuell beschäftigt sich die CDU-Politikerin mit einem Antrag, der grenzüberschreitende Projekte in der Kultur und Bildung fördern soll. Ein Problem sei, dass immer weniger Kinder Niederländisch sprechen würden und sich an der Grenze so nur noch auf Englisch unterhalten werden könne. “Wir haben die Landesregierung gebeten, die Anerkennung der ‘native speaker’-Niederländisch-Lehrer zu erleichtern.” Denn auch dort herrscht aktuell Lehrermangel. Tom Schmidtgen

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    • Europapolitik

    Europe.Table Redaktion

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