Table.Briefing: China

Gehaltsgrenzen für Banker + Angriffe auf Ausländer

Liebe Leserin, lieber Leser,

im vergangenen Monat haben zwei gewalttätige Angriffe auf Ausländer in ganz verschiedenen Landesteilen Chinas für Erschrecken gesorgt. Trotz der schieren Größe des Staates sei das kein Zufall, schreibt unser Autor – vielmehr macht er die behördliche Hetze zu großen Teilen für die galoppierende Xenophobie verantwortlich. Das Argument: Wer sich im wahrscheinlich ausgefeiltesten Zensursystem der Welt traut, gegen vermeintlich Andersartige verbal ausfällig zu werden, der weiß, dass das mehr als geduldet wird. Heute lesen Sie im China.Table, was sich die Staatsführung vom Antagonismus gegenüber Fremden verspricht und wie sie die Eskalationen zu Einzelfällen zu erklären versucht.

Außerdem vertieft Jörn Petring unsere Vorberichterstattung auf das Dritte Plenum, das nächste Woche beginnt und die Weichen für die Wirtschaftspolitik der nächsten Jahre nicht nur in China stellen wird. Es geht um Pläne, das Gehalt der Top-Kräfte staatlicher chinesischer Finanzinstitute zu deckeln. Dieses Vorhaben findet Kritiker, aber auch viel Zustimmung in der Bevölkerung – schließlich ist es ebenfalls ein Spiel mit Neid und Vorurteilen.

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Carolyn Braun
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Analyse

Vor dem Dritten Plenum: Deshalb geht China gegen Banker vor

Die ICBC, eine der größten Banken Chinas, in Shanghai.

Unmittelbar vor dem Dritten Plenum sendet Chinas Regierung erneut ein Signal, das die Wirtschaft verunsichern dürfte. Peking will offenbar im Zuge der von Präsident Xi Jinping vorangetriebenen Kampagne für “Gemeinsamen Wohlstand” die Gehälter von Top-Bankern deckeln. Wie die Hongkonger Zeitung South China Morning Post (SCMP) unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Quellen berichtetsollen die Jahresgehälter in der staatlichen Finanzbranche auf rund drei Millionen Yuan (etwa 380.000 Euro) begrenzt werden.

Die Regierung wolle damit “Extravaganz und Hedonismus” in der Branche bekämpfen und das Wohlstandsgefälle verringern, so die Zeitung weiter. Die geplante Begrenzung gelte für alle Brokerhäuser, Investmentfonds und Banken, an denen der Staat beteiligt ist. Private Finanzinstitute seien dagegen ausgenommen. Die Regelung gelte zudem rückwirkend. Angestellte, die in den vergangenen Jahren mehr als drei Millionen Yuan verdient haben, müssten das überschüssige Geld also wahrscheinlich zurückzahlen.

Fragliche Maßnahme vor dem Plenum

Das Timing der Maßnahme dürfte bei Wirtschaftsvertretern für Stirnrunzeln sorgen. Denn am kommenden Montag (15. Juli) beginnt in Peking das mit Spannung erwartete Dritte Plenum des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei. Beobachter erwarten von dem nur alle fünf Jahre stattfindenden Treffen, auf dem traditionell wichtige Wirtschaftsreformen verkündet werden, dieses Mal keine wirklichen Reform-Durchbrüche. Einige Optimisten hoffen jedoch auf Ankündigungen, die der Wirtschaft oder auch dem Konsum Rückenwind geben.

In Teilen der Bevölkerung könnte die Entscheidung zu den Gehaltsbeschränkungen allerdings durchaus Unterstützung finden. “Die Finanzbranche hat in den letzten Jahren wenig zur Realwirtschaft beigetragen, und ihr Image ist in der Öffentlichkeit schlecht”, zitierte die SCMP den Shanghaier Fondsmanager Dai Ming. “Aus Sicht der Öffentlichkeit sind die Gehaltskürzungen und -begrenzungen gerechtfertigt und vernünftig”, wird auch der Shanghaier Banker Wang Chen zitiert. Die Branche habe in den letzten Jahren schlechte Geschäfte gemacht. Daher sollte sie nun auch die Gehälter reduzieren.

Finanzbranche steckt in der Krise

Chinas Finanzbranche macht tatsächlich schwierige Zeiten durch. Sie wurde von einem dreijährigen Bärenmarkt an den chinesischen Börsen und dem Einbruch des Immobilienmarktes getroffen. Zudem laufen in zahlreichen Banken Anti-Korruptionsermittlungen. Mindestens 130 Finanzbeamte und Führungskräfte wurden allein im Jahr 2023 untersucht oder bestraft, wie aus Berechnungen des Finanzdienstes Bloomberg hervorgeht.

Zudem berichtet Bloomberg, dass die neuen Gehaltsregeln teilweise ohnehin bereits durchgesetzt werden. Große Staatsfirmen sollen leitende Angestellte demnach bereits dazu aufgefordert haben, auf Boni zu verzichten. In einigen Fällen mussten Banker wohl auch Gehälter aus früheren Jahren zurückzahlen. Sie durften demnach eine Obergrenze von 2,9 Millionen Yuan im Jahr nicht überschreiten.

“Allgemeiner Wohlstand” soll Gerechtigkeit bringen

Xi treibt die Kampagne für “Gemeinsamen Wohlstand” seit etwa 2021 verstärkt voran. Sie zieht darauf ab, die Einkommensungleichheit im Land zu verringern und eine gerechtere Verteilung des Wohlstands zu erreichen. Der Begriff “Gemeinsamer Wohlstand” (共同富裕, gòngtóng fùyù) bezieht sich auf eine Vision, bei der der wirtschaftliche Wohlstand nicht nur einer kleinen Elite zugutekommt, sondern breiter in der Gesellschaft verteilt wird.

Konkret umfasst die Kampagne Maßnahmen wie Steuerreformen, stärkere Regulierungen für große Technologieunternehmen, Immobilienentwickler und Banken sowie die Förderung des ländlichen Raums. Darüber hinaus investiert der Staat verstärkt in Bildung und das Gesundheitswesen. Manches davon wird voraussichtlich auch Thema beim Dritten Plenum. Unternehmen werden zudem angehalten, ihre sozialen Verpflichtungen zu erfüllen und mehr zur Gesellschaft beizutragen.

Kritiker sehen in der Kampagne jedoch auch Risiken. Sie warnen davor, dass zu harte Eingriffe in den privaten Sektor das Wirtschaftswachstum bremsen könnten. Zudem warnen Kritiker, dass die Kampagne genutzt werden könnte, um die Kontrolle der Kommunistischen Partei über die Gesellschaft zu festigen.

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Ausländerfeindlichkeit: Was die jüngsten Angriffe bedeuten

Blumen am Schauplatz des Messerangriffs in Suzhou bei Shanghai.

Die jüngsten Angriffe auf Ausländer in verschiedenen Teilen Chinas im vergangenen Monat haben ein Schlaglicht auf Chinas nationalistische Propaganda geworfen. Denn sie lösten heftige Kritik an ausländerfeindlicher Rhetorik der Behörden aus, der manche die Schuld an den Übergriffen gaben. Die Verurteilung dieser Rhetorik kann als Indiz für den wachsenden öffentlichen Widerstand gegen die Manipulation durch die Staatsführung gewertet werden.

Am 10. Juni hatte ein Chinese mit einem Messer vier Dozenten eines US-Colleges in einem Park in Jilin in der gleichnamigen nordostchinesischen Provinz angegriffen. Am 24. Juni griff ein 52-jähriger Chinese in Suzhou, einer wohlhabenden Stadt in der Nähe von Shanghai, einen japanischen Jungen und seine Mutter mit einem Messer an, als diese gerade in einen Bus für japanische Schulkinder einsteigen wollten. Anschließend versuchte der Angreifer, sich mit Gewalt Zugang zum Bus zu verschaffen, um andere Fahrgäste anzugreifen, wurde aber von der ortsansässigen 54-jährigen Busfahrerin Hu Youping aufgehalten. Der Mann stach auf sie ein, bevor er von zu Hilfe eilenden Passanten überwältigt werden konnte.

Die Mutter erlitt leichte Verletzungen, der Junge wurde ins Krankenhaus eingeliefert, schwebte aber nicht in Lebensgefahr. Die Busfahrerin starb nach offiziellen Angaben am 26. Juni an den Stichverletzungen. Die japanische Botschaft in Peking setzte danach die Landesflagge auf halbmast.

Xi Jinpings Feindseligkeit gegenüber dem Westen

Regierungsvertreter versuchten, die beiden Attacken von einer generellen Ausländerfeindlichkeit abzugrenzen. Die Behörden betonten, keine der beiden Taten habe ein ausländerfeindliches Motiv, und es handele sich um “Einzelfälle”. Gleichzeitig kündigten die großen Social-Media-Plattformen – offensichtlich auf Anweisung der Behörden – an, gegen “extremen Nationalismus und Äußerungen, die den chinesisch-japanischen Antagonismus schüren”, vorzugehen. Trotzdem dürfte das harte Durchgreifen eher halbherzig und von kurzer Dauer sein, da China unter Xi Jinping nicht von seiner Feindseligkeit gegenüber dem Westen abrücken wird.

Viele Kritiker brachten die Anschläge denn auch mit Hass auf Menschen bestimmter Herkunft, insbesondere aus Japan und den Vereinigten Staaten, in Verbindung. “Die Angriffe lassen sich durch nichts anderes erklären als durch die seit langem vorherrschende, absichtlich negative Darstellung [bestimmter Gruppen]”, erklärte ein Wechat-Kanal mit dem Namen Jue Jing, der aktuelle Themen kommentiert. “Wenn es sich bei den Anschlägen um Einzelfälle handelt, wie die Regierung behauptet, woher kommen dann die vielen Likes und der Beifall unter den Meldungen über die Angriffe?”, fragte der liberale Schriftsteller Xiang Dongliang auf seinem Wechat-Kanal.

Strenge Zensur und zügellose Fremdenfeindlichkeit

China verfügt über das wahrscheinlich ausgefeilteste Zensursystem der Welt. Dennoch sind im Netz beleidigende Beiträge und Kommentare allgegenwärtig, bei denen die Zensoren ganz offensichtlich ein Auge zudrücken. Die Liste der angefeindeten Gruppen ist lang, darunter: Japaner, Amerikaner, Schwarze, Muslime, Inder, Regierungskritiker, Feministen und die LGBTQ-Gemeinschaft. Neu hinzugekommen sind nun auch Juden.

Der Hass beruht unter anderem auf Rassismus und Sexismus. Der Hauptfaktor ist jedoch die Regierungspolitik. Beispiel: das Judentum. Jahrzehntelang pflegte China gute Beziehungen sowohl mit der arabischen Welt als auch mit Israel. Jüdische Menschen galten in China überwiegend als intelligent, zielstrebig und freundlich gegenüber China.

Nach dem Beginn des Gaza-Krieges im letzten Jahr beschloss die chinesische Regierung aber nach reiflicher Überlegung, Israel fallen zu lassen – offenbar, um die Nahostpolitik besser mit dem Ziel in Einklang zu bringen, die Führung des globalen Südens zu übernehmen. Die Staatsmedien berichteten einseitig über die Brutalität Israels und spielten die Gräueltaten der Hamas herunter. Unmittelbar darauf folgten Wellen von Beschimpfungen gegen Juden im Internet.

Japan-Bashing ist sowohl politisch als auch kommerziell

Aber das Paradebeispiel ist immer noch die Verbitterung gegenüber den Japanern. Japan fiel in den 1930er- und 1940er Jahren in China ein und hat dort entsetzliche Grausamkeiten verübt. Auch wenn Japan für seine Taten nicht ganz so viel Reue wie Deutschland zeigte, bemühte es sich jedoch sehr um Versöhnung und gewährte China von den späten 1970er- bis zum Anfang der 2000er-Jahre umfangreiche wirtschaftliche und technologische Hilfe.

Die chinesische Regierung aber wollte wohl aus eigenen politischen Interessen den Antagonismus gegenüber Japan nicht aufgeben. Dabei spielt insbesondere das Bündnis zwischen Japan und Chinas Erzrivalen, den Vereinigten Staaten, eine Rolle. 2023 erreichten die Bemühungen der Regierung, Japan zu verunglimpfen, ein neues Ausmaß. Als Japan beschloss, aufbereitetes, schwach radioaktives Wasser aus dem zerstörten Kernkraftwerk Fukushima Daiichi ins Meer abzulassen, behauptete China, dass das Meerwasser kontaminiert werde. Beiträge, die im Netz das Ablassen des Wassers begrüßten, wurden gelöscht.

Desinformation ist ein lukratives Geschäft

Die erklärte Feindseligkeit der Regierung hat dazu geführt, dass Japan-Bashing zu den wichtigsten politisch korrekten Themen in den chinesischen Medien zählt. Der chinesisch-japanische Krieg ist ein Dauerbrenner in chinesischen Fernsehserien. So wurden chinesische Fans der japanischen Kultur von der Polizei beschimpft, weil sie einen Kimono trugen, und Besitzer von japanischen Autos wurden tätlich angegriffen.

Desinformation über Japan darf sich aber nicht nur ungehindert ausbreiten, sondern wurde sogar zu einem lukrativen Geschäft. Zahlreiche Influencer nutzten dieses Thema, um Zuschauer anzuziehen und Geld zu verdienen. So veröffentlichte Anfang Juni ein Influencer aus der Provinz Zhejiang ein Video, in dem er in den umstrittenen Yusukuni-Schrein in Tokio urinierte, in dem japanische Nationalisten ihrer Toten des Zweiten Weltkriegs gedenken.

Die japanische Schule in Suzhou ist dieses Jahr zur Zielscheibe der Japanhasser geworden. Sie war im Rahmen eines bilateralen Abkommens gegründet worden, um den Kindern japanischer Beschäftigter der Stadt, die rund 3.000 japanische Unternehmen beherbergt, eine Schulausbildung zu ermöglichen. In den chinesischen sozialen Medien wurde die Schule jedoch von vielen als Ausbildungsstätte für japanische Spione verunglimpft.

Anti-japanischer Angriff bringt Regierung in ein Dilemma

Der Angriff Ende Juni hat die chinesische Regierung in ein Dilemma gebracht, da sie einerseits den Verlust ausländischer Investitionen befürchtet, aber andererseits nicht von ihrer antijapanischen Haltung abrücken will. Regierungsvertreter hüllten sich zunächst in Schweigen, bis das Außenministerium am 28. Juni um eine Stellungnahme gebeten wurde. Die Sprecherin Mao Ning beschloss, die Rolle der Busfahrerin zu betonen, die, wie sie sagte, “die Tapferkeit und Freundlichkeit des chinesischen Volkes” verkörperte.

In der Regel veröffentlicht die chinesische Polizei sehr schnell die Identität und die persönlichen Daten von Personen, die öffentliche Straftaten begehen. In diesem Fall war sie jedoch zurückhaltend. Außer dem Nachnamen und dem Alter des Angreifers wurden keine persönlichen Angaben bekannt gegeben. Auch die örtliche Polizei äußerte sich nur vage zu ihren Ermittlungen und behauptete, es handele sich um einen verzweifelten Mann, der seinen Frust mit wahllosen Angriffen loswerden wollte. Liu Yi

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Sinolytics.Radar

Konjunktur: Worauf aktuelle Wirtschaftsindikatoren hindeuten

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  • Im Juni 2024 lag der chinesische Einkaufsmanagerindex (PMI) mit 49,5 Prozent knapp unter der kritischen 50-Prozent-Marke, was auf einen leichten Rückgang im produzierenden Gewerbe hindeutet. Aufgrund des Frühlingsfestes blieb der PMI in den ersten beiden Monaten des Jahres niedrig. Danach folgte im März und April eine Wachstumsphase, die im Mai und Juni wieder von einem Rückgang abgelöst wurde.
  • Im Juni gingen insbesondere die Indizes für Auftragseingang und Bestandsverkäufe zurück, und auch der Erzeugerpreisindex sank, was auf eine allgemein schwächelnde Produktionstätigkeit hindeutet.
  • Betrachtet man die Angebotsseite, so steht der Fertigungsindex im Juni bei 50,6 Prozent und damit 0,2 Prozentpunkte niedriger als im Vormonat, deutet aber immer noch ein leichtes Wachstum an. Die Wachstumsrate ist jedoch äußerst gering und sinkt weiter.
  • Derweil sank auf der Nachfrageseite der Auftragseingangs-Index geringfügig um 0,1 Prozentpunkte auf 49,5 Prozent, was auf einen erheblichen Druck auf künftige Aufträge und eine weiterhin schwache Nachfrage hindeutet. Dieses Ungleichgewicht könnte zu einem Aufbau von Lagerbeständen führen. Das wiederum könnte die Hersteller veranlassen, ihre Produktion zu drosseln, sollte sich die Nachfrage nicht verbessern.
  • Angesichts dieser Daten ist davon auszugehen, dass der Verbraucherpreisindex (VPI) weiterhin niedrig bleiben wird. Das allgemeine makroökonomische Umfeld im Inland wird voraussichtlich weiterhin durch deflationäre Erwartungen und eine verlangsamte Wirtschaftstätigkeit gekennzeichnet sein. In den meisten Branchen ist in naher Zukunft nicht mit einem Wachstum zu rechnen, was den Arbeitsmarktdruck weiter erhöhen könnte.

Sinolytics ist ein europäisches Beratungs- und Analyseunternehmen, das sich auf China spezialisiert hat. Es berät europäische Unternehmen bei der strategischen Ausrichtung und den konkreten Geschäftsaktivitäten in der Volksrepublik.

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News

Klimafinanzen: So viel zahlen die Schwellenländer

Schwellenländer wie China, Indien oder Brasilien tragen zur internationalen Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen offenbar deutlich mehr bei als allgemein angenommen. China etwa zahlte nach einer Studie im Jahr 2020 direkt und indirekt mehr als zwei Milliarden US-Dollar an Klimahilfen an andere Länder des Globalen Südens; andere Staaten der G77 tragen dreistellige Millionenbeträge bei. Das geht aus einer umfangreichen Untersuchung des renommierten britischen Thinktanks Overseas Development Institut (ODI) hervor.

Demnach machen bei den absoluten Summen der Klimafinanzierung (Daten von 2020) die ersten zehn Plätze die Industriestaaten aus – angeführt von Japan, Deutschland, Frankreich und den USA. Doch an Platz elf steht bereits China mit 1,2 Milliarden US-Dollar an direkten Zahlungen. Die ODI-Studie rechnet zu Chinas direkten Zahlungen noch die chinesische Beteiligung an internationalen Klimafonds (1 Million US-Dollar) und an den multilateralen Entwicklungsbanken (678 Millionen US-Dollar) wie der Weltbank dazu – und kommt zu einer Summe von rund zwei Milliarden US-Dollar. Demnach wäre China 2017 als der siebtgrößte Zahler von internationaler Klimafinanzierung einzuordnen.

Offizielle Zahlen über die Geldflüsse der Schwellenländer gibt es nicht – denn unter der Klimarahmenkonvention sind nur die Industrieländer dazu verpflichtet, ihre Geldflüsse für Finanzen, Technologietransfer und den Aufbau von Kapazitäten in den armen Ländern offenzulegen. Eine Studie der Organisation E3G schätzt, dass etwa China zwischen 2013 und 2017 jährlich über eine Milliarde US-Dollar zu bilateralen Projekten mit Ländern des Globalen Südens beigetragen hat, unter anderem in Projekten der Belt-and-Road-Initiative (BRI). Allerdings machen die Klimazahlungen demnach nur etwa zwei Prozent der BRI-Gesamtinvestitionen aus. Immerhin hat die von China kontrollierte Asiatische Infrastruktur-Investitionsbank (AIIB) angekündigt, ihre Klimafinanzierung bis 2030 auf jährliche sieben Milliarden US-Dollar zu verdreifachen.

Bisher haben sich nur die Industriestaaten zu Zahlungen im internationalen Klimaschutz verpflichtet. Die auf der COP21 jährlich ab 2020 versprochenen 100 Milliarden US-Dollar an mobilisierten Mitteln wurden erst 2022 nach OECD-Berechnungen das erste Mal erreicht und mit 116 Milliarden übererfüllt. Bei der COP29 in Baku wollen die UN-Staaten ein neues gemeinsames Ziel für die Klimafinanzierung (NCQG) beschließen. bpo

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Technologie: Zeiss nimmt Produktion in neuem Werk in Suzhou auf

Optikspezialist Carl Zeiss hat am Montag eine neue Produktionsstätte in China im Wert von 250 Millionen Yuan (rund 32 Millionen Euro) in Betrieb genommen. Das berichtete am Dienstag Caixin. Die Anlage befindet sich in einem Industriepark in Suzhou in der ostchinesischen Provinz Jiangsu und dient der Forschung und Entwicklung sowie der Produktion unter anderem von Mikroskopen und optischen Messinstrumenten.

Der Standort werde in erster Linie die lokale Lieferkette nutzen, um Produkte für in China ansässige Privat- und Unternehmenskunden herzustellen, sagte Maximilian Foerst, Präsident und CEO von Zeiss China. Im Oktober 2022 hatte Zeiss den ersten Spatenstich für den Bau des Werks in Suzhou gesetzt. Die neue Anlage ist der zweite Standort des Unternehmens in Suzhou. Seit 2009 betreibt Zeiss nach eigenen Angaben eine Fabrik für Komponenten und Zubehörteile für Operationsmikroskope sowie Spaltlampen. Foerst bezeichnete den Schritt als ein klares Zeichen für das langfristige Engagement des Unternehmens auf dem chinesischen Markt. cyb

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Studie: Spitzenplatz auch beim Einsatz von GenAI

Generative Künstliche Intelligenz (KI) wird einer Studie zufolge nirgendwo so umfassend eingesetzt wie in China. In der Volksrepublik nutzten 83 Prozent der Unternehmen diese Technologie, ergab eine am Dienstag veröffentlichte Umfrage der Softwarefirma SAS und des Research-Hauses Coleman Parker unter 1600 Entscheidungsträgern aus 16 Ländern und zahlreichen Branchen. Generative KI – oder GenAI – ermöglicht es Nutzern durch Sprachbefehle auf einfachem Weg, Text, Bilder, Musik und Computercode zu erstellen.

In den USA, wo der aktuelle KI-Hype mit der Veröffentlichung von ChatGPT Ende 2022 seinen Ursprung nahm, liege die Quote bei 65 Prozent und im Durchschnitt sämtlicher Befragten bei 54 Prozent, hieß es. In Deutschland nutzen 57 Prozent der Unternehmen ChatGPT & Co. Weltweit führend sei die Volksrepublik bei der KI-Überwachung, heißt es in der Studie weiter. Dabei erstellt die Software detaillierte Profile von Personen, indem sie Kommunikations- und Bewegungsdaten mit anderen verfügbaren Informationen verknüpft und analysiert. In Europa wird der “AI Act” die Nutzung von KI für solche Zwecke verbieten.

Erst vergangene Woche hatte die World Intellectual Property Organization (WIPO) vermeldet, dass aus China im letzten Jahrzehnt die meisten Erfindungen im Bereich GenAI gekommen seien, mehr als sechsmal so viele wie aus den zweitplatzierten USA. Kürzlich legte China zudem einen Verordnungsentwurf zur Regelung generativer KI vor. rtr/cyb

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E-Autos und Verbrenner: China dominiert Israels Markt

Chinesische Marken haben im ersten Halbjahr 2024 erstmals den Automarkt in Israel angeführt, nachdem sie die Konkurrenz aus Japan und Südkorea überholt haben. Beim Absatz von Elektroautos haben Chinas Marken nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua sogar zwei Drittel Marktanteil. Insgesamt verkauften chinesische Autobauer demnach zwischen Januar und Juni 34.602 Verbrenner und 26.803 E-Autos. Angeführt wurden die chinesischen Firmen von BYD, das 10.178 Autos seiner sechs in Israel erhältlichen Modelle verkaufte. Der Atto 3 SUV war das meistverkaufte Modell in Israel und machte 71 Prozent der BYD-Verkäufe aus.

Die Zahlen zeigen, wie schnell chinesische Autobauer einen Markt erobern können – auch wenn Israel sich von der EU natürlich unterscheidet, da es nicht selbst in großer Zahl Autos produziert. Bei den E-Autos haben die chinesischen Marken schon jetzt fast den Absatz des Gesamtjahres 2023 (29.402) erreicht. Auch dieser Wert lag doppelt so hoch wie der Absatz 2022. ck

  • Autoindustrie
  • E-Autos
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Presseschau

Nato und der Indopazifik: Zusammen gegen China SÜDDEUTSCHE
Johnson focuses on threats from China, support for NATO, Taiwan in major speech THE HILL
Australia’s cybersecurity agency says China-backed hackers behind online crimes NBC NEWS
Umstrittenes Seegebiet: Philippiner sichten chinesisches “Monsterschiff” SPIEGEL
Putin und Modi vertiefen Zusammenarbeit – auch wegen China HANDELSBLATT
Lage der Uiguren in China: “Zwischen Gesetz und Gesetzlosigkeit” TAZ
Microsoft-Mitarbeiter in China müssen auf iPhones umsteigen HEISE
Solarmodule: China könnte schon jetzt weltweiten Bedarf bis 2032 decken KLEINE ZEITUNG
China weltweit führend beim Einsatz generativer Künstliche Intelligenz MANAGER MAGAZIN
Verkaufsflaute in China und USA: Porsches Absatz sinkt weltweit deutlich MANAGER MAGAZIN
Biden wants to cut U.S. need for Chinese cranes; ports fear higher costs WASHINGTON POST
Positive Dopingtests in China: Ermittler sieht kein Wada-Fehlverhalten DER STANDARD

Standpunkt

Shenzhen: Das sind die Pläne für Chinas führendes Innovationszentrum

Professor Xiao Geng (links) ist Vorsitzender der Hong Kong Institution for International Finance. Andrew Sheng ist Distinguished Fellow am Asia Global Institute der Universität Hongkong.

Jahrzehntelang war das Silicon Valley das weltweit wichtigste Technologiezentrum. Doch viele asiatische Städte – wie Bangalore, Penang, Shenzhen, Singapur und Taipeh – haben daran gearbeitet, ähnliche Innovationsökosysteme aufzubauen. Das in der südchinesischen Provinz Guangdong gelegene Shenzhen war dabei besonders erfolgreich.

Als Deng Xiaoping 1979 Chinas Politik der “Reform und Öffnung” einleitete, war Shenzhen ein kleines Fischerdorf mit einem BIP von nur 28 Millionen US-Dollar, wovon 37 Prozent aus der Primärindustrie stammten. Heute ist Shenzhen Chinas führendes Innovationszentrum mit einem BIP von fast 500 Milliarden Dollar, und über 40 Prozent davon werden von Hochtechnologiebranchen erzeugt. Im vergangenen Jahr entfielen mehr als 50 Prozent der 348,4 Milliarden Dollar an den Exporten Shenzhens auf Hochtechnologieprodukte, und im Global City Competitiveness Index belegte Shenzhen den siebten Platz insgesamt und den ersten Platz in China.

Shenzhens Transformation begann 1980, als Deng es als Chinas erste “Sonderwirtschaftszone” auswählte, in der eine exportorientierte Wirtschaft entwickelt werden sollte. Unternehmen im nahe gelegenen Hongkong – damals eine britische Kolonie und bereits ein internationales Handels- und Finanzzentrum – begannen rasch, die Produktion nach Shenzhen zu verlagern, wo Land- und Arbeitskosten niedrig waren.

Das daraus resultierende Modell “vorne Laden, hinten Fabrik” erleichterte Zuflüsse ausländischer Direktinvestitionen sowie Technologie- und Wissenstransfers. Im Jahr 1994 machten die via in Hongkong ansässigen Unternehmen nach Shenzhen fließenden ausländischen Direktinvestitionen fast die Hälfte der ausländischen Direktinvestitionen in der Provinz Guangdong aus. 2005 entfielen 53 Prozent des BIP von Shenzhen auf den Fertigungssektor.

Von Werkbank der Welt zur Tech-Hochburg

Doch die Transformation Shenzhens stand damit erst am Anfang. Nach einer Regierungsentscheidung des Jahres 2006, Hochtechnologiebranchen und heimische Innovation in Shenzhen zu fördern, stiegen die Investitionen in Forschung und Entwicklung dort sprunghaft von 3,3 Prozent des BIP (2007) auf 5,8 Prozent des BIP (2023) an. Das ist noch mehr als die 5,6 Prozent, die in Israel – dem Land mit den weltweit höchsten Ausgaben für Forschung und Entwicklung im Verhältnis zum BIP – gemeldet werden.

Neben der Forschung und Entwicklung investierte Shenzhen auch massiv in den Aufbau seines Humankapitals. Unter Ausnutzung seiner Nähe zu Hongkong – mit all der Finanzkraft, den Talenten und dem Marktzugang, den dieses bot – entwickelte Shenzhen eine offene, inklusive und dynamische lokale Innovations- und Geschäftskultur, die Talente aus anderen Teilen Chinas und dem Ausland anlockte. Von den 17,8 Millionen ständigen Einwohnern Shenzhens stammen mehr als 65 Prozent von außerhalb der Stadt.

Shenzhen entwickelte zudem ein florierendes lokales Forschungs-Ökosystem. Inspiriert vom Silicon Valley – das nahe gelegene Universitäten wie Stanford und die University of California in Berkeley aufweist, die eine kontinuierliche Versorgung mit Spitzenkräften und wegweisender Forschung gewährleisten -, bot Shenzhen chinesischen Spitzenuniversitäten Land und Zuschüsse zur Einrichtung örtlicher Niederlassungen an. Die Universität Peking, die Tsinghua-Universität und die Chinesische Universität Hongkong unterhalten sämtlich einen Campus in Shenzhen, und bis zur Hälfte ihrer Studierenden bleiben nach ihrem Studienabschluss in der Stadt, um dort zu arbeiten.

Tüftler treiben das Wachstum

Shenzhen hatte eine weitere wichtige Stärke: Ein umfassendes Reservoir an Herstellern mit den Ressourcen und Fähigkeiten zum Bau von Prototypen, das entscheidend ist für die Prüfung der Umsetzbarkeit neuer Ideen oder Erfindungen. Dies trug dazu bei, innovative Unternehmen anzulocken, darunter Huawei (heute mit 128 Milliarden Dollar bewertet), die China Merchants Bank (mit einer Marktkapitalisierung von 111,4 Milliarden Dollar) und die Ping An Financial Group, BYD und Tencent, die mit 97,2 Milliarden Dollar, 92,5 Milliarden Dollar beziehungsweise 443,74 Milliarden Dollar bewertet sind.

Diese fünf Unternehmen gehören heute zu den 20 nach Marktwert größten Unternehmen des Landes. Und ihr Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft. Man betrachte einmal Tencent, den weltgrößten Publisher von Videospielen, Eigentümer des weltweit umsatzstärksten mobilen Spiels und Entwickler und Betreiber von WeChat, Chinas größter und innovativster Social-Media-Plattform. Tencent ist zudem ein führendes Wagniskapitalunternehmen, das mehr als 800 Unternehmen im In- und Ausland erworben oder in sie investiert hat. Durch Beteiligung an innovativen Technologieunternehmen von Tesla bis Enflame und Zhipu (den Start-ups für KI-fähige Chips) hat Tencent auch im KI-Sektor Fuß gefasst. Im Jahr 2020 kündigte das Unternehmen an, 70 Milliarden Dollar in Cloud-Computing, KI und Blockchain-Technologie investieren zu wollen.

Rosige Aussichten für Shenzhen

Neben diesen etablierten Giganten beherbergt Shenzhen etwa 30 “Einhörner” (nach 2000 gegründete, nicht börsennotierte Unternehmen mit einer Bewertung von jeweils mehr als einer Milliarde Dollar) – fast ebenso viele wie das weltweit fünftplatzierte Land, Deutschland (36). Eines davon, die digitale Bank WeBank, gehört zu den zehn wertvollsten Einhörnern weltweit. Es sollte daher nicht überraschen, dass Shenzhen Chinas zweitgrößten Aktienmarkt hat, mit einer Gesamt-Marktkapitalisierung von 4,29 Billionen Dollar – mehr als die von Hongkong – und einem elektronischen Handelsumsatz von 1,39 Billionen Dollar.

Es gibt Grund zu der Annahme, dass Shenzhens wirtschaftliche Zukunft rosig sein wird: Sein jährliches BIP-Wachstum von 6 Prozent übertrifft das von Peking, Shanghai und Guangzhou. Um jedoch sein Wachstum und seine Dynamik aufrechtzuerhalten, muss sich Shenzhen an ein sich rasch wandelndes globales Wirtschaftsumfeld anpassen, das durch die Zunahme geopolitisch motivierter Sanktionen gegen China, insbesondere seinen Technologiesektor, gekennzeichnet ist.

Vorteil Greater Bay Area

Eine wirksame Anpassung ist durchaus möglich. BYD, ein weltweit führender Hersteller von Elektrofahrzeugen, sieht sich hohen Zöllen aus den USA und Europa gegenüber, aber schafft es trotzdem, mit seiner führenden Batterietechnologie in globale Märkte vorzudringen. Huawei hat harte US-Sanktionen teils dadurch überstanden, dass es eigene Mikrochips und Betriebssysteme entwickelt hat. Die Fülle, Flexibilität und unternehmensfreundliche Beschaffenheit des Innovationsökosystems von Shenzhen wird es weiteren Unternehmen dort ermöglichen, sich den Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert sind, anzupassen.

Es hilft, dass Shenzhen in der Guangdong-Hongkong-Macau Greater Bay Area liegt, einer integrierten Wirtschaftszone, die neun Städte und zwei Sonderverwaltungsregionen umfasst. Die Zusammenarbeit mit benachbarten Städten hat es Shenzhen ermöglicht, seine Verbindungen zum globalen Süden zu vertiefen. Doch jetzt steht Shenzhens Widerstandsfähigkeit als führendes Herstellungs- und Innovationszentrum vor ihrer härtesten Prüfung, und seine Fähigkeit, das Beste aus diesen Verbindungen zu machen, wird maßgeblich bestimmen, ob es diese besteht. Aus dem Englischen von Jan Doolan

Andrew Sheng ist Distinguished Fellow am Asia Global Institute der Universität Hongkong. Xiao Geng ist Vorsitzender der Hong Kong Institution for International Finance sowie Professor und Direktor des Institute of Policy and Practice am Shenzhen Finance Institute der Chinesischen Universität Hongkong in Shenzhen.

Copyright: Project Syndicate, 2024.

www.project-syndicate.org

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Personalien

Jana Brokate ist seit Juni Project Lead ChiKoN an der Universität von Kiel. ChiKoN, eine vom BMBF unterstützte Fördermaßnahme, steht für “China-Kompetenz im Norden”. Brokate hat mehr als fünf Jahre in Peking und Guangzhou gelebt und unter anderem für die AHK China als Projektmanagerin gearbeitet.  

Shannon Ahuja ist seit Juni Lead Customer Experience & Digital Ecosystem bei VW China. Für ihren neuen Posten wechselt sie von Wolfsburg, wo sie zuletzt als Head of Customer Insights für den Autobauer arbeitete, nach Peking in die Geschäftsstelle Board Customer Committees und UX Strategy. 

Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!

Dessert

Ein junger Mann rastet in der U-Bahn von Shenyang völlig aus, als er seinen Platz für einen Senior freimachen soll.

“Geben Sie mir Geld? Nein? Dann belästigen Sie mich nicht!” Diese Worte schleuderte ein junger Mann in der U-Bahn von Shenyang einem älteren Fahrgast entgegen, nachdem dieser ihn um seinen Sitzplatz gebeten hatte. Ein Video des sichtlich in Rage geratenen Passagiers ging sofort in Chinas sozialen Medien viral. Auch Videos aus Wuhan und Peking kursierten bald, die den Zusammenprall der Generationen in der U-Bahn zeigten. In China, einem Land, in dem Respekt vor Älteren traditionell großgeschrieben wird, sorgten die Vorfälle für hitzige Diskussionen. In einer von Sina News durchgeführten Online-Umfrage gaben über 93 Prozent der Befragten an, dass sie sich nicht verpflichtet fühlen, ihren Sitzplatz aufzugeben. Chinas junge Bevölkerung sei so überarbeitet, da solle es eine Entscheidung des Einzelnen sein, ob er noch die Kraft habe, seinen Platz aus Höflichkeit anzubieten.

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

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    im vergangenen Monat haben zwei gewalttätige Angriffe auf Ausländer in ganz verschiedenen Landesteilen Chinas für Erschrecken gesorgt. Trotz der schieren Größe des Staates sei das kein Zufall, schreibt unser Autor – vielmehr macht er die behördliche Hetze zu großen Teilen für die galoppierende Xenophobie verantwortlich. Das Argument: Wer sich im wahrscheinlich ausgefeiltesten Zensursystem der Welt traut, gegen vermeintlich Andersartige verbal ausfällig zu werden, der weiß, dass das mehr als geduldet wird. Heute lesen Sie im China.Table, was sich die Staatsführung vom Antagonismus gegenüber Fremden verspricht und wie sie die Eskalationen zu Einzelfällen zu erklären versucht.

    Außerdem vertieft Jörn Petring unsere Vorberichterstattung auf das Dritte Plenum, das nächste Woche beginnt und die Weichen für die Wirtschaftspolitik der nächsten Jahre nicht nur in China stellen wird. Es geht um Pläne, das Gehalt der Top-Kräfte staatlicher chinesischer Finanzinstitute zu deckeln. Dieses Vorhaben findet Kritiker, aber auch viel Zustimmung in der Bevölkerung – schließlich ist es ebenfalls ein Spiel mit Neid und Vorurteilen.

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    Carolyn Braun
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    Vor dem Dritten Plenum: Deshalb geht China gegen Banker vor

    Die ICBC, eine der größten Banken Chinas, in Shanghai.

    Unmittelbar vor dem Dritten Plenum sendet Chinas Regierung erneut ein Signal, das die Wirtschaft verunsichern dürfte. Peking will offenbar im Zuge der von Präsident Xi Jinping vorangetriebenen Kampagne für “Gemeinsamen Wohlstand” die Gehälter von Top-Bankern deckeln. Wie die Hongkonger Zeitung South China Morning Post (SCMP) unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Quellen berichtetsollen die Jahresgehälter in der staatlichen Finanzbranche auf rund drei Millionen Yuan (etwa 380.000 Euro) begrenzt werden.

    Die Regierung wolle damit “Extravaganz und Hedonismus” in der Branche bekämpfen und das Wohlstandsgefälle verringern, so die Zeitung weiter. Die geplante Begrenzung gelte für alle Brokerhäuser, Investmentfonds und Banken, an denen der Staat beteiligt ist. Private Finanzinstitute seien dagegen ausgenommen. Die Regelung gelte zudem rückwirkend. Angestellte, die in den vergangenen Jahren mehr als drei Millionen Yuan verdient haben, müssten das überschüssige Geld also wahrscheinlich zurückzahlen.

    Fragliche Maßnahme vor dem Plenum

    Das Timing der Maßnahme dürfte bei Wirtschaftsvertretern für Stirnrunzeln sorgen. Denn am kommenden Montag (15. Juli) beginnt in Peking das mit Spannung erwartete Dritte Plenum des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei. Beobachter erwarten von dem nur alle fünf Jahre stattfindenden Treffen, auf dem traditionell wichtige Wirtschaftsreformen verkündet werden, dieses Mal keine wirklichen Reform-Durchbrüche. Einige Optimisten hoffen jedoch auf Ankündigungen, die der Wirtschaft oder auch dem Konsum Rückenwind geben.

    In Teilen der Bevölkerung könnte die Entscheidung zu den Gehaltsbeschränkungen allerdings durchaus Unterstützung finden. “Die Finanzbranche hat in den letzten Jahren wenig zur Realwirtschaft beigetragen, und ihr Image ist in der Öffentlichkeit schlecht”, zitierte die SCMP den Shanghaier Fondsmanager Dai Ming. “Aus Sicht der Öffentlichkeit sind die Gehaltskürzungen und -begrenzungen gerechtfertigt und vernünftig”, wird auch der Shanghaier Banker Wang Chen zitiert. Die Branche habe in den letzten Jahren schlechte Geschäfte gemacht. Daher sollte sie nun auch die Gehälter reduzieren.

    Finanzbranche steckt in der Krise

    Chinas Finanzbranche macht tatsächlich schwierige Zeiten durch. Sie wurde von einem dreijährigen Bärenmarkt an den chinesischen Börsen und dem Einbruch des Immobilienmarktes getroffen. Zudem laufen in zahlreichen Banken Anti-Korruptionsermittlungen. Mindestens 130 Finanzbeamte und Führungskräfte wurden allein im Jahr 2023 untersucht oder bestraft, wie aus Berechnungen des Finanzdienstes Bloomberg hervorgeht.

    Zudem berichtet Bloomberg, dass die neuen Gehaltsregeln teilweise ohnehin bereits durchgesetzt werden. Große Staatsfirmen sollen leitende Angestellte demnach bereits dazu aufgefordert haben, auf Boni zu verzichten. In einigen Fällen mussten Banker wohl auch Gehälter aus früheren Jahren zurückzahlen. Sie durften demnach eine Obergrenze von 2,9 Millionen Yuan im Jahr nicht überschreiten.

    “Allgemeiner Wohlstand” soll Gerechtigkeit bringen

    Xi treibt die Kampagne für “Gemeinsamen Wohlstand” seit etwa 2021 verstärkt voran. Sie zieht darauf ab, die Einkommensungleichheit im Land zu verringern und eine gerechtere Verteilung des Wohlstands zu erreichen. Der Begriff “Gemeinsamer Wohlstand” (共同富裕, gòngtóng fùyù) bezieht sich auf eine Vision, bei der der wirtschaftliche Wohlstand nicht nur einer kleinen Elite zugutekommt, sondern breiter in der Gesellschaft verteilt wird.

    Konkret umfasst die Kampagne Maßnahmen wie Steuerreformen, stärkere Regulierungen für große Technologieunternehmen, Immobilienentwickler und Banken sowie die Förderung des ländlichen Raums. Darüber hinaus investiert der Staat verstärkt in Bildung und das Gesundheitswesen. Manches davon wird voraussichtlich auch Thema beim Dritten Plenum. Unternehmen werden zudem angehalten, ihre sozialen Verpflichtungen zu erfüllen und mehr zur Gesellschaft beizutragen.

    Kritiker sehen in der Kampagne jedoch auch Risiken. Sie warnen davor, dass zu harte Eingriffe in den privaten Sektor das Wirtschaftswachstum bremsen könnten. Zudem warnen Kritiker, dass die Kampagne genutzt werden könnte, um die Kontrolle der Kommunistischen Partei über die Gesellschaft zu festigen.

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    Ausländerfeindlichkeit: Was die jüngsten Angriffe bedeuten

    Blumen am Schauplatz des Messerangriffs in Suzhou bei Shanghai.

    Die jüngsten Angriffe auf Ausländer in verschiedenen Teilen Chinas im vergangenen Monat haben ein Schlaglicht auf Chinas nationalistische Propaganda geworfen. Denn sie lösten heftige Kritik an ausländerfeindlicher Rhetorik der Behörden aus, der manche die Schuld an den Übergriffen gaben. Die Verurteilung dieser Rhetorik kann als Indiz für den wachsenden öffentlichen Widerstand gegen die Manipulation durch die Staatsführung gewertet werden.

    Am 10. Juni hatte ein Chinese mit einem Messer vier Dozenten eines US-Colleges in einem Park in Jilin in der gleichnamigen nordostchinesischen Provinz angegriffen. Am 24. Juni griff ein 52-jähriger Chinese in Suzhou, einer wohlhabenden Stadt in der Nähe von Shanghai, einen japanischen Jungen und seine Mutter mit einem Messer an, als diese gerade in einen Bus für japanische Schulkinder einsteigen wollten. Anschließend versuchte der Angreifer, sich mit Gewalt Zugang zum Bus zu verschaffen, um andere Fahrgäste anzugreifen, wurde aber von der ortsansässigen 54-jährigen Busfahrerin Hu Youping aufgehalten. Der Mann stach auf sie ein, bevor er von zu Hilfe eilenden Passanten überwältigt werden konnte.

    Die Mutter erlitt leichte Verletzungen, der Junge wurde ins Krankenhaus eingeliefert, schwebte aber nicht in Lebensgefahr. Die Busfahrerin starb nach offiziellen Angaben am 26. Juni an den Stichverletzungen. Die japanische Botschaft in Peking setzte danach die Landesflagge auf halbmast.

    Xi Jinpings Feindseligkeit gegenüber dem Westen

    Regierungsvertreter versuchten, die beiden Attacken von einer generellen Ausländerfeindlichkeit abzugrenzen. Die Behörden betonten, keine der beiden Taten habe ein ausländerfeindliches Motiv, und es handele sich um “Einzelfälle”. Gleichzeitig kündigten die großen Social-Media-Plattformen – offensichtlich auf Anweisung der Behörden – an, gegen “extremen Nationalismus und Äußerungen, die den chinesisch-japanischen Antagonismus schüren”, vorzugehen. Trotzdem dürfte das harte Durchgreifen eher halbherzig und von kurzer Dauer sein, da China unter Xi Jinping nicht von seiner Feindseligkeit gegenüber dem Westen abrücken wird.

    Viele Kritiker brachten die Anschläge denn auch mit Hass auf Menschen bestimmter Herkunft, insbesondere aus Japan und den Vereinigten Staaten, in Verbindung. “Die Angriffe lassen sich durch nichts anderes erklären als durch die seit langem vorherrschende, absichtlich negative Darstellung [bestimmter Gruppen]”, erklärte ein Wechat-Kanal mit dem Namen Jue Jing, der aktuelle Themen kommentiert. “Wenn es sich bei den Anschlägen um Einzelfälle handelt, wie die Regierung behauptet, woher kommen dann die vielen Likes und der Beifall unter den Meldungen über die Angriffe?”, fragte der liberale Schriftsteller Xiang Dongliang auf seinem Wechat-Kanal.

    Strenge Zensur und zügellose Fremdenfeindlichkeit

    China verfügt über das wahrscheinlich ausgefeilteste Zensursystem der Welt. Dennoch sind im Netz beleidigende Beiträge und Kommentare allgegenwärtig, bei denen die Zensoren ganz offensichtlich ein Auge zudrücken. Die Liste der angefeindeten Gruppen ist lang, darunter: Japaner, Amerikaner, Schwarze, Muslime, Inder, Regierungskritiker, Feministen und die LGBTQ-Gemeinschaft. Neu hinzugekommen sind nun auch Juden.

    Der Hass beruht unter anderem auf Rassismus und Sexismus. Der Hauptfaktor ist jedoch die Regierungspolitik. Beispiel: das Judentum. Jahrzehntelang pflegte China gute Beziehungen sowohl mit der arabischen Welt als auch mit Israel. Jüdische Menschen galten in China überwiegend als intelligent, zielstrebig und freundlich gegenüber China.

    Nach dem Beginn des Gaza-Krieges im letzten Jahr beschloss die chinesische Regierung aber nach reiflicher Überlegung, Israel fallen zu lassen – offenbar, um die Nahostpolitik besser mit dem Ziel in Einklang zu bringen, die Führung des globalen Südens zu übernehmen. Die Staatsmedien berichteten einseitig über die Brutalität Israels und spielten die Gräueltaten der Hamas herunter. Unmittelbar darauf folgten Wellen von Beschimpfungen gegen Juden im Internet.

    Japan-Bashing ist sowohl politisch als auch kommerziell

    Aber das Paradebeispiel ist immer noch die Verbitterung gegenüber den Japanern. Japan fiel in den 1930er- und 1940er Jahren in China ein und hat dort entsetzliche Grausamkeiten verübt. Auch wenn Japan für seine Taten nicht ganz so viel Reue wie Deutschland zeigte, bemühte es sich jedoch sehr um Versöhnung und gewährte China von den späten 1970er- bis zum Anfang der 2000er-Jahre umfangreiche wirtschaftliche und technologische Hilfe.

    Die chinesische Regierung aber wollte wohl aus eigenen politischen Interessen den Antagonismus gegenüber Japan nicht aufgeben. Dabei spielt insbesondere das Bündnis zwischen Japan und Chinas Erzrivalen, den Vereinigten Staaten, eine Rolle. 2023 erreichten die Bemühungen der Regierung, Japan zu verunglimpfen, ein neues Ausmaß. Als Japan beschloss, aufbereitetes, schwach radioaktives Wasser aus dem zerstörten Kernkraftwerk Fukushima Daiichi ins Meer abzulassen, behauptete China, dass das Meerwasser kontaminiert werde. Beiträge, die im Netz das Ablassen des Wassers begrüßten, wurden gelöscht.

    Desinformation ist ein lukratives Geschäft

    Die erklärte Feindseligkeit der Regierung hat dazu geführt, dass Japan-Bashing zu den wichtigsten politisch korrekten Themen in den chinesischen Medien zählt. Der chinesisch-japanische Krieg ist ein Dauerbrenner in chinesischen Fernsehserien. So wurden chinesische Fans der japanischen Kultur von der Polizei beschimpft, weil sie einen Kimono trugen, und Besitzer von japanischen Autos wurden tätlich angegriffen.

    Desinformation über Japan darf sich aber nicht nur ungehindert ausbreiten, sondern wurde sogar zu einem lukrativen Geschäft. Zahlreiche Influencer nutzten dieses Thema, um Zuschauer anzuziehen und Geld zu verdienen. So veröffentlichte Anfang Juni ein Influencer aus der Provinz Zhejiang ein Video, in dem er in den umstrittenen Yusukuni-Schrein in Tokio urinierte, in dem japanische Nationalisten ihrer Toten des Zweiten Weltkriegs gedenken.

    Die japanische Schule in Suzhou ist dieses Jahr zur Zielscheibe der Japanhasser geworden. Sie war im Rahmen eines bilateralen Abkommens gegründet worden, um den Kindern japanischer Beschäftigter der Stadt, die rund 3.000 japanische Unternehmen beherbergt, eine Schulausbildung zu ermöglichen. In den chinesischen sozialen Medien wurde die Schule jedoch von vielen als Ausbildungsstätte für japanische Spione verunglimpft.

    Anti-japanischer Angriff bringt Regierung in ein Dilemma

    Der Angriff Ende Juni hat die chinesische Regierung in ein Dilemma gebracht, da sie einerseits den Verlust ausländischer Investitionen befürchtet, aber andererseits nicht von ihrer antijapanischen Haltung abrücken will. Regierungsvertreter hüllten sich zunächst in Schweigen, bis das Außenministerium am 28. Juni um eine Stellungnahme gebeten wurde. Die Sprecherin Mao Ning beschloss, die Rolle der Busfahrerin zu betonen, die, wie sie sagte, “die Tapferkeit und Freundlichkeit des chinesischen Volkes” verkörperte.

    In der Regel veröffentlicht die chinesische Polizei sehr schnell die Identität und die persönlichen Daten von Personen, die öffentliche Straftaten begehen. In diesem Fall war sie jedoch zurückhaltend. Außer dem Nachnamen und dem Alter des Angreifers wurden keine persönlichen Angaben bekannt gegeben. Auch die örtliche Polizei äußerte sich nur vage zu ihren Ermittlungen und behauptete, es handele sich um einen verzweifelten Mann, der seinen Frust mit wahllosen Angriffen loswerden wollte. Liu Yi

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    Sinolytics.Radar

    Konjunktur: Worauf aktuelle Wirtschaftsindikatoren hindeuten

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    • Im Juni 2024 lag der chinesische Einkaufsmanagerindex (PMI) mit 49,5 Prozent knapp unter der kritischen 50-Prozent-Marke, was auf einen leichten Rückgang im produzierenden Gewerbe hindeutet. Aufgrund des Frühlingsfestes blieb der PMI in den ersten beiden Monaten des Jahres niedrig. Danach folgte im März und April eine Wachstumsphase, die im Mai und Juni wieder von einem Rückgang abgelöst wurde.
    • Im Juni gingen insbesondere die Indizes für Auftragseingang und Bestandsverkäufe zurück, und auch der Erzeugerpreisindex sank, was auf eine allgemein schwächelnde Produktionstätigkeit hindeutet.
    • Betrachtet man die Angebotsseite, so steht der Fertigungsindex im Juni bei 50,6 Prozent und damit 0,2 Prozentpunkte niedriger als im Vormonat, deutet aber immer noch ein leichtes Wachstum an. Die Wachstumsrate ist jedoch äußerst gering und sinkt weiter.
    • Derweil sank auf der Nachfrageseite der Auftragseingangs-Index geringfügig um 0,1 Prozentpunkte auf 49,5 Prozent, was auf einen erheblichen Druck auf künftige Aufträge und eine weiterhin schwache Nachfrage hindeutet. Dieses Ungleichgewicht könnte zu einem Aufbau von Lagerbeständen führen. Das wiederum könnte die Hersteller veranlassen, ihre Produktion zu drosseln, sollte sich die Nachfrage nicht verbessern.
    • Angesichts dieser Daten ist davon auszugehen, dass der Verbraucherpreisindex (VPI) weiterhin niedrig bleiben wird. Das allgemeine makroökonomische Umfeld im Inland wird voraussichtlich weiterhin durch deflationäre Erwartungen und eine verlangsamte Wirtschaftstätigkeit gekennzeichnet sein. In den meisten Branchen ist in naher Zukunft nicht mit einem Wachstum zu rechnen, was den Arbeitsmarktdruck weiter erhöhen könnte.

    Sinolytics ist ein europäisches Beratungs- und Analyseunternehmen, das sich auf China spezialisiert hat. Es berät europäische Unternehmen bei der strategischen Ausrichtung und den konkreten Geschäftsaktivitäten in der Volksrepublik.

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    News

    Klimafinanzen: So viel zahlen die Schwellenländer

    Schwellenländer wie China, Indien oder Brasilien tragen zur internationalen Finanzierung von Klimaschutzmaßnahmen offenbar deutlich mehr bei als allgemein angenommen. China etwa zahlte nach einer Studie im Jahr 2020 direkt und indirekt mehr als zwei Milliarden US-Dollar an Klimahilfen an andere Länder des Globalen Südens; andere Staaten der G77 tragen dreistellige Millionenbeträge bei. Das geht aus einer umfangreichen Untersuchung des renommierten britischen Thinktanks Overseas Development Institut (ODI) hervor.

    Demnach machen bei den absoluten Summen der Klimafinanzierung (Daten von 2020) die ersten zehn Plätze die Industriestaaten aus – angeführt von Japan, Deutschland, Frankreich und den USA. Doch an Platz elf steht bereits China mit 1,2 Milliarden US-Dollar an direkten Zahlungen. Die ODI-Studie rechnet zu Chinas direkten Zahlungen noch die chinesische Beteiligung an internationalen Klimafonds (1 Million US-Dollar) und an den multilateralen Entwicklungsbanken (678 Millionen US-Dollar) wie der Weltbank dazu – und kommt zu einer Summe von rund zwei Milliarden US-Dollar. Demnach wäre China 2017 als der siebtgrößte Zahler von internationaler Klimafinanzierung einzuordnen.

    Offizielle Zahlen über die Geldflüsse der Schwellenländer gibt es nicht – denn unter der Klimarahmenkonvention sind nur die Industrieländer dazu verpflichtet, ihre Geldflüsse für Finanzen, Technologietransfer und den Aufbau von Kapazitäten in den armen Ländern offenzulegen. Eine Studie der Organisation E3G schätzt, dass etwa China zwischen 2013 und 2017 jährlich über eine Milliarde US-Dollar zu bilateralen Projekten mit Ländern des Globalen Südens beigetragen hat, unter anderem in Projekten der Belt-and-Road-Initiative (BRI). Allerdings machen die Klimazahlungen demnach nur etwa zwei Prozent der BRI-Gesamtinvestitionen aus. Immerhin hat die von China kontrollierte Asiatische Infrastruktur-Investitionsbank (AIIB) angekündigt, ihre Klimafinanzierung bis 2030 auf jährliche sieben Milliarden US-Dollar zu verdreifachen.

    Bisher haben sich nur die Industriestaaten zu Zahlungen im internationalen Klimaschutz verpflichtet. Die auf der COP21 jährlich ab 2020 versprochenen 100 Milliarden US-Dollar an mobilisierten Mitteln wurden erst 2022 nach OECD-Berechnungen das erste Mal erreicht und mit 116 Milliarden übererfüllt. Bei der COP29 in Baku wollen die UN-Staaten ein neues gemeinsames Ziel für die Klimafinanzierung (NCQG) beschließen. bpo

    • COP29
    • Klima
    • Klimafinanzierung
    • UNFCCC

    Technologie: Zeiss nimmt Produktion in neuem Werk in Suzhou auf

    Optikspezialist Carl Zeiss hat am Montag eine neue Produktionsstätte in China im Wert von 250 Millionen Yuan (rund 32 Millionen Euro) in Betrieb genommen. Das berichtete am Dienstag Caixin. Die Anlage befindet sich in einem Industriepark in Suzhou in der ostchinesischen Provinz Jiangsu und dient der Forschung und Entwicklung sowie der Produktion unter anderem von Mikroskopen und optischen Messinstrumenten.

    Der Standort werde in erster Linie die lokale Lieferkette nutzen, um Produkte für in China ansässige Privat- und Unternehmenskunden herzustellen, sagte Maximilian Foerst, Präsident und CEO von Zeiss China. Im Oktober 2022 hatte Zeiss den ersten Spatenstich für den Bau des Werks in Suzhou gesetzt. Die neue Anlage ist der zweite Standort des Unternehmens in Suzhou. Seit 2009 betreibt Zeiss nach eigenen Angaben eine Fabrik für Komponenten und Zubehörteile für Operationsmikroskope sowie Spaltlampen. Foerst bezeichnete den Schritt als ein klares Zeichen für das langfristige Engagement des Unternehmens auf dem chinesischen Markt. cyb

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    Studie: Spitzenplatz auch beim Einsatz von GenAI

    Generative Künstliche Intelligenz (KI) wird einer Studie zufolge nirgendwo so umfassend eingesetzt wie in China. In der Volksrepublik nutzten 83 Prozent der Unternehmen diese Technologie, ergab eine am Dienstag veröffentlichte Umfrage der Softwarefirma SAS und des Research-Hauses Coleman Parker unter 1600 Entscheidungsträgern aus 16 Ländern und zahlreichen Branchen. Generative KI – oder GenAI – ermöglicht es Nutzern durch Sprachbefehle auf einfachem Weg, Text, Bilder, Musik und Computercode zu erstellen.

    In den USA, wo der aktuelle KI-Hype mit der Veröffentlichung von ChatGPT Ende 2022 seinen Ursprung nahm, liege die Quote bei 65 Prozent und im Durchschnitt sämtlicher Befragten bei 54 Prozent, hieß es. In Deutschland nutzen 57 Prozent der Unternehmen ChatGPT & Co. Weltweit führend sei die Volksrepublik bei der KI-Überwachung, heißt es in der Studie weiter. Dabei erstellt die Software detaillierte Profile von Personen, indem sie Kommunikations- und Bewegungsdaten mit anderen verfügbaren Informationen verknüpft und analysiert. In Europa wird der “AI Act” die Nutzung von KI für solche Zwecke verbieten.

    Erst vergangene Woche hatte die World Intellectual Property Organization (WIPO) vermeldet, dass aus China im letzten Jahrzehnt die meisten Erfindungen im Bereich GenAI gekommen seien, mehr als sechsmal so viele wie aus den zweitplatzierten USA. Kürzlich legte China zudem einen Verordnungsentwurf zur Regelung generativer KI vor. rtr/cyb

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    E-Autos und Verbrenner: China dominiert Israels Markt

    Chinesische Marken haben im ersten Halbjahr 2024 erstmals den Automarkt in Israel angeführt, nachdem sie die Konkurrenz aus Japan und Südkorea überholt haben. Beim Absatz von Elektroautos haben Chinas Marken nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua sogar zwei Drittel Marktanteil. Insgesamt verkauften chinesische Autobauer demnach zwischen Januar und Juni 34.602 Verbrenner und 26.803 E-Autos. Angeführt wurden die chinesischen Firmen von BYD, das 10.178 Autos seiner sechs in Israel erhältlichen Modelle verkaufte. Der Atto 3 SUV war das meistverkaufte Modell in Israel und machte 71 Prozent der BYD-Verkäufe aus.

    Die Zahlen zeigen, wie schnell chinesische Autobauer einen Markt erobern können – auch wenn Israel sich von der EU natürlich unterscheidet, da es nicht selbst in großer Zahl Autos produziert. Bei den E-Autos haben die chinesischen Marken schon jetzt fast den Absatz des Gesamtjahres 2023 (29.402) erreicht. Auch dieser Wert lag doppelt so hoch wie der Absatz 2022. ck

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    Presseschau

    Nato und der Indopazifik: Zusammen gegen China SÜDDEUTSCHE
    Johnson focuses on threats from China, support for NATO, Taiwan in major speech THE HILL
    Australia’s cybersecurity agency says China-backed hackers behind online crimes NBC NEWS
    Umstrittenes Seegebiet: Philippiner sichten chinesisches “Monsterschiff” SPIEGEL
    Putin und Modi vertiefen Zusammenarbeit – auch wegen China HANDELSBLATT
    Lage der Uiguren in China: “Zwischen Gesetz und Gesetzlosigkeit” TAZ
    Microsoft-Mitarbeiter in China müssen auf iPhones umsteigen HEISE
    Solarmodule: China könnte schon jetzt weltweiten Bedarf bis 2032 decken KLEINE ZEITUNG
    China weltweit führend beim Einsatz generativer Künstliche Intelligenz MANAGER MAGAZIN
    Verkaufsflaute in China und USA: Porsches Absatz sinkt weltweit deutlich MANAGER MAGAZIN
    Biden wants to cut U.S. need for Chinese cranes; ports fear higher costs WASHINGTON POST
    Positive Dopingtests in China: Ermittler sieht kein Wada-Fehlverhalten DER STANDARD

    Standpunkt

    Shenzhen: Das sind die Pläne für Chinas führendes Innovationszentrum

    Professor Xiao Geng (links) ist Vorsitzender der Hong Kong Institution for International Finance. Andrew Sheng ist Distinguished Fellow am Asia Global Institute der Universität Hongkong.

    Jahrzehntelang war das Silicon Valley das weltweit wichtigste Technologiezentrum. Doch viele asiatische Städte – wie Bangalore, Penang, Shenzhen, Singapur und Taipeh – haben daran gearbeitet, ähnliche Innovationsökosysteme aufzubauen. Das in der südchinesischen Provinz Guangdong gelegene Shenzhen war dabei besonders erfolgreich.

    Als Deng Xiaoping 1979 Chinas Politik der “Reform und Öffnung” einleitete, war Shenzhen ein kleines Fischerdorf mit einem BIP von nur 28 Millionen US-Dollar, wovon 37 Prozent aus der Primärindustrie stammten. Heute ist Shenzhen Chinas führendes Innovationszentrum mit einem BIP von fast 500 Milliarden Dollar, und über 40 Prozent davon werden von Hochtechnologiebranchen erzeugt. Im vergangenen Jahr entfielen mehr als 50 Prozent der 348,4 Milliarden Dollar an den Exporten Shenzhens auf Hochtechnologieprodukte, und im Global City Competitiveness Index belegte Shenzhen den siebten Platz insgesamt und den ersten Platz in China.

    Shenzhens Transformation begann 1980, als Deng es als Chinas erste “Sonderwirtschaftszone” auswählte, in der eine exportorientierte Wirtschaft entwickelt werden sollte. Unternehmen im nahe gelegenen Hongkong – damals eine britische Kolonie und bereits ein internationales Handels- und Finanzzentrum – begannen rasch, die Produktion nach Shenzhen zu verlagern, wo Land- und Arbeitskosten niedrig waren.

    Das daraus resultierende Modell “vorne Laden, hinten Fabrik” erleichterte Zuflüsse ausländischer Direktinvestitionen sowie Technologie- und Wissenstransfers. Im Jahr 1994 machten die via in Hongkong ansässigen Unternehmen nach Shenzhen fließenden ausländischen Direktinvestitionen fast die Hälfte der ausländischen Direktinvestitionen in der Provinz Guangdong aus. 2005 entfielen 53 Prozent des BIP von Shenzhen auf den Fertigungssektor.

    Von Werkbank der Welt zur Tech-Hochburg

    Doch die Transformation Shenzhens stand damit erst am Anfang. Nach einer Regierungsentscheidung des Jahres 2006, Hochtechnologiebranchen und heimische Innovation in Shenzhen zu fördern, stiegen die Investitionen in Forschung und Entwicklung dort sprunghaft von 3,3 Prozent des BIP (2007) auf 5,8 Prozent des BIP (2023) an. Das ist noch mehr als die 5,6 Prozent, die in Israel – dem Land mit den weltweit höchsten Ausgaben für Forschung und Entwicklung im Verhältnis zum BIP – gemeldet werden.

    Neben der Forschung und Entwicklung investierte Shenzhen auch massiv in den Aufbau seines Humankapitals. Unter Ausnutzung seiner Nähe zu Hongkong – mit all der Finanzkraft, den Talenten und dem Marktzugang, den dieses bot – entwickelte Shenzhen eine offene, inklusive und dynamische lokale Innovations- und Geschäftskultur, die Talente aus anderen Teilen Chinas und dem Ausland anlockte. Von den 17,8 Millionen ständigen Einwohnern Shenzhens stammen mehr als 65 Prozent von außerhalb der Stadt.

    Shenzhen entwickelte zudem ein florierendes lokales Forschungs-Ökosystem. Inspiriert vom Silicon Valley – das nahe gelegene Universitäten wie Stanford und die University of California in Berkeley aufweist, die eine kontinuierliche Versorgung mit Spitzenkräften und wegweisender Forschung gewährleisten -, bot Shenzhen chinesischen Spitzenuniversitäten Land und Zuschüsse zur Einrichtung örtlicher Niederlassungen an. Die Universität Peking, die Tsinghua-Universität und die Chinesische Universität Hongkong unterhalten sämtlich einen Campus in Shenzhen, und bis zur Hälfte ihrer Studierenden bleiben nach ihrem Studienabschluss in der Stadt, um dort zu arbeiten.

    Tüftler treiben das Wachstum

    Shenzhen hatte eine weitere wichtige Stärke: Ein umfassendes Reservoir an Herstellern mit den Ressourcen und Fähigkeiten zum Bau von Prototypen, das entscheidend ist für die Prüfung der Umsetzbarkeit neuer Ideen oder Erfindungen. Dies trug dazu bei, innovative Unternehmen anzulocken, darunter Huawei (heute mit 128 Milliarden Dollar bewertet), die China Merchants Bank (mit einer Marktkapitalisierung von 111,4 Milliarden Dollar) und die Ping An Financial Group, BYD und Tencent, die mit 97,2 Milliarden Dollar, 92,5 Milliarden Dollar beziehungsweise 443,74 Milliarden Dollar bewertet sind.

    Diese fünf Unternehmen gehören heute zu den 20 nach Marktwert größten Unternehmen des Landes. Und ihr Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft. Man betrachte einmal Tencent, den weltgrößten Publisher von Videospielen, Eigentümer des weltweit umsatzstärksten mobilen Spiels und Entwickler und Betreiber von WeChat, Chinas größter und innovativster Social-Media-Plattform. Tencent ist zudem ein führendes Wagniskapitalunternehmen, das mehr als 800 Unternehmen im In- und Ausland erworben oder in sie investiert hat. Durch Beteiligung an innovativen Technologieunternehmen von Tesla bis Enflame und Zhipu (den Start-ups für KI-fähige Chips) hat Tencent auch im KI-Sektor Fuß gefasst. Im Jahr 2020 kündigte das Unternehmen an, 70 Milliarden Dollar in Cloud-Computing, KI und Blockchain-Technologie investieren zu wollen.

    Rosige Aussichten für Shenzhen

    Neben diesen etablierten Giganten beherbergt Shenzhen etwa 30 “Einhörner” (nach 2000 gegründete, nicht börsennotierte Unternehmen mit einer Bewertung von jeweils mehr als einer Milliarde Dollar) – fast ebenso viele wie das weltweit fünftplatzierte Land, Deutschland (36). Eines davon, die digitale Bank WeBank, gehört zu den zehn wertvollsten Einhörnern weltweit. Es sollte daher nicht überraschen, dass Shenzhen Chinas zweitgrößten Aktienmarkt hat, mit einer Gesamt-Marktkapitalisierung von 4,29 Billionen Dollar – mehr als die von Hongkong – und einem elektronischen Handelsumsatz von 1,39 Billionen Dollar.

    Es gibt Grund zu der Annahme, dass Shenzhens wirtschaftliche Zukunft rosig sein wird: Sein jährliches BIP-Wachstum von 6 Prozent übertrifft das von Peking, Shanghai und Guangzhou. Um jedoch sein Wachstum und seine Dynamik aufrechtzuerhalten, muss sich Shenzhen an ein sich rasch wandelndes globales Wirtschaftsumfeld anpassen, das durch die Zunahme geopolitisch motivierter Sanktionen gegen China, insbesondere seinen Technologiesektor, gekennzeichnet ist.

    Vorteil Greater Bay Area

    Eine wirksame Anpassung ist durchaus möglich. BYD, ein weltweit führender Hersteller von Elektrofahrzeugen, sieht sich hohen Zöllen aus den USA und Europa gegenüber, aber schafft es trotzdem, mit seiner führenden Batterietechnologie in globale Märkte vorzudringen. Huawei hat harte US-Sanktionen teils dadurch überstanden, dass es eigene Mikrochips und Betriebssysteme entwickelt hat. Die Fülle, Flexibilität und unternehmensfreundliche Beschaffenheit des Innovationsökosystems von Shenzhen wird es weiteren Unternehmen dort ermöglichen, sich den Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert sind, anzupassen.

    Es hilft, dass Shenzhen in der Guangdong-Hongkong-Macau Greater Bay Area liegt, einer integrierten Wirtschaftszone, die neun Städte und zwei Sonderverwaltungsregionen umfasst. Die Zusammenarbeit mit benachbarten Städten hat es Shenzhen ermöglicht, seine Verbindungen zum globalen Süden zu vertiefen. Doch jetzt steht Shenzhens Widerstandsfähigkeit als führendes Herstellungs- und Innovationszentrum vor ihrer härtesten Prüfung, und seine Fähigkeit, das Beste aus diesen Verbindungen zu machen, wird maßgeblich bestimmen, ob es diese besteht. Aus dem Englischen von Jan Doolan

    Andrew Sheng ist Distinguished Fellow am Asia Global Institute der Universität Hongkong. Xiao Geng ist Vorsitzender der Hong Kong Institution for International Finance sowie Professor und Direktor des Institute of Policy and Practice am Shenzhen Finance Institute der Chinesischen Universität Hongkong in Shenzhen.

    Copyright: Project Syndicate, 2024.

    www.project-syndicate.org

    • China-Sanktionen
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    • Technologie

    Personalien

    Jana Brokate ist seit Juni Project Lead ChiKoN an der Universität von Kiel. ChiKoN, eine vom BMBF unterstützte Fördermaßnahme, steht für “China-Kompetenz im Norden”. Brokate hat mehr als fünf Jahre in Peking und Guangzhou gelebt und unter anderem für die AHK China als Projektmanagerin gearbeitet.  

    Shannon Ahuja ist seit Juni Lead Customer Experience & Digital Ecosystem bei VW China. Für ihren neuen Posten wechselt sie von Wolfsburg, wo sie zuletzt als Head of Customer Insights für den Autobauer arbeitete, nach Peking in die Geschäftsstelle Board Customer Committees und UX Strategy. 

    Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!

    Dessert

    Ein junger Mann rastet in der U-Bahn von Shenyang völlig aus, als er seinen Platz für einen Senior freimachen soll.

    “Geben Sie mir Geld? Nein? Dann belästigen Sie mich nicht!” Diese Worte schleuderte ein junger Mann in der U-Bahn von Shenyang einem älteren Fahrgast entgegen, nachdem dieser ihn um seinen Sitzplatz gebeten hatte. Ein Video des sichtlich in Rage geratenen Passagiers ging sofort in Chinas sozialen Medien viral. Auch Videos aus Wuhan und Peking kursierten bald, die den Zusammenprall der Generationen in der U-Bahn zeigten. In China, einem Land, in dem Respekt vor Älteren traditionell großgeschrieben wird, sorgten die Vorfälle für hitzige Diskussionen. In einer von Sina News durchgeführten Online-Umfrage gaben über 93 Prozent der Befragten an, dass sie sich nicht verpflichtet fühlen, ihren Sitzplatz aufzugeben. Chinas junge Bevölkerung sei so überarbeitet, da solle es eine Entscheidung des Einzelnen sein, ob er noch die Kraft habe, seinen Platz aus Höflichkeit anzubieten.

    China.Table Redaktion

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