ob die EU-Kommission ihre Entscheidung zu Zöllen auf chinesische E-Fahrzeuge heute bekannt geben wird? Es bleibt spannend, und das mittlerweile seit Wochen. Die bevorstehende Entscheidung heizt auch die Diskussion in Deutschland über deren Rechtfertigung und mögliche Nebenwirkungen an.
Von Seiten der Wissenschaft gibt es nun Schützenhilfe für die Befürworter der Zölle. “Deutschland und die EU setzen sich mit Handelsschutzinstrumenten nicht ins Unrecht”, schreibt das Institut der Deutschen Wirtschaft in einer Studie zur Konkurrenzsituation mit China. Die Volksrepublik habe durch seine Subventionen damit angefangen, in die Wirtschaft einzugreifen. Wir zeichnen nach, wie marktorientierte Ökonomen zu Befürwortern von Handelsmaßnahmen werden.
Außerdem stellen wir Ihnen heute Tiangong vor, den Star des diesjährigen Zhongguancun-Forums, auf dem China Tech-Innovationen präsentiert. Tiangong wurde vom Beijing Humanoid Robot Innovation Center entwickelt und ist Teil des innerchinesischen Wettrennens um die Entwicklung menschenähnlicher Roboter, erklärt Jörn Petring in seiner Analyse.
Die Regierung in Peking sieht in diesen Robotern die nächste große Innovation, bei der chinesische Unternehmen zu Weltmarktführern aufsteigen sollen. Bisher haben die USA und Japan noch in einigen Bereichen einen Vorsprung. Aber wo bleibt Deutschland?
Die bevorstehende EU-Entscheidung über Zölle auf Elektroautos aus chinesischer Herstellung heizt die Diskussion über deren Rechtfertigung und mögliche Nebenwirkungen erneut an. Es geht um das Spannungsfeld zwischen offenen Märkten, dem Schutz der heimischen Industrie und einer raschen Mobilitätswende. Wirtschaft und Politik sind sich zwar weitgehend einig, dass der Konkurrenzdruck aus China zuletzt noch einmal stark gestiegen ist. An der Frage, ob Zölle nicht schon unzulässigen Protektionismus bedeuten, scheiden sich jedoch die Geister.
Während EU-Handelskommissar Valdis Dombrovskis höhere Zölle im Gespräch mit Table.Briefings als notwendigen Schutz vor unfairer Konkurrenz verteidigt, haben sich entscheidende deutsche Akteure kürzlich noch einmal gegen Eingriffe in den Handel ausgesprochen. Die Stiftung Familienunternehmen und Politik hat ihre Ablehnung am vergangenen Freitag mit der Gefahr eines Handelskonflikts begründet, unter dem alle Unternehmen im internationalen Geschäft leiden würden. Bundesverkehrsminister Volker Wissing von der FDP lehnt die Eingriffe mit ähnlichen Argumenten ab, ebenso wie der deutsche Autoherstellerverband VDA.
Von Seiten der Wissenschaft gibt es nun Schützenhilfe für die Befürworter der Zölle. “Deutschland und die EU setzen sich mit Handelsschutzinstrumenten nicht ins Unrecht”, schreibt der Ökonom Jürgen Matthes vom Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln in einer neuen Studie zur Konkurrenzsituation mit China. China habe durch seine Subventionen mit den Eingriffen in die freie Wirtschaft angefangen. Europa würde mit Zöllen nur versuchen, “die Wettbewerbsverzerrungen im Sinne eines Level Playing Field auszugleichen“.
Matthes sieht gute Argumente für die ausgleichende Wirkung der Zölle in den Ergebnissen einer neuen Umfrage unter 900 deutschen Unternehmen im Rahmen des IW-Zukunftspanels. Die Hälfte der Befragten gibt an, dass chinesische Wettbewerber die eigenen Preise um mindestens 20 Prozent unterbieten. Selbst Firmen, die intensiv selbst forschen, sehen sich einem ruinösen Preisdruck ausgesetzt. Als Konsequenzen drohen Entlassungen und Verlagerungen.
Insgesamt geht aus der Befragung ein zunehmendes Unbehagen wegen der steigenden China-Risiken hervor. “Die Umfrageergebnisse belegen, dass die oft als subventioniert empfundene China-Konkurrenz einen weiteren gravierenden Stressfaktor für das deutsche Geschäftsmodell darstellt“, so Matthes. Eine große Zahl von Unternehmen befürchtet auch, dass sich ein künftiger Konflikt um Taiwan zu einem Großkonflikt auswachsen könnte, der die Wirtschaftsbeziehungen erheblich stört.
Der hohe Konkurrenzdruck geht aktuell auf mehrere Entwicklungen zurück, die sich überlagern: In China sind – spontan, aber auch aufgrund staatlicher Unterstützung des produzierenden Gewerbes – riesige Überkapazitäten entstanden. Das betrifft auch hochwertige Waren. Weil Chinas Konsum und Investitionen schwächeln, finden Firmen im Inland keinen Absatz. Das Überangebot drückt auf die Preise. In China ist derzeit fast alles deutlich günstiger als in Europa: Energie, Rohstoffe, Vorprodukte, Personal.
Andere Märkte schotten sich daher zunehmend vor der Warenflut ab, vor allem die USA. Am Dienstag erst hat Washington drei weitere Unternehmen sanktioniert, die möglicherweise unter Nutzung von Zwangsarbeit in der Region Xinjiang produzieren, darunter einen Aluminiumhersteller. Zuletzt hat aber beispielsweise auch die Türkei ihre Zölle auf chinesische Autos erhöht. “Der EU-Markt ist also derzeit der größte Markt, der chinesischen Herstellern offensteht“, sagt Dombrovskis. “Und wir sehen, dass der Marktanteil der chinesischen Hersteller sehr schnell wächst.” Die EU-Kommission müsse auf die Gefahren für die europäische Industrie reagieren.
Der Einfuhrdruck aus China steigt besonders für Umwelttechnik wie Solarzellen, aber auch bei Batterien, stark an: Nachdem die US-Regierung die Zölle erhöht hat, verlagern sich die chinesischen Exporte nach Europa. Damit erhöht sich der Wettbewerb für Unternehmen wie ACC, Northvolt oder VW, die eigene Akkus in Europa herstellen wollen. Die Überkapazitäten sind so groß, dass chinesische Firmen im Inland bereits nach Regierungseingriffen rufen, um dem zerstörerischen Preiskrieg zu begegnen.
Anders als die Familienunternehmer oder der VDA hält Ökonom Matthes die Gefahr chinesischer Gegenmaßnahmen für kalkulierbar. Nur drei Prozent der deutschen Arbeitsplätze hängen direkt oder indirekt am Export nach China; die Mehrzahl der deutschen Anbieter produzieren ohnehin vor Ort für den chinesischen Markt. Es habe derzeit Priorität, die europäische Industriebasis davor zu schützen, von Chinas subventionierten Exporten untergraben zu werden.
Außerdem müsse die EU zeigen, dass sie handlungsfähig sei und China gegen seine Drohgebärden gelegentlich einen Schuss vor den Bug setzen, so Matthes. Wichtig sei, dass die EU sich mit ihrer Politik im Rahmen dessen bewegt, was die Welthandelsorganisation WTO vorsieht. Sonst sei man tatsächlich im Unrecht.
Das IW betont aber auch: Die EU darf es nicht bei Zöllen und anderen Schutzinstrumenten belassen, sonst wird sie am Ende nur ärmer. Es brauche eine “grundlegende und breit angelegte Reforminitiative” für höhere Wettbewerbsfähigkeit. Insgesamt müssen die Investitions- und Standortbedingungen wieder massiv besser werden.
Vor allem kommt es auf Innovationen und Digitalisierung an. Denn Deutschlands Problem liegt fast ausschließlich darin, dass Chinas technische Fertigkeiten auf Weltklasseniveau gestiegen sind und es jetzt modernste Qualitätsprodukte günstig anbietet.
Vor 40 Jahren kamen Waren wie Plastikblumen und T-Shirts aus China, vor 30 Jahren Turnschuhe und elektronisches Spielzeug, vor 20 Jahren Elektronik wie PCs und Handys – und heute nun das, wofür Deutschland eigentlich bekannt ist, nämlich Maschinen, Spitzenelektronik, Fahrzeuge, optische Geräte, Medizintechnik, Spezialchemie und dergleichen. BYD hat erst am Mittwoch bekanntgegeben, weitere 14 Milliarden Euro in KI-Technik fürs selbstfahrende Auto zu investieren.
Branchen wie die Feinmechanik drängen erst jetzt richtig von der Volksrepublik aus auf die internationalen Märkte. China spielt zudem heute viel härter, denn es braucht deutsche Technikhilfe kaum noch. All das sind Erfolge der chinesischen Industriepolitik und insbesondere der Initiative “Made in China 2025”.
Das jährliche Zhongguancun-Forum gilt als Ort, an dem chinesische Unternehmen neue technologische Durchbrüche und Innovationen der Welt präsentieren. In diesem Jahr hatte das Treffen, das nach dem gleichnamigen Pekinger Tech-Stadtviertel benannt ist, mit “Tiangong” einen ganz besonderen Star. Ende April beobachteten die Gäste beeindruckt, wie der humanoide Roboter mit relativ stabilen Schritten über die Bühne spazierte.
Das Unternehmen Beijing Humanoid Robot Innovation Center hat Tiangong entwickelt. Der Roboter bewegt sich ihm zufolge mit sechs Kilometern pro Stunde. Mit einer Größe von 1,63 Meter und einem Gewicht von nur 43 Kilogramm habe er “ein schlankes und effizientes Design”. Seine visuellen Wahrnehmungssensoren würden es ihm ermöglichen, “seine Umgebung präzise zu erkennen und zu navigieren”.
Vor einigen Tagen folgte dann das nächste spektakuläre Video aus China. Das Unternehmen Unitree Robotics demonstrierte darin seinen G1. Der Roboter, der künftig für 16.000 Dollar zu haben sein soll, zeigte bemerkenswerte Fähigkeiten, die sowohl faszinierend als auch leicht unheimlich wirken. Zu sehen war, wie der G1 nach Schlägen und Stößen auf den Beinen bleibt und sich immer wieder neu ausrichtet, was ihn widerstandsfähig und robust erscheinen lässt. Schließlich faltet er seine Beine und Hände so kompakt zusammen, dass er sich einfach davontragen lässt.
Diese Präsentationen unterstreichen: Das Rennen um die Einführung humanoider Roboter nimmt deutlich Fahrt auf. Chinesische Unternehmen wollen auf diesem Markt eine große Rolle spielen. Doch die Konkurrenz im Westen ist beachtlich. Bereits zwei Wochen bevor die Chinesen Tiangong vorstellten, machte der US-Roboterhersteller Boston Dynamics, der mittlerweile zum japanischen Hyundai-Konzern gehört, Schlagzeilen mit der Vorstellung einer vollelektrischen Version seines berühmten Atlas-Roboters.
Der Vorgänger, eine hydraulische Version, war ein YouTube-Star. Seit Jahren veröffentlichte Boston Dynamics immer wieder Videos, die ihn zeigten, wie er schwierige Parcours überwand oder tanzte. Auch andere westliche Firmen haben ambitionierte Pläne. Tesla will seinen Roboter Optimus bereits Ende 2024 in den eigenen Fabriken einsetzen. Bis Ende 2025 soll er für den Verkauf an externe Kunden verfügbar sein.
Erst im vergangenen November gab Chinas Ministerium für Industrie und Informationstechnologie neue Richtlinien zur Entwicklung humanoider Roboter heraus. Die Regierung sieht in diesen Robotern die nächsten großen Innovationen, bei der chinesische Unternehmen zu Weltmarktführern aufsteigen sollen. Das Papier enthält Ziele und Zeitpläne für diesen neuen Sektor.
Schon im kommenden Jahr soll demnach ein heimisches Ökosystem für humanoide Roboter aufgebaut und die Massenproduktion vorbereitet werden. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung geschickter Roboterhände, -arme und -füße sowie der Erforschung künstlicher Intelligenz (KI) für humanoide Roboter. Ziel sei es, Durchbrüche in der Bewegungssteuerung und der Mensch-Maschine-Interaktion zu erzielen.
Bis 2027 strebt das Ministerium an, humanoide Roboter zu entwickeln, die denken, lernen und innovativ sein können. Gleichzeitig soll ein zuverlässiges industrielles Lieferkettensystem aufgebaut werden, das die Produktion unterstützt. Das Ministerium erwartet, dass humanoide Roboter zu den nächsten “bahnbrechenden Produkten”gehören werden, ähnlich wie zuvor Computer, Smartphones und Elektrofahrzeuge.
Zwei bis drei weltweit führende Roboter-Produzenten sollen entstehen, sowie ein Cluster kleiner und mittlerer Unternehmen für spezialisierte Roboter-Anwendungen. Wichtig seien leichte Skelette, feste Körperstrukturen und hochpräzise Sensoren. Die Richtlinien umfassen auch mögliche Einsatzbereiche für die Roboter, darunter Automobilproduktion, Gesundheitswesen, Dienstleistungen, Landwirtschaft, Logistik und spezielle Industrieumgebungen, in denen Menschen gefährliche Aufgaben übernehmen.
Laut einem Bericht von Grand View Research hatte der globale Markt für humanoide Roboter 2022 einen Wert von 1,11 Milliarden Dollar. Er soll demnach von 2023 bis 2030 eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 21,1 Prozent erreichen.
Chinesische Experten sind sich jedoch bewusst, dass eine schwere Aufgabe vor den chinesischen Unternehmen liegt. Vor allem bei Chips und Software sind noch Verbesserungen notwendig, um gegenüber den USA aufzuholen, konstatierte kürzlich die chinesische Parteizeitung Global Times.
Gleichzeitig bezeichnete das Blatt humanoide Roboter als Teil der “hochwertigen Produktivkräfte”. Der von Staats- und Parteichef Xi Jinping geprägte Begriff ist in letzter Zeit zu einem geflügelten Wort geworden. Es geht darum, die wirtschaftliche Entwicklung Chinas durch technologische Innovationen voranzutreiben. Die Regierung will die industrielle Basis des Landes modernisieren. Das soll nicht nur durch die Produktion von grünen Energien und E-Autos gelingen, sondern auch durch den Verkauf humanoider Roboter.
Sinolytics ist ein europäisches Beratungs- und Analyseunternehmen, das sich auf China spezialisiert hat. Es berät europäische Unternehmen bei der strategischen Ausrichtung und den konkreten Geschäftsaktivitäten in der Volksrepublik.
Taiwan hat einen Chinesen festgenommen, der mit einem Schnellboot in einen Hafen in die strategisch wichtige Mündung eines Flusses, der nach Taipeh führt, gefahren ist, und zwar wegen des Verdachts auf illegale Einreise. Das teilte die taiwanesische Küstenwache mit. Inzwischen haben die Behörden Ermittlungen aufgenommen. Bei dem Kapitän des Boots soll es sich laut der staatliche taiwanische Nachrichtenagentur um einen früheren Offizier der chinesischen Marine gehandelt haben, einen 60 Jahre alten Ex-Offizier der Volksarmee mit dem Nachnamen Ruan. Dies führte zu Spekulationen über den Hintergrund seines Vorgehens.
Nach Angaben der Küstenwache wurde am Sonntagmorgen sechs Seemeilen (elf Kilometer) vor der Küste von Tamsui im Norden Taiwans ein verdächtiges Schiff gesichtet. Nach der Einfahrt in den Tamsui-Fluss, der in die Innenstadt von Taipeh führt, kollidierte das Boot mit anderen Schiffen an einem Fährterminal. Ein einzelner Chinese auf dem Schiff wurde wegen des Verdachts auf Verstoß gegen die taiwanesischen Ein- und Ausreisebestimmungen festgenommen, teilte die Küstenwache mit. Über sein Motiv wurde nichts gesagt. rtr/cyb
Nach einer Sitzung der Zentralen Reformkommission des Zentralkomitees (中央全面深化改革委员会) hat sich Xi Jinping über die Staatsmedien zur Wirtschaftspolitik geäußert. Aus solchen Sitzungen gegen oft Schwerpunkte der künftigen Wirtschaftspolitik hervor. Genannt wurden:
Es gehört zu Xis Regierungsstil, als Vorsitzender zahlloser Kommissionen auf die Vorgänge im Land Einfluss zu nehmen, statt sich auf die Fachministerien zu verlassen. Das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Chinas ist eines der mächtigsten Gremien des Landes. fin
Die Tschechische Republik wird diese Woche in Taipeh ein neues Zentrum zur Stärkung der kulturellen Beziehungen eröffnen. “Das Tschechische Zentrum in Taiwan wird seine Tätigkeit am Freitag, dem 14. Juni, mit einer Ausstellung tschechischer Fotografien aufnehmen”, teilte das Außenministerium in Prag mit. Das EU-Mitglied Tschechien wolle”in Taipeh gesehen und gehört werden”, erklärte die für die Kulturzentren verantwortliche Generaldirektorin Jitka Pánek Jurková der Nachrichtenagentur CTK. “Das Tschechische Zentrum in Taipeh soll das Verständnis der taiwanischen Öffentlichkeit für die traditionelle und insbesondere zeitgenössische tschechische Kultur vertiefen.”
Laut CTK gibt es derzeit 28 Kulturzentren des EU-Staats weltweit, in China allerdings keines. Prag zählt zu den EU-Staaten mit den engsten Verbindungen zu Taiwan. Peking sieht jede Art von Annäherung an Taiwan als Provokation. ari
Vier US-amerikanische Hochschullehrer und ein chinesischer Tourist sind nach Angaben chinesischer und amerikanischer Regierungsbeamter in einem belebten Park in Jilin im Nordosten Chinas niedergestochen worden. Die Dozenten des Cornell College, einer privaten Hochschule in Mount Vernon, Iowa, hielten sich für ein Austauschprogramm mit der Beihua-Universität in China auf. Sie wurden nach Angaben der Hochschule am Montag “bei einem schweren Zwischenfall” verwundet.
Den chinesischen Behörden zufolge ist bereits am Montag ein 55 Jahre alter tatverdächtiger Mann namens Cui festgenommen worden. Dieser sei im Park mit einem Ausländer zusammengestoßen und habe daraufhin mit einem Messer auf diesen Mann, drei weitere Ausländer und einen Chinesen, der ihn aufzuhalten versuchte, eingestochen. Die Verletzungen seien nicht lebensbedrohlich. Ein Motiv für den Angriff wurde nicht genannt.
Am Montag waren Aufnahmen in den chinesischen sozialen Medien aufgetaucht, die den Vorfall zeigen sollen, aber schnell zensiert wurden. Sie zeigen zwei Männer und eine Frau, die blutbefleckt und von Schaulustigen umgeben auf dem Boden liegen. Sie schienen bei Bewusstsein zu sein und in ihre Handys zu sprechen. CNN zufolge wurde das Video im Beishan-Park aufgenommen, einer beliebten Grünanlage im Stadtzentrum von Jilin, weniger als eine halbe Autostunde von der Beihua-Universität entfernt.
Das chinesische Außenministerium bestätigte am Dienstag, dass “vier ausländische Lehrkräfte der Beihua-Universität angegriffen wurden”. Demnach wurden sie sofort ins Krankenhaus gebracht und erlitten keine lebensbedrohlichen Verletzungen. Laut Polizei handele es sich um einen Einzelfall, der weiter untersucht werde. Die Gouverneurin des Bundesstaates Iowa, Kim Reynolds, sprach von einem “entsetzlichen Angriff”. Adam Zabner, der für Iowa im US-Repräsentantenhaus sitzt, sagte zu CNN, sein Bruder David sei eines der Opfer gewesen. Er sei genäht worden und scheine sich zu erholen. rtr/cyb
Die Stadt Amsterdam werde keine in China hergestellten Kameras mehr verwenden, gab der für Informations- und Kommunikationstechnologiepolitik zuständige Stadtrat Alexander Scholtes bekannt. Die chinesischen Kameras sollen innerhalb von fünf Jahren aus dem Verkehr gezogen werden. Das berichtet die NL Times. Der Grund: Bedenken wegen Menschenrechten und möglicher Spionage.
Derzeit sind in Amsterdam 1.280 chinesische Kameras für verschiedene Aufgaben im Einsatz, etwa zur Überwachung oder Verkehrskontrolle. Im Mai 2023 hatte der Gemeenteraad der Stadt einen Antrag angenommen, der Bürgermeister und Stadträte aufforderte, keine Kameras aus chinesischer Produktion mehr zu verwenden wegen der Befürchtung, diese Kameras könnten Bilder an den Hersteller, an die chinesische Regierung oder beide übermitteln. Es gebe außerdem “Bedenken hinsichtlich der möglichen Verwicklung chinesischer Kamerahersteller in Menschenrechtsverletzungen in China, auch gegen Uiguren“, schrieb Stadtradt Scholtes.
Nach Angaben des Verbands der niederländischen Gemeinden (VNG) haben viele Gemeinden mit dem Problem der chinesischen Kameras zu kämpfen, erklärte Scholtes. Der VNG werde die Einzelheiten der Amsterdamer Vertragsbedingungen und Vergabekriterien für den Kauf von Kameras an alle Gemeinden weitergeben. cyb
Zhang Kejian, der Direktor der China National Space Administration (CNSA), hatte vergangenen Dienstag mal wieder einen Grund zum Feiern. Wie geplant hob nur zwei Tage nach der Landung auf dem Mond das Aufstiegsmodul der “Chang’e-6”-Sonde wieder ab und machte sich auf den Rückweg zur Erde. An Bord hat es eine ganz besondere Ladung. China hat als erstes Land Gesteinsproben von der erdabgewandten Seite des Mondes gesammelt.
Auch die mitgenommenen Geräte, darunter solche der Europäischen Raumfahrtagentur ESA und aus Frankreich, hätten ihre Aufgaben wie erwartet erfüllt, teilte die Behörde von Zhang am Dienstag mit. Zum Schluss klappte die Sonde noch eine chinesische Fahne aus. Zhang ist solche Erfolgsmeldungen bereits gewohnt. Denn in seiner Amtszeit seit Mai 2018 hat der 62-Jährige die chinesische Weltraumbehörde gut geführt.
Zhang, den das Time Magazine bereits 2019 in die Liste der 100 einflussreichsten Personen des Jahres aufgenommen hatte, studierte Materialwissenschaften und -technik an der Universität Tsinghua, einer der renommiertesten Universitäten Chinas. Seine Karriere fokussierte sich voll und ganz auf die Raumfahrtindustrie, insbesondere bei der China Aerospace Science and Industry Corporation (CASIC), wo er verschiedene Führungspositionen innehatte.
Unter Zhangs Leitung hat die Raumfahrtbehörde nicht nur viele Missionen erfolgreich abgeschlossen, sondern auch einen starken Fokus auf den Ausbau internationaler Kooperationen gelegt. Somit macht er die Raumfahrt auch zu einem Instrument der chinesischen Politik.
Auch die Chang’e-6-Mission ist ein Beispiel dafür. Denn nicht nur waren daran Europäer beteiligt, erstmals ermöglichte es China auch Pakistan, an einer Mondmission teilzunehmen. Der ICUBE-Q-Satellit, der Teil der Mission war, wurde gemeinsam von Pakistans Institute of Space Technology und Chinas Shanghai Jiao Tong University entwickelt. Der Satellit führte Explorationsaktivitäten wie die Aufnahme von Mondbildern durch.
In Ägypten baute China unter Zhang derweil ein großes Satelliten-Montage- und Testzentrum, das im Juni 2023 in Kairo eröffnet wurde. Ägypten trat dem International Lunar Research Station (ILRS) Projekt bei. Dieses Projekt umfasst gemeinsame Forschung und Entwicklung in der Mond- und Tiefraumerkundung. Auch Südafrika ist ein wichtiger Partner im ILRS-Projekt. Es arbeitet eng mit China zusammen. Gemeinsam führen sie Weltraummissionen durch und entwickeln Forschungsvorhaben. Unter Zhangs Leitung wurde auch eine Brics-Raumfahrtkooperation ins Leben gerufen, die die Fähigkeiten der Brics-Länder (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) bündelt und gemeinsame Erdbeobachtungsdaten nutzt.
Die Beispiele zeigen, wie Zhang die internationale Zusammenarbeit ausgebaut hat, um Chinas Position als führende Weltraumnation zu stärken und globale Partnerschaften zu fördern. Dass Peking mit Zhangs Arbeit zufrieden ist, zeigt seine verhältnismäßig lange Amtszeit an der Spitze der Weltraumbehörde. Mehr als sechs Jahre hat er seinen Posten bereits inne. Seine Vorgänger blieben deutlich kürzer:
Zwar rückt mit 62 Jahren das Rentenalter auch für Zhang näher, jedoch dürfte es ihm wichtig sein, vor einem Abgang noch einige Meilensteine zu erreichen.
China plant, bis spätestens 2030 Astronauten auf den Mond zu schicken. Diese Mission würde China neben den USA zur einzigen Nation machen, die eine bemannte Mondlandung erfolgreich durchgeführt hat. Langfristig strebt China auch den Bau einer permanenten Mondbasis an. Diese Basis soll als Plattform für wissenschaftliche Forschung und als Sprungbrett für zukünftige Missionen ins tiefere Weltall dienen. Hierfür wird Zhang zumindest die Grundlagen schaffen wollen. Jörn Petring
Nynke Rozema ist seit Juni Business Development Coordinator China bei der Niederländischen Unternehmensagentur (Rijksdienst voor Ondernemend Nederland, RVO), einem Exekutivorgan des Ministeriums für Wirtschaft und Klimapolitik. Rozema arbeitet in Amsterdam.
Raymond Cui ist seit April Deputy Head of China bei Uhde Inventa-Fischer, einem eigenständigen Unternehmen im Thyssenkrupp-Konzernverbund. Zuvor war er Vice President bei der Leoking Group, einem börsennotierten Unternehmen in Shenzhen mit rund 2.000 Mitarbeitern.
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Weizenernte in Suqian, Provinz Jiangsu: 2024 soll ein gutes Jahr für den chinesischen Weizenanbau werden. Analysten sagen den Landwirten deutlich bessere Ernten als im Vorjahr voraus, denn chinesische Meteorologen haben für die Winter-Anbauregionen Jianghui und Jiangnan gute Voraussetzungen prophezeit. Wegen wiederholten Schneefalls im Januar und Februar seien die Böden ausreichend feucht, sodass die Weizenpflanzen den Winter weitgehend unbeschadet überstehen konnten. Ein Signal dafür, dass die chinesischen Behörden von einer guten Ernte ausgehen, war im März bereits die Stornierung von insgesamt 500.000 Tonnen Weizenimporten aus den USA gewesen.
ob die EU-Kommission ihre Entscheidung zu Zöllen auf chinesische E-Fahrzeuge heute bekannt geben wird? Es bleibt spannend, und das mittlerweile seit Wochen. Die bevorstehende Entscheidung heizt auch die Diskussion in Deutschland über deren Rechtfertigung und mögliche Nebenwirkungen an.
Von Seiten der Wissenschaft gibt es nun Schützenhilfe für die Befürworter der Zölle. “Deutschland und die EU setzen sich mit Handelsschutzinstrumenten nicht ins Unrecht”, schreibt das Institut der Deutschen Wirtschaft in einer Studie zur Konkurrenzsituation mit China. Die Volksrepublik habe durch seine Subventionen damit angefangen, in die Wirtschaft einzugreifen. Wir zeichnen nach, wie marktorientierte Ökonomen zu Befürwortern von Handelsmaßnahmen werden.
Außerdem stellen wir Ihnen heute Tiangong vor, den Star des diesjährigen Zhongguancun-Forums, auf dem China Tech-Innovationen präsentiert. Tiangong wurde vom Beijing Humanoid Robot Innovation Center entwickelt und ist Teil des innerchinesischen Wettrennens um die Entwicklung menschenähnlicher Roboter, erklärt Jörn Petring in seiner Analyse.
Die Regierung in Peking sieht in diesen Robotern die nächste große Innovation, bei der chinesische Unternehmen zu Weltmarktführern aufsteigen sollen. Bisher haben die USA und Japan noch in einigen Bereichen einen Vorsprung. Aber wo bleibt Deutschland?
Die bevorstehende EU-Entscheidung über Zölle auf Elektroautos aus chinesischer Herstellung heizt die Diskussion über deren Rechtfertigung und mögliche Nebenwirkungen erneut an. Es geht um das Spannungsfeld zwischen offenen Märkten, dem Schutz der heimischen Industrie und einer raschen Mobilitätswende. Wirtschaft und Politik sind sich zwar weitgehend einig, dass der Konkurrenzdruck aus China zuletzt noch einmal stark gestiegen ist. An der Frage, ob Zölle nicht schon unzulässigen Protektionismus bedeuten, scheiden sich jedoch die Geister.
Während EU-Handelskommissar Valdis Dombrovskis höhere Zölle im Gespräch mit Table.Briefings als notwendigen Schutz vor unfairer Konkurrenz verteidigt, haben sich entscheidende deutsche Akteure kürzlich noch einmal gegen Eingriffe in den Handel ausgesprochen. Die Stiftung Familienunternehmen und Politik hat ihre Ablehnung am vergangenen Freitag mit der Gefahr eines Handelskonflikts begründet, unter dem alle Unternehmen im internationalen Geschäft leiden würden. Bundesverkehrsminister Volker Wissing von der FDP lehnt die Eingriffe mit ähnlichen Argumenten ab, ebenso wie der deutsche Autoherstellerverband VDA.
Von Seiten der Wissenschaft gibt es nun Schützenhilfe für die Befürworter der Zölle. “Deutschland und die EU setzen sich mit Handelsschutzinstrumenten nicht ins Unrecht”, schreibt der Ökonom Jürgen Matthes vom Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln in einer neuen Studie zur Konkurrenzsituation mit China. China habe durch seine Subventionen mit den Eingriffen in die freie Wirtschaft angefangen. Europa würde mit Zöllen nur versuchen, “die Wettbewerbsverzerrungen im Sinne eines Level Playing Field auszugleichen“.
Matthes sieht gute Argumente für die ausgleichende Wirkung der Zölle in den Ergebnissen einer neuen Umfrage unter 900 deutschen Unternehmen im Rahmen des IW-Zukunftspanels. Die Hälfte der Befragten gibt an, dass chinesische Wettbewerber die eigenen Preise um mindestens 20 Prozent unterbieten. Selbst Firmen, die intensiv selbst forschen, sehen sich einem ruinösen Preisdruck ausgesetzt. Als Konsequenzen drohen Entlassungen und Verlagerungen.
Insgesamt geht aus der Befragung ein zunehmendes Unbehagen wegen der steigenden China-Risiken hervor. “Die Umfrageergebnisse belegen, dass die oft als subventioniert empfundene China-Konkurrenz einen weiteren gravierenden Stressfaktor für das deutsche Geschäftsmodell darstellt“, so Matthes. Eine große Zahl von Unternehmen befürchtet auch, dass sich ein künftiger Konflikt um Taiwan zu einem Großkonflikt auswachsen könnte, der die Wirtschaftsbeziehungen erheblich stört.
Der hohe Konkurrenzdruck geht aktuell auf mehrere Entwicklungen zurück, die sich überlagern: In China sind – spontan, aber auch aufgrund staatlicher Unterstützung des produzierenden Gewerbes – riesige Überkapazitäten entstanden. Das betrifft auch hochwertige Waren. Weil Chinas Konsum und Investitionen schwächeln, finden Firmen im Inland keinen Absatz. Das Überangebot drückt auf die Preise. In China ist derzeit fast alles deutlich günstiger als in Europa: Energie, Rohstoffe, Vorprodukte, Personal.
Andere Märkte schotten sich daher zunehmend vor der Warenflut ab, vor allem die USA. Am Dienstag erst hat Washington drei weitere Unternehmen sanktioniert, die möglicherweise unter Nutzung von Zwangsarbeit in der Region Xinjiang produzieren, darunter einen Aluminiumhersteller. Zuletzt hat aber beispielsweise auch die Türkei ihre Zölle auf chinesische Autos erhöht. “Der EU-Markt ist also derzeit der größte Markt, der chinesischen Herstellern offensteht“, sagt Dombrovskis. “Und wir sehen, dass der Marktanteil der chinesischen Hersteller sehr schnell wächst.” Die EU-Kommission müsse auf die Gefahren für die europäische Industrie reagieren.
Der Einfuhrdruck aus China steigt besonders für Umwelttechnik wie Solarzellen, aber auch bei Batterien, stark an: Nachdem die US-Regierung die Zölle erhöht hat, verlagern sich die chinesischen Exporte nach Europa. Damit erhöht sich der Wettbewerb für Unternehmen wie ACC, Northvolt oder VW, die eigene Akkus in Europa herstellen wollen. Die Überkapazitäten sind so groß, dass chinesische Firmen im Inland bereits nach Regierungseingriffen rufen, um dem zerstörerischen Preiskrieg zu begegnen.
Anders als die Familienunternehmer oder der VDA hält Ökonom Matthes die Gefahr chinesischer Gegenmaßnahmen für kalkulierbar. Nur drei Prozent der deutschen Arbeitsplätze hängen direkt oder indirekt am Export nach China; die Mehrzahl der deutschen Anbieter produzieren ohnehin vor Ort für den chinesischen Markt. Es habe derzeit Priorität, die europäische Industriebasis davor zu schützen, von Chinas subventionierten Exporten untergraben zu werden.
Außerdem müsse die EU zeigen, dass sie handlungsfähig sei und China gegen seine Drohgebärden gelegentlich einen Schuss vor den Bug setzen, so Matthes. Wichtig sei, dass die EU sich mit ihrer Politik im Rahmen dessen bewegt, was die Welthandelsorganisation WTO vorsieht. Sonst sei man tatsächlich im Unrecht.
Das IW betont aber auch: Die EU darf es nicht bei Zöllen und anderen Schutzinstrumenten belassen, sonst wird sie am Ende nur ärmer. Es brauche eine “grundlegende und breit angelegte Reforminitiative” für höhere Wettbewerbsfähigkeit. Insgesamt müssen die Investitions- und Standortbedingungen wieder massiv besser werden.
Vor allem kommt es auf Innovationen und Digitalisierung an. Denn Deutschlands Problem liegt fast ausschließlich darin, dass Chinas technische Fertigkeiten auf Weltklasseniveau gestiegen sind und es jetzt modernste Qualitätsprodukte günstig anbietet.
Vor 40 Jahren kamen Waren wie Plastikblumen und T-Shirts aus China, vor 30 Jahren Turnschuhe und elektronisches Spielzeug, vor 20 Jahren Elektronik wie PCs und Handys – und heute nun das, wofür Deutschland eigentlich bekannt ist, nämlich Maschinen, Spitzenelektronik, Fahrzeuge, optische Geräte, Medizintechnik, Spezialchemie und dergleichen. BYD hat erst am Mittwoch bekanntgegeben, weitere 14 Milliarden Euro in KI-Technik fürs selbstfahrende Auto zu investieren.
Branchen wie die Feinmechanik drängen erst jetzt richtig von der Volksrepublik aus auf die internationalen Märkte. China spielt zudem heute viel härter, denn es braucht deutsche Technikhilfe kaum noch. All das sind Erfolge der chinesischen Industriepolitik und insbesondere der Initiative “Made in China 2025”.
Das jährliche Zhongguancun-Forum gilt als Ort, an dem chinesische Unternehmen neue technologische Durchbrüche und Innovationen der Welt präsentieren. In diesem Jahr hatte das Treffen, das nach dem gleichnamigen Pekinger Tech-Stadtviertel benannt ist, mit “Tiangong” einen ganz besonderen Star. Ende April beobachteten die Gäste beeindruckt, wie der humanoide Roboter mit relativ stabilen Schritten über die Bühne spazierte.
Das Unternehmen Beijing Humanoid Robot Innovation Center hat Tiangong entwickelt. Der Roboter bewegt sich ihm zufolge mit sechs Kilometern pro Stunde. Mit einer Größe von 1,63 Meter und einem Gewicht von nur 43 Kilogramm habe er “ein schlankes und effizientes Design”. Seine visuellen Wahrnehmungssensoren würden es ihm ermöglichen, “seine Umgebung präzise zu erkennen und zu navigieren”.
Vor einigen Tagen folgte dann das nächste spektakuläre Video aus China. Das Unternehmen Unitree Robotics demonstrierte darin seinen G1. Der Roboter, der künftig für 16.000 Dollar zu haben sein soll, zeigte bemerkenswerte Fähigkeiten, die sowohl faszinierend als auch leicht unheimlich wirken. Zu sehen war, wie der G1 nach Schlägen und Stößen auf den Beinen bleibt und sich immer wieder neu ausrichtet, was ihn widerstandsfähig und robust erscheinen lässt. Schließlich faltet er seine Beine und Hände so kompakt zusammen, dass er sich einfach davontragen lässt.
Diese Präsentationen unterstreichen: Das Rennen um die Einführung humanoider Roboter nimmt deutlich Fahrt auf. Chinesische Unternehmen wollen auf diesem Markt eine große Rolle spielen. Doch die Konkurrenz im Westen ist beachtlich. Bereits zwei Wochen bevor die Chinesen Tiangong vorstellten, machte der US-Roboterhersteller Boston Dynamics, der mittlerweile zum japanischen Hyundai-Konzern gehört, Schlagzeilen mit der Vorstellung einer vollelektrischen Version seines berühmten Atlas-Roboters.
Der Vorgänger, eine hydraulische Version, war ein YouTube-Star. Seit Jahren veröffentlichte Boston Dynamics immer wieder Videos, die ihn zeigten, wie er schwierige Parcours überwand oder tanzte. Auch andere westliche Firmen haben ambitionierte Pläne. Tesla will seinen Roboter Optimus bereits Ende 2024 in den eigenen Fabriken einsetzen. Bis Ende 2025 soll er für den Verkauf an externe Kunden verfügbar sein.
Erst im vergangenen November gab Chinas Ministerium für Industrie und Informationstechnologie neue Richtlinien zur Entwicklung humanoider Roboter heraus. Die Regierung sieht in diesen Robotern die nächsten großen Innovationen, bei der chinesische Unternehmen zu Weltmarktführern aufsteigen sollen. Das Papier enthält Ziele und Zeitpläne für diesen neuen Sektor.
Schon im kommenden Jahr soll demnach ein heimisches Ökosystem für humanoide Roboter aufgebaut und die Massenproduktion vorbereitet werden. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Entwicklung geschickter Roboterhände, -arme und -füße sowie der Erforschung künstlicher Intelligenz (KI) für humanoide Roboter. Ziel sei es, Durchbrüche in der Bewegungssteuerung und der Mensch-Maschine-Interaktion zu erzielen.
Bis 2027 strebt das Ministerium an, humanoide Roboter zu entwickeln, die denken, lernen und innovativ sein können. Gleichzeitig soll ein zuverlässiges industrielles Lieferkettensystem aufgebaut werden, das die Produktion unterstützt. Das Ministerium erwartet, dass humanoide Roboter zu den nächsten “bahnbrechenden Produkten”gehören werden, ähnlich wie zuvor Computer, Smartphones und Elektrofahrzeuge.
Zwei bis drei weltweit führende Roboter-Produzenten sollen entstehen, sowie ein Cluster kleiner und mittlerer Unternehmen für spezialisierte Roboter-Anwendungen. Wichtig seien leichte Skelette, feste Körperstrukturen und hochpräzise Sensoren. Die Richtlinien umfassen auch mögliche Einsatzbereiche für die Roboter, darunter Automobilproduktion, Gesundheitswesen, Dienstleistungen, Landwirtschaft, Logistik und spezielle Industrieumgebungen, in denen Menschen gefährliche Aufgaben übernehmen.
Laut einem Bericht von Grand View Research hatte der globale Markt für humanoide Roboter 2022 einen Wert von 1,11 Milliarden Dollar. Er soll demnach von 2023 bis 2030 eine durchschnittliche jährliche Wachstumsrate von 21,1 Prozent erreichen.
Chinesische Experten sind sich jedoch bewusst, dass eine schwere Aufgabe vor den chinesischen Unternehmen liegt. Vor allem bei Chips und Software sind noch Verbesserungen notwendig, um gegenüber den USA aufzuholen, konstatierte kürzlich die chinesische Parteizeitung Global Times.
Gleichzeitig bezeichnete das Blatt humanoide Roboter als Teil der “hochwertigen Produktivkräfte”. Der von Staats- und Parteichef Xi Jinping geprägte Begriff ist in letzter Zeit zu einem geflügelten Wort geworden. Es geht darum, die wirtschaftliche Entwicklung Chinas durch technologische Innovationen voranzutreiben. Die Regierung will die industrielle Basis des Landes modernisieren. Das soll nicht nur durch die Produktion von grünen Energien und E-Autos gelingen, sondern auch durch den Verkauf humanoider Roboter.
Sinolytics ist ein europäisches Beratungs- und Analyseunternehmen, das sich auf China spezialisiert hat. Es berät europäische Unternehmen bei der strategischen Ausrichtung und den konkreten Geschäftsaktivitäten in der Volksrepublik.
Taiwan hat einen Chinesen festgenommen, der mit einem Schnellboot in einen Hafen in die strategisch wichtige Mündung eines Flusses, der nach Taipeh führt, gefahren ist, und zwar wegen des Verdachts auf illegale Einreise. Das teilte die taiwanesische Küstenwache mit. Inzwischen haben die Behörden Ermittlungen aufgenommen. Bei dem Kapitän des Boots soll es sich laut der staatliche taiwanische Nachrichtenagentur um einen früheren Offizier der chinesischen Marine gehandelt haben, einen 60 Jahre alten Ex-Offizier der Volksarmee mit dem Nachnamen Ruan. Dies führte zu Spekulationen über den Hintergrund seines Vorgehens.
Nach Angaben der Küstenwache wurde am Sonntagmorgen sechs Seemeilen (elf Kilometer) vor der Küste von Tamsui im Norden Taiwans ein verdächtiges Schiff gesichtet. Nach der Einfahrt in den Tamsui-Fluss, der in die Innenstadt von Taipeh führt, kollidierte das Boot mit anderen Schiffen an einem Fährterminal. Ein einzelner Chinese auf dem Schiff wurde wegen des Verdachts auf Verstoß gegen die taiwanesischen Ein- und Ausreisebestimmungen festgenommen, teilte die Küstenwache mit. Über sein Motiv wurde nichts gesagt. rtr/cyb
Nach einer Sitzung der Zentralen Reformkommission des Zentralkomitees (中央全面深化改革委员会) hat sich Xi Jinping über die Staatsmedien zur Wirtschaftspolitik geäußert. Aus solchen Sitzungen gegen oft Schwerpunkte der künftigen Wirtschaftspolitik hervor. Genannt wurden:
Es gehört zu Xis Regierungsstil, als Vorsitzender zahlloser Kommissionen auf die Vorgänge im Land Einfluss zu nehmen, statt sich auf die Fachministerien zu verlassen. Das Zentralkomitee der Kommunistischen Partei Chinas ist eines der mächtigsten Gremien des Landes. fin
Die Tschechische Republik wird diese Woche in Taipeh ein neues Zentrum zur Stärkung der kulturellen Beziehungen eröffnen. “Das Tschechische Zentrum in Taiwan wird seine Tätigkeit am Freitag, dem 14. Juni, mit einer Ausstellung tschechischer Fotografien aufnehmen”, teilte das Außenministerium in Prag mit. Das EU-Mitglied Tschechien wolle”in Taipeh gesehen und gehört werden”, erklärte die für die Kulturzentren verantwortliche Generaldirektorin Jitka Pánek Jurková der Nachrichtenagentur CTK. “Das Tschechische Zentrum in Taipeh soll das Verständnis der taiwanischen Öffentlichkeit für die traditionelle und insbesondere zeitgenössische tschechische Kultur vertiefen.”
Laut CTK gibt es derzeit 28 Kulturzentren des EU-Staats weltweit, in China allerdings keines. Prag zählt zu den EU-Staaten mit den engsten Verbindungen zu Taiwan. Peking sieht jede Art von Annäherung an Taiwan als Provokation. ari
Vier US-amerikanische Hochschullehrer und ein chinesischer Tourist sind nach Angaben chinesischer und amerikanischer Regierungsbeamter in einem belebten Park in Jilin im Nordosten Chinas niedergestochen worden. Die Dozenten des Cornell College, einer privaten Hochschule in Mount Vernon, Iowa, hielten sich für ein Austauschprogramm mit der Beihua-Universität in China auf. Sie wurden nach Angaben der Hochschule am Montag “bei einem schweren Zwischenfall” verwundet.
Den chinesischen Behörden zufolge ist bereits am Montag ein 55 Jahre alter tatverdächtiger Mann namens Cui festgenommen worden. Dieser sei im Park mit einem Ausländer zusammengestoßen und habe daraufhin mit einem Messer auf diesen Mann, drei weitere Ausländer und einen Chinesen, der ihn aufzuhalten versuchte, eingestochen. Die Verletzungen seien nicht lebensbedrohlich. Ein Motiv für den Angriff wurde nicht genannt.
Am Montag waren Aufnahmen in den chinesischen sozialen Medien aufgetaucht, die den Vorfall zeigen sollen, aber schnell zensiert wurden. Sie zeigen zwei Männer und eine Frau, die blutbefleckt und von Schaulustigen umgeben auf dem Boden liegen. Sie schienen bei Bewusstsein zu sein und in ihre Handys zu sprechen. CNN zufolge wurde das Video im Beishan-Park aufgenommen, einer beliebten Grünanlage im Stadtzentrum von Jilin, weniger als eine halbe Autostunde von der Beihua-Universität entfernt.
Das chinesische Außenministerium bestätigte am Dienstag, dass “vier ausländische Lehrkräfte der Beihua-Universität angegriffen wurden”. Demnach wurden sie sofort ins Krankenhaus gebracht und erlitten keine lebensbedrohlichen Verletzungen. Laut Polizei handele es sich um einen Einzelfall, der weiter untersucht werde. Die Gouverneurin des Bundesstaates Iowa, Kim Reynolds, sprach von einem “entsetzlichen Angriff”. Adam Zabner, der für Iowa im US-Repräsentantenhaus sitzt, sagte zu CNN, sein Bruder David sei eines der Opfer gewesen. Er sei genäht worden und scheine sich zu erholen. rtr/cyb
Die Stadt Amsterdam werde keine in China hergestellten Kameras mehr verwenden, gab der für Informations- und Kommunikationstechnologiepolitik zuständige Stadtrat Alexander Scholtes bekannt. Die chinesischen Kameras sollen innerhalb von fünf Jahren aus dem Verkehr gezogen werden. Das berichtet die NL Times. Der Grund: Bedenken wegen Menschenrechten und möglicher Spionage.
Derzeit sind in Amsterdam 1.280 chinesische Kameras für verschiedene Aufgaben im Einsatz, etwa zur Überwachung oder Verkehrskontrolle. Im Mai 2023 hatte der Gemeenteraad der Stadt einen Antrag angenommen, der Bürgermeister und Stadträte aufforderte, keine Kameras aus chinesischer Produktion mehr zu verwenden wegen der Befürchtung, diese Kameras könnten Bilder an den Hersteller, an die chinesische Regierung oder beide übermitteln. Es gebe außerdem “Bedenken hinsichtlich der möglichen Verwicklung chinesischer Kamerahersteller in Menschenrechtsverletzungen in China, auch gegen Uiguren“, schrieb Stadtradt Scholtes.
Nach Angaben des Verbands der niederländischen Gemeinden (VNG) haben viele Gemeinden mit dem Problem der chinesischen Kameras zu kämpfen, erklärte Scholtes. Der VNG werde die Einzelheiten der Amsterdamer Vertragsbedingungen und Vergabekriterien für den Kauf von Kameras an alle Gemeinden weitergeben. cyb
Zhang Kejian, der Direktor der China National Space Administration (CNSA), hatte vergangenen Dienstag mal wieder einen Grund zum Feiern. Wie geplant hob nur zwei Tage nach der Landung auf dem Mond das Aufstiegsmodul der “Chang’e-6”-Sonde wieder ab und machte sich auf den Rückweg zur Erde. An Bord hat es eine ganz besondere Ladung. China hat als erstes Land Gesteinsproben von der erdabgewandten Seite des Mondes gesammelt.
Auch die mitgenommenen Geräte, darunter solche der Europäischen Raumfahrtagentur ESA und aus Frankreich, hätten ihre Aufgaben wie erwartet erfüllt, teilte die Behörde von Zhang am Dienstag mit. Zum Schluss klappte die Sonde noch eine chinesische Fahne aus. Zhang ist solche Erfolgsmeldungen bereits gewohnt. Denn in seiner Amtszeit seit Mai 2018 hat der 62-Jährige die chinesische Weltraumbehörde gut geführt.
Zhang, den das Time Magazine bereits 2019 in die Liste der 100 einflussreichsten Personen des Jahres aufgenommen hatte, studierte Materialwissenschaften und -technik an der Universität Tsinghua, einer der renommiertesten Universitäten Chinas. Seine Karriere fokussierte sich voll und ganz auf die Raumfahrtindustrie, insbesondere bei der China Aerospace Science and Industry Corporation (CASIC), wo er verschiedene Führungspositionen innehatte.
Unter Zhangs Leitung hat die Raumfahrtbehörde nicht nur viele Missionen erfolgreich abgeschlossen, sondern auch einen starken Fokus auf den Ausbau internationaler Kooperationen gelegt. Somit macht er die Raumfahrt auch zu einem Instrument der chinesischen Politik.
Auch die Chang’e-6-Mission ist ein Beispiel dafür. Denn nicht nur waren daran Europäer beteiligt, erstmals ermöglichte es China auch Pakistan, an einer Mondmission teilzunehmen. Der ICUBE-Q-Satellit, der Teil der Mission war, wurde gemeinsam von Pakistans Institute of Space Technology und Chinas Shanghai Jiao Tong University entwickelt. Der Satellit führte Explorationsaktivitäten wie die Aufnahme von Mondbildern durch.
In Ägypten baute China unter Zhang derweil ein großes Satelliten-Montage- und Testzentrum, das im Juni 2023 in Kairo eröffnet wurde. Ägypten trat dem International Lunar Research Station (ILRS) Projekt bei. Dieses Projekt umfasst gemeinsame Forschung und Entwicklung in der Mond- und Tiefraumerkundung. Auch Südafrika ist ein wichtiger Partner im ILRS-Projekt. Es arbeitet eng mit China zusammen. Gemeinsam führen sie Weltraummissionen durch und entwickeln Forschungsvorhaben. Unter Zhangs Leitung wurde auch eine Brics-Raumfahrtkooperation ins Leben gerufen, die die Fähigkeiten der Brics-Länder (Brasilien, Russland, Indien, China, Südafrika) bündelt und gemeinsame Erdbeobachtungsdaten nutzt.
Die Beispiele zeigen, wie Zhang die internationale Zusammenarbeit ausgebaut hat, um Chinas Position als führende Weltraumnation zu stärken und globale Partnerschaften zu fördern. Dass Peking mit Zhangs Arbeit zufrieden ist, zeigt seine verhältnismäßig lange Amtszeit an der Spitze der Weltraumbehörde. Mehr als sechs Jahre hat er seinen Posten bereits inne. Seine Vorgänger blieben deutlich kürzer:
Zwar rückt mit 62 Jahren das Rentenalter auch für Zhang näher, jedoch dürfte es ihm wichtig sein, vor einem Abgang noch einige Meilensteine zu erreichen.
China plant, bis spätestens 2030 Astronauten auf den Mond zu schicken. Diese Mission würde China neben den USA zur einzigen Nation machen, die eine bemannte Mondlandung erfolgreich durchgeführt hat. Langfristig strebt China auch den Bau einer permanenten Mondbasis an. Diese Basis soll als Plattform für wissenschaftliche Forschung und als Sprungbrett für zukünftige Missionen ins tiefere Weltall dienen. Hierfür wird Zhang zumindest die Grundlagen schaffen wollen. Jörn Petring
Nynke Rozema ist seit Juni Business Development Coordinator China bei der Niederländischen Unternehmensagentur (Rijksdienst voor Ondernemend Nederland, RVO), einem Exekutivorgan des Ministeriums für Wirtschaft und Klimapolitik. Rozema arbeitet in Amsterdam.
Raymond Cui ist seit April Deputy Head of China bei Uhde Inventa-Fischer, einem eigenständigen Unternehmen im Thyssenkrupp-Konzernverbund. Zuvor war er Vice President bei der Leoking Group, einem börsennotierten Unternehmen in Shenzhen mit rund 2.000 Mitarbeitern.
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Weizenernte in Suqian, Provinz Jiangsu: 2024 soll ein gutes Jahr für den chinesischen Weizenanbau werden. Analysten sagen den Landwirten deutlich bessere Ernten als im Vorjahr voraus, denn chinesische Meteorologen haben für die Winter-Anbauregionen Jianghui und Jiangnan gute Voraussetzungen prophezeit. Wegen wiederholten Schneefalls im Januar und Februar seien die Böden ausreichend feucht, sodass die Weizenpflanzen den Winter weitgehend unbeschadet überstehen konnten. Ein Signal dafür, dass die chinesischen Behörden von einer guten Ernte ausgehen, war im März bereits die Stornierung von insgesamt 500.000 Tonnen Weizenimporten aus den USA gewesen.