im Orbit wird’s immer voller. 3.700 Satelliten betreibt das Raumfahrtunternehmen SpaceX von Elon Musk mit seinem Starlink-System. China will das toppen und plant ein eigenes Satelliten-Internet-Programm mit sage und schreibe 13.000 Satelliten, die schon bald rund um den Globus für Internet über das All sorgen sollen.
Längst hat China erkannt, wie mächtig ein solches Instrument nicht zuletzt im Konfliktfall mit den USA ist, analysiert Jörn Petring. Und ganz nebenbei ergeben sich daraus auch wirtschaftliche Vorteile: Afrikanische Länder zeigen bereits Interesse an Chinas Satelliten-Internet.
Sich philosophisch als großer Denker zu betätigen – das hat unter Chinas Machthabern eine lange Tradition. Und auch Xi Jinping hat sich bereits mit einer eigenen Theorie in der Verfassung verewigen lassen. Mit seinem Versuch, sich als Intellektueller zu verkaufen, mache sich Xi allerdings lächerlich, sagt der Publizist Shi Ming, der sich intensiv mit den chinesischen Philosophen der Gegenwart beschäftigt und deren wichtigste Texte in einem Sammelband ins Deutsche übersetzt hat.
Das Internet in China sei voll von politisch gefärbten Witzen, die über Xi in Umlauf seien, sagt Shi im Gespräch mit Fabian Peltsch. Anders als noch unter Diktator Mao Zedong werde Xi im Zeitalter der sozialen Medien weder eine wasserdichte Zensur hinbekommen noch seine Machtkonzentration dauerhaft halten. Und das, so Shi Ming, “ist natürlich ein Hoffnungsschimmer für China”. Bis dahin allerdings sind die Denker des Landes reine Dienstleister der Politik.
Einen schönen Start in die Woche!
In dem von Ihnen kommentierten und übersetzten Essayband “Chinesisches Denken der Gegenwart” schreiben Sie: Hohen Beamten in China war es in imperialen Zeiten möglich, den Kaiser zu kritisieren oder ihm zumindest den Spiegel vorzuhalten. Wie ist das bei der chinesischen Führung heute? Schart Xi Jinping ausschließlich Ja-Sager um sich?
Es gibt sicherlich noch immer sehr moralisch denkende Intellektuelle, die im Namen des Volkes Unrecht anklagen, und zeigen, dass sie keine Angst vor grausamen Herrschern haben. Ein großer Teil zählt heute aber zu den zu Funktionären gewordenen Intellektuellen, die eigene Interessen in ihre Theorien durchaus mit einfließen lassen. Das ist ein großer Unterschied zu den alten Gelehrten, die dem Kaiser zu Diensten standen. Aber unter den Kaisern gab es natürlich auch schamlose Ja-Sager. Natürlich durfte niemand den Kaiser in letzter Konsequenz belehren. Aber auch der Kaiser musste aufpassen, dass er das Himmelsmandat in den Augen seiner Minister nicht verliert. Und das hielt die Macht des Kaisers in Grenzen – nicht immer, aber ab dem zwölften Jahrhundert immer systematischer. Das Zeitalter der Ideologie und der sozialen Revolution hat das von Grund auf geändert. Die Revolutionäre und Parteichefs wollten selbst alle politische Theologen sein. Selbst wenn sie von Theorie keine blasse Ahnung hatten, wollte sich fast jeder mit eigenen Theorien in der Verfassung verewigen lassen, ob das nun Mao war oder Deng oder Xi.
Xi Jinping stellt sich in der Öffentlichkeit als belesener Denker dar, der schon in Jugendjahren die Klassiker der Weltliteratur verschlungen hat. Wird das in China ernst genommen?
Mit seinem Versuch, sich in der Öffentlichkeit als Intellektueller zu verkaufen, macht sich Xi nicht nur bei der geistigen Elite lächerlich. Öffentlich sagen kann man das natürlich nicht. Aber man merkt es an den vielen politisch gefärbten Witzen, die über ihn in Umlauf sind. Von einem politischen Führer verlangt man heutzutage eine Art reflektierten Wagemut. Also jemanden, der nachdenkt, aber nicht lange zögert und entschlossen handelt. Und das bringt Xi Jinping nicht zustande. Er sagt etwas und ein halbes Jahr später wird es zurückgenommen, sei es die Urbanisierung, die in kurzer Zeit zur Enturbanisierung wurde, oder die 180-Grad-Drehung in der Corona-Politik. Bei Mao wusste man oft nicht, was seine Zitate eigentlich bedeuteten, aber er handelte rigoros. Wenn er sagte “Ihr geht alle aufs Land”, dann wanderten 30 Millionen Menschen aufs Land. Ob man das nun gut oder schlecht findet: Man hatte Respekt vor solchen Charakteren. Putin ist in den Augen vieler Russen ebenso ein starker, skrupelloser Führer. Xi möchte selbst so eine Figur abgeben. Bisher ist ihm das nicht gut gelungen.
Denken Sie, dass es eine gegen Intellektuelle gerichtete Kampagne wie nach der “Hundert-Blumen-Bewegung” unter Mao Zedong noch einmal geben könnte, die allen Intellektuellen auf einmal einen Maulkorb verpasst?
Wenn ein Mann alle Macht in der Hand hat, dann sorgt er dafür, dass keine hundert Blumen blühen und schon gar keine 100 Schulen wetteifern. Die heutige Frage, und das ist auch die Frage, die unser Band beantworten will, ist, ob der Herrscher das überhaupt noch kann: Alles verstummen lassen, was ihm nicht passt. Wir merken das eigentlich immer mehr, gerade im Social Media Bereich, dass es zwar viele vorgeschriebene Tabus gibt, die aber auch immer mehr gebrochen werden. Ein Paradebeispiel ist die Ukraine-Krise. Am Anfang sagte man nie etwas gegen Russland. Heute schreiben viele im Internet, Russland sei klar der Aggressor und dass wir Chinesen sie unterstützen, hat nur mit unseren eigenen Interessen, aber nichts mit Moral zu tun. Teilweise kommen die Zensoren da nicht mehr hinterher. Manchmal löschen sie das auch gar nicht mehr.
Das klingt nicht wie der totalitäre Überwachungsstaat, als der China im Westen oft dargestellt wird.
Verstehen Sie mich nicht falsch. China ist nicht frei. So viele wandern ins Gefängnis und jeden Tag kommen mehr dazu. Aber ich bezweifle mit einigen Gründen, dass die Partei es noch mal schaffen kann, eine wasserdichte Zensur hinzukriegen. Auch diese Machtkonzentration eines einzigen Mannes dauerhaft zu halten, wird nicht gelingen. Und das ist natürlich ein Hoffnungsschimmer für China.
Wie bewerten Sie einen Intellektuellen wie Wang Huning, der ja seit Jiang Zemin als ideologischer Vordenker der Parteiführung gilt?
Wang Huning ist ein Phänomen, das die Zeit nach Mao kennzeichnet. Streng genommen ist er kein Ideologe, weil er in seiner ideologischen oder ideologisch wirkenden Argumentation keine Kontinuität bewahren kann. Wang Huning ist ein Uminterpretierer. Er kombiniert westliche Theorien, zum Beispiel von Huntington oder Carl Schmitt, mit chinesischer Interpretation. Als Jiang Zemin an die Macht kam, brauchte er eine Art Volkspartei-Modell. Daraus wurde die Theorie der “Drei Repräsentationen”. Hu Jintao brauchte eine Verfassungspolitik, die der Partei folgte. Beides wurde von Wang Huning zurechtgebastelt. Für Xi Jinping, der nun alle Macht in der Hand hat, interpretierte Wang wieder eine neue Theorie. Auch durch Wang haben Chinas Intellektuelle begriffen, worauf es heute ankommt: Sie interpretieren jetzt alle drei Monate etwas Altes neu. Aber umso mehr Uminterpretationen in Umlauf gebracht werden, umso unglaubwürdiger wird die Partei.
In Ihrem Buch wird erwähnt, dass auch westliche Denker wie Foucault uminterpretiert werden, um Dinge wie den Überwachungsstaat zu rechtfertigen. Philosophie ist in China sozusagen eine Dienstleistung geworden.
Ja, genau, eine ideologische Dienstleistung. Vielleicht bin ich zu respektlos gegenüber solchen “Philosophen”, aber ich denke, sie können gar keine echten Philosophen sein, weil sie sich zu sehr an dem Tagesbedarf der Politik orientieren. Philosophen müssen doch ein bisschen weltfremd sein, sonst kann man gar nicht philosophieren. Insofern ist Xi Jinpings Zeitalter für sie auch eine sehr tragische Zeit. Die Macht lässt nicht zu, dass die Intellektuellen wirklich etwas Neues formulieren. Heutzutage, wo die Studenten wieder aufgerufen werden, ihre Professoren anzuzeigen, ist die Angst wieder der größte Lehrmeister für die Intellektuellen. China hat eine riesige Machtfülle, vor allem materiell war der Aufstieg des Landes beeindruckend. Aber China hat keine spirituelle Kraft mehr.
Sie sprechen in ihrem Buch in diesem Zusammenhang von einem Wertevakuum.
Ich würde sogar weitergehen: China hat ein Vakuum an spiritueller Tiefe. Werte kann man ja noch fabrizieren. Aber um die Werte glaubwürdig zu vermitteln, braucht man spirituelle Festigkeit und Tiefe. Alle Glaubensschulen haben heute in China Zulauf. Das heißt doch, dass der Konsum allein nicht reicht. Aber wenn man heutige quasi religiöse Bewegungen in China betrachtet, ist eigentlich fast alles Scharlatanerie. Auch Zen-Buddhismus wird nur herangezogen, damit man sich individuell besser fühlt. Wellness. Ich glaube, China wird demnächst zu einem Land, indem immer heftiger debattiert werden wird, weil nämlich niemand mehr eine Erklärung für irgendetwas hat. Deshalb empfehlen Daniel Leese und ich in unserem Band auch, den chinesischen Debatten noch mehr Aufmerksamkeit zu schenken, als zuvor.
Was müsste passieren, damit sich da etwas grundlegend ändert?
Entweder die Not wird so groß, dass man nicht nur die Streitkultur nicht verbieten kann, sondern dass man begreift, dass man diese Streitkultur braucht. Dann vielleicht würde sich die Tür etwas öffnen. Oder aber die Diktatur und die Kontrolle wird noch viel, viel schärfer, sodass es dann irgendwann nicht mehr zu Debatten kommt, sondern zur blutigen Revolution.
Shi Ming wurde 1957 in Peking geboren. Er arbeitete als Sprecher, Übersetzer und Journalist bei Radio Beijing und wechselte später in die chinesische Wirtschaft. Nach der blutigen Niederschlagung der Proteste in Peking im Jahr 1989 ging er ins Exil nach Deutschland, wo er seitdem als freier Journalist und Publizist für Medien wie ARD und FAZ tätig ist. Der von ihm mit übersetzte und kommentierte Essayband “Chinesisches Denken der Gegenwart – Schlüsseltexte zu Politik und Gesellschaft” erschien im Mai 2023 bei C.H. Beck.
Als Reaktion auf das Starlink-System des US-Milliardärs Elon Musk beginnt China mit dem Bau eines eigenen Satellitennetzes für schnelles Internet aus dem All. Chinesische Staatsmedien berichteten, dass Mitte Juni erstmals eine Internetverbindung von einem Schiff im Südchinesischen Meer zu insgesamt 14 Satelliten erfolgreich hergestellt wurde. Das chinesische Satelliten-Unternehmen GalaxySpace hatte die Flugkörper zuvor in eine niedrige Erdumlaufbahn gebracht.
Der Test zeigt, dass China seine Pläne für eine Starlink-Alternative erstaunlich schnell vorantreibt. Vor zwei Jahren kam erstmals heraus, dass Peking eine Konstellation von fast 13.000 erdnahen Satelliten aufbauen möchte, die eines Tages Internet rund um den Globus liefern sollen. Berichte bezeichnen das System als “GW” oder “Guowang”.
Das amerikanische Raumfahrtunternehmen SpaceX betreibt Starlink, ein Netzwerk, das seit 2020 weltweiten Internetzugang in mehreren Ausbaustufen bietet. Starlink richtet sich hauptsächlich an Regionen, in denen bisher keine oder nur unzureichende Internetverbindungen verfügbar sind. Mit derzeit 3.700 aktiven Starlink-Satelliten im Erdorbit ist SpaceX der größte Satellitenbetreiber weltweit. Die Anzahl der Starlink-Satelliten soll in den kommenden Jahren weiter rasant ansteigen.
China will unbedingt auf diesen Zug aufspringen. Es erkennt, was für ein mächtiges Instrument ihm zur Verfügung stehen könnte. Chinesische Forscher haben sich intensiv mit den Risiken beschäftigt, die das SpaceX-System für die nationale Sicherheit Chinas darstellen könnte. Sie untersuchen auch, wie man von einem unabhängigen Satelliten-Internet profitieren könnte.
Die Chinesen sehen eine mögliche Gefahr darin, dass das US-Militär das Starlink-System im Konfliktfall zu seinen Gunsten nutzen könnte. Der Krieg in der Ukraine hat demonstriert, was mit Starlink möglich ist. Das satellitengestützte Internet ermöglicht den ukrainischen Truppen eine äußerst zuverlässige Kommunikation und Aufklärung zu relativ geringen Kosten.
So ist es nicht verwunderlich, dass Taiwan nach dem Erfolg von Starlink in der Ukraine im vergangenen Dezember ankündigte, ein eigenes Satelliteninternet starten zu wollen. Im Falle eines Angriffs durch China wäre es dann weniger verwundbar. Denn durch das Internet aus dem All könnte man eventuell zerstörte Unterseekabel kompensieren.
“Die Starlink-Konstellation hat ihre militärischen Einsatzmöglichkeiten im Russland-Ukraine-Konflikt unter Beweis gestellt”, zitierte die Washington Post kürzlich einen Pekinger Wissenschaftler, der mit den chinesischen Forschungen vertraut ist. Der Fokus in China liegt nun darauf, die Entwicklung einer eigenen Konstellation voranzutreiben und Abwehrmaßnahmen gegen fremde Starlink-Satelliten zu erforschen.
In Peking denkt man sogar schon über Möglichkeiten nach, Starlink im Konfliktfall unbrauchbar zu machen. Vor allem möchte man so schnell wie möglich ein eigenes Netz chinesischer Minisatelliten ins All schicken.
Dabei geht es auch um die Erschließung eines großen Marktes außerhalb der eigenen Landesgrenzen. Analystin Juliana Suess vom britischen Verteidigungs-Thinktank Royal United Services Institute (RUSI) glaubt, dass sich künftig vor allem afrikanische Länder für das chinesische Satelliten-Internet interessieren könnten.
Schließlich haben chinesische Unternehmen auch einen Großteil der übrigen Kommunikationsinfrastruktur auf dem Kontinent bereitgestellt. China hat rund 70 Prozent des afrikanischen 4G-Netzes errichtet. Laut Suess könnte Peking eine eigene Satellitenkonstellation als Softpower-Instrument nutzen, da es Informationsflüsse kontrollieren könnte. So könnte man das Internet aus dem All weltweit ähnlich zensieren, wie es in China bereits jetzt mit dem herkömmlichen Internet der Fall ist.
Nachdem ein chinesischer Reisebus während der Ausschreitungen in Frankreich angegriffen wurde, hat das chinesische Generalkonsulat in Marseille eine förmliche Beschwere bei den französischen Behörden eingereicht. Darin wird Frankreich aufgefordert, die Sicherheit chinesischer Bürger sowie auch die Sicherheit ihres Eigentums zu gewährleisten. Bei der Attacke am vergangenen Sonntag waren die Fensterscheiben des Busses eingeschlagen worden, was zu leichten Verletzungen bei einigen Passagieren aus China geführt hatte.
Die betroffenen chinesischen Touristen haben Frankreich inzwischen verlassen, heißt es in einer Erklärung, die das Konsulat am Sonntag veröffentlichte. Chinesische Staatsbürger, die sich in Frankreich aufhalten oder dorthin reisen, sollten angesichts der Unruhen der letzten Tage, “ihre Vorkehrungen verstärken” und “wachsamer und vorsichtiger” sein, so die Erklärung weiter. rtr/fpe
China beschäftigt sich offenbar sehr intensiv mit der Frage, wie sich erneuerbar gewonnene Energie für Flautezeiten aufbewahren lässt. Forschungseinrichtungen des Landes kommen auf die Hälfte der wissenschaftlichen Publikationen zu diesem Thema. Das ist das Ergebnis einer Auswertung durch die Pekinger Fachzeitschrift Energy Storage Science and Technology. Die USA stehen demnach mit etwas über zehn Prozent auf Platz zwei.
Energiespeicherung beschäftigt auch deutsche Planer. Je höher der Anteil von Sonne und Wind am Mix, desto wichtiger ist, die Energie auch nachhaltig speichern zu können. China verwendet bisher vor allem Pumpspeicher, um Überschüsse aufzufangen und später wieder abgeben zu können. Für Energiespeicherung gibt es daher einen eigenen Fünfjahresplan. fin
Der ehemalige deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder hat in der vorvergangenen Woche der Zeitung Guangming Daily ein langes Interview gegeben, das auf Chinesisch erschienen ist. Schröder legt darin seine Ansichten zu den deutsch-chinesischen Beziehungen dar. Aus dem Inhalt geht hervor, dass das Gespräch kurz vor den Regierungskonsultationen stattfand.
Schröder mahnt die derzeitige Bundesregierung, auch in ihren neuen Strategiepapieren an der Ein-China-Politik festzuhalten. Das entspreche auch der Linie von USA und EU. Generell spricht sich Schröder für eine bessere Zusammenarbeit mit China aus. Die Bereitschaft dazu sei in allen Bereichen vorhanden.
Zum Investment der Staatsreederei Cosco in ein Terminal des Hamburger Hafens verweist Schröder auf die Freigabe durch Kanzler Olaf Scholz. Er hoffe auf freundschaftliche Beziehungen zwischen den beiden Ländern, die er als “umfassende strategische Partnerschaft” bezeichnet. Der Interviewer nennt Schröder einen “Förderer der deutsch-chinesischen freundschaftlichen Beziehungen”, worauf dieser sich in eine Tradition guter Beziehungen unter verschiedenen Kanzlern seit Willy Brand stellt.
Die Medien werden Schröder zufolge unter dem Einfluss der USA von schlechten Argumenten für eine Abkopplung von China überschwemmt. Doch auch wenn das Auswärtige Amt eine neue Haltung entwickele, sollte Deutschland die “effektiven und vorteilhaften” Beziehungen zu China fortsetzen. Über Politiker, die Taiwan einen Besuch abstatten, sagt er, diese heischten damit vor allem nach Aufmerksamkeit. fin
Chinas Kommunistische Partei hat den Vizechef der Zentralbank (People’s Bank of China, PBOC), Pan Gongsheng, zum Parteisekretär der Bank ernannt. Die Entscheidung dazu habe die Partei am Samstag bekannt gegeben, teilte die PBOC auf ihrer Internetseite mit.
Pan gilt nun auch als heißer Kandidat für das Amt des Zentralbankchefs, wenn der derzeitige Notenbankchef Yi Gang in den Ruhestand geht. Der 59-jährige Pan ist seit 2012 Vizechef der chinesischen Notenbank und zuständig für Devisen. Er forschte unter anderem an den Universitäten von Cambridge und Harvard.
Chinas Zentralbank steht derzeit vor der Herausforderung, die schwächelnde Wirtschaft des Landes zu stützen ohne die Kreditvergabe aus dem Ruder laufen zu lassen. Zudem hat die jüngste Kursschwäche des Yuan die Behörden dazu veranlasst, Devisengeschäfte genauer prüfen. China verstärkt derzeit die Bemühungen, die Abwertung des Yuan zu bremsen. rtr
Roland Roesch für einen Interviewtermin zu erwischen, ist nicht einfach. Gerade erst ist er von einer Konferenz aus China zurückgekehrt. Denn Roeschs Fachgebiet, erneuerbare Energien, betrifft die ganze Welt. Also reist er um die ganze Welt. Für IRENA.
IRENA steht für Internationale Erneuerbare Energien Agentur und ist eine Regierungsorganisation mit aktuell 168 Mitgliedsstaaten. Gegründet wurde die Organisation 2009 in Bonn, mit dem Ziel, den Ausbau erneuerbarer Energien weltweit zu unterstützen und zu beschleunigen. Roesch fasst zusammen: “Wir wollen unser Wissen über erneuerbare Energien weitergeben und sind auch Advokat für erneuerbare Energien.”
Innerhalb von IRENA besteht in Bonn das Innovations- und Technologiezentrum mit knapp 80 Mitarbeitenden aus 50 Ländern, Roesch ist der amtierende Direktor. Geboren ist er in Recklinghausen, erklärt aber stolz den Süd-Schwarzwald zu seiner Heimat. Dort lebt er mit seiner Frau und zwei Teenagern. Auch hier ist ihm Nachhaltigkeit wichtig: Er bezieht kernenergiefreien und zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien gewonnenen Strom. Demnächst wird er wohl auch ein Elektroauto anschaffen.
Dass er einmal in diesem Job landen würde, hätte sich Roesch einst nicht träumen lassen. “Schon in der Schule habe ich eine Begeisterung entwickelt für alles, was mit Energie zu tun hat”, sagt er. An der Universität Darmstadt studiert er Wirtschaftsingenieurwesen, Fachrichtung Maschinenbau, mit dem Schwerpunkt Energie, Energietechnologien und Energiewirtschaft. Nach der Promotion arbeitet er unter anderem bei E.ON und Shell.
Im Zusammenhang mit der Energiewende, Fukushima und dem Ausstieg aus der Kernenergie habe er sozusagen auch eine eigene Energiewende durchgeführt, erzählt Roesch. “Ich bin von fossilen Energieträgern, die bei Shell und E.ON eine Rolle spielten, und der Kernenergie, konvertiert in das Feld der erneuerbaren Energien.” Er habe einen riesigen Appetit verspürt, sich bei der globalen Energiewende zu engagieren. “Das war eine sehr spannende Aufgabe, dieses Start-up, das Innovations- und Technologiezentrum in Bonn, und den Aufbau der IRENA mitzugestalten.” So eine Möglichkeit erhalte man nicht oft im Leben.
Umso passionierter ist Roesch heute, wenn es um erneuerbare Energien geht: Denn er weiß, dass immer noch ein weiter Weg vor uns liegt. “Heute haben wir eine Situation, wo in den G20-Ländern schon gut investiert wird in erneuerbare Erzeugungskapazitäten”, sagt er. Aber man müsse auch sehen, dass außerhalb der G20 nur ein Prozent der erneuerbaren Erzeugungskapazitäten global, zum Beispiel in Afrika, investiert wurde. Der Finance Report vom Knowledge Policy Finance Centre zeige, dass die Investitionen in erneuerbare Energien 50 Prozent der Weltbevölkerung nicht zugutekommen.
Gleichzeitig müssten Ausbaugeschwindigkeiten und Zulassungsverfahren, zum Beispiel von Off-Shore-Windparks, sehr viel schneller gehen, betont Roesch, der erneuerbare Energien mittlerweile als seine Berufung sieht. “Ich bin von jemanden, der an die Kernenergie geglaubt hat, zu jemandem geworden, der den starken Glauben hat, dass nur erneuerbare Energien die Probleme lösen können, die wir haben.” Für eine beherzte Energiewende, dafür steht Roland Roesch persönlich. Sarah Tekath
Desiree Wang wechselt bei J.P. Morgan Asset Management von ihrer Rolle als Präsidentin der China-Tochter auf die Rolle der CEO. Sie löst Eddy Wang ab, der bisher CEO war. Eddy Wang geht nach Hongkong, wo er das Geschäft mit institutionellen Investoren im Raum Asien-Pazifik leiten wird.
Hao Xiemin wird ab Juli offiziell CEO der China Vanadium Titano-Magnetite Mining Company. Er ist bereits Finanzchef des Unternehmens und hat es seit Juli 2022 als Interims-CEO geleitet.
Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!
Zufallsbegegnung mit dem Vorgesetzten im Zugabteil, Stehempfang mit Smalltalk in der Botschaft, stundenlange Wandertouren mit wildfremden Weggefährten – diese Szenarien lösen bei Ihnen vorfreudige Adrenalinschübe aus? Dann sind Sie wahrscheinlich ein richtiges Rampenrind, auf Chinesisch 社牛 shèniú, ganz wörtlich also “Gesellschaftsrind”. Es handelt sich um den chinesischen Sprachzwilling zum englischen “social butterfly”. Flatternden Schmetterlingen und trampelnden Huftieren ist dabei gemein, dass sie echte Partytiere sind mit einer Vorliebe fürs “Socialn”. Rampenrinder sind charismatische und extrovertierte Sozialallrounder, ständig auf Achse und mit jedem Gesprächspartner schnell warm.
Gelten Rinder im Reich der Mitte etwa als besonders geselliges Getier? Nicht wirklich. Der Trendbegriff ist vielmehr ein kreatives Kofferwort aus 社交 shèjiāo (“soziale Interaktion / gesellschaftlicher Umgang / soziale Kontakte”) und 牛人 niúrén “Genie, Held, toller Typ” (wörtlich eigentlich “Rindsmensch”). Denn das Zeichen 牛 niú, eigentlich ja “Rind”, “Kuh” oder “Büffel”, kann im übertragenen Sinne auch “cool”, “fantastisch”, “beeindruckend” oder “toll” bedeuten (wie in 真牛 zhēn niú “echt toll”).
Ist die Kontaktfreudigkeit allerdings pathologisch, wird die chinesische Onlinegemeinde Ihnen eine “Social NB Disorder” (社交牛逼症 shèjiāo niúbīzhèng) attestieren. 牛逼 niúbī (oft auch 牛B oder einfach NB abgekürzt) ist eine derbe umgangssprachliche Bezeichnung für alles Beeindruckende. Sie ist vor allem in Nordchina als Streetslang beliebt. Dort grölt man sie auch schon mal zur Anfeuerung in Fußballstadien.
Kranken Sie eventuell also an einer solchen “Sozialschmetterlingsstörung”? Hier eine kleine Liste mit typischen Symptomen für den spontanen Selbstcheck:
Haben Sie alle drei Fragen mit “Ja” beantwortet? Dann sind Sie leider ein klarer Fall von “Social NB Disorder”!
Das Gegenstück dazu heißt im chinesischen Volksmund übrigens 社交恐惧症 shèjiāo kǒngjùzhèng, sprich: soziale Angststörung, umgangssprachlich oft einfach als 社恐 shèkǒng abgekürzt. Gemeint sind introvertierte Sensibelchen, bei denen sich schon beim Gedanken an elendig lange Gesprächspausen und Peinlichkeitssmalltalk die Fußzehen zur Schockstarre verkrampfen.
Ob shèniú oder shèkǒng – mal richtig das Rind rauslassen können Sie beim nächsten Chinesisch-Smalltalk, wenn Sie sich vorab ein paar idiomatische Redewendungen rund ums Rind anbüffeln und diese dann locker-flockig ins Gespräch einstreuen.
Hier eine kleine Auswahl an unterhaltsamen Büffel-Begriffen:
Mit diesen rindigen Redensarten schinden Sie sicherlich Eindruck und können vielleicht sogar ein bisschen den Büffel raushängen lassen, oder wie der Chinese sagen würde: die Kuh aufblasen (吹牛 chuī niú). Das ist nämlich eine gängige Ausdrucksweise für “prahlen” oder “angeben”. Seinen Ursprung findet die Vokabel in der Formulierung 吹牛皮 (chuī niúpí – wörtlich “Kuhhaut aufblasen”), die aus den rauen Gefilden Nordwestchinas stammen soll. Der Begriff geht auf eine Zeit zurück, in der die Menschen den Gelben Fluss auf Lederflößen bereisten. Hierfür sollen chinesische Handwerker damals Schafs- oder Schweinehäute aufgeblasen haben, um die Flöße schwimmen zu lassen. Kuhhaut taugte hingegen angesichts ihrer Größe und des fehlenden Fetts nicht als Schwimmhilfe, sodass der Begriff 吹牛皮 (chuī niúpí) als Synonym für Übertreibung entstand.
In diesem Sinne: Büffeln Sie weiter, um irgendwann mal stilecht die Kuh aufzublasen. Vielleicht hilft dabei ja auch unsere Büffel-Website 牛中文 Niú Zhōngwén.
Verena Menzel betreibt in Peking die Online-Sprachschule New Chinese.
im Orbit wird’s immer voller. 3.700 Satelliten betreibt das Raumfahrtunternehmen SpaceX von Elon Musk mit seinem Starlink-System. China will das toppen und plant ein eigenes Satelliten-Internet-Programm mit sage und schreibe 13.000 Satelliten, die schon bald rund um den Globus für Internet über das All sorgen sollen.
Längst hat China erkannt, wie mächtig ein solches Instrument nicht zuletzt im Konfliktfall mit den USA ist, analysiert Jörn Petring. Und ganz nebenbei ergeben sich daraus auch wirtschaftliche Vorteile: Afrikanische Länder zeigen bereits Interesse an Chinas Satelliten-Internet.
Sich philosophisch als großer Denker zu betätigen – das hat unter Chinas Machthabern eine lange Tradition. Und auch Xi Jinping hat sich bereits mit einer eigenen Theorie in der Verfassung verewigen lassen. Mit seinem Versuch, sich als Intellektueller zu verkaufen, mache sich Xi allerdings lächerlich, sagt der Publizist Shi Ming, der sich intensiv mit den chinesischen Philosophen der Gegenwart beschäftigt und deren wichtigste Texte in einem Sammelband ins Deutsche übersetzt hat.
Das Internet in China sei voll von politisch gefärbten Witzen, die über Xi in Umlauf seien, sagt Shi im Gespräch mit Fabian Peltsch. Anders als noch unter Diktator Mao Zedong werde Xi im Zeitalter der sozialen Medien weder eine wasserdichte Zensur hinbekommen noch seine Machtkonzentration dauerhaft halten. Und das, so Shi Ming, “ist natürlich ein Hoffnungsschimmer für China”. Bis dahin allerdings sind die Denker des Landes reine Dienstleister der Politik.
Einen schönen Start in die Woche!
In dem von Ihnen kommentierten und übersetzten Essayband “Chinesisches Denken der Gegenwart” schreiben Sie: Hohen Beamten in China war es in imperialen Zeiten möglich, den Kaiser zu kritisieren oder ihm zumindest den Spiegel vorzuhalten. Wie ist das bei der chinesischen Führung heute? Schart Xi Jinping ausschließlich Ja-Sager um sich?
Es gibt sicherlich noch immer sehr moralisch denkende Intellektuelle, die im Namen des Volkes Unrecht anklagen, und zeigen, dass sie keine Angst vor grausamen Herrschern haben. Ein großer Teil zählt heute aber zu den zu Funktionären gewordenen Intellektuellen, die eigene Interessen in ihre Theorien durchaus mit einfließen lassen. Das ist ein großer Unterschied zu den alten Gelehrten, die dem Kaiser zu Diensten standen. Aber unter den Kaisern gab es natürlich auch schamlose Ja-Sager. Natürlich durfte niemand den Kaiser in letzter Konsequenz belehren. Aber auch der Kaiser musste aufpassen, dass er das Himmelsmandat in den Augen seiner Minister nicht verliert. Und das hielt die Macht des Kaisers in Grenzen – nicht immer, aber ab dem zwölften Jahrhundert immer systematischer. Das Zeitalter der Ideologie und der sozialen Revolution hat das von Grund auf geändert. Die Revolutionäre und Parteichefs wollten selbst alle politische Theologen sein. Selbst wenn sie von Theorie keine blasse Ahnung hatten, wollte sich fast jeder mit eigenen Theorien in der Verfassung verewigen lassen, ob das nun Mao war oder Deng oder Xi.
Xi Jinping stellt sich in der Öffentlichkeit als belesener Denker dar, der schon in Jugendjahren die Klassiker der Weltliteratur verschlungen hat. Wird das in China ernst genommen?
Mit seinem Versuch, sich in der Öffentlichkeit als Intellektueller zu verkaufen, macht sich Xi nicht nur bei der geistigen Elite lächerlich. Öffentlich sagen kann man das natürlich nicht. Aber man merkt es an den vielen politisch gefärbten Witzen, die über ihn in Umlauf sind. Von einem politischen Führer verlangt man heutzutage eine Art reflektierten Wagemut. Also jemanden, der nachdenkt, aber nicht lange zögert und entschlossen handelt. Und das bringt Xi Jinping nicht zustande. Er sagt etwas und ein halbes Jahr später wird es zurückgenommen, sei es die Urbanisierung, die in kurzer Zeit zur Enturbanisierung wurde, oder die 180-Grad-Drehung in der Corona-Politik. Bei Mao wusste man oft nicht, was seine Zitate eigentlich bedeuteten, aber er handelte rigoros. Wenn er sagte “Ihr geht alle aufs Land”, dann wanderten 30 Millionen Menschen aufs Land. Ob man das nun gut oder schlecht findet: Man hatte Respekt vor solchen Charakteren. Putin ist in den Augen vieler Russen ebenso ein starker, skrupelloser Führer. Xi möchte selbst so eine Figur abgeben. Bisher ist ihm das nicht gut gelungen.
Denken Sie, dass es eine gegen Intellektuelle gerichtete Kampagne wie nach der “Hundert-Blumen-Bewegung” unter Mao Zedong noch einmal geben könnte, die allen Intellektuellen auf einmal einen Maulkorb verpasst?
Wenn ein Mann alle Macht in der Hand hat, dann sorgt er dafür, dass keine hundert Blumen blühen und schon gar keine 100 Schulen wetteifern. Die heutige Frage, und das ist auch die Frage, die unser Band beantworten will, ist, ob der Herrscher das überhaupt noch kann: Alles verstummen lassen, was ihm nicht passt. Wir merken das eigentlich immer mehr, gerade im Social Media Bereich, dass es zwar viele vorgeschriebene Tabus gibt, die aber auch immer mehr gebrochen werden. Ein Paradebeispiel ist die Ukraine-Krise. Am Anfang sagte man nie etwas gegen Russland. Heute schreiben viele im Internet, Russland sei klar der Aggressor und dass wir Chinesen sie unterstützen, hat nur mit unseren eigenen Interessen, aber nichts mit Moral zu tun. Teilweise kommen die Zensoren da nicht mehr hinterher. Manchmal löschen sie das auch gar nicht mehr.
Das klingt nicht wie der totalitäre Überwachungsstaat, als der China im Westen oft dargestellt wird.
Verstehen Sie mich nicht falsch. China ist nicht frei. So viele wandern ins Gefängnis und jeden Tag kommen mehr dazu. Aber ich bezweifle mit einigen Gründen, dass die Partei es noch mal schaffen kann, eine wasserdichte Zensur hinzukriegen. Auch diese Machtkonzentration eines einzigen Mannes dauerhaft zu halten, wird nicht gelingen. Und das ist natürlich ein Hoffnungsschimmer für China.
Wie bewerten Sie einen Intellektuellen wie Wang Huning, der ja seit Jiang Zemin als ideologischer Vordenker der Parteiführung gilt?
Wang Huning ist ein Phänomen, das die Zeit nach Mao kennzeichnet. Streng genommen ist er kein Ideologe, weil er in seiner ideologischen oder ideologisch wirkenden Argumentation keine Kontinuität bewahren kann. Wang Huning ist ein Uminterpretierer. Er kombiniert westliche Theorien, zum Beispiel von Huntington oder Carl Schmitt, mit chinesischer Interpretation. Als Jiang Zemin an die Macht kam, brauchte er eine Art Volkspartei-Modell. Daraus wurde die Theorie der “Drei Repräsentationen”. Hu Jintao brauchte eine Verfassungspolitik, die der Partei folgte. Beides wurde von Wang Huning zurechtgebastelt. Für Xi Jinping, der nun alle Macht in der Hand hat, interpretierte Wang wieder eine neue Theorie. Auch durch Wang haben Chinas Intellektuelle begriffen, worauf es heute ankommt: Sie interpretieren jetzt alle drei Monate etwas Altes neu. Aber umso mehr Uminterpretationen in Umlauf gebracht werden, umso unglaubwürdiger wird die Partei.
In Ihrem Buch wird erwähnt, dass auch westliche Denker wie Foucault uminterpretiert werden, um Dinge wie den Überwachungsstaat zu rechtfertigen. Philosophie ist in China sozusagen eine Dienstleistung geworden.
Ja, genau, eine ideologische Dienstleistung. Vielleicht bin ich zu respektlos gegenüber solchen “Philosophen”, aber ich denke, sie können gar keine echten Philosophen sein, weil sie sich zu sehr an dem Tagesbedarf der Politik orientieren. Philosophen müssen doch ein bisschen weltfremd sein, sonst kann man gar nicht philosophieren. Insofern ist Xi Jinpings Zeitalter für sie auch eine sehr tragische Zeit. Die Macht lässt nicht zu, dass die Intellektuellen wirklich etwas Neues formulieren. Heutzutage, wo die Studenten wieder aufgerufen werden, ihre Professoren anzuzeigen, ist die Angst wieder der größte Lehrmeister für die Intellektuellen. China hat eine riesige Machtfülle, vor allem materiell war der Aufstieg des Landes beeindruckend. Aber China hat keine spirituelle Kraft mehr.
Sie sprechen in ihrem Buch in diesem Zusammenhang von einem Wertevakuum.
Ich würde sogar weitergehen: China hat ein Vakuum an spiritueller Tiefe. Werte kann man ja noch fabrizieren. Aber um die Werte glaubwürdig zu vermitteln, braucht man spirituelle Festigkeit und Tiefe. Alle Glaubensschulen haben heute in China Zulauf. Das heißt doch, dass der Konsum allein nicht reicht. Aber wenn man heutige quasi religiöse Bewegungen in China betrachtet, ist eigentlich fast alles Scharlatanerie. Auch Zen-Buddhismus wird nur herangezogen, damit man sich individuell besser fühlt. Wellness. Ich glaube, China wird demnächst zu einem Land, indem immer heftiger debattiert werden wird, weil nämlich niemand mehr eine Erklärung für irgendetwas hat. Deshalb empfehlen Daniel Leese und ich in unserem Band auch, den chinesischen Debatten noch mehr Aufmerksamkeit zu schenken, als zuvor.
Was müsste passieren, damit sich da etwas grundlegend ändert?
Entweder die Not wird so groß, dass man nicht nur die Streitkultur nicht verbieten kann, sondern dass man begreift, dass man diese Streitkultur braucht. Dann vielleicht würde sich die Tür etwas öffnen. Oder aber die Diktatur und die Kontrolle wird noch viel, viel schärfer, sodass es dann irgendwann nicht mehr zu Debatten kommt, sondern zur blutigen Revolution.
Shi Ming wurde 1957 in Peking geboren. Er arbeitete als Sprecher, Übersetzer und Journalist bei Radio Beijing und wechselte später in die chinesische Wirtschaft. Nach der blutigen Niederschlagung der Proteste in Peking im Jahr 1989 ging er ins Exil nach Deutschland, wo er seitdem als freier Journalist und Publizist für Medien wie ARD und FAZ tätig ist. Der von ihm mit übersetzte und kommentierte Essayband “Chinesisches Denken der Gegenwart – Schlüsseltexte zu Politik und Gesellschaft” erschien im Mai 2023 bei C.H. Beck.
Als Reaktion auf das Starlink-System des US-Milliardärs Elon Musk beginnt China mit dem Bau eines eigenen Satellitennetzes für schnelles Internet aus dem All. Chinesische Staatsmedien berichteten, dass Mitte Juni erstmals eine Internetverbindung von einem Schiff im Südchinesischen Meer zu insgesamt 14 Satelliten erfolgreich hergestellt wurde. Das chinesische Satelliten-Unternehmen GalaxySpace hatte die Flugkörper zuvor in eine niedrige Erdumlaufbahn gebracht.
Der Test zeigt, dass China seine Pläne für eine Starlink-Alternative erstaunlich schnell vorantreibt. Vor zwei Jahren kam erstmals heraus, dass Peking eine Konstellation von fast 13.000 erdnahen Satelliten aufbauen möchte, die eines Tages Internet rund um den Globus liefern sollen. Berichte bezeichnen das System als “GW” oder “Guowang”.
Das amerikanische Raumfahrtunternehmen SpaceX betreibt Starlink, ein Netzwerk, das seit 2020 weltweiten Internetzugang in mehreren Ausbaustufen bietet. Starlink richtet sich hauptsächlich an Regionen, in denen bisher keine oder nur unzureichende Internetverbindungen verfügbar sind. Mit derzeit 3.700 aktiven Starlink-Satelliten im Erdorbit ist SpaceX der größte Satellitenbetreiber weltweit. Die Anzahl der Starlink-Satelliten soll in den kommenden Jahren weiter rasant ansteigen.
China will unbedingt auf diesen Zug aufspringen. Es erkennt, was für ein mächtiges Instrument ihm zur Verfügung stehen könnte. Chinesische Forscher haben sich intensiv mit den Risiken beschäftigt, die das SpaceX-System für die nationale Sicherheit Chinas darstellen könnte. Sie untersuchen auch, wie man von einem unabhängigen Satelliten-Internet profitieren könnte.
Die Chinesen sehen eine mögliche Gefahr darin, dass das US-Militär das Starlink-System im Konfliktfall zu seinen Gunsten nutzen könnte. Der Krieg in der Ukraine hat demonstriert, was mit Starlink möglich ist. Das satellitengestützte Internet ermöglicht den ukrainischen Truppen eine äußerst zuverlässige Kommunikation und Aufklärung zu relativ geringen Kosten.
So ist es nicht verwunderlich, dass Taiwan nach dem Erfolg von Starlink in der Ukraine im vergangenen Dezember ankündigte, ein eigenes Satelliteninternet starten zu wollen. Im Falle eines Angriffs durch China wäre es dann weniger verwundbar. Denn durch das Internet aus dem All könnte man eventuell zerstörte Unterseekabel kompensieren.
“Die Starlink-Konstellation hat ihre militärischen Einsatzmöglichkeiten im Russland-Ukraine-Konflikt unter Beweis gestellt”, zitierte die Washington Post kürzlich einen Pekinger Wissenschaftler, der mit den chinesischen Forschungen vertraut ist. Der Fokus in China liegt nun darauf, die Entwicklung einer eigenen Konstellation voranzutreiben und Abwehrmaßnahmen gegen fremde Starlink-Satelliten zu erforschen.
In Peking denkt man sogar schon über Möglichkeiten nach, Starlink im Konfliktfall unbrauchbar zu machen. Vor allem möchte man so schnell wie möglich ein eigenes Netz chinesischer Minisatelliten ins All schicken.
Dabei geht es auch um die Erschließung eines großen Marktes außerhalb der eigenen Landesgrenzen. Analystin Juliana Suess vom britischen Verteidigungs-Thinktank Royal United Services Institute (RUSI) glaubt, dass sich künftig vor allem afrikanische Länder für das chinesische Satelliten-Internet interessieren könnten.
Schließlich haben chinesische Unternehmen auch einen Großteil der übrigen Kommunikationsinfrastruktur auf dem Kontinent bereitgestellt. China hat rund 70 Prozent des afrikanischen 4G-Netzes errichtet. Laut Suess könnte Peking eine eigene Satellitenkonstellation als Softpower-Instrument nutzen, da es Informationsflüsse kontrollieren könnte. So könnte man das Internet aus dem All weltweit ähnlich zensieren, wie es in China bereits jetzt mit dem herkömmlichen Internet der Fall ist.
Nachdem ein chinesischer Reisebus während der Ausschreitungen in Frankreich angegriffen wurde, hat das chinesische Generalkonsulat in Marseille eine förmliche Beschwere bei den französischen Behörden eingereicht. Darin wird Frankreich aufgefordert, die Sicherheit chinesischer Bürger sowie auch die Sicherheit ihres Eigentums zu gewährleisten. Bei der Attacke am vergangenen Sonntag waren die Fensterscheiben des Busses eingeschlagen worden, was zu leichten Verletzungen bei einigen Passagieren aus China geführt hatte.
Die betroffenen chinesischen Touristen haben Frankreich inzwischen verlassen, heißt es in einer Erklärung, die das Konsulat am Sonntag veröffentlichte. Chinesische Staatsbürger, die sich in Frankreich aufhalten oder dorthin reisen, sollten angesichts der Unruhen der letzten Tage, “ihre Vorkehrungen verstärken” und “wachsamer und vorsichtiger” sein, so die Erklärung weiter. rtr/fpe
China beschäftigt sich offenbar sehr intensiv mit der Frage, wie sich erneuerbar gewonnene Energie für Flautezeiten aufbewahren lässt. Forschungseinrichtungen des Landes kommen auf die Hälfte der wissenschaftlichen Publikationen zu diesem Thema. Das ist das Ergebnis einer Auswertung durch die Pekinger Fachzeitschrift Energy Storage Science and Technology. Die USA stehen demnach mit etwas über zehn Prozent auf Platz zwei.
Energiespeicherung beschäftigt auch deutsche Planer. Je höher der Anteil von Sonne und Wind am Mix, desto wichtiger ist, die Energie auch nachhaltig speichern zu können. China verwendet bisher vor allem Pumpspeicher, um Überschüsse aufzufangen und später wieder abgeben zu können. Für Energiespeicherung gibt es daher einen eigenen Fünfjahresplan. fin
Der ehemalige deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder hat in der vorvergangenen Woche der Zeitung Guangming Daily ein langes Interview gegeben, das auf Chinesisch erschienen ist. Schröder legt darin seine Ansichten zu den deutsch-chinesischen Beziehungen dar. Aus dem Inhalt geht hervor, dass das Gespräch kurz vor den Regierungskonsultationen stattfand.
Schröder mahnt die derzeitige Bundesregierung, auch in ihren neuen Strategiepapieren an der Ein-China-Politik festzuhalten. Das entspreche auch der Linie von USA und EU. Generell spricht sich Schröder für eine bessere Zusammenarbeit mit China aus. Die Bereitschaft dazu sei in allen Bereichen vorhanden.
Zum Investment der Staatsreederei Cosco in ein Terminal des Hamburger Hafens verweist Schröder auf die Freigabe durch Kanzler Olaf Scholz. Er hoffe auf freundschaftliche Beziehungen zwischen den beiden Ländern, die er als “umfassende strategische Partnerschaft” bezeichnet. Der Interviewer nennt Schröder einen “Förderer der deutsch-chinesischen freundschaftlichen Beziehungen”, worauf dieser sich in eine Tradition guter Beziehungen unter verschiedenen Kanzlern seit Willy Brand stellt.
Die Medien werden Schröder zufolge unter dem Einfluss der USA von schlechten Argumenten für eine Abkopplung von China überschwemmt. Doch auch wenn das Auswärtige Amt eine neue Haltung entwickele, sollte Deutschland die “effektiven und vorteilhaften” Beziehungen zu China fortsetzen. Über Politiker, die Taiwan einen Besuch abstatten, sagt er, diese heischten damit vor allem nach Aufmerksamkeit. fin
Chinas Kommunistische Partei hat den Vizechef der Zentralbank (People’s Bank of China, PBOC), Pan Gongsheng, zum Parteisekretär der Bank ernannt. Die Entscheidung dazu habe die Partei am Samstag bekannt gegeben, teilte die PBOC auf ihrer Internetseite mit.
Pan gilt nun auch als heißer Kandidat für das Amt des Zentralbankchefs, wenn der derzeitige Notenbankchef Yi Gang in den Ruhestand geht. Der 59-jährige Pan ist seit 2012 Vizechef der chinesischen Notenbank und zuständig für Devisen. Er forschte unter anderem an den Universitäten von Cambridge und Harvard.
Chinas Zentralbank steht derzeit vor der Herausforderung, die schwächelnde Wirtschaft des Landes zu stützen ohne die Kreditvergabe aus dem Ruder laufen zu lassen. Zudem hat die jüngste Kursschwäche des Yuan die Behörden dazu veranlasst, Devisengeschäfte genauer prüfen. China verstärkt derzeit die Bemühungen, die Abwertung des Yuan zu bremsen. rtr
Roland Roesch für einen Interviewtermin zu erwischen, ist nicht einfach. Gerade erst ist er von einer Konferenz aus China zurückgekehrt. Denn Roeschs Fachgebiet, erneuerbare Energien, betrifft die ganze Welt. Also reist er um die ganze Welt. Für IRENA.
IRENA steht für Internationale Erneuerbare Energien Agentur und ist eine Regierungsorganisation mit aktuell 168 Mitgliedsstaaten. Gegründet wurde die Organisation 2009 in Bonn, mit dem Ziel, den Ausbau erneuerbarer Energien weltweit zu unterstützen und zu beschleunigen. Roesch fasst zusammen: “Wir wollen unser Wissen über erneuerbare Energien weitergeben und sind auch Advokat für erneuerbare Energien.”
Innerhalb von IRENA besteht in Bonn das Innovations- und Technologiezentrum mit knapp 80 Mitarbeitenden aus 50 Ländern, Roesch ist der amtierende Direktor. Geboren ist er in Recklinghausen, erklärt aber stolz den Süd-Schwarzwald zu seiner Heimat. Dort lebt er mit seiner Frau und zwei Teenagern. Auch hier ist ihm Nachhaltigkeit wichtig: Er bezieht kernenergiefreien und zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien gewonnenen Strom. Demnächst wird er wohl auch ein Elektroauto anschaffen.
Dass er einmal in diesem Job landen würde, hätte sich Roesch einst nicht träumen lassen. “Schon in der Schule habe ich eine Begeisterung entwickelt für alles, was mit Energie zu tun hat”, sagt er. An der Universität Darmstadt studiert er Wirtschaftsingenieurwesen, Fachrichtung Maschinenbau, mit dem Schwerpunkt Energie, Energietechnologien und Energiewirtschaft. Nach der Promotion arbeitet er unter anderem bei E.ON und Shell.
Im Zusammenhang mit der Energiewende, Fukushima und dem Ausstieg aus der Kernenergie habe er sozusagen auch eine eigene Energiewende durchgeführt, erzählt Roesch. “Ich bin von fossilen Energieträgern, die bei Shell und E.ON eine Rolle spielten, und der Kernenergie, konvertiert in das Feld der erneuerbaren Energien.” Er habe einen riesigen Appetit verspürt, sich bei der globalen Energiewende zu engagieren. “Das war eine sehr spannende Aufgabe, dieses Start-up, das Innovations- und Technologiezentrum in Bonn, und den Aufbau der IRENA mitzugestalten.” So eine Möglichkeit erhalte man nicht oft im Leben.
Umso passionierter ist Roesch heute, wenn es um erneuerbare Energien geht: Denn er weiß, dass immer noch ein weiter Weg vor uns liegt. “Heute haben wir eine Situation, wo in den G20-Ländern schon gut investiert wird in erneuerbare Erzeugungskapazitäten”, sagt er. Aber man müsse auch sehen, dass außerhalb der G20 nur ein Prozent der erneuerbaren Erzeugungskapazitäten global, zum Beispiel in Afrika, investiert wurde. Der Finance Report vom Knowledge Policy Finance Centre zeige, dass die Investitionen in erneuerbare Energien 50 Prozent der Weltbevölkerung nicht zugutekommen.
Gleichzeitig müssten Ausbaugeschwindigkeiten und Zulassungsverfahren, zum Beispiel von Off-Shore-Windparks, sehr viel schneller gehen, betont Roesch, der erneuerbare Energien mittlerweile als seine Berufung sieht. “Ich bin von jemanden, der an die Kernenergie geglaubt hat, zu jemandem geworden, der den starken Glauben hat, dass nur erneuerbare Energien die Probleme lösen können, die wir haben.” Für eine beherzte Energiewende, dafür steht Roland Roesch persönlich. Sarah Tekath
Desiree Wang wechselt bei J.P. Morgan Asset Management von ihrer Rolle als Präsidentin der China-Tochter auf die Rolle der CEO. Sie löst Eddy Wang ab, der bisher CEO war. Eddy Wang geht nach Hongkong, wo er das Geschäft mit institutionellen Investoren im Raum Asien-Pazifik leiten wird.
Hao Xiemin wird ab Juli offiziell CEO der China Vanadium Titano-Magnetite Mining Company. Er ist bereits Finanzchef des Unternehmens und hat es seit Juli 2022 als Interims-CEO geleitet.
Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!
Zufallsbegegnung mit dem Vorgesetzten im Zugabteil, Stehempfang mit Smalltalk in der Botschaft, stundenlange Wandertouren mit wildfremden Weggefährten – diese Szenarien lösen bei Ihnen vorfreudige Adrenalinschübe aus? Dann sind Sie wahrscheinlich ein richtiges Rampenrind, auf Chinesisch 社牛 shèniú, ganz wörtlich also “Gesellschaftsrind”. Es handelt sich um den chinesischen Sprachzwilling zum englischen “social butterfly”. Flatternden Schmetterlingen und trampelnden Huftieren ist dabei gemein, dass sie echte Partytiere sind mit einer Vorliebe fürs “Socialn”. Rampenrinder sind charismatische und extrovertierte Sozialallrounder, ständig auf Achse und mit jedem Gesprächspartner schnell warm.
Gelten Rinder im Reich der Mitte etwa als besonders geselliges Getier? Nicht wirklich. Der Trendbegriff ist vielmehr ein kreatives Kofferwort aus 社交 shèjiāo (“soziale Interaktion / gesellschaftlicher Umgang / soziale Kontakte”) und 牛人 niúrén “Genie, Held, toller Typ” (wörtlich eigentlich “Rindsmensch”). Denn das Zeichen 牛 niú, eigentlich ja “Rind”, “Kuh” oder “Büffel”, kann im übertragenen Sinne auch “cool”, “fantastisch”, “beeindruckend” oder “toll” bedeuten (wie in 真牛 zhēn niú “echt toll”).
Ist die Kontaktfreudigkeit allerdings pathologisch, wird die chinesische Onlinegemeinde Ihnen eine “Social NB Disorder” (社交牛逼症 shèjiāo niúbīzhèng) attestieren. 牛逼 niúbī (oft auch 牛B oder einfach NB abgekürzt) ist eine derbe umgangssprachliche Bezeichnung für alles Beeindruckende. Sie ist vor allem in Nordchina als Streetslang beliebt. Dort grölt man sie auch schon mal zur Anfeuerung in Fußballstadien.
Kranken Sie eventuell also an einer solchen “Sozialschmetterlingsstörung”? Hier eine kleine Liste mit typischen Symptomen für den spontanen Selbstcheck:
Haben Sie alle drei Fragen mit “Ja” beantwortet? Dann sind Sie leider ein klarer Fall von “Social NB Disorder”!
Das Gegenstück dazu heißt im chinesischen Volksmund übrigens 社交恐惧症 shèjiāo kǒngjùzhèng, sprich: soziale Angststörung, umgangssprachlich oft einfach als 社恐 shèkǒng abgekürzt. Gemeint sind introvertierte Sensibelchen, bei denen sich schon beim Gedanken an elendig lange Gesprächspausen und Peinlichkeitssmalltalk die Fußzehen zur Schockstarre verkrampfen.
Ob shèniú oder shèkǒng – mal richtig das Rind rauslassen können Sie beim nächsten Chinesisch-Smalltalk, wenn Sie sich vorab ein paar idiomatische Redewendungen rund ums Rind anbüffeln und diese dann locker-flockig ins Gespräch einstreuen.
Hier eine kleine Auswahl an unterhaltsamen Büffel-Begriffen:
Mit diesen rindigen Redensarten schinden Sie sicherlich Eindruck und können vielleicht sogar ein bisschen den Büffel raushängen lassen, oder wie der Chinese sagen würde: die Kuh aufblasen (吹牛 chuī niú). Das ist nämlich eine gängige Ausdrucksweise für “prahlen” oder “angeben”. Seinen Ursprung findet die Vokabel in der Formulierung 吹牛皮 (chuī niúpí – wörtlich “Kuhhaut aufblasen”), die aus den rauen Gefilden Nordwestchinas stammen soll. Der Begriff geht auf eine Zeit zurück, in der die Menschen den Gelben Fluss auf Lederflößen bereisten. Hierfür sollen chinesische Handwerker damals Schafs- oder Schweinehäute aufgeblasen haben, um die Flöße schwimmen zu lassen. Kuhhaut taugte hingegen angesichts ihrer Größe und des fehlenden Fetts nicht als Schwimmhilfe, sodass der Begriff 吹牛皮 (chuī niúpí) als Synonym für Übertreibung entstand.
In diesem Sinne: Büffeln Sie weiter, um irgendwann mal stilecht die Kuh aufzublasen. Vielleicht hilft dabei ja auch unsere Büffel-Website 牛中文 Niú Zhōngwén.
Verena Menzel betreibt in Peking die Online-Sprachschule New Chinese.