Reichtum bedeutet auch Verantwortung. Dieser Gedanke setzt sich bei Entscheidungen über Geldanlagen immer mehr durch. Grüne Investitionen erleben auch bei Privatleuten weltweit einen Boom – zumal gerade Zukunftstechnologien wie klimaneutrale Energiequellen oft hochprofitabel sind. Chinas milliardenschwere Staatsfonds machen hier jedoch noch nicht so recht mit, obwohl mehr Nachhaltigkeit inzwischen so etwas wie ein Staatsziel ist. Die Gründe für das zögerliche Agieren der Staatsfonds bei grünen Anlagen analysiert Nico Beckert.
Die westliche Kosmetikindustrie hat es künftig deutlich einfacher, ihre Produkte auf dem chinesischen Markt anzubieten. Denn die Regierung hat die Pflicht zu Tierversuchen gekippt, die bisher eine hohe Hürde war. Frank Sieren erläutert, warum es China trotz großer Technikfreundlichkeit so schwergefallen ist, auf die umstrittene Erprobung am Tier zu verzichten.
Huawei lässt die Abhängigkeit von Google hinter sich und bringt kommende Woche sein eigenes Handy-Betriebssystem auf den Markt. Damit koppelt sich der Elektronikkonzern zwar gezwungenermaßen von der lebhaft bevölkerten Welt der Android-Apps ab. Doch vielleicht wird das Eigengewächs ja zum Renner in China – und die Amerikaner haben am Ende das Nachsehen.
Laut Chinas National Medical Products Administration (“NMPA”) sind Tierversuche für die Entwicklung gewöhnlicher Kosmetika in der Volksrepublik nicht mehr verpflichtend. Die Regelung gilt seit diesem Monat. Bisher mussten Kosmetika-Produkte wie Shampoo, Feuchtigkeitscremes, Duschgel, Lippenstift, Lotion oder Make-up vor dem Marktstart an Tieren getestet werden. Um eine Feuchtigkeitscreme auf Hautirritationen zu testen, wurde etwa Kaninchen ein Wirkstoff injiziert und gelegentlich auch in die Augen geträufelt. Unnötiges Leid, sagen Tierschützer.
Ausgenommen von der neuen Regelung sind sogenannte “Special Cosmetics”. Darunter fallen Produkte, die eine wissenschaftlich begründete kosmetische oder gesundheitliche Funktion für sich beanspruchen, etwa Whitening-Produkte, Sonnencreme, Antihaarausfallprodukte oder Haarfärbemittel. Auch bei Produkten, die gezielt für Babys und Kleinkinder entwickelt werden, dürfen die Hersteller nicht vollständig auf Tierversuche verzichten.
In der EU sind Tierversuche für Kosmetika bereits seit 2013 verboten. Das ist jedoch nicht allein der Tierliebe geschuldet. Dank wissenschaftlicher Durchbrüche ersetzte die Nachbildung menschlicher Gewebeproben in den meisten Labors den Bedarf an Tierversuchen. China hatte bisher jedoch einen anderen Ansatz. Das Land ist schwer von Lebensmittel- und Produktskandalen geplagt. Diese haben immer wieder Unruhe in der Bevölkerung aufkommen lassen. Die Hoffnung lautete: Tierversuche könnte Abhilfe schaffen, indem sie die Ungefährlichkeit der Produkte beweisen. Das sonst so technikfreundliche China hat hier also an einer obsoleten Praxis festgehalten.
Die Tierschutzorganisation Peta begrüßt daher nun das neue Gesetz. “Das ist ein großartiger Fortschritt. Aber er bedeutet leider nicht, dass in Zukunft gar keine Tierversuche mehr stattfinden werden. Die betroffenen Firmen müssen mehrere Schritte unternehmen und für ihre importierten “allgemeinen Kosmetika” Ausnahmegenehmigungen von der Tierversuchsvorschrift beantragen. “Hält ein Unternehmen diese Schritte nicht ein oder erhält es die Ausnahmegenehmigung nicht, muss es auch weiterhin dafür bezahlen, dass für seine Produkte Tierversuche durchgeführt werden”, so Sabrina Engel, Fachreferentin im Bereich Tierversuche bei Peta. Auch die internationale Türschutzorganisation Cruelty Free International begrüßt die Entscheidung: “Ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung”, nennt es die Chefin der Organisation, Michelle Thew. Frankreich ist das erste europäische Land, das notwendige Vorbereitungen für diese neue Vorschrift trifft. Dort hat die zuständige Behörde bereits eine entsprechende Plattform aufgebaut, damit Hersteller die erforderlichen Zertifikate und Zulassungen erhalten, um die Einfuhr in China zu erleichtern. Andere EU-Länder folgen.
Die Industrie hat die Änderung mit vorangetrieben. “Es war eine lange Reise”, räumt Julia Fentem ein, Vizepräsidentin für Produktsicherheit und Umwelt bei Unilever. Sie hat seit fast zehn Jahren mit den Chinesen an der Initiative arbeitet. “2011 haben wir damit begonnen, in den Unilever-Labors in Shanghai chinesische Wissenschaftler:innen und Regulierungsbehörden mit einigen der führenden amerikanischen Denkern zusammenzubringen.” Zu diesem Zeitpunkt hatten sie bereits 20 Jahre Erfahrung in der Entwicklung tierversuchsfreier Testmethoden. “Für chinesische Wissenschaftler:innen war das neu. Als Wissenschaftler:in ist es leicht, eine gemeinsame Basis mit anderen Wissenschaftler:innen zu finden, aber mit Behörden zusammenzuarbeiten, ist bisweilen schwieriger.”
Für ausländische Unternehmen öffnet sich nun ein riesiger, 85 Milliarden US-Dollar schwerer Online- und Offline-Markt. Goldman Sachs geht davon aus, dass Chinas inländische Kosmetikausgaben zwischen 2019 und 2025 mit einer jährlichen Wachstumsrate von 12 Prozent auf mehr als 153 Milliarden US-Dollar steigen werden.
Die meisten ausländische Marken ließen sich bislang nicht auf die Testpflicht in China ein, sei es aus Tierliebe, sei es aus Angst, das eigene Markenimage zu beschädigen. Manche hatten die Bestimmungen in Kauf genommen, um im chinesischen Wachstumsmarkt einen Fuß in die Tür zu kriegen. Einige internationale Kosmetikmarken hatten sogar einen Teil ihres Herstellungsprozesses nach China verlagert, um der Regelung für Tierversuche mit kleinen Kapazitäten vor Ort nachzukommen. Die meisten Marken jedoch nutzten den sogenannten Cross-Border-Online-Markt, um ihre Waren beispielsweise über die Alibaba-Plattform Tmall Global direkt an chinesische Kunden verkaufen zu können, und so die Tierversuchsklausel zu umgehen. Eine Lösung, um sich im großen Stil am chinesischen Markt zu etablieren, war das allerdings nicht.
Die Entwicklung ist ganz im Sinne der chinesischen Kunden. Obwohl es in China nach wie vor keine substanziellen Tierschutzgesetze gibt, wächst das Bewusstsein für das Thema in der Bevölkerung seit Jahren. Gut 200 Nichtregierungsorganisationen setzen sich hier mittlerweile für Fragen des Tierschutzes ein. Immer mehr Chinesen halten Haustiere. Laut einem Weißbuchbericht über Chinas Haustierindustrie stieg die Zahl der Hauskatzen im vergangenen Jahr auf 49 Millionen, ein Anstieg von 10,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Fälle von Tierquälerei sorgen dementsprechend in den sozialen Medien regelmäßig für Entrüstungsstürme. Auch der berüchtigte jährliche Hundefleischmarkt in der Stadt Yulin ist immer mehr – insbesondere jungen – Chinesen ein Gräuel. Schon 2016 wurde eine Petition gegen das Festival von elf Millionen Chinesen unterzeichnet, die Praxis befindet sich seitdem auf dem Rückzug. Im April 2020 hatte Shenzhen als erste chinesische Metropole den Verzehr von Hunden und Katzen völlig verboten. Wer gegen die neuen Regeln verstößt, muss umgerechnet 19.500 Euro zahlen.
Die Corona-Pandemie hat den Tierschutz noch vorangetrieben. Zum ersten Mal seit mehr als 30 Jahren hat China seine Liste der im Land geschützten Tiere aktualisiert und zugleich um 500 Tierarten erweitert. Wer Wildtiere und bedrohte Arten wie Riesenpandas, Goldaffen oder Schwarzbären isst, muss mittlerweile mit mehr als zehn Jahren Haft rechnen. Wer vorsätzlich illegal gejagte Tiere kauft, muss mit immerhin noch bis zu drei Jahre Gefängnis rechnen. Laut einer Studie der Tierrechtsorganisation Faunalytics würden auch 51 Prozent der Chinesen eine artgerechtere Viehhaltung unterstützen. Der Wille zur Veränderung ist also da, aber der Prozentsatz ist durchaus noch steigerungsfähig.
Als Werkbank der Welt hat China in den letzten Jahrzehnten durch seine Exporte massiv Währungsreserven angehäuft. Die Summen in den Händen der chinesischen Staatsfonds übersteigen inzwischen sogar die Haushalte großer Länder wie Großbritannien oder Italien. Wer so viel Kapital anlegt, gestaltet das Geschehen auf dem Planeten entscheidend mit. Die Investmentschwerpunkte der Staatsfonds sind also gerade für Nachhaltigkeitsexperten von großem Interesse – und die stellen ihnen kein gutes Zeugnis aus.
Selbst Chinas größter Staatsfonds, die China Investment Corporation (CIC) “stellt keine wesentlichen Umwelt- und Nachhaltigkeitsüberlegungen in seinem Investitionsprozess an”, sagen Expert:innen der Denkfabrik Climate Policy Initiative. Weder die großen Fonds noch Chinas Zentralbank veröffentlichen Daten zu grünen Investitionen. Auch fehlt es an Klima-Strategien.
Chinas Währungsreserven stecken im Wesentlichen in drei Staatsfonds, die zu den größten der Welt gehören:
Im April kündigte Chinas Zentralbankchef Yi Gang an, bei der Anlage dieser immensen Devisenreserven “den Anteil grüner Anleihen weiter zu erhöhen und Investitionen in CO2-intensive Anlagen zu begrenzen”. Doch diese Aussage scheint eher ein Zukunftsversprechen zu sein. Die CIC versteht sich zwar als “verantwortungsvoller Investor“, der “seiner sozialen Verantwortung” nachkomme. Im letzten Jahresbericht schreibt der Fonds, er engagiere sich “für eine grüne Entwicklung” – doch ins Detail gehen die Autoren nicht. Gleichzeitig verfolgt der Fonds nach eigenen Angaben das Ziel “einer maximalen Rendite“. Befragt, ob sein Fonds in grüne Technologien investieren werde, sagte der Vorsitzende des Aufsichtsgremiums der CIC: “Wir werden das nicht als Subvention machen, sondern nur, wenn der Sektor Profit abwirft”.
Zwar investiert der Fonds durchaus auch in grüne Anlagen. Im Jahr 2019 flossen laut Reuters 400 Millionen US-Dollar in Asiens größtes Windenergie-Unternehmen China Longyuan Power Group. CIC hat zudem 700 Millionen US-Dollar in den Kraftwerksbetreiber GCL-Poly Energy gesteckt, der den Solarsektor ausbauen will. Gleichzeitig befindet sich die CIC jedoch mit Saudi Aramco in Gesprächen zur Übernahme einer Beteiligung von einem Prozent an der weltweit größten Ölfördergesellschaft. Die geschätzten Kosten: 19 Milliarden US-Dollar.
Es sieht so aus, als falle den Fonds das Umsteuern schwer – schließlich gehörte es noch vor wenigen Jahren zu ihren Kernaufgaben, ihrem Land den Zugriff auf fossile Rohstoffe zu sichern. Zu Beginn der 2010er-Jahre hat die CIC daher viel in Öl- und Gasprojekte investiert. Dazu gehört beispielsweise in die besonders umweltfeindliche Förderung aus Ölsanden. Der Fonds hat dazu einen Anteil von 7,4 Prozent an Sunshine Oilsands aus Kanada übernommen, den er bis heute hält. Dem weltweit drittgrößten Kohleexporteur Bumi Resources lieh die CIC fast zwei Milliarden US-Dollar. Investitionen in solche Energieprojekte galten als “Investitionen mit geringerem Risiko“, da sie “eine stetige Rendite” abwerfen. Damals legte die chinesische Regierung bei Investitionen den Fokus auf Energiesicherheit, um die Entwicklungsbedürfnisse des Landes zu erfüllen.
Javier Capapé Aguilar, Experte für Staatsfonds und ehemaliger Berater der Vereinten Nationen, vermutet, dass Chinas größter Staatsfonds seine Investitionen in Zukunft stärker an der aktuellen Industriepolitik Pekings ausrichten wird. Konkret heißt das: ausländische Technologien verstärkt nach China zu holen. Da auch grüne Technologien in Pekings Industriepolitik eine wichtige Rolle spielen, könnte der CIC in Zukunft mehr Mittel in diesen Bereich investieren.
Chinas Staatsfonds sind beim Mangel an grünen Investitionen im internationalen Vergleich keine Ausnahme. “Im Durchschnitt fließen weniger als ein Prozent der Investitionen von Staatsfonds in CO2-arme Anlagen”, zeigt eine OECD-Studie. Nur wenige Fonds veröffentlichen Informationen zu ihren Klimastrategien. Und sie drängen Unternehmen, an denen sie beteiligt sind, auf Jahreshauptversammlungen kaum zu klimafreundlichen Managemententscheidungen. Die Staatsfonds nehmen generell selten Einfluss auf das Geschäft der jeweiligen Unternehmen, so die OECD.
Laut Javier Capapé Aguilar gibt es verschiedene Gründe, warum Staatsfonds noch nicht mehr Gelder in grüne Anlagen umlenken. Die Fonds seien sich erstens unsicher, ob grüne Investitionen ausreichend hohe Renditen abwerfen, so Aguilar. Ziel der Fonds ist es, die Devisenreserven des betreffenden Landes so anzulegen, dass sie für zukünftige Generationen erhalten bleiben. In der Vergangenheit wurden deswegen häufig sichere Anlagen bevorzugt. In naher Zukunft könnte jedoch ein Umdenken einkehren. Investitionen in fossile Energien und Industrien könnten sich bald als “Stranded Assets” erweisen und an Wert verlieren. Um die Klimaziele zu erreichen, muss beispielsweise ein Großteil des Erdöls im Boden verbleiben. Anlagen in Unternehmen in diesem Bereich könnten in Zukunft massiv an Wert verlieren.
Grüne Investitionen seien zudem mit Kosten für die Staatsfonds verbunden, schreibt Aguilar. Es werde als zu kostspielig angesehen, zu prüfen, ob bestimmte Unternehmen und Investitionen in Infrastruktur wirklich grün seien, so der Wissenschaftler. Offenlegungspflichten, wie sie die EU verabschiedet hat, könnten hier für mehr Transparenz und geringere Kosten sorgen.
Auch würden die Regierungen ihre Staatsfonds noch zu selten anhalten, mehr in grüne Anlagen zu investieren, so Aguilar. Die OECD hält es für “unwahrscheinlich, dass die Staatsfonds von sich aus klimarelevante Maßnahmen ergreifen”. Es bleibt abzuwarten, ob die chinesische Zentralbank ihren Worten Taten folgen lassen wird. Mathias Lund Larsen vom International Institute of Green Finance sagt: “Wie so oft in der chinesischen Politik gibt es keine Transparenz darüber, wie die Allokation von Devisenreserven in grüne Anlagen erhöht werden soll”. Details erwartet er erst in ein paar Monaten.
Dass es auch anders geht, zeigen die Staatsfonds von Norwegen und Neuseeland. Die beiden Fonds haben Klimarisiken in ihre Investitionsprozesse integriert. Norwegen hat beispielsweise Investitionen aus über 150 Öl-, Gas- und Kohleunternehmen zurückgezogen und stattdessen in Firmen aus dem Sektor der erneuerbaren Energien investiert.
Das Interesse am Ursprung der Corona-Pandemie ist verständlich. Ein Ereignis, das bisher 3,5 Millionen Menschen das Leben kostete, das bei vielen Patienten körperliche und psychische Folgeschäden hinterließ, das den Staaten und Unternehmen täglich Milliardensummen und enorme Anstrengungen abverlangt – so etwas verlangt nach Aufklärung. Entsprechend groß ist das Bedürfnis nach einer verständlichen Ursache, die über das zufällige Auftreten eines Naturphänomens hinausgeht. Doch was ist von Überschriften zu halten wie: “Neue Indizien für Hypothese, dass Sars-CoV-2 im Labor entstand”? Focus Online hatte ursprünglich sogar vom “Virus-Ursprung im Labor” getextet, änderte die Überschrift aber am Dienstag in: “Woher kam Corona? Plötzliche Erkrankung von Labor-Mitarbeitern wirft neue Fragen auf“.
Auch der in Corona-Fragen gut informierte Berliner Tagesspiegel nährte derzeit die Annahme, dass das Virus aus dem Labor komme. Das Blatt kontrastiert eine Aussage der Weltgesundheitsorganisation WHO mit einem US-Geheimdienstbericht: Das Virus sei von der Fledermaus auf den Menschen übergesprungen, sagt die WHO – es sei aus dem Labor entkommen, sagen die Amerikaner.
Alldem liegt jedoch vor allem eine gewisse Verwirrung über die Bedeutung des Wortes “Ursprung” zugrunde. Unter seriösen Wissenschaftlern ist praktisch unumstritten: Atemwegs-Coronaviren springen zwischen Säugetierarten hin und her. Auch Sars-CoV-2 ist fast sicher vom Tier auf den Menschen übergegangen. Es hat dann von einem Patienten 0 aus seine Verbreitung rund um den Globus begonnen.
Völlig unklar ist jedoch, wer Patient 0 war, und wann und wo sie oder er sich infiziert hat. Wir werden es vermutlich nie erfahren, weil sich so etwas rückblickend nur mit sehr viel Glück rekonstruieren lässt. Daher ist die These, dass die Erstinfektion in einem Labor erfolgt ist, nicht völlig abseitig. Denn das Wuhan Institute of Virology (WIV) hat systematisch Fledermaus-Viren untersucht. Ein unachtsamer Umgang mit einer Probe kann durchaus zur Ansteckung eines Mitarbeiters geführt haben. Bisher fehlt aber jeder echte Beleg für die Theorie. Dass sich mehrere Forscher im Monat November im Smog-verseuchten Wuhan eine schwere Atemwegsinfektion zugezogen haben, ist allenfalls ein Indiz, aber kein Beweis.
Wenn die WHO davon spricht, ein “Ursprung” des Erregers in einem Labor sei fast ausgeschlossen, meint sie: Das Virus wurde nicht Molekül für Molekül künstlich erschaffen, um beispielsweise eine neue Bio-Waffe zu entwickeln. Sondern es hat sich in der Fledermaus entwickelt, wie so viele andere Viren auch. Diese Feststellung lässt offen, wie es von der Fledermaus zum Menschen gelangte. War ein Bauer vielleicht Patient 0? Ist das Virus über Zwischenwirte auf einem Wildtier-Markt zum Menschen gelangt? (Diese Annahme ist inzwischen weitgehend widerlegt.) Hat das Ereignis bei der Zucht von Nerzen stattgefunden? Oder eben ganz ohne Zwischenwirte im Labor? Es gibt unzählige Möglichkeiten.
Es kann also auch beides stimmen. Der Ursprung des Erregers lag in freier Wildbahn, doch der Beginn der Infektionskette lag in einem Laborunfall. Den könnte China allerdings genauso gut zugeben, schließlich ist an der Aufgabe des WIV nichts auszusetzen: Es soll gefährliche Viren erforschen und rechtzeitig vor ihnen warnen (China.Table berichtete). Andererseits passt es zu den Verhaltensmustern des kommunistischen Staates, mit Fehlschlägen noch weniger transparent umzugehen als offene Gesellschaften.
Eine US-Geheimdienstermittlung, die ausgerechnet Donald Trump angeschoben hat, ist hier nicht unbedingt die seriöseste Quelle. Auch Wissenschaftler wundern sich indessen über einige Eigenschaften von Sars-CoV-2, die auf Laborexperimente als Zwischenschritte zwischen Ursprung und Übergang zum Menschen hindeuten. Das Virus hat zwar seinen Ursprung in Fledertieren, war aber von Anfang an besser an Menschen angepasst als an Fledermäuse. Es besaß zudem eine genetische Eigenschaft, die es von seinen wilden Verwandten unterscheidet und gerade für Menschen sehr ansteckend macht.
Der Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité, schon lange vor der Pandemie eine weltweite Kapazität auf dem Gebiet der Coronaviren, hält solches Gemunkel jedoch für wenig zielführend. Die Situation sei “unterbeprobt”, sagt Drosten. Er meint damit: Es fehlt uns einfach eine Virenprobe von den fehlenden Bindegliedern zwischen Fledermaus und Mensch.
Drostens Vergleich: “Wir wollen wissen, ob der Delfin mit der Kuh verwandt ist. Aber wir haben nie eine Kuh untersucht, sondern immer nur Pferde und Kamele und auch mal eine Maus.” Das gibt zwar Anlass zu allerlei Spekulationen, aber die Verwandtschaft der beiden Arten lässt sich dadurch allenfalls indirekt ableiten – und es entsteht keine belastbare Aussage über den Zusammenhang zwischen Kuh und Delfin. “Wir fischen ganz schön im Trüben, in einer unterbeprobten Situation”, so Drosten.
Es bleibt also vorerst bei den Erkenntnissen des vorliegenden WHO-Berichts. Das Virus kommt vermutlich über einen unbekannten Zwischenwirt von der Fledermaus und hat sich eine Weile lang unerkannt unter Menschen verbreitet (China.Table berichtete). In dieser Zeit kann es sich an den Menschen angepasst haben, was die Unterschiede zu den Fledermaus-Viren erklärt. Christian Drosten verbannt die Geschichten vom Horror-Labor jedenfalls vorerst in den Bereich der Verschwörungstheorien. Er warnt: “In der Evolutionsbiologie kann man fast nie etwas beweisen.” Und auch der amtierende US-Präsident Joe Biden will erst einmal eine objektivere Untersuchung abwarten, bevor er sich festlegt.
Huawei wird sein eigenes Betriebssystem für Smartphones, HarmonyOS, am 2. Juni auf den Markt bringen. Die Einführung von HarmonyOS gilt als wichtiger Schritt, um die Abhängigkeit Huaweis von Googles OS Android zu verringern. US-Sanktionen aus dem Jahr 2019 verbieten Google die technische Unterstützung und Updates für neue Huawei-Modelle.
Die US-Sanktionen verhindern außerdem den Zugang zu kritischer Technologie aus den USA. Huawei fällt es dementsprechend schwer, eigene Chips für seine Geräte zu entwickeln und Komponenten von externen Anbietern zu beziehen. Das Unternehmen ist mittlerweile auf Platz sechs der weltweit größten Smartphone-Hersteller zurückgefallen. Es hat einen Marktanteil von vier Prozent. Am Montag wurde zudem bekannt, dass Huawei in Zukunft stärker auf den Software-Markt vordringen wolle. Die zukünftige Entwicklung in diesem Bereich läge grundsätzlich “außerhalb der Kontrolle der USA und Huawei wird eine größere Unabhängigkeit und Autonomie haben”, gibt Reuters den Gründer von Huawei, Ren Zhengfei, wieder. nib
Goldman Sachs hat von den chinesischen Aufsichtsbehörden die Genehmigung erhalten, ein Joint Venture für die Vermögensverwaltung zu gründen. Die Goldman Sachs Asset Management wird 51 Prozent an dem Gemeinschaftsunternehmen halten. Joint Venture-Partner wird die Industrial & Commercial Bank of China, die nach Vermögenswerten größte Bank der Welt.
Das Marktsegment der Vermögensverwaltung in China wächst rasant. Das investierbare Vermögen in dem Sektor könnte sich laut Medienberichten bis 2023 von derzeit circa 19 Billionen US-Dollar auf 30 Billionen US-Dollar nahezu verdoppeln. Vor US-amerikanischen Vermögensverwalter wurde schon Blackrock und dem größten europäischen Vermögensverwalter Amundi der Markteintritt in China gewährt (China.table berichtete). nib
Chinas Außenminister Wang Yi hat die politischen Entwicklungen in seinem Heimatland verteidigt. “Der Westen scheint eher engstirnig zu sein, wenn er China als Bedrohung sieht, weil wir ein anderes System gewählt haben”, sagte Wang Yi am Dienstag bei einem Online-Forum der Münchner Sicherheitskonferenz. Er betonte, dass China die derzeitige Entwicklung fortsetzen werde, weil diese “erfolgreich” und “richtig” sei. Die Volksrepublik sei kein systemischer Rivale und in Konfrontation verwickelt, sagte Wang. China habe lediglich ein anderes System gewählt, sagte der Außenminister und zog einen eher eigensinnigen Vergleich: “Es ist wie beim Essen, wir benutzen Stäbchen.”
Er stellte zudem die Rechtmäßigkeit der EU-Sanktionen gegen Beamte in Xinjiang infrage. Diese entsprechen nicht der Realität, so Wang. Die Strafmaßnahmen beruhten auf “sogenannten Beweisen”, die die Europäische Union nicht vorgelegt habe, behauptete Wang Yi. Der Außenminister wies Vorwürfe des Genozids in Xinjiang erneut zurück. “Unsere europäischen Freunde wissen, was ein Genozid ist”, sagte er im Gespräch mit dem Vorsitzenden der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, der ehemaligen EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini sowie dem ehemaligen Vizekanzler Sigmar Gabriel. ari
Chinas Impfkampagne gegen Covid-19 hat merklich an Fahrt aufgenommen. Anfang der Woche wurde die Marke von 500 Millionen verabreichten Impfdosen überschritten, wie die Nationale Gesundheitskommission mitteilte. Die Gesundheitsdienste verabreichen demnach inzwischen landesweit mehr als 20 Millionen Dosen pro Tag. Von den in China zugelassenen Impfstoffen sind zwei Dosen nötig. Die gebräuchlichen Totimpfstoffe entfallen oft erst nach der zweiten Dosis eine deutliche Wirkung.
Die Führung hat das Ziel vorgegeben, bis Ende Juni 40 Prozent der Bevölkerung geimpft zu haben. Das Land erreicht derzeit Weltrekorde bei der Zahlder täglich verabreichten der Spritzen, um das Planziel zu erfüllen. Wegen konsequenter Seuchenkontrolle treten in China jedoch kaum noch Fälle von Covid auf. Daher lässt sich auch der Impferfolg nur schwer bewerten. fin
Der chinesische Telekommunikationsriese Huawei steht seit einigen Jahren in der Kritik. Fachpolitiker haben erhebliche Sicherheitsbedenken, Huawei beim Aufbau der 5G-Netze in Deutschland und Europa einzubinden. Dieser Aufbau sei laut Experten wie auch Vertretern von Telekom und Vodafone ohne Huawei nahezu unmöglich, sofern die Europäer nicht unnötig Zeit verlieren möchten.
In Deutschland fand sich deshalb ein Mann schnell im politischen Kreuzfeuer: David Wang Chengdong. Er ist der hiesige Chief Representative von Huawei und vertritt als solcher Huawei in der Außendarstellung zu Politik, Medien, Wissenschaft und Verbänden. Genau wie viele seiner Kollegen ist er als chinesischer Expat ein Wanderer zwischen zwei Welten. Einerseits muss er regelmäßig der Konzernspitze in Shenzhen Bericht erstatten, und andererseits den engen Kontakt zu politischen und wirtschaftlichen Vertretern in der Bundesrepublik suchen. Seine Rhetorik ist in Berliner Kreisen dabei meist von Diplomatie geprägt.
Aber angesichts der ständigen Anschuldigungen und Unterstellungen gegen Huawei, das laut Kritikern beim Aufbau von 5G-Netzen womöglich kritische Daten abgreifen und nach China übermitteln oder sogar eine Art “Kill Switch” für das Netz einbauen könnte, wurde auch David Wang im vergangenen Jahr zusehends angriffslustiger. “Wir sind jetzt seit 15 Jahren in Deutschland aktiv und keiner unserer langjährigen Kunden hat irgendeinen Hinweis auf einen Missbrauch unserer Technologien gefunden. Auch die USA haben dafür keinen einzigen Beweis, null”, sagte Wang etwa dem Spiegel.
Nach seinem Studium an der Northern Jiaotong-Universität in Peking begann er 1998 seine Karriere bei Huawei. Seitdem hat er unter anderem in Singapur, den Philippinen, Malaysia und Australien gearbeitet. Von 2015 bis 2018 war David Wang Leiter der Huawei-Niederlassung in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Im Anschluss übernahm er den Posten des Chefrepräsentanten in Deutschland. Er spricht von einem “Drama”, das sich angesichts der starken Politisierung rund um den 5G-Auf- und Ausbau abspielt. In der Öffentlichkeit gibt Wang ansonsten zumeist den kühlen und rationalen Marktwirtschaftler, dessen Credo lautet, dass nur Wettbewerb unter Anbietern für die beste Sicherheit sorgen könne. In Hintergrundgesprächen betont er zudem, dass es für Huawei fatal wäre, würde das Unternehmen Daten stehlen oder auf andere Weise das Vertrauen von Kunden und Regierungen missbrauchen.
Trotz David Wangs kommunikativer Bemühungen ist der Schatten der Konzernzentrale in Shenzhen lang. Huawei wird zum Teil von Ex-Militärs – darunter Gründer Ren Zhengfei – geführt, die eine für Europäer zu stark militärische Ausdrucksweise pflegen. Wang versucht die Vorwürfe der Staatsnähe immer mit den Ursprüngen Huaweis und der heutigen Konzernstruktur zu entgegnen. “Huawei ist noch heute vollständig in Privatbesitz und gehört praktisch den Mitarbeitern. Insgesamt beschäftigt Huawei knapp 200.000 Menschen, rund die Hälfte davon hält Aktien am Unternehmen”, argumentiert Wang. “Es gibt niemanden sonst, der Anteile an Huawei hält, auch der Staat nicht.”
Trotz dieser Worte weiß David Wang, dass Deutsche und Europäer dem Unternehmen mit Blick auf die IT-Sicherheit weiterhin mit Skepsis begegnen werden. Zu groß ist die Furcht vor dem Einfluss Pekings. Und so wird der Telekommunikationsexperte sich auch weiterhin als Diplomat in Berlin betätigen müssen. Constantin Eckner
Gary Guo wird Chef der China-Tochter der Progress-Werk Oberkirch AG (PWO), einem Autozulieferer mit Fokus auf Leichtbauteilen. Die PWO High-Tech Metal Components in Suzhou soll unter seiner Führung zum entscheidenden Umsatzbringer des Unternehmens werden. Guo war zuvor bei Bosch und Continental beschäftigt.
Hoffentlich schwindelfrei! Techniker überprüfen Hochspannungsleitungen in Zhoushan in der ostchinesischen Provinz Zhejiang.
Reichtum bedeutet auch Verantwortung. Dieser Gedanke setzt sich bei Entscheidungen über Geldanlagen immer mehr durch. Grüne Investitionen erleben auch bei Privatleuten weltweit einen Boom – zumal gerade Zukunftstechnologien wie klimaneutrale Energiequellen oft hochprofitabel sind. Chinas milliardenschwere Staatsfonds machen hier jedoch noch nicht so recht mit, obwohl mehr Nachhaltigkeit inzwischen so etwas wie ein Staatsziel ist. Die Gründe für das zögerliche Agieren der Staatsfonds bei grünen Anlagen analysiert Nico Beckert.
Die westliche Kosmetikindustrie hat es künftig deutlich einfacher, ihre Produkte auf dem chinesischen Markt anzubieten. Denn die Regierung hat die Pflicht zu Tierversuchen gekippt, die bisher eine hohe Hürde war. Frank Sieren erläutert, warum es China trotz großer Technikfreundlichkeit so schwergefallen ist, auf die umstrittene Erprobung am Tier zu verzichten.
Huawei lässt die Abhängigkeit von Google hinter sich und bringt kommende Woche sein eigenes Handy-Betriebssystem auf den Markt. Damit koppelt sich der Elektronikkonzern zwar gezwungenermaßen von der lebhaft bevölkerten Welt der Android-Apps ab. Doch vielleicht wird das Eigengewächs ja zum Renner in China – und die Amerikaner haben am Ende das Nachsehen.
Laut Chinas National Medical Products Administration (“NMPA”) sind Tierversuche für die Entwicklung gewöhnlicher Kosmetika in der Volksrepublik nicht mehr verpflichtend. Die Regelung gilt seit diesem Monat. Bisher mussten Kosmetika-Produkte wie Shampoo, Feuchtigkeitscremes, Duschgel, Lippenstift, Lotion oder Make-up vor dem Marktstart an Tieren getestet werden. Um eine Feuchtigkeitscreme auf Hautirritationen zu testen, wurde etwa Kaninchen ein Wirkstoff injiziert und gelegentlich auch in die Augen geträufelt. Unnötiges Leid, sagen Tierschützer.
Ausgenommen von der neuen Regelung sind sogenannte “Special Cosmetics”. Darunter fallen Produkte, die eine wissenschaftlich begründete kosmetische oder gesundheitliche Funktion für sich beanspruchen, etwa Whitening-Produkte, Sonnencreme, Antihaarausfallprodukte oder Haarfärbemittel. Auch bei Produkten, die gezielt für Babys und Kleinkinder entwickelt werden, dürfen die Hersteller nicht vollständig auf Tierversuche verzichten.
In der EU sind Tierversuche für Kosmetika bereits seit 2013 verboten. Das ist jedoch nicht allein der Tierliebe geschuldet. Dank wissenschaftlicher Durchbrüche ersetzte die Nachbildung menschlicher Gewebeproben in den meisten Labors den Bedarf an Tierversuchen. China hatte bisher jedoch einen anderen Ansatz. Das Land ist schwer von Lebensmittel- und Produktskandalen geplagt. Diese haben immer wieder Unruhe in der Bevölkerung aufkommen lassen. Die Hoffnung lautete: Tierversuche könnte Abhilfe schaffen, indem sie die Ungefährlichkeit der Produkte beweisen. Das sonst so technikfreundliche China hat hier also an einer obsoleten Praxis festgehalten.
Die Tierschutzorganisation Peta begrüßt daher nun das neue Gesetz. “Das ist ein großartiger Fortschritt. Aber er bedeutet leider nicht, dass in Zukunft gar keine Tierversuche mehr stattfinden werden. Die betroffenen Firmen müssen mehrere Schritte unternehmen und für ihre importierten “allgemeinen Kosmetika” Ausnahmegenehmigungen von der Tierversuchsvorschrift beantragen. “Hält ein Unternehmen diese Schritte nicht ein oder erhält es die Ausnahmegenehmigung nicht, muss es auch weiterhin dafür bezahlen, dass für seine Produkte Tierversuche durchgeführt werden”, so Sabrina Engel, Fachreferentin im Bereich Tierversuche bei Peta. Auch die internationale Türschutzorganisation Cruelty Free International begrüßt die Entscheidung: “Ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung”, nennt es die Chefin der Organisation, Michelle Thew. Frankreich ist das erste europäische Land, das notwendige Vorbereitungen für diese neue Vorschrift trifft. Dort hat die zuständige Behörde bereits eine entsprechende Plattform aufgebaut, damit Hersteller die erforderlichen Zertifikate und Zulassungen erhalten, um die Einfuhr in China zu erleichtern. Andere EU-Länder folgen.
Die Industrie hat die Änderung mit vorangetrieben. “Es war eine lange Reise”, räumt Julia Fentem ein, Vizepräsidentin für Produktsicherheit und Umwelt bei Unilever. Sie hat seit fast zehn Jahren mit den Chinesen an der Initiative arbeitet. “2011 haben wir damit begonnen, in den Unilever-Labors in Shanghai chinesische Wissenschaftler:innen und Regulierungsbehörden mit einigen der führenden amerikanischen Denkern zusammenzubringen.” Zu diesem Zeitpunkt hatten sie bereits 20 Jahre Erfahrung in der Entwicklung tierversuchsfreier Testmethoden. “Für chinesische Wissenschaftler:innen war das neu. Als Wissenschaftler:in ist es leicht, eine gemeinsame Basis mit anderen Wissenschaftler:innen zu finden, aber mit Behörden zusammenzuarbeiten, ist bisweilen schwieriger.”
Für ausländische Unternehmen öffnet sich nun ein riesiger, 85 Milliarden US-Dollar schwerer Online- und Offline-Markt. Goldman Sachs geht davon aus, dass Chinas inländische Kosmetikausgaben zwischen 2019 und 2025 mit einer jährlichen Wachstumsrate von 12 Prozent auf mehr als 153 Milliarden US-Dollar steigen werden.
Die meisten ausländische Marken ließen sich bislang nicht auf die Testpflicht in China ein, sei es aus Tierliebe, sei es aus Angst, das eigene Markenimage zu beschädigen. Manche hatten die Bestimmungen in Kauf genommen, um im chinesischen Wachstumsmarkt einen Fuß in die Tür zu kriegen. Einige internationale Kosmetikmarken hatten sogar einen Teil ihres Herstellungsprozesses nach China verlagert, um der Regelung für Tierversuche mit kleinen Kapazitäten vor Ort nachzukommen. Die meisten Marken jedoch nutzten den sogenannten Cross-Border-Online-Markt, um ihre Waren beispielsweise über die Alibaba-Plattform Tmall Global direkt an chinesische Kunden verkaufen zu können, und so die Tierversuchsklausel zu umgehen. Eine Lösung, um sich im großen Stil am chinesischen Markt zu etablieren, war das allerdings nicht.
Die Entwicklung ist ganz im Sinne der chinesischen Kunden. Obwohl es in China nach wie vor keine substanziellen Tierschutzgesetze gibt, wächst das Bewusstsein für das Thema in der Bevölkerung seit Jahren. Gut 200 Nichtregierungsorganisationen setzen sich hier mittlerweile für Fragen des Tierschutzes ein. Immer mehr Chinesen halten Haustiere. Laut einem Weißbuchbericht über Chinas Haustierindustrie stieg die Zahl der Hauskatzen im vergangenen Jahr auf 49 Millionen, ein Anstieg von 10,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Fälle von Tierquälerei sorgen dementsprechend in den sozialen Medien regelmäßig für Entrüstungsstürme. Auch der berüchtigte jährliche Hundefleischmarkt in der Stadt Yulin ist immer mehr – insbesondere jungen – Chinesen ein Gräuel. Schon 2016 wurde eine Petition gegen das Festival von elf Millionen Chinesen unterzeichnet, die Praxis befindet sich seitdem auf dem Rückzug. Im April 2020 hatte Shenzhen als erste chinesische Metropole den Verzehr von Hunden und Katzen völlig verboten. Wer gegen die neuen Regeln verstößt, muss umgerechnet 19.500 Euro zahlen.
Die Corona-Pandemie hat den Tierschutz noch vorangetrieben. Zum ersten Mal seit mehr als 30 Jahren hat China seine Liste der im Land geschützten Tiere aktualisiert und zugleich um 500 Tierarten erweitert. Wer Wildtiere und bedrohte Arten wie Riesenpandas, Goldaffen oder Schwarzbären isst, muss mittlerweile mit mehr als zehn Jahren Haft rechnen. Wer vorsätzlich illegal gejagte Tiere kauft, muss mit immerhin noch bis zu drei Jahre Gefängnis rechnen. Laut einer Studie der Tierrechtsorganisation Faunalytics würden auch 51 Prozent der Chinesen eine artgerechtere Viehhaltung unterstützen. Der Wille zur Veränderung ist also da, aber der Prozentsatz ist durchaus noch steigerungsfähig.
Als Werkbank der Welt hat China in den letzten Jahrzehnten durch seine Exporte massiv Währungsreserven angehäuft. Die Summen in den Händen der chinesischen Staatsfonds übersteigen inzwischen sogar die Haushalte großer Länder wie Großbritannien oder Italien. Wer so viel Kapital anlegt, gestaltet das Geschehen auf dem Planeten entscheidend mit. Die Investmentschwerpunkte der Staatsfonds sind also gerade für Nachhaltigkeitsexperten von großem Interesse – und die stellen ihnen kein gutes Zeugnis aus.
Selbst Chinas größter Staatsfonds, die China Investment Corporation (CIC) “stellt keine wesentlichen Umwelt- und Nachhaltigkeitsüberlegungen in seinem Investitionsprozess an”, sagen Expert:innen der Denkfabrik Climate Policy Initiative. Weder die großen Fonds noch Chinas Zentralbank veröffentlichen Daten zu grünen Investitionen. Auch fehlt es an Klima-Strategien.
Chinas Währungsreserven stecken im Wesentlichen in drei Staatsfonds, die zu den größten der Welt gehören:
Im April kündigte Chinas Zentralbankchef Yi Gang an, bei der Anlage dieser immensen Devisenreserven “den Anteil grüner Anleihen weiter zu erhöhen und Investitionen in CO2-intensive Anlagen zu begrenzen”. Doch diese Aussage scheint eher ein Zukunftsversprechen zu sein. Die CIC versteht sich zwar als “verantwortungsvoller Investor“, der “seiner sozialen Verantwortung” nachkomme. Im letzten Jahresbericht schreibt der Fonds, er engagiere sich “für eine grüne Entwicklung” – doch ins Detail gehen die Autoren nicht. Gleichzeitig verfolgt der Fonds nach eigenen Angaben das Ziel “einer maximalen Rendite“. Befragt, ob sein Fonds in grüne Technologien investieren werde, sagte der Vorsitzende des Aufsichtsgremiums der CIC: “Wir werden das nicht als Subvention machen, sondern nur, wenn der Sektor Profit abwirft”.
Zwar investiert der Fonds durchaus auch in grüne Anlagen. Im Jahr 2019 flossen laut Reuters 400 Millionen US-Dollar in Asiens größtes Windenergie-Unternehmen China Longyuan Power Group. CIC hat zudem 700 Millionen US-Dollar in den Kraftwerksbetreiber GCL-Poly Energy gesteckt, der den Solarsektor ausbauen will. Gleichzeitig befindet sich die CIC jedoch mit Saudi Aramco in Gesprächen zur Übernahme einer Beteiligung von einem Prozent an der weltweit größten Ölfördergesellschaft. Die geschätzten Kosten: 19 Milliarden US-Dollar.
Es sieht so aus, als falle den Fonds das Umsteuern schwer – schließlich gehörte es noch vor wenigen Jahren zu ihren Kernaufgaben, ihrem Land den Zugriff auf fossile Rohstoffe zu sichern. Zu Beginn der 2010er-Jahre hat die CIC daher viel in Öl- und Gasprojekte investiert. Dazu gehört beispielsweise in die besonders umweltfeindliche Förderung aus Ölsanden. Der Fonds hat dazu einen Anteil von 7,4 Prozent an Sunshine Oilsands aus Kanada übernommen, den er bis heute hält. Dem weltweit drittgrößten Kohleexporteur Bumi Resources lieh die CIC fast zwei Milliarden US-Dollar. Investitionen in solche Energieprojekte galten als “Investitionen mit geringerem Risiko“, da sie “eine stetige Rendite” abwerfen. Damals legte die chinesische Regierung bei Investitionen den Fokus auf Energiesicherheit, um die Entwicklungsbedürfnisse des Landes zu erfüllen.
Javier Capapé Aguilar, Experte für Staatsfonds und ehemaliger Berater der Vereinten Nationen, vermutet, dass Chinas größter Staatsfonds seine Investitionen in Zukunft stärker an der aktuellen Industriepolitik Pekings ausrichten wird. Konkret heißt das: ausländische Technologien verstärkt nach China zu holen. Da auch grüne Technologien in Pekings Industriepolitik eine wichtige Rolle spielen, könnte der CIC in Zukunft mehr Mittel in diesen Bereich investieren.
Chinas Staatsfonds sind beim Mangel an grünen Investitionen im internationalen Vergleich keine Ausnahme. “Im Durchschnitt fließen weniger als ein Prozent der Investitionen von Staatsfonds in CO2-arme Anlagen”, zeigt eine OECD-Studie. Nur wenige Fonds veröffentlichen Informationen zu ihren Klimastrategien. Und sie drängen Unternehmen, an denen sie beteiligt sind, auf Jahreshauptversammlungen kaum zu klimafreundlichen Managemententscheidungen. Die Staatsfonds nehmen generell selten Einfluss auf das Geschäft der jeweiligen Unternehmen, so die OECD.
Laut Javier Capapé Aguilar gibt es verschiedene Gründe, warum Staatsfonds noch nicht mehr Gelder in grüne Anlagen umlenken. Die Fonds seien sich erstens unsicher, ob grüne Investitionen ausreichend hohe Renditen abwerfen, so Aguilar. Ziel der Fonds ist es, die Devisenreserven des betreffenden Landes so anzulegen, dass sie für zukünftige Generationen erhalten bleiben. In der Vergangenheit wurden deswegen häufig sichere Anlagen bevorzugt. In naher Zukunft könnte jedoch ein Umdenken einkehren. Investitionen in fossile Energien und Industrien könnten sich bald als “Stranded Assets” erweisen und an Wert verlieren. Um die Klimaziele zu erreichen, muss beispielsweise ein Großteil des Erdöls im Boden verbleiben. Anlagen in Unternehmen in diesem Bereich könnten in Zukunft massiv an Wert verlieren.
Grüne Investitionen seien zudem mit Kosten für die Staatsfonds verbunden, schreibt Aguilar. Es werde als zu kostspielig angesehen, zu prüfen, ob bestimmte Unternehmen und Investitionen in Infrastruktur wirklich grün seien, so der Wissenschaftler. Offenlegungspflichten, wie sie die EU verabschiedet hat, könnten hier für mehr Transparenz und geringere Kosten sorgen.
Auch würden die Regierungen ihre Staatsfonds noch zu selten anhalten, mehr in grüne Anlagen zu investieren, so Aguilar. Die OECD hält es für “unwahrscheinlich, dass die Staatsfonds von sich aus klimarelevante Maßnahmen ergreifen”. Es bleibt abzuwarten, ob die chinesische Zentralbank ihren Worten Taten folgen lassen wird. Mathias Lund Larsen vom International Institute of Green Finance sagt: “Wie so oft in der chinesischen Politik gibt es keine Transparenz darüber, wie die Allokation von Devisenreserven in grüne Anlagen erhöht werden soll”. Details erwartet er erst in ein paar Monaten.
Dass es auch anders geht, zeigen die Staatsfonds von Norwegen und Neuseeland. Die beiden Fonds haben Klimarisiken in ihre Investitionsprozesse integriert. Norwegen hat beispielsweise Investitionen aus über 150 Öl-, Gas- und Kohleunternehmen zurückgezogen und stattdessen in Firmen aus dem Sektor der erneuerbaren Energien investiert.
Das Interesse am Ursprung der Corona-Pandemie ist verständlich. Ein Ereignis, das bisher 3,5 Millionen Menschen das Leben kostete, das bei vielen Patienten körperliche und psychische Folgeschäden hinterließ, das den Staaten und Unternehmen täglich Milliardensummen und enorme Anstrengungen abverlangt – so etwas verlangt nach Aufklärung. Entsprechend groß ist das Bedürfnis nach einer verständlichen Ursache, die über das zufällige Auftreten eines Naturphänomens hinausgeht. Doch was ist von Überschriften zu halten wie: “Neue Indizien für Hypothese, dass Sars-CoV-2 im Labor entstand”? Focus Online hatte ursprünglich sogar vom “Virus-Ursprung im Labor” getextet, änderte die Überschrift aber am Dienstag in: “Woher kam Corona? Plötzliche Erkrankung von Labor-Mitarbeitern wirft neue Fragen auf“.
Auch der in Corona-Fragen gut informierte Berliner Tagesspiegel nährte derzeit die Annahme, dass das Virus aus dem Labor komme. Das Blatt kontrastiert eine Aussage der Weltgesundheitsorganisation WHO mit einem US-Geheimdienstbericht: Das Virus sei von der Fledermaus auf den Menschen übergesprungen, sagt die WHO – es sei aus dem Labor entkommen, sagen die Amerikaner.
Alldem liegt jedoch vor allem eine gewisse Verwirrung über die Bedeutung des Wortes “Ursprung” zugrunde. Unter seriösen Wissenschaftlern ist praktisch unumstritten: Atemwegs-Coronaviren springen zwischen Säugetierarten hin und her. Auch Sars-CoV-2 ist fast sicher vom Tier auf den Menschen übergegangen. Es hat dann von einem Patienten 0 aus seine Verbreitung rund um den Globus begonnen.
Völlig unklar ist jedoch, wer Patient 0 war, und wann und wo sie oder er sich infiziert hat. Wir werden es vermutlich nie erfahren, weil sich so etwas rückblickend nur mit sehr viel Glück rekonstruieren lässt. Daher ist die These, dass die Erstinfektion in einem Labor erfolgt ist, nicht völlig abseitig. Denn das Wuhan Institute of Virology (WIV) hat systematisch Fledermaus-Viren untersucht. Ein unachtsamer Umgang mit einer Probe kann durchaus zur Ansteckung eines Mitarbeiters geführt haben. Bisher fehlt aber jeder echte Beleg für die Theorie. Dass sich mehrere Forscher im Monat November im Smog-verseuchten Wuhan eine schwere Atemwegsinfektion zugezogen haben, ist allenfalls ein Indiz, aber kein Beweis.
Wenn die WHO davon spricht, ein “Ursprung” des Erregers in einem Labor sei fast ausgeschlossen, meint sie: Das Virus wurde nicht Molekül für Molekül künstlich erschaffen, um beispielsweise eine neue Bio-Waffe zu entwickeln. Sondern es hat sich in der Fledermaus entwickelt, wie so viele andere Viren auch. Diese Feststellung lässt offen, wie es von der Fledermaus zum Menschen gelangte. War ein Bauer vielleicht Patient 0? Ist das Virus über Zwischenwirte auf einem Wildtier-Markt zum Menschen gelangt? (Diese Annahme ist inzwischen weitgehend widerlegt.) Hat das Ereignis bei der Zucht von Nerzen stattgefunden? Oder eben ganz ohne Zwischenwirte im Labor? Es gibt unzählige Möglichkeiten.
Es kann also auch beides stimmen. Der Ursprung des Erregers lag in freier Wildbahn, doch der Beginn der Infektionskette lag in einem Laborunfall. Den könnte China allerdings genauso gut zugeben, schließlich ist an der Aufgabe des WIV nichts auszusetzen: Es soll gefährliche Viren erforschen und rechtzeitig vor ihnen warnen (China.Table berichtete). Andererseits passt es zu den Verhaltensmustern des kommunistischen Staates, mit Fehlschlägen noch weniger transparent umzugehen als offene Gesellschaften.
Eine US-Geheimdienstermittlung, die ausgerechnet Donald Trump angeschoben hat, ist hier nicht unbedingt die seriöseste Quelle. Auch Wissenschaftler wundern sich indessen über einige Eigenschaften von Sars-CoV-2, die auf Laborexperimente als Zwischenschritte zwischen Ursprung und Übergang zum Menschen hindeuten. Das Virus hat zwar seinen Ursprung in Fledertieren, war aber von Anfang an besser an Menschen angepasst als an Fledermäuse. Es besaß zudem eine genetische Eigenschaft, die es von seinen wilden Verwandten unterscheidet und gerade für Menschen sehr ansteckend macht.
Der Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité, schon lange vor der Pandemie eine weltweite Kapazität auf dem Gebiet der Coronaviren, hält solches Gemunkel jedoch für wenig zielführend. Die Situation sei “unterbeprobt”, sagt Drosten. Er meint damit: Es fehlt uns einfach eine Virenprobe von den fehlenden Bindegliedern zwischen Fledermaus und Mensch.
Drostens Vergleich: “Wir wollen wissen, ob der Delfin mit der Kuh verwandt ist. Aber wir haben nie eine Kuh untersucht, sondern immer nur Pferde und Kamele und auch mal eine Maus.” Das gibt zwar Anlass zu allerlei Spekulationen, aber die Verwandtschaft der beiden Arten lässt sich dadurch allenfalls indirekt ableiten – und es entsteht keine belastbare Aussage über den Zusammenhang zwischen Kuh und Delfin. “Wir fischen ganz schön im Trüben, in einer unterbeprobten Situation”, so Drosten.
Es bleibt also vorerst bei den Erkenntnissen des vorliegenden WHO-Berichts. Das Virus kommt vermutlich über einen unbekannten Zwischenwirt von der Fledermaus und hat sich eine Weile lang unerkannt unter Menschen verbreitet (China.Table berichtete). In dieser Zeit kann es sich an den Menschen angepasst haben, was die Unterschiede zu den Fledermaus-Viren erklärt. Christian Drosten verbannt die Geschichten vom Horror-Labor jedenfalls vorerst in den Bereich der Verschwörungstheorien. Er warnt: “In der Evolutionsbiologie kann man fast nie etwas beweisen.” Und auch der amtierende US-Präsident Joe Biden will erst einmal eine objektivere Untersuchung abwarten, bevor er sich festlegt.
Huawei wird sein eigenes Betriebssystem für Smartphones, HarmonyOS, am 2. Juni auf den Markt bringen. Die Einführung von HarmonyOS gilt als wichtiger Schritt, um die Abhängigkeit Huaweis von Googles OS Android zu verringern. US-Sanktionen aus dem Jahr 2019 verbieten Google die technische Unterstützung und Updates für neue Huawei-Modelle.
Die US-Sanktionen verhindern außerdem den Zugang zu kritischer Technologie aus den USA. Huawei fällt es dementsprechend schwer, eigene Chips für seine Geräte zu entwickeln und Komponenten von externen Anbietern zu beziehen. Das Unternehmen ist mittlerweile auf Platz sechs der weltweit größten Smartphone-Hersteller zurückgefallen. Es hat einen Marktanteil von vier Prozent. Am Montag wurde zudem bekannt, dass Huawei in Zukunft stärker auf den Software-Markt vordringen wolle. Die zukünftige Entwicklung in diesem Bereich läge grundsätzlich “außerhalb der Kontrolle der USA und Huawei wird eine größere Unabhängigkeit und Autonomie haben”, gibt Reuters den Gründer von Huawei, Ren Zhengfei, wieder. nib
Goldman Sachs hat von den chinesischen Aufsichtsbehörden die Genehmigung erhalten, ein Joint Venture für die Vermögensverwaltung zu gründen. Die Goldman Sachs Asset Management wird 51 Prozent an dem Gemeinschaftsunternehmen halten. Joint Venture-Partner wird die Industrial & Commercial Bank of China, die nach Vermögenswerten größte Bank der Welt.
Das Marktsegment der Vermögensverwaltung in China wächst rasant. Das investierbare Vermögen in dem Sektor könnte sich laut Medienberichten bis 2023 von derzeit circa 19 Billionen US-Dollar auf 30 Billionen US-Dollar nahezu verdoppeln. Vor US-amerikanischen Vermögensverwalter wurde schon Blackrock und dem größten europäischen Vermögensverwalter Amundi der Markteintritt in China gewährt (China.table berichtete). nib
Chinas Außenminister Wang Yi hat die politischen Entwicklungen in seinem Heimatland verteidigt. “Der Westen scheint eher engstirnig zu sein, wenn er China als Bedrohung sieht, weil wir ein anderes System gewählt haben”, sagte Wang Yi am Dienstag bei einem Online-Forum der Münchner Sicherheitskonferenz. Er betonte, dass China die derzeitige Entwicklung fortsetzen werde, weil diese “erfolgreich” und “richtig” sei. Die Volksrepublik sei kein systemischer Rivale und in Konfrontation verwickelt, sagte Wang. China habe lediglich ein anderes System gewählt, sagte der Außenminister und zog einen eher eigensinnigen Vergleich: “Es ist wie beim Essen, wir benutzen Stäbchen.”
Er stellte zudem die Rechtmäßigkeit der EU-Sanktionen gegen Beamte in Xinjiang infrage. Diese entsprechen nicht der Realität, so Wang. Die Strafmaßnahmen beruhten auf “sogenannten Beweisen”, die die Europäische Union nicht vorgelegt habe, behauptete Wang Yi. Der Außenminister wies Vorwürfe des Genozids in Xinjiang erneut zurück. “Unsere europäischen Freunde wissen, was ein Genozid ist”, sagte er im Gespräch mit dem Vorsitzenden der Münchner Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, der ehemaligen EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini sowie dem ehemaligen Vizekanzler Sigmar Gabriel. ari
Chinas Impfkampagne gegen Covid-19 hat merklich an Fahrt aufgenommen. Anfang der Woche wurde die Marke von 500 Millionen verabreichten Impfdosen überschritten, wie die Nationale Gesundheitskommission mitteilte. Die Gesundheitsdienste verabreichen demnach inzwischen landesweit mehr als 20 Millionen Dosen pro Tag. Von den in China zugelassenen Impfstoffen sind zwei Dosen nötig. Die gebräuchlichen Totimpfstoffe entfallen oft erst nach der zweiten Dosis eine deutliche Wirkung.
Die Führung hat das Ziel vorgegeben, bis Ende Juni 40 Prozent der Bevölkerung geimpft zu haben. Das Land erreicht derzeit Weltrekorde bei der Zahlder täglich verabreichten der Spritzen, um das Planziel zu erfüllen. Wegen konsequenter Seuchenkontrolle treten in China jedoch kaum noch Fälle von Covid auf. Daher lässt sich auch der Impferfolg nur schwer bewerten. fin
Der chinesische Telekommunikationsriese Huawei steht seit einigen Jahren in der Kritik. Fachpolitiker haben erhebliche Sicherheitsbedenken, Huawei beim Aufbau der 5G-Netze in Deutschland und Europa einzubinden. Dieser Aufbau sei laut Experten wie auch Vertretern von Telekom und Vodafone ohne Huawei nahezu unmöglich, sofern die Europäer nicht unnötig Zeit verlieren möchten.
In Deutschland fand sich deshalb ein Mann schnell im politischen Kreuzfeuer: David Wang Chengdong. Er ist der hiesige Chief Representative von Huawei und vertritt als solcher Huawei in der Außendarstellung zu Politik, Medien, Wissenschaft und Verbänden. Genau wie viele seiner Kollegen ist er als chinesischer Expat ein Wanderer zwischen zwei Welten. Einerseits muss er regelmäßig der Konzernspitze in Shenzhen Bericht erstatten, und andererseits den engen Kontakt zu politischen und wirtschaftlichen Vertretern in der Bundesrepublik suchen. Seine Rhetorik ist in Berliner Kreisen dabei meist von Diplomatie geprägt.
Aber angesichts der ständigen Anschuldigungen und Unterstellungen gegen Huawei, das laut Kritikern beim Aufbau von 5G-Netzen womöglich kritische Daten abgreifen und nach China übermitteln oder sogar eine Art “Kill Switch” für das Netz einbauen könnte, wurde auch David Wang im vergangenen Jahr zusehends angriffslustiger. “Wir sind jetzt seit 15 Jahren in Deutschland aktiv und keiner unserer langjährigen Kunden hat irgendeinen Hinweis auf einen Missbrauch unserer Technologien gefunden. Auch die USA haben dafür keinen einzigen Beweis, null”, sagte Wang etwa dem Spiegel.
Nach seinem Studium an der Northern Jiaotong-Universität in Peking begann er 1998 seine Karriere bei Huawei. Seitdem hat er unter anderem in Singapur, den Philippinen, Malaysia und Australien gearbeitet. Von 2015 bis 2018 war David Wang Leiter der Huawei-Niederlassung in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Im Anschluss übernahm er den Posten des Chefrepräsentanten in Deutschland. Er spricht von einem “Drama”, das sich angesichts der starken Politisierung rund um den 5G-Auf- und Ausbau abspielt. In der Öffentlichkeit gibt Wang ansonsten zumeist den kühlen und rationalen Marktwirtschaftler, dessen Credo lautet, dass nur Wettbewerb unter Anbietern für die beste Sicherheit sorgen könne. In Hintergrundgesprächen betont er zudem, dass es für Huawei fatal wäre, würde das Unternehmen Daten stehlen oder auf andere Weise das Vertrauen von Kunden und Regierungen missbrauchen.
Trotz David Wangs kommunikativer Bemühungen ist der Schatten der Konzernzentrale in Shenzhen lang. Huawei wird zum Teil von Ex-Militärs – darunter Gründer Ren Zhengfei – geführt, die eine für Europäer zu stark militärische Ausdrucksweise pflegen. Wang versucht die Vorwürfe der Staatsnähe immer mit den Ursprüngen Huaweis und der heutigen Konzernstruktur zu entgegnen. “Huawei ist noch heute vollständig in Privatbesitz und gehört praktisch den Mitarbeitern. Insgesamt beschäftigt Huawei knapp 200.000 Menschen, rund die Hälfte davon hält Aktien am Unternehmen”, argumentiert Wang. “Es gibt niemanden sonst, der Anteile an Huawei hält, auch der Staat nicht.”
Trotz dieser Worte weiß David Wang, dass Deutsche und Europäer dem Unternehmen mit Blick auf die IT-Sicherheit weiterhin mit Skepsis begegnen werden. Zu groß ist die Furcht vor dem Einfluss Pekings. Und so wird der Telekommunikationsexperte sich auch weiterhin als Diplomat in Berlin betätigen müssen. Constantin Eckner
Gary Guo wird Chef der China-Tochter der Progress-Werk Oberkirch AG (PWO), einem Autozulieferer mit Fokus auf Leichtbauteilen. Die PWO High-Tech Metal Components in Suzhou soll unter seiner Führung zum entscheidenden Umsatzbringer des Unternehmens werden. Guo war zuvor bei Bosch und Continental beschäftigt.
Hoffentlich schwindelfrei! Techniker überprüfen Hochspannungsleitungen in Zhoushan in der ostchinesischen Provinz Zhejiang.