Table.Briefing: China

Dünne Auftragslage + Platzende KI-Träume

Liebe Leserin, lieber Leser,

der deutsche Maschinenbau zählt seit Jahren zu den Stützen der deutschen Wirtschaft. Doch aktuell zeigen sich die deutschen Unternehmen in China zunehmend pessimistisch. Das ist das Ergebnis der aktuellen Umfrage des Verbands der Maschinenbauer VDMA, die China.Table vorab vorliegt. Finn Mayer-Kuckuk hat sie sich angeschaut.

Es gibt zwar durchaus positive Aspekte: Die strikten Corona-Maßnahmen sind endlich zu Ende und der Zugang zu Rohstoffen hat sich seither deutlich verbessert. Doch nun mangelt es der Branche an Aufträgen. Dennoch erwarten die Unternehmen im laufenden Jahr ein Wachstum von sechs Prozent.

Ein weitaus größeres Wachstumspotential birgt die Digitalbranche. Hier sorgte vor allem ChatGPT zuletzt für Aufregung – nicht nur in Amerika und Europa. Auch in China steigen die führenden Tech-Unternehmen ein ins Rennen um die beste KI-Anwendung. Doch was Baidu, Alibaba und Co. bislang präsentierten, ist eine reine Enttäuschung.

Einige Branchenkenner schätzen Chinas Rückstand bei KI-Sprachmodellen auf drei Jahre. Jörn Petring hat sich auf die Suche nach den Gründen für die chinesische Flaute bei diesen KI-Sprachanwendungen gemacht. Sein Fazit: Die US-Technologieblockade schneidet China effektiv vom Halbleiter-Handel ab. Statt der leistungsstarken A100-Chips erhält die Volksrepublik lediglich die weitaus schwächere A800-Variante.

Viele neue Erkenntnisse bei der Lektüre wünscht

Ihr
Michael Radunski
Bild von Michael  Radunski

Analyse

Maschinenbau verzeichnet weniger Aufträge

Die aktuelle Geschäftsklimaumfrage des Verbands der Maschinenbauer VDMA in China weist auf abnehmenden Optimismus in der Branche hin. “Die Stimmung unter unseren Mitgliedern in China bleibt verhalten, denn die chinesische Wirtschaft entwickelt sich nach der Aufhebung der Corona-Maßnahmen mit Licht und Schatten“, erläutert Daniel Yoo, Büroleiter des VDMA in Shanghai. China.Table konnte die Umfrageergebnisse vorab einsehen.

Ganze 30 Prozent der befragten Unternehmen bewerten ihre Lage als “schlecht”; im vergangenen Herbst waren es noch 23 Prozent. Die Zahl derer, die ihre Situation als “gut” oder zumindest “befriedigend” einstufen, sank um sieben Prozentpunkte auf 70 Prozent.

Die Kunden investieren weniger

Diese Werte sind vor allem im langfristigen Trend besorgniserregend. Im Frühjahr 2018 lag die Zahl der Unternehmen, denen es “gut” ging, noch 64 Prozentpunkte vor denen in “schlechter” Lage. Das Verhältnis hat sich umgekehrt. Die schlechten Bewertungen überwiegen nun mit elf Prozentpunkten Negativ-Vorsprung. Die Leiterin des VDMA-Büros in Peking, Claudia Barkowsky, beklagte im Gespräch mit China.Table den sinkenden technischen Vorsprung der deutschen Anbieter – vor allem in der Mittelklasse der Werkzeugmaschinen.

Die Hauptprobleme sehen die Verbandsmitglieder in China derzeit im mangelnden Auftragseingang, nachdem es im Herbst noch Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Rohstoffen waren. Die Kunden bestellen einfach weniger, weil sie nicht mehr so viel investieren wie früher.

Damit hat sich die Hoffnung auf eine solide Erholung zu Jahresbeginn nicht erfüllt. Ein Drittel der befragten Unternehmen kann seine Kapazitäten nicht auslasten. Ein Grund sind beispielsweise abnehmende Bestellungen aus der Autoindustrie, die bereits viel investiert hat und derzeit wieder sinkende Verkäufe an die Endkunden verzeichnet.

Lichtblicke am Horizont

Der Trend sollte sich jedoch nach Einschätzung der Firmen bald wieder drehen. “Die gute Nachricht ist jedoch, dass 40 Prozent unserer befragten Mitglieder davon ausgehen, dass sich ihre Aufträge in den kommenden Monaten erhöhen werden“, sagt der Shanghaier Büroleiter Yoo. Immerhin 31 Prozent der 200 befragten Unternehmen erwarten dabei steigende Aufträge aus dem Ausland. Davon profitieren vor allem Unternehmen der Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinenindustrie.

Im vergangenen Jahr kam der deutsche Maschinenbau in China auf ein Umsatzplus von fünf Prozent. Die aktuelle Erwartung liegt mit sechs Prozent etwas höher. Diese Wachstumswerte liegen aber erheblich unter denen aus vorherigen Umfragen. Sollte der Konsum in China aber wieder anziehen, könnten auch die Investitionen in neue Anlagen wieder steigen.

Immerhin sind die Corona-Einschränkungen nun endgültig überwunden. Nur noch eine Minderheit der Firmen sieht Geschäftshemmnisse, wie sich aus Lockdowns und dergleichen ergeben haben.

  • Handel
  • Maschinenbau
  • VDMA

Warum Chinas KI-Träume platzen

Eine einzige Enttäuschung: Baidus Ernie Bot.

Im Rennen um KI-Sprachmodelle wie ChatGPT stehen chinesische Firmen vor einem großen Problem. Sie verfügen nicht über genügend leistungsfähige Chips, um die rechenintensiven Modelle zu betreiben. Die Herausforderungen, vor denen die Branche steht, hat Yin Qi, Chef und Mitbegründer von Megvii, jetzt überraschend offen benannt. Megvii ist ein führendes KI-Unternehmen in China. 

Gegenüber dem chinesischen Wirtschaftsmagazin Caixin erklärte Yin, dass Firmen in China derzeit auf rund 40.000 hochmoderne A100-Chips des US-Unternehmens Nvidia zugreifen könnten. Der A100 gilt als Goldstandard für den Betrieb von KI-Sprachmodellen. Schätzungen zufolge setzt das US-Unternehmen Open AI allein für ChatGPT mehr als 30.000 dieser Prozessoren ein. 

Leistungsschwache US-Chips nach China

Unternehmen in China können laut Yin wegen des Mangels an A100-Prozessoren derzeit jedoch nur Modelle betreiben, die mit 3000 bis 5000 A100-Chips auskommen müssen. Daran, dass es an Chips fehlt, ist die US-Regierung schuld. Sie hat im Rahmen ihrer Technologieblockade den Export des A100 nach China untersagt. 

Zwar darf Nvidia noch eine abgespeckte Version des A100, den A800, in die Volksrepublik verkaufen. Dieser ist nach Ansicht von Experten aber weniger gut für die entsprechenden KI-Modelle geeignet. Gleiches gelte für Chips von Intel und AMD, die noch nach China gelangen. 

Chinas KI-Bots enttäuschend

Megvii selbst arbeitet nicht an einem KI-Sprachmodell. Vielmehr bietet das Pekinger Unternehmen vor allem intelligente Bilderkennungsdienste für moderne Überwachungskameras an. Doch andere chinesische Unternehmen arbeiten mit Hochdruck an eigenen ChatGPT-Modellen, wie beispielsweise der Suchmaschinenkonzern Baidu.

Die Präsentation des Sprachmodells Ernie Bot im März enttäuschte jedoch. Nach der Veröffentlichung wurden sogar Vorwürfe laut, Baidu habe sich für sein Modell einfach bei ChatGPT bedient. Das berichtete die chinesische Zeitung South China Morning Post. 

China hinkt bis zu drei Jahre hinterher

Nicht viel besser lief es dem Bericht zufolge für den Tech-Giganten Alibaba. Dieser stellte zwar ebenfalls im April seine eigene KI Tongyi Qianwen vor. Einem internen Memo zufolge soll das Modell aber rund 18 Monate hinter ChatGPT hinterherhinken. Andere Branchenkenner schätzen Chinas Rückstand bei KI-Sprachmodellen sogar auf drei Jahre, was in der Tech-Welt einer Ewigkeit entspricht.

Experten des Wirtschaftsmagazins Caixin zufolge wären Chinas Chip-Probleme selbst dann nicht gelöst, wenn es einer chinesischen Firma gelänge, einen dem A100 völlig ebenbürtigen Chip zu entwickeln. Denn auch bei der Produktion wäre man auf ausländische Partner angewiesen. Die dürfen aber aufgrund der US-Bestimmungen auch nicht mit chinesischen Firmen zusammenarbeiten. 

Nvidia zieht davon

Die KI-Chips von Nvidia sind weltweit sehr gefragt, was sich auch im Aktienkurs des Chipherstellers widerspiegelt. Seit Jahresbeginn hat sich der Wert des Unternehmens verdoppelt. Der chinesische Konkurrent Baidu hingegen hat seit der Präsentation von Ernie Bot rund 25 Prozent an der Börse verloren. 

Die Zeitung DigiTimes Asia berichtet gar über eine regelrechte Pleitewelle unter chinesischen Chipherstellern: Demnach haben zwischen 2021 und 2022 rund 10.000 chinesische Chip-Hersteller ihre Geschäfte eingestellt. Die Gründe sind vielfältig. Doch klar ist auch: Nur 16 Prozent der Chips in China werden lokal produziert – und gehören zudem nur zu den wenig anspruchsvollen Halbleitern.

Doch es kommt noch schlimmer. Chinas Unternehmen drohen im KI-Rennen noch weiter zurückzufallen: Nvidia hat bereits die Produktion des noch leistungsfähigeren A100-Nachfolgers H100 hochgefahren. Auch dieser darf nicht nach China verkauft werden.

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News

Weiter illegale Polizeistationen in Deutschland

Deutsche Sicherheitsbehörden glauben, dass China nach wie vor polizeiliche Aktivitäten auf deutschem Boden durchführt. Das sagte ein Sprecher des Innenministeriums am Montag. Berlin hatte Peking im November aufgefordert, seine exterritorialen Polizeistationen hierzulande zu schließen. Die chinesische Seite hatte Deutschland Anfang Februar mitgeteilt, dass die Volksrepublik Dienstleistungen über ihre “Service-Stationen” einstellen würde.

Der Sprecher des Innenministeriums stellte am Montag in Berlin klar, dass es sich bei den fraglichen Polizeistationen “nicht um ortsfeste Büros, sondern um mobile Einrichtungen” handele, von denen aus chinesische und nicht-chinesische Staatsangehörige “offizielle Aufgaben” im Auftrag Pekings wahrnehmen würden.

China betreibt mobile Polizeistationen, die illegal operieren, in der ganzen Welt. Vordergründig sollen diese Einrichtungen, chinesischen Staatsbürgern in bürokratischen Angelegenheiten unter die Arme greifen. Allerdings nutzen chinesische Sicherheitskräfte die Stationen zur Jagd auf Dissidenten, die sich im Gastland niedergelassen haben. In den USA waren kürzlich zwei Mitarbeiter einer solchen mobilen Wache festgenommen worden. grz

  • Polizeistationen
  • Sicherheit

USA vermelden Festnahme eines Informanten

Das US-Justizministerium hat die Festnahme eines Mannes wegen mutmaßlicher Spionage für die Volksrepublik China vermeldet. Der 63-jährige Liang Litang soll zwischen 2018 und 2022 Informationen über chinesische Exil-Dissidenten und pro-taiwanische Organisationen in den USA an Beamte aus China weitergegeben haben. Unter anderem soll er Fotos und Namen an chinesische Sicherheitskräfte übermittelt haben. Bei einer Verurteilung drohen ihm bis zu 15 Jahre Haft.

Die US-Behörden verbreiteten die Nachricht am selben Tag, an dem die Volksrepublik einen US-Staatsbürger zu einer lebenslangen Haftstrafe wegen Spionage verurteilt hatte. Ein chinesisches Gericht in Suzhou sah es als erwiesen an, dass der 78-jährige John Shing-wan Leung als Spion für die US-Regierung operierte. Einzelheiten wurden nicht bekannt. Das Verfahren hatte unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattgefunden. Vordergründig haben die beiden Fälle nichts miteinander zu tun. Ihre zeitliche Nähe lässt es jedoch so erscheinen, als handele es sich um Schlag und Gegenschlag.

Leung hatte seinen Wohnsitz in Hongkong. Die Behörden in Suzhou erklärten, die Untersuchungen gegen den Mann seien bereits im April 2021 eingeleitet worden. Wo er sich vor seiner Festnahme aufgehalten hatte und wie lange er bereits in Haft sitzt, ist unklar. Die US-Botschaft kommentierte den Fall nicht konkret, sondern verwies stattdessen auf die Privatsphäre des Mannes.

Die beiden Fälle haben das Potenzial, die angespannten Beziehungen zwischen China und den USA weiter zu belasten. Erst im April hatte China eine Änderung seines Anti-Spionage-Gesetzes verabschiedet. Der Tatbestand der Spionage wird darin noch einmal erweitert. Auch ist seine Auslegung eher schwammig, was den Behörden ein Werkzeug in die Hand gibt, um Fälle mit Fragen der nationalen Sicherheit zu verknüpfen. grz

Sondergesandter Li in Kiew erwartet

Chinas Sondergesandter Li Hui wird am heutigen Dienstag in Kiew ankommen und voraussichtlich bis Mittwoch bleiben. Das sagte ein Vertreter der ukrainischen Regierung am Montag. Weitere Details nannte er allerdings nicht. Anschließend soll Li auch Russland, Polen, Frankreich und Deutschland besuchen, um über eine politische Lösung des Ukraine-Kriegs zu beraten.

Die Präsidentin der Europäischen Kommission reagierte am Montag zurückhaltend und betonte, dass Kiews eigener Friedensplan als Ausgangspunkt für alle Bemühungen zur Beendigung des russischen Krieges dienen sollte. “Ohne die Ukraine gibt es nichts über die Ukraine”, sagte Ursula von der Leyen am Montag in Brüssel. “Wir sollten nie vergessen, dass die Ukraine das Land ist, das brutal angegriffen wurde. Daher sollte sie die Grundprinzipien für einen gerechten Frieden festlegen.” Die EU “hoffe aufrichtig, dass China eine positive Rolle spielen wird”, sagte EU-Ratschef Charles Michel.

Ziel von Lis Reise sei es, “mit allen Parteien über eine politische Lösung” im Ukraine-Krieg zu sprechen, hieß es in Peking. Im Westen bestehen Zweifel an Chinas vermeintlicher Neutralität im Ukraine-Krieg, unter anderem aufgrund der großen Nähe zwischen den Präsidenten Xi Jinping und Wladimir Putin. Li war seinerseits jahrelang Chinas Botschafter in Russland.

Die Debatte über mögliche Exportbeschränkungen für EU-Staaten an Drittländer und potenzielle Strafmaßnahmen gegen chinesische Firmen im Rahmen eines geplanten Sanktionspakets solle eine Warnung sein, dass Brüssel die bisher eingesetzten Sanktionen ernst meine, sagte von der Leyen. Wenn es eindeutige Beweise dafür gebe, dass Sanktionen umgangen und Ware mit einem Umweg über Drittstaaten nach Russland geliefert werden, könne die Lieferung verboten werden, sagte die EU-Kommissionschefin. Eine Einigung für das Sanktionspaket soll bis Ende des Monats erreicht werden. ari/rad

  • Geopolitik
  • Ukraine

G7 sprechen über De-Risking und Taiwan

Beim Treffen der G7 in Japan wird das Verhältnis zu China und Taiwan diskutiert. “Wir werden unser unerschütterliches Engagement für Frieden und Stabilität in der Taiwanstraße bekräftigen”, sagte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen am Montag mit Blick auf den Gipfel, der ab Freitag in Hiroshima stattfinden wird.

Die sieben Industriestaaten werden laut von der Leyen auch den Ansatz der Risikominimierung in der Abhängigkeit von der Volksrepublik erörtern. “Wir streben einen vielschichtigen Ansatz für unsere Wirtschaftsbeziehungen mit China an, der durch Risikoabbau und nicht durch Entkopplung gekennzeichnet ist.”

Auch die Überprüfung ausländischer Investitionen steht demnach auf der G7-Agenda. “Wir werden eine begrenzte Anzahl fortschrittlicher Technologien schützen, von denen wir wissen, dass sie über den militärischen Vorteil der nächsten Generation entscheiden werden. Es ist ein neues Thema, aber es ist ein wichtiges Thema”, betonte von der Leyen. Eine mögliche Beschränkung ausländischer Investitionen könnte Teil der geplanten Strategie für wirtschaftliche Sicherheit der EU werden, die EU-Kreisen zufolge noch vor der Sommerpause erwartet wird.

EU-Ratschef Charles Michel erklärte, die Mitgliedsstaaten seien sich für eine China-Strategie in drei Punkten einig: Für Werte einstehen, Risiken abbauen und Herausforderungen gemeinsam angehen. Die G7 müssten außerdem offen für wichtige Themen bleiben. “Entwicklungs- und Schwellenländer haben Bedenken geäußert, dass die G7 sich zu sehr auf die Ukraine konzentriert und ihren Bedürfnissen nicht genügend Aufmerksamkeit schenkt”, sagte Michel. ari

  • G7
  • Geopolitik
  • Handel
  • Taiwan

Ford plant Stellenabbau

Ford will seine Kosten in China senken, um mit der auf dem weltgrößten Automarkt mithalten zu können. Wie chinesische Medien berichten, wolle der US-Autobauer in der Volksrepublik 1300 Stellen streichen. “Wir können nur durch eine schlanke und agile Organisation gewinnen”, teilte ein Vertreter von Ford China der Nachrichtenagentur Reuters mit. Die Maßnahmen seien nötig, um das Geschäft zu stabilisieren.

Ford-Chef Jim Farley hatte im April angekündigt, man werde das China-Geschäft noch in der ersten Jahreshälfte umstrukturieren. Demnach will Ford seine Gemeinschaftsunternehmen mit chinesischen Partnern stärker auf den Export günstiger Nutzfahrzeuge mit Elektro– und Verbrennerantrieb ausrichten. Neueste Zahlen zeigen, dass sich allein in Deutschland der Marktanteil der aus China gelieferten Elektroautos zuletzt mehr als verdreifacht hat. rad/rtr

  • Autoindustrie

Presseschau

Von der Leyen pocht auf Unabhängigkeit von China MERKUR
Umgang der EU mit China: Risse in der Geschlossenheit SUEDDEUTSCHE
Sonderbeauftragter aus China kommt nach Kiew und Berlin FAZ
Germany Urges China to Shut Secret Police Outposts in Berlin BLOOMBERG
Spionage-Vorwürfe: USA nehmen Mann wegen Verrats chinesischer Dissidenten fest – China verurteilt US-Bürger MERKUR
Truss: China “largest threat to free world” and West too dependent on Beijing INDEPENDENT
Top Taiwanese Lawmaker Visits US Capitol to Meet China Hard-Liners BLOOMBERG
China is renewing efforts to push young people to marry and have several children YAHOO
Melonis China-Dilemma: Bleibt Italien Teil von Pekings Seidenstraße? HANDELSBLATT
China’s e-yuan trade push in Guangxi brings digital currency closer to Asean settlements as pilot programmes widen SCMP
Schwacher Immobilienmarkt bedroht Wohlstand: China senkt Zinsen für Sparanlagen um Konsum anzukurbeln FINANZMARKTWELT
Wladiwostok: China setzt auf russischen Hafen für Warenaustausch FAZ
Gewaltiger Plug-in-Hybrid-Boom in China – nur nicht für die deutsche Autoindustrie AUTOMOBIL-INDUSTRIE
VW-Konzern legt im April im China-Geschäft deutlich zu WAZ-ONLINE
Ford hat große Probleme in China – Rotstift wird gezückt N-TV
Antwort auf China: Gigantische Photovoltaik-Fabrik entsteht nahe Saarbrücken N-TV
China braces for record-breaking temperatures as major cities issue heat advisories YAHOO
Bestechung? WM-Teilnehmer in China festgenommen – Aufregung um den südkoreanischen Teamspieler und China-Legionär Son Jun-ho KURIER

Heads

Xifan Yang – Beobachterin des Wandels in China

Xifan Yang ist Journalistin und Buchautorin. Sie berichtet für die Zeit aus Peking.

Xifan Yang lebt im 18. Stock eines Hochhauses in Peking. Vor fünf Jahren ist sie hergezogen, als Korrespondentin für die Wochenzeitung “Die Zeit”. “Seitdem war jedes Jahr Ausnahmesituation.” 2019 die Proteste in Hongkong, danach die Pandemie. Mit weitreichenden Folgen auch für Yang. “Um mich herum hat sich das gesellschaftliche Klima verändert”, sagt sie. “Die Menschen sind verschlossener und misstrauischer geworden – insbesondere gegenüber Journalisten.”

Für Yang ist das ein Grund mehr, in Peking zu bleiben. In der sich verändernden Stimmung und der sich zuspitzenden geopolitischen Debatte sei es umso wichtiger geworden, fundiert über China zu berichten. “Ich möchte weiterhin Einblicke in das Land geben, auch wenn es immer schwieriger wird.”

Nah am Menschen

Yang ist in Hengyang in der Provinz Hunan geboren und in Freiburg im Breisgau aufgewachsen, wo ihre Eltern promovierten. Nach der Schule studierte sie Psychologie, weil sie “etwas mit Menschen machen wollte”, erzählt sie – und muss dabei selbst über ihre Klischee-Formulierung schmunzeln. Aber es sei eben etwas Wahres daran.

Nach dem Studium lernte sie das journalistische Handwerk an der Deutschen Journalistenschule. “Ich wollte raus ins Leben, Menschen aus den unterschiedlichsten Milieus, mit den unterschiedlichsten Lebensläufen und Ansichten treffen.” Dabei betrachtet sie es als Luxus, sich mit einer breiten Palette an Themen auseinanderzusetzen, ohne sich auf eine Sache festlegen zu müssen.

Als sie 2011 erstmals zurück nach China zog, war sie fasziniert von der Dynamik und Aufbruchsstimmung im Land. “Die Geschichten lagen damals sprichwörtlich auf der Straße”, erinnert sie sich. Umso deutlicher fällt ihr heute auf, wie sehr sich das Land ihrer Eltern verändert hat. “Der Glaube innerhalb der Gesellschaft, dass es immer aufwärts geht, wirtschaftlich und persönlich, schwindet.” Besonders junge Menschen blickten pessimistisch in die Zukunft. “Xi Jinping hat diese Vision vom großen Wiederaufstieg. Aber ich frage mich, ob es der Regierung gelingen wird, die Bevölkerung im gleichen Maße wie früher für ihre Dienste einzuspannen.”

China mit eigener Familie erklären

Wenn Yang “früher” sagt, denkt sie an ihre eigene Familiengeschichte: “Mein Großvater ist als junger Mann hoffnungsfroh der KP beigetreten und hat 20 Jahre in Zwangsarbeit unter Mao verbracht.” Schon als Heranwachsende interessierte sie sich für die Dynamiken, die zwischen einer Regierung und den Regierten wirken – zum Beispiel die Frage, wie das Wirtschaftswachstum die Perspektive auf die Regierung verändert hat.

In Yangs Familie gibt es viele, die der KP kritisch gegenüberstehen, aber es sei ausgerechnet ihr Großvater, der wieder versöhnlich auf die Partei blickt. “Ich habe angefangen, über meine Familie zu schreiben, weil ich verstehen wollte, wie ihre Biografien mit Chinas Geschichte verflochten sind.” 2015 erschien Yangs erstes Buch “Als die Karpfen fliegen lernten – China am Beispiel meiner Familie”.

Aktuell reist Yang für ein größeres Dossier durch China. Was die Zukunft bringen wird, darüber mag sie nicht spekulieren. Erstmal wird sie in Peking bleiben – “aber natürlich kann ich mir vorstellen, auch wieder in Deutschland zu leben.” Dort warten ihr Mann und ihre Katze auf sie. Svenja Napp

  • Handel
  • Menschenrechte

Personalie

Ian Hutchinson ist neuer Kommunikationsmanager der China-Abteilung bei der Rhodium Group. Davor arbeitete er in ähnlicher Funktion beim US-China Business Council.

Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!

Dessert

Kein Science Fiction, sondern Realität: Die Sonne über Chongqing trägt am Montag einen bunten Ring. Hierbei handelt es sich um ein seltenes Himmelsphänomen namens Halo. Es entsteht durch Spiegelung und Brechung von Licht an in der Luft schwebenden Eiskristallen.

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

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    der deutsche Maschinenbau zählt seit Jahren zu den Stützen der deutschen Wirtschaft. Doch aktuell zeigen sich die deutschen Unternehmen in China zunehmend pessimistisch. Das ist das Ergebnis der aktuellen Umfrage des Verbands der Maschinenbauer VDMA, die China.Table vorab vorliegt. Finn Mayer-Kuckuk hat sie sich angeschaut.

    Es gibt zwar durchaus positive Aspekte: Die strikten Corona-Maßnahmen sind endlich zu Ende und der Zugang zu Rohstoffen hat sich seither deutlich verbessert. Doch nun mangelt es der Branche an Aufträgen. Dennoch erwarten die Unternehmen im laufenden Jahr ein Wachstum von sechs Prozent.

    Ein weitaus größeres Wachstumspotential birgt die Digitalbranche. Hier sorgte vor allem ChatGPT zuletzt für Aufregung – nicht nur in Amerika und Europa. Auch in China steigen die führenden Tech-Unternehmen ein ins Rennen um die beste KI-Anwendung. Doch was Baidu, Alibaba und Co. bislang präsentierten, ist eine reine Enttäuschung.

    Einige Branchenkenner schätzen Chinas Rückstand bei KI-Sprachmodellen auf drei Jahre. Jörn Petring hat sich auf die Suche nach den Gründen für die chinesische Flaute bei diesen KI-Sprachanwendungen gemacht. Sein Fazit: Die US-Technologieblockade schneidet China effektiv vom Halbleiter-Handel ab. Statt der leistungsstarken A100-Chips erhält die Volksrepublik lediglich die weitaus schwächere A800-Variante.

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    Michael Radunski
    Bild von Michael  Radunski

    Analyse

    Maschinenbau verzeichnet weniger Aufträge

    Die aktuelle Geschäftsklimaumfrage des Verbands der Maschinenbauer VDMA in China weist auf abnehmenden Optimismus in der Branche hin. “Die Stimmung unter unseren Mitgliedern in China bleibt verhalten, denn die chinesische Wirtschaft entwickelt sich nach der Aufhebung der Corona-Maßnahmen mit Licht und Schatten“, erläutert Daniel Yoo, Büroleiter des VDMA in Shanghai. China.Table konnte die Umfrageergebnisse vorab einsehen.

    Ganze 30 Prozent der befragten Unternehmen bewerten ihre Lage als “schlecht”; im vergangenen Herbst waren es noch 23 Prozent. Die Zahl derer, die ihre Situation als “gut” oder zumindest “befriedigend” einstufen, sank um sieben Prozentpunkte auf 70 Prozent.

    Die Kunden investieren weniger

    Diese Werte sind vor allem im langfristigen Trend besorgniserregend. Im Frühjahr 2018 lag die Zahl der Unternehmen, denen es “gut” ging, noch 64 Prozentpunkte vor denen in “schlechter” Lage. Das Verhältnis hat sich umgekehrt. Die schlechten Bewertungen überwiegen nun mit elf Prozentpunkten Negativ-Vorsprung. Die Leiterin des VDMA-Büros in Peking, Claudia Barkowsky, beklagte im Gespräch mit China.Table den sinkenden technischen Vorsprung der deutschen Anbieter – vor allem in der Mittelklasse der Werkzeugmaschinen.

    Die Hauptprobleme sehen die Verbandsmitglieder in China derzeit im mangelnden Auftragseingang, nachdem es im Herbst noch Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Rohstoffen waren. Die Kunden bestellen einfach weniger, weil sie nicht mehr so viel investieren wie früher.

    Damit hat sich die Hoffnung auf eine solide Erholung zu Jahresbeginn nicht erfüllt. Ein Drittel der befragten Unternehmen kann seine Kapazitäten nicht auslasten. Ein Grund sind beispielsweise abnehmende Bestellungen aus der Autoindustrie, die bereits viel investiert hat und derzeit wieder sinkende Verkäufe an die Endkunden verzeichnet.

    Lichtblicke am Horizont

    Der Trend sollte sich jedoch nach Einschätzung der Firmen bald wieder drehen. “Die gute Nachricht ist jedoch, dass 40 Prozent unserer befragten Mitglieder davon ausgehen, dass sich ihre Aufträge in den kommenden Monaten erhöhen werden“, sagt der Shanghaier Büroleiter Yoo. Immerhin 31 Prozent der 200 befragten Unternehmen erwarten dabei steigende Aufträge aus dem Ausland. Davon profitieren vor allem Unternehmen der Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinenindustrie.

    Im vergangenen Jahr kam der deutsche Maschinenbau in China auf ein Umsatzplus von fünf Prozent. Die aktuelle Erwartung liegt mit sechs Prozent etwas höher. Diese Wachstumswerte liegen aber erheblich unter denen aus vorherigen Umfragen. Sollte der Konsum in China aber wieder anziehen, könnten auch die Investitionen in neue Anlagen wieder steigen.

    Immerhin sind die Corona-Einschränkungen nun endgültig überwunden. Nur noch eine Minderheit der Firmen sieht Geschäftshemmnisse, wie sich aus Lockdowns und dergleichen ergeben haben.

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    Warum Chinas KI-Träume platzen

    Eine einzige Enttäuschung: Baidus Ernie Bot.

    Im Rennen um KI-Sprachmodelle wie ChatGPT stehen chinesische Firmen vor einem großen Problem. Sie verfügen nicht über genügend leistungsfähige Chips, um die rechenintensiven Modelle zu betreiben. Die Herausforderungen, vor denen die Branche steht, hat Yin Qi, Chef und Mitbegründer von Megvii, jetzt überraschend offen benannt. Megvii ist ein führendes KI-Unternehmen in China. 

    Gegenüber dem chinesischen Wirtschaftsmagazin Caixin erklärte Yin, dass Firmen in China derzeit auf rund 40.000 hochmoderne A100-Chips des US-Unternehmens Nvidia zugreifen könnten. Der A100 gilt als Goldstandard für den Betrieb von KI-Sprachmodellen. Schätzungen zufolge setzt das US-Unternehmen Open AI allein für ChatGPT mehr als 30.000 dieser Prozessoren ein. 

    Leistungsschwache US-Chips nach China

    Unternehmen in China können laut Yin wegen des Mangels an A100-Prozessoren derzeit jedoch nur Modelle betreiben, die mit 3000 bis 5000 A100-Chips auskommen müssen. Daran, dass es an Chips fehlt, ist die US-Regierung schuld. Sie hat im Rahmen ihrer Technologieblockade den Export des A100 nach China untersagt. 

    Zwar darf Nvidia noch eine abgespeckte Version des A100, den A800, in die Volksrepublik verkaufen. Dieser ist nach Ansicht von Experten aber weniger gut für die entsprechenden KI-Modelle geeignet. Gleiches gelte für Chips von Intel und AMD, die noch nach China gelangen. 

    Chinas KI-Bots enttäuschend

    Megvii selbst arbeitet nicht an einem KI-Sprachmodell. Vielmehr bietet das Pekinger Unternehmen vor allem intelligente Bilderkennungsdienste für moderne Überwachungskameras an. Doch andere chinesische Unternehmen arbeiten mit Hochdruck an eigenen ChatGPT-Modellen, wie beispielsweise der Suchmaschinenkonzern Baidu.

    Die Präsentation des Sprachmodells Ernie Bot im März enttäuschte jedoch. Nach der Veröffentlichung wurden sogar Vorwürfe laut, Baidu habe sich für sein Modell einfach bei ChatGPT bedient. Das berichtete die chinesische Zeitung South China Morning Post. 

    China hinkt bis zu drei Jahre hinterher

    Nicht viel besser lief es dem Bericht zufolge für den Tech-Giganten Alibaba. Dieser stellte zwar ebenfalls im April seine eigene KI Tongyi Qianwen vor. Einem internen Memo zufolge soll das Modell aber rund 18 Monate hinter ChatGPT hinterherhinken. Andere Branchenkenner schätzen Chinas Rückstand bei KI-Sprachmodellen sogar auf drei Jahre, was in der Tech-Welt einer Ewigkeit entspricht.

    Experten des Wirtschaftsmagazins Caixin zufolge wären Chinas Chip-Probleme selbst dann nicht gelöst, wenn es einer chinesischen Firma gelänge, einen dem A100 völlig ebenbürtigen Chip zu entwickeln. Denn auch bei der Produktion wäre man auf ausländische Partner angewiesen. Die dürfen aber aufgrund der US-Bestimmungen auch nicht mit chinesischen Firmen zusammenarbeiten. 

    Nvidia zieht davon

    Die KI-Chips von Nvidia sind weltweit sehr gefragt, was sich auch im Aktienkurs des Chipherstellers widerspiegelt. Seit Jahresbeginn hat sich der Wert des Unternehmens verdoppelt. Der chinesische Konkurrent Baidu hingegen hat seit der Präsentation von Ernie Bot rund 25 Prozent an der Börse verloren. 

    Die Zeitung DigiTimes Asia berichtet gar über eine regelrechte Pleitewelle unter chinesischen Chipherstellern: Demnach haben zwischen 2021 und 2022 rund 10.000 chinesische Chip-Hersteller ihre Geschäfte eingestellt. Die Gründe sind vielfältig. Doch klar ist auch: Nur 16 Prozent der Chips in China werden lokal produziert – und gehören zudem nur zu den wenig anspruchsvollen Halbleitern.

    Doch es kommt noch schlimmer. Chinas Unternehmen drohen im KI-Rennen noch weiter zurückzufallen: Nvidia hat bereits die Produktion des noch leistungsfähigeren A100-Nachfolgers H100 hochgefahren. Auch dieser darf nicht nach China verkauft werden.

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    Deutsche Sicherheitsbehörden glauben, dass China nach wie vor polizeiliche Aktivitäten auf deutschem Boden durchführt. Das sagte ein Sprecher des Innenministeriums am Montag. Berlin hatte Peking im November aufgefordert, seine exterritorialen Polizeistationen hierzulande zu schließen. Die chinesische Seite hatte Deutschland Anfang Februar mitgeteilt, dass die Volksrepublik Dienstleistungen über ihre “Service-Stationen” einstellen würde.

    Der Sprecher des Innenministeriums stellte am Montag in Berlin klar, dass es sich bei den fraglichen Polizeistationen “nicht um ortsfeste Büros, sondern um mobile Einrichtungen” handele, von denen aus chinesische und nicht-chinesische Staatsangehörige “offizielle Aufgaben” im Auftrag Pekings wahrnehmen würden.

    China betreibt mobile Polizeistationen, die illegal operieren, in der ganzen Welt. Vordergründig sollen diese Einrichtungen, chinesischen Staatsbürgern in bürokratischen Angelegenheiten unter die Arme greifen. Allerdings nutzen chinesische Sicherheitskräfte die Stationen zur Jagd auf Dissidenten, die sich im Gastland niedergelassen haben. In den USA waren kürzlich zwei Mitarbeiter einer solchen mobilen Wache festgenommen worden. grz

    • Polizeistationen
    • Sicherheit

    USA vermelden Festnahme eines Informanten

    Das US-Justizministerium hat die Festnahme eines Mannes wegen mutmaßlicher Spionage für die Volksrepublik China vermeldet. Der 63-jährige Liang Litang soll zwischen 2018 und 2022 Informationen über chinesische Exil-Dissidenten und pro-taiwanische Organisationen in den USA an Beamte aus China weitergegeben haben. Unter anderem soll er Fotos und Namen an chinesische Sicherheitskräfte übermittelt haben. Bei einer Verurteilung drohen ihm bis zu 15 Jahre Haft.

    Die US-Behörden verbreiteten die Nachricht am selben Tag, an dem die Volksrepublik einen US-Staatsbürger zu einer lebenslangen Haftstrafe wegen Spionage verurteilt hatte. Ein chinesisches Gericht in Suzhou sah es als erwiesen an, dass der 78-jährige John Shing-wan Leung als Spion für die US-Regierung operierte. Einzelheiten wurden nicht bekannt. Das Verfahren hatte unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattgefunden. Vordergründig haben die beiden Fälle nichts miteinander zu tun. Ihre zeitliche Nähe lässt es jedoch so erscheinen, als handele es sich um Schlag und Gegenschlag.

    Leung hatte seinen Wohnsitz in Hongkong. Die Behörden in Suzhou erklärten, die Untersuchungen gegen den Mann seien bereits im April 2021 eingeleitet worden. Wo er sich vor seiner Festnahme aufgehalten hatte und wie lange er bereits in Haft sitzt, ist unklar. Die US-Botschaft kommentierte den Fall nicht konkret, sondern verwies stattdessen auf die Privatsphäre des Mannes.

    Die beiden Fälle haben das Potenzial, die angespannten Beziehungen zwischen China und den USA weiter zu belasten. Erst im April hatte China eine Änderung seines Anti-Spionage-Gesetzes verabschiedet. Der Tatbestand der Spionage wird darin noch einmal erweitert. Auch ist seine Auslegung eher schwammig, was den Behörden ein Werkzeug in die Hand gibt, um Fälle mit Fragen der nationalen Sicherheit zu verknüpfen. grz

    Sondergesandter Li in Kiew erwartet

    Chinas Sondergesandter Li Hui wird am heutigen Dienstag in Kiew ankommen und voraussichtlich bis Mittwoch bleiben. Das sagte ein Vertreter der ukrainischen Regierung am Montag. Weitere Details nannte er allerdings nicht. Anschließend soll Li auch Russland, Polen, Frankreich und Deutschland besuchen, um über eine politische Lösung des Ukraine-Kriegs zu beraten.

    Die Präsidentin der Europäischen Kommission reagierte am Montag zurückhaltend und betonte, dass Kiews eigener Friedensplan als Ausgangspunkt für alle Bemühungen zur Beendigung des russischen Krieges dienen sollte. “Ohne die Ukraine gibt es nichts über die Ukraine”, sagte Ursula von der Leyen am Montag in Brüssel. “Wir sollten nie vergessen, dass die Ukraine das Land ist, das brutal angegriffen wurde. Daher sollte sie die Grundprinzipien für einen gerechten Frieden festlegen.” Die EU “hoffe aufrichtig, dass China eine positive Rolle spielen wird”, sagte EU-Ratschef Charles Michel.

    Ziel von Lis Reise sei es, “mit allen Parteien über eine politische Lösung” im Ukraine-Krieg zu sprechen, hieß es in Peking. Im Westen bestehen Zweifel an Chinas vermeintlicher Neutralität im Ukraine-Krieg, unter anderem aufgrund der großen Nähe zwischen den Präsidenten Xi Jinping und Wladimir Putin. Li war seinerseits jahrelang Chinas Botschafter in Russland.

    Die Debatte über mögliche Exportbeschränkungen für EU-Staaten an Drittländer und potenzielle Strafmaßnahmen gegen chinesische Firmen im Rahmen eines geplanten Sanktionspakets solle eine Warnung sein, dass Brüssel die bisher eingesetzten Sanktionen ernst meine, sagte von der Leyen. Wenn es eindeutige Beweise dafür gebe, dass Sanktionen umgangen und Ware mit einem Umweg über Drittstaaten nach Russland geliefert werden, könne die Lieferung verboten werden, sagte die EU-Kommissionschefin. Eine Einigung für das Sanktionspaket soll bis Ende des Monats erreicht werden. ari/rad

    • Geopolitik
    • Ukraine

    G7 sprechen über De-Risking und Taiwan

    Beim Treffen der G7 in Japan wird das Verhältnis zu China und Taiwan diskutiert. “Wir werden unser unerschütterliches Engagement für Frieden und Stabilität in der Taiwanstraße bekräftigen”, sagte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen am Montag mit Blick auf den Gipfel, der ab Freitag in Hiroshima stattfinden wird.

    Die sieben Industriestaaten werden laut von der Leyen auch den Ansatz der Risikominimierung in der Abhängigkeit von der Volksrepublik erörtern. “Wir streben einen vielschichtigen Ansatz für unsere Wirtschaftsbeziehungen mit China an, der durch Risikoabbau und nicht durch Entkopplung gekennzeichnet ist.”

    Auch die Überprüfung ausländischer Investitionen steht demnach auf der G7-Agenda. “Wir werden eine begrenzte Anzahl fortschrittlicher Technologien schützen, von denen wir wissen, dass sie über den militärischen Vorteil der nächsten Generation entscheiden werden. Es ist ein neues Thema, aber es ist ein wichtiges Thema”, betonte von der Leyen. Eine mögliche Beschränkung ausländischer Investitionen könnte Teil der geplanten Strategie für wirtschaftliche Sicherheit der EU werden, die EU-Kreisen zufolge noch vor der Sommerpause erwartet wird.

    EU-Ratschef Charles Michel erklärte, die Mitgliedsstaaten seien sich für eine China-Strategie in drei Punkten einig: Für Werte einstehen, Risiken abbauen und Herausforderungen gemeinsam angehen. Die G7 müssten außerdem offen für wichtige Themen bleiben. “Entwicklungs- und Schwellenländer haben Bedenken geäußert, dass die G7 sich zu sehr auf die Ukraine konzentriert und ihren Bedürfnissen nicht genügend Aufmerksamkeit schenkt”, sagte Michel. ari

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    Ford plant Stellenabbau

    Ford will seine Kosten in China senken, um mit der auf dem weltgrößten Automarkt mithalten zu können. Wie chinesische Medien berichten, wolle der US-Autobauer in der Volksrepublik 1300 Stellen streichen. “Wir können nur durch eine schlanke und agile Organisation gewinnen”, teilte ein Vertreter von Ford China der Nachrichtenagentur Reuters mit. Die Maßnahmen seien nötig, um das Geschäft zu stabilisieren.

    Ford-Chef Jim Farley hatte im April angekündigt, man werde das China-Geschäft noch in der ersten Jahreshälfte umstrukturieren. Demnach will Ford seine Gemeinschaftsunternehmen mit chinesischen Partnern stärker auf den Export günstiger Nutzfahrzeuge mit Elektro– und Verbrennerantrieb ausrichten. Neueste Zahlen zeigen, dass sich allein in Deutschland der Marktanteil der aus China gelieferten Elektroautos zuletzt mehr als verdreifacht hat. rad/rtr

    • Autoindustrie

    Presseschau

    Von der Leyen pocht auf Unabhängigkeit von China MERKUR
    Umgang der EU mit China: Risse in der Geschlossenheit SUEDDEUTSCHE
    Sonderbeauftragter aus China kommt nach Kiew und Berlin FAZ
    Germany Urges China to Shut Secret Police Outposts in Berlin BLOOMBERG
    Spionage-Vorwürfe: USA nehmen Mann wegen Verrats chinesischer Dissidenten fest – China verurteilt US-Bürger MERKUR
    Truss: China “largest threat to free world” and West too dependent on Beijing INDEPENDENT
    Top Taiwanese Lawmaker Visits US Capitol to Meet China Hard-Liners BLOOMBERG
    China is renewing efforts to push young people to marry and have several children YAHOO
    Melonis China-Dilemma: Bleibt Italien Teil von Pekings Seidenstraße? HANDELSBLATT
    China’s e-yuan trade push in Guangxi brings digital currency closer to Asean settlements as pilot programmes widen SCMP
    Schwacher Immobilienmarkt bedroht Wohlstand: China senkt Zinsen für Sparanlagen um Konsum anzukurbeln FINANZMARKTWELT
    Wladiwostok: China setzt auf russischen Hafen für Warenaustausch FAZ
    Gewaltiger Plug-in-Hybrid-Boom in China – nur nicht für die deutsche Autoindustrie AUTOMOBIL-INDUSTRIE
    VW-Konzern legt im April im China-Geschäft deutlich zu WAZ-ONLINE
    Ford hat große Probleme in China – Rotstift wird gezückt N-TV
    Antwort auf China: Gigantische Photovoltaik-Fabrik entsteht nahe Saarbrücken N-TV
    China braces for record-breaking temperatures as major cities issue heat advisories YAHOO
    Bestechung? WM-Teilnehmer in China festgenommen – Aufregung um den südkoreanischen Teamspieler und China-Legionär Son Jun-ho KURIER

    Heads

    Xifan Yang – Beobachterin des Wandels in China

    Xifan Yang ist Journalistin und Buchautorin. Sie berichtet für die Zeit aus Peking.

    Xifan Yang lebt im 18. Stock eines Hochhauses in Peking. Vor fünf Jahren ist sie hergezogen, als Korrespondentin für die Wochenzeitung “Die Zeit”. “Seitdem war jedes Jahr Ausnahmesituation.” 2019 die Proteste in Hongkong, danach die Pandemie. Mit weitreichenden Folgen auch für Yang. “Um mich herum hat sich das gesellschaftliche Klima verändert”, sagt sie. “Die Menschen sind verschlossener und misstrauischer geworden – insbesondere gegenüber Journalisten.”

    Für Yang ist das ein Grund mehr, in Peking zu bleiben. In der sich verändernden Stimmung und der sich zuspitzenden geopolitischen Debatte sei es umso wichtiger geworden, fundiert über China zu berichten. “Ich möchte weiterhin Einblicke in das Land geben, auch wenn es immer schwieriger wird.”

    Nah am Menschen

    Yang ist in Hengyang in der Provinz Hunan geboren und in Freiburg im Breisgau aufgewachsen, wo ihre Eltern promovierten. Nach der Schule studierte sie Psychologie, weil sie “etwas mit Menschen machen wollte”, erzählt sie – und muss dabei selbst über ihre Klischee-Formulierung schmunzeln. Aber es sei eben etwas Wahres daran.

    Nach dem Studium lernte sie das journalistische Handwerk an der Deutschen Journalistenschule. “Ich wollte raus ins Leben, Menschen aus den unterschiedlichsten Milieus, mit den unterschiedlichsten Lebensläufen und Ansichten treffen.” Dabei betrachtet sie es als Luxus, sich mit einer breiten Palette an Themen auseinanderzusetzen, ohne sich auf eine Sache festlegen zu müssen.

    Als sie 2011 erstmals zurück nach China zog, war sie fasziniert von der Dynamik und Aufbruchsstimmung im Land. “Die Geschichten lagen damals sprichwörtlich auf der Straße”, erinnert sie sich. Umso deutlicher fällt ihr heute auf, wie sehr sich das Land ihrer Eltern verändert hat. “Der Glaube innerhalb der Gesellschaft, dass es immer aufwärts geht, wirtschaftlich und persönlich, schwindet.” Besonders junge Menschen blickten pessimistisch in die Zukunft. “Xi Jinping hat diese Vision vom großen Wiederaufstieg. Aber ich frage mich, ob es der Regierung gelingen wird, die Bevölkerung im gleichen Maße wie früher für ihre Dienste einzuspannen.”

    China mit eigener Familie erklären

    Wenn Yang “früher” sagt, denkt sie an ihre eigene Familiengeschichte: “Mein Großvater ist als junger Mann hoffnungsfroh der KP beigetreten und hat 20 Jahre in Zwangsarbeit unter Mao verbracht.” Schon als Heranwachsende interessierte sie sich für die Dynamiken, die zwischen einer Regierung und den Regierten wirken – zum Beispiel die Frage, wie das Wirtschaftswachstum die Perspektive auf die Regierung verändert hat.

    In Yangs Familie gibt es viele, die der KP kritisch gegenüberstehen, aber es sei ausgerechnet ihr Großvater, der wieder versöhnlich auf die Partei blickt. “Ich habe angefangen, über meine Familie zu schreiben, weil ich verstehen wollte, wie ihre Biografien mit Chinas Geschichte verflochten sind.” 2015 erschien Yangs erstes Buch “Als die Karpfen fliegen lernten – China am Beispiel meiner Familie”.

    Aktuell reist Yang für ein größeres Dossier durch China. Was die Zukunft bringen wird, darüber mag sie nicht spekulieren. Erstmal wird sie in Peking bleiben – “aber natürlich kann ich mir vorstellen, auch wieder in Deutschland zu leben.” Dort warten ihr Mann und ihre Katze auf sie. Svenja Napp

    • Handel
    • Menschenrechte

    Personalie

    Ian Hutchinson ist neuer Kommunikationsmanager der China-Abteilung bei der Rhodium Group. Davor arbeitete er in ähnlicher Funktion beim US-China Business Council.

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    Dessert

    Kein Science Fiction, sondern Realität: Die Sonne über Chongqing trägt am Montag einen bunten Ring. Hierbei handelt es sich um ein seltenes Himmelsphänomen namens Halo. Es entsteht durch Spiegelung und Brechung von Licht an in der Luft schwebenden Eiskristallen.

    China.Table Redaktion

    CHINA.TABLE REDAKTION

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