auch wenn sich die deutschen Autobauer in China zunehmend schwertun: Bei den Zulieferern, die unter anderem die erfolgreichen E-Auto-Hersteller im Land beliefern, boomt es weiter. Oder? Das muss nicht von Dauer sein, analysiert Christian Domke-Seidel. Er meldet Zweifel daran an, wie sehr die in der Volksrepublik erwirtschafteten Profite tatsächlich von Nutzen für Deutschland sind. Zudem kommen mittlerweile fünf der weltgrößten Automobilzulieferer aus China – die Volksrepublik wird damit zunehmend zum Konkurrenten.
Um im internationalen Wettbewerb besser bestehen zu können, will die EU eine strengere Subventionskontrolle für nicht-europäische Unternehmen einführen. Die Verordnung zielt vor allem auch auf Peking: Die Kommission soll einschreiten können, wenn von der chinesischen Regierung subventionierte Unternehmen europäische Firmen aufkaufen, oder mit Kampfpreisen öffentliche Aufträge ergattern.
Nur werden die neuen Regeln genauso auch europäische Unternehmen betreffen, die in Drittstaaten aktiv sind. Die setzen sich nur zur Wehr – wie erfolgreich sie dabei sind, fasst Till Hoppe zusammen.
Viele neue Erkenntnisse beim Lesen wünscht
Europa im Allgemeinen und Deutschland im Speziellen verlassen sich auf ihre Exportstärke. Entsprechend stark haben die hier ansässigen Firmen vom Aufstieg Chinas zur zweitgrößten Wirtschaftsmacht der Welt profitiert. Doch in den vergangenen Jahren geriet die wirtschaftliche Erfolgsstory ins Stocken. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) rief im Januar 2019 einen “Systemwettbewerb” aus. Und die EU sprach beim Thema China über einen Dreiklang aus “Partner, Wettbewerber und Rivale”. Neben geopolitischen Unstimmigkeiten sowie Unterschieden zwischen Werten und Demokratieverständnis spielen auch wirtschaftliche Überlegungen eine Rolle. Der große Profit bleibt aus. Die Probleme deutscher Automobilhersteller in China könnten mittelfristig auch auf die Zulieferer warten.
Deutsche Autobauer stehen in China gerade vor einer Mammutaufgabe. Politischen Vorgaben folgend legten sie Knowhow offen, gründeten Joint Ventures und verlegten Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten nach China. Das belegt die aktuelle Studie “Gewinne deutscher Investoren in China”. An ihr sind die Bertelsmann Stiftung, das Institut der deutschen Wirtschaft (IW), das Mercator Institute for China Studies (MERICS) und der BDI beteiligt. So ermöglichten die Autokonzerne, dass in China innerhalb kürzester Zeit Konkurrenten auf Augenhöhe entstanden, die jetzt auch “die Wettbewerbsfähigkeit von Firmen am Standort Deutschland gegenüber chinesischen Konkurrenten mindern”, analysiert die Studie.
In kaum einem Sektor wird das so deutlich wie in der Automobilbranche. Von ihr stammen rund 30 Prozent der deutschen Direktinvestitionen in China im Jahr 2020 (90 Milliarden Euro). Zur Einordnung: Auf Platz zwei folgt die Chemiebranche mit gerade einmal neun Prozent. Gleichzeitig sinken die Absätze in China (vor allem im Bereich der Elektromobilität), während die Konkurrenz aus der Volksrepublik jetzt auch auf dem deutschen Markt ist.
Anders als bei den Automobilherstellern sind die Meldungen der Zulieferer durchweg positiv. Im vergangenen Jahr belief sich der Umsatz von Bosch in der Volksrepublik auf 18,7 Milliarden Euro (etwa 20 Prozent des Gesamtumsatzes). Das Unternehmen strebt in China ein jährliches Wachstum oberhalb der Marktentwicklung an, wie eine Sprecherin des Konzerns im Gespräch mit Table.Media sagt. Die Aussichten dafür sind gut. Schließlich beliefert Bosch die großen Elektroautobauer in China, deren Produkte gerade boomen.
Bei so viel Schwung auf dem Markt dürfen Innovationen nicht fehlen, deshalb baut Bosch ein neues Forschungszentrum – für rund eine Milliarde Euro. Das ist auch deswegen notwendig, weil die Kommunistische Partei mit industriepolitischen Maßnahmen wie “Made in China 2025” und “Dual Circulation” lokale Produzenten bevorzugt. “In China entwickeln und produzieren wir vor allem für China selbst: Mehr als 80 Prozent unserer chinesischen Wertschöpfung bleibt im Land”, sagt die Pressesprecherin.
Erste Anzeichen, dass auch Zulieferer Schwierigkeiten bekommen könnten, gibt es bereits. Mittlerweile ist China der zehntgrößte Kfz-Teile-Lieferant für Deutschland. Im Jahr 2020 verdrängte die Volksrepublik das Vereinigte Königreich aus den Top Ten. Noch vor zehn Jahren exportierte China so viele Kfz-Teile, wie es importieren musste. Mittlerweile exportiert das Land die 1,7-fache Menge und unter den größten Automobilzulieferern der Welt seien mittlerweile auch fünf chinesische Firmen, rechnet Germany Trade and Invest vor. Die Zahlen zeigen, dass neue Mitbewerber auf dem globalen Markt um Kunden werben.
Auch eine Umfrage der Unternehmensberatung KPMG aus dem vergangenen Jahr zur Tätigkeit deutscher Unternehmen in China teilt die Euphorie der deutschen Zulieferer nur bedingt. Heimische Hersteller würden bevorzugt, und es fehle an Transparenz. “Zudem werden chinesische Unternehmen immer innovativer. Mittlerweile glauben 49 Prozent der Befragten, dass deren chinesische Wettbewerber in den nächsten fünf Jahren Innovationsführer in ihrer Branche werden”, so KMPG. Im Vorjahr habe dieser Wert noch bei 41 Prozent gelegen.
“Unser langjähriges “Local-for-local”-Prinzip ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor”, so die Pressesprecherin von Bosch. Und von besagtem Erfolg würde auch der Wirtschaftsstandort Deutschland profitieren. Doch den Nutzen in China erwirtschafteter Profite für Deutschland zweifeln Experten an. Gleiches gilt für den Output der Forschungs- und Entwicklungszentren. Die Studie “Gewinne deutscher Investoren in China” formuliert es noch diplomatisch: Ob deutsche Unternehmen “im Gegenzug genauso von chinesischen Technologien profitieren und, wenn ja, das erforschte Wissen überhaupt aus China herausbringen können, ist aufgrund der in vielen Bereichen noch immer fehlenden Reziprozität unklar”.
Im Grunde waren sich alle einig: Berlin, Paris, die EU-Kommission und die deutsche Industrie setzten sich dafür ein, eine strengere Subventions-Kontrolle auch für nicht-europäische Unternehmen einzuführen. Während ihres Vorsitzes im Rat der EU sorgte die französische Regierung dafür, dass die Verordnung über Subventionen aus Drittstaaten im vergangenen Jahr im Eiltempo verabschiedet wurde. Die neuen Regeln treten am 12. Juli in Kraft – doch im Vorfeld gibt es erheblichen Unmut.
Die Industrie befürchtet, mit Berichtspflichten überhäuft zu werden. “Die Kommission muss darauf achten, dass die Unternehmen durch die Umsetzung nicht überfordert werden”, mahnt Nadine Rossmann, Referentin beim BDI. Der erste Entwurf der Durchführungsverordnung sei für “für multinationale Unternehmen schlicht nicht umsetzbar”. Inzwischen sende die Kommission aber Signale, dass sie deutlich nachbessern wolle.
Eine Kommissionssprecherin sagte dazu nur, man werte derzeit das Stakeholder-Feedback aus und wolle die Regeln rechtzeitig vor dem 12. Juli verabschieden. Die Brüsseler Behörde hatte ihren Entwurf für die Durchführungsverordnung im Februar vorgelegt und eine öffentliche Konsultation dazu durchgeführt. In der Verordnung und dem zugehörigen Fragebogen ist dargelegt, welche finanziellen Zuwendungen von ausländischen Regierungen die Unternehmen gegenüber der Kommission offenlegen müssen, wenn sie sich um öffentliche Aufträge in der EU bewerben oder eine Firma übernehmen wollen.
Die Foreign Subsidies Regulation zielt vor allem auf China: Die Kommission soll einschreiten können, wenn von Peking massiv subventionierte Unternehmen europäische Firmen aufkaufen oder mit Kampfpreisen öffentliche Aufträge ergattern. Um mit WTO-Recht kompatibel zu sein, gelten die Regeln aber ebenso für europäische Unternehmen, die in Drittstaaten aktiv sind. “Deutsche und europäische Unternehmen standen gar nicht im Fokus des Gesetzgebers, sind jetzt aber besonders betroffen, wenn sie sich um eine gewissenhafte Umsetzung bemühen”, sagt Sarah Blazek, Partnerin bei der Kanzlei Noerr.
Der erste Entwurf der Durchführungsverordnung der Kommission schreckte nicht nur die Industrie auf, sondern auch die Bundesregierung. Wirtschaftsminister Robert Habeck habe sich mit Nachdruck persönlich in Brüssel dafür eingesetzt, unnötige bürokratische Kosten für die Industrie zu vermeiden, heißt es in seinem Ministerium. Die Kommission habe jetzt einen wesentlich überarbeiteten Entwurf vorgelegt, zu dem sich die Bundesregierung aktuell noch abstimme.
Kernproblem: In der Foreign Subsidies Regulation ist nur allgemein von “finanziellen Zuwendungen” (financial contribution) fremder Regierungen die Rede, die Unternehmen angeben müssen, wenn sie eine Übernahme planen oder an einer öffentlichen Ausschreibung teilnehmen. In dieser Breite würde dies bedeuten, dass Unternehmen etwa auch Stromliefer- oder Pachtverträge melden müssten, die sie zu marktüblichen Konditionen in Drittstaaten abgeschlossen haben, sagt Nadine Rossmann vom BDI. In staatsnahen Sektoren wie der Gesundheitsbranche müssten Unternehmen sogar nahezu jeden Geschäftsvorgang angeben, so Sarah Blazek von der Kanzlei Noerr, und das gleich für die vergangenen drei Jahre. Die Unternehmen erfassen solche Zuwendungen bislang meist gar nicht gesondert.
Habeck und BDI drängen die Kommission daher, sich bei der Umsetzung auf potenziell problematische Subventionen zu konzentrieren und zudem höhere Schwellenwerte einzuführen. Die Kommission scheint inzwischen bereit, die Meldepflicht auf bestimmte Bereiche zu konzentrieren, die auch im EU-Beihilferecht als besonders problematisch gesehen werden. Dazu zählen etwa Hilfen für notleidende Unternehmen, unbegrenzte Kreditgarantien oder direkte Unterstützung bei einer Übernahme (Artikel 5 der Verordnung).
Die Unternehmen sollten zudem nicht jede finanzielle Zuwendung einzeln auflisten müssen, fordert BDI-Vertreterin Rossmann: “Eine aggregierte Darstellung nach Land und Art der Zuwendung wäre zielführender”.
Solche Zugeständnisse der Kommission würden die Informationsflut eindämmen, die die Behörde angesichts knapper Personalressourcen in den Generaldirektionen Wettbewerb und Industrie wohl auch kaum verarbeiten könnte. Dadurch entstünden zwar womöglich einige Schlupflöcher, sagt Blazek. “Aber die Kommission kann jederzeit nachhaken, wenn sie Hinweise auf Wettbewerbsverzerrungen sieht.” Und Rossmann argumentiert: “Es ist zielführender, das neue Instrument erst einmal anlaufen zu lassen, anstatt unnötig riesige Informationsmengen anzuhäufen.”
30.05.2023, 08:50 Uhr (14:50 Uhr Beijing time)
German Chamber of Commerce Shanghai, Knowledge Hub: New Amendments to China’s Anti-Espionage Law: Potential Implications for Foreign Business Mehr
30.05.2023, 16:30 Uhr Beijing time
Rödl & Partner / German Centre Shanghai, Vortrag und Networking Event: The Relevance Of Whistleblowing Systems For Companies Mehr
30.05.2023, 18:30 Uhr
Heidelberg Center for American Studies, Diskussion (vor Ort): German Legal Structures and American Promises – Taiwan’s Democracy and the Rule of Law Mehr
31.05.2023, 10:00 Uhr
IHK Pfalz, Ludwigshafen, Seminar (vor Ort): Wirtschaftliche Zusammenarbeit mit China – Fokus: Diversifizierung und Fachkräftesicherung Mehr
02.06.2023, 19:30 Uhr
Konfuzius-Institut Frankfurt, Konzert (in Frankfurt): Deng Xiaomei International Ensemble Mehr
02.06.2023, 11:00 Uhr
Reporter ohne Grenzen / Axel Springer Freedom Foundation, Podiumsdiskussion (in Berlin): Über China berichten: Vermeintlich harmlose Kooperationen und subtile Narrative Mehr
Eine staatlich unterstützte chinesische Hackergruppe soll kritische US-Infrastruktur ausspioniert haben. Ziel der “Volt Typhoon” genannten Angreifer sollen laut westlichen Geheimdiensten und Microsoft unter anderem Telekommunikationsnetze und Verkehrsknotenpunkte gewesen sein. Der US-Softwarekonzern geht mit “mittlerer Wahrscheinlichkeit” davon aus, dass es sich bei den Angreifern um eine Gruppierung handelt, die als chinesisch und staatsnah betrachtet wird.
Der Angriff, an dessen Entdeckung laut National Security Agency die Partnerdienste des Five-Eyes-Verbundes aus UK, Neuseeland, Australien und Kanada und das FBI ebenfalls mitgewirkt haben, ist aus zwei Gründen ein besonderes Politikum: Laut New York Times wurden die Angriffe erstmals entdeckt, als die Diskussion über die im US-Luftraum abgeschossenen chinesischen Höhenballons begann. Zusätzliche politische Brisanz steckt darin, dass unter anderem die Marianen-Insel Guam im Zentrum der Angriffe gestanden haben soll. Guam ist der wichtigste US-Militärstützpunkt im nördlichen Pazifik und unter anderem Stationierungsort für Langstreckenbomber. Die würden im Eskalationsfall mit China eine wesentliche Rolle spielen. Eine Störung der Infrastruktur hätte potenziell massive Auswirkungen auf die US-Möglichkeiten in der Region.
In dem umfassenden Bericht zu dem Angriffsszenario, den Microsoft veröffentlicht hat, wird beschrieben, wie die Angreifer vorgingen. Eine besondere Rolle sollen dabei Endgeräte wie Router gespielt haben, die für die Heimanwendung oder kleine Büros gedacht sind. Dabei sollen ausgerechnet Sicherungssysteme das Einfallstor gewesen sein: Fortinets Fortiguard soll eigentlich den Internetverkehr von Erpressungssoftware-Angriffen rein halten. Doch genau über diese Lösung hätte sich Volt Typhoon Zugriff auf lokale Netze verschafft und diese über grundsätzlich zulässige Systembefehle ausgespäht, schreibt Microsoft. Insbesondere lokale Webbrowser-Anwendungen sollen die Hacker interessiert haben, also etwa Intranetanwendungen. Die NSA hat eine Empfehlung zum Umgang mit den Angriffen veröffentlicht.
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik sieht aufgrund der Vorfälle keinen erhöhten Handlungsbedarf in Deutschland. Aus Sicht der Bonner Behörde handele es sich bei dem beschriebenen Vorgehen nicht um einen neuartigen Angriffsvektor. “Von außen erreichbare, verwundbare Appliances, wie unter anderem Firewalls, sind immer häufiger Ziel von Cyber-Angriffen”, erklärte ein Sprecher auf Anfrage. Über die bereits vom BSI empfohlenen hinaus seien zusätzliche Maßnahmen nicht nötig.
Eine Sprecherin des chinesischen Außenministeriums wies laut Reuters die Berichte als Desinformation durch die Nachrichtendienste der Five Eyes ab. Dass hierbei eine “bestimmte Firma” (Microsoft) involviert gewesen sei, zeige, dass die USA zusätzliche Kanäle jenseits der Nachrichtendienste für Desinformation nutzten. Die Sprecherin verwies auf einen Bericht über angebliche Angriffe der NSA auf chinesische Institutionen im vergangenen Jahr, die die USA erst einmal erklären sollten. Die NSA sei die größte Hackerorganisation der Welt. fst/rtr
Bei ihrer Rede auf dem Europäischen Gewerkschaftskongress in Berlin hat Ursula von der Leyen die chinesische Regierung kritisiert. Ohne das Land direkt zu erwähnen, sagte sie, es gebe eine Partei, welche die “totale Kontrolle” über Wirtschaft und Bevölkerung anstrebe.
Die Aussage fiel im Zusammenhang mit einem Vergleich: Während es in anderen Weltregionen nur um Profit gehe, habe man in der EU eine soziale Marktwirtschaft, bei der auch Arbeiterinnen und Arbeiter von unternehmerischen Erfolgen profitieren müssten. Zentral dafür ist aus Sicht der Kommissionspräsidentin das Prinzip der Sozialpartnerschaft, bei dem Gewerkschaften und Arbeitgeber miteinander verhandeln. red
In zwei bis drei Jahren sollen Flugautos in China marktreif sein. Damit werden die Hersteller dem Zeitplan der chinesischen Regierung gerecht. Guo Liang, CEO des chinesischen Flugauto-Entwicklers Aerofugia, sagte der japanischen Zeitung Nikkei auf einer Technologie-Messe in Macao Anfang des Monats, er rechne mit der Markteinführung für die Jahre 2025 oder 2026: “Die Revolution wird die Elektrifizierung von Autos noch übertreffen.” Fliegende Autos würden eine erschwinglichere Transportmethode als Hubschrauber werden.
Flugautos, die sich von den sogenannten Flugtaxis durch ihre Straßenfähigkeit unterscheiden, vereinen Eigenschaften von Hubschraubern, Drohnen und Kleinflugzeugen. Aktuell gibt es der Vertical Flight Society zufolge weltweit rund 800 Flugauto-Konzepte. Laut einer Prognose von Morgan Stanley wird der Weltmarkt für fliegende Autos im Jahr 2040 ein Volumen von einer Billion Dollar erreichen und bis 2050 auf neun Billionen Dollar ansteigen. China werde im Jahr 2050 demnach einen Marktanteil von 23 Prozent halten, hinter den USA mit 27 Prozent.
Im August des letzten Jahres veröffentlichte China einen Zeitplan für Flugautos in der zivilen Luftfahrt. Dieser sieht vor, bis 2025 Anwendungen für autonome Kurzstreckenflugzeuge in der Personenbeförderung zu erforschen. Chinesische Unternehmen haben nun offenbar genügend Testflüge durchgeführt, um sich international ganz vorne zu positionieren: “Weltweit haben wir über 35.000 Testflüge in zwölf Ländern durchgeführt, und glauben, dass wir an der Spitze stehen”, sagte He Tianxing, Vizepräsident des Luftfahrzeug-Herstellers EHang, zu Nikkei. cyb
Die EU-Handelskammer in China hat einen Nachfolger für Jörg Wuttke gewählt. Neuer Kammerpräsident ist der Däne Jens Eskelund. Er ist Chefrepräsentant der Reederei Maersk für China und Nordostasien. Seine Amtszeit dauert zwei Jahre.
Eskelund ist bereits bestens eingearbeitet: Er war von 2019 bis 2021 und von Oktober 2022 bis Mai 2023 Vizepräsident der Kammer. Er hat sich zudem in den Arbeitsgruppen engagiert, die seine Branche betreffen. Zudem war er Vorsitzender der dänischen Handelskammer in China. Eskelund stammt aus Aarhus. Er lebt seit 1998 in Peking.
Bruno Weill, Miguel Montoya und Stefan Bernhart wurden zu Vizepräsidenten gewählt, Xiaobo Zhang als Schatzmeister bestätigt. Die regionalen Chapters haben ebenfalls ihre Vorsitzenden gewählt: Für Shanghai wurde es Carlo D’Andrea, in Südchina Klaus Zenkel und in Südwestchina Massimo Bagnasco. fin
Im ersten Quartal hat der weltgrößte PC-Hersteller Lenovo Group etwa fünf Prozent seiner Belegschaft entlassen. Das teilte das Unternehmen am Mittwoch bei seiner Bilanzpressekonferenz mit. Kurz danach kündigte die Alibaba Group an, sich von sieben Prozent der Mitarbeiter in ihrem Cloud-Geschäft zu trennen, wie Nikkei Asia am Mittwoch berichtete. Nachdem die chinesische und die globale Wirtschaft ins Stocken geraten sind, ist die Nachfrage in der Technologiebranche gesunken.
Chairman und Chief Executive von Lenovo, Yang Yuanqing betonte, dass es sich um eine einmalige Maßnahme handele. “Die Umstrukturierung ist bereits abgeschlossen. Wir haben in diesem Jahr keine weiteren Maßnahmen zu ergreifen.”
Yang zufolge soll die Umstrukturierung die jährlichen Ausgaben um geschätzte knapp 794 Millionen Euro senken. Im Februar hatte er gesagt, er rechne damit, dass die PC-Industrie in der zweiten Jahreshälfte von der derzeitigen Nachfrageschwäche und den überschüssigen Lagerbeständen wieder zum Wachstum zurückkehren werde. cyb
Die Beziehungen zwischen China und Japan könnte man in etwa vergleichen mit dem Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich: Die Länder sind historisch und kulturell eng verflochten und besitzen eine Vergangenheit voller Auseinandersetzungen und Kriege. Das heutige Verhältnis ist stark vom Zweiten Weltkrieg geprägt.
Der große Unterschied: Deutschland und Frankreich überwanden ihre Verbitterung und schlossen ein enges Bündnis, China und Japan jedoch nicht. Zumindest China ist nicht gewillt, die Geschichte der japanischen Gräueltaten während der Jahre 1937 bis 1945 ruhen zu lassen.
Wenn man Nord- und Südkorea mit einbezieht, ähneln die Beziehungen der vier Nationen stark den Beziehungen im Europa der Nachkriegszeit. Schwer lastende historische Erinnerungen und die Teilung zwischen Ost und West werden durch eine geteilte koreanische Halbinsel perfekt symbolisiert.
Als die Welt um die Jahrtausendwende in einem anhaltenden Frieden schwelgte und sich der demokratische Liberalismus ausbreitete, insbesondere durch das Heranwachsen der Europäische Union zu einer neuen Macht, entstand jedoch auch in Asien die Vorstellung, dass sich China, Japan und Südkorea annähern könnten – um irgendwann etwas Ähnliches zu bilden.
Mit dem Segen der jeweiligen Regierungen begannen Gelehrte der drei Länder die gemeinsame Arbeit an Büchern über die Geschichte Ostasiens. Denn unterschiedliche historische Auffassungen sind ein großes Hindernis für eine Annäherung. Zwei Fassungen wurden 2005 und 2013 veröffentlicht, und eine weitere Auflage in Aussicht gestellt. Doch angesichts der aktuellen Entwicklungen sind die Bemühungen um eine ostasiatische Gemeinschaft mittlerweile für unbestimmte Zeit auf Eis gelegt.
Wie auch immer sich die Beziehungen der Dreiergruppe China-Japan-Südkorea entwickeln, Nordkorea war immer schon der Außenseiter. Es behauptet seine Existenz durch nukleare Drohungen. Diese Tatsache, und die durch den Ukraine-Krieg ausgelöste Neuordnung der internationalen Beziehungen, haben den südkoreanischen Präsidenten Yoon Suk Yeol dazu veranlasst, sich um eine Festigung der Beziehungen zwischen seinem Land und Japan zu bemühen. Team USA bekommt dadurch neuen Aufwind und es entsteht der Eindruck, dass Südkorea die Hoffnung auf Chinas Hilfe im Umgang mit Nordkorea aufgegeben hat.
Da eine Analyse der Beziehungen zwischen vier Ländern kompliziert ist, soll es hier darum gehen, wie China zu den übrigen drei Ländern steht.
Die wahren Gefühle des chinesischen Volkes gegenüber Nordkorea lassen sich mit einem Wort beschreiben: Verachtung.
Die beiden Länder blicken auf eine ähnliche Vergangenheit zurück. Die einen unter Mao Zedong, die anderen unter Kim Il-sung, dem Großvater des heutigen Führers Kim Jong-un. Im Koreakrieg (1950-1953) bekämpften sie gemeinsam die US-geführten UNO-Truppen. Noch heute betrachten beide Länder die USA als ihren Widersacher.
Die Chinesen sind der Meinung, dass das Kim-Regime ohne Chinas Eingreifen nicht überlebt hätte. Wird Nordkorea heute in Gesprächen erwähnt, so lässt sich ein spöttischer Ton heraushören. Kim Jong-un wird oft als Dicker Kim III (金三胖) bezeichnet, da er, wie auch schon sein Vater und Großvater, den übergewichtigen Teil der Kim-Dynastie bildet.
Tatsächlich ging es Nordkorea sogar besser als China, bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion, die Nordkorea jahrzehntelang großzügig finanziell unterstützt hatte. Etwa zur gleichen Zeit begann China, sich aus seiner bitteren Armut zu erheben, und entwickelte sich schrittweise zu einer Wirtschaftsmacht. Die Geringschätzung der chinesischen Gesellschaft gegenüber Nordkorea beruht also auch auf der bitteren Erinnerung an die eigene Vergangenheit – ein interessantes psychologisches Phänomen.
In seinen ersten Jahren als Präsident schien selbst Xi Jinping Nordkorea zu verachten, Kim zeigte er die kalte Schulter. Doch dann vollzog er eine Kehrtwende, als seine globalen Ambitionen auf die harte Mauer der Vereinigten Staaten stießen. Xi erkannte, dass Nordkorea ein Trumpf sein könnte. Die Abneigung besteht aber nach wie vor, sowohl bei chinesischen Politikern als auch in den Worten und Herzen der Bürger. Und ebenso hassen auch die Nordkoreaner China.
Der erfolgreiche Übergang von einer Diktatur zu einer funktionierenden Demokratie – etwas, von dem China lernen könnte – ist den meisten Chinesen unbekannt. Viele Chinesen sehen Südkorea lediglich als den kleinen, relativ wohlhabenden Bruder der USA. Die Beziehungen zwischen China und Südkorea hatten jedoch auch ihre guten Zeiten.
K-Pop eroberte Chinas Jugend schon zehn Jahre, bevor er nach Europa kam. Südkoreanische Filmstars und Seifenopern haben große Fangemeinden in China. Südkoreanische Unternehmen sahen China als nächste große wirtschaftliche Chance. Chinesisch war eine beliebte Fremdsprache unter Studenten, und koreanische Unternehmen expandierten nach China. Im Pekinger Stadtteil Wangjing (望京) machten Südkoreaner um 2010 ein Viertel der Einwohner aus.
Für die Chinesen wurde Südkorea zu einem weiteren Land, das wirtschaftlich von China abhängig war. Die Stimmung kippte 2017 schlagartig, als Südkorea eine Raketenbatterie mit dem US-amerikanischen THAAD-System installierte, um eine Bedrohung durch Nordkorea zu unterbinden.
Südkoreas kulturelle Exporte wurden in China verboten. Viele südkoreanische Unternehmen verlagerten ihre Investitionen, beispielsweise nach Südostasien. Die Zahl der Südkoreaner in China ging drastisch zurück.
Das Gefühl der kulturellen Überlegenheit der Chinesen hat sich jedoch nicht geändert. Auch heute sehen viele Chinesen China als Vorläufer der japanischen und koreanischen Kultur. Sie übersehen dabei aber, dass Korea und Japan längst ihre eigenen kulturellen Identitäten entwickelt haben.
Aus Sicht der Chinesen ein weiterer kleiner Bruder der Vereinigten Staaten.
Allerdings ein kleiner Bruder, der den Lauf der Dinge in China wesentlich verändert hat. Wäre Japan nicht in China einmarschiert, hätte die Armee von Chiang Kai-shek die Kommunisten in den 1930er-Jahren höchstwahrscheinlich vernichtet. Mao Zedong bedankte sich sogar ausdrücklich dafür, was natürlich nicht öffentlich bekannt gemacht wurde. In den 1980er Jahren verbesserten sich die chinesisch-japanischen Beziehungen. China begann, sich zu öffnen, und versuchte, ausländische Investitionen aus dem Westen anzulocken.
Doch in den 1990er Jahren verschlechterten sich die Beziehungen wieder, und Japan gehört in China seitdem zu den zwei meistgehassten Ländern. Den zweiten Spitzenplatz nehmen die Vereinigten Staaten ein. Die beiden Länder wechseln sich auf dem ersten Platz ab.
Der Hauptgrund dafür sind nach wie vor die grausamen Taten der kaiserlichen Armee Japans während des Zweiten Weltkriegs und die, nach Meinung der Chinesen, unzureichende Aufarbeitung durch die japanische Führung. Die Tatsache, dass Japan ein fester Verbündeter der USA ist, verstärkt die Feindseligkeit Chinas gegenüber Japan nur noch weiter.
Auf Chinas stark zensierten TV-Bildschirmen war der Kampf gegen die “japanischen Teufel” in den Jahren 1937-1945 schon immer ein willkommenes Thema. Bis in die 2010er Jahre gab es häufig Boykottaufrufe gegen japanische Produkte, einige davon mündeten in gewalttätige Demonstrationen, die von der Regierung stillschweigend geduldet wurden. Japan ist für die chinesische Regierung einfach ein bequemer Weg, um nationalistische Stimmungen zu schüren.
Doch genauso wie die USA ist auch Japan eines der Hauptziele für ausgebildete Fachkräfte und Reiche in der derzeitigen Auswanderungswelle aus China.
CQ Brown Jr., bisheriger Luftwaffengeneral mit großer China-Expertise, soll Vorsitzender des Vereinigten Generalstabs der US-Streitkräfte werden. Wie ein ranghoher Vertreter der US-Regierung sagte, wollte Präsident Joe Biden seine Entscheidung am Donnerstag im Rosengarten des Weißen Hauses in Washington verkünden. Bei Bestätigung durch den Senat würde Brown den bisherigen Generalstabschef Mark Milley ablösen, dessen Amtszeit im Oktober endet.
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Ein seltener Anblick der Megametropole Chongqing: Unter dieser idyllischen Wolkendecke befinden sich 32 Millionen Menschen. Die wahnsinnige Größe der bevölkerungsreichsten Stadt der Welt ist einer Gebietsreform von 1997 geschuldet. Die ließ das Verwaltungsgebiet auf 82.403 Quadratkilometer wachsen – fast die Größe von Österreich. Nimmt man die Kernstadt als Grundlage, leben in Chongqing immerhin noch 6,9 Millionen Menschen. Auch das ist nach deutschen Maßstäben eine ganze Menge.
auch wenn sich die deutschen Autobauer in China zunehmend schwertun: Bei den Zulieferern, die unter anderem die erfolgreichen E-Auto-Hersteller im Land beliefern, boomt es weiter. Oder? Das muss nicht von Dauer sein, analysiert Christian Domke-Seidel. Er meldet Zweifel daran an, wie sehr die in der Volksrepublik erwirtschafteten Profite tatsächlich von Nutzen für Deutschland sind. Zudem kommen mittlerweile fünf der weltgrößten Automobilzulieferer aus China – die Volksrepublik wird damit zunehmend zum Konkurrenten.
Um im internationalen Wettbewerb besser bestehen zu können, will die EU eine strengere Subventionskontrolle für nicht-europäische Unternehmen einführen. Die Verordnung zielt vor allem auch auf Peking: Die Kommission soll einschreiten können, wenn von der chinesischen Regierung subventionierte Unternehmen europäische Firmen aufkaufen, oder mit Kampfpreisen öffentliche Aufträge ergattern.
Nur werden die neuen Regeln genauso auch europäische Unternehmen betreffen, die in Drittstaaten aktiv sind. Die setzen sich nur zur Wehr – wie erfolgreich sie dabei sind, fasst Till Hoppe zusammen.
Viele neue Erkenntnisse beim Lesen wünscht
Europa im Allgemeinen und Deutschland im Speziellen verlassen sich auf ihre Exportstärke. Entsprechend stark haben die hier ansässigen Firmen vom Aufstieg Chinas zur zweitgrößten Wirtschaftsmacht der Welt profitiert. Doch in den vergangenen Jahren geriet die wirtschaftliche Erfolgsstory ins Stocken. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) rief im Januar 2019 einen “Systemwettbewerb” aus. Und die EU sprach beim Thema China über einen Dreiklang aus “Partner, Wettbewerber und Rivale”. Neben geopolitischen Unstimmigkeiten sowie Unterschieden zwischen Werten und Demokratieverständnis spielen auch wirtschaftliche Überlegungen eine Rolle. Der große Profit bleibt aus. Die Probleme deutscher Automobilhersteller in China könnten mittelfristig auch auf die Zulieferer warten.
Deutsche Autobauer stehen in China gerade vor einer Mammutaufgabe. Politischen Vorgaben folgend legten sie Knowhow offen, gründeten Joint Ventures und verlegten Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten nach China. Das belegt die aktuelle Studie “Gewinne deutscher Investoren in China”. An ihr sind die Bertelsmann Stiftung, das Institut der deutschen Wirtschaft (IW), das Mercator Institute for China Studies (MERICS) und der BDI beteiligt. So ermöglichten die Autokonzerne, dass in China innerhalb kürzester Zeit Konkurrenten auf Augenhöhe entstanden, die jetzt auch “die Wettbewerbsfähigkeit von Firmen am Standort Deutschland gegenüber chinesischen Konkurrenten mindern”, analysiert die Studie.
In kaum einem Sektor wird das so deutlich wie in der Automobilbranche. Von ihr stammen rund 30 Prozent der deutschen Direktinvestitionen in China im Jahr 2020 (90 Milliarden Euro). Zur Einordnung: Auf Platz zwei folgt die Chemiebranche mit gerade einmal neun Prozent. Gleichzeitig sinken die Absätze in China (vor allem im Bereich der Elektromobilität), während die Konkurrenz aus der Volksrepublik jetzt auch auf dem deutschen Markt ist.
Anders als bei den Automobilherstellern sind die Meldungen der Zulieferer durchweg positiv. Im vergangenen Jahr belief sich der Umsatz von Bosch in der Volksrepublik auf 18,7 Milliarden Euro (etwa 20 Prozent des Gesamtumsatzes). Das Unternehmen strebt in China ein jährliches Wachstum oberhalb der Marktentwicklung an, wie eine Sprecherin des Konzerns im Gespräch mit Table.Media sagt. Die Aussichten dafür sind gut. Schließlich beliefert Bosch die großen Elektroautobauer in China, deren Produkte gerade boomen.
Bei so viel Schwung auf dem Markt dürfen Innovationen nicht fehlen, deshalb baut Bosch ein neues Forschungszentrum – für rund eine Milliarde Euro. Das ist auch deswegen notwendig, weil die Kommunistische Partei mit industriepolitischen Maßnahmen wie “Made in China 2025” und “Dual Circulation” lokale Produzenten bevorzugt. “In China entwickeln und produzieren wir vor allem für China selbst: Mehr als 80 Prozent unserer chinesischen Wertschöpfung bleibt im Land”, sagt die Pressesprecherin.
Erste Anzeichen, dass auch Zulieferer Schwierigkeiten bekommen könnten, gibt es bereits. Mittlerweile ist China der zehntgrößte Kfz-Teile-Lieferant für Deutschland. Im Jahr 2020 verdrängte die Volksrepublik das Vereinigte Königreich aus den Top Ten. Noch vor zehn Jahren exportierte China so viele Kfz-Teile, wie es importieren musste. Mittlerweile exportiert das Land die 1,7-fache Menge und unter den größten Automobilzulieferern der Welt seien mittlerweile auch fünf chinesische Firmen, rechnet Germany Trade and Invest vor. Die Zahlen zeigen, dass neue Mitbewerber auf dem globalen Markt um Kunden werben.
Auch eine Umfrage der Unternehmensberatung KPMG aus dem vergangenen Jahr zur Tätigkeit deutscher Unternehmen in China teilt die Euphorie der deutschen Zulieferer nur bedingt. Heimische Hersteller würden bevorzugt, und es fehle an Transparenz. “Zudem werden chinesische Unternehmen immer innovativer. Mittlerweile glauben 49 Prozent der Befragten, dass deren chinesische Wettbewerber in den nächsten fünf Jahren Innovationsführer in ihrer Branche werden”, so KMPG. Im Vorjahr habe dieser Wert noch bei 41 Prozent gelegen.
“Unser langjähriges “Local-for-local”-Prinzip ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor”, so die Pressesprecherin von Bosch. Und von besagtem Erfolg würde auch der Wirtschaftsstandort Deutschland profitieren. Doch den Nutzen in China erwirtschafteter Profite für Deutschland zweifeln Experten an. Gleiches gilt für den Output der Forschungs- und Entwicklungszentren. Die Studie “Gewinne deutscher Investoren in China” formuliert es noch diplomatisch: Ob deutsche Unternehmen “im Gegenzug genauso von chinesischen Technologien profitieren und, wenn ja, das erforschte Wissen überhaupt aus China herausbringen können, ist aufgrund der in vielen Bereichen noch immer fehlenden Reziprozität unklar”.
Im Grunde waren sich alle einig: Berlin, Paris, die EU-Kommission und die deutsche Industrie setzten sich dafür ein, eine strengere Subventions-Kontrolle auch für nicht-europäische Unternehmen einzuführen. Während ihres Vorsitzes im Rat der EU sorgte die französische Regierung dafür, dass die Verordnung über Subventionen aus Drittstaaten im vergangenen Jahr im Eiltempo verabschiedet wurde. Die neuen Regeln treten am 12. Juli in Kraft – doch im Vorfeld gibt es erheblichen Unmut.
Die Industrie befürchtet, mit Berichtspflichten überhäuft zu werden. “Die Kommission muss darauf achten, dass die Unternehmen durch die Umsetzung nicht überfordert werden”, mahnt Nadine Rossmann, Referentin beim BDI. Der erste Entwurf der Durchführungsverordnung sei für “für multinationale Unternehmen schlicht nicht umsetzbar”. Inzwischen sende die Kommission aber Signale, dass sie deutlich nachbessern wolle.
Eine Kommissionssprecherin sagte dazu nur, man werte derzeit das Stakeholder-Feedback aus und wolle die Regeln rechtzeitig vor dem 12. Juli verabschieden. Die Brüsseler Behörde hatte ihren Entwurf für die Durchführungsverordnung im Februar vorgelegt und eine öffentliche Konsultation dazu durchgeführt. In der Verordnung und dem zugehörigen Fragebogen ist dargelegt, welche finanziellen Zuwendungen von ausländischen Regierungen die Unternehmen gegenüber der Kommission offenlegen müssen, wenn sie sich um öffentliche Aufträge in der EU bewerben oder eine Firma übernehmen wollen.
Die Foreign Subsidies Regulation zielt vor allem auf China: Die Kommission soll einschreiten können, wenn von Peking massiv subventionierte Unternehmen europäische Firmen aufkaufen oder mit Kampfpreisen öffentliche Aufträge ergattern. Um mit WTO-Recht kompatibel zu sein, gelten die Regeln aber ebenso für europäische Unternehmen, die in Drittstaaten aktiv sind. “Deutsche und europäische Unternehmen standen gar nicht im Fokus des Gesetzgebers, sind jetzt aber besonders betroffen, wenn sie sich um eine gewissenhafte Umsetzung bemühen”, sagt Sarah Blazek, Partnerin bei der Kanzlei Noerr.
Der erste Entwurf der Durchführungsverordnung der Kommission schreckte nicht nur die Industrie auf, sondern auch die Bundesregierung. Wirtschaftsminister Robert Habeck habe sich mit Nachdruck persönlich in Brüssel dafür eingesetzt, unnötige bürokratische Kosten für die Industrie zu vermeiden, heißt es in seinem Ministerium. Die Kommission habe jetzt einen wesentlich überarbeiteten Entwurf vorgelegt, zu dem sich die Bundesregierung aktuell noch abstimme.
Kernproblem: In der Foreign Subsidies Regulation ist nur allgemein von “finanziellen Zuwendungen” (financial contribution) fremder Regierungen die Rede, die Unternehmen angeben müssen, wenn sie eine Übernahme planen oder an einer öffentlichen Ausschreibung teilnehmen. In dieser Breite würde dies bedeuten, dass Unternehmen etwa auch Stromliefer- oder Pachtverträge melden müssten, die sie zu marktüblichen Konditionen in Drittstaaten abgeschlossen haben, sagt Nadine Rossmann vom BDI. In staatsnahen Sektoren wie der Gesundheitsbranche müssten Unternehmen sogar nahezu jeden Geschäftsvorgang angeben, so Sarah Blazek von der Kanzlei Noerr, und das gleich für die vergangenen drei Jahre. Die Unternehmen erfassen solche Zuwendungen bislang meist gar nicht gesondert.
Habeck und BDI drängen die Kommission daher, sich bei der Umsetzung auf potenziell problematische Subventionen zu konzentrieren und zudem höhere Schwellenwerte einzuführen. Die Kommission scheint inzwischen bereit, die Meldepflicht auf bestimmte Bereiche zu konzentrieren, die auch im EU-Beihilferecht als besonders problematisch gesehen werden. Dazu zählen etwa Hilfen für notleidende Unternehmen, unbegrenzte Kreditgarantien oder direkte Unterstützung bei einer Übernahme (Artikel 5 der Verordnung).
Die Unternehmen sollten zudem nicht jede finanzielle Zuwendung einzeln auflisten müssen, fordert BDI-Vertreterin Rossmann: “Eine aggregierte Darstellung nach Land und Art der Zuwendung wäre zielführender”.
Solche Zugeständnisse der Kommission würden die Informationsflut eindämmen, die die Behörde angesichts knapper Personalressourcen in den Generaldirektionen Wettbewerb und Industrie wohl auch kaum verarbeiten könnte. Dadurch entstünden zwar womöglich einige Schlupflöcher, sagt Blazek. “Aber die Kommission kann jederzeit nachhaken, wenn sie Hinweise auf Wettbewerbsverzerrungen sieht.” Und Rossmann argumentiert: “Es ist zielführender, das neue Instrument erst einmal anlaufen zu lassen, anstatt unnötig riesige Informationsmengen anzuhäufen.”
30.05.2023, 08:50 Uhr (14:50 Uhr Beijing time)
German Chamber of Commerce Shanghai, Knowledge Hub: New Amendments to China’s Anti-Espionage Law: Potential Implications for Foreign Business Mehr
30.05.2023, 16:30 Uhr Beijing time
Rödl & Partner / German Centre Shanghai, Vortrag und Networking Event: The Relevance Of Whistleblowing Systems For Companies Mehr
30.05.2023, 18:30 Uhr
Heidelberg Center for American Studies, Diskussion (vor Ort): German Legal Structures and American Promises – Taiwan’s Democracy and the Rule of Law Mehr
31.05.2023, 10:00 Uhr
IHK Pfalz, Ludwigshafen, Seminar (vor Ort): Wirtschaftliche Zusammenarbeit mit China – Fokus: Diversifizierung und Fachkräftesicherung Mehr
02.06.2023, 19:30 Uhr
Konfuzius-Institut Frankfurt, Konzert (in Frankfurt): Deng Xiaomei International Ensemble Mehr
02.06.2023, 11:00 Uhr
Reporter ohne Grenzen / Axel Springer Freedom Foundation, Podiumsdiskussion (in Berlin): Über China berichten: Vermeintlich harmlose Kooperationen und subtile Narrative Mehr
Eine staatlich unterstützte chinesische Hackergruppe soll kritische US-Infrastruktur ausspioniert haben. Ziel der “Volt Typhoon” genannten Angreifer sollen laut westlichen Geheimdiensten und Microsoft unter anderem Telekommunikationsnetze und Verkehrsknotenpunkte gewesen sein. Der US-Softwarekonzern geht mit “mittlerer Wahrscheinlichkeit” davon aus, dass es sich bei den Angreifern um eine Gruppierung handelt, die als chinesisch und staatsnah betrachtet wird.
Der Angriff, an dessen Entdeckung laut National Security Agency die Partnerdienste des Five-Eyes-Verbundes aus UK, Neuseeland, Australien und Kanada und das FBI ebenfalls mitgewirkt haben, ist aus zwei Gründen ein besonderes Politikum: Laut New York Times wurden die Angriffe erstmals entdeckt, als die Diskussion über die im US-Luftraum abgeschossenen chinesischen Höhenballons begann. Zusätzliche politische Brisanz steckt darin, dass unter anderem die Marianen-Insel Guam im Zentrum der Angriffe gestanden haben soll. Guam ist der wichtigste US-Militärstützpunkt im nördlichen Pazifik und unter anderem Stationierungsort für Langstreckenbomber. Die würden im Eskalationsfall mit China eine wesentliche Rolle spielen. Eine Störung der Infrastruktur hätte potenziell massive Auswirkungen auf die US-Möglichkeiten in der Region.
In dem umfassenden Bericht zu dem Angriffsszenario, den Microsoft veröffentlicht hat, wird beschrieben, wie die Angreifer vorgingen. Eine besondere Rolle sollen dabei Endgeräte wie Router gespielt haben, die für die Heimanwendung oder kleine Büros gedacht sind. Dabei sollen ausgerechnet Sicherungssysteme das Einfallstor gewesen sein: Fortinets Fortiguard soll eigentlich den Internetverkehr von Erpressungssoftware-Angriffen rein halten. Doch genau über diese Lösung hätte sich Volt Typhoon Zugriff auf lokale Netze verschafft und diese über grundsätzlich zulässige Systembefehle ausgespäht, schreibt Microsoft. Insbesondere lokale Webbrowser-Anwendungen sollen die Hacker interessiert haben, also etwa Intranetanwendungen. Die NSA hat eine Empfehlung zum Umgang mit den Angriffen veröffentlicht.
Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik sieht aufgrund der Vorfälle keinen erhöhten Handlungsbedarf in Deutschland. Aus Sicht der Bonner Behörde handele es sich bei dem beschriebenen Vorgehen nicht um einen neuartigen Angriffsvektor. “Von außen erreichbare, verwundbare Appliances, wie unter anderem Firewalls, sind immer häufiger Ziel von Cyber-Angriffen”, erklärte ein Sprecher auf Anfrage. Über die bereits vom BSI empfohlenen hinaus seien zusätzliche Maßnahmen nicht nötig.
Eine Sprecherin des chinesischen Außenministeriums wies laut Reuters die Berichte als Desinformation durch die Nachrichtendienste der Five Eyes ab. Dass hierbei eine “bestimmte Firma” (Microsoft) involviert gewesen sei, zeige, dass die USA zusätzliche Kanäle jenseits der Nachrichtendienste für Desinformation nutzten. Die Sprecherin verwies auf einen Bericht über angebliche Angriffe der NSA auf chinesische Institutionen im vergangenen Jahr, die die USA erst einmal erklären sollten. Die NSA sei die größte Hackerorganisation der Welt. fst/rtr
Bei ihrer Rede auf dem Europäischen Gewerkschaftskongress in Berlin hat Ursula von der Leyen die chinesische Regierung kritisiert. Ohne das Land direkt zu erwähnen, sagte sie, es gebe eine Partei, welche die “totale Kontrolle” über Wirtschaft und Bevölkerung anstrebe.
Die Aussage fiel im Zusammenhang mit einem Vergleich: Während es in anderen Weltregionen nur um Profit gehe, habe man in der EU eine soziale Marktwirtschaft, bei der auch Arbeiterinnen und Arbeiter von unternehmerischen Erfolgen profitieren müssten. Zentral dafür ist aus Sicht der Kommissionspräsidentin das Prinzip der Sozialpartnerschaft, bei dem Gewerkschaften und Arbeitgeber miteinander verhandeln. red
In zwei bis drei Jahren sollen Flugautos in China marktreif sein. Damit werden die Hersteller dem Zeitplan der chinesischen Regierung gerecht. Guo Liang, CEO des chinesischen Flugauto-Entwicklers Aerofugia, sagte der japanischen Zeitung Nikkei auf einer Technologie-Messe in Macao Anfang des Monats, er rechne mit der Markteinführung für die Jahre 2025 oder 2026: “Die Revolution wird die Elektrifizierung von Autos noch übertreffen.” Fliegende Autos würden eine erschwinglichere Transportmethode als Hubschrauber werden.
Flugautos, die sich von den sogenannten Flugtaxis durch ihre Straßenfähigkeit unterscheiden, vereinen Eigenschaften von Hubschraubern, Drohnen und Kleinflugzeugen. Aktuell gibt es der Vertical Flight Society zufolge weltweit rund 800 Flugauto-Konzepte. Laut einer Prognose von Morgan Stanley wird der Weltmarkt für fliegende Autos im Jahr 2040 ein Volumen von einer Billion Dollar erreichen und bis 2050 auf neun Billionen Dollar ansteigen. China werde im Jahr 2050 demnach einen Marktanteil von 23 Prozent halten, hinter den USA mit 27 Prozent.
Im August des letzten Jahres veröffentlichte China einen Zeitplan für Flugautos in der zivilen Luftfahrt. Dieser sieht vor, bis 2025 Anwendungen für autonome Kurzstreckenflugzeuge in der Personenbeförderung zu erforschen. Chinesische Unternehmen haben nun offenbar genügend Testflüge durchgeführt, um sich international ganz vorne zu positionieren: “Weltweit haben wir über 35.000 Testflüge in zwölf Ländern durchgeführt, und glauben, dass wir an der Spitze stehen”, sagte He Tianxing, Vizepräsident des Luftfahrzeug-Herstellers EHang, zu Nikkei. cyb
Die EU-Handelskammer in China hat einen Nachfolger für Jörg Wuttke gewählt. Neuer Kammerpräsident ist der Däne Jens Eskelund. Er ist Chefrepräsentant der Reederei Maersk für China und Nordostasien. Seine Amtszeit dauert zwei Jahre.
Eskelund ist bereits bestens eingearbeitet: Er war von 2019 bis 2021 und von Oktober 2022 bis Mai 2023 Vizepräsident der Kammer. Er hat sich zudem in den Arbeitsgruppen engagiert, die seine Branche betreffen. Zudem war er Vorsitzender der dänischen Handelskammer in China. Eskelund stammt aus Aarhus. Er lebt seit 1998 in Peking.
Bruno Weill, Miguel Montoya und Stefan Bernhart wurden zu Vizepräsidenten gewählt, Xiaobo Zhang als Schatzmeister bestätigt. Die regionalen Chapters haben ebenfalls ihre Vorsitzenden gewählt: Für Shanghai wurde es Carlo D’Andrea, in Südchina Klaus Zenkel und in Südwestchina Massimo Bagnasco. fin
Im ersten Quartal hat der weltgrößte PC-Hersteller Lenovo Group etwa fünf Prozent seiner Belegschaft entlassen. Das teilte das Unternehmen am Mittwoch bei seiner Bilanzpressekonferenz mit. Kurz danach kündigte die Alibaba Group an, sich von sieben Prozent der Mitarbeiter in ihrem Cloud-Geschäft zu trennen, wie Nikkei Asia am Mittwoch berichtete. Nachdem die chinesische und die globale Wirtschaft ins Stocken geraten sind, ist die Nachfrage in der Technologiebranche gesunken.
Chairman und Chief Executive von Lenovo, Yang Yuanqing betonte, dass es sich um eine einmalige Maßnahme handele. “Die Umstrukturierung ist bereits abgeschlossen. Wir haben in diesem Jahr keine weiteren Maßnahmen zu ergreifen.”
Yang zufolge soll die Umstrukturierung die jährlichen Ausgaben um geschätzte knapp 794 Millionen Euro senken. Im Februar hatte er gesagt, er rechne damit, dass die PC-Industrie in der zweiten Jahreshälfte von der derzeitigen Nachfrageschwäche und den überschüssigen Lagerbeständen wieder zum Wachstum zurückkehren werde. cyb
Die Beziehungen zwischen China und Japan könnte man in etwa vergleichen mit dem Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich: Die Länder sind historisch und kulturell eng verflochten und besitzen eine Vergangenheit voller Auseinandersetzungen und Kriege. Das heutige Verhältnis ist stark vom Zweiten Weltkrieg geprägt.
Der große Unterschied: Deutschland und Frankreich überwanden ihre Verbitterung und schlossen ein enges Bündnis, China und Japan jedoch nicht. Zumindest China ist nicht gewillt, die Geschichte der japanischen Gräueltaten während der Jahre 1937 bis 1945 ruhen zu lassen.
Wenn man Nord- und Südkorea mit einbezieht, ähneln die Beziehungen der vier Nationen stark den Beziehungen im Europa der Nachkriegszeit. Schwer lastende historische Erinnerungen und die Teilung zwischen Ost und West werden durch eine geteilte koreanische Halbinsel perfekt symbolisiert.
Als die Welt um die Jahrtausendwende in einem anhaltenden Frieden schwelgte und sich der demokratische Liberalismus ausbreitete, insbesondere durch das Heranwachsen der Europäische Union zu einer neuen Macht, entstand jedoch auch in Asien die Vorstellung, dass sich China, Japan und Südkorea annähern könnten – um irgendwann etwas Ähnliches zu bilden.
Mit dem Segen der jeweiligen Regierungen begannen Gelehrte der drei Länder die gemeinsame Arbeit an Büchern über die Geschichte Ostasiens. Denn unterschiedliche historische Auffassungen sind ein großes Hindernis für eine Annäherung. Zwei Fassungen wurden 2005 und 2013 veröffentlicht, und eine weitere Auflage in Aussicht gestellt. Doch angesichts der aktuellen Entwicklungen sind die Bemühungen um eine ostasiatische Gemeinschaft mittlerweile für unbestimmte Zeit auf Eis gelegt.
Wie auch immer sich die Beziehungen der Dreiergruppe China-Japan-Südkorea entwickeln, Nordkorea war immer schon der Außenseiter. Es behauptet seine Existenz durch nukleare Drohungen. Diese Tatsache, und die durch den Ukraine-Krieg ausgelöste Neuordnung der internationalen Beziehungen, haben den südkoreanischen Präsidenten Yoon Suk Yeol dazu veranlasst, sich um eine Festigung der Beziehungen zwischen seinem Land und Japan zu bemühen. Team USA bekommt dadurch neuen Aufwind und es entsteht der Eindruck, dass Südkorea die Hoffnung auf Chinas Hilfe im Umgang mit Nordkorea aufgegeben hat.
Da eine Analyse der Beziehungen zwischen vier Ländern kompliziert ist, soll es hier darum gehen, wie China zu den übrigen drei Ländern steht.
Die wahren Gefühle des chinesischen Volkes gegenüber Nordkorea lassen sich mit einem Wort beschreiben: Verachtung.
Die beiden Länder blicken auf eine ähnliche Vergangenheit zurück. Die einen unter Mao Zedong, die anderen unter Kim Il-sung, dem Großvater des heutigen Führers Kim Jong-un. Im Koreakrieg (1950-1953) bekämpften sie gemeinsam die US-geführten UNO-Truppen. Noch heute betrachten beide Länder die USA als ihren Widersacher.
Die Chinesen sind der Meinung, dass das Kim-Regime ohne Chinas Eingreifen nicht überlebt hätte. Wird Nordkorea heute in Gesprächen erwähnt, so lässt sich ein spöttischer Ton heraushören. Kim Jong-un wird oft als Dicker Kim III (金三胖) bezeichnet, da er, wie auch schon sein Vater und Großvater, den übergewichtigen Teil der Kim-Dynastie bildet.
Tatsächlich ging es Nordkorea sogar besser als China, bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion, die Nordkorea jahrzehntelang großzügig finanziell unterstützt hatte. Etwa zur gleichen Zeit begann China, sich aus seiner bitteren Armut zu erheben, und entwickelte sich schrittweise zu einer Wirtschaftsmacht. Die Geringschätzung der chinesischen Gesellschaft gegenüber Nordkorea beruht also auch auf der bitteren Erinnerung an die eigene Vergangenheit – ein interessantes psychologisches Phänomen.
In seinen ersten Jahren als Präsident schien selbst Xi Jinping Nordkorea zu verachten, Kim zeigte er die kalte Schulter. Doch dann vollzog er eine Kehrtwende, als seine globalen Ambitionen auf die harte Mauer der Vereinigten Staaten stießen. Xi erkannte, dass Nordkorea ein Trumpf sein könnte. Die Abneigung besteht aber nach wie vor, sowohl bei chinesischen Politikern als auch in den Worten und Herzen der Bürger. Und ebenso hassen auch die Nordkoreaner China.
Der erfolgreiche Übergang von einer Diktatur zu einer funktionierenden Demokratie – etwas, von dem China lernen könnte – ist den meisten Chinesen unbekannt. Viele Chinesen sehen Südkorea lediglich als den kleinen, relativ wohlhabenden Bruder der USA. Die Beziehungen zwischen China und Südkorea hatten jedoch auch ihre guten Zeiten.
K-Pop eroberte Chinas Jugend schon zehn Jahre, bevor er nach Europa kam. Südkoreanische Filmstars und Seifenopern haben große Fangemeinden in China. Südkoreanische Unternehmen sahen China als nächste große wirtschaftliche Chance. Chinesisch war eine beliebte Fremdsprache unter Studenten, und koreanische Unternehmen expandierten nach China. Im Pekinger Stadtteil Wangjing (望京) machten Südkoreaner um 2010 ein Viertel der Einwohner aus.
Für die Chinesen wurde Südkorea zu einem weiteren Land, das wirtschaftlich von China abhängig war. Die Stimmung kippte 2017 schlagartig, als Südkorea eine Raketenbatterie mit dem US-amerikanischen THAAD-System installierte, um eine Bedrohung durch Nordkorea zu unterbinden.
Südkoreas kulturelle Exporte wurden in China verboten. Viele südkoreanische Unternehmen verlagerten ihre Investitionen, beispielsweise nach Südostasien. Die Zahl der Südkoreaner in China ging drastisch zurück.
Das Gefühl der kulturellen Überlegenheit der Chinesen hat sich jedoch nicht geändert. Auch heute sehen viele Chinesen China als Vorläufer der japanischen und koreanischen Kultur. Sie übersehen dabei aber, dass Korea und Japan längst ihre eigenen kulturellen Identitäten entwickelt haben.
Aus Sicht der Chinesen ein weiterer kleiner Bruder der Vereinigten Staaten.
Allerdings ein kleiner Bruder, der den Lauf der Dinge in China wesentlich verändert hat. Wäre Japan nicht in China einmarschiert, hätte die Armee von Chiang Kai-shek die Kommunisten in den 1930er-Jahren höchstwahrscheinlich vernichtet. Mao Zedong bedankte sich sogar ausdrücklich dafür, was natürlich nicht öffentlich bekannt gemacht wurde. In den 1980er Jahren verbesserten sich die chinesisch-japanischen Beziehungen. China begann, sich zu öffnen, und versuchte, ausländische Investitionen aus dem Westen anzulocken.
Doch in den 1990er Jahren verschlechterten sich die Beziehungen wieder, und Japan gehört in China seitdem zu den zwei meistgehassten Ländern. Den zweiten Spitzenplatz nehmen die Vereinigten Staaten ein. Die beiden Länder wechseln sich auf dem ersten Platz ab.
Der Hauptgrund dafür sind nach wie vor die grausamen Taten der kaiserlichen Armee Japans während des Zweiten Weltkriegs und die, nach Meinung der Chinesen, unzureichende Aufarbeitung durch die japanische Führung. Die Tatsache, dass Japan ein fester Verbündeter der USA ist, verstärkt die Feindseligkeit Chinas gegenüber Japan nur noch weiter.
Auf Chinas stark zensierten TV-Bildschirmen war der Kampf gegen die “japanischen Teufel” in den Jahren 1937-1945 schon immer ein willkommenes Thema. Bis in die 2010er Jahre gab es häufig Boykottaufrufe gegen japanische Produkte, einige davon mündeten in gewalttätige Demonstrationen, die von der Regierung stillschweigend geduldet wurden. Japan ist für die chinesische Regierung einfach ein bequemer Weg, um nationalistische Stimmungen zu schüren.
Doch genauso wie die USA ist auch Japan eines der Hauptziele für ausgebildete Fachkräfte und Reiche in der derzeitigen Auswanderungswelle aus China.
CQ Brown Jr., bisheriger Luftwaffengeneral mit großer China-Expertise, soll Vorsitzender des Vereinigten Generalstabs der US-Streitkräfte werden. Wie ein ranghoher Vertreter der US-Regierung sagte, wollte Präsident Joe Biden seine Entscheidung am Donnerstag im Rosengarten des Weißen Hauses in Washington verkünden. Bei Bestätigung durch den Senat würde Brown den bisherigen Generalstabschef Mark Milley ablösen, dessen Amtszeit im Oktober endet.
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Ein seltener Anblick der Megametropole Chongqing: Unter dieser idyllischen Wolkendecke befinden sich 32 Millionen Menschen. Die wahnsinnige Größe der bevölkerungsreichsten Stadt der Welt ist einer Gebietsreform von 1997 geschuldet. Die ließ das Verwaltungsgebiet auf 82.403 Quadratkilometer wachsen – fast die Größe von Österreich. Nimmt man die Kernstadt als Grundlage, leben in Chongqing immerhin noch 6,9 Millionen Menschen. Auch das ist nach deutschen Maßstäben eine ganze Menge.