Table.Briefing: China

G20: Xi kompromissbereit + Sozialkredit-Gesetz

  • Xi sucht beim G20-Gipfel die Annäherung
  • Testballon für Erweiterung des Sozialkreditsystems
  • Sinolytics.Radar: Globales Vorbild E-Yuan?
  • Unruhen gegen Corona-Politik in Guangzhou
  • Covid-Ausbrüche bremsen wirtschaftliche Erholung
  • Warren Buffett beteiligt sich an TSMC
  • Anti-Coercion-Instrument im EU-Rat
  • Porträt: Kevin Straßmeir – Botschafter des Motorradmarktes
Liebe Leserin, lieber Leser,

Xi Jinpings Stundenplan beim G20-Treffen in Bali war ambitioniert. Allein am gestrigen Dienstag traf er die Staatschefs von Australien, Südkorea, Frankreich, den Niederlanden, Spanien, Argentinien, Senegal und Südafrika für bilaterale Gespräche. Chinas Staatspräsident will ganz offenbar an die Zeiten vor der Pandemie anknüpfen, wie Michael Radunski in seinem Beitrag zum Gipfel schreibt. Bis Anfang 2020 hatte Xi so viele Länder in so kurzer Zeit besucht wie vor ihm kein anderer chinesischer Staatschef.

Selbst kleinen Inselnationen wie Fiji stattete er eine Visite ab. Im Führungszirkel der Kommunistischen Partei und gegenüber der außenpolitischen Elite macht Xi klar, dass eine “Periode der historischen Gelegenheit” angebrochen glaubt. Um seine außenpolitischen Ziele zu erreichen, muss er also mehr denn je diplomatisches Terrain gutmachen. Dabei setzt er nun durchaus auch auf Kompromisse statt Konfrontation.

Ein gewisses Zugeständnis war für Xi die Abschlusserklärung des G20-Gipfels, in der nun steht, dass die “meisten Mitglieder Russlands Krieg gegen die Ukraine aufs Schärfste” verurteilen. Ohne die Zustimmung von Xi Jinping wäre eine solche Formulierung nicht möglich gewesen – zuvor war den Diplomaten Chinas ebenso wie den Staatsmedien selbst das Wort “Krieg” in diesem Zusammenhang verboten. Stattdessen sprach man ganz im Sinne Putins von einer “militärischen Spezialoperation”. Der Richtungswechsel deutet darauf hin, dass Peking langsam von seinem Schulterschluss mit Moskau abrückt – wenn auch in Trippelschritten.

Langsam kommt nun auch Bewegung in das lange gefürchtete Sozialkreditsystem, das durch die Covid-Pandemie in China mehr oder weniger auf Eis lag. Mehrere chinesische Behörden haben einen gemeinsamen Entwurf für ein Gesetz vorgelegt, das die bislang getrennten Punkte-Systeme vernetzen und bündeln soll. Mit einem zentralisierten “Kreditberichtssystem” sowie “einheitlichen Sozialkreditnummen” wäre einer Totalüberwachung tatsächlich Tür und Tor geöffnet. In dem Entwurf liegt jedoch noch vieles im Argen, analysiert Finn Mayer-Kuckuk. Ein durchdachtes und eindeutig umsetzbares Gesetz sieht anders aus.

Ihr
Fabian Peltsch
Bild von Fabian  Peltsch

Analyse

Xis Comeback als diplomatischer Tausendsassa

Chinas Staatspräsident ist zurück auf der diplomatischen Bühne

Australiens Anthony Albanese, Frankreichs Emmanuel Macron, Marc Rutte aus den Niederlanden, dann noch Spaniens Pedro Sánchez und schließlich auch noch Südkoreas Yoon Suk-yeol. Nicht zu vergessen US-Präsident Joe Biden. Es ist ein nur kleiner Blick in den Gesprächskalender von Xi Jinping auf dem G20-Gipfel in Bali. Schnell wird klar: Chinas Staatspräsident ist zurück auf der diplomatischen Bühne – und zwar mit Elan. Sein Ziel: Diplomatisches Terrain zurückgewinnen. Kooperation statt Konfrontation.

Dafür scheint Xi auch bereit, Kompromisse einzugehen. Am deutlichsten zeigte sich dies in den Verhandlungen über die gemeinsame G20-Abschlusserklärung. Damit wollten viele Mitgliedsstaaten Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine verurteilen. Doch mit Russland und China im Raum standen die Chancen für eine solche Erklärung äußerst schlecht. Bis zuletzt hatten Diplomaten durchblicken lassen, dass Peking in den Vorgesprächen zum Gipfel unverrückbar an der Seite Moskaus stehe, eine Einigung auf eine gemeinsame Erklärung damit fast unmöglich werde. Noch läuft der Gipfel. Doch wie aus Bali zu hören ist, scheint es in schwierigen Verhandlungen dennoch gelungen zu sein, einen Text zu finden, den alle unterschreiben können.  

Entsprechend erleichtert zeigt sich am Dienstag EU-Ratspräsident Charles Michel. Die Einigung sei ein großer Erfolg. Dieser Gipfel sei einer der schwierigsten in der Geschichte der G20, so Michel. Man glaubt es ihm gern.

In dem abgestimmten Entwurf für eine gemeinsame G20-Erklärung findet sich nun eine spitzfindige Art, Russlands Aggression zu verurteilen, aber skeptischen Mitgliedern wie China ein klein wenig Freiraum zu lassen. “Die meisten Mitglieder verurteilen den Krieg in der Ukraine aufs Schärfste”, heißt es in dem entsprechenden Entwurf. Zudem wird Moskau aufgefordert, die Kriegshandlungen einzustellen und seine Truppen aus der Ukraine sofort abzuziehen.

Nicht nur die Klarheit der Aussage ist dabei bemerkenswert, sondern auch die Wortwahl: Krieg in der Ukraine – und nicht “militärische Spezialoperation”, wie es von Russlands Präsident Wladimir Putin vorgegeben wird. Chinas Diplomaten halten sich bisher daran und bezeichnen den Feldzug in aller Regel auch nicht als Invasion (China.Table berichtete). Russlands Haltung findet in dem Dokument wie folgt Niederschlag: “Es gab andere Auffassungen und unterschiedliche Bewertungen der Lage.”

Xis Grenzen der grenzenlosen Freundschaft mit Putin

Doch wie konnte man sich auf eine solche Formulierung überhaupt einigen? Nicht ohne die Zustimmung von Xi Jinping. China ist Russlands wichtigster Verbündeter. Immer wieder hat Peking auf die “legitimen Sicherheitsinteressen” Russlands verwiesen. Statt Kritik an Putins Überfall zu üben, hatte man in Peking die USA und die Nato als eigentliche Brandstifter ausgemacht (China.Table berichtete).

Doch China rückt inzwischen von Russland ab – ganz langsam, in winzigen Tippelschritten. Aber Diplomatie ist seit jeher ein mühsames Geschäft. Mitunter sind auch mal minimale Veränderungen als Erfolg zu werten.

Schon vor dem G20-Gipfel gab es erste Anzeichen dafür, dass die grenzenlose Freundschaft zwischen China und Russland inzwischen nicht mehr ganz so grenzenlos ist. Einer Recherche der britischen Zeitung “Financial Times” zufolge ist man in Peking schlecht zu sprechen auf Russland. “Putin hat Xi nicht die Wahrheit gesagt“, zitiert das Blatt einen chinesischen Beamten. “Hätte er es uns gesagt, wären wir nicht in einer so unangenehmen Lage gewesen.” Denn: “Wir hatten mehr als 6000 chinesische Staatsangehörige in der Ukraine. Einige von ihnen sind während der Evakuierung gestorben, aber das können wir nicht bekannt geben.”

Hinzukommen Russlands militärischen Niederlagen auf den Schlachtfeldern der Ukraine wie auch die überraschend geschlossene Haltung des Westens. All das dürfte Xi zu denken gegeben haben.

Moskaus Atomwaffendrohungen sind Xis Ausweg

Zu guter Letzt kamen noch Putins atomare Drohungen hinzu. Das nukleare Säbelrassen konnte China einerseits nicht länger nonchalant übergehen. Andererseits bietet es aber auch Xi einen Ausweg aus seinem diplomatischen Irrweg. Denn ein russischer Einsatz von Atomwaffen würde Chinas eigene Interessen zutiefst verletzen: Dies käme dem Öffnen der Box der Pandora gleich – mit direkten Auswirkungen in Chinas unmittelbarer Nachbarschaft. Dort befinden sich gleich zwei Atommächte: im Westen Pakistan, im Osten Nordkorea. Beide gelten zwar offiziell als Chinas Verbündete – doch es ist für Peking mitunter durchaus schwierig, sie unter Kontrolle zu halten.

Deshalb sollte man sich im westlichen Lager auch nicht allzu sehr freuen: Chinas Diplomaten werden Xis Aussagen in Bali und seine Zustimmung zur gemeinsamen G20-Abschlusserklärung verkaufen wollen als einen Schritt auf den Westen zu. Doch Xi Jinping handelt dabei in Chinas ureigenem Interesse.

Vor diesem Hintergrund muss man auch Xis Tagesablauf in Bali bewerten. Allein am gestrigen Dienstag traf er sich mit den Staatschefs von Australien, Südkorea, Frankreich, den Niederlanden, Spanien, Argentinien, Senegal und Südafrika. Damit deckte Xi alle Weltregionen ab: die Nachbarschaft im Indopazifik, Europa, Lateinamerika und auch Afrika. Weniger entspräche auch nicht dem Selbstverständnis des chinesischen Präsidenten.

Interessant ist aber auch, wem Xi nicht derart große Aufmerksamkeit schenkte: Mit Kanadas Justin Trudeau, der zuletzt eine harte Linie gegenüber China vertreten hat, wechselte Xi nur kurz im Vorbeigehen ein paar Worte. Ebenfalls keine separaten Gespräche gab es mit den beiden EU-Vertretern Ursula von der Leyen und Charles Michel, mit dem es zuletzt großen Ärger gab (China.Table berichtete).

Xi sieht “Periode der historischen Gelegenheit”

Was wie ein diplomatischer Marathon erscheint, ist in Wirklichkeit eher die Rückkehr des diplomatischen Tausendsassas aus Zhongnanhai. Man sollte nicht vergessen: In den drei Jahren vor der Corona-Pandemie hatte Xi mehr als 40 Länder besucht – ein Rekord, mit dem Xi all seine Vorgänger in den Schatten gestellt hatte. Chinas Präsident nahm sich sogar die Zeit, Staaten wie Fiji (881.000 Einwohner), die Malediven (345.000 Einwohner) oder auch Trinidad und Tobago (1,3 Millionen Einwohner) zu besuchen.

Der Grund: Xi Jinping sieht eine “Periode der historischen Gelegenheit” (历史机遇期) gekommen. Doch um seine außenpolitischen Ziele international erreichen zu können, muss Xi aktiv sein. Vor der Pandemie gelang es ihm, viele Staaten überzeugen – mal mit diplomatischem Charme, mal mit wirtschaftlichen Anreizen. Oder auch schlicht mit politischem Druck. Daran will Chinas Staatspräsident nun offenbar wieder anknüpfen.

Wie sehr Xis diplomatischer Charme auch in Bali zu verfangen scheint, zeigt der neue britische Premierminister Rishi Sunak. Er kündigte am Dienstag an, China nun doch nicht als “Bedrohung” (“threat”) für die nationale Sicherheit einzustufen, wie es seine Vorgängerin Liz Truss noch vor wenigen Wochen angekündigt hatte. Stattdessen will er die Volksrepublik weiterhin als “Rivalen” ansehen. Und auch Sunak betonte in Bali, wie sehr er auf eine Gelegenheit hoffe, mit Xi persönlich sprechen zu können.

  • G20
  • Geopolitik
  • Russland
  • Ukraine

Neues Sozialkredit-Gesetz: Die Systeme wachsen zusammen

Eine Reihe chinesischer Behörden hat ihren gemeinsamen Entwurf für ein neues Sozialkredit-Gesetz auf Weibo veröffentlicht (eine inoffizielle Übersetzung findet sich hier). Der Staat holt auf diese Weise Rückmeldungen der interessierten Öffentlichkeit ein. Es handelt sich also nur um einen ersten Testballon. Der Text kann sich bis zur Verabschiedung durch den Nationalen Volkskongress noch erheblich verändern.

Dennoch ist der Entwurf beachtenswert. Er läuft darauf hinaus, verschiedene Punkte-Systeme zu vernetzen und zu bündeln, die in den vergangenen Jahren parallel entstanden sind. Das Sozialkreditsystem hat sich bisher nicht zur dystopischen Totalüberwachung entwickelt, weil es keine zentrale Stelle für die Erfassung von Punkten gab. Mit dem Entwurf soll der Gesetzgeber nun aber die Entwicklung in Richtung einer zentralisierten Datenverwaltung vorantreiben. In Artikel 71 ist als Ziel genannt ein “Kreditberichtssystem, das die gesamte Gesellschaft erfasst”.

Der Gegenstand des Gesetzes ist, wenn man seiner Präambel glauben darf, allerdings nicht in erster Linie der Bürger – sondern die Obrigkeit. Die “Glaubwürdigkeit des Regierungshandelns” soll durch das System gestärkt werden, gleich danach kommen die “Kreditwürdigkeit bei Wirtschaftstransaktionen” und dann die “gesellschaftliche Kreditwürdigkeit”. All das solle die “sozialistische Marktwirtschaft stabilisieren” und unzuverlässiges Verhalten strafen. Auch die Justiz ist genannt. Künftig soll es also Punkte für Richter geben, wie in Kapitel V des Entwurfs im Detail ausgeführt ist.

Zu Beginn geht es viel um Koordination – das lässt sich als Symptom dafür lesen, dass das Chaos der verschiedenen Parallelsysteme enden soll. Die zentrale Verwaltung soll demnach bei zwei Behörden von Ministeriumsrang liegen: der Entwicklungs- und Reformkommission NDRC und der Zentralbank PBoC (Artikel 4). Alle Behörden sind aufgefordert, Sozialkreditdaten in den Bereichen zu erheben, die sie verwalten. Sie sollen sie dann zwischen den zuständigen Stellen austauschen und Anwendungen für die Informationen finden (Artikel 5).

Stoppeliger, schwülstiger Text aus vielen Quellen

Doch auch wenn es mit dem Thema Vereinheitlichung losgeht, ist im weiteren Verlauf des Entwurfstextes die Handschrift vieler verschiedener Akteure zu erkennen. In Kapitel zwei bis fünf des Entwurfs geht es um die “Feststellung der Kreditwürdigkeit”, und hier hatten offenbar viele Köche etwas beizutragen.

Die Textabsätze stammen zum Teil aus regionalen und branchenspezifischen Sozialkreditsystemen. Hier stehen viele Binsenweisheiten, die in einem nationalen Gesetz seltsam anmuten. Zum Thema Medien heißt es beispielsweise in Artikel 50: “Wir wollen die Durchführung von Aktivitäten zur Förderung der Kreditwürdigkeit fördern, sodass sich verschiedene Arten von Aktivitäten der Massenmedien entfalten, die der Öffentlichkeit Anleitung geben über Beispiele für Kreditwürdigkeit und Beispiele für mangelnde Kreditwürdigkeit, auf dass Ehrlichkeit ein bewusstes Ziel der gesamten Gesellschaft wird.”

Die gleichen Phrasen über Kreditwürdigkeit wiederholen sich in den Artikeln 12 bis 57 immer wieder. Ein konzises, von pfiffigen Juristen geschriebenes Gesetz sieht anders aus. Zum Teil ergeht der Entwurf sich in viel zu allgemeinen moralischen Ermahnungen, zum Teil steigt er schon tief in die Ausführung ein. Im Detail genannt sind folgende gesellschaftliche Bereiche und Berufsgruppen:

  • Beamte
  • Behörden
  • Beschaffung und öffentliche Aufträge
  • Public-Private-Partnerships
  • “Alle Marktteilnehmer”, insbesondere Wirtschaftsplanungsbehörden, Unternehmen, Rohstoff- und Bergbaufirmen, Nahrungsmittelhersteller und -händler, der Handel, die Landwirtschaft etc.
  • Die Feuerwehr
  • Buchhaltung und Buchprüfer
  • Finanzfirmen, insbesondere Banken und Versicherer
  • Steuerbehörden
  • Personen, die mit Preisfeststellung befasst sind
  • Logistik
  • Werbeagenturen und PR
  • Medien
  • Dienstleister, beispielsweise Umweltdienstleister
  • Arbeitssicherheit und Arbeiterrechte
  • Sozialbehörden wie die Rentenversicherung
  • Gesundheitssektor, insbesondere was die Bestechlichkeit von Ärzten angeht
  • Bildung, Ausbildung und Forschung; Schulen und Unis
  • Kultur und Tourismus
  • Ökologie und Umwelt
  • Internet und Sozialmedien, Telekommunikation
  • Gerichte und Richter, Strafverfolgungsbehörden, Justizbehörden, Staatsanwaltschaften, Anwälte
  • Verkehrsteilnehmer

Alle Lebensbereiche werden erfasst

Kurz gesagt: Alle Bereiche des Lebens sollen erfasst werden und ihre Institutionen sollen sich Möglichkeiten ausdenken, Minus- und Pluspunkte für ihre Akteure zu sammeln. Der Normalbürger ist zwar nicht ausdrücklich genannt. Da aber alle Wirtschaftsbereiche aufgeführt sind, wird eine Mehrheit der Bevölkerung zumindest in ihrer professionellen Rolle Teil der Bewertung sein.

Die Daten sollen ausdrücklich personalisiert erfasst werden. Es soll Datenbankschlüssel für die sektorübergreifende Identifikation der Personen geben (Artikel 58 und 59). Es soll dazu eine “einheitliche Sozialkreditnummer” eingeführt werden. Kurz danach wird allerdings ausgeführt, dass die bereits bestehende Bürgernummer auch diese Rolle ausfüllen soll. Wo keine Bürgernummer vorliegt, sollen die relevanten Behörden eine vergeben. Auch alle Institutionen sollen mit ihrer Sozialkreditnummer identifiziert werden.

Ausdrücklich verboten (Artikel 62) sind übertriebene Nachforschungen zum Zustandekommen des Punktestandes, die Nutzung der Daten über das Sozialkreditsystem hinaus sowie Diebstahl und Manipulation der Daten. Die Informationen sollen “langfristig gespeichert” werden. Sie dienen der “öffentlichen Begutachtung der Vertrauenswürdigkeit” der bewerteten Institutionen und Personen.

  • Menschenrechte
  • NDRC
  • Sozialkredit-System
  • Überwachung

Sinolytics.Radar

Wird der digitale Yuan zum internationalen Vorbild?

Dieser Inhalt ist Lizenznehmern unserer Vollversion vorbehalten.
  • Bei der Entwicklung und Erprobung digitaler Währungen und Zahlungsanwendungen gehört die chinesische Zentralbank (PBoC) zu den weltweiten Vorreitern.
  • Die Zentralbank hatte im August 2020 offiziell mit “e-CNY”-Testläufen in vier Städten begonnen. Mittlerweile wurden die Pilotprojekte auf 23 Städte in 15 Provinzen ausgeweitet.
  • Die Nutzung des digitalen Yuan entwickelt sich rasant: In den ersten zehn Monaten (August 2020 bis Juni 2021) wurden 70 Millionen Transaktionen über den digitalen Yuan abgewickelt, was einem Wert von 34,5 Milliarden Yuan entspricht. Davon wurden alleine in den letzten drei Monaten (Juni bis August 2022) 36 Millionen Transaktionen im Wert von 17 Milliarden Yuan mit der digitalen Währung abgewickelt, was auf eine deutliche Zunahme hinweist.
  • Gleichzeitig wird der Anwendungsbereich weiter ausgedehnt und umfasst neben Zahlungsmöglichkeiten beim Einkaufen und in Restaurants nun auch erste Versuche bei Steuerrückzahlungen und öffentlichen Dienstleistungen.
  • Die derzeitige Dynamik zeigt deutlich, dass die chinesische Zentralbank fest entschlossen ist, auf eine zentralisierte digitale Währung umzusteigen. Damit will sie die Kontrolle über die wichtigste Zahlungsmethode der Zukunft erlangen und eine strengere staatliche Kontrolle von Finanzaktivitäten ermöglichen.
  • Ob sich der digitale Yuan in seiner jetzigen Form zu einer internationalen Währung entwickeln könnte, bleibt jedoch fraglich: Die zentralisierte Struktur, bei der die Zentralbank Zugang zu persönlichen Daten erhält, dürfte in den meisten anderen Ländern äußerst problematisch sein. Dass sich andere Zentralbanken für ihre eigene digitale Währung am chinesischen System orientieren werden, erscheint unwahrscheinlich.

Sinolytics ist ein europäisches Beratungs- und Analyseunternehmen, das sich auf China spezialisiert hat. Es berät europäische Unternehmen bei der strategischen Ausrichtung und den konkreten Geschäftsaktivitäten in der Volksrepublik.

  • Digitalisierung
  • Geopolitik
  • Handel
  • Technologie

News

Unruhen in Covid-Hochburg Guangzhou

In Guangzhou ist es inmitten eines deutlichen Anstiegs der Covid-Fallzahlen zu Protesten in der Bevölkerung gekommen. Menschenmengen durchbrachen am Montagabend Corona-Sperren in der Stadt und marschierten durch die Straßen, wie auf Twitter gepostete und vielfach geteilte Videos zeigten. Darauf sind teils chaotische Szenen vom späten Montagabend zu sehen, in denen Menschen durch die Straßen des Stadtteils Haizhou stürmten und mit in weißen Schutzanzügen gekleideten Arbeitern protestierten. Reuters konnte die Videos nicht unabhängig überprüfen.

Hintergrund der Ausschreitungen war nach einem Bericht des Wirtschaftsmagazins “Caixin” offenbar Verärgerung von Wanderarbeitern aus der Textilindustrie, die aus der Quarantäne entlassen worden waren, aber wegen des großen Covid-19-Ausbruchs in der Stadt nicht in ihre angemieteten Wohnungen durften.

Die Zahl der täglichen lokalen Neuinfektionen durchbrach diese Woche in Guangzhou erstmals die Marke von 5000. Das befeuerte Spekulationen auf eine Ausweitung örtlicher Lockdowns. Die Südmetropole ist derzeit der größte Corona-Hotspot des Landes. Mehrere Hashtags zum Thema “Unruhen” in der Gegend wurden am Dienstagmorgen von der Mikroblog-Plattform Weibo gelöscht. Weder die Stadtregierung von Guangzhou noch die Polizei der Provinz Guangdong waren zunächst für eine Stellungnahme erreichbar.

Die chinesischen Behörden hatten am Dienstag 17.772 Neuinfektionen für die vergangenen 24 Stunden gemeldet, 1700 mehr als am Vortag und so viele wie zuletzt im April, kurz vor dem Shanghaier Lockdown. Trotzdem fahren derzeit viele Städte die Covid-Maßnahmen eher zurück, so etwa die Routinetests ihrer Einwohner. Ende vergangener Woche hatte die Regierung leichte Lockerungen der strikten Corona-Maßnahmen bekanntgegeben, darunter kürzere Quarantänezeiten (China.Table berichtete). rtr/ck

  • Coronavirus
  • Gesundheit
  • Guangzhou

Wirtschaftliche Erholung stockt wegen neuer Covid-Ausbrüche

Chinas wirtschaftliche Erholung verliert aufgrund der jüngsten Covid-Ausbrüche an Schwung. Das räumte Fu Linghui, Sprecher des Nationalen Statistikamtes, am Dienstag.auf einer Pressekonferenz in Peking ein. Die Einzelhändler des Landes meldeten nach Angaben des Amtes im Oktober erstmals seit fünf Monaten einen Umsatzrückgang – und zwar um 0,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Die Monatszahlen fallen schwächer aus als von Experten erwartet. So hatten von Reuters befragte Ökonomen im Einzelhandel mit einem Wachstum von 1,0 Prozent gerechnet. Auch aus der Industrie kamen negative Nachrichten: Deren Produktion wuchs mit 5,0 Prozent nicht nur langsamer als vorhergesagt – sondern auch deutlich schwächer als im September mit 6,3 Prozent. China werde daher die Nachfrage fördern und das Fundament seiner wirtschaftlichen Erholung konsolidieren, so Fu.

China steht derzeit der größten Corona-Welle seit dem Frühjahr gegenüber. Eine ganze Reihe kleinerer Indikatoren weisen daher in eine negative Richtung. Im Oktober und in den ersten 10 Tagen des Novembers sei die durchschnittliche Zahl der U-Bahn-Passagiere in 18 chinesischen Großstädten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 19 Prozent gesunken, schrieb die UBS-Ökonomin Wang Tao am Dienstag im Wirtschaftsmagazin Caixin. Die Immobilienverkäufe waren noch stärker rückläufig und sanken im Oktober um 18 Prozent und in den ersten 10 Tagen des Novembers um 23 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Als Reaktion beschloss die Regierung gerade erst Hilfen für den Immobiliensektor (China.Table berichtete)

Der Index für den gesamten Lkw-Ladungsverkehr liege um 26 Prozent unter dem Vorjahreszeitraum, so Wang. Insgesamt schwächte sich der UBS Composite Activity Index im Oktober auf minus 8,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr und Anfang November auf minus 12 Prozent gegenüber dem Vorjahr ab. ck/rtr

  • Coronavirus
  • Finanzen
  • Konjunktur

Warren Buffett investiert in TSMC

Warren Buffetts Investmentfonds Berkshire Hathaway hat sich mit rund fünf Milliarden US-Dollar an dem Chiphersteller Taiwan Semiconductor Manufacturing (TSMC) beteiligt. Das berichtete Bloomberg am Dienstag. Wie aus einem Bericht an die US-Börsenaufsicht SEC hervorgeht, hat das in Omaha ansässige Konglomerat in den drei Monaten bis September etwa 60 Millionen amerikanische Hinterlegungsscheine von TSMC erworben. Die Aktien des taiwanischen Chip-Herstellers stiegen infolge der Meldung um bis zu 9,4 Prozent – der größte Anstieg innerhalb eines Tages seit mehr als zwei Jahren.

Der legendäre 92-jährige Investor schreckte lange vor Tech-Aktien zurück, da er nicht in Unternehmen investieren wolle, die er nicht vollständig versteht. Dieses Credo hatte Buffett jedoch in den letzten Jahren gelockert. So hält Berkshire mittlerweile auch knapp sechs Prozent Apple-Anteile mit einem Wert von rund 140 Milliarden Dollar.

Neben TSMC kaufte sich Buffetts Unternehmen im vergangenen Quartal bei der US-Bank Jefferies und dem Baustoffhersteller Louisiana-Pacific Corp ein. Zugleich stockte er die Beteiligung am Ölkonzern Occidental Petroleum auf, der ihm damit inzwischen zu knapp einem Drittel gehört. Reduziert hat Berkshire das Engagement bei Finanztiteln um etwa 4,7 Milliarden Dollar. So wurden im genannten Zeitraum etwa Beteiligungen an den US-Finanzunternehmen Bancorp und BNY Mellon heruntergefahren. fpe

  • Halbleiter
  • Technologie
  • TSMC
  • USA

Anti-Coercion-Instrument im EU-Rat

Die EU-Mitgliedstaaten werden am Donnerstag voraussichtlich ihre Position zum Anti-Coercion Instrument beschließen und damit den Weg für die finalen Verhandlungen mit dem Europaparlament ebnen. Der jüngste Kompromissvorschlag der tschechischen Ratspräsidentschaft sei auf Expertenebene auf Zustimmung gestoßen und soll nun von den EU-Botschaftern angenommen werden, wie es in der Beschlussvorlage heißt, die “Contexte” veröffentlichte.

Die EU-Kommission hatte das neue Instrument im vergangenen Dezember vorgeschlagen, damit die EU als Ganzes sich besser gegen wirtschaftliche Zwangsmaßnahmen von Drittstaaten wehren kann. Musterfall ist das De-Facto-Handelsembargo Chinas gegen Litauen (China.Table berichtete), nachdem Taiwan in Vilnius eine offizielle Vertretung mit Namen “Taiwan” eröffnen durfte. Wenn sich ein solcher Streit nicht gütlich beilegen lässt, kann die EU künftig Strafzölle oder Einfuhrbeschränkungen verhängen und Unternehmen aus dem jeweiligen Land von öffentlichen Ausschreibungen ausschließen.

Etliche Mitgliedstaaten, darunter Deutschland, hatten bei den Diskussionen im Rat darauf gepocht, angesichts der außenpolitischen Bedeutung in die Entscheidungen stärker eingebunden zu werden. Der Vorschlag der Tschechen sieht nun vor, dass der Rat selbst feststellt, ob die Handlungen eines Drittstaates Zwangsmaßnahmen nach der neuen Verordnung darstellen. Die Kommission wollte sich diese Kompetenz selbst vorbehalten. Über Gegenmaßnahmen soll dann wie gehabt auf Grundlage eines Vorschlages der Kommission im Komitologieverfahren entschieden werden.

Im Europaparlament stoßen die Änderungswünsche des Rates auf Widerstand. “Das Entscheidungsprozedere wird der große Knackpunkt in den Verhandlungen”, heißt es dort. Es sei inakzeptabel, dass der Rat in einem vergemeinschafteten Politikfeld wie dem Handel die alleinige Entscheidungshoheit beanspruche. Die Mitgliedstaaten wollten durchsetzen, dass sie ohne Einbindung von Kommission und Europaparlament entscheiden könnten, ob etwa China ökonomischen Zwang ausübe. Damit machten sie sich selbst zum Ziel massiver Einflussnahme Pekings. Wann die Trilogverhandlungen beginnen, ist noch offen. tho

Presseschau

G-20-Länder gehen auf Distanz zu Putin – Auch China verteidigt Moskau nicht FAZ
“Geist der Unabhängigkeit”: Chinesischer Wunsch: Europa soll unabhängiger von den USA werden RND
Klimaschutz: China will “nicht wie Europa sein DIEPRESSE
Todesstrafe in China: Die weltweit meisten Hinrichtungen TAGESSCHAU
Am Rande des G20-Gipfels: Erstes Spitzentreffen zwischen China und Australien nach sechs Jahren N-TV
Falls Krieg um Taiwan – Australiens Ex-Premier warnt vor Verlust aller ausländischen Investitionen in China HANDELSBLATT
Hochrangige Besuche in Taipeh und Berlin: Ändert die Bundesregierung ihre Taiwan-Politik? TAGESSPIEGEL
South Korea urges bigger China role in curbing North Korean arms tests REUTERS
China-Strategie: “Deutschland sollte Japan nicht kopieren” SUEDDEUTSCHE
Unruhen in Millionenstadt Guangzhou: Krawalle bei Protesten gegen Chinas Coronamaßnahmen SPIEGEL
China: Regierung fordert strikte Einhaltung der Corona-Regeln RND
Geburtenrate in China: Zu viel gebremst TAGESSCHAU
Batterie-Lieferketten: China weiter Weltspitze, Kanada überholt USA, Deutschland auf 6. Platz TESLAMAG
Rohstoffe wie Seltene Erden: So abhängig sind wir von China WDR
China hat den Verbrenner nicht aufgegeben – im Gegenteil AUTOMOBIL-INDUSTRIE
BMW bezieht nachhaltigen Stahl in China und den USA AUTOMOBIL-PRODUKTION
Rich nations stick to coal phase-out as China builds new plants REUTERS
U.S. Panel Calls for Review of China Trade Relations WSJ
Medica: Taiwan wirbt mit MedTech- und E-Health-Innovationen um Gunst deutscher Kliniken und Praxen AERZTEZEITUNG
TSMC: Buffett steigt mit Berkshire Hathaway beim Chip-Auftragsproduzenten aus Taiwan ein IT-TIMES
China schickt Erkundungssatellit ins All T-ONLINE

Heads

Kevin Straßmeir – Leidenschaft für Chinas Motorradmarkt

Kevin Straßmeir, Chief Representative des Motorradbauers KTM in China.

“Der Beruf kann manchmal auch die Leidenschaft zunichtemachen”, gibt Kevin Straßmeir zu. Das war zumindest seine Befürchtung vor dem ersten Praktikum im Motorradbereich. Doch schon nach zwei Wochen war für den gebürtigen Augsburger damals klar: “Es muss auf jeden Fall die Motorradindustrie sein.”

Heute ist Straßmeir Direktor und General Manager des österreichischen Motorradherstellers KTM in China. Seine Liebe für die Maschinen entdeckte er bereits mit 14 Jahren, als er beim Urlaub auf dem Land das erste Mal mit einem Moped über den Bauernhof düste. Auf den Motorradführerschein mit 18 folgten Motorradreisen durch Europa und bis nach Istanbul. Im Studium als Diplom-Kaufmann und später der Medieninformatik verließ er Europa das erste Mal Richtung Shanghai – angelockt von den wirtschaftlichen Chancen, die das boomende China versprach. Einmal angekommen, wollte er unbedingt mehr Zeit in Asien verbringen.

Beim zweiten Studienaufenthalt in Singapur war dann auch das Motorrad mit dabei. Die Rückreise, ausgehend von Nepal, führte ihn auf dem Zweirad durch Pakistan und Xinjiang nach Kasachstan, Russland und die Baltischen Staaten und schließlich zurück nach Deutschland.

Einziger deutschsprachiger Mitarbeiter in China

Nach einem Jahr Chinesisch-Sprachunterricht in Peking mit dem “Sprache und Praxis”-Programm vom DAAD folgte 2014 schließlich der berufliche Einstieg in die Welt der motorisierten Zweiräder: Erst als Praktikant bei BMW Motorrad in Peking, dann als Sales Assistent für KTM. Dort koordinierte Straßmeir von Anfang an die Kooperationen mit den lokalen Vertriebspartnern in Ostasien, allen voran mit dem Motorrad- und Quad-Spezialisten CFMOTO aus Hangzhou. Die Beziehungen zum chinesischen Partner liefen gut, und 2018 wurde ein Joint Venture namens CFMOTO-KTMR2R gegründet. Dort fungiert Straßmeir seit 2020 ebenfalls als General Manager. Inzwischen gibt es eine gemeinsame Fabrik, in der ab November diesen Jahres auch erstmals die Zweizylinder-Maschine KTM 790 Duke in China für den globalen Markt produziert wird.

Keine Sorge vor Technik-Transfer

Angesprochen auf die Frage des Technologie-Transfers an den chinesischen Partner äußert sich Straßmeir pragmatisch. “Wenn man sich dazu entschließt, in China auf den Markt zu gehen und vor Ort Bauteile zu beziehen, dann nimmt man in Kauf, dass man viel freigibt.” Mit einer Geschäftsstrategie ausgelegt auf Technologieführerschaft habe man meistens überhaupt nur drei, vier oder maximal fünf Jahre Vorsprung, bevor die Technik überholt sei, sagt er. Da spiele es auch keine zu große Rolle mehr, dass man die Technologie mit chinesischen Partnern teilen müsse. Bis heute ist Straßmeir der einzige deutschsprachige Mitarbeiter von KTM, der dauerhaft in China stationiert ist.

Generell schaut Straßmeir weiterhin optimistisch auf den chinesischen Motorradmarkt. Auch wenn es ein paar Hürden gebe, zum Beispiel das Verbot benzinbetriebener Motorräder in vielen chinesischen Großstädten. Es gebe jedoch erste Anzeichen, dass sich die gesetzliche Lage signifikant zu seinen Gunsten verändern könnte, glaubt Straßmeir. Sein eigenes Ziel hat er auf jeden Fall fest im Blick: Bis Ende 2024, seinem zehnjährigen Jubiläum bei KTM, will er die Absatzzahlen des Unternehmens in China verzehnfacht haben. Clemens Ruben

Personalien

Theresa Kleinmann hat bei Festo China den Posten gewechselt. Sie ist nun für den Bereich Global Portfolio Development zuständig. Kleinmann arbeitet seit zwei Jahren für den Esslinger Hersteller von Steuerungs- und Automatisierungstechnik in Shanghai. Zuvor war sie dort Head of Sales Analytics.

Timo Tianhao Herrmann hat im November den Posten des Lead Project Manager Europe Business bei Nio übernommen. Der in Köln und Lund ausgebildete ehemalige Porsche-Manager wird für den chinesischen E-Autobauer die Expansion nach Europa mitgestalten. Sein Tätigkeitsort ist Shanghai.

Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!

Dessert

Ungemütlich: Über Teilen von Chinas nordöstlicher Provinz Jilin gingen am Wochenende die ersten Schneefälle des beginnenden Winters nieder. Hier rollt ein Essens-Lieferant über die glitschigen Straßen der Stadt Changchun, die Hände von riesigen Handschuhen geschützt.

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

Licenses:
    • Xi sucht beim G20-Gipfel die Annäherung
    • Testballon für Erweiterung des Sozialkreditsystems
    • Sinolytics.Radar: Globales Vorbild E-Yuan?
    • Unruhen gegen Corona-Politik in Guangzhou
    • Covid-Ausbrüche bremsen wirtschaftliche Erholung
    • Warren Buffett beteiligt sich an TSMC
    • Anti-Coercion-Instrument im EU-Rat
    • Porträt: Kevin Straßmeir – Botschafter des Motorradmarktes
    Liebe Leserin, lieber Leser,

    Xi Jinpings Stundenplan beim G20-Treffen in Bali war ambitioniert. Allein am gestrigen Dienstag traf er die Staatschefs von Australien, Südkorea, Frankreich, den Niederlanden, Spanien, Argentinien, Senegal und Südafrika für bilaterale Gespräche. Chinas Staatspräsident will ganz offenbar an die Zeiten vor der Pandemie anknüpfen, wie Michael Radunski in seinem Beitrag zum Gipfel schreibt. Bis Anfang 2020 hatte Xi so viele Länder in so kurzer Zeit besucht wie vor ihm kein anderer chinesischer Staatschef.

    Selbst kleinen Inselnationen wie Fiji stattete er eine Visite ab. Im Führungszirkel der Kommunistischen Partei und gegenüber der außenpolitischen Elite macht Xi klar, dass eine “Periode der historischen Gelegenheit” angebrochen glaubt. Um seine außenpolitischen Ziele zu erreichen, muss er also mehr denn je diplomatisches Terrain gutmachen. Dabei setzt er nun durchaus auch auf Kompromisse statt Konfrontation.

    Ein gewisses Zugeständnis war für Xi die Abschlusserklärung des G20-Gipfels, in der nun steht, dass die “meisten Mitglieder Russlands Krieg gegen die Ukraine aufs Schärfste” verurteilen. Ohne die Zustimmung von Xi Jinping wäre eine solche Formulierung nicht möglich gewesen – zuvor war den Diplomaten Chinas ebenso wie den Staatsmedien selbst das Wort “Krieg” in diesem Zusammenhang verboten. Stattdessen sprach man ganz im Sinne Putins von einer “militärischen Spezialoperation”. Der Richtungswechsel deutet darauf hin, dass Peking langsam von seinem Schulterschluss mit Moskau abrückt – wenn auch in Trippelschritten.

    Langsam kommt nun auch Bewegung in das lange gefürchtete Sozialkreditsystem, das durch die Covid-Pandemie in China mehr oder weniger auf Eis lag. Mehrere chinesische Behörden haben einen gemeinsamen Entwurf für ein Gesetz vorgelegt, das die bislang getrennten Punkte-Systeme vernetzen und bündeln soll. Mit einem zentralisierten “Kreditberichtssystem” sowie “einheitlichen Sozialkreditnummen” wäre einer Totalüberwachung tatsächlich Tür und Tor geöffnet. In dem Entwurf liegt jedoch noch vieles im Argen, analysiert Finn Mayer-Kuckuk. Ein durchdachtes und eindeutig umsetzbares Gesetz sieht anders aus.

    Ihr
    Fabian Peltsch
    Bild von Fabian  Peltsch

    Analyse

    Xis Comeback als diplomatischer Tausendsassa

    Chinas Staatspräsident ist zurück auf der diplomatischen Bühne

    Australiens Anthony Albanese, Frankreichs Emmanuel Macron, Marc Rutte aus den Niederlanden, dann noch Spaniens Pedro Sánchez und schließlich auch noch Südkoreas Yoon Suk-yeol. Nicht zu vergessen US-Präsident Joe Biden. Es ist ein nur kleiner Blick in den Gesprächskalender von Xi Jinping auf dem G20-Gipfel in Bali. Schnell wird klar: Chinas Staatspräsident ist zurück auf der diplomatischen Bühne – und zwar mit Elan. Sein Ziel: Diplomatisches Terrain zurückgewinnen. Kooperation statt Konfrontation.

    Dafür scheint Xi auch bereit, Kompromisse einzugehen. Am deutlichsten zeigte sich dies in den Verhandlungen über die gemeinsame G20-Abschlusserklärung. Damit wollten viele Mitgliedsstaaten Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine verurteilen. Doch mit Russland und China im Raum standen die Chancen für eine solche Erklärung äußerst schlecht. Bis zuletzt hatten Diplomaten durchblicken lassen, dass Peking in den Vorgesprächen zum Gipfel unverrückbar an der Seite Moskaus stehe, eine Einigung auf eine gemeinsame Erklärung damit fast unmöglich werde. Noch läuft der Gipfel. Doch wie aus Bali zu hören ist, scheint es in schwierigen Verhandlungen dennoch gelungen zu sein, einen Text zu finden, den alle unterschreiben können.  

    Entsprechend erleichtert zeigt sich am Dienstag EU-Ratspräsident Charles Michel. Die Einigung sei ein großer Erfolg. Dieser Gipfel sei einer der schwierigsten in der Geschichte der G20, so Michel. Man glaubt es ihm gern.

    In dem abgestimmten Entwurf für eine gemeinsame G20-Erklärung findet sich nun eine spitzfindige Art, Russlands Aggression zu verurteilen, aber skeptischen Mitgliedern wie China ein klein wenig Freiraum zu lassen. “Die meisten Mitglieder verurteilen den Krieg in der Ukraine aufs Schärfste”, heißt es in dem entsprechenden Entwurf. Zudem wird Moskau aufgefordert, die Kriegshandlungen einzustellen und seine Truppen aus der Ukraine sofort abzuziehen.

    Nicht nur die Klarheit der Aussage ist dabei bemerkenswert, sondern auch die Wortwahl: Krieg in der Ukraine – und nicht “militärische Spezialoperation”, wie es von Russlands Präsident Wladimir Putin vorgegeben wird. Chinas Diplomaten halten sich bisher daran und bezeichnen den Feldzug in aller Regel auch nicht als Invasion (China.Table berichtete). Russlands Haltung findet in dem Dokument wie folgt Niederschlag: “Es gab andere Auffassungen und unterschiedliche Bewertungen der Lage.”

    Xis Grenzen der grenzenlosen Freundschaft mit Putin

    Doch wie konnte man sich auf eine solche Formulierung überhaupt einigen? Nicht ohne die Zustimmung von Xi Jinping. China ist Russlands wichtigster Verbündeter. Immer wieder hat Peking auf die “legitimen Sicherheitsinteressen” Russlands verwiesen. Statt Kritik an Putins Überfall zu üben, hatte man in Peking die USA und die Nato als eigentliche Brandstifter ausgemacht (China.Table berichtete).

    Doch China rückt inzwischen von Russland ab – ganz langsam, in winzigen Tippelschritten. Aber Diplomatie ist seit jeher ein mühsames Geschäft. Mitunter sind auch mal minimale Veränderungen als Erfolg zu werten.

    Schon vor dem G20-Gipfel gab es erste Anzeichen dafür, dass die grenzenlose Freundschaft zwischen China und Russland inzwischen nicht mehr ganz so grenzenlos ist. Einer Recherche der britischen Zeitung “Financial Times” zufolge ist man in Peking schlecht zu sprechen auf Russland. “Putin hat Xi nicht die Wahrheit gesagt“, zitiert das Blatt einen chinesischen Beamten. “Hätte er es uns gesagt, wären wir nicht in einer so unangenehmen Lage gewesen.” Denn: “Wir hatten mehr als 6000 chinesische Staatsangehörige in der Ukraine. Einige von ihnen sind während der Evakuierung gestorben, aber das können wir nicht bekannt geben.”

    Hinzukommen Russlands militärischen Niederlagen auf den Schlachtfeldern der Ukraine wie auch die überraschend geschlossene Haltung des Westens. All das dürfte Xi zu denken gegeben haben.

    Moskaus Atomwaffendrohungen sind Xis Ausweg

    Zu guter Letzt kamen noch Putins atomare Drohungen hinzu. Das nukleare Säbelrassen konnte China einerseits nicht länger nonchalant übergehen. Andererseits bietet es aber auch Xi einen Ausweg aus seinem diplomatischen Irrweg. Denn ein russischer Einsatz von Atomwaffen würde Chinas eigene Interessen zutiefst verletzen: Dies käme dem Öffnen der Box der Pandora gleich – mit direkten Auswirkungen in Chinas unmittelbarer Nachbarschaft. Dort befinden sich gleich zwei Atommächte: im Westen Pakistan, im Osten Nordkorea. Beide gelten zwar offiziell als Chinas Verbündete – doch es ist für Peking mitunter durchaus schwierig, sie unter Kontrolle zu halten.

    Deshalb sollte man sich im westlichen Lager auch nicht allzu sehr freuen: Chinas Diplomaten werden Xis Aussagen in Bali und seine Zustimmung zur gemeinsamen G20-Abschlusserklärung verkaufen wollen als einen Schritt auf den Westen zu. Doch Xi Jinping handelt dabei in Chinas ureigenem Interesse.

    Vor diesem Hintergrund muss man auch Xis Tagesablauf in Bali bewerten. Allein am gestrigen Dienstag traf er sich mit den Staatschefs von Australien, Südkorea, Frankreich, den Niederlanden, Spanien, Argentinien, Senegal und Südafrika. Damit deckte Xi alle Weltregionen ab: die Nachbarschaft im Indopazifik, Europa, Lateinamerika und auch Afrika. Weniger entspräche auch nicht dem Selbstverständnis des chinesischen Präsidenten.

    Interessant ist aber auch, wem Xi nicht derart große Aufmerksamkeit schenkte: Mit Kanadas Justin Trudeau, der zuletzt eine harte Linie gegenüber China vertreten hat, wechselte Xi nur kurz im Vorbeigehen ein paar Worte. Ebenfalls keine separaten Gespräche gab es mit den beiden EU-Vertretern Ursula von der Leyen und Charles Michel, mit dem es zuletzt großen Ärger gab (China.Table berichtete).

    Xi sieht “Periode der historischen Gelegenheit”

    Was wie ein diplomatischer Marathon erscheint, ist in Wirklichkeit eher die Rückkehr des diplomatischen Tausendsassas aus Zhongnanhai. Man sollte nicht vergessen: In den drei Jahren vor der Corona-Pandemie hatte Xi mehr als 40 Länder besucht – ein Rekord, mit dem Xi all seine Vorgänger in den Schatten gestellt hatte. Chinas Präsident nahm sich sogar die Zeit, Staaten wie Fiji (881.000 Einwohner), die Malediven (345.000 Einwohner) oder auch Trinidad und Tobago (1,3 Millionen Einwohner) zu besuchen.

    Der Grund: Xi Jinping sieht eine “Periode der historischen Gelegenheit” (历史机遇期) gekommen. Doch um seine außenpolitischen Ziele international erreichen zu können, muss Xi aktiv sein. Vor der Pandemie gelang es ihm, viele Staaten überzeugen – mal mit diplomatischem Charme, mal mit wirtschaftlichen Anreizen. Oder auch schlicht mit politischem Druck. Daran will Chinas Staatspräsident nun offenbar wieder anknüpfen.

    Wie sehr Xis diplomatischer Charme auch in Bali zu verfangen scheint, zeigt der neue britische Premierminister Rishi Sunak. Er kündigte am Dienstag an, China nun doch nicht als “Bedrohung” (“threat”) für die nationale Sicherheit einzustufen, wie es seine Vorgängerin Liz Truss noch vor wenigen Wochen angekündigt hatte. Stattdessen will er die Volksrepublik weiterhin als “Rivalen” ansehen. Und auch Sunak betonte in Bali, wie sehr er auf eine Gelegenheit hoffe, mit Xi persönlich sprechen zu können.

    • G20
    • Geopolitik
    • Russland
    • Ukraine

    Neues Sozialkredit-Gesetz: Die Systeme wachsen zusammen

    Eine Reihe chinesischer Behörden hat ihren gemeinsamen Entwurf für ein neues Sozialkredit-Gesetz auf Weibo veröffentlicht (eine inoffizielle Übersetzung findet sich hier). Der Staat holt auf diese Weise Rückmeldungen der interessierten Öffentlichkeit ein. Es handelt sich also nur um einen ersten Testballon. Der Text kann sich bis zur Verabschiedung durch den Nationalen Volkskongress noch erheblich verändern.

    Dennoch ist der Entwurf beachtenswert. Er läuft darauf hinaus, verschiedene Punkte-Systeme zu vernetzen und zu bündeln, die in den vergangenen Jahren parallel entstanden sind. Das Sozialkreditsystem hat sich bisher nicht zur dystopischen Totalüberwachung entwickelt, weil es keine zentrale Stelle für die Erfassung von Punkten gab. Mit dem Entwurf soll der Gesetzgeber nun aber die Entwicklung in Richtung einer zentralisierten Datenverwaltung vorantreiben. In Artikel 71 ist als Ziel genannt ein “Kreditberichtssystem, das die gesamte Gesellschaft erfasst”.

    Der Gegenstand des Gesetzes ist, wenn man seiner Präambel glauben darf, allerdings nicht in erster Linie der Bürger – sondern die Obrigkeit. Die “Glaubwürdigkeit des Regierungshandelns” soll durch das System gestärkt werden, gleich danach kommen die “Kreditwürdigkeit bei Wirtschaftstransaktionen” und dann die “gesellschaftliche Kreditwürdigkeit”. All das solle die “sozialistische Marktwirtschaft stabilisieren” und unzuverlässiges Verhalten strafen. Auch die Justiz ist genannt. Künftig soll es also Punkte für Richter geben, wie in Kapitel V des Entwurfs im Detail ausgeführt ist.

    Zu Beginn geht es viel um Koordination – das lässt sich als Symptom dafür lesen, dass das Chaos der verschiedenen Parallelsysteme enden soll. Die zentrale Verwaltung soll demnach bei zwei Behörden von Ministeriumsrang liegen: der Entwicklungs- und Reformkommission NDRC und der Zentralbank PBoC (Artikel 4). Alle Behörden sind aufgefordert, Sozialkreditdaten in den Bereichen zu erheben, die sie verwalten. Sie sollen sie dann zwischen den zuständigen Stellen austauschen und Anwendungen für die Informationen finden (Artikel 5).

    Stoppeliger, schwülstiger Text aus vielen Quellen

    Doch auch wenn es mit dem Thema Vereinheitlichung losgeht, ist im weiteren Verlauf des Entwurfstextes die Handschrift vieler verschiedener Akteure zu erkennen. In Kapitel zwei bis fünf des Entwurfs geht es um die “Feststellung der Kreditwürdigkeit”, und hier hatten offenbar viele Köche etwas beizutragen.

    Die Textabsätze stammen zum Teil aus regionalen und branchenspezifischen Sozialkreditsystemen. Hier stehen viele Binsenweisheiten, die in einem nationalen Gesetz seltsam anmuten. Zum Thema Medien heißt es beispielsweise in Artikel 50: “Wir wollen die Durchführung von Aktivitäten zur Förderung der Kreditwürdigkeit fördern, sodass sich verschiedene Arten von Aktivitäten der Massenmedien entfalten, die der Öffentlichkeit Anleitung geben über Beispiele für Kreditwürdigkeit und Beispiele für mangelnde Kreditwürdigkeit, auf dass Ehrlichkeit ein bewusstes Ziel der gesamten Gesellschaft wird.”

    Die gleichen Phrasen über Kreditwürdigkeit wiederholen sich in den Artikeln 12 bis 57 immer wieder. Ein konzises, von pfiffigen Juristen geschriebenes Gesetz sieht anders aus. Zum Teil ergeht der Entwurf sich in viel zu allgemeinen moralischen Ermahnungen, zum Teil steigt er schon tief in die Ausführung ein. Im Detail genannt sind folgende gesellschaftliche Bereiche und Berufsgruppen:

    • Beamte
    • Behörden
    • Beschaffung und öffentliche Aufträge
    • Public-Private-Partnerships
    • “Alle Marktteilnehmer”, insbesondere Wirtschaftsplanungsbehörden, Unternehmen, Rohstoff- und Bergbaufirmen, Nahrungsmittelhersteller und -händler, der Handel, die Landwirtschaft etc.
    • Die Feuerwehr
    • Buchhaltung und Buchprüfer
    • Finanzfirmen, insbesondere Banken und Versicherer
    • Steuerbehörden
    • Personen, die mit Preisfeststellung befasst sind
    • Logistik
    • Werbeagenturen und PR
    • Medien
    • Dienstleister, beispielsweise Umweltdienstleister
    • Arbeitssicherheit und Arbeiterrechte
    • Sozialbehörden wie die Rentenversicherung
    • Gesundheitssektor, insbesondere was die Bestechlichkeit von Ärzten angeht
    • Bildung, Ausbildung und Forschung; Schulen und Unis
    • Kultur und Tourismus
    • Ökologie und Umwelt
    • Internet und Sozialmedien, Telekommunikation
    • Gerichte und Richter, Strafverfolgungsbehörden, Justizbehörden, Staatsanwaltschaften, Anwälte
    • Verkehrsteilnehmer

    Alle Lebensbereiche werden erfasst

    Kurz gesagt: Alle Bereiche des Lebens sollen erfasst werden und ihre Institutionen sollen sich Möglichkeiten ausdenken, Minus- und Pluspunkte für ihre Akteure zu sammeln. Der Normalbürger ist zwar nicht ausdrücklich genannt. Da aber alle Wirtschaftsbereiche aufgeführt sind, wird eine Mehrheit der Bevölkerung zumindest in ihrer professionellen Rolle Teil der Bewertung sein.

    Die Daten sollen ausdrücklich personalisiert erfasst werden. Es soll Datenbankschlüssel für die sektorübergreifende Identifikation der Personen geben (Artikel 58 und 59). Es soll dazu eine “einheitliche Sozialkreditnummer” eingeführt werden. Kurz danach wird allerdings ausgeführt, dass die bereits bestehende Bürgernummer auch diese Rolle ausfüllen soll. Wo keine Bürgernummer vorliegt, sollen die relevanten Behörden eine vergeben. Auch alle Institutionen sollen mit ihrer Sozialkreditnummer identifiziert werden.

    Ausdrücklich verboten (Artikel 62) sind übertriebene Nachforschungen zum Zustandekommen des Punktestandes, die Nutzung der Daten über das Sozialkreditsystem hinaus sowie Diebstahl und Manipulation der Daten. Die Informationen sollen “langfristig gespeichert” werden. Sie dienen der “öffentlichen Begutachtung der Vertrauenswürdigkeit” der bewerteten Institutionen und Personen.

    • Menschenrechte
    • NDRC
    • Sozialkredit-System
    • Überwachung

    Sinolytics.Radar

    Wird der digitale Yuan zum internationalen Vorbild?

    Dieser Inhalt ist Lizenznehmern unserer Vollversion vorbehalten.
    • Bei der Entwicklung und Erprobung digitaler Währungen und Zahlungsanwendungen gehört die chinesische Zentralbank (PBoC) zu den weltweiten Vorreitern.
    • Die Zentralbank hatte im August 2020 offiziell mit “e-CNY”-Testläufen in vier Städten begonnen. Mittlerweile wurden die Pilotprojekte auf 23 Städte in 15 Provinzen ausgeweitet.
    • Die Nutzung des digitalen Yuan entwickelt sich rasant: In den ersten zehn Monaten (August 2020 bis Juni 2021) wurden 70 Millionen Transaktionen über den digitalen Yuan abgewickelt, was einem Wert von 34,5 Milliarden Yuan entspricht. Davon wurden alleine in den letzten drei Monaten (Juni bis August 2022) 36 Millionen Transaktionen im Wert von 17 Milliarden Yuan mit der digitalen Währung abgewickelt, was auf eine deutliche Zunahme hinweist.
    • Gleichzeitig wird der Anwendungsbereich weiter ausgedehnt und umfasst neben Zahlungsmöglichkeiten beim Einkaufen und in Restaurants nun auch erste Versuche bei Steuerrückzahlungen und öffentlichen Dienstleistungen.
    • Die derzeitige Dynamik zeigt deutlich, dass die chinesische Zentralbank fest entschlossen ist, auf eine zentralisierte digitale Währung umzusteigen. Damit will sie die Kontrolle über die wichtigste Zahlungsmethode der Zukunft erlangen und eine strengere staatliche Kontrolle von Finanzaktivitäten ermöglichen.
    • Ob sich der digitale Yuan in seiner jetzigen Form zu einer internationalen Währung entwickeln könnte, bleibt jedoch fraglich: Die zentralisierte Struktur, bei der die Zentralbank Zugang zu persönlichen Daten erhält, dürfte in den meisten anderen Ländern äußerst problematisch sein. Dass sich andere Zentralbanken für ihre eigene digitale Währung am chinesischen System orientieren werden, erscheint unwahrscheinlich.

    Sinolytics ist ein europäisches Beratungs- und Analyseunternehmen, das sich auf China spezialisiert hat. Es berät europäische Unternehmen bei der strategischen Ausrichtung und den konkreten Geschäftsaktivitäten in der Volksrepublik.

    • Digitalisierung
    • Geopolitik
    • Handel
    • Technologie

    News

    Unruhen in Covid-Hochburg Guangzhou

    In Guangzhou ist es inmitten eines deutlichen Anstiegs der Covid-Fallzahlen zu Protesten in der Bevölkerung gekommen. Menschenmengen durchbrachen am Montagabend Corona-Sperren in der Stadt und marschierten durch die Straßen, wie auf Twitter gepostete und vielfach geteilte Videos zeigten. Darauf sind teils chaotische Szenen vom späten Montagabend zu sehen, in denen Menschen durch die Straßen des Stadtteils Haizhou stürmten und mit in weißen Schutzanzügen gekleideten Arbeitern protestierten. Reuters konnte die Videos nicht unabhängig überprüfen.

    Hintergrund der Ausschreitungen war nach einem Bericht des Wirtschaftsmagazins “Caixin” offenbar Verärgerung von Wanderarbeitern aus der Textilindustrie, die aus der Quarantäne entlassen worden waren, aber wegen des großen Covid-19-Ausbruchs in der Stadt nicht in ihre angemieteten Wohnungen durften.

    Die Zahl der täglichen lokalen Neuinfektionen durchbrach diese Woche in Guangzhou erstmals die Marke von 5000. Das befeuerte Spekulationen auf eine Ausweitung örtlicher Lockdowns. Die Südmetropole ist derzeit der größte Corona-Hotspot des Landes. Mehrere Hashtags zum Thema “Unruhen” in der Gegend wurden am Dienstagmorgen von der Mikroblog-Plattform Weibo gelöscht. Weder die Stadtregierung von Guangzhou noch die Polizei der Provinz Guangdong waren zunächst für eine Stellungnahme erreichbar.

    Die chinesischen Behörden hatten am Dienstag 17.772 Neuinfektionen für die vergangenen 24 Stunden gemeldet, 1700 mehr als am Vortag und so viele wie zuletzt im April, kurz vor dem Shanghaier Lockdown. Trotzdem fahren derzeit viele Städte die Covid-Maßnahmen eher zurück, so etwa die Routinetests ihrer Einwohner. Ende vergangener Woche hatte die Regierung leichte Lockerungen der strikten Corona-Maßnahmen bekanntgegeben, darunter kürzere Quarantänezeiten (China.Table berichtete). rtr/ck

    • Coronavirus
    • Gesundheit
    • Guangzhou

    Wirtschaftliche Erholung stockt wegen neuer Covid-Ausbrüche

    Chinas wirtschaftliche Erholung verliert aufgrund der jüngsten Covid-Ausbrüche an Schwung. Das räumte Fu Linghui, Sprecher des Nationalen Statistikamtes, am Dienstag.auf einer Pressekonferenz in Peking ein. Die Einzelhändler des Landes meldeten nach Angaben des Amtes im Oktober erstmals seit fünf Monaten einen Umsatzrückgang – und zwar um 0,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

    Die Monatszahlen fallen schwächer aus als von Experten erwartet. So hatten von Reuters befragte Ökonomen im Einzelhandel mit einem Wachstum von 1,0 Prozent gerechnet. Auch aus der Industrie kamen negative Nachrichten: Deren Produktion wuchs mit 5,0 Prozent nicht nur langsamer als vorhergesagt – sondern auch deutlich schwächer als im September mit 6,3 Prozent. China werde daher die Nachfrage fördern und das Fundament seiner wirtschaftlichen Erholung konsolidieren, so Fu.

    China steht derzeit der größten Corona-Welle seit dem Frühjahr gegenüber. Eine ganze Reihe kleinerer Indikatoren weisen daher in eine negative Richtung. Im Oktober und in den ersten 10 Tagen des Novembers sei die durchschnittliche Zahl der U-Bahn-Passagiere in 18 chinesischen Großstädten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 19 Prozent gesunken, schrieb die UBS-Ökonomin Wang Tao am Dienstag im Wirtschaftsmagazin Caixin. Die Immobilienverkäufe waren noch stärker rückläufig und sanken im Oktober um 18 Prozent und in den ersten 10 Tagen des Novembers um 23 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Als Reaktion beschloss die Regierung gerade erst Hilfen für den Immobiliensektor (China.Table berichtete)

    Der Index für den gesamten Lkw-Ladungsverkehr liege um 26 Prozent unter dem Vorjahreszeitraum, so Wang. Insgesamt schwächte sich der UBS Composite Activity Index im Oktober auf minus 8,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr und Anfang November auf minus 12 Prozent gegenüber dem Vorjahr ab. ck/rtr

    • Coronavirus
    • Finanzen
    • Konjunktur

    Warren Buffett investiert in TSMC

    Warren Buffetts Investmentfonds Berkshire Hathaway hat sich mit rund fünf Milliarden US-Dollar an dem Chiphersteller Taiwan Semiconductor Manufacturing (TSMC) beteiligt. Das berichtete Bloomberg am Dienstag. Wie aus einem Bericht an die US-Börsenaufsicht SEC hervorgeht, hat das in Omaha ansässige Konglomerat in den drei Monaten bis September etwa 60 Millionen amerikanische Hinterlegungsscheine von TSMC erworben. Die Aktien des taiwanischen Chip-Herstellers stiegen infolge der Meldung um bis zu 9,4 Prozent – der größte Anstieg innerhalb eines Tages seit mehr als zwei Jahren.

    Der legendäre 92-jährige Investor schreckte lange vor Tech-Aktien zurück, da er nicht in Unternehmen investieren wolle, die er nicht vollständig versteht. Dieses Credo hatte Buffett jedoch in den letzten Jahren gelockert. So hält Berkshire mittlerweile auch knapp sechs Prozent Apple-Anteile mit einem Wert von rund 140 Milliarden Dollar.

    Neben TSMC kaufte sich Buffetts Unternehmen im vergangenen Quartal bei der US-Bank Jefferies und dem Baustoffhersteller Louisiana-Pacific Corp ein. Zugleich stockte er die Beteiligung am Ölkonzern Occidental Petroleum auf, der ihm damit inzwischen zu knapp einem Drittel gehört. Reduziert hat Berkshire das Engagement bei Finanztiteln um etwa 4,7 Milliarden Dollar. So wurden im genannten Zeitraum etwa Beteiligungen an den US-Finanzunternehmen Bancorp und BNY Mellon heruntergefahren. fpe

    • Halbleiter
    • Technologie
    • TSMC
    • USA

    Anti-Coercion-Instrument im EU-Rat

    Die EU-Mitgliedstaaten werden am Donnerstag voraussichtlich ihre Position zum Anti-Coercion Instrument beschließen und damit den Weg für die finalen Verhandlungen mit dem Europaparlament ebnen. Der jüngste Kompromissvorschlag der tschechischen Ratspräsidentschaft sei auf Expertenebene auf Zustimmung gestoßen und soll nun von den EU-Botschaftern angenommen werden, wie es in der Beschlussvorlage heißt, die “Contexte” veröffentlichte.

    Die EU-Kommission hatte das neue Instrument im vergangenen Dezember vorgeschlagen, damit die EU als Ganzes sich besser gegen wirtschaftliche Zwangsmaßnahmen von Drittstaaten wehren kann. Musterfall ist das De-Facto-Handelsembargo Chinas gegen Litauen (China.Table berichtete), nachdem Taiwan in Vilnius eine offizielle Vertretung mit Namen “Taiwan” eröffnen durfte. Wenn sich ein solcher Streit nicht gütlich beilegen lässt, kann die EU künftig Strafzölle oder Einfuhrbeschränkungen verhängen und Unternehmen aus dem jeweiligen Land von öffentlichen Ausschreibungen ausschließen.

    Etliche Mitgliedstaaten, darunter Deutschland, hatten bei den Diskussionen im Rat darauf gepocht, angesichts der außenpolitischen Bedeutung in die Entscheidungen stärker eingebunden zu werden. Der Vorschlag der Tschechen sieht nun vor, dass der Rat selbst feststellt, ob die Handlungen eines Drittstaates Zwangsmaßnahmen nach der neuen Verordnung darstellen. Die Kommission wollte sich diese Kompetenz selbst vorbehalten. Über Gegenmaßnahmen soll dann wie gehabt auf Grundlage eines Vorschlages der Kommission im Komitologieverfahren entschieden werden.

    Im Europaparlament stoßen die Änderungswünsche des Rates auf Widerstand. “Das Entscheidungsprozedere wird der große Knackpunkt in den Verhandlungen”, heißt es dort. Es sei inakzeptabel, dass der Rat in einem vergemeinschafteten Politikfeld wie dem Handel die alleinige Entscheidungshoheit beanspruche. Die Mitgliedstaaten wollten durchsetzen, dass sie ohne Einbindung von Kommission und Europaparlament entscheiden könnten, ob etwa China ökonomischen Zwang ausübe. Damit machten sie sich selbst zum Ziel massiver Einflussnahme Pekings. Wann die Trilogverhandlungen beginnen, ist noch offen. tho

    Presseschau

    G-20-Länder gehen auf Distanz zu Putin – Auch China verteidigt Moskau nicht FAZ
    “Geist der Unabhängigkeit”: Chinesischer Wunsch: Europa soll unabhängiger von den USA werden RND
    Klimaschutz: China will “nicht wie Europa sein DIEPRESSE
    Todesstrafe in China: Die weltweit meisten Hinrichtungen TAGESSCHAU
    Am Rande des G20-Gipfels: Erstes Spitzentreffen zwischen China und Australien nach sechs Jahren N-TV
    Falls Krieg um Taiwan – Australiens Ex-Premier warnt vor Verlust aller ausländischen Investitionen in China HANDELSBLATT
    Hochrangige Besuche in Taipeh und Berlin: Ändert die Bundesregierung ihre Taiwan-Politik? TAGESSPIEGEL
    South Korea urges bigger China role in curbing North Korean arms tests REUTERS
    China-Strategie: “Deutschland sollte Japan nicht kopieren” SUEDDEUTSCHE
    Unruhen in Millionenstadt Guangzhou: Krawalle bei Protesten gegen Chinas Coronamaßnahmen SPIEGEL
    China: Regierung fordert strikte Einhaltung der Corona-Regeln RND
    Geburtenrate in China: Zu viel gebremst TAGESSCHAU
    Batterie-Lieferketten: China weiter Weltspitze, Kanada überholt USA, Deutschland auf 6. Platz TESLAMAG
    Rohstoffe wie Seltene Erden: So abhängig sind wir von China WDR
    China hat den Verbrenner nicht aufgegeben – im Gegenteil AUTOMOBIL-INDUSTRIE
    BMW bezieht nachhaltigen Stahl in China und den USA AUTOMOBIL-PRODUKTION
    Rich nations stick to coal phase-out as China builds new plants REUTERS
    U.S. Panel Calls for Review of China Trade Relations WSJ
    Medica: Taiwan wirbt mit MedTech- und E-Health-Innovationen um Gunst deutscher Kliniken und Praxen AERZTEZEITUNG
    TSMC: Buffett steigt mit Berkshire Hathaway beim Chip-Auftragsproduzenten aus Taiwan ein IT-TIMES
    China schickt Erkundungssatellit ins All T-ONLINE

    Heads

    Kevin Straßmeir – Leidenschaft für Chinas Motorradmarkt

    Kevin Straßmeir, Chief Representative des Motorradbauers KTM in China.

    “Der Beruf kann manchmal auch die Leidenschaft zunichtemachen”, gibt Kevin Straßmeir zu. Das war zumindest seine Befürchtung vor dem ersten Praktikum im Motorradbereich. Doch schon nach zwei Wochen war für den gebürtigen Augsburger damals klar: “Es muss auf jeden Fall die Motorradindustrie sein.”

    Heute ist Straßmeir Direktor und General Manager des österreichischen Motorradherstellers KTM in China. Seine Liebe für die Maschinen entdeckte er bereits mit 14 Jahren, als er beim Urlaub auf dem Land das erste Mal mit einem Moped über den Bauernhof düste. Auf den Motorradführerschein mit 18 folgten Motorradreisen durch Europa und bis nach Istanbul. Im Studium als Diplom-Kaufmann und später der Medieninformatik verließ er Europa das erste Mal Richtung Shanghai – angelockt von den wirtschaftlichen Chancen, die das boomende China versprach. Einmal angekommen, wollte er unbedingt mehr Zeit in Asien verbringen.

    Beim zweiten Studienaufenthalt in Singapur war dann auch das Motorrad mit dabei. Die Rückreise, ausgehend von Nepal, führte ihn auf dem Zweirad durch Pakistan und Xinjiang nach Kasachstan, Russland und die Baltischen Staaten und schließlich zurück nach Deutschland.

    Einziger deutschsprachiger Mitarbeiter in China

    Nach einem Jahr Chinesisch-Sprachunterricht in Peking mit dem “Sprache und Praxis”-Programm vom DAAD folgte 2014 schließlich der berufliche Einstieg in die Welt der motorisierten Zweiräder: Erst als Praktikant bei BMW Motorrad in Peking, dann als Sales Assistent für KTM. Dort koordinierte Straßmeir von Anfang an die Kooperationen mit den lokalen Vertriebspartnern in Ostasien, allen voran mit dem Motorrad- und Quad-Spezialisten CFMOTO aus Hangzhou. Die Beziehungen zum chinesischen Partner liefen gut, und 2018 wurde ein Joint Venture namens CFMOTO-KTMR2R gegründet. Dort fungiert Straßmeir seit 2020 ebenfalls als General Manager. Inzwischen gibt es eine gemeinsame Fabrik, in der ab November diesen Jahres auch erstmals die Zweizylinder-Maschine KTM 790 Duke in China für den globalen Markt produziert wird.

    Keine Sorge vor Technik-Transfer

    Angesprochen auf die Frage des Technologie-Transfers an den chinesischen Partner äußert sich Straßmeir pragmatisch. “Wenn man sich dazu entschließt, in China auf den Markt zu gehen und vor Ort Bauteile zu beziehen, dann nimmt man in Kauf, dass man viel freigibt.” Mit einer Geschäftsstrategie ausgelegt auf Technologieführerschaft habe man meistens überhaupt nur drei, vier oder maximal fünf Jahre Vorsprung, bevor die Technik überholt sei, sagt er. Da spiele es auch keine zu große Rolle mehr, dass man die Technologie mit chinesischen Partnern teilen müsse. Bis heute ist Straßmeir der einzige deutschsprachige Mitarbeiter von KTM, der dauerhaft in China stationiert ist.

    Generell schaut Straßmeir weiterhin optimistisch auf den chinesischen Motorradmarkt. Auch wenn es ein paar Hürden gebe, zum Beispiel das Verbot benzinbetriebener Motorräder in vielen chinesischen Großstädten. Es gebe jedoch erste Anzeichen, dass sich die gesetzliche Lage signifikant zu seinen Gunsten verändern könnte, glaubt Straßmeir. Sein eigenes Ziel hat er auf jeden Fall fest im Blick: Bis Ende 2024, seinem zehnjährigen Jubiläum bei KTM, will er die Absatzzahlen des Unternehmens in China verzehnfacht haben. Clemens Ruben

    Personalien

    Theresa Kleinmann hat bei Festo China den Posten gewechselt. Sie ist nun für den Bereich Global Portfolio Development zuständig. Kleinmann arbeitet seit zwei Jahren für den Esslinger Hersteller von Steuerungs- und Automatisierungstechnik in Shanghai. Zuvor war sie dort Head of Sales Analytics.

    Timo Tianhao Herrmann hat im November den Posten des Lead Project Manager Europe Business bei Nio übernommen. Der in Köln und Lund ausgebildete ehemalige Porsche-Manager wird für den chinesischen E-Autobauer die Expansion nach Europa mitgestalten. Sein Tätigkeitsort ist Shanghai.

    Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!

    Dessert

    Ungemütlich: Über Teilen von Chinas nordöstlicher Provinz Jilin gingen am Wochenende die ersten Schneefälle des beginnenden Winters nieder. Hier rollt ein Essens-Lieferant über die glitschigen Straßen der Stadt Changchun, die Hände von riesigen Handschuhen geschützt.

    China.Table Redaktion

    CHINA.TABLE REDAKTION

    Licenses:

      Jetzt kostenlos anmelden und sofort weiterlesen

      Keine Bankdaten. Keine automatische Verlängerung.

      Sie haben bereits das Table.Briefing Abonnement?

      Anmelden und weiterlesen