die Weltöffentlichkeit achtete am Dienstag vor allem auf die Rede des US-Präsidenten Joe Biden zur Lage der Nation. Weniger Beachtung in der Weltöffentlichkeit, dafür umso mehr bei uns vom China.Table, fand hingegen Xi Jinpings Grundsatzrede. Und auch wenn Xi rhetorisch bei weitem nicht so schillernd wirkte wie Biden, sondern in alter KP-Manier eher sperrig sprach, gab es gute Gründe, ihm genau zuzuhören.
Das hat unser Autor in Peking, Fabian Kretschmer, getan. Xi warnt darin vor “Verwestlichung” und preist den chinesischen Weg als Vorbild für den globalen Süden. Das klingt keineswegs versöhnlich gegenüber dem Westen, wie einige Beobachter zuletzt gehofft hatten, sondern nach Kampfansage.
Um “chinesische Weltordnung” geht es auch in unserem zweiten Text. Fabian Peltsch hat sich mit dem kanadischen Geschichtsprofessor David Ownby unterhalten, der sich intensiv mit den gesellschaftspolitischen Debatten unter Chinas Intellektuellen beschäftigt. Diese sind überraschend lebhaft.
Auch so lebhaft wie die Debatte, die unter deutschen Sinologen geführt wird, wenn es um Zusammenarbeit mit Institutionen der Volksrepublik geht? Während einige größtmögliche Transparenz fordern, fürchten andere, kritische Geister in China potenziell zu gefährden, beschreibt Marcel Grzanna den Streit.
Einig sind sich beide Seiten in einem Punkt: Mehr China-Kompetenz ist vor allen in jenen Forschungsbereichen nötig, die sich bislang wenig mit den politischen Verhältnissen beschäftigt haben. Das könnte sich mit dieser Debatte ändern.
Viel Spaß beim Lesen!
Wenn der 69-Jährige Staats- und Parteichef Xi Jinping seine erste Grundsatzrede seit langem hält, hat die Weltöffentlichkeit guten Grund dazu, einmal genauer zuzuhören. Schließlich skizziert Xi die politische Stoßrichtung Chinas der nächsten Jahre – nur einen Monat, bevor er beim Nationalen Volkskongress seine dritte Amtszeit beginnen wird.
Am Dienstag trat er, wie immer in weißem Hemd und dunkelblauer Arbeitsjacke gekleidet, vor seine führenden Kader in der Parteischule des Zentralkomitees. Xis Kernbotschaft strotzt vor Selbstbewusstsein: China habe “den Mythos entlarvt, dass Modernisierung gleich Verwestlichung” bedeute. Mehr noch: Der chinesische Weg diene den Entwicklungsländern des globalen Südens als Vorbild.
Seit einigen Jahren bereits versucht die Volksrepublik ihr autokratisches Regierungsmodell ins Ausland zu exportieren. Dabei lässt sich in der Argumentation der Staatsführung ein Paradigmenwechsel beobachten: Lehnte Peking früher noch Begriffe wie “Demokratie” und “Menschenrechte” als eurozentristisch ab, hat man diese mittlerweile für sich selbst vereinnahmt.
So behauptet die chinesische Führung schlicht, dass man die bessere, “ganzheitliche Demokratie” repräsentiere und auch die Menschenrechte wesentlich stärker fördere als beispielsweise die Vereinigten Staaten. Dabei wird insbesondere das Recht auf wirtschaftliche Entfaltung hervorgehoben, schließlich hätte kein anderes Land der Welt in solch kurzer Zeit so viele Menschen aus der Armut gehoben wie China.
Ohnehin, so Xi in seiner Rede, habe die Kommunistische Partei seit ihrer Machtübernahme 1949 einen Industrialisierungsprozess in nur wenigen Jahrzehnten abgeschlossen, für den die “entwickelten Länder des Westens mehrere hundert Jahre” gebraucht hätten.
Die Chuzpe, die Xi an den Tag legt, wirkt angesichts der derzeitigen Nachrichtenlage durchaus befremdlich. Erst am Wochenende hat die Ballon-Affäre dafür gesorgt, dass US-Außenminister Antony Blinken seinen lang erwarteten Peking-Besuch platzen ließ. Auch wenn Xi für diese außenpolitische Blamage kaum direkt verantwortlich zu machen ist, ist er es indirekt jedoch sehr wohl: Schließlich hat er ein System geprägt, indem die Hierarchien und die ideologische Kontrolle immer strikter wurden – und Kritik nur mehr schwer formuliert werden kann.
Eine der unmittelbaren Folgen ist eine zunehmende Anfälligkeit für Fehler, wie es das dogmatische Festhalten an der radikalen Null-Covid-Strategie eindrücklich offengelegt hat. Die ideologisch motivierten, wissenschaftlich nicht fundierten Lockdowns haben die Volkswirtschaft insbesondere im Vorjahr massiv ausgebremst.
Dennoch ist Xi davon überzeugt, dass Chinas Staatsbeamte weiter daran arbeiten müssen, einen “effizienteren” Weg als den Kapitalismus zu finden und die Gesellschaft gerechter zu gestalten. Was auf dem Papier nobel klingt, schaut in der Realität weniger rosig aus: Zuletzt hat Xis erratische Wirtschaftspolitik mit zu der höheren Jugendarbeitslosigkeit beigetragen, nachdem beispielsweise die führenden Tech-Unternehmen des Landes massiv reguliert wurden. Ob es der Volksrepublik gelingen wird, die massive Ungleichheit in den Griff zu bekommen, ohne die gesamte Volkswirtschaft zu drosseln, ist bislang offen.
Für Xi Jinping steht jedoch ein Ziel über allen anderen – der Machtanspruch der Kommunistischen Partei: “Nur durch unbeirrbares Festhalten an der Führung durch die Partei” könne das Land eine “glänzende Zukunft haben”. Ohne die Partei jedoch würde das Land seine “Seele verlieren”. Fabian Kretschmer
Das Ausland nimmt gesellschaftliche Debatten in China vor allem durch die gleichgeschaltete Propaganda der Staatsmedien wahr. Daher mag es viele überraschen, dass es auch in China eine lebhafte Diskurskultur gibt. Sie entzieht sich staatlichen Zwängen und versucht, jenseits von Marx und Mao philosophische Lösungen für chinesische Fragen zu finden.
David Ownby, Geschichtsprofessor an der Universität von Montreal, hat sich vorgenommen, das intellektuelle Leben Chinas auch außerhalb der Volksrepublik publik zu machen. Zu diesem Zweck hat er das Online-Projekt “Reading The China Dream” ins Leben gerufen, das regelmäßig ausgewählte Texte zeitgenössischer chinesischer Denker ins Englische übersetzt.
“China ist die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt und der Hauptkonkurrent der USA. Dennoch weiß kaum jemand, dass es aktive, relativ unabhängige Intellektuelle gibt, die interessante Dinge über China und die Welt zu sagen haben”, erklärt Ownby im Interview mit China.Table. Die Intellektuellen Chinas seien auf der Höhe der Zeit.
Ihre Ansätze und Theorien seien denen westlicher Philosophen ähnlicher, als wir denken. “Selbst Intellektuelle, die die amerikanische Hegemonie hassen, argumentieren mit weitgehend westlichen Begriffen dagegen”, sagt Ownby. Weil viele von ihnen nicht als Dissidenten verstanden werden können, würden ihre Werke außerhalb Chinas kaum rezipiert, bedauert er. “Ich denke, dass dies eine große Lücke in unserem Wissen darstellt” – einen blinden Fleck in unserem Weltbild.
Obwohl Themen wie die Souveränität Taiwans oder eine Kritik am Herrschaftsanspruch der Kommunistischen Partei Tabu sind, können die Denker Chinas doch viele Themen öffentlich verhandeln. “Viele von ihnen suchen nach neuen Wegen, Chinas Geschichte zu erzählen”, sagt Ownby.
Ein beliebtes philosophisches Konzept ist etwa Tianxia 天下, die Ordnung “unter einem Himmel”, die schon während der Zhou-Dynastie vor 3.000 Jahren als bestimmend für das Schicksal der Welt beschrieben wurde. Zeitgenössische Denker wie Zhao Tingyang, Liang Zhiping und Xu Jilin versuchen die Idee auf die Gegenwart anzuwenden. Sie sehen Tianxia nicht auf China bezogen nationalistisch, sondern im Sinne einer globalpolitischen Ordnung. Ihrer Deutung zufolge enthält Tianxia das friedliche Zusammenleben aller Völker mit großem gegenseitigen Nutzen.
In Abgrenzung zur “imperialistischen Ausbeutung” der zuletzt westlich geprägten Weltgeschichte passt das Konzept hervorragend zu Xi Jinpings Seidenstraßen-Initiative. Diese salbadert aber stattdessen von “Win-Win” und einer “Schicksalsgemeinschaft der Menschheit“. Im engsten Machtzirkel der Partei sei das neu gedachte Tianxia-Konzept aber längst angekommen, glaubt Ownby.
Die meisten chinesischen Intellektuellen lassen sich nicht leicht instrumentalisieren. Der Parteisprech der Herrschenden erscheine vielen veraltet, ja geradezu peinlich, meint Onwby. Innerhalb der chinesischen Ideengeschichte beziehen sie sich lieber auf Denker wie Kang Youwei als auf Mao Zedong. Kang war ein Vordenker für Reformen zur Modernisierung Chinas Ende des 19. Jahrhunderts. Er sprach sich dafür aus, mehr Traditionen in die moderne Welt zu retten – wie Japan es gemacht hatte.
Xi Jinping dagegen, dessen “Gedanken” mittlerweile an chinesischen Universitäten Pflichtprogramm sind, sieht sich zwar selbst als wichtiger Denker. Ein Großteil der modernen chinesischen Philosophen betrachtet den Staatschef aber nicht als ebenbürtig.
Doch die Intellektuellen nutzen Xis Ambitionen für ihre Zwecke aus, sagt Ownby. Sie diskutieren daher auch über Aufsätze von Xi oder Mitgliedern des Zentralkomitees. Wenn es sein muss, wechseln sie dafür schon mal in den Parteisprech. Bestes beispiel ist Cai Xia 蔡霞, eine pensionierte Professorin der Zentralen Parteischule in Peking. Cai hat eine solide Verteidigung liberaler demokratischer Werte abgeliefert – allerdings in der Sprache der Kommunistischen Partei Chinas.
Auch die aggressiv belehrende Wolf-Warrior-Attitüde chinesischer Diplomaten und Journalisten finden viele Intellektuelle “abstoßend”, glaubt Ownby. “Ich sehe nicht viel offenkundigen Pazifismus, aber es gibt viele Liberale, die über Populismus und Nationalismus in China zutiefst beunruhigt sind.” Gemeinsam ist allen, dass sie mit ihren Gedanken chinesische Lösungen für chinesische Probleme liefern wollen und vielleicht sogar eine Ideologie etablieren, die für das Volk überzeugender ist als der altbackene Unterbau vom “Sozialismus chinesischer Prägung”.
Yao Yang, Wirtschaftswissenschaftler an der Universität Peking, arbeitet beispielsweise seit mehreren Jahren an einem Konzept, das er “konfuzianischen Liberalismus” nennt – eine modernisierte Version der konfuzianischen Texte, die seiner Meinung nach eine Verbesserung des im Westen praktizierten Liberalismus darstellt.
Wie kann Deutschland selbst mehr China-Kompetenz aufbauen und Forschungskooperationen mit der Volksrepublik weniger naiv angehen? Die möglichen Antworten auf diese Fragen führen innerhalb der deutschen China- und Sinologen-Szene immer wieder zu intensiven Debatten. Zuletzt war der Vorschlag zur Einführung eines Zentralregisters für Forschungskooperationen mit Partnern aus autokratisch regierten Staaten auf Kritik gestoßen.
Die Wirtschaftsethikerin Alicia Hennig und der Politologe Andreas Fulda hatten die Idee für ein Zentralregister der Forschenden bei einem Interview mit dem Spiegel ins Spiel gebracht. Während Befürworter größtmögliche Transparenz als wichtiges Mittel zur Verhinderung von Vereinnahmung deutscher Forschung und ihrem Missbrauch sehen, fürchten Gegner eine “Nacktheit” mit drastischen Konsequenzen für die Beteiligten.
“Transparenz ist wichtig, gerade auch in der Zusammenarbeit mit der Volksrepublik China, aber sie muss ihre Grenzen haben”, sagt Björn Alpermann von der Uni Würzburg. Der Sinologe und Xinjiang-Experte glaubt, dass eine Pflicht zur Offenlegung gerade kritische Geister unter chinesischen Kollegen und Kolleginnen potenziell gefährden würde. Er selbst habe in der Vergangenheit bereits Namen chinesischer Co-Autoren oder Mitarbeiter seiner Arbeiten verschwiegen, aus Angst, sie der Willkür des Machtapparats auszusetzen.
Die Befürworter des Registers führen ihrerseits gute Argumente ins Feld. Hennig warnt davor, “dass mangelnde Transparenz zur Verschleierung von ungewünschten Verbindungen zum chinesischen Militär oder der Kommunistischen Partei” führen könne. Bei der Zusammenarbeit mit chinesischen Forschern müsse berücksichtigt werden, dass der “gesamte chinesische Bildungssektor ausschließlich den Zielen der Partei dienen” solle, hatte Hennig in einem Standpunkt im China.Table gewarnt.
Potenzielle chinesische Forschungspartner werden laut Hennig anhand ihrer patriotischen Qualifikation ausgewählt. Es sei illusorisch, eine Unabhängigkeit anzunehmen, zumal chinesische Gesetze alle Bürger und Bürgerinnen des Landes zur Zusammenarbeit mit den Nachrichtendiensten verpflichteten.
Uneinigkeit herrscht jedoch über die Definition von Transparenz. Fulda hatte im Spiegel gesagt: “Man müsste die Konditionen jeglicher Zusammenarbeit offenlegen.” Kompromisse müssten dokumentiert werden und überprüfbar sein. Ein “absolutes Verständnis von Transparenz” solle man daraus jedoch nicht ableiten. Hennig selbst schränkt ein, niemand könne sich 100-prozentige Transparenz ernsthaft wünschen. Für Alpermann wirft das die Fragen auf, welche Kooperationen wem gegenüber konkret offenzulegen wären? Und wer hätte das Recht, sie zu überprüfen?
Alpermann fürchtet, dass ein Register den chinesischen Sicherheitsbehörden sogar Ansatzpunkte böte, “um Druck auf deutsche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auszuüben”. Solche “relational repression” sei in China gängige Praxis, sagt er. Sollte es Selbstzensur in der Chinaforschung geben, würde dies die Situation weiter verschärfen.
Die Debatte wird ausgesprochen emotional geführt, auch weil der latente Vorwurf im Raum steht, dass zu große Eigeninteressen innerhalb der Chinaforschung eine klare Sicht auf die Risiken trübe. “Die derzeitige China-Debatte in Deutschland ist zu stark durch Personen mit Agenda geprägt”, hieß es im Spiegel. Die Wirtschafts-Sinologin Doris Fischer von der Uni Würzburg habe nur noch mit den Augen gerollt, als sie das Interview gelesen hat, kommentierte sie in Sozialmedien.
Alpermann geht der Vorwurf zu weit, die Sinologie in Deutschland sei unterwandert, zumal er nicht belegt sei. Wer wie Hennig und Fulda eine an demokratischen Werten orientierte China-Kompetenz fordere, unterstelle allen Sinologen, die an Unis oder im öffentlichen Dienst arbeiteten, dass sie ihren Amtseid auf die freiheitlich-demokratische Grundordnung verletzten. “Das ist schlicht Verleumdung”, meint Alpermann.
Doch bei aller Kontroverse sind sich Befürworter und Gegner eines Zentralregisters einig darüber, dass in der Wissenschaft künftig mit allen Autokratien generell vorsichtiger umgegangen werden müsse. Alpermann sieht die Risiken besonders in naturwissenschaftlichen und technischen Disziplinen, deren Erkenntnisse zum Beispiel in Kontroll- oder Überwachungswerkzeuge fließen könnten. Hennig und Fulda dagegen weisen auch auf die Risiken in den geistes- und sozialwissenschaftlichen Feldern hin, die mit ihren Ergebnissen unfreiwillig ideologische Unterstützung für das chinesische Regime liefern könnten.
Das Dilemma besteht darin, einen Mittelweg zu finden, der die Argumente beider Seiten berücksichtigt. “Die konkreten Parameter eines solchen Registers haben wir noch nicht thematisiert. Diese müssten kollektiv debattiert und ausgehandelt werden. Jegliche Aufregung diesbezüglich kommt also verfrüht”, sagt Hennig.
Doch sowieso sollte es keineswegs nur um die Chinaforschung gehen. Die hilft zwar dabei, die Volksrepublik besser verstehen zu lernen und daraus politische Maßnahmen zu generieren. Doch betroffen von der Problematik sind alle Forschungskooperationen in allen Fachgebieten. Denn dort ist höchst selten ausreichende China-Kompetenz vorhanden. Dabei ist genau diese Kompetenz notwendig, um die Risiken bei Kooperationen mit der chinesischen Seite zu bewerten und Leitfäden zur Bewältigung dieser Risiken zu entwickeln.
Nach dem Abschuss eines mutmaßlich zu Spionagezwecken genutzten chinesischen Überwachungsballons über US-Territorium hat US-Präsident Joe Biden die Führung in Peking mit deutlichen Worten gewarnt. “Wenn China unsere Souveränität bedroht, werden wir handeln, um unser Land zu schützen, und das haben wir getan”, sagte Biden bei seiner offiziellen Rede zur Lage der Nation am Dienstagabend in Washington.
Er rief Republikaner und Demokraten in seiner Rede vor beiden Kammern des US-Kongresses zu mehr Einigkeit auf. “Lasst uns klar sein: Den Wettstreit zu gewinnen, sollte uns alle vereinen.” Er sei aber entschlossen, mit China dort zusammenzuarbeiten, wo US-amerikanische Interessen zum Wohle der Welt gefördert werden könnten. Er habe dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping in der Vergangenheit deutlich gemacht, dass die USA den Wettbewerb suchten, nicht den Konflikt.
Chinas Führung reagierte dennoch erbost. “Es ist nicht die Praxis eines verantwortungsbewussten Landes, ein Land zu verleumden oder die legitimen Entwicklungsrechte des Landes unter dem Vorwand des Wettbewerbs einzuschränken”, sagte Mao Ning, Sprecherin des Außenministeriums in Peking. China habe keine Angst vor einem Wettbewerb mit den USA, sei aber “dagegen, dass das gesamte Verhältnis zwischen China und den USA mit Blick auf Wettbewerb definiert wird”. flee
Das Pentagon hatte eigenen Angaben zufolge unmittelbar nach dem Abschuss des mutmaßlichen chinesischen Spionageballons das Gespräch mit Peking gesucht. Die chinesische Führung habe das Angebot jedoch ausgeschlagen. Das bestätigte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, Pat Ryder, am Dienstag.
Das Pentagon bedauere die Ablehnung. “Wir sind davon überzeugt, dass die Aufrechterhaltung offener Kommunikationswege zwischen den Vereinigten Staaten und der Volksrepublik China wichtig ist, um die Beziehungen verantwortungsvoll zu gestalten”, erklärte Ryder weiter. Gerade in Momenten wie diesem sei die Kommunikation zwischen den Streitkräften beider Länder besonders wichtig.
Wie die Washington Post berichtet, ist der Ballon Teil eines umfangreichen Überwachungsprogramms. Derartige Ballons hätten seit Jahren Informationen über militärische Einrichtungen in Ländern und Gebieten gesammelt, die für China von strategischem Interesse seien, berichtete die Zeitung unter Berufung auf US-Geheimdienstkreise. Dazu zählten zum Beispiel Japan, Indien, Vietnam, Taiwan und die Philippinen. Die Ballons würden zum Teil von der Küste der südchinesischen Insel Hainan aus operieren. Sie seien bisher über fünf Kontinenten gesichtet worden.
“Die Chinesen haben eine unglaublich alte Technologie mit modernen Kommunikations- und Beobachtungsmöglichkeiten kombiniert, um Informationen über die Streitkräfte anderer Länder zu sammeln”, zitiert die Washington Post einen nicht namentlich genannten US-Regierungsvertreter.
Das US-Außenministerium hat der Zeitung zufolge an jede US-Botschaft detaillierte Informationen über die Überwachungsballons geschickt, die mit Verbündeten und Partnern geteilt werden können. “Unsere Verbündeten und Partner sind sehr daran interessiert”, sagte der Regierungsvertreter. flee
Ungeachtet aller politischen Warnungen vor einer zu starken Abhängigkeit ist der Handel der deutschen Wirtschaft mit China im vergangenen Jahr auf einen Rekordwert gestiegen. Zwischen beiden Ländern wurden Waren im Wert von rund 298 Milliarden Euro gehandelt. Das ist ein Anstieg von rund 21 Prozent im Vergleich zu 2021, wie aus aktuellen Daten des Statistischen Bundesamtes hervorgeht. Die Statistikbehörde bestätigt damit Daten der von Germany Trade & Invest (GTAI), die bereits in der vergangenen Woche vorlagen.
Damit blieb die Volksrepublik das siebte Jahr in Folge der wichtigste deutsche Handelspartner, gefolgt von den USA (rund 248 Milliarden Euro) und den Niederlanden (knapp 234 Milliarden Euro). “Handelsströme ändern sich nicht über Nacht”, kommentierte der Chefvolkswirt des Mercator Institute for China Studies (Merics), Max Zenglein, die Entwicklung. “Das Land wird noch eine ganze Weile unser wichtigster Handelspartner bleiben.”
2022 wurden Waren im Wert von gut 191 Milliarden Euro aus der Volksrepublik eingeführt und damit gut ein Drittel mehr als 2021. Deutschland kauft vor allem Elektronik und Elektrotechnik in China, aber auch Textilien/Bekleidung, Maschinen und chemische Produkte. Die Exporte von Waren “Made in Germany” nach China legten dagegen nur um 3,1 Prozent auf rund 107 Milliarden Euro zu. In der Handelsbilanz mit der Volksrepublik weist Deutschland damit ein Defizit von rund 84 Milliarden Euro aus.
“China ist wichtig als Exportmarkt, aber weit weniger wichtig als es in der öffentlichen Wahrnehmung erscheint. Die USA sind hier wesentlich bedeutender für die deutsche Wirtschaft”, sagte Zenglein. “Die Exporte nach China sind ausgereizt, da sind keine großen Sprünge mehr zu erwarten. Wir haben hier das Plateau erreicht.”
Politik und Wissenschaft sind angesichts der starken Verflechtung in einigen Bereichen dennoch alarmiert. “Problematisch ist vor allem die Abhängigkeit von kritischen Rohstoffen, auf deren Import wir wegen der Energie- und Verkehrswende angewiesen sind”, sagte der Leiter der Abteilung Weltwirtschaft im Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Lukas Menkhoff, zu Reuters. Deutschland importiert etwa zwei Drittel der Seltenen Erden aus China. Die Metalle sind etwa in Akkus, Halbleitern oder Magneten in Elektroautos unverzichtbar. rtr
Trotz der Feiertage rund um das chinesische Neujahrsfest sind die Autoverkäufe deutlich zurückgegangen. Im Januar wurden nach Angaben des Branchenverbands PCA 1,29 Millionen Fahrzeuge verkauft, rund 38 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. PCA teilte die Zahlen am Mittwoch mit.
Vor allem umweltfreundlichere Autos verkauften sich schlecht. Der Absatz von Elektroautos und Plug-in-Hybriden ging im Vergleich zum Dezember um mehr als 48 Prozent zurück. Der Verband erklärte dies unter anderem mit dem Wegfall von Subventionen für einige E-Fahrzeuge. Viele Kunden hatten ihre Käufe daher bereits in das Schlussquartal 2022 vorgezogen.
Zudem konnten die Menschen in China zum chinesischen Neujahrsfest erstmals seit 2020 wieder frei reisen, nachdem die Corona-Beschränkungen am 7. Dezember aufgehoben wurden. Viele Produktionslinien waren länger als üblich gestoppt. flee
Das Interesse an China begann für Marc Matten mit einem Flohmarktbesuch in den 1990er-Jahren. Damals noch Schüler, fiel ihm ein Buch von Edgar Snow in die Hände, dem US-amerikanischen Journalisten, der seine Begegnung mit Mao Zedong in dem weltberühmten Bestseller “Roter Stern über China” festhielt. Matten war fasziniert. “Als wenig später unsere Stadtbibliothek alte Bestände aussortierte, nahm ich alles mit, das mit China zu tun hatte.”
Nach dem Abitur studierte Matten Sinologie, Japanologie und VWL in Bonn, reiste nach Changchun und Tokio. Am Anfang seien es vor allem “profane Gründe” gewesen, die ihn nach China brachten. “Das wirtschaftliche Wachstum hat mich gelockt und die Aussicht auf eine Unternehmenskarriere.”
In Changchun hoffte er, einen Praktikumsplatz bei VW zu ergattern, dann änderte sich sein Interesse grundlegend und er begann, die moderne chinesische Geschichte zu studieren. Seine Magisterarbeit schrieb er zum Nationalismus chinesischer Studenten in Japan, 2009 promovierte er mit einer Arbeit zu den Grenzen des Chinesischen bei der Stiftung einer nationalen Identität in China zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Bis heute wird Mattens Forschung von der Frage geleitet, wie Ideen unterschiedlicher Herkunft die Debatten in und zu China prägen. Wie werden Nationalismus, Emanzipation, Freiheit und überhaupt die Welt als Ordnungsvorstellung in China diskutiert? Welchen Einfluss hatten die Modernisierungsströmungen im 20. Jahrhundert darauf? “Der Eurozentrismus hat lange den sogenannten Westen als Norm definiert, sei es in Bezug auf Demokratie, Menschenrechte oder gesellschaftliche Strukturen. Mir ist diese Sicht zu einfach gestrickt.”
Schon am Ende der Qing-Dynastie habe sich gezeigt, dass westliche Ideen nicht einfach übernommen wurden. “Stattdessen wurden häufig Narrative aus der Vergangenheit reaktiviert, um beispielsweise die Nation als politische Ordnung zu etablieren oder die Renaissance des Konfuzianismus auszurufen.”
Seit seiner Promotion lehrt Matten an der Universität Erlangen-Nürnberg zur Zeitgeschichte Chinas. Er bedauert, dass es in Deutschland und Europa noch immer zu wenig Wissen über China gibt: “In meinen Seminaren spreche ich von der Asymmetrie des Nichtwissens – Historikerinnen und Historiker in Deutschland wissen weniger über chinesische Geschichte als umgekehrt, und dasselbe gilt für die Disziplinen der Philosophie, Religionswissenschaften, Politikwissenschaften.” Wir müssten deutlich mehr über China lesen und hören, betont er, “vor allem von chinesischen Stimmen.” Doch bei der Sache gibt es einen Haken: die Sprachhürde. “Es fehlt an Übersetzungen, da sollten auch wir Sinologen ran.”
Ob Matten selbst in nächster Zeit zum Übersetzen kommt, ist ungewiss. Neben seiner Lehrtätigkeit arbeitet er an einem Projekt zu der Frage, wie Globalgeschichte aus nichtwestlicher Perspektive geschrieben werden kann. “Parteinahe Historiker in China argumentieren gern, dass es so etwas wie eine Globalgeschichte mit chinesischen Besonderheiten gebe, aber wie diese aussehen soll, ist unklar.” Diese Debatte wird uns in den nächsten Jahren noch intensiv beschäftigen, ist sich Matten sicher. Svenja Napp
Klaus Büchele ist seit Beginn des Monats neuer Senior Manager für Qualitätssicherung für Audi bei FAW-Volkswagen in Changchun. Büchele war zuvor Leiter des Mobilitätsservice der Audi AG in Neckarsulm.
Zhang Yuzhuo ist neuer Parteisekretär der Aufsichts- und Verwaltungskommission für staatliches Vermögen des Staatsrates und ersetzt damit Hao Peng. Zhang hatte erst im August 2021 die Leitung der China Association for Science and Technology (CAST) übernommen. Zuvor war er knapp eineinhalb Jahre Vorsitzender von Sinopec, Chinas größtem Erdgas- und Ölkonzern.
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Feuertopf in der Röhre: In diesem Restaurant in Chongqing können die Gäste ihren Outdoor-Hotpot in umgebauten und beleuchteten Zementröhren köcheln lassen.
die Weltöffentlichkeit achtete am Dienstag vor allem auf die Rede des US-Präsidenten Joe Biden zur Lage der Nation. Weniger Beachtung in der Weltöffentlichkeit, dafür umso mehr bei uns vom China.Table, fand hingegen Xi Jinpings Grundsatzrede. Und auch wenn Xi rhetorisch bei weitem nicht so schillernd wirkte wie Biden, sondern in alter KP-Manier eher sperrig sprach, gab es gute Gründe, ihm genau zuzuhören.
Das hat unser Autor in Peking, Fabian Kretschmer, getan. Xi warnt darin vor “Verwestlichung” und preist den chinesischen Weg als Vorbild für den globalen Süden. Das klingt keineswegs versöhnlich gegenüber dem Westen, wie einige Beobachter zuletzt gehofft hatten, sondern nach Kampfansage.
Um “chinesische Weltordnung” geht es auch in unserem zweiten Text. Fabian Peltsch hat sich mit dem kanadischen Geschichtsprofessor David Ownby unterhalten, der sich intensiv mit den gesellschaftspolitischen Debatten unter Chinas Intellektuellen beschäftigt. Diese sind überraschend lebhaft.
Auch so lebhaft wie die Debatte, die unter deutschen Sinologen geführt wird, wenn es um Zusammenarbeit mit Institutionen der Volksrepublik geht? Während einige größtmögliche Transparenz fordern, fürchten andere, kritische Geister in China potenziell zu gefährden, beschreibt Marcel Grzanna den Streit.
Einig sind sich beide Seiten in einem Punkt: Mehr China-Kompetenz ist vor allen in jenen Forschungsbereichen nötig, die sich bislang wenig mit den politischen Verhältnissen beschäftigt haben. Das könnte sich mit dieser Debatte ändern.
Viel Spaß beim Lesen!
Wenn der 69-Jährige Staats- und Parteichef Xi Jinping seine erste Grundsatzrede seit langem hält, hat die Weltöffentlichkeit guten Grund dazu, einmal genauer zuzuhören. Schließlich skizziert Xi die politische Stoßrichtung Chinas der nächsten Jahre – nur einen Monat, bevor er beim Nationalen Volkskongress seine dritte Amtszeit beginnen wird.
Am Dienstag trat er, wie immer in weißem Hemd und dunkelblauer Arbeitsjacke gekleidet, vor seine führenden Kader in der Parteischule des Zentralkomitees. Xis Kernbotschaft strotzt vor Selbstbewusstsein: China habe “den Mythos entlarvt, dass Modernisierung gleich Verwestlichung” bedeute. Mehr noch: Der chinesische Weg diene den Entwicklungsländern des globalen Südens als Vorbild.
Seit einigen Jahren bereits versucht die Volksrepublik ihr autokratisches Regierungsmodell ins Ausland zu exportieren. Dabei lässt sich in der Argumentation der Staatsführung ein Paradigmenwechsel beobachten: Lehnte Peking früher noch Begriffe wie “Demokratie” und “Menschenrechte” als eurozentristisch ab, hat man diese mittlerweile für sich selbst vereinnahmt.
So behauptet die chinesische Führung schlicht, dass man die bessere, “ganzheitliche Demokratie” repräsentiere und auch die Menschenrechte wesentlich stärker fördere als beispielsweise die Vereinigten Staaten. Dabei wird insbesondere das Recht auf wirtschaftliche Entfaltung hervorgehoben, schließlich hätte kein anderes Land der Welt in solch kurzer Zeit so viele Menschen aus der Armut gehoben wie China.
Ohnehin, so Xi in seiner Rede, habe die Kommunistische Partei seit ihrer Machtübernahme 1949 einen Industrialisierungsprozess in nur wenigen Jahrzehnten abgeschlossen, für den die “entwickelten Länder des Westens mehrere hundert Jahre” gebraucht hätten.
Die Chuzpe, die Xi an den Tag legt, wirkt angesichts der derzeitigen Nachrichtenlage durchaus befremdlich. Erst am Wochenende hat die Ballon-Affäre dafür gesorgt, dass US-Außenminister Antony Blinken seinen lang erwarteten Peking-Besuch platzen ließ. Auch wenn Xi für diese außenpolitische Blamage kaum direkt verantwortlich zu machen ist, ist er es indirekt jedoch sehr wohl: Schließlich hat er ein System geprägt, indem die Hierarchien und die ideologische Kontrolle immer strikter wurden – und Kritik nur mehr schwer formuliert werden kann.
Eine der unmittelbaren Folgen ist eine zunehmende Anfälligkeit für Fehler, wie es das dogmatische Festhalten an der radikalen Null-Covid-Strategie eindrücklich offengelegt hat. Die ideologisch motivierten, wissenschaftlich nicht fundierten Lockdowns haben die Volkswirtschaft insbesondere im Vorjahr massiv ausgebremst.
Dennoch ist Xi davon überzeugt, dass Chinas Staatsbeamte weiter daran arbeiten müssen, einen “effizienteren” Weg als den Kapitalismus zu finden und die Gesellschaft gerechter zu gestalten. Was auf dem Papier nobel klingt, schaut in der Realität weniger rosig aus: Zuletzt hat Xis erratische Wirtschaftspolitik mit zu der höheren Jugendarbeitslosigkeit beigetragen, nachdem beispielsweise die führenden Tech-Unternehmen des Landes massiv reguliert wurden. Ob es der Volksrepublik gelingen wird, die massive Ungleichheit in den Griff zu bekommen, ohne die gesamte Volkswirtschaft zu drosseln, ist bislang offen.
Für Xi Jinping steht jedoch ein Ziel über allen anderen – der Machtanspruch der Kommunistischen Partei: “Nur durch unbeirrbares Festhalten an der Führung durch die Partei” könne das Land eine “glänzende Zukunft haben”. Ohne die Partei jedoch würde das Land seine “Seele verlieren”. Fabian Kretschmer
Das Ausland nimmt gesellschaftliche Debatten in China vor allem durch die gleichgeschaltete Propaganda der Staatsmedien wahr. Daher mag es viele überraschen, dass es auch in China eine lebhafte Diskurskultur gibt. Sie entzieht sich staatlichen Zwängen und versucht, jenseits von Marx und Mao philosophische Lösungen für chinesische Fragen zu finden.
David Ownby, Geschichtsprofessor an der Universität von Montreal, hat sich vorgenommen, das intellektuelle Leben Chinas auch außerhalb der Volksrepublik publik zu machen. Zu diesem Zweck hat er das Online-Projekt “Reading The China Dream” ins Leben gerufen, das regelmäßig ausgewählte Texte zeitgenössischer chinesischer Denker ins Englische übersetzt.
“China ist die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt und der Hauptkonkurrent der USA. Dennoch weiß kaum jemand, dass es aktive, relativ unabhängige Intellektuelle gibt, die interessante Dinge über China und die Welt zu sagen haben”, erklärt Ownby im Interview mit China.Table. Die Intellektuellen Chinas seien auf der Höhe der Zeit.
Ihre Ansätze und Theorien seien denen westlicher Philosophen ähnlicher, als wir denken. “Selbst Intellektuelle, die die amerikanische Hegemonie hassen, argumentieren mit weitgehend westlichen Begriffen dagegen”, sagt Ownby. Weil viele von ihnen nicht als Dissidenten verstanden werden können, würden ihre Werke außerhalb Chinas kaum rezipiert, bedauert er. “Ich denke, dass dies eine große Lücke in unserem Wissen darstellt” – einen blinden Fleck in unserem Weltbild.
Obwohl Themen wie die Souveränität Taiwans oder eine Kritik am Herrschaftsanspruch der Kommunistischen Partei Tabu sind, können die Denker Chinas doch viele Themen öffentlich verhandeln. “Viele von ihnen suchen nach neuen Wegen, Chinas Geschichte zu erzählen”, sagt Ownby.
Ein beliebtes philosophisches Konzept ist etwa Tianxia 天下, die Ordnung “unter einem Himmel”, die schon während der Zhou-Dynastie vor 3.000 Jahren als bestimmend für das Schicksal der Welt beschrieben wurde. Zeitgenössische Denker wie Zhao Tingyang, Liang Zhiping und Xu Jilin versuchen die Idee auf die Gegenwart anzuwenden. Sie sehen Tianxia nicht auf China bezogen nationalistisch, sondern im Sinne einer globalpolitischen Ordnung. Ihrer Deutung zufolge enthält Tianxia das friedliche Zusammenleben aller Völker mit großem gegenseitigen Nutzen.
In Abgrenzung zur “imperialistischen Ausbeutung” der zuletzt westlich geprägten Weltgeschichte passt das Konzept hervorragend zu Xi Jinpings Seidenstraßen-Initiative. Diese salbadert aber stattdessen von “Win-Win” und einer “Schicksalsgemeinschaft der Menschheit“. Im engsten Machtzirkel der Partei sei das neu gedachte Tianxia-Konzept aber längst angekommen, glaubt Ownby.
Die meisten chinesischen Intellektuellen lassen sich nicht leicht instrumentalisieren. Der Parteisprech der Herrschenden erscheine vielen veraltet, ja geradezu peinlich, meint Onwby. Innerhalb der chinesischen Ideengeschichte beziehen sie sich lieber auf Denker wie Kang Youwei als auf Mao Zedong. Kang war ein Vordenker für Reformen zur Modernisierung Chinas Ende des 19. Jahrhunderts. Er sprach sich dafür aus, mehr Traditionen in die moderne Welt zu retten – wie Japan es gemacht hatte.
Xi Jinping dagegen, dessen “Gedanken” mittlerweile an chinesischen Universitäten Pflichtprogramm sind, sieht sich zwar selbst als wichtiger Denker. Ein Großteil der modernen chinesischen Philosophen betrachtet den Staatschef aber nicht als ebenbürtig.
Doch die Intellektuellen nutzen Xis Ambitionen für ihre Zwecke aus, sagt Ownby. Sie diskutieren daher auch über Aufsätze von Xi oder Mitgliedern des Zentralkomitees. Wenn es sein muss, wechseln sie dafür schon mal in den Parteisprech. Bestes beispiel ist Cai Xia 蔡霞, eine pensionierte Professorin der Zentralen Parteischule in Peking. Cai hat eine solide Verteidigung liberaler demokratischer Werte abgeliefert – allerdings in der Sprache der Kommunistischen Partei Chinas.
Auch die aggressiv belehrende Wolf-Warrior-Attitüde chinesischer Diplomaten und Journalisten finden viele Intellektuelle “abstoßend”, glaubt Ownby. “Ich sehe nicht viel offenkundigen Pazifismus, aber es gibt viele Liberale, die über Populismus und Nationalismus in China zutiefst beunruhigt sind.” Gemeinsam ist allen, dass sie mit ihren Gedanken chinesische Lösungen für chinesische Probleme liefern wollen und vielleicht sogar eine Ideologie etablieren, die für das Volk überzeugender ist als der altbackene Unterbau vom “Sozialismus chinesischer Prägung”.
Yao Yang, Wirtschaftswissenschaftler an der Universität Peking, arbeitet beispielsweise seit mehreren Jahren an einem Konzept, das er “konfuzianischen Liberalismus” nennt – eine modernisierte Version der konfuzianischen Texte, die seiner Meinung nach eine Verbesserung des im Westen praktizierten Liberalismus darstellt.
Wie kann Deutschland selbst mehr China-Kompetenz aufbauen und Forschungskooperationen mit der Volksrepublik weniger naiv angehen? Die möglichen Antworten auf diese Fragen führen innerhalb der deutschen China- und Sinologen-Szene immer wieder zu intensiven Debatten. Zuletzt war der Vorschlag zur Einführung eines Zentralregisters für Forschungskooperationen mit Partnern aus autokratisch regierten Staaten auf Kritik gestoßen.
Die Wirtschaftsethikerin Alicia Hennig und der Politologe Andreas Fulda hatten die Idee für ein Zentralregister der Forschenden bei einem Interview mit dem Spiegel ins Spiel gebracht. Während Befürworter größtmögliche Transparenz als wichtiges Mittel zur Verhinderung von Vereinnahmung deutscher Forschung und ihrem Missbrauch sehen, fürchten Gegner eine “Nacktheit” mit drastischen Konsequenzen für die Beteiligten.
“Transparenz ist wichtig, gerade auch in der Zusammenarbeit mit der Volksrepublik China, aber sie muss ihre Grenzen haben”, sagt Björn Alpermann von der Uni Würzburg. Der Sinologe und Xinjiang-Experte glaubt, dass eine Pflicht zur Offenlegung gerade kritische Geister unter chinesischen Kollegen und Kolleginnen potenziell gefährden würde. Er selbst habe in der Vergangenheit bereits Namen chinesischer Co-Autoren oder Mitarbeiter seiner Arbeiten verschwiegen, aus Angst, sie der Willkür des Machtapparats auszusetzen.
Die Befürworter des Registers führen ihrerseits gute Argumente ins Feld. Hennig warnt davor, “dass mangelnde Transparenz zur Verschleierung von ungewünschten Verbindungen zum chinesischen Militär oder der Kommunistischen Partei” führen könne. Bei der Zusammenarbeit mit chinesischen Forschern müsse berücksichtigt werden, dass der “gesamte chinesische Bildungssektor ausschließlich den Zielen der Partei dienen” solle, hatte Hennig in einem Standpunkt im China.Table gewarnt.
Potenzielle chinesische Forschungspartner werden laut Hennig anhand ihrer patriotischen Qualifikation ausgewählt. Es sei illusorisch, eine Unabhängigkeit anzunehmen, zumal chinesische Gesetze alle Bürger und Bürgerinnen des Landes zur Zusammenarbeit mit den Nachrichtendiensten verpflichteten.
Uneinigkeit herrscht jedoch über die Definition von Transparenz. Fulda hatte im Spiegel gesagt: “Man müsste die Konditionen jeglicher Zusammenarbeit offenlegen.” Kompromisse müssten dokumentiert werden und überprüfbar sein. Ein “absolutes Verständnis von Transparenz” solle man daraus jedoch nicht ableiten. Hennig selbst schränkt ein, niemand könne sich 100-prozentige Transparenz ernsthaft wünschen. Für Alpermann wirft das die Fragen auf, welche Kooperationen wem gegenüber konkret offenzulegen wären? Und wer hätte das Recht, sie zu überprüfen?
Alpermann fürchtet, dass ein Register den chinesischen Sicherheitsbehörden sogar Ansatzpunkte böte, “um Druck auf deutsche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auszuüben”. Solche “relational repression” sei in China gängige Praxis, sagt er. Sollte es Selbstzensur in der Chinaforschung geben, würde dies die Situation weiter verschärfen.
Die Debatte wird ausgesprochen emotional geführt, auch weil der latente Vorwurf im Raum steht, dass zu große Eigeninteressen innerhalb der Chinaforschung eine klare Sicht auf die Risiken trübe. “Die derzeitige China-Debatte in Deutschland ist zu stark durch Personen mit Agenda geprägt”, hieß es im Spiegel. Die Wirtschafts-Sinologin Doris Fischer von der Uni Würzburg habe nur noch mit den Augen gerollt, als sie das Interview gelesen hat, kommentierte sie in Sozialmedien.
Alpermann geht der Vorwurf zu weit, die Sinologie in Deutschland sei unterwandert, zumal er nicht belegt sei. Wer wie Hennig und Fulda eine an demokratischen Werten orientierte China-Kompetenz fordere, unterstelle allen Sinologen, die an Unis oder im öffentlichen Dienst arbeiteten, dass sie ihren Amtseid auf die freiheitlich-demokratische Grundordnung verletzten. “Das ist schlicht Verleumdung”, meint Alpermann.
Doch bei aller Kontroverse sind sich Befürworter und Gegner eines Zentralregisters einig darüber, dass in der Wissenschaft künftig mit allen Autokratien generell vorsichtiger umgegangen werden müsse. Alpermann sieht die Risiken besonders in naturwissenschaftlichen und technischen Disziplinen, deren Erkenntnisse zum Beispiel in Kontroll- oder Überwachungswerkzeuge fließen könnten. Hennig und Fulda dagegen weisen auch auf die Risiken in den geistes- und sozialwissenschaftlichen Feldern hin, die mit ihren Ergebnissen unfreiwillig ideologische Unterstützung für das chinesische Regime liefern könnten.
Das Dilemma besteht darin, einen Mittelweg zu finden, der die Argumente beider Seiten berücksichtigt. “Die konkreten Parameter eines solchen Registers haben wir noch nicht thematisiert. Diese müssten kollektiv debattiert und ausgehandelt werden. Jegliche Aufregung diesbezüglich kommt also verfrüht”, sagt Hennig.
Doch sowieso sollte es keineswegs nur um die Chinaforschung gehen. Die hilft zwar dabei, die Volksrepublik besser verstehen zu lernen und daraus politische Maßnahmen zu generieren. Doch betroffen von der Problematik sind alle Forschungskooperationen in allen Fachgebieten. Denn dort ist höchst selten ausreichende China-Kompetenz vorhanden. Dabei ist genau diese Kompetenz notwendig, um die Risiken bei Kooperationen mit der chinesischen Seite zu bewerten und Leitfäden zur Bewältigung dieser Risiken zu entwickeln.
Nach dem Abschuss eines mutmaßlich zu Spionagezwecken genutzten chinesischen Überwachungsballons über US-Territorium hat US-Präsident Joe Biden die Führung in Peking mit deutlichen Worten gewarnt. “Wenn China unsere Souveränität bedroht, werden wir handeln, um unser Land zu schützen, und das haben wir getan”, sagte Biden bei seiner offiziellen Rede zur Lage der Nation am Dienstagabend in Washington.
Er rief Republikaner und Demokraten in seiner Rede vor beiden Kammern des US-Kongresses zu mehr Einigkeit auf. “Lasst uns klar sein: Den Wettstreit zu gewinnen, sollte uns alle vereinen.” Er sei aber entschlossen, mit China dort zusammenzuarbeiten, wo US-amerikanische Interessen zum Wohle der Welt gefördert werden könnten. Er habe dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping in der Vergangenheit deutlich gemacht, dass die USA den Wettbewerb suchten, nicht den Konflikt.
Chinas Führung reagierte dennoch erbost. “Es ist nicht die Praxis eines verantwortungsbewussten Landes, ein Land zu verleumden oder die legitimen Entwicklungsrechte des Landes unter dem Vorwand des Wettbewerbs einzuschränken”, sagte Mao Ning, Sprecherin des Außenministeriums in Peking. China habe keine Angst vor einem Wettbewerb mit den USA, sei aber “dagegen, dass das gesamte Verhältnis zwischen China und den USA mit Blick auf Wettbewerb definiert wird”. flee
Das Pentagon hatte eigenen Angaben zufolge unmittelbar nach dem Abschuss des mutmaßlichen chinesischen Spionageballons das Gespräch mit Peking gesucht. Die chinesische Führung habe das Angebot jedoch ausgeschlagen. Das bestätigte der Sprecher des US-Verteidigungsministeriums, Pat Ryder, am Dienstag.
Das Pentagon bedauere die Ablehnung. “Wir sind davon überzeugt, dass die Aufrechterhaltung offener Kommunikationswege zwischen den Vereinigten Staaten und der Volksrepublik China wichtig ist, um die Beziehungen verantwortungsvoll zu gestalten”, erklärte Ryder weiter. Gerade in Momenten wie diesem sei die Kommunikation zwischen den Streitkräften beider Länder besonders wichtig.
Wie die Washington Post berichtet, ist der Ballon Teil eines umfangreichen Überwachungsprogramms. Derartige Ballons hätten seit Jahren Informationen über militärische Einrichtungen in Ländern und Gebieten gesammelt, die für China von strategischem Interesse seien, berichtete die Zeitung unter Berufung auf US-Geheimdienstkreise. Dazu zählten zum Beispiel Japan, Indien, Vietnam, Taiwan und die Philippinen. Die Ballons würden zum Teil von der Küste der südchinesischen Insel Hainan aus operieren. Sie seien bisher über fünf Kontinenten gesichtet worden.
“Die Chinesen haben eine unglaublich alte Technologie mit modernen Kommunikations- und Beobachtungsmöglichkeiten kombiniert, um Informationen über die Streitkräfte anderer Länder zu sammeln”, zitiert die Washington Post einen nicht namentlich genannten US-Regierungsvertreter.
Das US-Außenministerium hat der Zeitung zufolge an jede US-Botschaft detaillierte Informationen über die Überwachungsballons geschickt, die mit Verbündeten und Partnern geteilt werden können. “Unsere Verbündeten und Partner sind sehr daran interessiert”, sagte der Regierungsvertreter. flee
Ungeachtet aller politischen Warnungen vor einer zu starken Abhängigkeit ist der Handel der deutschen Wirtschaft mit China im vergangenen Jahr auf einen Rekordwert gestiegen. Zwischen beiden Ländern wurden Waren im Wert von rund 298 Milliarden Euro gehandelt. Das ist ein Anstieg von rund 21 Prozent im Vergleich zu 2021, wie aus aktuellen Daten des Statistischen Bundesamtes hervorgeht. Die Statistikbehörde bestätigt damit Daten der von Germany Trade & Invest (GTAI), die bereits in der vergangenen Woche vorlagen.
Damit blieb die Volksrepublik das siebte Jahr in Folge der wichtigste deutsche Handelspartner, gefolgt von den USA (rund 248 Milliarden Euro) und den Niederlanden (knapp 234 Milliarden Euro). “Handelsströme ändern sich nicht über Nacht”, kommentierte der Chefvolkswirt des Mercator Institute for China Studies (Merics), Max Zenglein, die Entwicklung. “Das Land wird noch eine ganze Weile unser wichtigster Handelspartner bleiben.”
2022 wurden Waren im Wert von gut 191 Milliarden Euro aus der Volksrepublik eingeführt und damit gut ein Drittel mehr als 2021. Deutschland kauft vor allem Elektronik und Elektrotechnik in China, aber auch Textilien/Bekleidung, Maschinen und chemische Produkte. Die Exporte von Waren “Made in Germany” nach China legten dagegen nur um 3,1 Prozent auf rund 107 Milliarden Euro zu. In der Handelsbilanz mit der Volksrepublik weist Deutschland damit ein Defizit von rund 84 Milliarden Euro aus.
“China ist wichtig als Exportmarkt, aber weit weniger wichtig als es in der öffentlichen Wahrnehmung erscheint. Die USA sind hier wesentlich bedeutender für die deutsche Wirtschaft”, sagte Zenglein. “Die Exporte nach China sind ausgereizt, da sind keine großen Sprünge mehr zu erwarten. Wir haben hier das Plateau erreicht.”
Politik und Wissenschaft sind angesichts der starken Verflechtung in einigen Bereichen dennoch alarmiert. “Problematisch ist vor allem die Abhängigkeit von kritischen Rohstoffen, auf deren Import wir wegen der Energie- und Verkehrswende angewiesen sind”, sagte der Leiter der Abteilung Weltwirtschaft im Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), Lukas Menkhoff, zu Reuters. Deutschland importiert etwa zwei Drittel der Seltenen Erden aus China. Die Metalle sind etwa in Akkus, Halbleitern oder Magneten in Elektroautos unverzichtbar. rtr
Trotz der Feiertage rund um das chinesische Neujahrsfest sind die Autoverkäufe deutlich zurückgegangen. Im Januar wurden nach Angaben des Branchenverbands PCA 1,29 Millionen Fahrzeuge verkauft, rund 38 Prozent weniger als im Vorjahresmonat. PCA teilte die Zahlen am Mittwoch mit.
Vor allem umweltfreundlichere Autos verkauften sich schlecht. Der Absatz von Elektroautos und Plug-in-Hybriden ging im Vergleich zum Dezember um mehr als 48 Prozent zurück. Der Verband erklärte dies unter anderem mit dem Wegfall von Subventionen für einige E-Fahrzeuge. Viele Kunden hatten ihre Käufe daher bereits in das Schlussquartal 2022 vorgezogen.
Zudem konnten die Menschen in China zum chinesischen Neujahrsfest erstmals seit 2020 wieder frei reisen, nachdem die Corona-Beschränkungen am 7. Dezember aufgehoben wurden. Viele Produktionslinien waren länger als üblich gestoppt. flee
Das Interesse an China begann für Marc Matten mit einem Flohmarktbesuch in den 1990er-Jahren. Damals noch Schüler, fiel ihm ein Buch von Edgar Snow in die Hände, dem US-amerikanischen Journalisten, der seine Begegnung mit Mao Zedong in dem weltberühmten Bestseller “Roter Stern über China” festhielt. Matten war fasziniert. “Als wenig später unsere Stadtbibliothek alte Bestände aussortierte, nahm ich alles mit, das mit China zu tun hatte.”
Nach dem Abitur studierte Matten Sinologie, Japanologie und VWL in Bonn, reiste nach Changchun und Tokio. Am Anfang seien es vor allem “profane Gründe” gewesen, die ihn nach China brachten. “Das wirtschaftliche Wachstum hat mich gelockt und die Aussicht auf eine Unternehmenskarriere.”
In Changchun hoffte er, einen Praktikumsplatz bei VW zu ergattern, dann änderte sich sein Interesse grundlegend und er begann, die moderne chinesische Geschichte zu studieren. Seine Magisterarbeit schrieb er zum Nationalismus chinesischer Studenten in Japan, 2009 promovierte er mit einer Arbeit zu den Grenzen des Chinesischen bei der Stiftung einer nationalen Identität in China zu Beginn des 20. Jahrhunderts.
Bis heute wird Mattens Forschung von der Frage geleitet, wie Ideen unterschiedlicher Herkunft die Debatten in und zu China prägen. Wie werden Nationalismus, Emanzipation, Freiheit und überhaupt die Welt als Ordnungsvorstellung in China diskutiert? Welchen Einfluss hatten die Modernisierungsströmungen im 20. Jahrhundert darauf? “Der Eurozentrismus hat lange den sogenannten Westen als Norm definiert, sei es in Bezug auf Demokratie, Menschenrechte oder gesellschaftliche Strukturen. Mir ist diese Sicht zu einfach gestrickt.”
Schon am Ende der Qing-Dynastie habe sich gezeigt, dass westliche Ideen nicht einfach übernommen wurden. “Stattdessen wurden häufig Narrative aus der Vergangenheit reaktiviert, um beispielsweise die Nation als politische Ordnung zu etablieren oder die Renaissance des Konfuzianismus auszurufen.”
Seit seiner Promotion lehrt Matten an der Universität Erlangen-Nürnberg zur Zeitgeschichte Chinas. Er bedauert, dass es in Deutschland und Europa noch immer zu wenig Wissen über China gibt: “In meinen Seminaren spreche ich von der Asymmetrie des Nichtwissens – Historikerinnen und Historiker in Deutschland wissen weniger über chinesische Geschichte als umgekehrt, und dasselbe gilt für die Disziplinen der Philosophie, Religionswissenschaften, Politikwissenschaften.” Wir müssten deutlich mehr über China lesen und hören, betont er, “vor allem von chinesischen Stimmen.” Doch bei der Sache gibt es einen Haken: die Sprachhürde. “Es fehlt an Übersetzungen, da sollten auch wir Sinologen ran.”
Ob Matten selbst in nächster Zeit zum Übersetzen kommt, ist ungewiss. Neben seiner Lehrtätigkeit arbeitet er an einem Projekt zu der Frage, wie Globalgeschichte aus nichtwestlicher Perspektive geschrieben werden kann. “Parteinahe Historiker in China argumentieren gern, dass es so etwas wie eine Globalgeschichte mit chinesischen Besonderheiten gebe, aber wie diese aussehen soll, ist unklar.” Diese Debatte wird uns in den nächsten Jahren noch intensiv beschäftigen, ist sich Matten sicher. Svenja Napp
Klaus Büchele ist seit Beginn des Monats neuer Senior Manager für Qualitätssicherung für Audi bei FAW-Volkswagen in Changchun. Büchele war zuvor Leiter des Mobilitätsservice der Audi AG in Neckarsulm.
Zhang Yuzhuo ist neuer Parteisekretär der Aufsichts- und Verwaltungskommission für staatliches Vermögen des Staatsrates und ersetzt damit Hao Peng. Zhang hatte erst im August 2021 die Leitung der China Association for Science and Technology (CAST) übernommen. Zuvor war er knapp eineinhalb Jahre Vorsitzender von Sinopec, Chinas größtem Erdgas- und Ölkonzern.
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Feuertopf in der Röhre: In diesem Restaurant in Chongqing können die Gäste ihren Outdoor-Hotpot in umgebauten und beleuchteten Zementröhren köcheln lassen.