Table.Briefing: Europe

G20 + Rohstoffe + Euro 7

Liebe Leserin, lieber Leser,

heute will die spanische Ratspräsidentschaft einen neuen Kompromissvorschlag zur Schadstoffnorm Euro 7 vorstellen. Die Mitgliedstaaten hatten am vergangenen Freitag in der Ratsarbeitsgruppe den Kompromissvorschlag vom Juli diskutiert und Anmerkungen eingebracht, die Spanien nun in ein neues Papier gießen wird.

Die Bundesregierung hat sich lange schwergetan, eine gemeinsame Haltung zu vereinbaren: Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) tat öffentlich seine Ablehnung der neuen Norm kund, während Umweltministerium Steffi Lemke (Grüne) das Gesetz bis zur Europawahl verabschiedet sehen wollte.

Nach langem Hin und Her aber hat Berlin inzwischen eine abgestimmte Position in die Verhandlungen eingespeist: Die Bundesregierung pocht auf für die Industrie realisierbare Randbedingungen für die Tests und machbare Vorgaben für die Emissionen durch Bremsabrieb, will aber auch einen geeigneten Beitrag zur Verbesserung der Luftqualität erreichen.

Das Bundesverkehrsministerium pocht zudem darauf, dass auch bei der Euro-7-Norm Genehmigungsvorschriften für “E-Fuels only”-Fahrzeuge enthalten sind. Allerdings ist fraglich, ob Spanien diesem Wunsch nachkommt, da sich die Ratspräsidentschaft bislang weigerte, E-Fuels in die neue Verordnung aufzunehmen.

Aus dem federführenden Bundesumweltministerium heißt es, man wolle nun abwarten, welche Aspekte der deutschen Forderungen von der Ratspräsidentschaft übernommen werden. Erst dann wolle man sich äußern, erklärte ein Sprecher.

Die Mehrheitsverhältnisse im Rat sind noch einigermaßen diffus. Kommenden Dienstag ist ein weiteres Treffen der Ratsarbeitsgruppe vorgesehen, damit am Freitag die EU-Botschafter über den Vorschlag abstimmen können. Gibt es eine Mehrheit, dann können die Mitgliedstaaten beim Wettbewerbsrat am 25. September die allgemeine Ausrichtung beschließen.

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende,

Analyse

G20-Gipfel: Suche nach der Kompromissformel

Ursula von der Leyen verbringt in diesen Tagen viel Zeit im Flugzeug. Auf dem Weg vom afrikanischen Klimagipfel in Nairobi zum G20-Gipfel in Neu-Delhi legte die Kommissionspräsidentin gestern einen Zwischenstopp in den Vereinigten Arabischen Emiraten ein. Dort traf sie sich mit dem Präsidenten, Scheich Mohamed bin Zayed Al Nahyan, um über den Krieg in der Ukraine und die Umgehung der westlichen Sanktionen gegen Russland zu sprechen. Die Emirate stehen im Ruf, als Drehscheibe zu dienen. Auch die UN-Klimakonferenz in Dubai im Dezember kam zur Sprache.

Themen, die ihr und Ratspräsident Charles Michel auch in Neu-Delhi im Kreise der G20-Staats- und Regierungschefs begegnen werden. Wobei der Ukraine-Krieg und dessen Folgen für den Rest der Welt weiterhin die Diskussionen zwischen den führenden Industrie- und Schwellenländern dominiert. Für andere drängende Anliegen wie den Klimaschutz bleibt da wenig Raum.

Herkulesaufgabe für die Unterhändler

Aus Berlin reisen Bundeskanzler Olaf Scholz und Finanzminister Christian Lindner an. Die Sherpas verhandelten auch am Vortag des Gipfels noch intensiv über die Formulierungen der Abschlusserklärung. Gastgeber Narendra Modi dringt mit aller Macht darauf, einen gemeinsamen Text zu verabschieden. Der Ministerpräsident will die Bühne nutzen, um Indien der Welt als diplomatisches Schwergewicht zu präsentieren. Ob eine Einigung gelingt, ist nach Ansicht der Bundesregierung allerdings nicht sicher.

Modis Unterhändler stehen vor einer Herkulesaufgabe – für eine im Konsens verabschiedete Erklärung müssen alle Delegationen allen Textbausteinen zustimmen. Bei vielen Themen liegen aber die westlichen G7-Staaten mit dem erweiterten BRICS-Block über Kreuz.

Xi glänzt durch Abwesenheit

Besonders schwierig ist die Kompromisssuche bei der Sprache zum Ukraine-Krieg und dessen Folgen, wobei hier die Lager etwas anders verlaufen. Beim jüngsten Gipfel in Bali hatten sich die G20 auf die Formulierung verständigt, “die meisten Mitglieder verurteilten den Krieg in der Ukraine aufs Schärfste”. Russlands Position wurde aber mit dem Satz berücksichtigt, es gebe auch “andere Auffassungen”. Die von Modi angestrebte Konsenslösung aber erschwert einen solchen Ausweg.

Für Moskau führt Außenminister Sergej Lawrow die Verhandlungen. Präsident Wladimir Putin bleibt dem Treffen fern, ebenso wie der chinesische Staatschef Xi Jinping. Peking stand bislang in den Gesprächen eng an der Seite Moskaus. Xi vertreten wird Ministerpräsident Li Qiang. Der Regierungschef hat allerdings nicht das gleiche politische Gewicht wie Xi, was den Verhandlungsspielraum Chinas beim Gipfel einschränkt. (Lesen Sie hierzu die Analyse im China.Table).

Peking und Moskau blockieren Verurteilung

Es zeichnet sich ab, dass es eine klare Verurteilung des russischen Krieges nicht geben wird. Schon vor dem Gipfel der Chefs hatten russische und chinesische Vertreter dies klargemacht. Die Bundesregierung hofft nun, dass sich die Staats- und Regierungschefs wenigstens darauf verständigen, dass die territoriale Integrität jedes Staates unverletzlich sei. “Dann wäre schon viel erreicht”, hieß es.

Die Europäer hoffen aber darauf, die Forderung nach einer Wiederaufnahme des Getreideabkommens in der Erklärung zu verankern. Unterstützung dafür gibt es im Kreis der G20. Denn Russlands Aufkündigung des von der UN-vermittelten Deals und die russischen Angriffe auf die Exportinfrastruktur in der Ukraine bereiten auch vielen Schwellenländern Sorge. Zugleich schwächen sie das Argument Moskaus, die westlichen Sanktionen seien verantwortlich für weltweit steigende Lebensmittelpreise.

Bremsmanöver beim Klimaschutz

Holprig verläuft auch die Suche nach Gemeinsamkeiten im Kampf gegen den Klimawandel. Besonders umstritten ist der Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen Kohle und Öl. Es gebe eine Allianz von Russland, China und Saudi-Arabien, die gemeinsame Abmachungen auf G20-Ebene erschwere, heißt es in der Bundesregierung. Das Trio erhalte immer häufiger Unterstützung von Indien, das auf vergleichsweise günstiges russisches Öl setze. Trotz dieser Hürde setze Deutschland darauf, dass der G20-Gipfel “eine ambitionierte Sprache” finde, was den Ausbau erneuerbarer Energien angehe.

Indien macht sich etwa stark dafür, in der Abschlusserklärung eine Verdreifachung der Kapazitäten für erneuerbare Energien und die Verdopplung der Ziele für die Energieeffizienz zu erwähnen. Die europäischen G20-Staaten und die EU-Vertreter unterstützen die Präsidentschaft dabei. Doch andere Länder sind zurückhaltend. mit Damir Fras

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  • Geopolitik
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  • Ukraine-Krieg

Industrieausschuss schärft Entwurf für Rohstoffgesetz

Der Industrieausschuss (ITRE) im EU-Parlament hat am Donnerstag seinen Bericht für den Critical Raw Materials Act beschlossen. Die Abgeordneten nahmen den Entwurf von Berichterstatterin Nicola Beer (Renew) mit 53 Stimmen bei einer Gegenstimme und fünf Enthaltungen an. Bereits in der kommenden Woche wird das Plenum darüber abstimmen.

“Der Industrieausschuss hat heute das Fundament für stabile europäische Souveränität und Wettbewerbsfähigkeit gelegt”, sagte Beer. “Der abgestimmte Bericht liefert einen klaren Bauplan hin zu europäischer Versorgungssicherheit mit einer Forschungs- und Innovationsoffensive entlang der gesamten Wertschöpfungskette.”

Recyclingziel für Rohstoffe in Abfällen

Der Critical Raw Materials Act soll die Wertschöpfungsketten für 16 strategische Rohstoffe stärken. Dafür werden Kriterien für strategische Projekte sowie Zielwerte für Bergbau, Weiterverarbeitung, Recycling und Importdiversifizierung festgelegt. Der nun angenommene Bericht ändert einige der im Kommissionsentwurf vorgeschlagenen Benchmarks:

  • 2030 sollen die Verarbeitungskapazitäten in der EU 50 Prozent des jährlichen Bedarfs decken,
  • bis zu 20 Prozent der neuen Verarbeitungskapazitäten in der EU könnten im Rahmen strategischer Partnerschaften in Schwellen- und Entwicklungsländern entwickelt werden.
  • Die Recyclingkapazitäten der EU sollen bis 2030 je strategischem Rohstoff um mindestens zehn Prozent im Vergleich zur Baseline 2020 bis 2022 wachsen.
  • Im Rahmen der technischen und wirtschaftlichen Machbarkeit sollen 45 Prozent der in Abfällen enthaltenen strategischen Rohstoffe recycelt werden.

Der ITRE hält an den Benchmarks für zehn Prozent heimische Bergbaukapazitäten und für maximal 65 Prozent Importe eines Rohstoffes aus einem einzigen Drittland fest. Letzterem fügt der Ausschuss eine wohl auf China anspielende Ergänzung hinzu: Es soll “der Verringerung der Abhängigkeit von unzuverlässigen Partnern, die die Werte der EU, die Achtung der Menschenrechte, der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit nicht teilen, Vorrang eingeräumt werden”, heißt es im Text.

Reduzierung des Rohstoffbedarfs

Grünen und Sozialdemokraten ist es gelungen, auch ein (allerdings etwas vages) Ziel zur Reduzierung der Nachfrage nach Rohstoffen im Text zu verankern: Die EU soll durch Effizienzsteigerung und Substitution weniger kritische Rohstoffe verbrauchen als nach einem Referenzszenario, für das die Kommission regelmäßig Projektionen erstellen und diese auf Mitgliedstaaten und Wirtschaftssektoren aufschlüsseln soll. Die Mitgliedstaaten sollen die Minderung des erhöhten Verbrauchs kritischer Rohstoffe auch in den nationalen Programmen für Kreislaufwirtschaft einbeziehen.

Der Bericht stärkt insgesamt die Vorgaben zu Nachhaltigkeit und Zirkularität sowie die Förderung der Substitution von strategischen Rohstoffen. Sekundärrohstoffe werden etwa in die Definition der Gewinnung von Rohstoffen einbezogen. Die Substitution strategischer Rohstoffe, Klima-, Umwelt- und Menschenrechtsfragen werden in die Kriterien für die Anerkennung strategischer Projekte, auch in Drittländern, aufgenommen. Strategische Projekte in Drittländern sollen nur in “gleichgesinnten Partnerländern” durchgeführt werden.

Bergbauprojekte auch in Schutzgebieten

Die Streitfrage zwischen Grünen und EVP, ob Rohstoffprojekte in Schutzgebieten genehmigt werden, wurde scheinbar durch einen Kompromiss gelöst. Nach dem Berichtstext darf die Kommission ein Raffinations- oder Recyclingprojekt in einem Schutzgebiet nicht als strategisches Projekt anerkennen – es sei denn, es ist ausreichend begründet. Bergbauprojekte dürfen demnach auch laut Parlamentsbericht in Schutzgebieten stattfinden, sofern dies im “öffentlichen Interesse” liegt.

Der ITRE unterstützt die Kommissionsvorschläge zur Dauer der Genehmigungsverfahren (24 Monate für strategische Bergbauprojekte, zwölf Monate für Verarbeitungs- und Recyclingprojekte). Diese waren als sehr kurz und unrealistisch kritisiert worden. Der Bericht fügt eine maximale Dauer von 18 Monaten für Projekte hinzu, die mineralische Abfälle betreffen.

Bürokratischer Aufwand soll sinken

Der Bericht stärkt auch die Einbeziehung betroffener Gemeinschaften. Wer eine Bewerbung für ein strategisches Projekt einreicht, muss einen Plan mit Maßnahmen “zur Gewährleistung einer sinnvollen Einbeziehung und aktiven Beteiligung der betroffenen Gemeinschaften” vorlegen, Kommunikationskanäle mit diesen etablieren und sicherstellen, dass unfreiwillige Umsiedlungen ausschließlich als letzte Option stattfinden. Dabei wird auch auf die internationalen Standards der Arbeitsorganisation (ILO) hingewiesen.

Viele der Vorschläge aus Beers Berichtsentwurf, die den bürokratischen und administrativen Aufwand für Unternehmen und Behörden verringern sollen, wurden angenommen. Auch die Rolle kleiner und mittelständischer Unternehmen (KMU) wird gestärkt.

Die Reaktionen der Schattenberichterstatterinnen fielen überwiegend positiv aus. Hildegard Bentele (EVP) lobte den Bericht als “wichtigen Grundstein” für “ein europäisches Rohstoffgesetz, das Rohstoffe strategisch und global denkt sowie den Zugang zu verlässlichen Quellen sicherstellt”. Viele der Aspekte aus dem Initiativbericht des Parlaments von 2021 seien im Bericht wiederzufinden.

Spanier wollen Trilog abschließen

Henrike Hahn (Grüne) erklärte, der Bericht enthalte “viele gute Elemente, insbesondere die Bestimmungen zur Kreislaufwirtschaft“. In einigen Aspekten sei der Kompromiss jedoch nicht so ehrgeizig, wie sie es sich gewünscht hätte: “Die EU-Unterstützung wettbewerbsfähigen Wirtschaftens ‘Made in Europe’ muss immer die höchstmöglichen ökologischen und sozialen Kriterien gleichwertig mitkonjugieren – hier wurde beim CRMA-Kompromiss im ITRE-Ausschuss das Potenzial noch nicht komplett genutzt, Unternehmen in bestmöglicher Form nachhaltig zu unterstützen”. Die Beschleunigung von Genehmigungsverfahren dürfe zudem nicht zu einer Untergrabung von Umwelt- und Sozialstandards führen.

Bereits in der kommenden Woche wird das Plenum des Parlaments in Straßburg über den Bericht abstimmen. Der Rat hat seine Position bereits beschlossen, die Trilog-Verhandlungen können also schon bald beginnen. Ziel der spanischen Ratspräsidentschaft ist, diese bis Ende des Jahres abzuschließen.

  • Critical Raw Materials Act
  • Europäische Souveränität
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  • kritische Rohstoffe
  • Rohstoffe

EU-Monitoring

11.09.2023 – 17:00-22:00 Uhr
Plenarsitzung des EU-Parlaments: Europäische Verteidigungsindustrie, Schadstoffe in Gewässern, Verbraucherkredite
Themen: Aussprache zum Instrument zur Stärkung der europäischen Verteidigungsindustrie durch gemeinsame Beschaffung (EDIRPA), Aussprache zu Schadstoffen in Oberflächengewässern und im Grundwasser, Aussprache zu Verbraucherkrediten. Vorläufige Tagesordnung

11.09.2023 – 20:00-21:30
Sitzung des Ausschusses für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (ENVI)
Themen: Gedankenaustausch mit dem Kommissar für Umwelt, Ozeane und Fischerei, Berichtsentwurf zum Katastrophenschutzverfahren der Union, Überarbeitung der EU-Bestäuberinitiative. Vorläufige Tagesordnung

12.09.2023
Wöchentliche Kommissionssitzung
Themen: KMU-Entlastungspaket (Überarbeitung der Richtlinie über Zahlungsverzug), Unternehmen in Europa: Rahmen für die Einkommensbesteuerung (BEFIT). Vorläufige Tagesordnung

12.09.2023 – 09:00-22:00 Uhr
Plenarsitzung des EU-Parlaments: Erneuerbare Energie, ReFuelEU Aviation, Notfallinstrument für den Binnenmarkt
Themen: Aussprache zur Richtlinie über erneuerbare Energie, Abstimmung zu nachhaltigem Flugkraftstoff (Initiative “ReFuelEU Aviation”), Aussprache zum Notfallinstrument für den Binnenmarkt. Vorläufige Tagesordnung

13.09.2023 – 09:00-22:00 Uhr
Plenarsitzung des EU-Parlaments: Rede zur Lage der Union, Abkommen EU-USA, Verletzungen der Menschenrechte
Themen: Rede zur Lage der Union, Abstimmung zur Verlängerung des Abkommens zwischen der EU und den USA über wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit, Aussprache über Fälle von Verletzungen der Menschenrechte, der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit. Vorläufige Tagesordnung

14.09.2023
EuGH-Urteil zu staatlichen Beihilfen für den Flughafen Frankfurt-Hahn
Themen: Mit Beschluss vom 31. Juli 2017 genehmigte die Kommission Zuwendungen des Landes Rheinland-Pfalz für den hauptsächlich von Ryanair genutzten Flughafen Frankfurt-Hahn. Die Kommission stufte die Zuwendungen zwar als staatliche Beihilfe ein, hielt sie jedoch für mit dem Binnenmarkt vereinbar. Lufthansa hat diese Genehmigung vor dem Gericht der EU angefochten, mit Erfolg: Mit Urteil vom 19. Mai 2021 erklärte das Gericht den Kommissionbeschluss für nichtig. Das Land Rheinland-Pfalz hat gegen das Urteil ein Rechtsmittel beim Gerichtshof eingelegt.  Schlussanträge

14.09.2023 – 09:00-16:00 Uhr
Plenarsitzung des EU-Parlaments: Parlamentarismus und Demokratie, Große Anfragen
Themen: Aussprache zu Parlamentarismus, Unionsbürgerschaft und Demokratie, Aussprache zu Großen Anfragen. Vorläufige Tagesordnung

15.09.-16.09.2023
Informelles Treffen der Wirtschafts- und Finanzminister
Themen: Die Wirtschafts- und Finanzminister kommen zu Beratungen zusammen. Infos

15.09.2023
Euro-Gruppe
Themen: Die Wirtschafts- und Finanzminister der Euro-Staaten besprechen makroökonomische Entwicklungen einschließlich eines Meinungsaustauschs mit dem Vorsitzenden des ECON-Ausschusses, sowie das Auswahlverfahren für ein neues Mitglied des EZB-Direktoriums. Infos

News

Transparenz-Initiative von Metsola auf der Kippe

Die Initiative von Parlamentspräsidentin Roberta Metsola, nach der Bestechungsaffäre um Eva Kaili für mehr Transparenz zu sorgen, steht auf der Kippe. Im Ausschuss für Verfassungsfragen (AFCO) gab es zwar eine Mehrheit für den Bericht von Gaby Bischoff (SPD) zur Umsetzung des 14-Punkte-Plans für mehr Transparenz. Doch die Abstimmung endete knapp mit 15 Ja-, zehn Nein-Stimmen und einer Enthaltung.

EVP lehnte ab

Die EVP-Mitglieder des Ausschusses stimmten dagegen. Die EVP lehnte den ganzen Bericht im Wesentlichen wegen drei Änderungsanträgen ab. Dabei setzten S&D, Renew, Grüne und Linke durch:

  • Abgeordnete müssen eine Erklärung ihres Vermögens und ihrer Verbindlichkeiten abgeben
  • Abgeordnete müssen grundsätzlich alle Treffen mit Interessenvertretern anzeigen. Dies ist eine Verschärfung: Ursprünglich sollten die Abgeordneten Kontakte offenlegen, die parlamentarische Angelegenheiten betreffen, bei denen sie “eine maßgebliche Rolle” spielen
  • Im beratenden Ausschuss, der über die Einhaltung der Regeln wacht, sollen nun neben fünf Abgeordneten auch drei externe Experten vertreten sei

Abstimmung am Mittwoch

Damit ist sehr unsicher, wie die Abstimmung am Mittwoch im Plenum ausgeht. Selbst wenn der Bischoff-Bericht eine Mehrheit findet, heißt dies noch nicht, dass auch die Geschäftsordnung geändert werden kann. Bei den Punkten, für die eine Änderung der Geschäftsordnung nötig ist, bedarf es der Zustimmung von 353 Abgeordneten – die Hälfte aller Abgeordneten des Europaparlaments muss zustimmen. Die Hälfte der anwesenden Abgeordneten reicht nicht.

S&D, Renew, Grüne und Linke haben insgesamt 353 Sitze. Es müssten alle Abgeordneten dieser Fraktionen anwesend sein und zustimmen, um die Geschäftsordnung zu ändern. Noch ist das Stimmverhalten der EVP nicht klar.

Workinggroup erzielte keinen Konsens

Metsola hatte nach Bekanntwerden des Skandals einen 14-Punkte-Katalog für mehr Transparenz geschrieben. Sie setzte zudem eine Workinggroup unter der Leitung von Rainer Wieland (CDU) ein, einem von 14 Vizepräsidenten des EP. Die Workinggroup mit Vertretern aller Fraktionen hat bis zum Sommer getagt und im Konsens Vorschläge für die konkrete Umsetzung der 14 Punkte erarbeitet.

Über die drei Änderungsanträge, die bei der Abstimmung im AFCO für den Eklat sorgten, wurde bei den Verhandlungen in der Workinggroup kein Konsens erzielt. mgr

  • Europäisches Parlament
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London beteiligt sich wieder an Horizon Europe

Großbritannien kehrt als voll assoziiertes Mitglied in das 95,5 Milliarden Euro schwere EU-Forschungsprogramm Horizon Europe zurück. London und Brüssel haben den Deal am Donnerstag in einer gemeinsamen Erklärung verkündet: Die Einigung unterstreiche, dass die EU und Großbritannien Schlüsselpartner und Verbündete seien, betonte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Zusammen werde man an vorderster Front bei der globalen Wissenschaft und Forschung sein.

Neben Horizon Europe wird Großbritannien sich auch am Erdbeobachtungsprogramm Copernicus beteiligen. Schon früh hat die Regierung in London hingegen entschieden, bei den Atomprogramm Euratom und Iter nicht mitzumachen. Eigentlich waren die Modalitäten für die britische Beteiligung schon im umfassenden Handels- und Partnerschaftsabkommen festgelegt worden, das beide Seiten nach dem Brexit unterzeichnet hatten. Weil London vereinbarte Sonderregeln für Nordirland einseitig aussetzte, blockierte die EU-Kommission aber 2021 die Vollassoziierung.

Zuletzt kam es zu Verzögerungen, weil die britische Regierung einen Rabatt auf den Mitgliedsbeitrag aushandeln wollte. Sie argumentierte, dass Forscher aus Großbritannien wegen der verspäteten Teilnahme womöglich nicht das volle Potenzial ausschöpfen könnten. London hatte damit aber keinen Erfolg. Nun muss Großbritannien ab dem 1. Januar bis zum Ende des Programms 2027 jährlich den vollen Beitrag von 2,6 Milliarden Euro einzahlen.

Signal der Entspannung

Als kleines Zugeständnis ist vereinbart, dass Großbritannien Geld zurückbekommen soll, wenn die Regierung in London 16 Prozent mehr überweist als britische Wissenschaftler als Stipendien oder Forschungsgelder beziehen können. Bei einem Teil der Programme konnten Forscher aus Großbritannien auch bisher mitmachen, wobei die britische Regierung die Finanzierung übernehmen musste. Ab sofort können sich Wissenschaftler aus Großbritannien wieder an allen Ausschreibungen für das Arbeitsprogramm des kommenden Jahres beteiligen. Neu können britische Institute sich auch gleichberechtigt um die Projektleitung von grenzüberschreitenden Programmen bewerben.

Die Einigung wird auch als Indiz gesehen, wie sehr sich die Beziehungen zwischen London und Brüssel zuletzt entspannt haben. In der Erklärung ist die Rede vom “freundschaftlichen Spirit” der Zusammenarbeit bei Themen, wo man gemeinsame Interessen habe. Beide Seiten verpflichten sich, alle Möglichkeiten des umfassenden Handels- und Partnerschaftsabkommens auszuschöpfen. Unklar ist noch, inwieweit Großbritannien in sensiblen Feldern wie der Quantum- oder Weltraumforschung teilnehmen kann. Die EU werde den Zugang zu strategischen Teilen von Horizon Europe prüfen und Großbritannien gleich behandeln wie andere voll assoziierte Drittstaaten, hieß es. sti

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Berlin macht sich für Wasserstoffverbrenner stark

Beim Umweltministerrat am 16. Oktober will die spanische Ratspräsidentschaft die allgemeine Ausrichtung zur CO₂-Flottengesetzgebung bei schweren Nutzfahrzeugen erreichen. Dafür sind nach Informationen von Table.Media noch Sitzungen der Ratsarbeitsgruppe Umwelt am 22. und 28. September geplant. Danach soll im AStV-1 eine Einigung erzielt werden. Grundlage ist ein Kompromissvorschlag der spanischen Ratspräsidentschaft.

Noch immer liegen die Vorstellungen der Mitgliedstaaten recht weit auseinander. So halten Polen und Ungarn die vorgeschlagenen CO₂-Flottengrenzwerte der Kommission für zu hoch. Schweden, Irland, Niederlande und Portugal wollen die Ziele hingegen verschärfen. Frankreich setzt sich dafür ein, erst 2035 nur noch CO₂-freie Stadtbusse zuzulassen, die Kommission hatte 2030 vorgeschlagen.

Deutschland schlägt vor, die Ziele für Anhänger zu entschärfen. Außerdem solle die Überprüfung der Regulierung ein Jahr früher stattfinden. Deutschland will zudem die Definition für Nullemissionsfahrzeuge entschärfen, damit Trucks mit Wasserstoffverbrennungsmotor unter diese Kategorie fallen. Niederlande, Dänemark und Österreich sprachen sich auch dafür aus. mgr

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Sorgfaltspflichten: Rat will Einigung bis Ende November

Die spanische Ratspräsidentschaft will die Trilogverhandlungen zwischen Rat, Parlament und Kommission zum EU-Sorgfaltspflichtengesetz (CSDDD) bis Ende November abschließen. Die dritte Sitzung der Verhandlungen am Donnerstag war laut Informationen von Table.Media konstruktiv, von einem Kompromiss seien die Verhandelnden jedoch “weit entfernt”.

Die Verhandlungsführer von Rat und Parlament konnten nach Angaben des Rates fast alle anstehenden Fragen erörtern und einen Überblick über die Punkte verschaffen, bei denen auf technischer Ebene bereits Fortschritte erzielt wurden. Das Treffen endete mit einem Meinungsaustausch über die politisch heikelsten Fragen:

  • Artikel 15 mit den Vorgaben zur Bekämpfung des Klimawandels
  • Artikel 20 über Sanktionen und Strafen
  • Artikel 22 über die zivilrechtliche Haftung
  • sowie Artikel 24 über die öffentliche Unterstützung.

Arbeit an Kompromissen geht weiter

Zu den Artikeln 3 bis 10 – Definitionen, Sorgfaltspflicht der Mitgliedstaaten, Einbeziehung der Sorgfaltspflicht in die Unternehmenspolitik, Ermittlung, Vermeidung und Behebung negativer Auswirkungen, Beschwerdeverfahren und Überwachung – vereinbarten Rat und Parlament, dass ihre jeweiligen Experten möglichst bis Ende des Monats konkrete Kompromisstexte ausarbeiten werden.

Ein konkreter Termin für den folgenden Trilog stehe noch nicht fest. Dieser hänge von den Fortschritten der kommenden Wochen und Monaten ab, erklärte ein Sprecher des Rates. Am kommenden Donnerstag und Freitag laufen die Verhandlungen auf technischer Ebene weiter. Das Ziel der spanischen Ratspräsidentschaft ist, den abschließenden Trilog bis Ende November abzuhalten. leo

  • Sorgfaltspflichten
  • Sorgfaltspflichtengesetz
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Media Freedom Act: Kulturausschuss beschließt Positionen

Der Kultur- und Bildungsausschuss (CULT) des Europaparlaments hat gestern seine Positionen zum European Media Freedom Act (EMFA) beschlossen. Damit ist der Weg frei für die Abstimmung im Plenum des Europaparlaments über das Verhandlungsmandat.

Einer Reihe von Empfehlungen des LIBE-Ausschusses wollten sich einige CULT-Mitglieder nicht anschließen, da sie ansonsten Klagen gegen den EMFA durch unzufriedene Mitgliedstaaten befürchten. Gut gemeinte Artikel ohne Rechtssicherheit seien nicht hilfreich, meinte Berichterstatterin Sabine Verheyen (CDU) vor der heutigen Abstimmung, so sehr sie die Ziele auch teile. Die Verordnung ist wegen geteilter Zuständigkeiten zwischen Mitgliedstaaten und EU ein seit Beginn rechtlich diffiziles und umstrittenes Unterfangen.

Ob die Triloge zum EMFA noch in diesem Jahr stattfinden können, ist fraglich. Die spanische Ratspräsidentschaft schiebt bereits jetzt einen riesigen Berg offenen Dossiers vor sich her. Allerdings will die Berichterstatterin den EMFA auf jeden Fall spätestens in der belgischen Ratspräsidentschaft abschließen. Denn auf Belgien folgen Ungarn und Polen – keine guten Voraussetzungen, um die europäische Medienfreiheit durchzusetzen. fst

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Aus für anlasslose Vorratsdatenspeicherung

Das Bundesverwaltungsgericht hat die anlasslose und flächendeckende Vorratsdatenspeicherung als vollständig europarechtswidrig eingestuft. Die Regelung dürfe nicht mehr angewendet werden, teilte das Gericht in Leipzig am Donnerstag mit.

Die Entscheidung betraf die Klagen von zwei Telekommunikationsunternehmen (Az.: BVerwG 6 C 6.22 und BVerwG 6 C 7.22). Wegen der rechtlichen Unsicherheiten wurde die Regelung bereits seit 2017 nicht mehr umgesetzt. Das Bundesverwaltungsgericht hatte das Klageverfahren zwischenzeitlich ausgesetzt und dem Europäischen Gerichtshof Fragen zur Vereinbarkeit der Vorratsdatenspeicherung mit EU-Recht vorgelegt.

Buschmann will das Gesetz ändern 

Der EuGH entschied 2022, dass die Kommunikationsdaten aller Bürgerinnen und Bürger nicht ohne Anlass gespeichert werden dürfen. Eine gezielte und zeitlich begrenzte Speicherung der Daten sei bei einer ernsten Bedrohung für die nationale Sicherheit möglich. Zur Bekämpfung schwerer Kriminalität kann laut EuGH auch eine Vorratsspeicherung der IP-Adressen möglich sein. Diesen Vorgaben folgte das Bundesverwaltungsgericht in seiner am Donnerstag veröffentlichten Entscheidung.

Bundesjustizminister Marco Buschmann will nun die Vorratsdatenspeicherung “zügig aus dem Gesetz streichen“. Dagegen betonte der hessische Justizminister Roman Poseck (CDU), dass sowohl EuGH als auch Bundesverwaltungsgericht “ausdrücklich” Spielräume für die Speicherung von IP-Adressen zur Bekämpfung schwerster Kriminalität eröffnet hätten. dpa

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Presseschau

Ministerpräsidenten in Brüssel: Warum Weil lieber vom “Brückenstrompreis” sprechen will FAZ
London und Brüssel einig: Briten zahlen 2,6 Milliarden Euro für Teilnahme an zwei EU-Programmen FAZ
Nach EuGH-Urteil: Gericht erklärt Vorratsdatenspeicherung für rechtswidrig FAZ
Migration nach Europa: Vor allem Syrer und Afghanen flüchten über Mittelmeer in die EU RP-ONLINE
Ukraine will Auslieferung Wehrpflichtiger: Selenskis Plan ohne Rechtsgrundlage TAZ
IfW-Auswertung: EU hat USA bei Hilfen für die Ukraine deutlich überholt NDR
Konflikt im Kaukasus: Russlands Schwäche könnte die Chance sein – doch die EU zögert T-ONLINE
Unwetter in Griechenland und Bulgarien: Hochwasser in Südosteuropa: Politiker fordern EU-Hilfen für betroffene Länder RND
WWF-Studie: Wassermangel in Europa vor allem durch Missmanagement verursacht DEUTSCHLANDFUNK
EU-Abgeordnete fordern Priorität für Tierschutzreform EURACTIV
EU-Parlamentspräsidentin Metsola verspricht weniger Bürokratie HANDELSBLATT
“Dort könnten Dinge passieren”: Russland besitzt Landstreifen in der EU – Ex-Minister warnt MERKUR
EU-Kommissar: Europäische Investitionsbank soll Atomkraft finanzieren EURACTIV
EU-Parlament will “Prominente” für EU-Wahl werben lassen EURACTIV
Online-Tool zeigt Jobtrends in EU-Ländern MERKUR
EU-Finanzkommissarin will digitalen Euro nicht wegen Europawahlen beschleunigen COINTELEGRAPH
PFAS: Dieser EU-Verbots-Plan treibt deutsche Unternehmen ins Ausland WELT
EU-Kritik an russischen Gas-Importen sorgt für Verstimmung mit Wien BOERSE
EU-Bevölkerung: 33 Prozent rationiert Medizinversorgung und Lebensmittel EURACTIV
Rechtsstaat-Streit mit Brüssel: Polen droht Milliardenverlust von EU-Hilfen SPIEGEL
Initiative Sachsens: EU-Halbleiter-Regionen gründen Allianz ZEIT
Derivateverbände gegen Verlagerung des Euro-Clearings in die EU WIWO
In diese Länder in Europa wandern Deutsche am liebsten aus REISEREPORTER
Climate regulation is driving support for populism, says EU parliament chief FT

Kolumne

What’s cooking in Paris? Die Nationalisierung der Europawahlen

Von Claire Stam
Schwarz-weiß Portrait von Claire Stam

Es war eines der Sommerfeuilletons in Frankreich: Wird die französische Linke bei den kommenden Europawahlen eine gemeinsame Liste aufstellen oder nicht? Die Antwort kam mit dem Beginn der “Rentrée”: Es wird “non” sein. Die Grünen, die Kommunistische Partei und die Sozialistische Partei werden ihre eigenen Listen aufstellen.

Damit senden sie eine Absage an La France Insoumise (LFI), die von Jean-Luc Mélenchon geführte Partei. Dies hinderte die Partei jedoch nicht daran, am vergangenen Dienstag die Europaabgeordnete Martin Aubry zu beauftragen, “die Kampagne” von La France insoumise zu “koordinieren”. Die Anführerin der Insoumis im Europäischen Parlament tritt an “mit dem Ziel einer einheitlichen Liste der NUPES“, also einem linken Bündnis für die Europawahlen 2024.

Die Europawahlen dienen als politisches Sprungbrett

Warum? “Für uns kann die Europawahl nicht von dem Kontext getrennt werden, in dem das Land lebt und der einen breiteren Trend in Europa veranschaulicht”, erklärt LFI in ihrer Pressemitteilung. Nach der Logik der LFI kann tatsächlich nur eine einzige Liste “den macronistischen Block und die Liste der Rassemblement National” schlagen – in Frankreich.

Abgesehen von der politischen Botschaft, die die LFI in dieser Erklärung vertritt, zeigt sie deutlich eine Besonderheit des französischen Politikbetriebs: dass die Europawahlen als politisches Sprungbrett für die nationale Politik dienen. “In Frankreich steht das nationale Kalkül an erster Stelle”, sagt Eric Maurice, Leiter des Brüsseler Büros der Schuman-Stiftung. “Die Europawahlen im Juni 2024 werden in erster Linie als Zwischenwahl vor den nächsten nationalen Wahlen im Jahr 2027 wahrgenommen.”

Dass die unter dem Dachverband NUPES zusammengeschlossenen linken Parteien ihre eigene Liste für die Europawahl aufstellen, ermöglicht es ihnen, das politische Gewicht von LFI innerhalb dieser Organisation zu verringern. Somit blieben sie auf der nationalen politischen Bühne hörbar, erklärte eine Quelle aus dem Parlament in Paris.

Für die Konservativen geht es um das politische Überleben

Für die konservativen Les Républicains (LR) auf der rechten Seite des Parteienspektrums sind die Europawahlen schlichtweg eine Frage des “politischen Überlebens”, sagte die Quelle weiter. Da sie lediglich acht Abgeordnete im Europäischen Parlament stellen, ist ihre Stimme nicht wirklich hörbar. “Selbst wenn François-Xavier Bellamy dort gute Arbeit leistet, hört man ihn kaum. Er ist kein Politiker, er wurde von Laurent Wauquiez aus dem Nichts geholt, er hat keine nationale Präsenz.”

Die von Bellamy 2019 angeführte LR hatte damals nur 8,48 Prozent der Stimmen erhalten und war zwischen dem Lager des Präsidenten Emmanuel Macron mit seiner Partei Renaissance und der extremen Rechten mit dem Rassemblement National (RN) eingeklemmt. Wenn die LR bei den kommenden Europawahlen unter fünf Prozent fällt, “welche Stimme wird sie dann in Frankreich haben?”, fragt unser Pariser Gesprächspartner scheinheilig candide.

Renaissance rückt ihren Spielstein vor

“Bei den Europawahlen stimmen die französischen Wähler in der Regel eher für Protestparteien wie die Rassemblement National oder die Grünen”, erläutert Eric Maurice. In der Tat waren es die Sozialistische Partei und die Republikaner, die bei den letzten Wahlen die Leidtragenden waren. Die Rassemblement National (Nationale Sammlung), die Grünen sowie Renaissance haben davon profitiert.

Renaissance ging sogar als größte Gewinnerin aus den letzten Europawahlen hervor und stellt mit 23 Europaabgeordneten außerdem die größte politische Delegation Frankreichs im Europäischen Parlament. Innerhalb der heterogenen Gruppe, die Renew darstellt, hat sie damit ein starkes Gewicht.

Die Partei des Präsidenten hat jedoch noch immer keinen Spitzenkandidaten für die nächste Europawahl benannt. Aber die diskrete Staatssekretärin für Europa, Laurence Boone, könnte sich gut vorstellen, die Führung zu übernehmen. Ihre Äußerungen gegenüber der französischen Presse sind mehr als deutlich (siehe hier oder hier).

Boone baut bereits ihr Kabinett auf

Um sich auf diesen steinigen Weg vorzubereiten, baut sie bereits ihr Kabinett auf und hat gerade einen neuen Kommunikationsdirektor eingestellt: Hugues Beaudouin. Der ehemalige Journalist und Brüssel-Korrespondent war 2020 zur Renew-Gruppe gestoßen und kümmerte sich bislang um die Kommunikation der Fraktion im Europäischen Parlament. Er wird in einigen Wochen seine Tätigkeit als Kommunikationsberater der Staatssekretärin für europäische Angelegenheiten aufnehmen. Diese Versetzung ist als vorübergehend gedacht. Er plant, seine Aufgaben bei der Renew-Fraktion nach den Wahlen wieder aufzunehmen.

Es ist nicht unwichtig, hier daran zu erinnern, dass die ehemalige Staatssekretärin für Europa, Nathalie Loiseau, die Listenführerin der Partei des französischen Präsidenten bei den letzten Europawahlen war. Es spricht also vieles für Laurence Boone.

Nur der aktuelle Kontext, in dem der Nationalismus zunimmt und der Identitätsdiskurs immer tiefer verankert wird, ist es diesmal nicht sicher, ob die bewusst europäische Botschaft der Renaissance noch Erfolg haben wird. Und das, obwohl Themen wie der ökologische Wandel, die Verschuldung oder der Krieg in der Ukraine Themen sind, die zwar nationale Auswirkungen haben, aber nach europäischen Lösungen verlangen. Und die weitere Frage ist, ob sie von den französischen politischen Parteien auch als solche behandelt werden.

  • Emmanuel Macron
  • Europäisches Parlament
  • Europawahlen 2024

Dessert

Michael O’Leary wollte Aufmerksamkeit für seine Petition “Keep EU Skies Open”. Die bekam er.

Heute gibt es zum Dessert mal wieder Torte. Nein, leider nicht für Sie, sondern für den Chef der irischen Billigfluglinie Ryanair. Klimaaktivistinnen klatschten Michael O’Leary eine Sojasahnetorte ins Gesicht. Und da der Ryanair-Chef zu PR-Zwecken in Brüssel war, gab es auch jemand, der die Tortenattacke filmte – und Ryanair hat sie via X mit der Welt geteilt.

“Stoppt die Umweltverschmutzung”, hatte eine schwarz gekleidete Demonstrantin beim Tortenangriff gerufen. Eine weitere Torte traf den Ryanair-Chef am Hinterkopf. Die Demonstranten, die sich keiner Gruppe zugehörig zeigten, protestierten damit gegen die klimaschädlichen CO₂-Emissionen des Luftverkehrs.

13,3 Millionen Tonnen CO₂

Nach Informationen der Brüsseler NGO Transport & Environment war Ryanair im vergangenen Jahr mit einem CO₂-Ausstoß von 13,3 Millionen Tonnen erneut die Fluggesellschaft in Europa, die die Umwelt am stärksten belastete.

Aber deswegen war O’Leary nicht in Brüssel. Er wollte vielmehr eine Petition mit 1,5 Millionen Unterschriften an Ursula von der Leyen und die Kommission überreichen. In der fordern Ryanair und die Unterzeichner, dass Überflüge über Frankreich auch dann möglich sind, wenn die Flugsicherung in Frankreich streikt.

Ryanair und andere Fluggesellschaften waren von den massiven Streiks der Lotsen im Streit über das Rentenalter in Frankreich betroffen und mussten Umwege fliegen. So stießen die Flieger übrigens noch mehr klimaschädliches CO₂-aus. Aber das ist eine ganz andere Torte. vis

Europe.Table Redaktion

EUROPE.TABLE REDAKTION

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    Liebe Leserin, lieber Leser,

    heute will die spanische Ratspräsidentschaft einen neuen Kompromissvorschlag zur Schadstoffnorm Euro 7 vorstellen. Die Mitgliedstaaten hatten am vergangenen Freitag in der Ratsarbeitsgruppe den Kompromissvorschlag vom Juli diskutiert und Anmerkungen eingebracht, die Spanien nun in ein neues Papier gießen wird.

    Die Bundesregierung hat sich lange schwergetan, eine gemeinsame Haltung zu vereinbaren: Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) tat öffentlich seine Ablehnung der neuen Norm kund, während Umweltministerium Steffi Lemke (Grüne) das Gesetz bis zur Europawahl verabschiedet sehen wollte.

    Nach langem Hin und Her aber hat Berlin inzwischen eine abgestimmte Position in die Verhandlungen eingespeist: Die Bundesregierung pocht auf für die Industrie realisierbare Randbedingungen für die Tests und machbare Vorgaben für die Emissionen durch Bremsabrieb, will aber auch einen geeigneten Beitrag zur Verbesserung der Luftqualität erreichen.

    Das Bundesverkehrsministerium pocht zudem darauf, dass auch bei der Euro-7-Norm Genehmigungsvorschriften für “E-Fuels only”-Fahrzeuge enthalten sind. Allerdings ist fraglich, ob Spanien diesem Wunsch nachkommt, da sich die Ratspräsidentschaft bislang weigerte, E-Fuels in die neue Verordnung aufzunehmen.

    Aus dem federführenden Bundesumweltministerium heißt es, man wolle nun abwarten, welche Aspekte der deutschen Forderungen von der Ratspräsidentschaft übernommen werden. Erst dann wolle man sich äußern, erklärte ein Sprecher.

    Die Mehrheitsverhältnisse im Rat sind noch einigermaßen diffus. Kommenden Dienstag ist ein weiteres Treffen der Ratsarbeitsgruppe vorgesehen, damit am Freitag die EU-Botschafter über den Vorschlag abstimmen können. Gibt es eine Mehrheit, dann können die Mitgliedstaaten beim Wettbewerbsrat am 25. September die allgemeine Ausrichtung beschließen.

    Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende,

    Analyse

    G20-Gipfel: Suche nach der Kompromissformel

    Ursula von der Leyen verbringt in diesen Tagen viel Zeit im Flugzeug. Auf dem Weg vom afrikanischen Klimagipfel in Nairobi zum G20-Gipfel in Neu-Delhi legte die Kommissionspräsidentin gestern einen Zwischenstopp in den Vereinigten Arabischen Emiraten ein. Dort traf sie sich mit dem Präsidenten, Scheich Mohamed bin Zayed Al Nahyan, um über den Krieg in der Ukraine und die Umgehung der westlichen Sanktionen gegen Russland zu sprechen. Die Emirate stehen im Ruf, als Drehscheibe zu dienen. Auch die UN-Klimakonferenz in Dubai im Dezember kam zur Sprache.

    Themen, die ihr und Ratspräsident Charles Michel auch in Neu-Delhi im Kreise der G20-Staats- und Regierungschefs begegnen werden. Wobei der Ukraine-Krieg und dessen Folgen für den Rest der Welt weiterhin die Diskussionen zwischen den führenden Industrie- und Schwellenländern dominiert. Für andere drängende Anliegen wie den Klimaschutz bleibt da wenig Raum.

    Herkulesaufgabe für die Unterhändler

    Aus Berlin reisen Bundeskanzler Olaf Scholz und Finanzminister Christian Lindner an. Die Sherpas verhandelten auch am Vortag des Gipfels noch intensiv über die Formulierungen der Abschlusserklärung. Gastgeber Narendra Modi dringt mit aller Macht darauf, einen gemeinsamen Text zu verabschieden. Der Ministerpräsident will die Bühne nutzen, um Indien der Welt als diplomatisches Schwergewicht zu präsentieren. Ob eine Einigung gelingt, ist nach Ansicht der Bundesregierung allerdings nicht sicher.

    Modis Unterhändler stehen vor einer Herkulesaufgabe – für eine im Konsens verabschiedete Erklärung müssen alle Delegationen allen Textbausteinen zustimmen. Bei vielen Themen liegen aber die westlichen G7-Staaten mit dem erweiterten BRICS-Block über Kreuz.

    Xi glänzt durch Abwesenheit

    Besonders schwierig ist die Kompromisssuche bei der Sprache zum Ukraine-Krieg und dessen Folgen, wobei hier die Lager etwas anders verlaufen. Beim jüngsten Gipfel in Bali hatten sich die G20 auf die Formulierung verständigt, “die meisten Mitglieder verurteilten den Krieg in der Ukraine aufs Schärfste”. Russlands Position wurde aber mit dem Satz berücksichtigt, es gebe auch “andere Auffassungen”. Die von Modi angestrebte Konsenslösung aber erschwert einen solchen Ausweg.

    Für Moskau führt Außenminister Sergej Lawrow die Verhandlungen. Präsident Wladimir Putin bleibt dem Treffen fern, ebenso wie der chinesische Staatschef Xi Jinping. Peking stand bislang in den Gesprächen eng an der Seite Moskaus. Xi vertreten wird Ministerpräsident Li Qiang. Der Regierungschef hat allerdings nicht das gleiche politische Gewicht wie Xi, was den Verhandlungsspielraum Chinas beim Gipfel einschränkt. (Lesen Sie hierzu die Analyse im China.Table).

    Peking und Moskau blockieren Verurteilung

    Es zeichnet sich ab, dass es eine klare Verurteilung des russischen Krieges nicht geben wird. Schon vor dem Gipfel der Chefs hatten russische und chinesische Vertreter dies klargemacht. Die Bundesregierung hofft nun, dass sich die Staats- und Regierungschefs wenigstens darauf verständigen, dass die territoriale Integrität jedes Staates unverletzlich sei. “Dann wäre schon viel erreicht”, hieß es.

    Die Europäer hoffen aber darauf, die Forderung nach einer Wiederaufnahme des Getreideabkommens in der Erklärung zu verankern. Unterstützung dafür gibt es im Kreis der G20. Denn Russlands Aufkündigung des von der UN-vermittelten Deals und die russischen Angriffe auf die Exportinfrastruktur in der Ukraine bereiten auch vielen Schwellenländern Sorge. Zugleich schwächen sie das Argument Moskaus, die westlichen Sanktionen seien verantwortlich für weltweit steigende Lebensmittelpreise.

    Bremsmanöver beim Klimaschutz

    Holprig verläuft auch die Suche nach Gemeinsamkeiten im Kampf gegen den Klimawandel. Besonders umstritten ist der Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen Kohle und Öl. Es gebe eine Allianz von Russland, China und Saudi-Arabien, die gemeinsame Abmachungen auf G20-Ebene erschwere, heißt es in der Bundesregierung. Das Trio erhalte immer häufiger Unterstützung von Indien, das auf vergleichsweise günstiges russisches Öl setze. Trotz dieser Hürde setze Deutschland darauf, dass der G20-Gipfel “eine ambitionierte Sprache” finde, was den Ausbau erneuerbarer Energien angehe.

    Indien macht sich etwa stark dafür, in der Abschlusserklärung eine Verdreifachung der Kapazitäten für erneuerbare Energien und die Verdopplung der Ziele für die Energieeffizienz zu erwähnen. Die europäischen G20-Staaten und die EU-Vertreter unterstützen die Präsidentschaft dabei. Doch andere Länder sind zurückhaltend. mit Damir Fras

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    • Indien
    • Ukraine-Krieg

    Industrieausschuss schärft Entwurf für Rohstoffgesetz

    Der Industrieausschuss (ITRE) im EU-Parlament hat am Donnerstag seinen Bericht für den Critical Raw Materials Act beschlossen. Die Abgeordneten nahmen den Entwurf von Berichterstatterin Nicola Beer (Renew) mit 53 Stimmen bei einer Gegenstimme und fünf Enthaltungen an. Bereits in der kommenden Woche wird das Plenum darüber abstimmen.

    “Der Industrieausschuss hat heute das Fundament für stabile europäische Souveränität und Wettbewerbsfähigkeit gelegt”, sagte Beer. “Der abgestimmte Bericht liefert einen klaren Bauplan hin zu europäischer Versorgungssicherheit mit einer Forschungs- und Innovationsoffensive entlang der gesamten Wertschöpfungskette.”

    Recyclingziel für Rohstoffe in Abfällen

    Der Critical Raw Materials Act soll die Wertschöpfungsketten für 16 strategische Rohstoffe stärken. Dafür werden Kriterien für strategische Projekte sowie Zielwerte für Bergbau, Weiterverarbeitung, Recycling und Importdiversifizierung festgelegt. Der nun angenommene Bericht ändert einige der im Kommissionsentwurf vorgeschlagenen Benchmarks:

    • 2030 sollen die Verarbeitungskapazitäten in der EU 50 Prozent des jährlichen Bedarfs decken,
    • bis zu 20 Prozent der neuen Verarbeitungskapazitäten in der EU könnten im Rahmen strategischer Partnerschaften in Schwellen- und Entwicklungsländern entwickelt werden.
    • Die Recyclingkapazitäten der EU sollen bis 2030 je strategischem Rohstoff um mindestens zehn Prozent im Vergleich zur Baseline 2020 bis 2022 wachsen.
    • Im Rahmen der technischen und wirtschaftlichen Machbarkeit sollen 45 Prozent der in Abfällen enthaltenen strategischen Rohstoffe recycelt werden.

    Der ITRE hält an den Benchmarks für zehn Prozent heimische Bergbaukapazitäten und für maximal 65 Prozent Importe eines Rohstoffes aus einem einzigen Drittland fest. Letzterem fügt der Ausschuss eine wohl auf China anspielende Ergänzung hinzu: Es soll “der Verringerung der Abhängigkeit von unzuverlässigen Partnern, die die Werte der EU, die Achtung der Menschenrechte, der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit nicht teilen, Vorrang eingeräumt werden”, heißt es im Text.

    Reduzierung des Rohstoffbedarfs

    Grünen und Sozialdemokraten ist es gelungen, auch ein (allerdings etwas vages) Ziel zur Reduzierung der Nachfrage nach Rohstoffen im Text zu verankern: Die EU soll durch Effizienzsteigerung und Substitution weniger kritische Rohstoffe verbrauchen als nach einem Referenzszenario, für das die Kommission regelmäßig Projektionen erstellen und diese auf Mitgliedstaaten und Wirtschaftssektoren aufschlüsseln soll. Die Mitgliedstaaten sollen die Minderung des erhöhten Verbrauchs kritischer Rohstoffe auch in den nationalen Programmen für Kreislaufwirtschaft einbeziehen.

    Der Bericht stärkt insgesamt die Vorgaben zu Nachhaltigkeit und Zirkularität sowie die Förderung der Substitution von strategischen Rohstoffen. Sekundärrohstoffe werden etwa in die Definition der Gewinnung von Rohstoffen einbezogen. Die Substitution strategischer Rohstoffe, Klima-, Umwelt- und Menschenrechtsfragen werden in die Kriterien für die Anerkennung strategischer Projekte, auch in Drittländern, aufgenommen. Strategische Projekte in Drittländern sollen nur in “gleichgesinnten Partnerländern” durchgeführt werden.

    Bergbauprojekte auch in Schutzgebieten

    Die Streitfrage zwischen Grünen und EVP, ob Rohstoffprojekte in Schutzgebieten genehmigt werden, wurde scheinbar durch einen Kompromiss gelöst. Nach dem Berichtstext darf die Kommission ein Raffinations- oder Recyclingprojekt in einem Schutzgebiet nicht als strategisches Projekt anerkennen – es sei denn, es ist ausreichend begründet. Bergbauprojekte dürfen demnach auch laut Parlamentsbericht in Schutzgebieten stattfinden, sofern dies im “öffentlichen Interesse” liegt.

    Der ITRE unterstützt die Kommissionsvorschläge zur Dauer der Genehmigungsverfahren (24 Monate für strategische Bergbauprojekte, zwölf Monate für Verarbeitungs- und Recyclingprojekte). Diese waren als sehr kurz und unrealistisch kritisiert worden. Der Bericht fügt eine maximale Dauer von 18 Monaten für Projekte hinzu, die mineralische Abfälle betreffen.

    Bürokratischer Aufwand soll sinken

    Der Bericht stärkt auch die Einbeziehung betroffener Gemeinschaften. Wer eine Bewerbung für ein strategisches Projekt einreicht, muss einen Plan mit Maßnahmen “zur Gewährleistung einer sinnvollen Einbeziehung und aktiven Beteiligung der betroffenen Gemeinschaften” vorlegen, Kommunikationskanäle mit diesen etablieren und sicherstellen, dass unfreiwillige Umsiedlungen ausschließlich als letzte Option stattfinden. Dabei wird auch auf die internationalen Standards der Arbeitsorganisation (ILO) hingewiesen.

    Viele der Vorschläge aus Beers Berichtsentwurf, die den bürokratischen und administrativen Aufwand für Unternehmen und Behörden verringern sollen, wurden angenommen. Auch die Rolle kleiner und mittelständischer Unternehmen (KMU) wird gestärkt.

    Die Reaktionen der Schattenberichterstatterinnen fielen überwiegend positiv aus. Hildegard Bentele (EVP) lobte den Bericht als “wichtigen Grundstein” für “ein europäisches Rohstoffgesetz, das Rohstoffe strategisch und global denkt sowie den Zugang zu verlässlichen Quellen sicherstellt”. Viele der Aspekte aus dem Initiativbericht des Parlaments von 2021 seien im Bericht wiederzufinden.

    Spanier wollen Trilog abschließen

    Henrike Hahn (Grüne) erklärte, der Bericht enthalte “viele gute Elemente, insbesondere die Bestimmungen zur Kreislaufwirtschaft“. In einigen Aspekten sei der Kompromiss jedoch nicht so ehrgeizig, wie sie es sich gewünscht hätte: “Die EU-Unterstützung wettbewerbsfähigen Wirtschaftens ‘Made in Europe’ muss immer die höchstmöglichen ökologischen und sozialen Kriterien gleichwertig mitkonjugieren – hier wurde beim CRMA-Kompromiss im ITRE-Ausschuss das Potenzial noch nicht komplett genutzt, Unternehmen in bestmöglicher Form nachhaltig zu unterstützen”. Die Beschleunigung von Genehmigungsverfahren dürfe zudem nicht zu einer Untergrabung von Umwelt- und Sozialstandards führen.

    Bereits in der kommenden Woche wird das Plenum des Parlaments in Straßburg über den Bericht abstimmen. Der Rat hat seine Position bereits beschlossen, die Trilog-Verhandlungen können also schon bald beginnen. Ziel der spanischen Ratspräsidentschaft ist, diese bis Ende des Jahres abzuschließen.

    • Critical Raw Materials Act
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    • kritische Rohstoffe
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    EU-Monitoring

    11.09.2023 – 17:00-22:00 Uhr
    Plenarsitzung des EU-Parlaments: Europäische Verteidigungsindustrie, Schadstoffe in Gewässern, Verbraucherkredite
    Themen: Aussprache zum Instrument zur Stärkung der europäischen Verteidigungsindustrie durch gemeinsame Beschaffung (EDIRPA), Aussprache zu Schadstoffen in Oberflächengewässern und im Grundwasser, Aussprache zu Verbraucherkrediten. Vorläufige Tagesordnung

    11.09.2023 – 20:00-21:30
    Sitzung des Ausschusses für Umweltfragen, öffentliche Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (ENVI)
    Themen: Gedankenaustausch mit dem Kommissar für Umwelt, Ozeane und Fischerei, Berichtsentwurf zum Katastrophenschutzverfahren der Union, Überarbeitung der EU-Bestäuberinitiative. Vorläufige Tagesordnung

    12.09.2023
    Wöchentliche Kommissionssitzung
    Themen: KMU-Entlastungspaket (Überarbeitung der Richtlinie über Zahlungsverzug), Unternehmen in Europa: Rahmen für die Einkommensbesteuerung (BEFIT). Vorläufige Tagesordnung

    12.09.2023 – 09:00-22:00 Uhr
    Plenarsitzung des EU-Parlaments: Erneuerbare Energie, ReFuelEU Aviation, Notfallinstrument für den Binnenmarkt
    Themen: Aussprache zur Richtlinie über erneuerbare Energie, Abstimmung zu nachhaltigem Flugkraftstoff (Initiative “ReFuelEU Aviation”), Aussprache zum Notfallinstrument für den Binnenmarkt. Vorläufige Tagesordnung

    13.09.2023 – 09:00-22:00 Uhr
    Plenarsitzung des EU-Parlaments: Rede zur Lage der Union, Abkommen EU-USA, Verletzungen der Menschenrechte
    Themen: Rede zur Lage der Union, Abstimmung zur Verlängerung des Abkommens zwischen der EU und den USA über wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit, Aussprache über Fälle von Verletzungen der Menschenrechte, der Demokratie und der Rechtsstaatlichkeit. Vorläufige Tagesordnung

    14.09.2023
    EuGH-Urteil zu staatlichen Beihilfen für den Flughafen Frankfurt-Hahn
    Themen: Mit Beschluss vom 31. Juli 2017 genehmigte die Kommission Zuwendungen des Landes Rheinland-Pfalz für den hauptsächlich von Ryanair genutzten Flughafen Frankfurt-Hahn. Die Kommission stufte die Zuwendungen zwar als staatliche Beihilfe ein, hielt sie jedoch für mit dem Binnenmarkt vereinbar. Lufthansa hat diese Genehmigung vor dem Gericht der EU angefochten, mit Erfolg: Mit Urteil vom 19. Mai 2021 erklärte das Gericht den Kommissionbeschluss für nichtig. Das Land Rheinland-Pfalz hat gegen das Urteil ein Rechtsmittel beim Gerichtshof eingelegt.  Schlussanträge

    14.09.2023 – 09:00-16:00 Uhr
    Plenarsitzung des EU-Parlaments: Parlamentarismus und Demokratie, Große Anfragen
    Themen: Aussprache zu Parlamentarismus, Unionsbürgerschaft und Demokratie, Aussprache zu Großen Anfragen. Vorläufige Tagesordnung

    15.09.-16.09.2023
    Informelles Treffen der Wirtschafts- und Finanzminister
    Themen: Die Wirtschafts- und Finanzminister kommen zu Beratungen zusammen. Infos

    15.09.2023
    Euro-Gruppe
    Themen: Die Wirtschafts- und Finanzminister der Euro-Staaten besprechen makroökonomische Entwicklungen einschließlich eines Meinungsaustauschs mit dem Vorsitzenden des ECON-Ausschusses, sowie das Auswahlverfahren für ein neues Mitglied des EZB-Direktoriums. Infos

    News

    Transparenz-Initiative von Metsola auf der Kippe

    Die Initiative von Parlamentspräsidentin Roberta Metsola, nach der Bestechungsaffäre um Eva Kaili für mehr Transparenz zu sorgen, steht auf der Kippe. Im Ausschuss für Verfassungsfragen (AFCO) gab es zwar eine Mehrheit für den Bericht von Gaby Bischoff (SPD) zur Umsetzung des 14-Punkte-Plans für mehr Transparenz. Doch die Abstimmung endete knapp mit 15 Ja-, zehn Nein-Stimmen und einer Enthaltung.

    EVP lehnte ab

    Die EVP-Mitglieder des Ausschusses stimmten dagegen. Die EVP lehnte den ganzen Bericht im Wesentlichen wegen drei Änderungsanträgen ab. Dabei setzten S&D, Renew, Grüne und Linke durch:

    • Abgeordnete müssen eine Erklärung ihres Vermögens und ihrer Verbindlichkeiten abgeben
    • Abgeordnete müssen grundsätzlich alle Treffen mit Interessenvertretern anzeigen. Dies ist eine Verschärfung: Ursprünglich sollten die Abgeordneten Kontakte offenlegen, die parlamentarische Angelegenheiten betreffen, bei denen sie “eine maßgebliche Rolle” spielen
    • Im beratenden Ausschuss, der über die Einhaltung der Regeln wacht, sollen nun neben fünf Abgeordneten auch drei externe Experten vertreten sei

    Abstimmung am Mittwoch

    Damit ist sehr unsicher, wie die Abstimmung am Mittwoch im Plenum ausgeht. Selbst wenn der Bischoff-Bericht eine Mehrheit findet, heißt dies noch nicht, dass auch die Geschäftsordnung geändert werden kann. Bei den Punkten, für die eine Änderung der Geschäftsordnung nötig ist, bedarf es der Zustimmung von 353 Abgeordneten – die Hälfte aller Abgeordneten des Europaparlaments muss zustimmen. Die Hälfte der anwesenden Abgeordneten reicht nicht.

    S&D, Renew, Grüne und Linke haben insgesamt 353 Sitze. Es müssten alle Abgeordneten dieser Fraktionen anwesend sein und zustimmen, um die Geschäftsordnung zu ändern. Noch ist das Stimmverhalten der EVP nicht klar.

    Workinggroup erzielte keinen Konsens

    Metsola hatte nach Bekanntwerden des Skandals einen 14-Punkte-Katalog für mehr Transparenz geschrieben. Sie setzte zudem eine Workinggroup unter der Leitung von Rainer Wieland (CDU) ein, einem von 14 Vizepräsidenten des EP. Die Workinggroup mit Vertretern aller Fraktionen hat bis zum Sommer getagt und im Konsens Vorschläge für die konkrete Umsetzung der 14 Punkte erarbeitet.

    Über die drei Änderungsanträge, die bei der Abstimmung im AFCO für den Eklat sorgten, wurde bei den Verhandlungen in der Workinggroup kein Konsens erzielt. mgr

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    London beteiligt sich wieder an Horizon Europe

    Großbritannien kehrt als voll assoziiertes Mitglied in das 95,5 Milliarden Euro schwere EU-Forschungsprogramm Horizon Europe zurück. London und Brüssel haben den Deal am Donnerstag in einer gemeinsamen Erklärung verkündet: Die Einigung unterstreiche, dass die EU und Großbritannien Schlüsselpartner und Verbündete seien, betonte Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Zusammen werde man an vorderster Front bei der globalen Wissenschaft und Forschung sein.

    Neben Horizon Europe wird Großbritannien sich auch am Erdbeobachtungsprogramm Copernicus beteiligen. Schon früh hat die Regierung in London hingegen entschieden, bei den Atomprogramm Euratom und Iter nicht mitzumachen. Eigentlich waren die Modalitäten für die britische Beteiligung schon im umfassenden Handels- und Partnerschaftsabkommen festgelegt worden, das beide Seiten nach dem Brexit unterzeichnet hatten. Weil London vereinbarte Sonderregeln für Nordirland einseitig aussetzte, blockierte die EU-Kommission aber 2021 die Vollassoziierung.

    Zuletzt kam es zu Verzögerungen, weil die britische Regierung einen Rabatt auf den Mitgliedsbeitrag aushandeln wollte. Sie argumentierte, dass Forscher aus Großbritannien wegen der verspäteten Teilnahme womöglich nicht das volle Potenzial ausschöpfen könnten. London hatte damit aber keinen Erfolg. Nun muss Großbritannien ab dem 1. Januar bis zum Ende des Programms 2027 jährlich den vollen Beitrag von 2,6 Milliarden Euro einzahlen.

    Signal der Entspannung

    Als kleines Zugeständnis ist vereinbart, dass Großbritannien Geld zurückbekommen soll, wenn die Regierung in London 16 Prozent mehr überweist als britische Wissenschaftler als Stipendien oder Forschungsgelder beziehen können. Bei einem Teil der Programme konnten Forscher aus Großbritannien auch bisher mitmachen, wobei die britische Regierung die Finanzierung übernehmen musste. Ab sofort können sich Wissenschaftler aus Großbritannien wieder an allen Ausschreibungen für das Arbeitsprogramm des kommenden Jahres beteiligen. Neu können britische Institute sich auch gleichberechtigt um die Projektleitung von grenzüberschreitenden Programmen bewerben.

    Die Einigung wird auch als Indiz gesehen, wie sehr sich die Beziehungen zwischen London und Brüssel zuletzt entspannt haben. In der Erklärung ist die Rede vom “freundschaftlichen Spirit” der Zusammenarbeit bei Themen, wo man gemeinsame Interessen habe. Beide Seiten verpflichten sich, alle Möglichkeiten des umfassenden Handels- und Partnerschaftsabkommens auszuschöpfen. Unklar ist noch, inwieweit Großbritannien in sensiblen Feldern wie der Quantum- oder Weltraumforschung teilnehmen kann. Die EU werde den Zugang zu strategischen Teilen von Horizon Europe prüfen und Großbritannien gleich behandeln wie andere voll assoziierte Drittstaaten, hieß es. sti

    • Europapolitik
    • Forschung
    • Großbritannien
    • ITER

    Berlin macht sich für Wasserstoffverbrenner stark

    Beim Umweltministerrat am 16. Oktober will die spanische Ratspräsidentschaft die allgemeine Ausrichtung zur CO₂-Flottengesetzgebung bei schweren Nutzfahrzeugen erreichen. Dafür sind nach Informationen von Table.Media noch Sitzungen der Ratsarbeitsgruppe Umwelt am 22. und 28. September geplant. Danach soll im AStV-1 eine Einigung erzielt werden. Grundlage ist ein Kompromissvorschlag der spanischen Ratspräsidentschaft.

    Noch immer liegen die Vorstellungen der Mitgliedstaaten recht weit auseinander. So halten Polen und Ungarn die vorgeschlagenen CO₂-Flottengrenzwerte der Kommission für zu hoch. Schweden, Irland, Niederlande und Portugal wollen die Ziele hingegen verschärfen. Frankreich setzt sich dafür ein, erst 2035 nur noch CO₂-freie Stadtbusse zuzulassen, die Kommission hatte 2030 vorgeschlagen.

    Deutschland schlägt vor, die Ziele für Anhänger zu entschärfen. Außerdem solle die Überprüfung der Regulierung ein Jahr früher stattfinden. Deutschland will zudem die Definition für Nullemissionsfahrzeuge entschärfen, damit Trucks mit Wasserstoffverbrennungsmotor unter diese Kategorie fallen. Niederlande, Dänemark und Österreich sprachen sich auch dafür aus. mgr

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    Sorgfaltspflichten: Rat will Einigung bis Ende November

    Die spanische Ratspräsidentschaft will die Trilogverhandlungen zwischen Rat, Parlament und Kommission zum EU-Sorgfaltspflichtengesetz (CSDDD) bis Ende November abschließen. Die dritte Sitzung der Verhandlungen am Donnerstag war laut Informationen von Table.Media konstruktiv, von einem Kompromiss seien die Verhandelnden jedoch “weit entfernt”.

    Die Verhandlungsführer von Rat und Parlament konnten nach Angaben des Rates fast alle anstehenden Fragen erörtern und einen Überblick über die Punkte verschaffen, bei denen auf technischer Ebene bereits Fortschritte erzielt wurden. Das Treffen endete mit einem Meinungsaustausch über die politisch heikelsten Fragen:

    • Artikel 15 mit den Vorgaben zur Bekämpfung des Klimawandels
    • Artikel 20 über Sanktionen und Strafen
    • Artikel 22 über die zivilrechtliche Haftung
    • sowie Artikel 24 über die öffentliche Unterstützung.

    Arbeit an Kompromissen geht weiter

    Zu den Artikeln 3 bis 10 – Definitionen, Sorgfaltspflicht der Mitgliedstaaten, Einbeziehung der Sorgfaltspflicht in die Unternehmenspolitik, Ermittlung, Vermeidung und Behebung negativer Auswirkungen, Beschwerdeverfahren und Überwachung – vereinbarten Rat und Parlament, dass ihre jeweiligen Experten möglichst bis Ende des Monats konkrete Kompromisstexte ausarbeiten werden.

    Ein konkreter Termin für den folgenden Trilog stehe noch nicht fest. Dieser hänge von den Fortschritten der kommenden Wochen und Monaten ab, erklärte ein Sprecher des Rates. Am kommenden Donnerstag und Freitag laufen die Verhandlungen auf technischer Ebene weiter. Das Ziel der spanischen Ratspräsidentschaft ist, den abschließenden Trilog bis Ende November abzuhalten. leo

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    Media Freedom Act: Kulturausschuss beschließt Positionen

    Der Kultur- und Bildungsausschuss (CULT) des Europaparlaments hat gestern seine Positionen zum European Media Freedom Act (EMFA) beschlossen. Damit ist der Weg frei für die Abstimmung im Plenum des Europaparlaments über das Verhandlungsmandat.

    Einer Reihe von Empfehlungen des LIBE-Ausschusses wollten sich einige CULT-Mitglieder nicht anschließen, da sie ansonsten Klagen gegen den EMFA durch unzufriedene Mitgliedstaaten befürchten. Gut gemeinte Artikel ohne Rechtssicherheit seien nicht hilfreich, meinte Berichterstatterin Sabine Verheyen (CDU) vor der heutigen Abstimmung, so sehr sie die Ziele auch teile. Die Verordnung ist wegen geteilter Zuständigkeiten zwischen Mitgliedstaaten und EU ein seit Beginn rechtlich diffiziles und umstrittenes Unterfangen.

    Ob die Triloge zum EMFA noch in diesem Jahr stattfinden können, ist fraglich. Die spanische Ratspräsidentschaft schiebt bereits jetzt einen riesigen Berg offenen Dossiers vor sich her. Allerdings will die Berichterstatterin den EMFA auf jeden Fall spätestens in der belgischen Ratspräsidentschaft abschließen. Denn auf Belgien folgen Ungarn und Polen – keine guten Voraussetzungen, um die europäische Medienfreiheit durchzusetzen. fst

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    Aus für anlasslose Vorratsdatenspeicherung

    Das Bundesverwaltungsgericht hat die anlasslose und flächendeckende Vorratsdatenspeicherung als vollständig europarechtswidrig eingestuft. Die Regelung dürfe nicht mehr angewendet werden, teilte das Gericht in Leipzig am Donnerstag mit.

    Die Entscheidung betraf die Klagen von zwei Telekommunikationsunternehmen (Az.: BVerwG 6 C 6.22 und BVerwG 6 C 7.22). Wegen der rechtlichen Unsicherheiten wurde die Regelung bereits seit 2017 nicht mehr umgesetzt. Das Bundesverwaltungsgericht hatte das Klageverfahren zwischenzeitlich ausgesetzt und dem Europäischen Gerichtshof Fragen zur Vereinbarkeit der Vorratsdatenspeicherung mit EU-Recht vorgelegt.

    Buschmann will das Gesetz ändern 

    Der EuGH entschied 2022, dass die Kommunikationsdaten aller Bürgerinnen und Bürger nicht ohne Anlass gespeichert werden dürfen. Eine gezielte und zeitlich begrenzte Speicherung der Daten sei bei einer ernsten Bedrohung für die nationale Sicherheit möglich. Zur Bekämpfung schwerer Kriminalität kann laut EuGH auch eine Vorratsspeicherung der IP-Adressen möglich sein. Diesen Vorgaben folgte das Bundesverwaltungsgericht in seiner am Donnerstag veröffentlichten Entscheidung.

    Bundesjustizminister Marco Buschmann will nun die Vorratsdatenspeicherung “zügig aus dem Gesetz streichen“. Dagegen betonte der hessische Justizminister Roman Poseck (CDU), dass sowohl EuGH als auch Bundesverwaltungsgericht “ausdrücklich” Spielräume für die Speicherung von IP-Adressen zur Bekämpfung schwerster Kriminalität eröffnet hätten. dpa

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    Presseschau

    Ministerpräsidenten in Brüssel: Warum Weil lieber vom “Brückenstrompreis” sprechen will FAZ
    London und Brüssel einig: Briten zahlen 2,6 Milliarden Euro für Teilnahme an zwei EU-Programmen FAZ
    Nach EuGH-Urteil: Gericht erklärt Vorratsdatenspeicherung für rechtswidrig FAZ
    Migration nach Europa: Vor allem Syrer und Afghanen flüchten über Mittelmeer in die EU RP-ONLINE
    Ukraine will Auslieferung Wehrpflichtiger: Selenskis Plan ohne Rechtsgrundlage TAZ
    IfW-Auswertung: EU hat USA bei Hilfen für die Ukraine deutlich überholt NDR
    Konflikt im Kaukasus: Russlands Schwäche könnte die Chance sein – doch die EU zögert T-ONLINE
    Unwetter in Griechenland und Bulgarien: Hochwasser in Südosteuropa: Politiker fordern EU-Hilfen für betroffene Länder RND
    WWF-Studie: Wassermangel in Europa vor allem durch Missmanagement verursacht DEUTSCHLANDFUNK
    EU-Abgeordnete fordern Priorität für Tierschutzreform EURACTIV
    EU-Parlamentspräsidentin Metsola verspricht weniger Bürokratie HANDELSBLATT
    “Dort könnten Dinge passieren”: Russland besitzt Landstreifen in der EU – Ex-Minister warnt MERKUR
    EU-Kommissar: Europäische Investitionsbank soll Atomkraft finanzieren EURACTIV
    EU-Parlament will “Prominente” für EU-Wahl werben lassen EURACTIV
    Online-Tool zeigt Jobtrends in EU-Ländern MERKUR
    EU-Finanzkommissarin will digitalen Euro nicht wegen Europawahlen beschleunigen COINTELEGRAPH
    PFAS: Dieser EU-Verbots-Plan treibt deutsche Unternehmen ins Ausland WELT
    EU-Kritik an russischen Gas-Importen sorgt für Verstimmung mit Wien BOERSE
    EU-Bevölkerung: 33 Prozent rationiert Medizinversorgung und Lebensmittel EURACTIV
    Rechtsstaat-Streit mit Brüssel: Polen droht Milliardenverlust von EU-Hilfen SPIEGEL
    Initiative Sachsens: EU-Halbleiter-Regionen gründen Allianz ZEIT
    Derivateverbände gegen Verlagerung des Euro-Clearings in die EU WIWO
    In diese Länder in Europa wandern Deutsche am liebsten aus REISEREPORTER
    Climate regulation is driving support for populism, says EU parliament chief FT

    Kolumne

    What’s cooking in Paris? Die Nationalisierung der Europawahlen

    Von Claire Stam
    Schwarz-weiß Portrait von Claire Stam

    Es war eines der Sommerfeuilletons in Frankreich: Wird die französische Linke bei den kommenden Europawahlen eine gemeinsame Liste aufstellen oder nicht? Die Antwort kam mit dem Beginn der “Rentrée”: Es wird “non” sein. Die Grünen, die Kommunistische Partei und die Sozialistische Partei werden ihre eigenen Listen aufstellen.

    Damit senden sie eine Absage an La France Insoumise (LFI), die von Jean-Luc Mélenchon geführte Partei. Dies hinderte die Partei jedoch nicht daran, am vergangenen Dienstag die Europaabgeordnete Martin Aubry zu beauftragen, “die Kampagne” von La France insoumise zu “koordinieren”. Die Anführerin der Insoumis im Europäischen Parlament tritt an “mit dem Ziel einer einheitlichen Liste der NUPES“, also einem linken Bündnis für die Europawahlen 2024.

    Die Europawahlen dienen als politisches Sprungbrett

    Warum? “Für uns kann die Europawahl nicht von dem Kontext getrennt werden, in dem das Land lebt und der einen breiteren Trend in Europa veranschaulicht”, erklärt LFI in ihrer Pressemitteilung. Nach der Logik der LFI kann tatsächlich nur eine einzige Liste “den macronistischen Block und die Liste der Rassemblement National” schlagen – in Frankreich.

    Abgesehen von der politischen Botschaft, die die LFI in dieser Erklärung vertritt, zeigt sie deutlich eine Besonderheit des französischen Politikbetriebs: dass die Europawahlen als politisches Sprungbrett für die nationale Politik dienen. “In Frankreich steht das nationale Kalkül an erster Stelle”, sagt Eric Maurice, Leiter des Brüsseler Büros der Schuman-Stiftung. “Die Europawahlen im Juni 2024 werden in erster Linie als Zwischenwahl vor den nächsten nationalen Wahlen im Jahr 2027 wahrgenommen.”

    Dass die unter dem Dachverband NUPES zusammengeschlossenen linken Parteien ihre eigene Liste für die Europawahl aufstellen, ermöglicht es ihnen, das politische Gewicht von LFI innerhalb dieser Organisation zu verringern. Somit blieben sie auf der nationalen politischen Bühne hörbar, erklärte eine Quelle aus dem Parlament in Paris.

    Für die Konservativen geht es um das politische Überleben

    Für die konservativen Les Républicains (LR) auf der rechten Seite des Parteienspektrums sind die Europawahlen schlichtweg eine Frage des “politischen Überlebens”, sagte die Quelle weiter. Da sie lediglich acht Abgeordnete im Europäischen Parlament stellen, ist ihre Stimme nicht wirklich hörbar. “Selbst wenn François-Xavier Bellamy dort gute Arbeit leistet, hört man ihn kaum. Er ist kein Politiker, er wurde von Laurent Wauquiez aus dem Nichts geholt, er hat keine nationale Präsenz.”

    Die von Bellamy 2019 angeführte LR hatte damals nur 8,48 Prozent der Stimmen erhalten und war zwischen dem Lager des Präsidenten Emmanuel Macron mit seiner Partei Renaissance und der extremen Rechten mit dem Rassemblement National (RN) eingeklemmt. Wenn die LR bei den kommenden Europawahlen unter fünf Prozent fällt, “welche Stimme wird sie dann in Frankreich haben?”, fragt unser Pariser Gesprächspartner scheinheilig candide.

    Renaissance rückt ihren Spielstein vor

    “Bei den Europawahlen stimmen die französischen Wähler in der Regel eher für Protestparteien wie die Rassemblement National oder die Grünen”, erläutert Eric Maurice. In der Tat waren es die Sozialistische Partei und die Republikaner, die bei den letzten Wahlen die Leidtragenden waren. Die Rassemblement National (Nationale Sammlung), die Grünen sowie Renaissance haben davon profitiert.

    Renaissance ging sogar als größte Gewinnerin aus den letzten Europawahlen hervor und stellt mit 23 Europaabgeordneten außerdem die größte politische Delegation Frankreichs im Europäischen Parlament. Innerhalb der heterogenen Gruppe, die Renew darstellt, hat sie damit ein starkes Gewicht.

    Die Partei des Präsidenten hat jedoch noch immer keinen Spitzenkandidaten für die nächste Europawahl benannt. Aber die diskrete Staatssekretärin für Europa, Laurence Boone, könnte sich gut vorstellen, die Führung zu übernehmen. Ihre Äußerungen gegenüber der französischen Presse sind mehr als deutlich (siehe hier oder hier).

    Boone baut bereits ihr Kabinett auf

    Um sich auf diesen steinigen Weg vorzubereiten, baut sie bereits ihr Kabinett auf und hat gerade einen neuen Kommunikationsdirektor eingestellt: Hugues Beaudouin. Der ehemalige Journalist und Brüssel-Korrespondent war 2020 zur Renew-Gruppe gestoßen und kümmerte sich bislang um die Kommunikation der Fraktion im Europäischen Parlament. Er wird in einigen Wochen seine Tätigkeit als Kommunikationsberater der Staatssekretärin für europäische Angelegenheiten aufnehmen. Diese Versetzung ist als vorübergehend gedacht. Er plant, seine Aufgaben bei der Renew-Fraktion nach den Wahlen wieder aufzunehmen.

    Es ist nicht unwichtig, hier daran zu erinnern, dass die ehemalige Staatssekretärin für Europa, Nathalie Loiseau, die Listenführerin der Partei des französischen Präsidenten bei den letzten Europawahlen war. Es spricht also vieles für Laurence Boone.

    Nur der aktuelle Kontext, in dem der Nationalismus zunimmt und der Identitätsdiskurs immer tiefer verankert wird, ist es diesmal nicht sicher, ob die bewusst europäische Botschaft der Renaissance noch Erfolg haben wird. Und das, obwohl Themen wie der ökologische Wandel, die Verschuldung oder der Krieg in der Ukraine Themen sind, die zwar nationale Auswirkungen haben, aber nach europäischen Lösungen verlangen. Und die weitere Frage ist, ob sie von den französischen politischen Parteien auch als solche behandelt werden.

    • Emmanuel Macron
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    • Europawahlen 2024

    Dessert

    Michael O’Leary wollte Aufmerksamkeit für seine Petition “Keep EU Skies Open”. Die bekam er.

    Heute gibt es zum Dessert mal wieder Torte. Nein, leider nicht für Sie, sondern für den Chef der irischen Billigfluglinie Ryanair. Klimaaktivistinnen klatschten Michael O’Leary eine Sojasahnetorte ins Gesicht. Und da der Ryanair-Chef zu PR-Zwecken in Brüssel war, gab es auch jemand, der die Tortenattacke filmte – und Ryanair hat sie via X mit der Welt geteilt.

    “Stoppt die Umweltverschmutzung”, hatte eine schwarz gekleidete Demonstrantin beim Tortenangriff gerufen. Eine weitere Torte traf den Ryanair-Chef am Hinterkopf. Die Demonstranten, die sich keiner Gruppe zugehörig zeigten, protestierten damit gegen die klimaschädlichen CO₂-Emissionen des Luftverkehrs.

    13,3 Millionen Tonnen CO₂

    Nach Informationen der Brüsseler NGO Transport & Environment war Ryanair im vergangenen Jahr mit einem CO₂-Ausstoß von 13,3 Millionen Tonnen erneut die Fluggesellschaft in Europa, die die Umwelt am stärksten belastete.

    Aber deswegen war O’Leary nicht in Brüssel. Er wollte vielmehr eine Petition mit 1,5 Millionen Unterschriften an Ursula von der Leyen und die Kommission überreichen. In der fordern Ryanair und die Unterzeichner, dass Überflüge über Frankreich auch dann möglich sind, wenn die Flugsicherung in Frankreich streikt.

    Ryanair und andere Fluggesellschaften waren von den massiven Streiks der Lotsen im Streit über das Rentenalter in Frankreich betroffen und mussten Umwege fliegen. So stießen die Flieger übrigens noch mehr klimaschädliches CO₂-aus. Aber das ist eine ganz andere Torte. vis

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