wenn die Europäische Union den CO2-Grenzausgleich in Kraft setzt, werden die Konsequenzen folglich auch in der Volksrepublik China zu spüren sein. Dortige Zulieferer müssen möglicherweise ihre gesamte Produktion auf neue Beine stellen, um den Anforderungen gerecht zu werden. Das Manöver ist ein gutes Beispiel dafür, wie Europa seine eigenen Stärken im Kampf mit dem systemischen Rivalen einsetzen kann. Nämlich im Rahmen von Standards und Gesetzen. Wer an oder in Europa Geld verdienen will, muss sich eben an unsere Regeln halten. Es liegt nur an uns, diese Regeln konsequent nach unseren Interessen aufzustellen. Umgekehrt macht es die Volksrepublik China schließlich genauso. Ein Hauch von Level Playing Field sozusagen.
In einer eigenen Liga scheinen derweil die Forscher am Shanghai Institute of Optics and Fine Mechanics zu spielen. Die Lasertechnologie, die sie entwickelt haben, soll einen Strahl abfeuern können, der alle anderen Laser dieser Welt ganz weit in den Schatten stellt. Weshalb das auch für Normalsterbliche von Interesse sein kann, beschreibt Frank Sieren.
Derweil pfeifen die Spatzen von den Dächern, dass Chinas Staatschef Xi und US-Präsident Biden im Oktober erstmals persönlich aufeinandertreffen könnten, zumindest in dieser Ämter-Konstellation. Wussten Sie, dass ein Vortreffen für ein Vortreffen für das Haupttreffen nötig ist, ehe sich die Herren die Hände schütteln dürfen? Kein Wunder, dass Geopolitik so verdammt kompliziert ist.
Eine kurzweilige Viertelstunde wünscht Ihnen
So hochkarätig und voll war die Bühne im Presseraum der EU-Kommission in Brüssel schon lange nicht mehr besetzt: Sechs EU-Kommissar:innen und Kommissionschefin Ursula von der Leyen präsentierten am Mittwoch gemeinsam das Klimapaket “Fit for 55”. Es geht aber auch um Einiges. Das Paket mit Energie- und Klimagesetzen zielt darauf ab, die EU-Klimaziele 2030 (minus 55 Prozent Emissionen im Vergleich zu 1990) und 2050 (Klimaneutralität) zu erreichen. Teil des Pakets mit insgesamt zwölf Gesetzesinitiativen sind auch die Reform des EU-Emissionshandels (ETS) mit einer Ausweitung auf die Schifffahrt sowie die Etablierung eines CO2-Grenzausgleichs. Vor allem Letzterer könnte noch für Unmut im internationalen Handel sorgen.
Denn Chinas Dumping-Stahl steht nun eindeutig in der Schusslinie. Peking hatte schon vorab Besorgnis über das EU-Vorhaben signalisiert. Und die Bedenken werden auf höchster Regierungsebene geteilt: Xi Jinping sprach die Angelegenheit bereits in einem Telefonat mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron im April an. Die Bekämpfung des Klimawandels sei eine gemeinsame Verantwortung und sollte nicht zu einem geopolitischen Verhandlungsinstrument werden, zitierten Staatsmedien Xi damals warnend aus dem Gespräch mit Merkel und Macron. Vertreter Chinas in Brüssel betonten, über das Vorhaben müsse noch gesprochen werden.
So sieht der umstrittene Mechanismus aus: Die EU-Kommission hat für den Gesetzesvorschlag für den CO2-Grenzausgleich (kurz CBAM nach der Abkürzung für “Carbon Border Adjustment Mechanism”) nun vorerst einen eher schmalen Ansatz von Grundstoffen gewählt. In der ersten Phase wird demnach nur die Einfuhr von Zement, diversen Eisen-, Stahl- und Aluminiumgütern, Düngemittel sowie Elektrizität betroffen sein. Gelten soll der Mechanismus für alle Drittstaaten außer Island, Norwegen, der Schweiz und Liechtenstein. Außerdem behält sich die Kommission vor, die Liste der betroffenen Produkte anzupassen. Auch die Liste der ausgenommenen Drittstaaten kann noch geändert werden, wenn in den Staaten ein Emissionshandelssystem nach europäischem Vorbild eingeführt wird, das mit dem europäischen ETS verknüpfbar ist. Voll greifen soll der CBAM ab 2026.
Ob China es auf die Liste der ausgenommenen Drittstaaten schaffen kann, ist äußerst fraglich. Medienberichten zufolge will die Volksrepublik am Freitag den Startschuss für seinen nationalen Emissionshandel geben. An dem Programm werden demnach zunächst 2225 Unternehmen aus dem Energiesektor teilnehmen. In den nächsten drei bis fünf Jahren soll der Markt dann auf sieben weitere Industrien ausgedehnt werden: Petrochemie, Chemie, Baustoffe, Eisen und Stahl, Nichteisenmetalle, Papier und die inländische Luftfahrt. Ob der chinesische und der europäische Emissionshandel kompatibel sein werden, ist auch noch nicht geklärt.
Der CO2-Grenzausgleich sei eine Premiere, sagte EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni bei der Vorstellung. Für das EU-Klimapaket bedürfe es auch globaler Kooperation. Kritiker des CBAM, Staaten wie China oder auch Russland, sehen das aber anders. Sie wittern darin einen “Klima-Zoll” oder eine “CO2-Importsteuer”. EU-Kommissar Gentiloni betonte erneut: “CBAM ist keine Steuer, es ist eine Umweltmaßnahme.” Klar ist: Diese wird mehr Geld in die Kassen der EU spülen.
Die Höhe der Grenzabgabe soll sich an dem Preis orientieren, den europäische Unternehmen im Wochendurchschnitt für die Ersteigerung von EU-Emissionszertifikaten zahlen müssen. Unternehmen aus Drittstaaten können dabei CO2-Kosten, die im Heimatland entstehen, geltend machen und müssen dann entsprechend weniger “CBAM-Rechte” vorweisen. Kostenlose ETS-Zertifikate werden dann für Sektoren, die mit dem CBAM abgedeckt werden, auslaufen. Der Vorschlag der EU-Kommission sieht dafür eine zehnjährige Übergangsphase ab 2026 vor, in der die kostenlose Zuteilung von Zertifikaten schrittweise um zehn Prozentpunkte pro Jahr sinkt. Das Auslaufen der kostenlosen Verschmutzungsrechte ist eine Voraussetzung dafür, dass der CBAM mit den Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) vereinbar sein wird.
Während das Europäische Parlament die CO2-Grenzabgabe nachdrücklich befürwortet und dabei fordert, diese spätestens 2023 einzuführen, sind andere zurückhaltender: Die europäische Aluminiumindustrie sprach sich bereits dagegen aus und erklärte, es sei besser, stattdessen die kostenlosen ETS-Zertifikate beizubehalten. CBAM werde nicht effektiv den Import kohlenstoffintensiver Produkte aus China stoppen, schrieb der Generaldirektor des Industrieverbands European Aluminium, Gerd Götz, in einem Gastbeitrag auf der Plattform Euractiv Anfang Juli. China werde einfach Güter aus der kohlenstoffarmen Produktion nach Europa umleiten und die weniger umweltfreundlichen Produkte gleichzeitig im Rest der Welt weiterverkaufen, argumentiert Götz. So gebe es keine Verringerung der globalen Emission. In dieselbe Kerbe schlägt auch die Warnung des griechischen Mischkonzerns Mytilineos in Financial Times: CBAM werde die chinesische und russische “Ressourcenmischung” fördern.
In dem Vorschlag der EU-Kommission ist bisher nicht geklärt, wie europäische Unternehmen im Wettbewerb außerhalb der EU mit der Konkurrenz gleichgestellt werden sollen. Eine Art Bonuszahlung für die Ausfuhr aus der EU ist in dem Vorschlag nicht vorgesehen.
Von Bedeutung für den internationalen Handel mit China wird auch der Ausbau des ETS. Dieser wird auf die Schifffahrt ausgeweitet, auch auf Fahrten aus Drittstaaten – hierbei müssen aber nur 50 Prozent der Emissionen abgedeckt werden. Ein Kompromiss mit den internationalen Partnern, wie es in Brüssel hieß. Für Reedereien wie Cosco entstehen so höhere Kosten im maritimen Transport. “Die Verpflichtung zur Abgabe von Zertifikaten im Seeverkehr wird schrittweise über den Zeitraum 2023 bis 2025 eingeführt”, heißt es im Gesetzesvorschlag der EU-Kommission. Ab 2026 soll die Abgabe dann ganz greifen. Schiffen, die sich daran nicht halten, kann demnach in letzter Konsequenz die Einfahrt in EU-Häfen verwehrt werden.
Ob der Schritt seine gewollte Wirkung zeigen wird, stellen Expert:innen aber infrage. Die Nichtregierungsorganisation Transport & Environment (T&E) hat sich die neuesten Daten zu Schiffsemissionen angesehen, die Schiffsbetreiber gemäß den EU-Überwachungsvorschriften melden müssen. Es stellte sich heraus, dass das große Verschmutzungsproblem durch die Schifffahrt nicht auf die relativ kurzen Fahrten zwischen den EU-Häfen zurückzuführen ist – sondern auf die viel längeren Fahrten, die weit weg von Europa beginnen oder enden.
Ein Forscherteam aus Shanghai hat nach eigenen Angaben einen Quantensprung in der Lasertechnologie erzielt. Der Durchbruch gelang im Rahmen des Projekts “Station of Extreme Light” (SEL) unter Federführung des Shanghai Institute of Optics and Fine Mechanics. Demnach haben die Wissenschaftler die Voraussetzungen geschaffen, um in naher Zukunft einen Schuss mit einem Laser abzufeuern, der 10.000 mal mehr Energie enthält als alle Stromnetze der Welt zusammen und dabei zehn Milliarden Mal intensiver ist als das Sonnenlicht, heißt es. In den kommenden zwei bis vier Jahren soll das Experiment erstmals ausgeführt werden.
Die Energie des Lasers würde dem Vernehmen nach geradezu irrsinnige 100 Petawatt erreichen. Ein Petawatt entspricht tausend Billionen Watt. Der aktuelle Laserrekord liegt bei gerade einmal zehn Petawatt und wurde erst vor wenigen Wochen von einem europäischen Forschungsteam aufgestellt. Die große Differenz zur Leistungsstärke des Lasers aus Shanghai erklärt sich damit, dass die Europäer bisher daran gescheitert sind, den gewaltigen Energie-Input zu handhaben, ohne dass die optischen Komponenten eines Lasers wie Kristalle, Linsen und Spiegel beschädigt werden.
Um dieses Problem zu umgehen, leiten die chinesischen Wissenschaftler den Eingangsstrahl in ein Farbspektrum. In jedem farbigen Strahl ist die Energiemenge so stark reduziert, dass die Hardware sie aushalten kann. Anschließend müssen die Spektralfarben jedoch wieder zu einem einzigen Strahl zusammengeführt werden. Diese Kompression war seit Jahren das große Hindernis, an dem sich Forscher aus Europa, Russland und den USA die Zähne ausbissen.
“Der Kompressor beginnt sofort zu brennen, wenn so viel Energie hereinfließt”, erklärte der am SEL-Projekt beteiligte Wissenschaftler Liu Jun. In einem 19-seitigen Forschungspapier, das im US-Magazin Optics Express veröffentlicht wurde, stellt das Team nun ein neues Design für Hochleistungslaser vor. Dabei wird der Kompressionsvorgang in verschiedene Schritte aufgeteilt. So gelingt es, die Energieintensität auf ein für den Kompressor sicheres Niveau zu reduzieren.
Anfänglich hatten die Forscher angedacht, vier Laserstrahlen einzusetzen. Mit der neuen Technologie aber ist ein einziger Strahl bereits ausreichend, um die Energiemenge zu erreichen. “Je weniger Strahlen, desto einfacher ist das Gerät aufgebaut. Und je einfacher das Gerät, desto einfacher kann es gebaut und betrieben werden”, so Forscher Liu. Auch Qualität und Stabilität der Laserpulse würden sich damit signifikant verbessern. Die Kosten des Forschungsprojekts werden auf rund 100-Millionen-US-Dollar beziffert.
Das SEL wurde 2018 ins Leben gerufen, um Einblicke in bislang nicht vollständig entschlüsselte physikalische Phänomene zu ermöglichen, etwa zur Beschaffenheit der Raumzeit. Die Kraft seines neuen Laserdesigns soll ausreichen, um aus einem Vakuum heraus Materie und Antimaterie erzeugen zu können. Die Forscher hoffen, dadurch im Labor genau jene physikalischen Prozesse nachvollzuziehen, die für die Entstehung des Universums verantwortlich sind.
Ein Vakuum ist, entgegen der geläufigen Vermutung, nicht leer, sondern mit Paaren von Elektronen und Positronen gefüllt, also Teilchen aus Materie und Antimaterie. Normalerweise kollidieren diese Teilchen miteinander und zerstören sich gegenseitg. Mithilfe des Hochleistungslasers könnte es jetzt erstmals gelingen, die Teilchen vor der Kollision voneinander zu trennen und ihre Zerstörung zu verhindern. Materie und Antimaterie würde quasi wie aus dem Nichts erzeugt werden, heißt es in dem Bericht der Forscher. Dieser Prozess hat schon einen Namen und heißt “Breaking the Vacuum”. Gleichzeitig wäre es ein eindrucksvoller Beweis, dass Materie und Energie austauschbar sind, so wie es Albert Einsteins berühmte Gleichung E=mc^2 vorhersagt.
Der Laser könnte zudem eine praktische Anwendung im Bereich der Kernfusionsenergie finden. Die Entwicklung von Atomwaffen hat bereits gezeigt, dass es möglich ist, Materie in große Mengen von Wärme und Licht umzuwandeln. Dagegen ist die Umwandlung von Wärme und Licht in Materie wesentlich schwieriger. Sollte es gelingen, könnte ein neuer Zweig der Physik, die sogenannte Nukleare Photonik, in kürzester Zeit aus den Kinderschuhen herauswachsen. Sie vereint die Kernphysik und die Physik hoher Energiedichte in Materie und nutzt dabei die einzigartigen Eigenschaften neuer Strahlungsquellen, die auf dem Einsatz von Höchstleistungslasern basieren, für die Grundlagenforschung und Anwendung.
Ob bei Alltagsanwendungen, Quantentechnologie oder Grundlagenforschung: Ohne Laser geht heute kaum noch etwas. Je nach Energie und Wellenlänge haben die parallel im gleichen Takt schwingenden Lichtwellen große Vorteile. Sie können Atome kühlen oder Daten übermitteln, aber auch Messungen vom Mikrokosmos bis zu Gravitationswellen durchführen.
Auch in anderen Bereichen der Lasertechnik machen Wissenschaftler aus der Volksrepublik grundlegende Fortschritte. Bereits im März hatte ein Forscherteam der University of Science and Technology of China verkündet, eine Methode entwickelt zu haben, mit dem sich versteckte Objekte in mehr als einem Kilometer Entfernung identifizieren lassen.
Bei dem als Non-Line-of-Sight (NLOS) bekannten Verfahren wird Laserlicht von umliegenden Gegenständen auf ein verdecktes Objekt gestreut, wodurch dieses anschließend als 3D-Modell rekonstruiert werden kann. Dadurch wird es möglich, Objekte außerhalb des Sichtfeldes, hinter einer Ecke oder einem Hindernis, zu erfassen. Die chinesischen Wissenschaftler haben auf diese Art und Weise auf einem Universitätscampus in Shanghai eine versteckte Schaufensterpuppe auf eine Entfernung von 1,43 km ausmachen können.
Zuvor war es nur möglich gewesen, teilweise oder vollständig verborgene Objekte aus wenigen Metern Entfernung zu erkennen. Denn Licht, das über längere Distanzen wandert, wird verstärkt von Streulicht aus der Umgebung und Partikeln in der Luft beeinflusst, was wiederum die Sensoren verwirrt. Das Setup der Forscher konnte auch verschiedene Objekte unterscheiden, die nur 9,4 cm voneinander entfernt platziert waren, oder versteckte Objekte in Bewegung mit zwei zusätzlichen Sensoren erkennen.
Wu Cheng, einer der beteiligten Forscher, erklärte gegenüber der South China Morning Post, dass die NLOS-Bildgebung selbstfahrenden Autos helfen könnte, Fahrzeuge und Fußgänger hinter Gebäuden zu erkennen. Auch bei der Polizeiarbeit könnte die Technologie eingesetzt werden, etwa um Geiseln oder Straftäter in einem verwinkelten Wohngebiet zu lokalisieren.
Das chinesische Bruttoinlandsprodukt kommt von dem Extremwachstum der Phase nach dem Corona-Schock herunter. Im Quartal von April bis Juni betrug der Zuwachs 7,9 Prozent. Im Vorquartal waren es noch 18,3 Prozent, was aber als Ausreißer zu werten ist. Für das erste Halbjahr ergeben sich 12,7 Prozent im Vorjahresvergleich. Das Nationale Statistikamt sprach in seiner Mitteilung am Donnerstag von einer “gleichmäßigen Erholung” von den Pandemieverhältnissen. Im ersten Quartal des Corona-Jahres 2020 war das Wachstum um 9,8 Prozent eingebrochen.
Viele wichtige Indikatoren deuten auf eine weiterhin starke Entwicklung der chinesischen Wirtschaft hin. Die Einzelhandelsumsätze stiegen um 12,1 Prozent, die Industrieproduktion um gute acht Prozent. Corona ist als Sorge für die chinesischen Ökonomen längst in den Hintergrund gerückt. Stattdessen gelten die hohen Rohstoffpreise als Hemmschuh für die Konjunktur (China.Table berichtete).
Unter Fachleuten gilt es nun als wahrscheinlich, dass China im Gesamtjahr 2021 ein Wachstum zwischen sechs und acht Prozent erreichen wird. Geplant sind sechs Prozent. Die Weltbank schätzt, dass Chinas Wirtschaft sogar um 8,5 Prozent zulegen könnte. Der Binnenkonsum muss sich allerdings noch weiter erholen.
Vergleicht man das Wachstum mit dem letzten 2. Quartal vor der Corona-Krise, also mit 2019, so liegt es 2021 noch um 1.7 Prozent höher. Das ist ein gutes Zeichen. Die Industrieproduktion legte im Juni im Vorjahresvergleich um 8,3 Prozent zu. Die Pekinger Zentralregierung geht jedoch dennoch auf Nummer sicher. Am vergangenen Freitag schon hat die Zentralbank zum ersten Mal seit April 2020 den Mindesreservesatz um 50 Basispunkte gesenkt, damit die Banken mehr Kredite vergeben. Damit werden rund 154 Milliarden US-Dollar zusätzlich in den Markt gepumpt.
Die Senkung des Mindestreservesatzes fiel stärker aus als erwartet. Unter Analysten gilt es deshalb als wahrscheinlich, dass der Leitzins nun bis Ende des Jahres gleichbleiben wird – obwohl das Wachstum in der zweiten Jahreshälfte voraussichtlich weiter abkühlt. Der Leitzins liegt derzeit bei stolzen 3.85 Prozent. Die im internationalen Vergleich hohen Zinsen gelten als Zeichen für eine stabile Wirtschaft.
Das bedeutet: Peking ist wachsam, aber nicht sehr besorgt. Dafür spricht auch der Trend in der Haushaltspolitik der Provinzen, Städte und Gemeinden, die sich über Anleihen finanzieren. Daten des Finanzministeriums zeigen, dass die Gebietskörperschaften zwischen Januar und Mai rund 90 Milliarden US-Dollar an Spezial-Anleihen ausgegeben haben. Das sind 16 Prozent der jährlichen Quote innerhalb von fünf Monaten, sie haben also bei weitem nicht das abgerufen, was möglich gewesen wäre. Das bedeutet: Sie haben abwartend agiert und können nun noch deutlich nachlegen, ohne die jährliche Quote zu überziehen.
Auch Chinas Exporte wuchsen im Juni stärker als erwartet. Sie stiegen um 32,2 Prozent. Analysten hatten mit nur gut 20 Prozent gerechnet. Doch auch diese Zahlen sind verzerrt, sie haben mit der nachholenden internationalen Nachfrage zu tun, nachdem die Lockdowns im Westen langsam aufgehoben werden. fs/fin
Bundesaußenminister Heiko Maas hat die politischen Absichten hinter der chinesischen und russischen Impfstoffdiplomatie ungewöhnlich scharf kritisiert. Am Rande einer US-Reise in den Bundesstaat Michigan, wo Maas eine Produktionsstätte des US-Pharmaherstellers Pfizer besuchte, sagte der SPD-Politiker: “Wir stellen fest, dass vor allem China seinen Bestand an Impfstoff dazu benutzt, in verschiedenen Ländern sehr deutliche politische Forderungen zu stellen.” Die Art und Weise, in der die Volksrepublik, aber auch die russische Regierung die Vakzine nutzten, verfolge “lediglich die Absicht, den eigenen Einfluss zu erhöhen und nicht zwingend an erster Stelle Menschenleben zu retten”, so Maas.
Tatsächlich versorgt die Volksrepublik viele Entwicklungsländer mit den Impfstoffen der chinesischen Hersteller Sinovac und Sinopharm. Allein auf dem afrikanischen Kontinent unterstützt Peking knapp 40 Staaten bei der Immunisierung ihrer Bevölkerungen. Die Regierung in Taiwan wirft dem großen Nachbarn vor, die Lieferung der Impfstoffe unter anderem an die Bedingung zu knüpfen, Taipeh international weiter zu isolieren. Die Volksrepublik beansprucht die Insel als Teil ihres Staatsgebietes.
Maas appellierte, andere Staaten müssten entsprechende Alternativen in den Ländern schaffen, die dringend auf Hilfe angewiesen sind. “Diese Alternativen sind die Vakzine, die wir zur Verfügung haben, und die wir selbstverständlich so vielen Ländern wie möglich in so vielen Regionen wie möglich zugänglich machen möchten.” grz
Das mit Spannung erwartete erste Aufeinandertreffen zwischen Joe Biden in seiner Rolle als US-Präsident und Chinas Staatschef Xi Jinping zeichnet sich am Horizont ab. Die stellvertretende US-amerikanische Außenministerin Wendy Sherman reist in der kommenden Woche aus Washington in die chinesische Hafenstadt Tianjin, um dort ihren Amtskollegen Xie Feng zu treffen. Das berichtet die South China Morning Post am Mittwoch. Die Begegnung soll ein späteres Treffen zwischen den beiden Außenministern Antony Blinken und Wang Yi vorbereiten, das wiederum als Voraussetzung für das Gipfeltreffen der beiden Regierungschefs gilt. Im Gespräch ist eine Begegnung der beiden mächtigsten Männer der Welt beim G20-Gipfel im Oktober in Rom.
Biden traf Xi bereits als Vizepräsident unter Barack Obama zu einem persönlichen Gespräch. Damals war Xi frisch als Staats- und Parteichef inthronisiert worden. Im Vergleich zu damals sind die Beziehungen zwischen den größten Volkswirtschaften inzwischen stark belastet. grz
Die chinesische Regierung verschärft die Internet-Regulierungen im Land. Ab September gilt der Versuch, Sicherheitslücken im Netz aufzuspüren, sowie die Weiterverbreitung von Wissen über etwaige Sicherheitslücken oder gar der Verkauf dessen als strafbar. Befasst mit der Umsetzung des neuen Rechtsrahmens sind zwei Behörden. Das berichteten chinesische Staatsmedien.
Internet-Dienstleister bekommen künftig ein Zeitfenster von zwei Tagen, entsprechende Kenntnisse von solchen Schlupflöchern an das Ministerium für Informationstechnologie weiterzuleiten. Damit soll möglicher Schaden von Nutzern minimiert werden, heißt es. Derweil wird es dem Ministerium für Staatssicherheit exklusiv vorbehalten sein, die Existenz der Sicherheitslücken publik zu machen.
Im Mai waren mehrere Studenten zu Haftstrafen bis zu zweieinhalb Jahren verurteilt worden. Die Gruppe hatte ein Schlupfloch in der Mobilfunk-Anwendung der Fastfoodkette KFC entdeckt und sich Warengutscheine im Wert von knapp 300.000 Euro verschafft. grz
Mehrere Gebiete in China werden zeitnah mit der Corona-Impfung von Teenagern beginnen. Die südwestliche Region Guangxi und die Stadt Jingmen in der zentralen Provinz Hubei werden noch im Juli mit der Impfung von 15- bis 17-jährigen starten, wie Reuters am Mittwoch unter Berufung auf staatliche Stellen berichtete. Die Impfung von Kindern zwischen zwölf und 14 Jahren soll dann im August aufgenommen werden. Das Ziel der Behörden sei es, bis Ende Oktober alle Teenager ab zwölf Jahren vollständig geimpft zu haben, wenn sie für die Verabreichung des Wirkstoffs medizinisch geeignet sind. In der Volksrepublik sind die Vakzine von Sinovac und Sinopharm für die Altersgruppe zwischen drei und 17 Jahren zugelassen. ari
Ein deutsch-chinesisches Gespräch hat Monika Hohlmeier in besonderer Erinnerung: 1985 traf ihr Vater, der damalige bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß, den damaligen Führer der Kommunistischen Partei Chinas, Deng Xiaoping. Offiziell war eine halbe Stunde für das Gespräch geplant. “Die beiden haben sich aber so gut unterhalten, dass das komplette Protokoll geschmissen wurde”, erzählt Monika Hohlmeier und lacht dabei herzlich. “Nach einer Stunde wurden alle unruhig, nach zwei Stunden war der Eklat perfekt.” Damals begleitete sie ihren Politiker-Vater auf seiner Auslandsreise. Heute ist die 59-Jährige selbst Europaabgeordnete der CSU und Mitglied der China-Delegation.
Monika Hohlmeier wurde 1962 als jüngstes von drei Kindern des CSU-Politikers Strauß geboren, der von 1978 bis 1988 bayerischer Ministerpräsident war. Nach dem Tod ihrer Mutter 1984 übernahm die ausgebildete Hotelkauffrau die Rolle der bayerischen “First Lady” – und begann danach ihre eigene politische Karriere. 18 Jahre lang war sie Abgeordnete im Bayerischen Landtag, von 1998 bis 2005 bayerische Kultusministerin. 2009 wurde sie ins Europäische Parlament gewählt.
Zuletzt stand Hohlmeier wegen eines Maskendeals in der Kritik – also wegen der Beschaffung eines Produkts, das hauptsächlich aus China importiert wird. Laut Berichten verschaffte sie Andrea Tandler, Tochter des langjährigen CSU-Politikers Gerold Tandler, Kontakt zu Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Andrea Tandler erhielt daraufhin als Maklerin bei den Maskengeschäften des Schweizer Unternehmens Emix mit dem Bund eine hohe Summe an Provisionen. Auch in Bayern soll Hohlmeier den Kontakt zwischen Tandler und dem Gesundheitsministerium hergestellt haben – woraufhin das Ministerium den “teuersten Deal für FFP2-Mundschutz” während der ersten Coronawelle 2020 abschloss, berichtete der Spiegel. Hohlmeier selbst hat an den Geschäften wohl nichts verdient. Von den Provisionen für Tandler habe sie nichts gewusst, ließ sie durch einen Anwalt ausrichten.
Unabhängig von der bayerischen Maskenaffäre gilt sie als bestens informierte China-Kennerin. Das Treffen zwischen ihrem Vater und Deng Xiaoping sei für sie deshalb so faszinierend gewesen, weil zwei Menschen aus Gesellschaften mit völlig unterschiedlichen Wertvorstellungen aufeinandertrafen – und sich dennoch so gut verstanden. “Trotz der Unterschiede gab es Erlebnisse wie Kriege, die beide erlebt hatten, über die sie eine Verbindung schafften”, so Hohlmeier. Diese Gegensätze seien auch in ihrer eigenen Arbeit immer wieder spannend: Junge Menschen aus China wunderten sich zum Beispiel, wie in Europa die individuellen Interessen wichtiger als die der Gemeinschaft sein können. “Wenn wir dann unseren Ansatz erklären, ergeben sich spannende Diskussionen”, sagt Hohlmeier. “Man muss miteinander ins Gespräch kommen, um sich gegenseitig begreifbar zu machen.”
Monika Hohlmeier hat allerhand Anekdoten von ihren China-Reisen auf Lager. Viele erzählen von der Geschwindigkeit, mit der China sich zur globalen Weltmacht entwickelt hat: Mit ihrem Vater sei sie 1985 auch in die ostchinesische Provinz Shandong gereist, wo infolge eines Taifuns Brücken zusammengebrochen und der Strom ausgefallen war. “Wir versuchten mit Taschenlampen, den Flughafen zu finden, und jemand beleuchtete mit einer Fackel die Landebahn”, erzählt sie. “Wenn ich das mit dem Flughafen von heute vergleiche, dann steht das für mich für eine unglaubliche Entwicklung Chinas, für seine Stärke und seinen Willen.”
Für die Beziehungen zwischen Europa und China wünscht sie sich, auch schwierige Themen wie Menschenrechte und Zwangsarbeit offen und ehrlich besprechen zu können. “Wenn wir miteinander im Wettbewerb stehen und trotzdem auf respektvolle, freundliche Art und Weise und in Freundschaft miteinander umgehen wollen, beinhaltet das auch, dass wir Themen ansprechen können, die der chinesischen Regierung vielleicht unangenehm sind”, betont die CSU-Politikerin. Leonie Düngefeld
Xu Jingren ist tot. Der Gründer der Yangtze River Pharmaceutical Group Co. Ltd. starb am vergangenen Montag im Alter von 77 Jahren. Fünf Jahrzehnte führte Xu das Unternehmen, das in China zu den erfolgreichsten der Branche zählt, gegen den Trend aber nie an die Börse gegangen ist. Xu bekleidete in Personalunion die Ämter des Vorstandsvorsitzenden, des Hauptgeschäftsführers und des Parteisekretärs.
Extravagante Lackierungen für teure Sportwagen sind in China keine Seltenheit. Ob sie dabei immer auch gut aussehen, liegt bekanntlich im Auge des Betrachters. Eine individuelle Erscheinung bieten sie auf jeden Fall. Dieser schnittige Lamborghini wurde in der vergangenen Woche bei der 18. Internationalen Auto Expo im nordostchinesischen Changchun vorgestellt.
wenn die Europäische Union den CO2-Grenzausgleich in Kraft setzt, werden die Konsequenzen folglich auch in der Volksrepublik China zu spüren sein. Dortige Zulieferer müssen möglicherweise ihre gesamte Produktion auf neue Beine stellen, um den Anforderungen gerecht zu werden. Das Manöver ist ein gutes Beispiel dafür, wie Europa seine eigenen Stärken im Kampf mit dem systemischen Rivalen einsetzen kann. Nämlich im Rahmen von Standards und Gesetzen. Wer an oder in Europa Geld verdienen will, muss sich eben an unsere Regeln halten. Es liegt nur an uns, diese Regeln konsequent nach unseren Interessen aufzustellen. Umgekehrt macht es die Volksrepublik China schließlich genauso. Ein Hauch von Level Playing Field sozusagen.
In einer eigenen Liga scheinen derweil die Forscher am Shanghai Institute of Optics and Fine Mechanics zu spielen. Die Lasertechnologie, die sie entwickelt haben, soll einen Strahl abfeuern können, der alle anderen Laser dieser Welt ganz weit in den Schatten stellt. Weshalb das auch für Normalsterbliche von Interesse sein kann, beschreibt Frank Sieren.
Derweil pfeifen die Spatzen von den Dächern, dass Chinas Staatschef Xi und US-Präsident Biden im Oktober erstmals persönlich aufeinandertreffen könnten, zumindest in dieser Ämter-Konstellation. Wussten Sie, dass ein Vortreffen für ein Vortreffen für das Haupttreffen nötig ist, ehe sich die Herren die Hände schütteln dürfen? Kein Wunder, dass Geopolitik so verdammt kompliziert ist.
Eine kurzweilige Viertelstunde wünscht Ihnen
So hochkarätig und voll war die Bühne im Presseraum der EU-Kommission in Brüssel schon lange nicht mehr besetzt: Sechs EU-Kommissar:innen und Kommissionschefin Ursula von der Leyen präsentierten am Mittwoch gemeinsam das Klimapaket “Fit for 55”. Es geht aber auch um Einiges. Das Paket mit Energie- und Klimagesetzen zielt darauf ab, die EU-Klimaziele 2030 (minus 55 Prozent Emissionen im Vergleich zu 1990) und 2050 (Klimaneutralität) zu erreichen. Teil des Pakets mit insgesamt zwölf Gesetzesinitiativen sind auch die Reform des EU-Emissionshandels (ETS) mit einer Ausweitung auf die Schifffahrt sowie die Etablierung eines CO2-Grenzausgleichs. Vor allem Letzterer könnte noch für Unmut im internationalen Handel sorgen.
Denn Chinas Dumping-Stahl steht nun eindeutig in der Schusslinie. Peking hatte schon vorab Besorgnis über das EU-Vorhaben signalisiert. Und die Bedenken werden auf höchster Regierungsebene geteilt: Xi Jinping sprach die Angelegenheit bereits in einem Telefonat mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron im April an. Die Bekämpfung des Klimawandels sei eine gemeinsame Verantwortung und sollte nicht zu einem geopolitischen Verhandlungsinstrument werden, zitierten Staatsmedien Xi damals warnend aus dem Gespräch mit Merkel und Macron. Vertreter Chinas in Brüssel betonten, über das Vorhaben müsse noch gesprochen werden.
So sieht der umstrittene Mechanismus aus: Die EU-Kommission hat für den Gesetzesvorschlag für den CO2-Grenzausgleich (kurz CBAM nach der Abkürzung für “Carbon Border Adjustment Mechanism”) nun vorerst einen eher schmalen Ansatz von Grundstoffen gewählt. In der ersten Phase wird demnach nur die Einfuhr von Zement, diversen Eisen-, Stahl- und Aluminiumgütern, Düngemittel sowie Elektrizität betroffen sein. Gelten soll der Mechanismus für alle Drittstaaten außer Island, Norwegen, der Schweiz und Liechtenstein. Außerdem behält sich die Kommission vor, die Liste der betroffenen Produkte anzupassen. Auch die Liste der ausgenommenen Drittstaaten kann noch geändert werden, wenn in den Staaten ein Emissionshandelssystem nach europäischem Vorbild eingeführt wird, das mit dem europäischen ETS verknüpfbar ist. Voll greifen soll der CBAM ab 2026.
Ob China es auf die Liste der ausgenommenen Drittstaaten schaffen kann, ist äußerst fraglich. Medienberichten zufolge will die Volksrepublik am Freitag den Startschuss für seinen nationalen Emissionshandel geben. An dem Programm werden demnach zunächst 2225 Unternehmen aus dem Energiesektor teilnehmen. In den nächsten drei bis fünf Jahren soll der Markt dann auf sieben weitere Industrien ausgedehnt werden: Petrochemie, Chemie, Baustoffe, Eisen und Stahl, Nichteisenmetalle, Papier und die inländische Luftfahrt. Ob der chinesische und der europäische Emissionshandel kompatibel sein werden, ist auch noch nicht geklärt.
Der CO2-Grenzausgleich sei eine Premiere, sagte EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni bei der Vorstellung. Für das EU-Klimapaket bedürfe es auch globaler Kooperation. Kritiker des CBAM, Staaten wie China oder auch Russland, sehen das aber anders. Sie wittern darin einen “Klima-Zoll” oder eine “CO2-Importsteuer”. EU-Kommissar Gentiloni betonte erneut: “CBAM ist keine Steuer, es ist eine Umweltmaßnahme.” Klar ist: Diese wird mehr Geld in die Kassen der EU spülen.
Die Höhe der Grenzabgabe soll sich an dem Preis orientieren, den europäische Unternehmen im Wochendurchschnitt für die Ersteigerung von EU-Emissionszertifikaten zahlen müssen. Unternehmen aus Drittstaaten können dabei CO2-Kosten, die im Heimatland entstehen, geltend machen und müssen dann entsprechend weniger “CBAM-Rechte” vorweisen. Kostenlose ETS-Zertifikate werden dann für Sektoren, die mit dem CBAM abgedeckt werden, auslaufen. Der Vorschlag der EU-Kommission sieht dafür eine zehnjährige Übergangsphase ab 2026 vor, in der die kostenlose Zuteilung von Zertifikaten schrittweise um zehn Prozentpunkte pro Jahr sinkt. Das Auslaufen der kostenlosen Verschmutzungsrechte ist eine Voraussetzung dafür, dass der CBAM mit den Regeln der Welthandelsorganisation (WTO) vereinbar sein wird.
Während das Europäische Parlament die CO2-Grenzabgabe nachdrücklich befürwortet und dabei fordert, diese spätestens 2023 einzuführen, sind andere zurückhaltender: Die europäische Aluminiumindustrie sprach sich bereits dagegen aus und erklärte, es sei besser, stattdessen die kostenlosen ETS-Zertifikate beizubehalten. CBAM werde nicht effektiv den Import kohlenstoffintensiver Produkte aus China stoppen, schrieb der Generaldirektor des Industrieverbands European Aluminium, Gerd Götz, in einem Gastbeitrag auf der Plattform Euractiv Anfang Juli. China werde einfach Güter aus der kohlenstoffarmen Produktion nach Europa umleiten und die weniger umweltfreundlichen Produkte gleichzeitig im Rest der Welt weiterverkaufen, argumentiert Götz. So gebe es keine Verringerung der globalen Emission. In dieselbe Kerbe schlägt auch die Warnung des griechischen Mischkonzerns Mytilineos in Financial Times: CBAM werde die chinesische und russische “Ressourcenmischung” fördern.
In dem Vorschlag der EU-Kommission ist bisher nicht geklärt, wie europäische Unternehmen im Wettbewerb außerhalb der EU mit der Konkurrenz gleichgestellt werden sollen. Eine Art Bonuszahlung für die Ausfuhr aus der EU ist in dem Vorschlag nicht vorgesehen.
Von Bedeutung für den internationalen Handel mit China wird auch der Ausbau des ETS. Dieser wird auf die Schifffahrt ausgeweitet, auch auf Fahrten aus Drittstaaten – hierbei müssen aber nur 50 Prozent der Emissionen abgedeckt werden. Ein Kompromiss mit den internationalen Partnern, wie es in Brüssel hieß. Für Reedereien wie Cosco entstehen so höhere Kosten im maritimen Transport. “Die Verpflichtung zur Abgabe von Zertifikaten im Seeverkehr wird schrittweise über den Zeitraum 2023 bis 2025 eingeführt”, heißt es im Gesetzesvorschlag der EU-Kommission. Ab 2026 soll die Abgabe dann ganz greifen. Schiffen, die sich daran nicht halten, kann demnach in letzter Konsequenz die Einfahrt in EU-Häfen verwehrt werden.
Ob der Schritt seine gewollte Wirkung zeigen wird, stellen Expert:innen aber infrage. Die Nichtregierungsorganisation Transport & Environment (T&E) hat sich die neuesten Daten zu Schiffsemissionen angesehen, die Schiffsbetreiber gemäß den EU-Überwachungsvorschriften melden müssen. Es stellte sich heraus, dass das große Verschmutzungsproblem durch die Schifffahrt nicht auf die relativ kurzen Fahrten zwischen den EU-Häfen zurückzuführen ist – sondern auf die viel längeren Fahrten, die weit weg von Europa beginnen oder enden.
Ein Forscherteam aus Shanghai hat nach eigenen Angaben einen Quantensprung in der Lasertechnologie erzielt. Der Durchbruch gelang im Rahmen des Projekts “Station of Extreme Light” (SEL) unter Federführung des Shanghai Institute of Optics and Fine Mechanics. Demnach haben die Wissenschaftler die Voraussetzungen geschaffen, um in naher Zukunft einen Schuss mit einem Laser abzufeuern, der 10.000 mal mehr Energie enthält als alle Stromnetze der Welt zusammen und dabei zehn Milliarden Mal intensiver ist als das Sonnenlicht, heißt es. In den kommenden zwei bis vier Jahren soll das Experiment erstmals ausgeführt werden.
Die Energie des Lasers würde dem Vernehmen nach geradezu irrsinnige 100 Petawatt erreichen. Ein Petawatt entspricht tausend Billionen Watt. Der aktuelle Laserrekord liegt bei gerade einmal zehn Petawatt und wurde erst vor wenigen Wochen von einem europäischen Forschungsteam aufgestellt. Die große Differenz zur Leistungsstärke des Lasers aus Shanghai erklärt sich damit, dass die Europäer bisher daran gescheitert sind, den gewaltigen Energie-Input zu handhaben, ohne dass die optischen Komponenten eines Lasers wie Kristalle, Linsen und Spiegel beschädigt werden.
Um dieses Problem zu umgehen, leiten die chinesischen Wissenschaftler den Eingangsstrahl in ein Farbspektrum. In jedem farbigen Strahl ist die Energiemenge so stark reduziert, dass die Hardware sie aushalten kann. Anschließend müssen die Spektralfarben jedoch wieder zu einem einzigen Strahl zusammengeführt werden. Diese Kompression war seit Jahren das große Hindernis, an dem sich Forscher aus Europa, Russland und den USA die Zähne ausbissen.
“Der Kompressor beginnt sofort zu brennen, wenn so viel Energie hereinfließt”, erklärte der am SEL-Projekt beteiligte Wissenschaftler Liu Jun. In einem 19-seitigen Forschungspapier, das im US-Magazin Optics Express veröffentlicht wurde, stellt das Team nun ein neues Design für Hochleistungslaser vor. Dabei wird der Kompressionsvorgang in verschiedene Schritte aufgeteilt. So gelingt es, die Energieintensität auf ein für den Kompressor sicheres Niveau zu reduzieren.
Anfänglich hatten die Forscher angedacht, vier Laserstrahlen einzusetzen. Mit der neuen Technologie aber ist ein einziger Strahl bereits ausreichend, um die Energiemenge zu erreichen. “Je weniger Strahlen, desto einfacher ist das Gerät aufgebaut. Und je einfacher das Gerät, desto einfacher kann es gebaut und betrieben werden”, so Forscher Liu. Auch Qualität und Stabilität der Laserpulse würden sich damit signifikant verbessern. Die Kosten des Forschungsprojekts werden auf rund 100-Millionen-US-Dollar beziffert.
Das SEL wurde 2018 ins Leben gerufen, um Einblicke in bislang nicht vollständig entschlüsselte physikalische Phänomene zu ermöglichen, etwa zur Beschaffenheit der Raumzeit. Die Kraft seines neuen Laserdesigns soll ausreichen, um aus einem Vakuum heraus Materie und Antimaterie erzeugen zu können. Die Forscher hoffen, dadurch im Labor genau jene physikalischen Prozesse nachvollzuziehen, die für die Entstehung des Universums verantwortlich sind.
Ein Vakuum ist, entgegen der geläufigen Vermutung, nicht leer, sondern mit Paaren von Elektronen und Positronen gefüllt, also Teilchen aus Materie und Antimaterie. Normalerweise kollidieren diese Teilchen miteinander und zerstören sich gegenseitg. Mithilfe des Hochleistungslasers könnte es jetzt erstmals gelingen, die Teilchen vor der Kollision voneinander zu trennen und ihre Zerstörung zu verhindern. Materie und Antimaterie würde quasi wie aus dem Nichts erzeugt werden, heißt es in dem Bericht der Forscher. Dieser Prozess hat schon einen Namen und heißt “Breaking the Vacuum”. Gleichzeitig wäre es ein eindrucksvoller Beweis, dass Materie und Energie austauschbar sind, so wie es Albert Einsteins berühmte Gleichung E=mc^2 vorhersagt.
Der Laser könnte zudem eine praktische Anwendung im Bereich der Kernfusionsenergie finden. Die Entwicklung von Atomwaffen hat bereits gezeigt, dass es möglich ist, Materie in große Mengen von Wärme und Licht umzuwandeln. Dagegen ist die Umwandlung von Wärme und Licht in Materie wesentlich schwieriger. Sollte es gelingen, könnte ein neuer Zweig der Physik, die sogenannte Nukleare Photonik, in kürzester Zeit aus den Kinderschuhen herauswachsen. Sie vereint die Kernphysik und die Physik hoher Energiedichte in Materie und nutzt dabei die einzigartigen Eigenschaften neuer Strahlungsquellen, die auf dem Einsatz von Höchstleistungslasern basieren, für die Grundlagenforschung und Anwendung.
Ob bei Alltagsanwendungen, Quantentechnologie oder Grundlagenforschung: Ohne Laser geht heute kaum noch etwas. Je nach Energie und Wellenlänge haben die parallel im gleichen Takt schwingenden Lichtwellen große Vorteile. Sie können Atome kühlen oder Daten übermitteln, aber auch Messungen vom Mikrokosmos bis zu Gravitationswellen durchführen.
Auch in anderen Bereichen der Lasertechnik machen Wissenschaftler aus der Volksrepublik grundlegende Fortschritte. Bereits im März hatte ein Forscherteam der University of Science and Technology of China verkündet, eine Methode entwickelt zu haben, mit dem sich versteckte Objekte in mehr als einem Kilometer Entfernung identifizieren lassen.
Bei dem als Non-Line-of-Sight (NLOS) bekannten Verfahren wird Laserlicht von umliegenden Gegenständen auf ein verdecktes Objekt gestreut, wodurch dieses anschließend als 3D-Modell rekonstruiert werden kann. Dadurch wird es möglich, Objekte außerhalb des Sichtfeldes, hinter einer Ecke oder einem Hindernis, zu erfassen. Die chinesischen Wissenschaftler haben auf diese Art und Weise auf einem Universitätscampus in Shanghai eine versteckte Schaufensterpuppe auf eine Entfernung von 1,43 km ausmachen können.
Zuvor war es nur möglich gewesen, teilweise oder vollständig verborgene Objekte aus wenigen Metern Entfernung zu erkennen. Denn Licht, das über längere Distanzen wandert, wird verstärkt von Streulicht aus der Umgebung und Partikeln in der Luft beeinflusst, was wiederum die Sensoren verwirrt. Das Setup der Forscher konnte auch verschiedene Objekte unterscheiden, die nur 9,4 cm voneinander entfernt platziert waren, oder versteckte Objekte in Bewegung mit zwei zusätzlichen Sensoren erkennen.
Wu Cheng, einer der beteiligten Forscher, erklärte gegenüber der South China Morning Post, dass die NLOS-Bildgebung selbstfahrenden Autos helfen könnte, Fahrzeuge und Fußgänger hinter Gebäuden zu erkennen. Auch bei der Polizeiarbeit könnte die Technologie eingesetzt werden, etwa um Geiseln oder Straftäter in einem verwinkelten Wohngebiet zu lokalisieren.
Das chinesische Bruttoinlandsprodukt kommt von dem Extremwachstum der Phase nach dem Corona-Schock herunter. Im Quartal von April bis Juni betrug der Zuwachs 7,9 Prozent. Im Vorquartal waren es noch 18,3 Prozent, was aber als Ausreißer zu werten ist. Für das erste Halbjahr ergeben sich 12,7 Prozent im Vorjahresvergleich. Das Nationale Statistikamt sprach in seiner Mitteilung am Donnerstag von einer “gleichmäßigen Erholung” von den Pandemieverhältnissen. Im ersten Quartal des Corona-Jahres 2020 war das Wachstum um 9,8 Prozent eingebrochen.
Viele wichtige Indikatoren deuten auf eine weiterhin starke Entwicklung der chinesischen Wirtschaft hin. Die Einzelhandelsumsätze stiegen um 12,1 Prozent, die Industrieproduktion um gute acht Prozent. Corona ist als Sorge für die chinesischen Ökonomen längst in den Hintergrund gerückt. Stattdessen gelten die hohen Rohstoffpreise als Hemmschuh für die Konjunktur (China.Table berichtete).
Unter Fachleuten gilt es nun als wahrscheinlich, dass China im Gesamtjahr 2021 ein Wachstum zwischen sechs und acht Prozent erreichen wird. Geplant sind sechs Prozent. Die Weltbank schätzt, dass Chinas Wirtschaft sogar um 8,5 Prozent zulegen könnte. Der Binnenkonsum muss sich allerdings noch weiter erholen.
Vergleicht man das Wachstum mit dem letzten 2. Quartal vor der Corona-Krise, also mit 2019, so liegt es 2021 noch um 1.7 Prozent höher. Das ist ein gutes Zeichen. Die Industrieproduktion legte im Juni im Vorjahresvergleich um 8,3 Prozent zu. Die Pekinger Zentralregierung geht jedoch dennoch auf Nummer sicher. Am vergangenen Freitag schon hat die Zentralbank zum ersten Mal seit April 2020 den Mindesreservesatz um 50 Basispunkte gesenkt, damit die Banken mehr Kredite vergeben. Damit werden rund 154 Milliarden US-Dollar zusätzlich in den Markt gepumpt.
Die Senkung des Mindestreservesatzes fiel stärker aus als erwartet. Unter Analysten gilt es deshalb als wahrscheinlich, dass der Leitzins nun bis Ende des Jahres gleichbleiben wird – obwohl das Wachstum in der zweiten Jahreshälfte voraussichtlich weiter abkühlt. Der Leitzins liegt derzeit bei stolzen 3.85 Prozent. Die im internationalen Vergleich hohen Zinsen gelten als Zeichen für eine stabile Wirtschaft.
Das bedeutet: Peking ist wachsam, aber nicht sehr besorgt. Dafür spricht auch der Trend in der Haushaltspolitik der Provinzen, Städte und Gemeinden, die sich über Anleihen finanzieren. Daten des Finanzministeriums zeigen, dass die Gebietskörperschaften zwischen Januar und Mai rund 90 Milliarden US-Dollar an Spezial-Anleihen ausgegeben haben. Das sind 16 Prozent der jährlichen Quote innerhalb von fünf Monaten, sie haben also bei weitem nicht das abgerufen, was möglich gewesen wäre. Das bedeutet: Sie haben abwartend agiert und können nun noch deutlich nachlegen, ohne die jährliche Quote zu überziehen.
Auch Chinas Exporte wuchsen im Juni stärker als erwartet. Sie stiegen um 32,2 Prozent. Analysten hatten mit nur gut 20 Prozent gerechnet. Doch auch diese Zahlen sind verzerrt, sie haben mit der nachholenden internationalen Nachfrage zu tun, nachdem die Lockdowns im Westen langsam aufgehoben werden. fs/fin
Bundesaußenminister Heiko Maas hat die politischen Absichten hinter der chinesischen und russischen Impfstoffdiplomatie ungewöhnlich scharf kritisiert. Am Rande einer US-Reise in den Bundesstaat Michigan, wo Maas eine Produktionsstätte des US-Pharmaherstellers Pfizer besuchte, sagte der SPD-Politiker: “Wir stellen fest, dass vor allem China seinen Bestand an Impfstoff dazu benutzt, in verschiedenen Ländern sehr deutliche politische Forderungen zu stellen.” Die Art und Weise, in der die Volksrepublik, aber auch die russische Regierung die Vakzine nutzten, verfolge “lediglich die Absicht, den eigenen Einfluss zu erhöhen und nicht zwingend an erster Stelle Menschenleben zu retten”, so Maas.
Tatsächlich versorgt die Volksrepublik viele Entwicklungsländer mit den Impfstoffen der chinesischen Hersteller Sinovac und Sinopharm. Allein auf dem afrikanischen Kontinent unterstützt Peking knapp 40 Staaten bei der Immunisierung ihrer Bevölkerungen. Die Regierung in Taiwan wirft dem großen Nachbarn vor, die Lieferung der Impfstoffe unter anderem an die Bedingung zu knüpfen, Taipeh international weiter zu isolieren. Die Volksrepublik beansprucht die Insel als Teil ihres Staatsgebietes.
Maas appellierte, andere Staaten müssten entsprechende Alternativen in den Ländern schaffen, die dringend auf Hilfe angewiesen sind. “Diese Alternativen sind die Vakzine, die wir zur Verfügung haben, und die wir selbstverständlich so vielen Ländern wie möglich in so vielen Regionen wie möglich zugänglich machen möchten.” grz
Das mit Spannung erwartete erste Aufeinandertreffen zwischen Joe Biden in seiner Rolle als US-Präsident und Chinas Staatschef Xi Jinping zeichnet sich am Horizont ab. Die stellvertretende US-amerikanische Außenministerin Wendy Sherman reist in der kommenden Woche aus Washington in die chinesische Hafenstadt Tianjin, um dort ihren Amtskollegen Xie Feng zu treffen. Das berichtet die South China Morning Post am Mittwoch. Die Begegnung soll ein späteres Treffen zwischen den beiden Außenministern Antony Blinken und Wang Yi vorbereiten, das wiederum als Voraussetzung für das Gipfeltreffen der beiden Regierungschefs gilt. Im Gespräch ist eine Begegnung der beiden mächtigsten Männer der Welt beim G20-Gipfel im Oktober in Rom.
Biden traf Xi bereits als Vizepräsident unter Barack Obama zu einem persönlichen Gespräch. Damals war Xi frisch als Staats- und Parteichef inthronisiert worden. Im Vergleich zu damals sind die Beziehungen zwischen den größten Volkswirtschaften inzwischen stark belastet. grz
Die chinesische Regierung verschärft die Internet-Regulierungen im Land. Ab September gilt der Versuch, Sicherheitslücken im Netz aufzuspüren, sowie die Weiterverbreitung von Wissen über etwaige Sicherheitslücken oder gar der Verkauf dessen als strafbar. Befasst mit der Umsetzung des neuen Rechtsrahmens sind zwei Behörden. Das berichteten chinesische Staatsmedien.
Internet-Dienstleister bekommen künftig ein Zeitfenster von zwei Tagen, entsprechende Kenntnisse von solchen Schlupflöchern an das Ministerium für Informationstechnologie weiterzuleiten. Damit soll möglicher Schaden von Nutzern minimiert werden, heißt es. Derweil wird es dem Ministerium für Staatssicherheit exklusiv vorbehalten sein, die Existenz der Sicherheitslücken publik zu machen.
Im Mai waren mehrere Studenten zu Haftstrafen bis zu zweieinhalb Jahren verurteilt worden. Die Gruppe hatte ein Schlupfloch in der Mobilfunk-Anwendung der Fastfoodkette KFC entdeckt und sich Warengutscheine im Wert von knapp 300.000 Euro verschafft. grz
Mehrere Gebiete in China werden zeitnah mit der Corona-Impfung von Teenagern beginnen. Die südwestliche Region Guangxi und die Stadt Jingmen in der zentralen Provinz Hubei werden noch im Juli mit der Impfung von 15- bis 17-jährigen starten, wie Reuters am Mittwoch unter Berufung auf staatliche Stellen berichtete. Die Impfung von Kindern zwischen zwölf und 14 Jahren soll dann im August aufgenommen werden. Das Ziel der Behörden sei es, bis Ende Oktober alle Teenager ab zwölf Jahren vollständig geimpft zu haben, wenn sie für die Verabreichung des Wirkstoffs medizinisch geeignet sind. In der Volksrepublik sind die Vakzine von Sinovac und Sinopharm für die Altersgruppe zwischen drei und 17 Jahren zugelassen. ari
Ein deutsch-chinesisches Gespräch hat Monika Hohlmeier in besonderer Erinnerung: 1985 traf ihr Vater, der damalige bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß, den damaligen Führer der Kommunistischen Partei Chinas, Deng Xiaoping. Offiziell war eine halbe Stunde für das Gespräch geplant. “Die beiden haben sich aber so gut unterhalten, dass das komplette Protokoll geschmissen wurde”, erzählt Monika Hohlmeier und lacht dabei herzlich. “Nach einer Stunde wurden alle unruhig, nach zwei Stunden war der Eklat perfekt.” Damals begleitete sie ihren Politiker-Vater auf seiner Auslandsreise. Heute ist die 59-Jährige selbst Europaabgeordnete der CSU und Mitglied der China-Delegation.
Monika Hohlmeier wurde 1962 als jüngstes von drei Kindern des CSU-Politikers Strauß geboren, der von 1978 bis 1988 bayerischer Ministerpräsident war. Nach dem Tod ihrer Mutter 1984 übernahm die ausgebildete Hotelkauffrau die Rolle der bayerischen “First Lady” – und begann danach ihre eigene politische Karriere. 18 Jahre lang war sie Abgeordnete im Bayerischen Landtag, von 1998 bis 2005 bayerische Kultusministerin. 2009 wurde sie ins Europäische Parlament gewählt.
Zuletzt stand Hohlmeier wegen eines Maskendeals in der Kritik – also wegen der Beschaffung eines Produkts, das hauptsächlich aus China importiert wird. Laut Berichten verschaffte sie Andrea Tandler, Tochter des langjährigen CSU-Politikers Gerold Tandler, Kontakt zu Bundesgesundheitsminister Jens Spahn. Andrea Tandler erhielt daraufhin als Maklerin bei den Maskengeschäften des Schweizer Unternehmens Emix mit dem Bund eine hohe Summe an Provisionen. Auch in Bayern soll Hohlmeier den Kontakt zwischen Tandler und dem Gesundheitsministerium hergestellt haben – woraufhin das Ministerium den “teuersten Deal für FFP2-Mundschutz” während der ersten Coronawelle 2020 abschloss, berichtete der Spiegel. Hohlmeier selbst hat an den Geschäften wohl nichts verdient. Von den Provisionen für Tandler habe sie nichts gewusst, ließ sie durch einen Anwalt ausrichten.
Unabhängig von der bayerischen Maskenaffäre gilt sie als bestens informierte China-Kennerin. Das Treffen zwischen ihrem Vater und Deng Xiaoping sei für sie deshalb so faszinierend gewesen, weil zwei Menschen aus Gesellschaften mit völlig unterschiedlichen Wertvorstellungen aufeinandertrafen – und sich dennoch so gut verstanden. “Trotz der Unterschiede gab es Erlebnisse wie Kriege, die beide erlebt hatten, über die sie eine Verbindung schafften”, so Hohlmeier. Diese Gegensätze seien auch in ihrer eigenen Arbeit immer wieder spannend: Junge Menschen aus China wunderten sich zum Beispiel, wie in Europa die individuellen Interessen wichtiger als die der Gemeinschaft sein können. “Wenn wir dann unseren Ansatz erklären, ergeben sich spannende Diskussionen”, sagt Hohlmeier. “Man muss miteinander ins Gespräch kommen, um sich gegenseitig begreifbar zu machen.”
Monika Hohlmeier hat allerhand Anekdoten von ihren China-Reisen auf Lager. Viele erzählen von der Geschwindigkeit, mit der China sich zur globalen Weltmacht entwickelt hat: Mit ihrem Vater sei sie 1985 auch in die ostchinesische Provinz Shandong gereist, wo infolge eines Taifuns Brücken zusammengebrochen und der Strom ausgefallen war. “Wir versuchten mit Taschenlampen, den Flughafen zu finden, und jemand beleuchtete mit einer Fackel die Landebahn”, erzählt sie. “Wenn ich das mit dem Flughafen von heute vergleiche, dann steht das für mich für eine unglaubliche Entwicklung Chinas, für seine Stärke und seinen Willen.”
Für die Beziehungen zwischen Europa und China wünscht sie sich, auch schwierige Themen wie Menschenrechte und Zwangsarbeit offen und ehrlich besprechen zu können. “Wenn wir miteinander im Wettbewerb stehen und trotzdem auf respektvolle, freundliche Art und Weise und in Freundschaft miteinander umgehen wollen, beinhaltet das auch, dass wir Themen ansprechen können, die der chinesischen Regierung vielleicht unangenehm sind”, betont die CSU-Politikerin. Leonie Düngefeld
Xu Jingren ist tot. Der Gründer der Yangtze River Pharmaceutical Group Co. Ltd. starb am vergangenen Montag im Alter von 77 Jahren. Fünf Jahrzehnte führte Xu das Unternehmen, das in China zu den erfolgreichsten der Branche zählt, gegen den Trend aber nie an die Börse gegangen ist. Xu bekleidete in Personalunion die Ämter des Vorstandsvorsitzenden, des Hauptgeschäftsführers und des Parteisekretärs.
Extravagante Lackierungen für teure Sportwagen sind in China keine Seltenheit. Ob sie dabei immer auch gut aussehen, liegt bekanntlich im Auge des Betrachters. Eine individuelle Erscheinung bieten sie auf jeden Fall. Dieser schnittige Lamborghini wurde in der vergangenen Woche bei der 18. Internationalen Auto Expo im nordostchinesischen Changchun vorgestellt.