Table.Briefing: China

IAA + Chinas Russland-Debatte

Liebe Leserin, lieber Leser,

als Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel vor 16 Jahren ihre erste IAA eröffnete, sah die Welt noch anders aus: In China wurden 5,3 Millionen Neuwagen verkauft, eine Million Besucher drängte herbei, und der damalige VDA-Präsident Wissmann verunglimpfte benzinsparende Fahrzeuge und E-Mobile als “Müsli-Autos”. Heute werden in der Volksrepublik mehr als viermal so viele neue Autos verkauft, zur IAA – die nun IAA Mobility heißt – kommen nur noch 400.000 Interessierte, und das Autoland Deutschland droht im Wettbewerb mit der Volksrepublik den Kürzeren zu ziehen. Noch ließe sich das aus einer Position der Stärke heraus ändern, schreibt Christian Domke Seidel – aber die Zeit läuft.

Für China selbst sind die USA der größte Rivale – ein Grund, auch weiterhin stoisch zu Russland zu halten. Öffentlich diskutiert über diese Haltung wird im Lande natürlich nicht. Umso interessanter, was Forscher der Denkfabrik European Council of Foreign Relations (ECFR) herausfanden: Sie haben Hintergrundgespräche geführt und wissenschaftliche Paper analysiert, um mehr darüber zu erfahren, was Chinas Intelligenz von Moskaus Politik und dem Krieg gegen die Ukraine hält. Die Meinungen sind ambivalenter als man denken würde, teilweise wird sogar Kritik laut – wenn auch ganz leise. Christiane Kühl hat aufgeschrieben, was es dazu zu wissen gibt.

Viel Spaß bei der Lektüre und einen guten Start in die Woche wünscht

Ihre
Carolyn Braun
Bild von Carolyn  Braun

Analyse

Der Lack ist ab

Wey – die Luxusmarke von Great Wall Motors – auf der IAA 2021. Das Potenzial der Konkurrenz aus China liegt allerdings besonders im niedrigeren Preissegment.

Für Kanzler Olaf Scholz dürfte es einer der angenehmeren Termine im Kalender sein: die Eröffnung der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in München – auch IAA Mobility 2023. Es ist seine erste IAA. Als Angela Merkel 2007 ihre erste IAA eröffnete, strömten eine Million Menschen zur Ausstellung in Frankfurt. Angesprochen auf drohende Verschärfungen der CO₂-Grenzwerte meinte damals VDA-Präsident Matthias Wissmann: “Der Kunde will keine Müsli-Autos. Ein erfolgreiches Auto muss sexy sein.” In China wurden damals 5,3 Millionen Neuwagen verkauft.

Automessen sind auch ein Spiegelbild der Automobilindustrie. Die IAA ist mittlerweile von Frankfurt nach München umgezogen. Zur letzten kamen noch rund 400.000 Besucher. Schlagzeilen dürften dieses Jahr weniger die neuen Fahrzeuge machen, als die Aktivisten, die für die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens demonstrieren werden. Und in China wurden im Jahr 2022 rund 23,2 Millionen Neuwagen verkauft. Mehr als viermal so viel wie 2007.

60 Milliarden pro Jahr für F&E

Das ist auch ein Grund, warum so viele chinesische Zulieferunternehmen und Autohersteller zur IAA angereist sind. Zum Beispiel BYD, die mittlerweile Volkswagen vom Auto-Thron in der Volksrepublik gestoßen haben. Die als chinesisches Tesla gehypte Marke Nio. Aiways, MG, Xpeng und viele mehr. Die deutschen Hersteller, die in China einst lediglich eine Chance auf mehr Absatz sahen und Elektroautos mit Müsli assoziierten, sind also gut beraten, ihre China-Strategie anzupassen.

Aktuell ließe sich die Anpassung aus einer Position der Stärke heraus vornehmen, wie die Unternehmensberatung McKinsey in ihrer Studie “A masterplan for Europe’s automotive industry” vorrechnet. Die europäische Autoindustrie sei – gemessen am Umsatz – dreimal so groß wie die chinesische. Etwa jeder dritte Euro, der in der EU für Forschung und Entwicklung ausgegeben würde, stamme aus der Automobilbranche – jährlich also etwa 60 Milliarden Euro.

Abhängig von Chinas Batterien

Doch es sei Eile geboten. “Seit 2019 haben europäische Hersteller sechs Prozentpunkte Marktanteil auf ihrem Heimatmarkt verloren; auch in China sank der Marktanteil um fünf Prozentpunkte. Gleichzeitig bauten die chinesischen Hersteller ihren Marktanteil in China auf über 45 Prozent aus; bei den E-Autos halten neue Wettbewerber global sogar 51 Prozent Marktanteil bei den Neuzulassungen”, so die Studie. Ausgerechnet in dieser Fahrzeugklasse schwächeln die deutschen Hersteller aber.

Dazu kommt, dass die europäische Automobilindustrie insbesondere bei Batterien von China abhängig sei: Aktuell liegen 90 Prozent der Kapazitäten zum Raffinieren von Lithium in China, mehr als 70 Prozent der Zellen werden in China gefertigt. Bis zum Jahr 2030 würde Europa eine Batteriekapazität von 500 GWh fehlen. “20 zusätzliche Batteriefabriken mit einem Investitionsvolumen von 35 Milliarden Euro würden benötigt”, rechnet die Studie vor. Den Bedarf bei den strategisch wichtigen Halbleitern beziffert McKinsey auf 190 Milliarden Euro für 37 Werke.

Mehr Weiterbildung und mehr Tempo

Sieben Punkte listen die Autoren von McKinsey in ihrem Masterplan für die europäische Autoindustrie auf:

  • Chinageschäft erneuern: Die Volksrepublik ist der größte Automarkt der Welt. Europäische Hersteller müssen sich verstärkt auf den Geschmack der dortigen Kunden fokussieren (neueste Technologie, Konnektivität, Fahrassistenzsysteme und Unterhaltungselektronik).
  • Verstärkter Kundenservice: Begleitung der Kunden über den gesamten Produktlebenszyklus.
  • Talentförderung: Etwa 15 bis 20 Prozent der Belegschaft haben Software-Kenntnisse. In den USA und China liegt dieser Anteil bei 45 Prozent. Aus- und Weiterbildung in diesem Bereich sei notwendig.
  • Höhere Agilität: Vier Jahre benötigen europäische Hersteller vom Fahrzeugkonzept bis zur Pilotphase. Bei chinesischen Herstellern sind es nur 21 Monate.
  • Fahrassistenzsysteme: Laut McKinsey sind 51 Prozent der Kunden bereit, für bessere Assistenzsystem die Marke zu wechseln. Engere Zusammenarbeit mit den Herstellern und ein passender Rechtsrahmen in Europa könnten die Forschung voranbringen.
  • Resiliente Lieferketten: Mehr zentrale Bauteile wie Halbleiter und Batterien müssen zukünftig aus Europa kommen.
  • Wettbewerbsfähige Zulieferer: Gerade in entscheidenden Geschäftsfeldern wie Batterien und Halbleitern müsse Europa Unternehmen entwickeln, die auf Augenhöhe mit der Konkurrenz sind.

Der Markt hat sich um 180 Grad gedreht

Natürlich haben deutsche Hersteller längst entsprechende Schritte eingeleitet. Das jüngste Beispiel ist Volkswagen. Der Konzern hat für 632 Millionen Euro 4,99 Prozent an Xpeng erworben. Die Marke wurde im Jahr 2014 gegründet und hat vergangenes Jahr rund 121.000 E-Autos verkauft. (VW setzte in China im gleichen Zeitraum keine 145.000 E-Autos in China ab.) Ziel der millionenschweren Kooperation ist es, gemeinsam zwei Mittelklassemodelle zu entwickeln. Dass ein chinesischer Hersteller einem deutschen eine Plattform liefert, damit der in Deutschland ein wettbewerbsfähiges Auto anbieten kann, zeigt, dass sich der Markt um 180 Grad gedreht hat.

Tatsächlich dürfte von entscheidender Bedeutung sein, dass die europäischen Hersteller lernen, Elektromobilität zu demokratisieren. Kaum ein E-Auto ist in Deutschland unter 40.000 Euro zu haben. Gerade bei den günstigeren Fahrzeugen haben viele chinesische Hersteller aber ihre Stärken. Auch wenn sie sich in Europa aktuell auf Premium-Fahrzeuge konzentrieren: Eine Portfolio-Erweiterung nach unten ist nur eine Frage der Zeit. Je mehr Autos sie produzieren, desto billiger können zudem einzelne Modelle sein.

“Ganz klar: Europäische Hersteller haben diese Herausforderungen angenommen und stecken mitten in der Transformation“, fasst Ruth Heuss, Senior Partner bei McKinsey und Co-Autorin der Studie, die Zukunftsaussichten zusammen. Bis zum Jahr 2030 hätten europäische Hersteller 150 neue Fahrzeuge angekündigt. Ob auch ein paar bezahlbare Modelle mit Elektroantrieb dabei sind, lässt sich auf der IAA in München herausfinden.

  • Autoindustrie
  • Wettbewerb

Chinas Ambivalenz gegenüber Russland

Mai 2023: Li Hui, Chinas Sonderbeauftragter für eurasische Angelegenheiten, am Eingang des russischen Außenministeriums in Moskau. Zuvor hatte er Selenski in Kiew getroffen.

Offizielle Statements aus Peking zum Ukraine-Krieg klingen vielfach entweder wie eine Echokammer Russlands oder wie inhaltsleeres Diplomatensprech. Eine öffentliche Debatte über die Russland-Politik gibt es nicht. Dennoch lesen sich Berichte chinesischer Akademiker differenzierter und sind daher durchaus interessant. “Die Ansichten dieser Intellektuellen können zwar nicht stellvertretend für die Positionen der chinesischen Regierung herangezogen werden, sie werfen jedoch ein Licht auf die zur Debatte stehenden Fragen und die Art und Weise, wie diese Ereignisse in China gestaltet werden”, heißt es in einer neuen Studie der Denkfabrik European Council of Foreign Relations (ECFR).

Die Autoren Mark Leonard und Alicja Bachulska haben dazu mit Akademikern Hintergrundgespräche geführt oder deren Publikationen gelesen. Diese ergaben eine durchaus kritische Sicht auf Moskau und die Ereignisse in Russland, einschließlich des Angriffs auf die Ukraine und des Wagner-Aufstands vor gut zwei Monaten. Zugleich aber ist es klar, dass niemand in China will, dass die USA als Hauptrivale der Volksrepublik aus diesem geopolitischen Konflikt als die großen Sieger hervorgehen. Das macht die Lage für China so kompliziert.

“Auf strategischer Ebene herrscht unter Denkern das Gefühl vor, dass China und Russland durch eine strukturelle Logik eng miteinander verbunden sind”, schreiben Leonard und Bachulska. “Ein prominenter chinesischer Wissenschaftler argumentierte, dass das politische Schicksal von Wladimir Putin und Xi Jinping miteinander verwoben sei.” Scheitere der eine, dann habe es der andere schwerer. Daher fürchtet Peking den Sturz Putins. Natürlich schlagen manche Akademiker in Texten einen offen nationalistischen Ton an oder schwärmen von der Freundschaft zu Russland. Doch die zurückhaltenden, analytischeren Stimmen sind nach Ansicht der Autoren durchaus relevant.

Chinas Russland-Debatte: Gegenläufige Tendenzen

Vier zentrale Sichtweisen filterten die beiden Forschenden aus dem Denken ihrer Gesprächspartner heraus, die Aufschluss geben über das Innenleben Chinas:

  • Die USA nutzen den Krieg in der Ukraine, um China einzukreisen und die Welt in zwei Blöcke zu spalten – aber es ist ihnen nicht gelungen, die Welt dafür zu mobilisieren.
  • China hat mehr zu gewinnen als zu verlieren, wenn es Russland zur Seite steht – zumal Moskau zu Pekings Juniorpartner geworden ist.
  • Der Konflikt in der Ukraine hat einen Krieg um Taiwan weder wahrscheinlicher noch unwahrscheinlicher gemacht – aber Chinas strategische Erwägungen dazu werden von den weiteren Reaktionen des Westens auf den Konflikt beeinflusst.
  • Die wirtschaftliche Interdependenz mit dem Westen wird China nicht schützen – Peking muss sich auf etwaige Sanktionen vorbereiten und noch schneller wirtschaftlich unabhängig werden

So weit, so bekannt. Doch die chinesische Debatte über den Umgang mit Russland enthalte zwei gegensätzliche Tendenzen, schreiben die Autoren: “Einerseits herrscht auf taktischer Ebene eine deutliche Frustration über Moskau. Fast alle der befragten Intellektuellen kommentierten die schlechte militärische Leistung Russlands, einige mit spürbarem Spott.” Dennoch: “Moskaus Klagen über die NATO-Erweiterung und die Rechtfertigungen für den Krieg gegen die Ukraine scheinen bei den chinesischen Intellektuellen gut anzukommen und verstanden zu werden.”

Vertrauliche Kritik an Russland

Mark Leonard hat Ende 2022 auf einer Konferenz in Peking mehrere Wissenschaftler getroffen, die im vertraulichen Gespräch durchaus offen waren. “Die ambivalenten Gefühle der Chinesen gegenüber den Russen waren sehr auffällig“, sagte Leonard auf einem Webinar zur Vorstellung der neuen Studie. Teilweise sei gar eine gewisse Verachtung deutlich geworden. Auch Kritik an der russischen Politik gab es: “Manche sagten, Russland habe chinesische Medien infiltriert oder führe einen hybriden Krieg gegen China. Andere kritisierten, dass Präsident Wladimir Putin China getäuscht habe, damit es seinen Krieg stärker unterstützt, als es eigentlich wollte.”

Die Akademiker fürchten laut der ECFR-Studie trotzdem Schwäche und Scheitern Russlands: “Chinesische Beobachtende des Krieges in der Ukraine sorgen sich um die Kompetenz eines niedergehenden und potenziell erratischen Russlands.” Der Prigoschin-Aufstand habe gezeigt, dass Putin kein richtiger Diktator sei und ihm der Killer-Instinkt eines Xi Jinping fehle, so Leonard über seine Gespräche.

Gegen imperiale Logik in der Ukraine

Öffentlich äußern sich indes nur wenige Akademiker mit Kritik an Russland. Als einer der offensten Kritiker gilt Feng Yujun, Direktor des Zentrums für russische und zentralasiatische Studien an der Fudan-Universität in Shanghai. “Feng sieht Moskau als irrationalen Akteur, der weitgehend von einer Opfermentalität und imperialen Sehnsüchten angetrieben wird“, schreibt die ECFR-Studie. “Er behauptet, die russische Außenpolitik habe die Gegensätze zwischen liberalen und konservativen Kräften in Ländern auf der Welt verschärft, was zu einer weiteren Verschlechterung des internationalen Umfelds geführt hat.”

Auch der Sinologe Thomas des Garets Geddes analysierte Schriftstücke chinesischer Russland-Experten. Er zitiert in seinem Blog “Sinification” ebenfalls Texte von Feng Yujun: “Die imperiale Logik einer Ablehnung der Ukraine als nationale Einheit sowie des unverhohlenen Anspruchs auf Wiederherstellung traditioneller Territorien (Russlands), ist alarmierend”, schrieb Feng demnach im Mai. Nach der Wagner-Meuterei schrieb er, der Krieg in der Ukraine habe zu einer tiefen Spaltung der russischen Führungselite geführt: “Die Anti-Putin-Stimmung in wichtigen russischen Wirtschaftskreisen hat zugenommen; die Basis von Putins treuen Anhängern in den oberen Rängen der russischen Gesellschaft ist geschrumpft.” Die Meuterei sei daher kein isoliertes Ereignis gewesen.

China braucht Russland aus strategischen Gründen

Die geopolitische Weltlage sehen viele Akademiker derweil nüchtern. Geddes zitierte einen Aufsatz des prominenten Russland-Experten Zhao Huasheng, Vorgänger Fengs an der Fudan-Universität: “Da Chinas größter strategischer Druck vom Meer ausgeht, sorgen gute chinesisch-russische Beziehungen dafür, dass China … ein relativ stabiles strategisches Hinterland hat.” Zhao bezeichne sich als Realpolitiker, so Geddes. “Wie viele seiner Kollegen missbilligt er wahrscheinlich das Vorgehen Russlands. Er äußert dies jedoch nicht ausdrücklich und stellt lediglich fest, dass ‘die Aufrechterhaltung der chinesisch-russischen Zusammenarbeit nicht bedeutet, alle Maßnahmen und Politiken Russlands zu unterstützen’“. Das klingt klar nach nüchternem Kalkül, weniger nach “grenzenloser” Freundschaft.

Die Experten auf der Pekinger Konferenz zeigten sich überrascht über den Zusammenhalt des Westens im Ukraine-Krieg, wie Leonard berichtete. Auch hätten sich einige geschockt gezeigt, dass Deutschland sich trotz seiner Gas-Abhängigkeit von Russland zu Sanktionen entschlossen hat. Auch Kritik an der KPCh gab es zuhauf. Aber eben nur hinter vorgehaltener Hand.

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News

Italiens Tajani in Peking

Italiens stellvertretender Ministerpräsident und Außenminister Antonio Tajani befindet sich für einen mehrtägigen Besuch in Peking. Auf seiner Tagesordnung stehen mehrere hochrangige Treffen, darunter eines mit seinem Amtskollegen Wang Yi. Die Minister nehmen an einem Treffen des gemeinsamen chinesisch-italienischen Regierungsausschusses teil.

Teil der Gespräche wird sicher die Zukunft Italiens als Teil der “Belt and Road”-Initiative – Rom muss bis Ende des Jahres über die Verlängerung eines Memorandum of Understanding (MoU) zur Neuen Seidenstraße entscheiden. Der Ausstieg gilt als so gut wie sicher. Italiens rechtspopulistische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hatte während des Wahlkampfs einen Ausstieg favorisiert. Zuletzt hatte Italiens Verteidigungsminister den formalen Beitritt seines Landes zur BRI einen “improvisierten und grauenhaften Akt” genannt.

Kurz vor seiner Abreise legte Tajani nach. Der Handel zwischen Italien und China habe sich nicht wie erwartet verbessert, seit Rom vor vier Jahren Pekings “Belt and Road Initiative” beigetreten sei, sagte er am Samstag auf einem vom Beratungsunternehmen The European House – Ambrosetti organisierten Wirtschaftsforum. Die BRI habe nicht “die Ergebnisse gebracht, die wir erwartet hätten“.

Tajani, ehemaliger EU-Kommissar und Ex-Präsident des EU-Parlaments, ist der erste Außenminister seines Landes, der seit 2019 Peking besucht. 2019 war auch das MoU unterzeichnet worden. Tajani muss nun also die Weichen für einen reibungslosen Ausstieg stellen. Neben dem potenziellen BRI-Aus sollen zudem weitere bilaterale Themen und der russische Angriffskrieg auf die Ukraine auf der Agenda stehen. Auch Ministerpräsidentin Meloni hat angekündigt, China auf einer ihrer nächsten Auslandsreisen zu besuchen. ari

  • Neue Seidenstraße

Aufschub für Country Garden

Der unter Druck stehende Immobilienkonzern Country Garden hat einen Zahlungsausfall vorerst abgewendet. Das chinesische Unternehmen soll sich mit seinen Gläubigern auf eine Verlängerung der Rückzahlungsfrist für eine eigentlich am Samstag fällige inländische Anleihe in Höhe von rund 492 Millionen Euro geeinigt haben. Analysten sehen darin allerdings nur eine Verschnaufpause für die krisengeschüttelte chinesische Immobilienbranche.

Country Garden kann die betreffenden Schulden nun in Abschlagszahlungen über drei Jahre zurückzahlen. Ursprünglich sollte die Entscheidung über die Verlängerung bereits am Donnerstag fallen, wurde aber in letzter Minute verschoben, um Gläubigern “ausreichend Zeit zur Vorbereitung” der Abstimmung zu geben.

Country Garden äußerte sich zunächst nicht zu der jüngsten Entwicklung. Der Konzern sitzt auf einem umgerechnet 178 Milliarden Euro hohen Schuldenberg. Drei Viertel dieser Summe kommen einem Anwalt zufolge von ausländischen Geldgebern. Allein in den kommenden zwölf Monaten werden Verbindlichkeiten im Volumen von fast 14 Milliarden Euro fällig. Dem stehen Barmittel von weniger als 13 Milliarden Euro gegenüber.

Wegen eines möglichen Zahlungsausfalls hatte die Ratingagentur Moody’s die Bonitätsnote des Konzerns am Donnerstag um drei Stufen auf “Caa1” gesenkt. Gleichzeitig signalisierte sie mit einem negativen Ausblick mögliche weitere Herabstufungen. Am Mittwoch hatte Country Garden einen Verlust von umgerechnet rund sechs Milliarden Euro bekannt gegeben und vor einem möglichen Zahlungsausfall gewarnt. Einige Großstädte hatten kurz danach eine Lockerung der Regeln zur Vergabe von Vorzugsdarlehen an Immobilienkäufer angekündigt. rtr

Papst grüßt China aus der Mongolei

Auf seiner Mongolei-Reise hat Papst Franziskus sich mehrfach auch an China gewandt. Am Sonntag sandte das Oberhaupt der katholischen Kirche Grüße in die Volksrepublik, nannte seine Bürger ein “edles” Volk und forderte die Katholiken in China auf, “gute Christen und gute Bürger” zu sein.

Franziskus äußerte diese Worte am Ende einer Messe in der Hauptstadt der Mongolei. Dabei rief er den ehemaligen und den derzeitigen Erzbischof von Hongkong, Kardinal John Tong Hon und Erzbischof Stephen Chow, auf, ihn bei seiner Ansprache zu flankieren. “Der emeritierte Bischof von Hongkong und der jetzige Bischof von Hongkong sind zwei Brüder. Ich möchte ihre Anwesenheit nutzen, um einen herzlichen Gruß an das edle chinesische Volk zu richten”, sagte er auf Italienisch.

Am Samstag sagte der Papst – in einer Formulierung, die eher an China als an die Mongolei gerichtet zu sein schien -, dass die Regierungen von der katholischen Kirche nichts zu befürchten hätten, da diese keine politische Agenda verfolge. Die vom Papst verwendete Formulierung “gute Christen und gute Bürger” wird vom Vatikan häufig genutzt, um kommunistische Regierungen davon zu überzeugen, dass es dem sozialen und wirtschaftlichen Fortschritt ihrer Länder nur förderlich wäre, würden sie Katholiken mehr Freiheiten gewähren.

Am Freitag hatte ein Sprecher des Außenministeriums als Reaktion auf ein Grußtelegramm des Papstes erklärt, China sei bereit, weiter mit dem Vatikan zusammenzuarbeiten, einen “konstruktiven Dialog” zu führen und das gegenseitige Verständnis zu verbessern. Taiwan begrüßte wiederum ebenfalls die Annäherung des Vatikans an Peking: “Wir hoffen, dass der Austausch zwischen dem Vatikan und China dazu beitragen wird, die sich verschlechternde Lage der Religionsfreiheit und der Menschenrechte in China zu verbessern.” rtr

Kanzler: G20 bleibt wichtig

Der anstehende G20-Gipfel in Indien bleibe trotz der Abwesenheit von Russland und China wichtig, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz im Interview mit dem Deutschlandfunk. G20 habe nach wie vor einen wichtigen Beitrag zu leisten und eine “verdammte Verpflichtung” zu erfüllen, die Welt der Zukunft gemeinsam und auf Augenhöhe mit den aufstrebenden Nationen in Asien, Südamerika und Afrika zu gestalten. Hier hätten die Westeuropäer eine Verantwortung mit ihrer kolonialen Geschichte und Vergangenheit. Derweil erklärte der russische Präsident Wladimir Putin am Freitag, er werde sich voraussichtlich bald mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping treffen. Zuvor war berichtet worden, er wolle China im Oktober besuchen. rtr/cyb

  • Brics
  • G20
  • Gipfel
  • Olaf Scholz

Presseschau

Raimondo says it’s in China’s “interest to be less antagonistic to US business” GAZETTE
China vergrault seine Nachbarn, die USA wittern ihre Chance HANDELSBLATT
US expects to upgrade Vietnam ties, risks China anger BUSINESSTIMES
USA und China: Sie kommen nicht voneinander los ZEIT
Dutzende Verletzte durch Wirbelsturm “Haikui” in Taiwan STERN
Hunderttausende evakuiert: Taifun “Saola” sorgt für Schäden in Hongkong ZDF
Abschluss der Mongolei-Reise: Papst mit überraschender Botschaft an Chinesen – Er wünsche “dem ganzen Volk das Beste, weiterzumachen, fortzuschreiben” TAGESSCHAU
China to Its People: Spies Are Everywhere, Help Us Catch Them NY TIMES
Laut Experten unbedenklich: “Tagelang geweint” – China fürchtet Fukushima-Kühlwasser N-TV
Taiwan: Women freeze eggs hoping for a better future DW
Italy Moves to Weaken China Ties Without Upsetting Beijing YAHOO
China will widen market access for the service industry, Xi says THE DAILY STAR
India’s economy 16.5 years behind China’s, says Bernstein research report BUSINESS-STANDARD
Why it’s so much cheaper to ship stuff from China than within Canada CBC
Why youth unemployment is surging in China CNBC
Der Finanzminister von Hongkong warnt davor, sich zum Überleben an den Aktienmärkten zu sehr auf Steuersenkungen zu verlassen CRYPTOPOLITAN
Temu: Verbraucherzentrale NRW warnt jetzt vor möglichen Steuern und Zollgebühren CHIP
Schlauboote zum Schmuggeln: Neues Geschäftsmodell in China und Türkei T-ONLINE
China: Aufwändige Bergungsaktion – -Frachtschiff steckt auf Steg fest BLICK

Heads

aaajiao – Medienkünstler und Aktivist

“Xu Wenkai” – das sind für aaajiao nur die Worte, die in seinem Pass stehen. Der in Berlin lebende Medienkünstler und Aktivist entschloss sich bereits in seiner Jugend dazu, die Wahl seines Namens in die eigene Hand zu nehmen: “Warum sollte man denn auch nicht jede Chance ergreifen, selbst zu bestimmen, wer man ist?” So adoptierte er seinen Internet-Spitznamen ‘jiao/角’ (chinesisch für: ‘Ecke’, die Kurzversion seines früheren Nicknames ‘chromatic_corner’) vollständig, ließ sich von Freunden und Kollegen so nennen – ergänzt um zwei weitere ‘a’, aus Gründen der optischen Balance.

Flucht aus Shanghai

Für den 38-Jährigen ist es seine ganze Karriere lang ein großes Anliegen gewesen, unabhängig und eigenständig in seinem Schaffen zu sein. Das zeichnet sich nicht nur in seinen künstlerischen Arbeiten ab, sondern auch in seiner Rolle als Gemeinschaftsorganisator. 2009 gründete er zusammen mit Freunden in Shanghai Xindanwei, Chinas ersten Coworking-Space. “Das war Shanghais goldene Zeit”, rekapituliert er. Auflagen der Verwaltung gab es keine. Solange die Nachbarschaft mitspielte, konnte man tun und lassen, was man wollte. Im Falle von Xindanwei bestand das im Zusammenschweißen einer Gemeinschaft von Künstlern, Freelancern, Informatikern und allen, denen daran lag, Informationen und Ideen frei zirkulieren zu lassen.

2017 wurde dann der Politiker Ying Yong Bürgermeister von Shanghai, und spätestens mit ihm griff eine neue Kultur administrativer Kontrolle um sich. Die Änderungen waren sofort spürbar. aaajiaos beschloss zu fliehen, er zog noch im selben Jahr nach Berlin. Die deutsche Hauptstadt war ursprünglich als Rückzugsort angedacht, in der er jenseits vom Trubel all der Institutionen und Leute, mit denen er in Shanghai verbunden war, halbjährig an seinen künstlerischen Werken arbeiten konnte. Während der Pandemiezeit wurde ihm aber klar, dass das Kapitel China für ihn abgeschlossen ist, und Berlin wurde sein Hauptwohnsitz.

Innovationen vorab erkennen

Seine persönlichen Umwälzungen spiegeln sich seit jüngstem auch in seiner Kunst wider. So hat aaajiao mittlerweile mehrere Ausstellungen inszeniert, die sich seinem persönlichen Verhältnis zur chinesischen Identität widmen. Die Zeit in Berlin hat ihm beim Reflektieren hierüber geholfen: “Die Leute interessieren sich hier nicht dafür, wer man ist. Letztlich bin ich bloß eine Person, die Mandarin sprechen kann, und daneben ein wenig Englisch und Deutsch”.

Doch das Hauptthema seiner künstlerischen Studien wird auch weiterhin das Erahnen kommender technologischer Veränderungen bleiben, bekräftigt er. Dabei ist es nicht so, dass aaajiao jede technologische Innovation gutheißt – obwohl viele Besucher seiner multimedialen Ausstellungen das vorschnell schließen. Wichtig und interessant scheint es ihm eher zu registrieren, was sich verändert, um so Denkräume der Zukunft zu eröffnen. Eine didaktische Botschaft hat er in den seltensten Fällen. Seine Kunst soll lieber vielmehr bewirken, dass die Ausstellungsbesucher die scheinbar vertrauten Dinge plötzlich ein wenig anders sehen. Wie genau sie dies tun, soll jedoch, der Unbestimmtheit seiner Kunst entsprechend, offen bleiben. Eine Überzeugung, die bei einem ausgewiesenen Freigeist wie aaajiao niemanden überraschen dürfte. Julius Schwarzwälder

  • Kultur
  • Technologie

Personalien

David Zhang wird ab September das China-Geschäft des italienischen Süßwarenherstellers Ferrero leiten. Zuvor war er unter anderem Regional Business Chief von Wyeth Nutrition China und führte den grenzüberschreitenden E-Commerce bei Nestlé Nutrition.

Claire Li wird zum 1. September zur neuen CEO für Greater China bei Hill+Knowlton ernannt. Zuletzt leitete sie die Kommunikation von Starbucks China, nach Stationen als Kommunikationschefin bei GE und Ford. Ihre Karriere begann sie in der Unternehmenskommunikation von Hill+Knowlton Hongkong.

Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!

Dessert

Ein Nachmittag in der Knautschzone: In der “Zero Accident Safety Education Experience Base” in Shenyang werden Studenten für die Gefahren im Straßenverkehr sensibilisiert. Zum Beispiel, indem sie unter Virtual-Reality-Brillen versuchen, Unfälle vorauszusehen. Anschnallen ist dabei Pflicht.

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

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    als Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel vor 16 Jahren ihre erste IAA eröffnete, sah die Welt noch anders aus: In China wurden 5,3 Millionen Neuwagen verkauft, eine Million Besucher drängte herbei, und der damalige VDA-Präsident Wissmann verunglimpfte benzinsparende Fahrzeuge und E-Mobile als “Müsli-Autos”. Heute werden in der Volksrepublik mehr als viermal so viele neue Autos verkauft, zur IAA – die nun IAA Mobility heißt – kommen nur noch 400.000 Interessierte, und das Autoland Deutschland droht im Wettbewerb mit der Volksrepublik den Kürzeren zu ziehen. Noch ließe sich das aus einer Position der Stärke heraus ändern, schreibt Christian Domke Seidel – aber die Zeit läuft.

    Für China selbst sind die USA der größte Rivale – ein Grund, auch weiterhin stoisch zu Russland zu halten. Öffentlich diskutiert über diese Haltung wird im Lande natürlich nicht. Umso interessanter, was Forscher der Denkfabrik European Council of Foreign Relations (ECFR) herausfanden: Sie haben Hintergrundgespräche geführt und wissenschaftliche Paper analysiert, um mehr darüber zu erfahren, was Chinas Intelligenz von Moskaus Politik und dem Krieg gegen die Ukraine hält. Die Meinungen sind ambivalenter als man denken würde, teilweise wird sogar Kritik laut – wenn auch ganz leise. Christiane Kühl hat aufgeschrieben, was es dazu zu wissen gibt.

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    Wey – die Luxusmarke von Great Wall Motors – auf der IAA 2021. Das Potenzial der Konkurrenz aus China liegt allerdings besonders im niedrigeren Preissegment.

    Für Kanzler Olaf Scholz dürfte es einer der angenehmeren Termine im Kalender sein: die Eröffnung der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in München – auch IAA Mobility 2023. Es ist seine erste IAA. Als Angela Merkel 2007 ihre erste IAA eröffnete, strömten eine Million Menschen zur Ausstellung in Frankfurt. Angesprochen auf drohende Verschärfungen der CO₂-Grenzwerte meinte damals VDA-Präsident Matthias Wissmann: “Der Kunde will keine Müsli-Autos. Ein erfolgreiches Auto muss sexy sein.” In China wurden damals 5,3 Millionen Neuwagen verkauft.

    Automessen sind auch ein Spiegelbild der Automobilindustrie. Die IAA ist mittlerweile von Frankfurt nach München umgezogen. Zur letzten kamen noch rund 400.000 Besucher. Schlagzeilen dürften dieses Jahr weniger die neuen Fahrzeuge machen, als die Aktivisten, die für die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens demonstrieren werden. Und in China wurden im Jahr 2022 rund 23,2 Millionen Neuwagen verkauft. Mehr als viermal so viel wie 2007.

    60 Milliarden pro Jahr für F&E

    Das ist auch ein Grund, warum so viele chinesische Zulieferunternehmen und Autohersteller zur IAA angereist sind. Zum Beispiel BYD, die mittlerweile Volkswagen vom Auto-Thron in der Volksrepublik gestoßen haben. Die als chinesisches Tesla gehypte Marke Nio. Aiways, MG, Xpeng und viele mehr. Die deutschen Hersteller, die in China einst lediglich eine Chance auf mehr Absatz sahen und Elektroautos mit Müsli assoziierten, sind also gut beraten, ihre China-Strategie anzupassen.

    Aktuell ließe sich die Anpassung aus einer Position der Stärke heraus vornehmen, wie die Unternehmensberatung McKinsey in ihrer Studie “A masterplan for Europe’s automotive industry” vorrechnet. Die europäische Autoindustrie sei – gemessen am Umsatz – dreimal so groß wie die chinesische. Etwa jeder dritte Euro, der in der EU für Forschung und Entwicklung ausgegeben würde, stamme aus der Automobilbranche – jährlich also etwa 60 Milliarden Euro.

    Abhängig von Chinas Batterien

    Doch es sei Eile geboten. “Seit 2019 haben europäische Hersteller sechs Prozentpunkte Marktanteil auf ihrem Heimatmarkt verloren; auch in China sank der Marktanteil um fünf Prozentpunkte. Gleichzeitig bauten die chinesischen Hersteller ihren Marktanteil in China auf über 45 Prozent aus; bei den E-Autos halten neue Wettbewerber global sogar 51 Prozent Marktanteil bei den Neuzulassungen”, so die Studie. Ausgerechnet in dieser Fahrzeugklasse schwächeln die deutschen Hersteller aber.

    Dazu kommt, dass die europäische Automobilindustrie insbesondere bei Batterien von China abhängig sei: Aktuell liegen 90 Prozent der Kapazitäten zum Raffinieren von Lithium in China, mehr als 70 Prozent der Zellen werden in China gefertigt. Bis zum Jahr 2030 würde Europa eine Batteriekapazität von 500 GWh fehlen. “20 zusätzliche Batteriefabriken mit einem Investitionsvolumen von 35 Milliarden Euro würden benötigt”, rechnet die Studie vor. Den Bedarf bei den strategisch wichtigen Halbleitern beziffert McKinsey auf 190 Milliarden Euro für 37 Werke.

    Mehr Weiterbildung und mehr Tempo

    Sieben Punkte listen die Autoren von McKinsey in ihrem Masterplan für die europäische Autoindustrie auf:

    • Chinageschäft erneuern: Die Volksrepublik ist der größte Automarkt der Welt. Europäische Hersteller müssen sich verstärkt auf den Geschmack der dortigen Kunden fokussieren (neueste Technologie, Konnektivität, Fahrassistenzsysteme und Unterhaltungselektronik).
    • Verstärkter Kundenservice: Begleitung der Kunden über den gesamten Produktlebenszyklus.
    • Talentförderung: Etwa 15 bis 20 Prozent der Belegschaft haben Software-Kenntnisse. In den USA und China liegt dieser Anteil bei 45 Prozent. Aus- und Weiterbildung in diesem Bereich sei notwendig.
    • Höhere Agilität: Vier Jahre benötigen europäische Hersteller vom Fahrzeugkonzept bis zur Pilotphase. Bei chinesischen Herstellern sind es nur 21 Monate.
    • Fahrassistenzsysteme: Laut McKinsey sind 51 Prozent der Kunden bereit, für bessere Assistenzsystem die Marke zu wechseln. Engere Zusammenarbeit mit den Herstellern und ein passender Rechtsrahmen in Europa könnten die Forschung voranbringen.
    • Resiliente Lieferketten: Mehr zentrale Bauteile wie Halbleiter und Batterien müssen zukünftig aus Europa kommen.
    • Wettbewerbsfähige Zulieferer: Gerade in entscheidenden Geschäftsfeldern wie Batterien und Halbleitern müsse Europa Unternehmen entwickeln, die auf Augenhöhe mit der Konkurrenz sind.

    Der Markt hat sich um 180 Grad gedreht

    Natürlich haben deutsche Hersteller längst entsprechende Schritte eingeleitet. Das jüngste Beispiel ist Volkswagen. Der Konzern hat für 632 Millionen Euro 4,99 Prozent an Xpeng erworben. Die Marke wurde im Jahr 2014 gegründet und hat vergangenes Jahr rund 121.000 E-Autos verkauft. (VW setzte in China im gleichen Zeitraum keine 145.000 E-Autos in China ab.) Ziel der millionenschweren Kooperation ist es, gemeinsam zwei Mittelklassemodelle zu entwickeln. Dass ein chinesischer Hersteller einem deutschen eine Plattform liefert, damit der in Deutschland ein wettbewerbsfähiges Auto anbieten kann, zeigt, dass sich der Markt um 180 Grad gedreht hat.

    Tatsächlich dürfte von entscheidender Bedeutung sein, dass die europäischen Hersteller lernen, Elektromobilität zu demokratisieren. Kaum ein E-Auto ist in Deutschland unter 40.000 Euro zu haben. Gerade bei den günstigeren Fahrzeugen haben viele chinesische Hersteller aber ihre Stärken. Auch wenn sie sich in Europa aktuell auf Premium-Fahrzeuge konzentrieren: Eine Portfolio-Erweiterung nach unten ist nur eine Frage der Zeit. Je mehr Autos sie produzieren, desto billiger können zudem einzelne Modelle sein.

    “Ganz klar: Europäische Hersteller haben diese Herausforderungen angenommen und stecken mitten in der Transformation“, fasst Ruth Heuss, Senior Partner bei McKinsey und Co-Autorin der Studie, die Zukunftsaussichten zusammen. Bis zum Jahr 2030 hätten europäische Hersteller 150 neue Fahrzeuge angekündigt. Ob auch ein paar bezahlbare Modelle mit Elektroantrieb dabei sind, lässt sich auf der IAA in München herausfinden.

    • Autoindustrie
    • Wettbewerb

    Chinas Ambivalenz gegenüber Russland

    Mai 2023: Li Hui, Chinas Sonderbeauftragter für eurasische Angelegenheiten, am Eingang des russischen Außenministeriums in Moskau. Zuvor hatte er Selenski in Kiew getroffen.

    Offizielle Statements aus Peking zum Ukraine-Krieg klingen vielfach entweder wie eine Echokammer Russlands oder wie inhaltsleeres Diplomatensprech. Eine öffentliche Debatte über die Russland-Politik gibt es nicht. Dennoch lesen sich Berichte chinesischer Akademiker differenzierter und sind daher durchaus interessant. “Die Ansichten dieser Intellektuellen können zwar nicht stellvertretend für die Positionen der chinesischen Regierung herangezogen werden, sie werfen jedoch ein Licht auf die zur Debatte stehenden Fragen und die Art und Weise, wie diese Ereignisse in China gestaltet werden”, heißt es in einer neuen Studie der Denkfabrik European Council of Foreign Relations (ECFR).

    Die Autoren Mark Leonard und Alicja Bachulska haben dazu mit Akademikern Hintergrundgespräche geführt oder deren Publikationen gelesen. Diese ergaben eine durchaus kritische Sicht auf Moskau und die Ereignisse in Russland, einschließlich des Angriffs auf die Ukraine und des Wagner-Aufstands vor gut zwei Monaten. Zugleich aber ist es klar, dass niemand in China will, dass die USA als Hauptrivale der Volksrepublik aus diesem geopolitischen Konflikt als die großen Sieger hervorgehen. Das macht die Lage für China so kompliziert.

    “Auf strategischer Ebene herrscht unter Denkern das Gefühl vor, dass China und Russland durch eine strukturelle Logik eng miteinander verbunden sind”, schreiben Leonard und Bachulska. “Ein prominenter chinesischer Wissenschaftler argumentierte, dass das politische Schicksal von Wladimir Putin und Xi Jinping miteinander verwoben sei.” Scheitere der eine, dann habe es der andere schwerer. Daher fürchtet Peking den Sturz Putins. Natürlich schlagen manche Akademiker in Texten einen offen nationalistischen Ton an oder schwärmen von der Freundschaft zu Russland. Doch die zurückhaltenden, analytischeren Stimmen sind nach Ansicht der Autoren durchaus relevant.

    Chinas Russland-Debatte: Gegenläufige Tendenzen

    Vier zentrale Sichtweisen filterten die beiden Forschenden aus dem Denken ihrer Gesprächspartner heraus, die Aufschluss geben über das Innenleben Chinas:

    • Die USA nutzen den Krieg in der Ukraine, um China einzukreisen und die Welt in zwei Blöcke zu spalten – aber es ist ihnen nicht gelungen, die Welt dafür zu mobilisieren.
    • China hat mehr zu gewinnen als zu verlieren, wenn es Russland zur Seite steht – zumal Moskau zu Pekings Juniorpartner geworden ist.
    • Der Konflikt in der Ukraine hat einen Krieg um Taiwan weder wahrscheinlicher noch unwahrscheinlicher gemacht – aber Chinas strategische Erwägungen dazu werden von den weiteren Reaktionen des Westens auf den Konflikt beeinflusst.
    • Die wirtschaftliche Interdependenz mit dem Westen wird China nicht schützen – Peking muss sich auf etwaige Sanktionen vorbereiten und noch schneller wirtschaftlich unabhängig werden

    So weit, so bekannt. Doch die chinesische Debatte über den Umgang mit Russland enthalte zwei gegensätzliche Tendenzen, schreiben die Autoren: “Einerseits herrscht auf taktischer Ebene eine deutliche Frustration über Moskau. Fast alle der befragten Intellektuellen kommentierten die schlechte militärische Leistung Russlands, einige mit spürbarem Spott.” Dennoch: “Moskaus Klagen über die NATO-Erweiterung und die Rechtfertigungen für den Krieg gegen die Ukraine scheinen bei den chinesischen Intellektuellen gut anzukommen und verstanden zu werden.”

    Vertrauliche Kritik an Russland

    Mark Leonard hat Ende 2022 auf einer Konferenz in Peking mehrere Wissenschaftler getroffen, die im vertraulichen Gespräch durchaus offen waren. “Die ambivalenten Gefühle der Chinesen gegenüber den Russen waren sehr auffällig“, sagte Leonard auf einem Webinar zur Vorstellung der neuen Studie. Teilweise sei gar eine gewisse Verachtung deutlich geworden. Auch Kritik an der russischen Politik gab es: “Manche sagten, Russland habe chinesische Medien infiltriert oder führe einen hybriden Krieg gegen China. Andere kritisierten, dass Präsident Wladimir Putin China getäuscht habe, damit es seinen Krieg stärker unterstützt, als es eigentlich wollte.”

    Die Akademiker fürchten laut der ECFR-Studie trotzdem Schwäche und Scheitern Russlands: “Chinesische Beobachtende des Krieges in der Ukraine sorgen sich um die Kompetenz eines niedergehenden und potenziell erratischen Russlands.” Der Prigoschin-Aufstand habe gezeigt, dass Putin kein richtiger Diktator sei und ihm der Killer-Instinkt eines Xi Jinping fehle, so Leonard über seine Gespräche.

    Gegen imperiale Logik in der Ukraine

    Öffentlich äußern sich indes nur wenige Akademiker mit Kritik an Russland. Als einer der offensten Kritiker gilt Feng Yujun, Direktor des Zentrums für russische und zentralasiatische Studien an der Fudan-Universität in Shanghai. “Feng sieht Moskau als irrationalen Akteur, der weitgehend von einer Opfermentalität und imperialen Sehnsüchten angetrieben wird“, schreibt die ECFR-Studie. “Er behauptet, die russische Außenpolitik habe die Gegensätze zwischen liberalen und konservativen Kräften in Ländern auf der Welt verschärft, was zu einer weiteren Verschlechterung des internationalen Umfelds geführt hat.”

    Auch der Sinologe Thomas des Garets Geddes analysierte Schriftstücke chinesischer Russland-Experten. Er zitiert in seinem Blog “Sinification” ebenfalls Texte von Feng Yujun: “Die imperiale Logik einer Ablehnung der Ukraine als nationale Einheit sowie des unverhohlenen Anspruchs auf Wiederherstellung traditioneller Territorien (Russlands), ist alarmierend”, schrieb Feng demnach im Mai. Nach der Wagner-Meuterei schrieb er, der Krieg in der Ukraine habe zu einer tiefen Spaltung der russischen Führungselite geführt: “Die Anti-Putin-Stimmung in wichtigen russischen Wirtschaftskreisen hat zugenommen; die Basis von Putins treuen Anhängern in den oberen Rängen der russischen Gesellschaft ist geschrumpft.” Die Meuterei sei daher kein isoliertes Ereignis gewesen.

    China braucht Russland aus strategischen Gründen

    Die geopolitische Weltlage sehen viele Akademiker derweil nüchtern. Geddes zitierte einen Aufsatz des prominenten Russland-Experten Zhao Huasheng, Vorgänger Fengs an der Fudan-Universität: “Da Chinas größter strategischer Druck vom Meer ausgeht, sorgen gute chinesisch-russische Beziehungen dafür, dass China … ein relativ stabiles strategisches Hinterland hat.” Zhao bezeichne sich als Realpolitiker, so Geddes. “Wie viele seiner Kollegen missbilligt er wahrscheinlich das Vorgehen Russlands. Er äußert dies jedoch nicht ausdrücklich und stellt lediglich fest, dass ‘die Aufrechterhaltung der chinesisch-russischen Zusammenarbeit nicht bedeutet, alle Maßnahmen und Politiken Russlands zu unterstützen’“. Das klingt klar nach nüchternem Kalkül, weniger nach “grenzenloser” Freundschaft.

    Die Experten auf der Pekinger Konferenz zeigten sich überrascht über den Zusammenhalt des Westens im Ukraine-Krieg, wie Leonard berichtete. Auch hätten sich einige geschockt gezeigt, dass Deutschland sich trotz seiner Gas-Abhängigkeit von Russland zu Sanktionen entschlossen hat. Auch Kritik an der KPCh gab es zuhauf. Aber eben nur hinter vorgehaltener Hand.

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    Italiens Tajani in Peking

    Italiens stellvertretender Ministerpräsident und Außenminister Antonio Tajani befindet sich für einen mehrtägigen Besuch in Peking. Auf seiner Tagesordnung stehen mehrere hochrangige Treffen, darunter eines mit seinem Amtskollegen Wang Yi. Die Minister nehmen an einem Treffen des gemeinsamen chinesisch-italienischen Regierungsausschusses teil.

    Teil der Gespräche wird sicher die Zukunft Italiens als Teil der “Belt and Road”-Initiative – Rom muss bis Ende des Jahres über die Verlängerung eines Memorandum of Understanding (MoU) zur Neuen Seidenstraße entscheiden. Der Ausstieg gilt als so gut wie sicher. Italiens rechtspopulistische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni hatte während des Wahlkampfs einen Ausstieg favorisiert. Zuletzt hatte Italiens Verteidigungsminister den formalen Beitritt seines Landes zur BRI einen “improvisierten und grauenhaften Akt” genannt.

    Kurz vor seiner Abreise legte Tajani nach. Der Handel zwischen Italien und China habe sich nicht wie erwartet verbessert, seit Rom vor vier Jahren Pekings “Belt and Road Initiative” beigetreten sei, sagte er am Samstag auf einem vom Beratungsunternehmen The European House – Ambrosetti organisierten Wirtschaftsforum. Die BRI habe nicht “die Ergebnisse gebracht, die wir erwartet hätten“.

    Tajani, ehemaliger EU-Kommissar und Ex-Präsident des EU-Parlaments, ist der erste Außenminister seines Landes, der seit 2019 Peking besucht. 2019 war auch das MoU unterzeichnet worden. Tajani muss nun also die Weichen für einen reibungslosen Ausstieg stellen. Neben dem potenziellen BRI-Aus sollen zudem weitere bilaterale Themen und der russische Angriffskrieg auf die Ukraine auf der Agenda stehen. Auch Ministerpräsidentin Meloni hat angekündigt, China auf einer ihrer nächsten Auslandsreisen zu besuchen. ari

    • Neue Seidenstraße

    Aufschub für Country Garden

    Der unter Druck stehende Immobilienkonzern Country Garden hat einen Zahlungsausfall vorerst abgewendet. Das chinesische Unternehmen soll sich mit seinen Gläubigern auf eine Verlängerung der Rückzahlungsfrist für eine eigentlich am Samstag fällige inländische Anleihe in Höhe von rund 492 Millionen Euro geeinigt haben. Analysten sehen darin allerdings nur eine Verschnaufpause für die krisengeschüttelte chinesische Immobilienbranche.

    Country Garden kann die betreffenden Schulden nun in Abschlagszahlungen über drei Jahre zurückzahlen. Ursprünglich sollte die Entscheidung über die Verlängerung bereits am Donnerstag fallen, wurde aber in letzter Minute verschoben, um Gläubigern “ausreichend Zeit zur Vorbereitung” der Abstimmung zu geben.

    Country Garden äußerte sich zunächst nicht zu der jüngsten Entwicklung. Der Konzern sitzt auf einem umgerechnet 178 Milliarden Euro hohen Schuldenberg. Drei Viertel dieser Summe kommen einem Anwalt zufolge von ausländischen Geldgebern. Allein in den kommenden zwölf Monaten werden Verbindlichkeiten im Volumen von fast 14 Milliarden Euro fällig. Dem stehen Barmittel von weniger als 13 Milliarden Euro gegenüber.

    Wegen eines möglichen Zahlungsausfalls hatte die Ratingagentur Moody’s die Bonitätsnote des Konzerns am Donnerstag um drei Stufen auf “Caa1” gesenkt. Gleichzeitig signalisierte sie mit einem negativen Ausblick mögliche weitere Herabstufungen. Am Mittwoch hatte Country Garden einen Verlust von umgerechnet rund sechs Milliarden Euro bekannt gegeben und vor einem möglichen Zahlungsausfall gewarnt. Einige Großstädte hatten kurz danach eine Lockerung der Regeln zur Vergabe von Vorzugsdarlehen an Immobilienkäufer angekündigt. rtr

    Papst grüßt China aus der Mongolei

    Auf seiner Mongolei-Reise hat Papst Franziskus sich mehrfach auch an China gewandt. Am Sonntag sandte das Oberhaupt der katholischen Kirche Grüße in die Volksrepublik, nannte seine Bürger ein “edles” Volk und forderte die Katholiken in China auf, “gute Christen und gute Bürger” zu sein.

    Franziskus äußerte diese Worte am Ende einer Messe in der Hauptstadt der Mongolei. Dabei rief er den ehemaligen und den derzeitigen Erzbischof von Hongkong, Kardinal John Tong Hon und Erzbischof Stephen Chow, auf, ihn bei seiner Ansprache zu flankieren. “Der emeritierte Bischof von Hongkong und der jetzige Bischof von Hongkong sind zwei Brüder. Ich möchte ihre Anwesenheit nutzen, um einen herzlichen Gruß an das edle chinesische Volk zu richten”, sagte er auf Italienisch.

    Am Samstag sagte der Papst – in einer Formulierung, die eher an China als an die Mongolei gerichtet zu sein schien -, dass die Regierungen von der katholischen Kirche nichts zu befürchten hätten, da diese keine politische Agenda verfolge. Die vom Papst verwendete Formulierung “gute Christen und gute Bürger” wird vom Vatikan häufig genutzt, um kommunistische Regierungen davon zu überzeugen, dass es dem sozialen und wirtschaftlichen Fortschritt ihrer Länder nur förderlich wäre, würden sie Katholiken mehr Freiheiten gewähren.

    Am Freitag hatte ein Sprecher des Außenministeriums als Reaktion auf ein Grußtelegramm des Papstes erklärt, China sei bereit, weiter mit dem Vatikan zusammenzuarbeiten, einen “konstruktiven Dialog” zu führen und das gegenseitige Verständnis zu verbessern. Taiwan begrüßte wiederum ebenfalls die Annäherung des Vatikans an Peking: “Wir hoffen, dass der Austausch zwischen dem Vatikan und China dazu beitragen wird, die sich verschlechternde Lage der Religionsfreiheit und der Menschenrechte in China zu verbessern.” rtr

    Kanzler: G20 bleibt wichtig

    Der anstehende G20-Gipfel in Indien bleibe trotz der Abwesenheit von Russland und China wichtig, sagte Bundeskanzler Olaf Scholz im Interview mit dem Deutschlandfunk. G20 habe nach wie vor einen wichtigen Beitrag zu leisten und eine “verdammte Verpflichtung” zu erfüllen, die Welt der Zukunft gemeinsam und auf Augenhöhe mit den aufstrebenden Nationen in Asien, Südamerika und Afrika zu gestalten. Hier hätten die Westeuropäer eine Verantwortung mit ihrer kolonialen Geschichte und Vergangenheit. Derweil erklärte der russische Präsident Wladimir Putin am Freitag, er werde sich voraussichtlich bald mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping treffen. Zuvor war berichtet worden, er wolle China im Oktober besuchen. rtr/cyb

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    Presseschau

    Raimondo says it’s in China’s “interest to be less antagonistic to US business” GAZETTE
    China vergrault seine Nachbarn, die USA wittern ihre Chance HANDELSBLATT
    US expects to upgrade Vietnam ties, risks China anger BUSINESSTIMES
    USA und China: Sie kommen nicht voneinander los ZEIT
    Dutzende Verletzte durch Wirbelsturm “Haikui” in Taiwan STERN
    Hunderttausende evakuiert: Taifun “Saola” sorgt für Schäden in Hongkong ZDF
    Abschluss der Mongolei-Reise: Papst mit überraschender Botschaft an Chinesen – Er wünsche “dem ganzen Volk das Beste, weiterzumachen, fortzuschreiben” TAGESSCHAU
    China to Its People: Spies Are Everywhere, Help Us Catch Them NY TIMES
    Laut Experten unbedenklich: “Tagelang geweint” – China fürchtet Fukushima-Kühlwasser N-TV
    Taiwan: Women freeze eggs hoping for a better future DW
    Italy Moves to Weaken China Ties Without Upsetting Beijing YAHOO
    China will widen market access for the service industry, Xi says THE DAILY STAR
    India’s economy 16.5 years behind China’s, says Bernstein research report BUSINESS-STANDARD
    Why it’s so much cheaper to ship stuff from China than within Canada CBC
    Why youth unemployment is surging in China CNBC
    Der Finanzminister von Hongkong warnt davor, sich zum Überleben an den Aktienmärkten zu sehr auf Steuersenkungen zu verlassen CRYPTOPOLITAN
    Temu: Verbraucherzentrale NRW warnt jetzt vor möglichen Steuern und Zollgebühren CHIP
    Schlauboote zum Schmuggeln: Neues Geschäftsmodell in China und Türkei T-ONLINE
    China: Aufwändige Bergungsaktion – -Frachtschiff steckt auf Steg fest BLICK

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    aaajiao – Medienkünstler und Aktivist

    “Xu Wenkai” – das sind für aaajiao nur die Worte, die in seinem Pass stehen. Der in Berlin lebende Medienkünstler und Aktivist entschloss sich bereits in seiner Jugend dazu, die Wahl seines Namens in die eigene Hand zu nehmen: “Warum sollte man denn auch nicht jede Chance ergreifen, selbst zu bestimmen, wer man ist?” So adoptierte er seinen Internet-Spitznamen ‘jiao/角’ (chinesisch für: ‘Ecke’, die Kurzversion seines früheren Nicknames ‘chromatic_corner’) vollständig, ließ sich von Freunden und Kollegen so nennen – ergänzt um zwei weitere ‘a’, aus Gründen der optischen Balance.

    Flucht aus Shanghai

    Für den 38-Jährigen ist es seine ganze Karriere lang ein großes Anliegen gewesen, unabhängig und eigenständig in seinem Schaffen zu sein. Das zeichnet sich nicht nur in seinen künstlerischen Arbeiten ab, sondern auch in seiner Rolle als Gemeinschaftsorganisator. 2009 gründete er zusammen mit Freunden in Shanghai Xindanwei, Chinas ersten Coworking-Space. “Das war Shanghais goldene Zeit”, rekapituliert er. Auflagen der Verwaltung gab es keine. Solange die Nachbarschaft mitspielte, konnte man tun und lassen, was man wollte. Im Falle von Xindanwei bestand das im Zusammenschweißen einer Gemeinschaft von Künstlern, Freelancern, Informatikern und allen, denen daran lag, Informationen und Ideen frei zirkulieren zu lassen.

    2017 wurde dann der Politiker Ying Yong Bürgermeister von Shanghai, und spätestens mit ihm griff eine neue Kultur administrativer Kontrolle um sich. Die Änderungen waren sofort spürbar. aaajiaos beschloss zu fliehen, er zog noch im selben Jahr nach Berlin. Die deutsche Hauptstadt war ursprünglich als Rückzugsort angedacht, in der er jenseits vom Trubel all der Institutionen und Leute, mit denen er in Shanghai verbunden war, halbjährig an seinen künstlerischen Werken arbeiten konnte. Während der Pandemiezeit wurde ihm aber klar, dass das Kapitel China für ihn abgeschlossen ist, und Berlin wurde sein Hauptwohnsitz.

    Innovationen vorab erkennen

    Seine persönlichen Umwälzungen spiegeln sich seit jüngstem auch in seiner Kunst wider. So hat aaajiao mittlerweile mehrere Ausstellungen inszeniert, die sich seinem persönlichen Verhältnis zur chinesischen Identität widmen. Die Zeit in Berlin hat ihm beim Reflektieren hierüber geholfen: “Die Leute interessieren sich hier nicht dafür, wer man ist. Letztlich bin ich bloß eine Person, die Mandarin sprechen kann, und daneben ein wenig Englisch und Deutsch”.

    Doch das Hauptthema seiner künstlerischen Studien wird auch weiterhin das Erahnen kommender technologischer Veränderungen bleiben, bekräftigt er. Dabei ist es nicht so, dass aaajiao jede technologische Innovation gutheißt – obwohl viele Besucher seiner multimedialen Ausstellungen das vorschnell schließen. Wichtig und interessant scheint es ihm eher zu registrieren, was sich verändert, um so Denkräume der Zukunft zu eröffnen. Eine didaktische Botschaft hat er in den seltensten Fällen. Seine Kunst soll lieber vielmehr bewirken, dass die Ausstellungsbesucher die scheinbar vertrauten Dinge plötzlich ein wenig anders sehen. Wie genau sie dies tun, soll jedoch, der Unbestimmtheit seiner Kunst entsprechend, offen bleiben. Eine Überzeugung, die bei einem ausgewiesenen Freigeist wie aaajiao niemanden überraschen dürfte. Julius Schwarzwälder

    • Kultur
    • Technologie

    Personalien

    David Zhang wird ab September das China-Geschäft des italienischen Süßwarenherstellers Ferrero leiten. Zuvor war er unter anderem Regional Business Chief von Wyeth Nutrition China und führte den grenzüberschreitenden E-Commerce bei Nestlé Nutrition.

    Claire Li wird zum 1. September zur neuen CEO für Greater China bei Hill+Knowlton ernannt. Zuletzt leitete sie die Kommunikation von Starbucks China, nach Stationen als Kommunikationschefin bei GE und Ford. Ihre Karriere begann sie in der Unternehmenskommunikation von Hill+Knowlton Hongkong.

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    Dessert

    Ein Nachmittag in der Knautschzone: In der “Zero Accident Safety Education Experience Base” in Shenyang werden Studenten für die Gefahren im Straßenverkehr sensibilisiert. Zum Beispiel, indem sie unter Virtual-Reality-Brillen versuchen, Unfälle vorauszusehen. Anschnallen ist dabei Pflicht.

    China.Table Redaktion

    CHINA.TABLE REDAKTION

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