drückende Hitze, starker Regen: Pekinger Sommer waren immer schon heiß, Gewitter und Wolkenbrüche in der Hauptstadt können auch mal heftiger ausfallen. Was vor ein paar Wochen passierte, war dann aber doch extrem. Vom Himmel prasselnde Wassermassen spülten ganze Brücken weg. An anderen Tagen übertraf die Temperatur alle Rekorde.
Klimaforscher sagen voraus, dass es Hitzewellen wie in diesem Sommer künftig alle fünf Jahre geben wird. Vor allem die Nordchinesische Tiefebene, in der auch Peking liegt, wird betroffen sein – eine Region, in der hunderte Millionen Menschen leben. Jörn Petring beschreibt, was die Wissenschaftler für China und Europa voraussagen.
Unliebsame Umweltschützer lassen sich derweil etwas leichter handhaben als die Kapriolen des Klimas: Einfach wegsperren und schon ist Ruhe. So zumindest die Logik der chinesischen Behörden. Dabei ist eine gesunde und saubere Umwelt seit dem vergangenen Jahr offiziell ein Menschenrecht. Das zumindest sagen die Vereinten Nationen.
Die Uno stellt daher kritische Fragen zum Verbleib von neun tibetischen Umweltaktivisten, die verschwunden sind. Von dreien ist zumindest bekannt, dass sie sich in Haft befinden. Über einen weiß man, dass er gefoltert wurde. Von den anderen fehlt jede Spur. Im Januar dürfte das Thema beim Menschenrechtsrat in Genf auf den Tisch kommen, schreibt Marcel Grzanna, und erzählt, was über die Vorgänge bekannt ist.
Ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen Tag.
Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen bringen die chinesischen Behörden in Erklärungsnot. In einem Bericht von Anfang August fordern sie Informationen über das Schicksal neun tibetischer Umweltaktivisten. Die UN-Experten wollen wissen, weshalb die Tibeter in Haft sitzen und wie es den Betroffenen geht. Alle Neun waren zwischen 2010 und 2019 verhaftet worden.
In den meistern Fällen gibt es nur spärliche Informationen. Die Familien der Inhaftierten werden im Dunkeln gelassen. Weder ist bekannt, ob und wofür die Aktivisten verurteilt wurden, wo sie untergebracht sind und ob sie überhaupt noch leben. Nur in drei Fällen ist der UN überhaupt die Dauer der Haftstrafen bekannt. “Der Mangel an Informationen seitens der chinesischen Behörden könnte als bewusster Versuch gewertet werden, die Welt diese Menschenrechtsverteidiger vergessen zu lassen, während sie Jahr für Jahr in Isolation verbringen”, heißt es in der Erklärung.
Der Vorstoß der Berichterstatter folgt rund ein Jahr, nachdem die UN das Recht auf eine saubere, gesunde und nachhaltige Umwelt durch den Menschenrechtsrat und die Generalversammlung anerkannt hatte. Im Juli 2022 stimmten 161 Staaten für die Resolution. China und sieben andere Staaten enthielten sich.
Der Umgang mit Menschenrechtsaktivisten wurde damals in der Resolution zwar nicht explizit erwähnt, was auf entsprechende Kritik durch einige Mitgliedsstaaten stieß. Dennoch nutzt sie den Berichterstattern nun als Hintertür, um China mit den Fragen zu konfrontieren. Die Resolution verstärkt die Legitimität der Experten, die Volksrepublik an ihre eigenen Versprechen zu erinnern und sie daran zu messen. So heißt es in dem Report: “Wenn China sich verpflichtet, die Auswirkungen des Klimawandels zu bekämpfen, sollte es von der Verfolgung von Menschenrechtsverteidigern im Umweltbereich absehen und alle neun sofort freilassen.”
Verantwortlich für den Report sind die Sonderberichterstatterin für die Situation von Menschenrechtsverteidigern, der Sonderberichterstatter für Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit sowie der Sonderberichterstatter für Menschenrechtsverpflichtungen in Bezug auf eine sichere, saubere, gesunde und nachhaltige Umwelt. Das Trio, das mit der chinesischen Regierung in Kontakt steht, liefert einen Vorgeschmack darauf, was China im Januar des kommenden Jahres vor dem Menschenrechtsrat in Genf erwartet. Dann muss die Volksrepublik im Rahmen der Universal Periodic Review (UPR) konkret vor dem Gremium Stellung beziehen zu den Fortschritten ihrer Menschenrechtsarbeit.
Die Umweltaktivisten aus Tibet könnten dann zur Sprache kommen. Die neun Genannten sollen allesamt inhaftiert worden sein, nachdem sie gegen illegale Bergbauaktivitäten protestiert oder die Wilderei gefährdeter Tierarten aufgedeckt hatten. Einzelheiten bleiben unbekannt. Den UN-Experten zufolge ist unklar, inwieweit die Tibeter Zugang zu einem Rechtsbeistand hatten und ob sie medizinisch versorgt werden. Der Gesundheitszustand mindestens eines Inhaftierten sei besorgniserregend.
Anya Sengdra war im September 2018 festgenommen und mehr als ein Jahr lang willkürlich festgehalten worden, ehe er im Dezember 2019 zu sieben Jahren Haft verurteilt wurde. Diese sitzt er sehr wahrscheinlich im tibetischen Verwaltungsbezirk Golog der Provinz Qinghai ab. Es gibt Berichte von Menschenrechtsorganisationen, dass der vermutlich 52-Jährige gefoltert wurde und sich in einem schlechten körperlichen Zustand befinde. Ihm wurde vor Gericht unter anderem vorgeworfen, Ärger provoziert und eine Gruppe formiert zu haben, um die soziale Ruhe zu stören.
Deutlich schlechter informiert sind die Berichterstatter über Dorjee Daktal und Kelsang Choklang. Im Fall Daktal ist lediglich bekannt, dass er Ende kommenden Jahres nach dann elf Jahren Haft wegen seines Engagements gegen illegalen Bergbau aus dem Gefängnis der tibetischen Präfektur Naqu entlassen werden müsste. Der Mönch Choklang hätte Anfang 2024 seine Strafe verbüßt. Ob er noch lebt, ist unklar. Der Tibetan Centre for Human Rights and Democracy im indischen Dharamsala, dem Sitz der tibetischen Exilregierung, konnte lediglich den Grund seiner Festnahme ermitteln. Er habe illegalerweise eine Versammlung organisiert, heißt es. Im Fall der sechs anderen im Bericht erwähnten Tibeter ist die Dauer der Haftstrafen unklar.
Ohnehin bilden die neun Betroffenen nur die Spitze eines Eisbergs. Die International Campaign for Tibet (ICT) hatte vor etwa einem Jahr 50 Fälle von tibetischen Umweltaktivisten dokumentiert, die seit 2008 zu zwischen 21 Monaten und 21 Jahren Haft verurteilt worden sind. ICT-Geschäftsführer Kai Müller erkennt dahinter Methode. Er fordert, China müsse beweisen, “dass die behauptete Priorität des Umweltschutzes mehr ist als ein Deckmäntelchen für die ungehinderte Ausbeutung des tibetischen Hochlands.”
Müller hofft, dass die neun Fälle vor dem UN-Menschenrechtsrat zur Sprache kommen und sieht auch die deutsche Politik in der Pflicht. Die Bundesregierung solle Fragen von Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechten in den geplanten Klima- und Transformationsdialog mit der chinesischen Regierung einbringen, fordert er.
Große Teile Chinas erleben in diesem Sommer eine ungewöhnliche Hitzewelle. Trifft ein, was Forscher in einer neuen Analyse voraussagen, dann dürfte die Volksrepublik künftig noch deutlich häufiger von extrem hohen Temperaturen betroffen sein.
Die Warnung kommt von der World Weather Attribution Research Group, einem internationalen Zusammenschluss von Klimaforschern. Laut dem Ende Juli veröffentlichten Bericht könnte China in Zukunft alle fünf Jahre eine große Hitzewelle erleben. Damit wäre es deutlich stärker betroffen als andere Regionen der Welt. So werden für Mexiko und die USA alle 15 Jahre Hitzewellen vorhergesagt, in Südeuropa könnte es alle zehn Jahre zu außergewöhnlich großer Hitze kommen.
Für die Zunahme extremer Wetterereignisse machen die Forscher eindeutig den Klimawandel verantwortlich. “Ohne den vom Menschen verursachten Klimawandel wären diese Hitzeereignisse extrem selten”, schreiben die Autoren. In China käme es nur alle 250 Jahre zu einer ähnlichen Hitze wie heute. In Amerika und Südeuropa wären solche Hitzewellen “praktisch ausgeschlossen”.
“Wenn die Welt nicht bald aufhört, fossile Brennstoffe zu verbrennen, werden diese Ereignisse noch häufiger werden und die Welt wird noch heißere und länger andauernde Hitzewellen erleben”, so die Forscher.
Wissenschaftler warnen schon seit längerem vor den Auswirkungen künftiger Hitzewellen in China. Laut einer im vergangenen Jahr veröffentlichten Studie unter der Leitung der Klimaforscherin Wang Pinya dürfte vor allem die Nordchinesische Tiefebene (华北平原) zu einem künftigen Hotspot werden.
Das Gebiet umfasst die Städte Peking und Tianjin sowie die Provinzen Hebei, Shandong, Henan, Anhui und Jiangsu. Es handelt sich also um ein Gebiet, in dem Hunderte von Millionen Menschen leben. Bis 2050 wird keine andere Region stärker von extrem hohen Temperaturen und Ozonbelastung betroffen sein, so die Studie.
Zwischen 2014 und 2019 wurden dort 40 Tage mit extremer Hitze und Ozonbelastung registriert, das sind fast sieben Tage pro Jahr. Nach einem der vier in der Studie vorgestellten Szenarien könnten im Zeitraum von 2046 bis 2050 jedoch 110 solcher Extrem-Tage erreicht werden, was jährlich 15 zusätzlichen Tagen entspricht. Eine deutliche Zunahme bis 2050 sei in allen vier vorgestellten Szenarien trotz Maßnahmen zur Verringerung der Ozonbelastung sicher, warnten die Wissenschaftler.
Vor allem Peking hatte in diesem Sommer bereits mit extremer Hitze zu kämpfen. Mehrfach stiegen die Temperaturen auf über 40 Grad. Bereits Mitte Juli brach die Hauptstadt den Rekord für die meisten heißen Tage in einem Jahr. Bis zu diesem Zeitpunkt kletterten die Temperaturen bereits an 27 Tagen über die 35-Grad-Marke.
Auch nach dem traditionellen Mondkalender wird die Hitze in China noch eine Weile anhalten. Demnach ist das Land am 11. Juli in die sogenannte Sanfu-Periode (三伏) des Jahres eingetreten. Diese Zeit wird in drei Abschnitte unterteilt: tou fu (头伏), zhong fu (中伏) und mo fu (末伏). Die chinesischen Hundstage sollen in diesem Jahr etwa 40 Tage dauern, also bis zum 20. August.
Ein schwerer Schlag für Intel, den US-amerikanischen Weltmarktführer bei Prozessoren: Das Unternehmen wird den israelischen Chiphersteller Tower Semiconductor nicht übernehmen, weil die Freigabe aus China fehlt. Einer Fusion unter Unternehmen mit starker Marktstellung müssen die Kartellbehörden der wichtigen Volkswirtschaften zustimmen, damit die Zusammenlegung der Landesgesellschaften vor Ort vollzogen werden kann. Aus allen anderen Ländern kam das OK, nur China stellte sich quer.
Einen offiziellen Grund gaben die Behörden in Peking nicht an. Sie lehnten die Übernahme auch nicht ausdrücklich ab – sie bezogen einfach bis zum Ablaufen einer von Intel gesetzten Frist keine Stellung. Das Vorgehen gilt als Reaktion auf zahlreiche Handelsbeschränkungen durch die USA unter den Präsidenten Donald Trump und Joe Biden. China zeigt sich derzeit seinerseits betont unkooperativ.
Tower Semiconductor stellt Chips im Auftrag anderer Unternehmen her, das Geschäftsmodell ähnelt damit also dem des taiwanischen Produzenten TSMC. Der Unterschied zu TSMC: Während die Taiwaner an vorderster Front der Technik agieren, stellt Tower eher etablierte Chipklassen her. An seinem neuen, hoch subventionierten Standort in Magdeburg wollte Intel Chips auch als Auftragshersteller tätig werden. Dabei hätte das Firmenwissen von Tower eine Rolle spielen können. fin
China hat im Handelskrieg gegen die USA einen Rüffel der Welthandelsorganisation (WTO) kassiert: Die zusätzlichen Zölle, die Peking als Vergeltung auf die Stahl- und Aluminium-Zölle der USA erhoben hat, verstoßen gegen grundlegende Handelsverpflichtungen. Das Urteil eines Gremiums von drei WTO-Experten wurde am Mittwoch veröffentlicht.
Das chinesische Außenministerium kritisierte die Entscheidung. Die Gegenmaßnahmen seien legitim gewesen, sagte ein Sprecher am Mittwoch. Er forderte die USA auf, ihr “protektionistisches Verhalten” umgehend einzustellen.
Die ursprünglichen Zölle waren 2018 unter US-Präsident Donald Trump Zölle eingeführt worden. Seine Regierung verhängte 25 Prozent auf Stahlimporte und zehn Prozent auf Aluminiumimporte. China belegte daraufhin auf US-Produkte im Wert von 2,4 Milliarden US-Dollar mit Zusatzzöllen, unter anderem auf Alu-Abfälle, Schweinefleisch und Obst. Die WTO-Experten stimmten den Vorwürfen Washingtons zu, dass die Zölle Chinas die Behandlung als sogenanntes Meistbegünstigungsland (auf Englisch “most favoured nation”) verweigerten und dass Peking gegen andere Handelszugeständnisse verstoßen habe, die es bei seinem WTO-Beitritt gemacht hatte.
Das Meistbegünstigungsprinzip der Organisation ist die Verpflichtung ihrer 164 Mitglieder, andere Unterzeichner unterschiedslos zu behandeln oder Entschädigungen in Form von Handelszugeständnissen zu gewähren. Entweder China oder die USA können nun innerhalb der nächsten 60 Tage Berufung gegen das Urteil einlegen. ari
Chinas E-Auto-Gigant BYD zieht öffentlichkeitswirksam in den Kampf gegen Korruption im eigenen Unternehmen. Das Unternehmen ermutigt laut einer Mitteilung der Audit and Supervision-Abteilung des Unternehmens auf dem offiziellen Wechat-Konto “Incorruptible BYD” Mitarbeiter, Partner und andere Insider, Korruptionsvorfälle im Unternehmen zu melden. Das berichtet The Paper aus Shanghai. Demnach soll es für effektive Hinweise hohe Belohnungen bis zu fünf Millionen Yuan geben, möglichen Whistleblowern wird Vertraulichkeit zugesichert.
Die firmeninterne Ermittlungsarbeit ist nichts Ungewöhnliches, so entließ zum Beispiel Internetkonzern Tencent zu Beginn des Jahres mehr als 100 Mitarbeitende nach Korruptionsvorwürfen. Mit eigenen Ermittlungen könnte BYD den Behörden zuvorkommen. Xi Jinpings Anti-Korruptionskampagne nimmt immer wieder unterschiedliche Branchen ins Visier, nach Banken, Börsenaufsicht und natürlich auch der Partei selbst ist zuletzt die Gesundheitsbranche in den Fokus geraten. jul
Der US-Flugzeugbauer Boeing hat Alvin Liu zum Leiter seiner China-Sparte ernannt. Die Spitzenpersonalie kommt in einer Zeit schlechter Beziehungen der USA zum wichtigen Luftfahrtmarkt China. Liu kommt aus der Automobilindustrie und arbeitete zuvor bei Ford und Chrysler. Im Jahr 2022 wechselte er zu Boeing.
Liu tritt die Nachfolge von Boeing-Veteranin Sherry Carbary an. Das Unternehmen machte keine Angaben zu seinem Alter oder seiner Nationalität, sagte aber, er habe sein Regierungsteam in China geleitet. Mit Liu erhofft sich der US-amerikanische Flugzeughersteller, wieder engere Beziehungen zu China aufbauen zu können.
Die Volksrepublik nimmt die Importe von Boeing-Flugzeugen angesichts des US-chinesischen Handelskriegs nur langsam wieder auf. Der US-amerikanische Flugzeughersteller schätzt, dass China in den nächsten 20 Jahren 8.500 neue Flugzeuge sowie kommerzielle Dienstleistungen im Wert von 550 Milliarden US-Dollar benötigen wird. “Ich werde dafür sorgen, dass unser Team bereit ist, unsere Kunden zu unterstützen und diese Nachfrage zu befriedigen”, sagte Liu laut einer Mitteilung des Konzerns.
Lius Ernennung kommt für Boeing zu einer Zeit, in der die geopolitischen Spannungen zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt schwierig sind. Das Unternehmen hat auch gegenüber seinem Erzrivalen Airbus an Boden verloren, der vor Kurzem eine zweite Montagelinie für Jets in Tianjin angekündigt hat. rtr/ari
Die australische Regierung prüft, nach dem Vorbild der Europäischen Union Zölle auf Waren zu erheben, die aus Ländern mit weniger ehrgeizigen Klimazielen importiert werden. Das berichtet der Guardian. Klima- und Energieminister Chris Bowen hat demnach angekündigt, zunächst über Zölle auf Stahl- und Zementeinfuhren zu beraten, was auch Auswirkungen auf den Handel mit China haben könnte.
In Australien legt ein Gesetz seit kurzem bereits harte Obergrenzen für den Treibhausgasausstoß der rund 200 größten industriellen Emittenten fest. Laut Guardian gelten die Grenzwerte aber für “dem Handel ausgesetzte” Stahl- und Aluminiumfabriken nur eingeschränkt. Beide Industrien sind für den Handel mit China sehr wichtig.
Nun denke die Regierung über weitere Schutzvorkehrungen nach. Dem Guardian zufolge sagte Bowen, man werde sich das Modell der EU “im australischen Kontext genau ansehen”. Bis zum dritten Quartal 2024 erwarte er dazu einen Bericht mit wissenschaftlich gestützten Empfehlungen.
CO₂-Zölle, die offiziell CO₂-Grenzabgaben (CBAM) heißen, sollen Wettbewerbsnachteile für CO₂-intensive heimische Sektoren ausgleichen, die durch klimapolitische Vorgaben entstehen können. Dadurch wollen die Staaten verhindern, dass Stahl-, Zement- oder Chemiefabriken ins Ausland abwandern. Die EU wird die CO₂-Grenzzölle im Rahmen des CBAM ab 2026 erheben. Alexandra Endres
“Berlin und Chengdu sind sich sehr ähnlich”, findet Xuedan Tang, Leiterin des C/LENS Filmfestivals Berlin. “Die beiden Städte sind sehr offen und interkulturell.” Was sie an der deutschen Hauptstadt jedoch besonders beeindruckt: Selbst wenn es bei ihren Filmvorführungen manchmal um etwas langatmige und schwere Themen gehe, seien die Zuschauer in Berlin meist sehr aufgeschlossen, neugierig und stellten richtig gute Fragen. “Wir haben jedes Mal ein volles Haus”, resümiert Tang.
Ihren Weg nach Berlin hat die Chinesin mehr durch Zufall gefunden. In Chengdu geboren, entsteht Tangs Liebe zum Film schon in der Mittelschule, wo sie Arthouse-Filme im neu entstehenden, chinesischen Internet für sich entdeckt. Regisseure wie Lou Ye, Jia Zhangke, und in letzter Zeit Gu Tao und Chen Dongnan, inspirieren sie dabei immer wieder. Dennoch entscheidet sie sich zunächst für ein Politikstudium in Shanghai, bevor sie beim Auslandssemester in New York fast ausschließlich Filmkurse besucht und sich schrittweise in dem Metier professionalisiert.
Ein Thema, das ihr dabei von Anfang an am Herzen liegt: Urbanisierung und die Situation von Wanderarbeitern und deren Kindern in China. Sie selbst kann sich mit der Thematik gut identifizieren: Ihr eigener Großvater konnte aufgrund guter schulischer Leistungen vom Land in die Provinzhauptstadt Chengdu ziehen. Ein Glücksfall, sagt Tang, und Ausgangspunkt für die vielen Chancen, von denen sie heute profitiert.
Nach ihrem Bachelor will Tang etwas “praktischeres” als Politik in China machen, weshalb sie erst in London Kunst- und Kulturmanagement studiert und dann vorübergehend als Dokumentarfilmproduzentin nach China zurückkehrt. 2021 kommt sie dann über das Bundeskanzler-Stipendium der Alexander von Humboldt Stiftung nach Berlin. Aus dem Wunsch, sich mit der Stadt und ihrer eigenen Identität in der Fremde auseinanderzusetzen und selbst einen Teil beizutragen, entwickelt sie die Idee für das chinesische Indie-Filmfestival “C/LENS”. Dessen Schwerpunkt liegt darauf, verschiedene deutsche und chinesische Realitäten miteinander zu verknüpfen, thematischer Fokus: Gender, Feminismus, Urbanisierung und prekäre Arbeitsverhältnisse.
Anders als vermutet, gebe es in China eine lebhafte Szene für Independent-Filme, aber diese schafften es wegen der Zensur nur selten in die offiziellen Kinos, erklärt Tang. Stattdessen gibt es selbstorganisierte Filmkollektive und private Filmvorführungen, bei denen regelmäßig verschiedenste Filmprojekte gezeigt werden. Einige Regisseure stellten ihre Werke auch für eine freiwillige Spende im Internet zur Verfügung, weil sie wüssten, dass eine staatlich genehmigte Veröffentlichung nicht infrage komme. Das sind die Filme, die Tang mit dem “C/LENS”-Festival einem deutschen Publikum in Berlin näher bringen möchte.
Inzwischen konnte Tang ihr Visum um drei Jahre verlängern und hofft, das Festival weiter ausbauen zu können. Für Oktober 2023 steht die nächste Veranstaltung an und auch eine Kooperation mit anderen asiatischen Filmfestivals ist geplant. Clemens Ruben
Anton Melchers ist im Juli zum Managing Director beim Familienunternehmen C. Melchers GmbH & Co. KG befördert worden. Melchers verwaltet von Shanghai aus seit 2018 das Geschäft in China.
Thomas Ruhnau ist seit Juni Head of Controlling China bei der BMW Group. Ruhnau war zuvor
Head der Long Term Target Steering Sales Division.
Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!
Stürmischer Strandtag – die dunkelblauen Wolken hängen über dem Jintan-Strand, als dieser Fischer sein Netz nach Hause trägt. Jintan liegt auf der Insel Wanwei in Chinas südlicher Autonomen Region Guangxi Zhuang, die an Vietnam grenzt.
drückende Hitze, starker Regen: Pekinger Sommer waren immer schon heiß, Gewitter und Wolkenbrüche in der Hauptstadt können auch mal heftiger ausfallen. Was vor ein paar Wochen passierte, war dann aber doch extrem. Vom Himmel prasselnde Wassermassen spülten ganze Brücken weg. An anderen Tagen übertraf die Temperatur alle Rekorde.
Klimaforscher sagen voraus, dass es Hitzewellen wie in diesem Sommer künftig alle fünf Jahre geben wird. Vor allem die Nordchinesische Tiefebene, in der auch Peking liegt, wird betroffen sein – eine Region, in der hunderte Millionen Menschen leben. Jörn Petring beschreibt, was die Wissenschaftler für China und Europa voraussagen.
Unliebsame Umweltschützer lassen sich derweil etwas leichter handhaben als die Kapriolen des Klimas: Einfach wegsperren und schon ist Ruhe. So zumindest die Logik der chinesischen Behörden. Dabei ist eine gesunde und saubere Umwelt seit dem vergangenen Jahr offiziell ein Menschenrecht. Das zumindest sagen die Vereinten Nationen.
Die Uno stellt daher kritische Fragen zum Verbleib von neun tibetischen Umweltaktivisten, die verschwunden sind. Von dreien ist zumindest bekannt, dass sie sich in Haft befinden. Über einen weiß man, dass er gefoltert wurde. Von den anderen fehlt jede Spur. Im Januar dürfte das Thema beim Menschenrechtsrat in Genf auf den Tisch kommen, schreibt Marcel Grzanna, und erzählt, was über die Vorgänge bekannt ist.
Ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen Tag.
Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen bringen die chinesischen Behörden in Erklärungsnot. In einem Bericht von Anfang August fordern sie Informationen über das Schicksal neun tibetischer Umweltaktivisten. Die UN-Experten wollen wissen, weshalb die Tibeter in Haft sitzen und wie es den Betroffenen geht. Alle Neun waren zwischen 2010 und 2019 verhaftet worden.
In den meistern Fällen gibt es nur spärliche Informationen. Die Familien der Inhaftierten werden im Dunkeln gelassen. Weder ist bekannt, ob und wofür die Aktivisten verurteilt wurden, wo sie untergebracht sind und ob sie überhaupt noch leben. Nur in drei Fällen ist der UN überhaupt die Dauer der Haftstrafen bekannt. “Der Mangel an Informationen seitens der chinesischen Behörden könnte als bewusster Versuch gewertet werden, die Welt diese Menschenrechtsverteidiger vergessen zu lassen, während sie Jahr für Jahr in Isolation verbringen”, heißt es in der Erklärung.
Der Vorstoß der Berichterstatter folgt rund ein Jahr, nachdem die UN das Recht auf eine saubere, gesunde und nachhaltige Umwelt durch den Menschenrechtsrat und die Generalversammlung anerkannt hatte. Im Juli 2022 stimmten 161 Staaten für die Resolution. China und sieben andere Staaten enthielten sich.
Der Umgang mit Menschenrechtsaktivisten wurde damals in der Resolution zwar nicht explizit erwähnt, was auf entsprechende Kritik durch einige Mitgliedsstaaten stieß. Dennoch nutzt sie den Berichterstattern nun als Hintertür, um China mit den Fragen zu konfrontieren. Die Resolution verstärkt die Legitimität der Experten, die Volksrepublik an ihre eigenen Versprechen zu erinnern und sie daran zu messen. So heißt es in dem Report: “Wenn China sich verpflichtet, die Auswirkungen des Klimawandels zu bekämpfen, sollte es von der Verfolgung von Menschenrechtsverteidigern im Umweltbereich absehen und alle neun sofort freilassen.”
Verantwortlich für den Report sind die Sonderberichterstatterin für die Situation von Menschenrechtsverteidigern, der Sonderberichterstatter für Versammlungs- und Vereinigungsfreiheit sowie der Sonderberichterstatter für Menschenrechtsverpflichtungen in Bezug auf eine sichere, saubere, gesunde und nachhaltige Umwelt. Das Trio, das mit der chinesischen Regierung in Kontakt steht, liefert einen Vorgeschmack darauf, was China im Januar des kommenden Jahres vor dem Menschenrechtsrat in Genf erwartet. Dann muss die Volksrepublik im Rahmen der Universal Periodic Review (UPR) konkret vor dem Gremium Stellung beziehen zu den Fortschritten ihrer Menschenrechtsarbeit.
Die Umweltaktivisten aus Tibet könnten dann zur Sprache kommen. Die neun Genannten sollen allesamt inhaftiert worden sein, nachdem sie gegen illegale Bergbauaktivitäten protestiert oder die Wilderei gefährdeter Tierarten aufgedeckt hatten. Einzelheiten bleiben unbekannt. Den UN-Experten zufolge ist unklar, inwieweit die Tibeter Zugang zu einem Rechtsbeistand hatten und ob sie medizinisch versorgt werden. Der Gesundheitszustand mindestens eines Inhaftierten sei besorgniserregend.
Anya Sengdra war im September 2018 festgenommen und mehr als ein Jahr lang willkürlich festgehalten worden, ehe er im Dezember 2019 zu sieben Jahren Haft verurteilt wurde. Diese sitzt er sehr wahrscheinlich im tibetischen Verwaltungsbezirk Golog der Provinz Qinghai ab. Es gibt Berichte von Menschenrechtsorganisationen, dass der vermutlich 52-Jährige gefoltert wurde und sich in einem schlechten körperlichen Zustand befinde. Ihm wurde vor Gericht unter anderem vorgeworfen, Ärger provoziert und eine Gruppe formiert zu haben, um die soziale Ruhe zu stören.
Deutlich schlechter informiert sind die Berichterstatter über Dorjee Daktal und Kelsang Choklang. Im Fall Daktal ist lediglich bekannt, dass er Ende kommenden Jahres nach dann elf Jahren Haft wegen seines Engagements gegen illegalen Bergbau aus dem Gefängnis der tibetischen Präfektur Naqu entlassen werden müsste. Der Mönch Choklang hätte Anfang 2024 seine Strafe verbüßt. Ob er noch lebt, ist unklar. Der Tibetan Centre for Human Rights and Democracy im indischen Dharamsala, dem Sitz der tibetischen Exilregierung, konnte lediglich den Grund seiner Festnahme ermitteln. Er habe illegalerweise eine Versammlung organisiert, heißt es. Im Fall der sechs anderen im Bericht erwähnten Tibeter ist die Dauer der Haftstrafen unklar.
Ohnehin bilden die neun Betroffenen nur die Spitze eines Eisbergs. Die International Campaign for Tibet (ICT) hatte vor etwa einem Jahr 50 Fälle von tibetischen Umweltaktivisten dokumentiert, die seit 2008 zu zwischen 21 Monaten und 21 Jahren Haft verurteilt worden sind. ICT-Geschäftsführer Kai Müller erkennt dahinter Methode. Er fordert, China müsse beweisen, “dass die behauptete Priorität des Umweltschutzes mehr ist als ein Deckmäntelchen für die ungehinderte Ausbeutung des tibetischen Hochlands.”
Müller hofft, dass die neun Fälle vor dem UN-Menschenrechtsrat zur Sprache kommen und sieht auch die deutsche Politik in der Pflicht. Die Bundesregierung solle Fragen von Rechtsstaatlichkeit und Menschenrechten in den geplanten Klima- und Transformationsdialog mit der chinesischen Regierung einbringen, fordert er.
Große Teile Chinas erleben in diesem Sommer eine ungewöhnliche Hitzewelle. Trifft ein, was Forscher in einer neuen Analyse voraussagen, dann dürfte die Volksrepublik künftig noch deutlich häufiger von extrem hohen Temperaturen betroffen sein.
Die Warnung kommt von der World Weather Attribution Research Group, einem internationalen Zusammenschluss von Klimaforschern. Laut dem Ende Juli veröffentlichten Bericht könnte China in Zukunft alle fünf Jahre eine große Hitzewelle erleben. Damit wäre es deutlich stärker betroffen als andere Regionen der Welt. So werden für Mexiko und die USA alle 15 Jahre Hitzewellen vorhergesagt, in Südeuropa könnte es alle zehn Jahre zu außergewöhnlich großer Hitze kommen.
Für die Zunahme extremer Wetterereignisse machen die Forscher eindeutig den Klimawandel verantwortlich. “Ohne den vom Menschen verursachten Klimawandel wären diese Hitzeereignisse extrem selten”, schreiben die Autoren. In China käme es nur alle 250 Jahre zu einer ähnlichen Hitze wie heute. In Amerika und Südeuropa wären solche Hitzewellen “praktisch ausgeschlossen”.
“Wenn die Welt nicht bald aufhört, fossile Brennstoffe zu verbrennen, werden diese Ereignisse noch häufiger werden und die Welt wird noch heißere und länger andauernde Hitzewellen erleben”, so die Forscher.
Wissenschaftler warnen schon seit längerem vor den Auswirkungen künftiger Hitzewellen in China. Laut einer im vergangenen Jahr veröffentlichten Studie unter der Leitung der Klimaforscherin Wang Pinya dürfte vor allem die Nordchinesische Tiefebene (华北平原) zu einem künftigen Hotspot werden.
Das Gebiet umfasst die Städte Peking und Tianjin sowie die Provinzen Hebei, Shandong, Henan, Anhui und Jiangsu. Es handelt sich also um ein Gebiet, in dem Hunderte von Millionen Menschen leben. Bis 2050 wird keine andere Region stärker von extrem hohen Temperaturen und Ozonbelastung betroffen sein, so die Studie.
Zwischen 2014 und 2019 wurden dort 40 Tage mit extremer Hitze und Ozonbelastung registriert, das sind fast sieben Tage pro Jahr. Nach einem der vier in der Studie vorgestellten Szenarien könnten im Zeitraum von 2046 bis 2050 jedoch 110 solcher Extrem-Tage erreicht werden, was jährlich 15 zusätzlichen Tagen entspricht. Eine deutliche Zunahme bis 2050 sei in allen vier vorgestellten Szenarien trotz Maßnahmen zur Verringerung der Ozonbelastung sicher, warnten die Wissenschaftler.
Vor allem Peking hatte in diesem Sommer bereits mit extremer Hitze zu kämpfen. Mehrfach stiegen die Temperaturen auf über 40 Grad. Bereits Mitte Juli brach die Hauptstadt den Rekord für die meisten heißen Tage in einem Jahr. Bis zu diesem Zeitpunkt kletterten die Temperaturen bereits an 27 Tagen über die 35-Grad-Marke.
Auch nach dem traditionellen Mondkalender wird die Hitze in China noch eine Weile anhalten. Demnach ist das Land am 11. Juli in die sogenannte Sanfu-Periode (三伏) des Jahres eingetreten. Diese Zeit wird in drei Abschnitte unterteilt: tou fu (头伏), zhong fu (中伏) und mo fu (末伏). Die chinesischen Hundstage sollen in diesem Jahr etwa 40 Tage dauern, also bis zum 20. August.
Ein schwerer Schlag für Intel, den US-amerikanischen Weltmarktführer bei Prozessoren: Das Unternehmen wird den israelischen Chiphersteller Tower Semiconductor nicht übernehmen, weil die Freigabe aus China fehlt. Einer Fusion unter Unternehmen mit starker Marktstellung müssen die Kartellbehörden der wichtigen Volkswirtschaften zustimmen, damit die Zusammenlegung der Landesgesellschaften vor Ort vollzogen werden kann. Aus allen anderen Ländern kam das OK, nur China stellte sich quer.
Einen offiziellen Grund gaben die Behörden in Peking nicht an. Sie lehnten die Übernahme auch nicht ausdrücklich ab – sie bezogen einfach bis zum Ablaufen einer von Intel gesetzten Frist keine Stellung. Das Vorgehen gilt als Reaktion auf zahlreiche Handelsbeschränkungen durch die USA unter den Präsidenten Donald Trump und Joe Biden. China zeigt sich derzeit seinerseits betont unkooperativ.
Tower Semiconductor stellt Chips im Auftrag anderer Unternehmen her, das Geschäftsmodell ähnelt damit also dem des taiwanischen Produzenten TSMC. Der Unterschied zu TSMC: Während die Taiwaner an vorderster Front der Technik agieren, stellt Tower eher etablierte Chipklassen her. An seinem neuen, hoch subventionierten Standort in Magdeburg wollte Intel Chips auch als Auftragshersteller tätig werden. Dabei hätte das Firmenwissen von Tower eine Rolle spielen können. fin
China hat im Handelskrieg gegen die USA einen Rüffel der Welthandelsorganisation (WTO) kassiert: Die zusätzlichen Zölle, die Peking als Vergeltung auf die Stahl- und Aluminium-Zölle der USA erhoben hat, verstoßen gegen grundlegende Handelsverpflichtungen. Das Urteil eines Gremiums von drei WTO-Experten wurde am Mittwoch veröffentlicht.
Das chinesische Außenministerium kritisierte die Entscheidung. Die Gegenmaßnahmen seien legitim gewesen, sagte ein Sprecher am Mittwoch. Er forderte die USA auf, ihr “protektionistisches Verhalten” umgehend einzustellen.
Die ursprünglichen Zölle waren 2018 unter US-Präsident Donald Trump Zölle eingeführt worden. Seine Regierung verhängte 25 Prozent auf Stahlimporte und zehn Prozent auf Aluminiumimporte. China belegte daraufhin auf US-Produkte im Wert von 2,4 Milliarden US-Dollar mit Zusatzzöllen, unter anderem auf Alu-Abfälle, Schweinefleisch und Obst. Die WTO-Experten stimmten den Vorwürfen Washingtons zu, dass die Zölle Chinas die Behandlung als sogenanntes Meistbegünstigungsland (auf Englisch “most favoured nation”) verweigerten und dass Peking gegen andere Handelszugeständnisse verstoßen habe, die es bei seinem WTO-Beitritt gemacht hatte.
Das Meistbegünstigungsprinzip der Organisation ist die Verpflichtung ihrer 164 Mitglieder, andere Unterzeichner unterschiedslos zu behandeln oder Entschädigungen in Form von Handelszugeständnissen zu gewähren. Entweder China oder die USA können nun innerhalb der nächsten 60 Tage Berufung gegen das Urteil einlegen. ari
Chinas E-Auto-Gigant BYD zieht öffentlichkeitswirksam in den Kampf gegen Korruption im eigenen Unternehmen. Das Unternehmen ermutigt laut einer Mitteilung der Audit and Supervision-Abteilung des Unternehmens auf dem offiziellen Wechat-Konto “Incorruptible BYD” Mitarbeiter, Partner und andere Insider, Korruptionsvorfälle im Unternehmen zu melden. Das berichtet The Paper aus Shanghai. Demnach soll es für effektive Hinweise hohe Belohnungen bis zu fünf Millionen Yuan geben, möglichen Whistleblowern wird Vertraulichkeit zugesichert.
Die firmeninterne Ermittlungsarbeit ist nichts Ungewöhnliches, so entließ zum Beispiel Internetkonzern Tencent zu Beginn des Jahres mehr als 100 Mitarbeitende nach Korruptionsvorwürfen. Mit eigenen Ermittlungen könnte BYD den Behörden zuvorkommen. Xi Jinpings Anti-Korruptionskampagne nimmt immer wieder unterschiedliche Branchen ins Visier, nach Banken, Börsenaufsicht und natürlich auch der Partei selbst ist zuletzt die Gesundheitsbranche in den Fokus geraten. jul
Der US-Flugzeugbauer Boeing hat Alvin Liu zum Leiter seiner China-Sparte ernannt. Die Spitzenpersonalie kommt in einer Zeit schlechter Beziehungen der USA zum wichtigen Luftfahrtmarkt China. Liu kommt aus der Automobilindustrie und arbeitete zuvor bei Ford und Chrysler. Im Jahr 2022 wechselte er zu Boeing.
Liu tritt die Nachfolge von Boeing-Veteranin Sherry Carbary an. Das Unternehmen machte keine Angaben zu seinem Alter oder seiner Nationalität, sagte aber, er habe sein Regierungsteam in China geleitet. Mit Liu erhofft sich der US-amerikanische Flugzeughersteller, wieder engere Beziehungen zu China aufbauen zu können.
Die Volksrepublik nimmt die Importe von Boeing-Flugzeugen angesichts des US-chinesischen Handelskriegs nur langsam wieder auf. Der US-amerikanische Flugzeughersteller schätzt, dass China in den nächsten 20 Jahren 8.500 neue Flugzeuge sowie kommerzielle Dienstleistungen im Wert von 550 Milliarden US-Dollar benötigen wird. “Ich werde dafür sorgen, dass unser Team bereit ist, unsere Kunden zu unterstützen und diese Nachfrage zu befriedigen”, sagte Liu laut einer Mitteilung des Konzerns.
Lius Ernennung kommt für Boeing zu einer Zeit, in der die geopolitischen Spannungen zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt schwierig sind. Das Unternehmen hat auch gegenüber seinem Erzrivalen Airbus an Boden verloren, der vor Kurzem eine zweite Montagelinie für Jets in Tianjin angekündigt hat. rtr/ari
Die australische Regierung prüft, nach dem Vorbild der Europäischen Union Zölle auf Waren zu erheben, die aus Ländern mit weniger ehrgeizigen Klimazielen importiert werden. Das berichtet der Guardian. Klima- und Energieminister Chris Bowen hat demnach angekündigt, zunächst über Zölle auf Stahl- und Zementeinfuhren zu beraten, was auch Auswirkungen auf den Handel mit China haben könnte.
In Australien legt ein Gesetz seit kurzem bereits harte Obergrenzen für den Treibhausgasausstoß der rund 200 größten industriellen Emittenten fest. Laut Guardian gelten die Grenzwerte aber für “dem Handel ausgesetzte” Stahl- und Aluminiumfabriken nur eingeschränkt. Beide Industrien sind für den Handel mit China sehr wichtig.
Nun denke die Regierung über weitere Schutzvorkehrungen nach. Dem Guardian zufolge sagte Bowen, man werde sich das Modell der EU “im australischen Kontext genau ansehen”. Bis zum dritten Quartal 2024 erwarte er dazu einen Bericht mit wissenschaftlich gestützten Empfehlungen.
CO₂-Zölle, die offiziell CO₂-Grenzabgaben (CBAM) heißen, sollen Wettbewerbsnachteile für CO₂-intensive heimische Sektoren ausgleichen, die durch klimapolitische Vorgaben entstehen können. Dadurch wollen die Staaten verhindern, dass Stahl-, Zement- oder Chemiefabriken ins Ausland abwandern. Die EU wird die CO₂-Grenzzölle im Rahmen des CBAM ab 2026 erheben. Alexandra Endres
“Berlin und Chengdu sind sich sehr ähnlich”, findet Xuedan Tang, Leiterin des C/LENS Filmfestivals Berlin. “Die beiden Städte sind sehr offen und interkulturell.” Was sie an der deutschen Hauptstadt jedoch besonders beeindruckt: Selbst wenn es bei ihren Filmvorführungen manchmal um etwas langatmige und schwere Themen gehe, seien die Zuschauer in Berlin meist sehr aufgeschlossen, neugierig und stellten richtig gute Fragen. “Wir haben jedes Mal ein volles Haus”, resümiert Tang.
Ihren Weg nach Berlin hat die Chinesin mehr durch Zufall gefunden. In Chengdu geboren, entsteht Tangs Liebe zum Film schon in der Mittelschule, wo sie Arthouse-Filme im neu entstehenden, chinesischen Internet für sich entdeckt. Regisseure wie Lou Ye, Jia Zhangke, und in letzter Zeit Gu Tao und Chen Dongnan, inspirieren sie dabei immer wieder. Dennoch entscheidet sie sich zunächst für ein Politikstudium in Shanghai, bevor sie beim Auslandssemester in New York fast ausschließlich Filmkurse besucht und sich schrittweise in dem Metier professionalisiert.
Ein Thema, das ihr dabei von Anfang an am Herzen liegt: Urbanisierung und die Situation von Wanderarbeitern und deren Kindern in China. Sie selbst kann sich mit der Thematik gut identifizieren: Ihr eigener Großvater konnte aufgrund guter schulischer Leistungen vom Land in die Provinzhauptstadt Chengdu ziehen. Ein Glücksfall, sagt Tang, und Ausgangspunkt für die vielen Chancen, von denen sie heute profitiert.
Nach ihrem Bachelor will Tang etwas “praktischeres” als Politik in China machen, weshalb sie erst in London Kunst- und Kulturmanagement studiert und dann vorübergehend als Dokumentarfilmproduzentin nach China zurückkehrt. 2021 kommt sie dann über das Bundeskanzler-Stipendium der Alexander von Humboldt Stiftung nach Berlin. Aus dem Wunsch, sich mit der Stadt und ihrer eigenen Identität in der Fremde auseinanderzusetzen und selbst einen Teil beizutragen, entwickelt sie die Idee für das chinesische Indie-Filmfestival “C/LENS”. Dessen Schwerpunkt liegt darauf, verschiedene deutsche und chinesische Realitäten miteinander zu verknüpfen, thematischer Fokus: Gender, Feminismus, Urbanisierung und prekäre Arbeitsverhältnisse.
Anders als vermutet, gebe es in China eine lebhafte Szene für Independent-Filme, aber diese schafften es wegen der Zensur nur selten in die offiziellen Kinos, erklärt Tang. Stattdessen gibt es selbstorganisierte Filmkollektive und private Filmvorführungen, bei denen regelmäßig verschiedenste Filmprojekte gezeigt werden. Einige Regisseure stellten ihre Werke auch für eine freiwillige Spende im Internet zur Verfügung, weil sie wüssten, dass eine staatlich genehmigte Veröffentlichung nicht infrage komme. Das sind die Filme, die Tang mit dem “C/LENS”-Festival einem deutschen Publikum in Berlin näher bringen möchte.
Inzwischen konnte Tang ihr Visum um drei Jahre verlängern und hofft, das Festival weiter ausbauen zu können. Für Oktober 2023 steht die nächste Veranstaltung an und auch eine Kooperation mit anderen asiatischen Filmfestivals ist geplant. Clemens Ruben
Anton Melchers ist im Juli zum Managing Director beim Familienunternehmen C. Melchers GmbH & Co. KG befördert worden. Melchers verwaltet von Shanghai aus seit 2018 das Geschäft in China.
Thomas Ruhnau ist seit Juni Head of Controlling China bei der BMW Group. Ruhnau war zuvor
Head der Long Term Target Steering Sales Division.
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Stürmischer Strandtag – die dunkelblauen Wolken hängen über dem Jintan-Strand, als dieser Fischer sein Netz nach Hause trägt. Jintan liegt auf der Insel Wanwei in Chinas südlicher Autonomen Region Guangxi Zhuang, die an Vietnam grenzt.