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Erscheinungsdatum: 03. Januar 2024

Nick Nuttall: Die Suche nach einer positiven Klima-Erzählung

LIMA, Dec. 1, 2014 -- Nick Nuttall, spokesperson of the United Nations Framework Convention on Climate Change (UNFCCC), presides over a press conference in Lima, capital of Peru, Dec. 1, 2014. ) (azp) PERU-LIMA-COP 20-CLIMATE CHANGE-UNFCCC-PRESS CONFERENCE XuxZijian PUBLICATIONxNOTxINxCHN

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Nick Nuttall blickt auf eine abwechslungsreiche Karriere zurück: vom Börsenmakler zum UNFCCC-Sprecher und schließlich zum Rock-Sänger. Der Kommunikationsexperte sucht weiter nach positiven Erzählungen zum Klimaschutz.

Schon als kleiner Junge träumte Nick Nuttall von einer Karriere als Musiker. Sein erstes Solo-Album erschien allerdings erst im Sommer 2023. Was dazwischenkam: Seine ebenso große Begeisterung für Klima- und Umweltfragen. Nuttall war mehrere Jahrzehnte als Umweltkorrespondent bei „The Times“ und Pressechef bei der UNFCCC und dem UN-Umweltprogramm (UNEP) tätig. „Just because some bad wind blows“ heißt seine Platte. Es geht ums Klima, erklärt er, auch wenn der Begriff bewusst nicht vorkommt: „Es ist schwierig, das Thema musikalisch zu verarbeiten, ohne, dass die Leute abschalten.“ Einen kitschigen Song zur Weltrettung wollte er nicht produzieren, etwas Hoffnungsloses aber auch nicht.

Geboren und aufgewachsen ist Nuttall im nordenglischen Rochdale. Seine ganze Familie sei musikalisch gewesen, aber der Berufswunsch „Popstar“ habe seinen Vater nicht überzeugt. Deshalb schrieb sich Nuttall an der Uni für Meeresbiologie ein, wegen der Natur-Dokus, die er so gerne im Fernsehen ansah. „Da habe ich die ersten zwölf Monate Fische seziert“, berichtet Nuttall. Er wechselte ins Psychologiestudium. Nach seinem Abschluss kam er über ein Austauschprogramm in die US-Stadt Denver, fand dort eine neue Band und landete mit ihr seinen ersten „Mini-Hit“. Dann kam die Ölkrise.

„Plötzlich importierten die Amerikaner sehr kleine, spritsparende Autos“, erzählt Nuttall und muss lachen. „Sowas passiert, wenn CO₂ einen Preis bekommt.“ Allerdings folgten auch für ihn wirtschaftlich turbulente Zeiten. Eine zweite Platte seiner Band floppte. Vorübergehend arbeitete er als Börsenmakler, um die Schulden wieder abzubezahlen. Der Job bereitete ihm allerdings keine Freude: „ Ich kam mir vor wie im Casino.“ Umso erleichterter war er, als er das Angebot bekam, für einen Finanznewsletter zu schreiben. Ende der 1980er-Jahre wurde er dann Autor bei „The Times“ und war dort erst Wissenschafts- und dann Umweltkorrespondent – für Nuttall „ein Glücksfall“.

Er sei zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen, als Umweltpolitik die Nische verließ. Nuttall berichtete über die erste Weltklimakonferenz 1995 und das Kyoto-Protokoll zwei Jahre später. Eines Tages klingelte dann sein Telefon in der Redaktion und Klaus Töpfer war dran. Der deutsche Ex-Umweltminister leitete damals das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP). „Ich war spät dran mit einem Text und habe schnell aufgelegt“, erinnert sich Nuttall. Dabei wollte ihm Töpfer eine Stelle anbieten. Sie fanden doch noch zueinander und der Brite wurde 2001 sein Pressesprecher. In den nächsten Jahren reiste Nuttall für das UN-Programm um die Welt, organisierte den jährlichen Weltumwelttag und lernte viel dazu.

„Es ist wirklich faszinierend, wie jedes Land andere Lösungen für seine Klima- und Umweltherausforderungen findet“, meint Nuttall. Der Perspektivwechsel durch den Sitz des Programms in Nairobi sei enorm lehrreich gewesen. Einige Jahre später wechselte er zum UN-Klimasekretariat in Bonn und wurde dessen Sprecher. Seine Kommunikationsstrategie beschreibt Nuttall so: „Man sollte den Menschen keine Angst davor machen, dass sie etwas verlieren. Es gibt viel zu gewinnen, etwa saubere Luft.“ Die Suche nach einer positiven Erzählung für den Klimaschutz beschäftigt den 65-Jährigen nach wie vor. Aktuell engagiert er sich für die Klima-Aktionsplattform „We don’t have time“. Und findet endlich mehr Zeit zum Musikmachen. Paul Meerkamp

Letzte Aktualisierung: 24. Juli 2025
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