Table.Briefing: China

Bilanz der Xi-Reise + Gipfel-Erklärung + Chinas mRNA-Vakzin

Liebe Leserin, lieber Leser,

Xi Jinpings Besuch in Moskau hinterlässt vor allem Verlierer. Die Ukraine ist das bitterste Beispiel dafür, schreibt Michael Radunksi in seiner Bilanz des Gipfeltreffens. Für das Opfer im Angriffskrieg gibt es weiterhin keine konkrete Aussicht eines Friedens zu akzeptablen Bedingungen.

Das geht auch aus dem Abschlusspapier des Treffens hervor, das Frank Sieren für uns durchgesehen hat. Zwar ist die Rede von Frieden, doch gemeint wäre damit: Russland darf eroberte Gebiete behalten. Schließlich gehören sie nach Moskaus Verständnis zum russischen Staatsgebiet.

Doch auch Russland ist kein Gewinner. Das Papier ist voller Demütigungen für den zuhause so mächtigen Kreml-Chef. Xi nutzt seine starke Position, um Putin inakzeptable Positionen zuzumuten. Xi lässt Putin die chinesische Dominanz deutlich spüren.

Doch auch China hat nicht viel gewonnen. Xi ist zwar eindeutig der stärkere Partner. Doch er hatte sich durch den Besuch noch tiefer in den Krieg verstrickt und die Erwartungen an eine chinesische Rolle im Friedensprozess hochgeschraubt. In westlichen Augen rückt China zugleich ganz nahe an einen verfemten Außenseiter. Zwar ist die Achse Peking-Moskau gestärkt, doch Xi hat sich auch weiter an den potenziellen Verlierer Putin gebunden. Es ist für ihn jedoch zu spät, einen Rückzieher zu machen.

Etwas spät kommt auch ein Durchbruch in Xis Corona-Politik: China hat seinen ersten mRNA-Impfstoff zugelassen – eine Eigenentwicklung, die mit gewaltigem Forschungsaufwand in großer Geschwindigkeit entstanden ist. Schneller wäre es gegangen, den Impfstoff rechtzeitig vom wichtigen Handelspartner Deutschland zu importieren, schreibt Jörn Petring. Eine eigene mRNA-Industrie hätte China immer noch aufbauen können. Aber für Xi zählt, wie im Umgang mit Russland, vor allem die Loslösung vom Westen.

Ihr
Finn Mayer-Kuckuk
Bild von Finn  Mayer-Kuckuk

Analyse

Worte für die Ukraine, Taten für China

Xi lässt sich in Moskau seine Loyalität zu Putin gut bezahlen.

Aus politischer Sicht war Xi Jinpings Besuch in Russland konservativ: keine Impulse für die Ukraine, dafür weiter die enge, strategische Partnerschaft mit Wladimir Putin. Wirtschaftlich nutzt China kühl-kalkulierend die Wirkung der westlichen Sanktionen aus und vertieft Russlands Abhängigkeit von der Volksrepublik. Für die Zukunft ist zu erwarten, dass Peking nicht nur wirtschaftliche, sondern zunehmend auch strategische Forderungen an Moskau stellen wird.

Politisch weckte Xis Besuch im Vorfeld bei einigen Beobachtern Hoffnungen auf diplomatische Fortschritte im Ukrainekrieg. China hatte Anfang März ein 12-Punkte-Papier zur politischen Lösung vorgestellt und konnte kürzlich anderswo als Vermittler punkten – nämlich mit einem Abkommen zwischen Iran und Saudi-Arabien. Zudem hatte Xi seinen Besuch in Moskau als Reise des Friedens angekündigt.

China als Friedensstifter? Nur Worte

Doch als möglicher Friedensstifter im Ukrainekrieg enttäuschte Xi in Moskau solche Hoffnungen fast auf ganzer Linie. Außer der gemeinsamen Ablehnung eines Atomkriegs wurde aus westlicher Sicht nichts erreicht: kein Stopp der Kriegshandlungen und auch keine neuen Impulse in Bezug auf das eigene 12-Punkte-Papier.

Mehr noch: Während Xi und Putin gemeinsam unter goldenen Kronleuchtern ihre Freundschaft feierten, blieb dem ukrainischen Präsidenten im attackierten Kiew lediglich die Aussicht auf einen möglichen zeitnahen Anruf von Xi. Er begrüßte selbst diese vage Ankündigung. Selenskyj weiß, dass Xi Einfluss auf Putin nehmen könnte, wenn er denn wollte, und darf deshalb nichts unversucht lassen.

Wirtschaftlich steckt Putin tief in Xis Tasche

Wirtschaftlich wurden nach Angaben des Kreml vor allem zwei Abkommen sowie mehrere kleine Projekte unterzeichnet in Bereichen wie Forstwirtschaft, Sojabohnen, Fernsehen und Industrie im Fernen Osten Russlands. Fast schon devot versicherte Putin, dass sein Land selbst den immer weiter steigenden Energiehunger Chinas auch in Zukunft befriedigen werde. Durch die Pipeline “Kraft Sibiriens” werden schon jetzt Rekordlieferungen vermeldet. Zudem soll Putin in den Gesprächen eine neue Leitung durch die Mongolei vorgeschlagen haben.

In Moskau wurde deutlich, wie kühl Xi die russische Abhängigkeit monetarisiertdurch enorme Rabatte, steigende Rohstofflieferungen oder schlicht harte Devisen. Zwei Drittel des bilateralen Handels würden schon jetzt in Rubel oder Yuan abgewickelt. Putin versprach zudem, Russlands globale Rohstofflieferungen künftig in Yuan abzurechnen. Und so profitiert China selbst dort, wo es nicht direkt am Handel beteiligt ist.  

Strategische Partnerschaft

Bei den Treffen in Moskau fiel auf, dass vom Enthusiasmus des Februar 2022 – als Xi und Putin in Peking ihre grenzenlose Freundschaft ausriefen – eher wenig zu spüren war. Fast schon nüchtern und sachlich bekräftigten beide die enge strategische Partnerschaft.

Dennoch: Politisch bekräftigte Xi in Moskau abermals große Nähe zu Putin. Chinas Staatschef hält weiter felsenfest zu einem Mann, der aufgrund eines internationalen Haftbefehls in 123 Ländern der Welt (alle, die den Internationalen Strafgerichtshof IStGH anerkennen) umgehend festgenommen würde. Vielmehr lobt Xi in Moskau die starke Führung Putins und lädt seinen lieben Freund zum Gegenbesuch nach Peking ein. Soviel übrigens zum Respekt des Völkerrechts. Es muss daher nachdenklich stimmen, wenn Xi in Moskau ankündigt, China sei bereit, gemeinsam mit Russland “über die auf dem Völkerrecht basierende Weltordnung zu wachen”.

China wird mehr fordern

Xi hält zu Putin und nimmt dabei selbst in Kauf, dass sein Image Schaden nimmt, vor allem in Europa – denn in den USA kann China derzeit ohnehin nichts gewinnen.

Doch ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis Xi für seine Unterstützung von Putin mehr einfordern wird als nur Rabatte und Rohstoffe. Geopolitisch dürften Regionen in den Fokus rücken, in denen Russland noch führend ist, China allerdings zunehmend eigene Ansprüche stellt: die Arktis, Zentralasien oder auch das historisch gute Verhältnis Russlands zu Indien, das China ein Dorn im Auge ist.

  • Geopolitik
  • Russland
  • Wladimir Putin
  • Xi Jinping

Xi und Putins gemeinsames Papier dokumentiert Chinas Dominanz

Gemeinsame Abschlusserklärungen in der Politik sind immer das Ergebnis eines Ringens um die Macht. Die gemeinsame Erklärung des Xi-Putin-Gipfels zu Wochenbeginn ist ein Schulterschluss gegen den Westen, aber vor allem auch eine Verschiebung der Machtbalance zugunsten Chinas – und in Richtung einer friedlichen Lösung des Konfliktes. Den will der Westen auch. Allerdings nicht zu dem Preis, den Peking anbietet: Waffenstillstand und Gespräche, ohne dass Putin sich aus den besetzten ukrainischen Gebieten zurückziehen müsste. Insgesamt dokumentiert das Papier, wie schwach Russlands Position gegenüber China nach dem ungünstigen Kriegsverlauf ist.

Xi zwingt Putin, Positionen zu beziehen, die er eigentlich nicht beziehen will. Damit zeigt er seine Macht und kritisiert ihn gleichzeitig. Der Wunsch des Westens ist es, dass Xi sich von Putin distanziert und seinen Angriffskrieg öffentlich kritisiert, ja sogar mit ihm bricht. Die chinesische Art der Kritik aber ist indirekter. Xis Absicht ist es, Putin zum Einlenken zu bewegen, ohne dass dabei die Partnerschaft mit dem Nachbarn zu zerstören, mit dem China eine 4.200 Kilometer lange gemeinsame Grenze teilt. Peking hat dabei ein klares Ziel: Der Krieg soll schnell enden – und die Ukraine, zu der China vor der Invasion enge Beziehungen hatte, soll weder von Putin unterjocht werden, noch der Nato beitreten.

Xis indirekte Kritik an der Aggression

Die wichtigsten Erkenntnisse aus der kurzen gemeinsamen Erklärung zum Abschluss des Treffens:

Erster Punkt für Peking: Kritik gegen den Übergriff auf fremdes Territorium. “Der Zweck und die Prinzipien der Charta der Vereinten Nationen müssen beachtet werden”, heißt gleich zu Beginn der Erklärung. Artikel 2, Punkt 4 der Charta verbietet den Mitgliedsstaaten “in ihren internationalen Beziehungen jede gegen die territoriale Unversehrtheit oder die politische Unabhängigkeit eines Staates gerichtete Androhung oder Anwendung von Gewalt.” Offensichtlich hat sich Putin nicht daran gehalten und wird von Peking angemahnt, nun einzulenken.

Zweiter Punkt für Peking: China zementiert seine Führungsrolle. “Die russische Seite spricht positiv über Chinas objektive und unparteiische Position im Ukraine-Krieg”, lautet die nächste Position. Putin wird hier gezwungen einzuräumen: Was China sagt, ist richtig. Und China will Frieden. Demütigend für Putin.

Verpflichtung zu Friedensverhandlungen

Ein Punkt für beide gegen den Westen: “Kein Land darf militärische und politische Vorteile suchen, die schädlich für die legitimen Interessen eines Landes sind”, heißt es weiter in der Erklärung. Dies ist ein wichtiges Prinzip, aber auch ein schillerndes, das jeder für sich auslegen kann. China meint hier die USA mit der Nato, aber auch Russland selbst. Putin sieht darin wahrscheinlich nur die Nato und kann das zu Hause als Erfolg verkaufen. Beide können hier einen Punkt für sich reklamieren.

Dritter Punkt für Peking: Schon im nächsten Satz geht es um Frieden. “Russland wiederholt seine Verpflichtung, so schnell wie möglich Friedensverhandlungen wiederaufzunehmen, was China begrüßt.” China zwingt Russland zu dieser Verpflichtung. Aber beide sagen damit auch: An uns liegt es nicht, dass es noch keine Friedensverhandlungen gibt.

Fünf zu zwei für Peking

Vierter Punkt für Peking: Russland “begrüßt die konstruktiven Vorschläge in Chinas Position zur friedlichen Lösung der Ukrainekrise” lautet die nächste Position. Eine weitere Demütigung. Und dann muss der Mann, der einen Krieg begonnen hat, auch noch einräumen: “Verantwortungsvoller Dialog ist der beste Weg, angemessene Lösungen zu finden.” Und nicht etwa Krieg.

Ein Punkt für Putin: “Beide Seiten lehnen jegliche unilaterale Sanktionen ab, die nicht vom UN-Sicherheitsrat beschlossen wurden.” Das immerhin ist ein klarer Punkt für Putin. Denn die Sanktionen gegen Russland wurden nicht vom UN-Sicherheitsrat bestätigt, sondern wurden vom Westen im Alleingang verhängt. Die Mehrheit der Welt trägt die Sanktionen nicht mit.  

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  • Ukraine-Krieg
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China lässt ersten mRNA-Impfstoff zu

China hat nach langem Warten seinen ersten mRNA-Impfstoff zugelassen. Das chinesische Unternehmen CSPC Pharmaceutical gab am Mittwoch an der Börse in Hongkong bekannt, dass es eine Notfallzulassung für seinen mRNA-Impfstoff erhalten habe, der gegen die Omikron-Variante entwickelt wurde. Angaben, ab wann der Impfstoff in chinesischen Impfzentren und Krankenhäusern zum Einsatz kommen soll, machte das Unternehmen aus Shijiazhuang in der Provinz Hebei zunächst nicht. 

China hatte seit Ausbruch der Pandemie rasch mehrere eigene Impfstoffe entwickelt. Dabei handelte es sich jedoch um konventionelle Totimpfstoffe, die tendenziell weniger wirksam sind als modernen mRNA-Impfstoffe. In Deutschland hingegen stand der mRNA-Impfstoff von BioNTech bereits bei der ersten großen Impfkampagne im Dezember 2020 zur Verfügung. China brauchte schließlich fast zweieinhalb Jahre, um nachzuziehen. 

Frühere Zulassung hätte Leben gerettet

Nachdem Peking im Dezember 2022 endgültig vor der Omikron-Variante kapitulierte und seine strikten Corona-Maßnahmen praktisch über Bord warf, fegte eine gewaltige Corona-Welle durch das Land. Zwar ist offiziell immer noch von lediglich mehreren zehntausend Toten die Rede. Modellrechnungen gehen aber von mindestens einer Million Opfer aus. Wäre ein wirksamer mRNA-Impfstoff früher zugelassen worden, hätte er als Booster großflächig verimpft werden können. Menschenleben hätten so gerettet werden können.

Doch Peking war es wichtiger, nicht vom Ausland abhängig zu sein. Daran konnte auch der neue chinesische Premierminister Li Qiang, ein enger Vertrauter Xis, nichts ändern. Als damaliger Parteichef von Shanghai reagierte er im Frühjahr 2020 schnell und erlaubte dem chinesischen Konzern Fosun, einen Vertrag mit BioNTech abzuschließen. Fosun sollte die Produktion und den Vertrieb des BioNTech-Impfstoffs in China übernehmen. Mehr als ein Jahr später berichtete die Parteizeitung Global Times von einer Videokonferenz zwischen Li und BioNTech-Gründer Uğur Şahin. Es sei “sehr wahrscheinlich”, dass BioNTech bald in China zugelassen werde, hieß es in dem Artikel. Doch dann intervenierte offenbar die Zentralregierung. Die Zulassung blieb aus.  

Weitere Firmen wollen nachziehen

Zwar dürfen zumindest deutsche Staatsbürger, die in China leben, sich inzwischen mit BioNTech impfen lassen. Rückblickend war das aber wohl vor allem eine Geste des guten Willens. Bundeskanzler Olaf Scholz durfte die frohe Botschaft auf seiner China-Reise Ende vergangenen Jahres verkünden. Beobachter sahen damals Chancen, dass es mit etwas Verzögerung auch zu einer breiten Markteinführung kommen könnte. 

Neben CSPC forschen mindestens noch drei weitere chinesische Firmen an eigenen mRNA-Impfstoffen. Suzhou Abogen Biosciences hat im vergangenen Jahr eine Notfallzulassung in Indonesien erhalten – allerdings nach wie vor nicht in China. Außerdem haben Stemirna Therapeutics aus Shanghai und Cansino Biologics aus Tianjin bereits im vergangenen Jahr mit der ersten Testphase am Menschen begonnen. Sollten auch diese Firmen bald mit Zulassungen im eigenen Land nachziehen, dürfte für ausländische Anbieter wie BioNTech endgültig kein Platz mehr sein. Jörn Petring 

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News

Stark-Watzinger will mehr Halbleiter-Kooperation mit Taiwan

Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger will die Zusammenarbeit mit Taiwan in der Halbleiter-, Wasserstoff- und Batterieforschung ausbauen. “Deutschland ist sehr stark in Grundlagenforschung, Taiwan sehr stark in der Anwendung und dem Transfer”, sagte die FDP-Politikerin am Mittwoch zum Abschluss ihres zweitägigen Besuchs in Taipeh. Auf mögliche Pläne des Halbleiter-Herstellers TSMC angesprochen, verwies sie auf die Zuständigkeit des Wirtschaftsministeriums und des Kanzleramtes. Aber natürlich habe man hohes Interesse daran, so die Ministerin. Man wolle in Deutschland und Europa eine Chip-Infrastruktur aufbauen. “Taiwan kann dabei Vorbild und Partner sein.”

Chinesische Kritik an dem Besuch in Taiwan, das von Peking als abtrünnige Provinz angesehen wird, wies Stark-Watzinger auf ihrer Pressekonferenz erneut zurück. Sie führe die Gespräche als Fachministerin, man habe “alle relevanten Akteure” eingebunden. “Die Reise nach Taiwan ist im Rahmen der Ein-China-Politik der Bundesregierung”, betonte sie. Der Besuch sei mit Kanzleramt und Außenministerium vorbereitet worden. Die Zusammenarbeit auf der Fachebene solle künftig Normalität werden. Die Bundesregierung hatte am Dienstag gelassen auf chinesische Kritik an dem Besuch reagiert.

Es gebe einen weltweiten Wettbewerb um mehr technologische Souveränität, begründete Stark-Watzinger ihre Reise. Taiwan verfüge über modernste Technik, sei aber gleichzeitig eine offene und freie Gesellschaft, sowie ein Rechtsstaat. Deshalb könne man mit Taiwan als Wertepartner auch Fragen im Bereich der Künstlichen Intelligenz diskutieren. rtr/ck

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Vorwurf: Telekom soll mit Huawei gemauschelt haben

Erneut gibt es Aufregung um Huawei: Die Telekom und der chinesische Netzausrüster sollen 2019 vereinbart haben, dass Huawei den Deutschen vorsorglich Netzkomponenten zuliefert, die amerikanische Teile enthalten – bevor US-Sanktionen gegen das Unternehmen wirksam werden. Die Telekom soll die Teile dann für eine spätere Verwendung eingelagert haben. Das berichtet das Handelsblatt, dem der Vertrag von damals vorliegt.

Dieser Vertrag widerspricht zumindest dem Geist der US-Sanktionen, die Huawei international das Geschäft schwermachen sollten. Für ein teilstaatliches Unternehmen ist das in der derzeitigen handelspolitischen Stimmung ein heikler Vorgang.

Seinerzeit aber war die Vereinbarung vermutlich völlig legal. Ziel war es, die Versorgung der Telekom mit wichtigen Teilen des langjährigen Partners Huawei sicherzustellen, den das Unternehmen für seine Zuverlässigkeit schätzt. Der damalige Wirtschaftsminister Peter Altmaier war den Geschäften mit Huawei nicht abgeneigt. Die US-Sanktionen wiederum hatte der damalige US-Präsident Donald Trump beschlossen, dessen Politik stets unter Verdacht stand, nicht ganz rational zu sein.

Vier Jahre später ist die Lage eine ganz andere. Die Sanktionspolitik der Trump-Ära setzt heute mit Joe Biden ein glaubwürdigerer Präsident fort. Das autoritär regierte, mit China verbündete Russland hat sich als aggressiv erwiesen und will Westeuropa mit Gaslieferungen erpressen. In Deutschland sitzen seit dem Regierungswechsel zwei dezidiert China-kritische Koalitionspartner am Kabinettstisch.

Die EU hat ihren Mitgliedern zudem inzwischen empfohlen, beim Netzausbau auf europäische statt auf chinesische Zulieferer zu setzen. Die Vereinbarung über die Lagerung von Elektronik mit potenziell sanktionierten US-Komponenten wirkt aus dieser Warte verdächtig. Huawei selbst stellt die Vereinbarungen mit seinen Kunden als Routinevorgänge dar. Es sei für das Unternehmen wichtig, versprochene Teile auch liefern zu können. Zu konkreten Absprachen mit Kunden in diesem Bereich könne sich Huawei aber aus vertraglichen Gründen nicht äußern. fin

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China bremste bei neuem Klimabericht

Der am Montag präsentierte Bericht des Weltklimarats IPCC kam nur nach einem harten Ringen um Inhalte, Ziele und Formulierungen zustande. Das ergeben umfangreiche Recherchen von Climate.Table. Die genauen Formulierungen in der “Kurzfassung für Entscheider” (SPM) zum Synthesebericht des 6. IPCC-Reports sind äußerst wichtig. Der Bericht “fasst den Stand des Wissens zum Klimawandel zusammen”, seine Worte gelten nun als wissenschaftlich und politisch abgesegnet – und sind damit Grundlage der globalen Klimapolitik. Eines der Länder, das auf der Konferenz zur Finalisierung des Textes im schweizerischen Interlaken immer wieder für Diskussionen sorgte, war China, der weltgrößte Emittent von Treibhausgasen.

So konnte sich China mit der Neuschaffung eines globalen Klimaziels für 2035 nicht anfreunden: Bis dahin sollen Emissionen aller Treibhausgase um 60 Prozent gesenkt werden, für CO₂ gilt minus 65 Prozent. China wehrte sich gegen die Erwähnung einer konkreten Zahl, wie Insider Climate.Table bestätigen. Nach vielem Hin und Her wurde sie aus dem Lauftext entfernt – und in eine eigene Tabelle ausgelagert. Diese ist allerdings so prominent platziert, dass die Intervention eher ein Eigentor darstellt. Offiziell plant China für 2030 den Höhepunkt seiner Emissionen. Bis 2060 will das Land klimaneutral werden.

China bestand zudem auf der Formulierung, das Pariser Klimaabkommen sei “unter der Klima-Rahmenkonvention” angenommen worden. Das ist ein Zeichen, dass China weiter auf die unterschiedlichen Verantwortlichkeiten zwischen alten und neuen Industriestaaten pocht – und dass China sich weiterhin als Entwicklungsland sieht, womit es sich gegen mögliche Forderungen etwa bei der Klimafinanzierung wehren kann. Grundsätzlich zeigten sich im Ringen um den Bericht die altbekannten Frontstellungen im globalen Klimaschutz: Die EU, USA und Japan drängen im Grundsatz auf weitgehende Formulierungen – China, Indien und Saudi-Arabien führen die Bremser-Front an. bpo/ck

  • Klimapolitik

Exporte in die Volksrepublik eingebrochen

Im Vergleich zu den ersten beiden Monaten 2022 sind Deutschlands Ausfuhren in die Volksrepublik im Januar und Februar um mehr als elf Prozent auf 15,2 Milliarden Euro eingebrochen. Das geht aus vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamtes hervor, die der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch vorlagen. Zum Vergleich: Die Ausfuhren in die USA sind in den ersten beiden Monaten jeweils zweistellig gewachsen.

Nach den Worten von Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen ist das stark schrumpfende China-Geschäft “noch eine Spätfolge der Lockdown-Maßnahmen, die erst Ende des vergangenen Jahres gelockert wurden”. Er gehe davon aus, dass sich die Nachfrage aus der Volksrepublik in den kommenden Monaten aufgrund wieder beleben wird.

Der Handel der deutschen Wirtschaft mit China war 2022 auf einen Rekordwert gestiegen – ungeachtet aller politischen Warnungen vor einer zu starken Abhängigkeit. Das bilaterale Handelsvolumen stieg um 21 Prozent auf rund 298 Milliarden Euro. Damit blieb China das siebte Jahr in Folge der wichtigste deutsche Handelspartner. rtr/jul

  • Exporte
  • Handel
  • Wirtschaft

Presseschau

Kein Plan für Frieden nach Treffen von Xi und Putin SRF
Xi-Besuch in Moskau – USA: China kein neutraler Vermittler im Ukraine-Krieg RND
USA haben keine Hinweise auf chinesische Waffenlieferungen an Russland TAGESSCHAU
Russia hits Ukraine with missiles, drones as “dear friend” Xi departs REUTERS
Western democracy is weaker in this new cold war than it was in the first one THEGUARDIAN
Ukrainisch-chinesisches Verhältnis: Milde Töne in Richtung Peking TAGESSCHAU
Despite Xi’s trip to Russia, dialogue between China and Ukraine is still possible THEGUARDIAN
“Neither Of Us Want A War”: Chinese Envoy On India-China Border Issue NDTV
European young adults are critical of both US and China – study BBC
Wie sich die Allianz Russland-China festigt – China: Kohle-Importe – Russland wird zum zweitgrößten Lieferanten RP-ONLINE
Stark-Watzinger: Fokus liege auf fachlichen Austausch, nicht auf China-Politik RTI
Stark-Watzinger spricht sich für weitere deutsche Ministerbesuche in Taiwan aus RND
Taiwan says it has contingency plans for China moves while president abroad REUTERS
Honduras denies demanding $2.5 bln in Taiwan aid before China announcement REUTERS
China und Russland wollen Pipelines bewachen BERLINER-ZEITUNG
Innenministerin Faeser will Huawei-Pakt der Deutschen Telekom prüfen HANDELSBLATT
‘Pandora’s box’: EU weighs changing relations with China DW
BME: Industrie sieht China weiterhin als verlässlichen Partner in der Lieferkette DVZ
Habeck will bestimmte Exporte nach China beschränken N-TV
Verband: Lieferketten mit China lassen sich nur schwer umstellen BOERSENNEWS
China lässt ersten selbstenwickelten mRNA-Impfstoff gegen COVID-19 zu AERZTEBLATT
Deutschland sucht China-Strategie: Peking fordert uns heraus STUTTGARTER-ZEITUNG
Tesla: Rekordverkäufe für E-Autos in China erwartet NOTEBOOKCHECK
It’s not just TikTok: French also warn against WhatsApp, Instagram POLITICO
TikTok CEO says company is ‘not an agent of China or any other country’ NPR
China firm wins tender to redevelop Solomon Islands port EURACTIV

Heads

Oliver Lutz Radtke – Vermittler für die großen Fragen unserer Zeit

Seit November 2022 ist Oliver Lutz Radtke Chief Representative China der Heinrich-Böll-Stiftung. Davor leitete er das China-Programm der Robert Bosch Stiftung.

Benz, Beck’s, Beckenbauer. Das sind die Worte, die viele Chinesen mit Deutschland assoziieren. Oliver Lutz Radtke beschreibt das allgemeine Bild der Deutschen in China als sehr positiv. Nicht so schillernd und charmant wie die Franzosen und Italiener, dafür aber verlässlicher. Der 46-Jährige ist seit November 2022 als Chief Representative China der Heinrich-Böll-Stiftung in Peking. In seiner neuen Rolle will er vermitteln und die chinesische Zivilgesellschaft stärken.

Zukunftsängste junger Menschen, die Frage nach dem guten Leben, andere Wertvorstellungen als die Großelterngeneration – diese Debatten beobachtet Radtke in China genauso wie in Deutschland. Die Menschen bewegten sich zwar in unterschiedlichen politischen Kontexten, die Sorgen und Ängste aber seien gleich. Radtke wünscht sich, dass sich gesellschaftliche Gruppen aus den einzelnen Ländern auf verschiedenen Ebenen stärker begegnen könnten.

Transformationsdebatten nach China tragen

In seiner neuen Position bei der Heinrich-Böll-Stiftung sieht Radtke sich vor allem in der Rolle des Mittlers. Er möchte die großen Transformationsdebatten rund um Themen wie Erneuerbare Energien und Klimaneutralität aus Deutschland und Europa nach China tragen. Die Jahrhundertaufgabe Klimawandel könne man nur gemeinsam lösen, sagt Radtke. Ihm ist es auch wichtig, Ansprechpartner in China zu finden, sich mit ihnen über die chinesischen Bemühungen auszutauschen und daraus Empfehlungen abzuleiten, wie man mit Deutschland zusammenarbeiten könne. 

Radtke fühlt sich wohl am Knotenpunkt der deutsch-chinesischen Verständigung mit all ihren Spannungen und Reibungen. Er wünscht sich, dass das deutsche Interesse an China nicht zurückgeht. Radtke sieht dabei eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung, China-Kenntnis nicht in einen kleinen Expertenkreis zu verbannen, sondern sie etwa Schülern, Studierenden und Berufstätigen auf allen Ebenen zugänglich zu machen.

Die Zivilgesellschaft stärken

Als weitere große Aufgabe der Grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung in China sieht Oliver Radtke die Unterstützung der chinesischen Zivilgesellschaft. “Ich bewundere die Organisationen, die wir fördern”, sagt er. “Sie versuchen unter teilweise sehr schwierigen Bedingungen das Beste herauszuschlagen bei Themen wie Umweltschutz, Biodiversität und Klimawandel.” Ein großer Teil der Innovationskraft des Landes kommt für ihn aus der Zivilgesellschaft.

Radtke zog Ende 2022 nach China – genau zur Endphase der Null-Covid-Politik und den damals stattfindenden Massenprotesten. Er musste selbst zweimal direkt hintereinander in Quarantäne: “Die erste Zeit war für mich ein wichtiger, aber zum Glück zeitlich limitierter Blick darauf, wie die Zero-Covid-Politik im Land vor allem im letzten Jahr aussah.”

Bevor Radtke Chief Representative China der Heinrich-Böll-Stiftung wurde, leitete er das China-Programm der Robert Bosch Stiftung. Er war regelmäßig in China unterwegs und organisierte Austauschprogramme für Richter, Journalisten, Kulturschaffende und NGOs. Zusätzlich war er drei Jahre lang deutscher Generalsekretär des Deutsch-Chinesischen Dialogforums. Radtke ist Autor von drei Büchern. Maximilian Senff

  • Gesellschaft
  • Klimaschutz

Personalien

Li Song wurde zum Ständigen Vertreter Chinas bei den Vereinten Nationen und anderen internationalen Organisationen in Wien ernannt und löste damit Wang Qun ab.

Chen Ruifeng ist neuer Leiter der Nationalen Behörde für religiöse Angelegenheiten (NRAA). Er folgt auf Cui Maohu, der vor einigen Tagen seines Amtes enthoben war. Grund dafür war nach offiziellen Mitteilungen der Verdacht auf schwere Verstöße gegen die Parteidisziplin und die Gesetze des Landes – der übliche Euphemismus für Korruption. Der 57-Jährige aus Yunnan ist bereits der dritte hochrangige Funktionär, der seit dem Ende des Nationalen Volkskongresses abgesetzt wurde.

Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!

Dessert

Wenn Künstler Duan Sixing zu seinem Werkzeug greift, verwandelt sich ein gewöhnliches Holzstück in ein kunstvolles Möbelstück, eine Skulptur oder ein Wandornament. Aus einer unscheinbaren Oberfläche treten dreidimensionale Formen hervor, ein Prozess, der oft Monate dauert. Duans Studio liegt im südwestlichen Yunnan – im Kreis Jianchuan in der autonomen Präfektur Dali. Dort blickt man auf eine lange Holz-Historie zurück: schon in den Tang- und Song-Dynastien (618-907 und 960-1279) wurde hier kunstvoll geschnitzt. Nun entsteht hier ein Museum für die Kunstform.

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

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    Liebe Leserin, lieber Leser,

    Xi Jinpings Besuch in Moskau hinterlässt vor allem Verlierer. Die Ukraine ist das bitterste Beispiel dafür, schreibt Michael Radunksi in seiner Bilanz des Gipfeltreffens. Für das Opfer im Angriffskrieg gibt es weiterhin keine konkrete Aussicht eines Friedens zu akzeptablen Bedingungen.

    Das geht auch aus dem Abschlusspapier des Treffens hervor, das Frank Sieren für uns durchgesehen hat. Zwar ist die Rede von Frieden, doch gemeint wäre damit: Russland darf eroberte Gebiete behalten. Schließlich gehören sie nach Moskaus Verständnis zum russischen Staatsgebiet.

    Doch auch Russland ist kein Gewinner. Das Papier ist voller Demütigungen für den zuhause so mächtigen Kreml-Chef. Xi nutzt seine starke Position, um Putin inakzeptable Positionen zuzumuten. Xi lässt Putin die chinesische Dominanz deutlich spüren.

    Doch auch China hat nicht viel gewonnen. Xi ist zwar eindeutig der stärkere Partner. Doch er hatte sich durch den Besuch noch tiefer in den Krieg verstrickt und die Erwartungen an eine chinesische Rolle im Friedensprozess hochgeschraubt. In westlichen Augen rückt China zugleich ganz nahe an einen verfemten Außenseiter. Zwar ist die Achse Peking-Moskau gestärkt, doch Xi hat sich auch weiter an den potenziellen Verlierer Putin gebunden. Es ist für ihn jedoch zu spät, einen Rückzieher zu machen.

    Etwas spät kommt auch ein Durchbruch in Xis Corona-Politik: China hat seinen ersten mRNA-Impfstoff zugelassen – eine Eigenentwicklung, die mit gewaltigem Forschungsaufwand in großer Geschwindigkeit entstanden ist. Schneller wäre es gegangen, den Impfstoff rechtzeitig vom wichtigen Handelspartner Deutschland zu importieren, schreibt Jörn Petring. Eine eigene mRNA-Industrie hätte China immer noch aufbauen können. Aber für Xi zählt, wie im Umgang mit Russland, vor allem die Loslösung vom Westen.

    Ihr
    Finn Mayer-Kuckuk
    Bild von Finn  Mayer-Kuckuk

    Analyse

    Worte für die Ukraine, Taten für China

    Xi lässt sich in Moskau seine Loyalität zu Putin gut bezahlen.

    Aus politischer Sicht war Xi Jinpings Besuch in Russland konservativ: keine Impulse für die Ukraine, dafür weiter die enge, strategische Partnerschaft mit Wladimir Putin. Wirtschaftlich nutzt China kühl-kalkulierend die Wirkung der westlichen Sanktionen aus und vertieft Russlands Abhängigkeit von der Volksrepublik. Für die Zukunft ist zu erwarten, dass Peking nicht nur wirtschaftliche, sondern zunehmend auch strategische Forderungen an Moskau stellen wird.

    Politisch weckte Xis Besuch im Vorfeld bei einigen Beobachtern Hoffnungen auf diplomatische Fortschritte im Ukrainekrieg. China hatte Anfang März ein 12-Punkte-Papier zur politischen Lösung vorgestellt und konnte kürzlich anderswo als Vermittler punkten – nämlich mit einem Abkommen zwischen Iran und Saudi-Arabien. Zudem hatte Xi seinen Besuch in Moskau als Reise des Friedens angekündigt.

    China als Friedensstifter? Nur Worte

    Doch als möglicher Friedensstifter im Ukrainekrieg enttäuschte Xi in Moskau solche Hoffnungen fast auf ganzer Linie. Außer der gemeinsamen Ablehnung eines Atomkriegs wurde aus westlicher Sicht nichts erreicht: kein Stopp der Kriegshandlungen und auch keine neuen Impulse in Bezug auf das eigene 12-Punkte-Papier.

    Mehr noch: Während Xi und Putin gemeinsam unter goldenen Kronleuchtern ihre Freundschaft feierten, blieb dem ukrainischen Präsidenten im attackierten Kiew lediglich die Aussicht auf einen möglichen zeitnahen Anruf von Xi. Er begrüßte selbst diese vage Ankündigung. Selenskyj weiß, dass Xi Einfluss auf Putin nehmen könnte, wenn er denn wollte, und darf deshalb nichts unversucht lassen.

    Wirtschaftlich steckt Putin tief in Xis Tasche

    Wirtschaftlich wurden nach Angaben des Kreml vor allem zwei Abkommen sowie mehrere kleine Projekte unterzeichnet in Bereichen wie Forstwirtschaft, Sojabohnen, Fernsehen und Industrie im Fernen Osten Russlands. Fast schon devot versicherte Putin, dass sein Land selbst den immer weiter steigenden Energiehunger Chinas auch in Zukunft befriedigen werde. Durch die Pipeline “Kraft Sibiriens” werden schon jetzt Rekordlieferungen vermeldet. Zudem soll Putin in den Gesprächen eine neue Leitung durch die Mongolei vorgeschlagen haben.

    In Moskau wurde deutlich, wie kühl Xi die russische Abhängigkeit monetarisiertdurch enorme Rabatte, steigende Rohstofflieferungen oder schlicht harte Devisen. Zwei Drittel des bilateralen Handels würden schon jetzt in Rubel oder Yuan abgewickelt. Putin versprach zudem, Russlands globale Rohstofflieferungen künftig in Yuan abzurechnen. Und so profitiert China selbst dort, wo es nicht direkt am Handel beteiligt ist.  

    Strategische Partnerschaft

    Bei den Treffen in Moskau fiel auf, dass vom Enthusiasmus des Februar 2022 – als Xi und Putin in Peking ihre grenzenlose Freundschaft ausriefen – eher wenig zu spüren war. Fast schon nüchtern und sachlich bekräftigten beide die enge strategische Partnerschaft.

    Dennoch: Politisch bekräftigte Xi in Moskau abermals große Nähe zu Putin. Chinas Staatschef hält weiter felsenfest zu einem Mann, der aufgrund eines internationalen Haftbefehls in 123 Ländern der Welt (alle, die den Internationalen Strafgerichtshof IStGH anerkennen) umgehend festgenommen würde. Vielmehr lobt Xi in Moskau die starke Führung Putins und lädt seinen lieben Freund zum Gegenbesuch nach Peking ein. Soviel übrigens zum Respekt des Völkerrechts. Es muss daher nachdenklich stimmen, wenn Xi in Moskau ankündigt, China sei bereit, gemeinsam mit Russland “über die auf dem Völkerrecht basierende Weltordnung zu wachen”.

    China wird mehr fordern

    Xi hält zu Putin und nimmt dabei selbst in Kauf, dass sein Image Schaden nimmt, vor allem in Europa – denn in den USA kann China derzeit ohnehin nichts gewinnen.

    Doch ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis Xi für seine Unterstützung von Putin mehr einfordern wird als nur Rabatte und Rohstoffe. Geopolitisch dürften Regionen in den Fokus rücken, in denen Russland noch führend ist, China allerdings zunehmend eigene Ansprüche stellt: die Arktis, Zentralasien oder auch das historisch gute Verhältnis Russlands zu Indien, das China ein Dorn im Auge ist.

    • Geopolitik
    • Russland
    • Wladimir Putin
    • Xi Jinping

    Xi und Putins gemeinsames Papier dokumentiert Chinas Dominanz

    Gemeinsame Abschlusserklärungen in der Politik sind immer das Ergebnis eines Ringens um die Macht. Die gemeinsame Erklärung des Xi-Putin-Gipfels zu Wochenbeginn ist ein Schulterschluss gegen den Westen, aber vor allem auch eine Verschiebung der Machtbalance zugunsten Chinas – und in Richtung einer friedlichen Lösung des Konfliktes. Den will der Westen auch. Allerdings nicht zu dem Preis, den Peking anbietet: Waffenstillstand und Gespräche, ohne dass Putin sich aus den besetzten ukrainischen Gebieten zurückziehen müsste. Insgesamt dokumentiert das Papier, wie schwach Russlands Position gegenüber China nach dem ungünstigen Kriegsverlauf ist.

    Xi zwingt Putin, Positionen zu beziehen, die er eigentlich nicht beziehen will. Damit zeigt er seine Macht und kritisiert ihn gleichzeitig. Der Wunsch des Westens ist es, dass Xi sich von Putin distanziert und seinen Angriffskrieg öffentlich kritisiert, ja sogar mit ihm bricht. Die chinesische Art der Kritik aber ist indirekter. Xis Absicht ist es, Putin zum Einlenken zu bewegen, ohne dass dabei die Partnerschaft mit dem Nachbarn zu zerstören, mit dem China eine 4.200 Kilometer lange gemeinsame Grenze teilt. Peking hat dabei ein klares Ziel: Der Krieg soll schnell enden – und die Ukraine, zu der China vor der Invasion enge Beziehungen hatte, soll weder von Putin unterjocht werden, noch der Nato beitreten.

    Xis indirekte Kritik an der Aggression

    Die wichtigsten Erkenntnisse aus der kurzen gemeinsamen Erklärung zum Abschluss des Treffens:

    Erster Punkt für Peking: Kritik gegen den Übergriff auf fremdes Territorium. “Der Zweck und die Prinzipien der Charta der Vereinten Nationen müssen beachtet werden”, heißt gleich zu Beginn der Erklärung. Artikel 2, Punkt 4 der Charta verbietet den Mitgliedsstaaten “in ihren internationalen Beziehungen jede gegen die territoriale Unversehrtheit oder die politische Unabhängigkeit eines Staates gerichtete Androhung oder Anwendung von Gewalt.” Offensichtlich hat sich Putin nicht daran gehalten und wird von Peking angemahnt, nun einzulenken.

    Zweiter Punkt für Peking: China zementiert seine Führungsrolle. “Die russische Seite spricht positiv über Chinas objektive und unparteiische Position im Ukraine-Krieg”, lautet die nächste Position. Putin wird hier gezwungen einzuräumen: Was China sagt, ist richtig. Und China will Frieden. Demütigend für Putin.

    Verpflichtung zu Friedensverhandlungen

    Ein Punkt für beide gegen den Westen: “Kein Land darf militärische und politische Vorteile suchen, die schädlich für die legitimen Interessen eines Landes sind”, heißt es weiter in der Erklärung. Dies ist ein wichtiges Prinzip, aber auch ein schillerndes, das jeder für sich auslegen kann. China meint hier die USA mit der Nato, aber auch Russland selbst. Putin sieht darin wahrscheinlich nur die Nato und kann das zu Hause als Erfolg verkaufen. Beide können hier einen Punkt für sich reklamieren.

    Dritter Punkt für Peking: Schon im nächsten Satz geht es um Frieden. “Russland wiederholt seine Verpflichtung, so schnell wie möglich Friedensverhandlungen wiederaufzunehmen, was China begrüßt.” China zwingt Russland zu dieser Verpflichtung. Aber beide sagen damit auch: An uns liegt es nicht, dass es noch keine Friedensverhandlungen gibt.

    Fünf zu zwei für Peking

    Vierter Punkt für Peking: Russland “begrüßt die konstruktiven Vorschläge in Chinas Position zur friedlichen Lösung der Ukrainekrise” lautet die nächste Position. Eine weitere Demütigung. Und dann muss der Mann, der einen Krieg begonnen hat, auch noch einräumen: “Verantwortungsvoller Dialog ist der beste Weg, angemessene Lösungen zu finden.” Und nicht etwa Krieg.

    Ein Punkt für Putin: “Beide Seiten lehnen jegliche unilaterale Sanktionen ab, die nicht vom UN-Sicherheitsrat beschlossen wurden.” Das immerhin ist ein klarer Punkt für Putin. Denn die Sanktionen gegen Russland wurden nicht vom UN-Sicherheitsrat bestätigt, sondern wurden vom Westen im Alleingang verhängt. Die Mehrheit der Welt trägt die Sanktionen nicht mit.  

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    China lässt ersten mRNA-Impfstoff zu

    China hat nach langem Warten seinen ersten mRNA-Impfstoff zugelassen. Das chinesische Unternehmen CSPC Pharmaceutical gab am Mittwoch an der Börse in Hongkong bekannt, dass es eine Notfallzulassung für seinen mRNA-Impfstoff erhalten habe, der gegen die Omikron-Variante entwickelt wurde. Angaben, ab wann der Impfstoff in chinesischen Impfzentren und Krankenhäusern zum Einsatz kommen soll, machte das Unternehmen aus Shijiazhuang in der Provinz Hebei zunächst nicht. 

    China hatte seit Ausbruch der Pandemie rasch mehrere eigene Impfstoffe entwickelt. Dabei handelte es sich jedoch um konventionelle Totimpfstoffe, die tendenziell weniger wirksam sind als modernen mRNA-Impfstoffe. In Deutschland hingegen stand der mRNA-Impfstoff von BioNTech bereits bei der ersten großen Impfkampagne im Dezember 2020 zur Verfügung. China brauchte schließlich fast zweieinhalb Jahre, um nachzuziehen. 

    Frühere Zulassung hätte Leben gerettet

    Nachdem Peking im Dezember 2022 endgültig vor der Omikron-Variante kapitulierte und seine strikten Corona-Maßnahmen praktisch über Bord warf, fegte eine gewaltige Corona-Welle durch das Land. Zwar ist offiziell immer noch von lediglich mehreren zehntausend Toten die Rede. Modellrechnungen gehen aber von mindestens einer Million Opfer aus. Wäre ein wirksamer mRNA-Impfstoff früher zugelassen worden, hätte er als Booster großflächig verimpft werden können. Menschenleben hätten so gerettet werden können.

    Doch Peking war es wichtiger, nicht vom Ausland abhängig zu sein. Daran konnte auch der neue chinesische Premierminister Li Qiang, ein enger Vertrauter Xis, nichts ändern. Als damaliger Parteichef von Shanghai reagierte er im Frühjahr 2020 schnell und erlaubte dem chinesischen Konzern Fosun, einen Vertrag mit BioNTech abzuschließen. Fosun sollte die Produktion und den Vertrieb des BioNTech-Impfstoffs in China übernehmen. Mehr als ein Jahr später berichtete die Parteizeitung Global Times von einer Videokonferenz zwischen Li und BioNTech-Gründer Uğur Şahin. Es sei “sehr wahrscheinlich”, dass BioNTech bald in China zugelassen werde, hieß es in dem Artikel. Doch dann intervenierte offenbar die Zentralregierung. Die Zulassung blieb aus.  

    Weitere Firmen wollen nachziehen

    Zwar dürfen zumindest deutsche Staatsbürger, die in China leben, sich inzwischen mit BioNTech impfen lassen. Rückblickend war das aber wohl vor allem eine Geste des guten Willens. Bundeskanzler Olaf Scholz durfte die frohe Botschaft auf seiner China-Reise Ende vergangenen Jahres verkünden. Beobachter sahen damals Chancen, dass es mit etwas Verzögerung auch zu einer breiten Markteinführung kommen könnte. 

    Neben CSPC forschen mindestens noch drei weitere chinesische Firmen an eigenen mRNA-Impfstoffen. Suzhou Abogen Biosciences hat im vergangenen Jahr eine Notfallzulassung in Indonesien erhalten – allerdings nach wie vor nicht in China. Außerdem haben Stemirna Therapeutics aus Shanghai und Cansino Biologics aus Tianjin bereits im vergangenen Jahr mit der ersten Testphase am Menschen begonnen. Sollten auch diese Firmen bald mit Zulassungen im eigenen Land nachziehen, dürfte für ausländische Anbieter wie BioNTech endgültig kein Platz mehr sein. Jörn Petring 

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    News

    Stark-Watzinger will mehr Halbleiter-Kooperation mit Taiwan

    Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger will die Zusammenarbeit mit Taiwan in der Halbleiter-, Wasserstoff- und Batterieforschung ausbauen. “Deutschland ist sehr stark in Grundlagenforschung, Taiwan sehr stark in der Anwendung und dem Transfer”, sagte die FDP-Politikerin am Mittwoch zum Abschluss ihres zweitägigen Besuchs in Taipeh. Auf mögliche Pläne des Halbleiter-Herstellers TSMC angesprochen, verwies sie auf die Zuständigkeit des Wirtschaftsministeriums und des Kanzleramtes. Aber natürlich habe man hohes Interesse daran, so die Ministerin. Man wolle in Deutschland und Europa eine Chip-Infrastruktur aufbauen. “Taiwan kann dabei Vorbild und Partner sein.”

    Chinesische Kritik an dem Besuch in Taiwan, das von Peking als abtrünnige Provinz angesehen wird, wies Stark-Watzinger auf ihrer Pressekonferenz erneut zurück. Sie führe die Gespräche als Fachministerin, man habe “alle relevanten Akteure” eingebunden. “Die Reise nach Taiwan ist im Rahmen der Ein-China-Politik der Bundesregierung”, betonte sie. Der Besuch sei mit Kanzleramt und Außenministerium vorbereitet worden. Die Zusammenarbeit auf der Fachebene solle künftig Normalität werden. Die Bundesregierung hatte am Dienstag gelassen auf chinesische Kritik an dem Besuch reagiert.

    Es gebe einen weltweiten Wettbewerb um mehr technologische Souveränität, begründete Stark-Watzinger ihre Reise. Taiwan verfüge über modernste Technik, sei aber gleichzeitig eine offene und freie Gesellschaft, sowie ein Rechtsstaat. Deshalb könne man mit Taiwan als Wertepartner auch Fragen im Bereich der Künstlichen Intelligenz diskutieren. rtr/ck

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    Vorwurf: Telekom soll mit Huawei gemauschelt haben

    Erneut gibt es Aufregung um Huawei: Die Telekom und der chinesische Netzausrüster sollen 2019 vereinbart haben, dass Huawei den Deutschen vorsorglich Netzkomponenten zuliefert, die amerikanische Teile enthalten – bevor US-Sanktionen gegen das Unternehmen wirksam werden. Die Telekom soll die Teile dann für eine spätere Verwendung eingelagert haben. Das berichtet das Handelsblatt, dem der Vertrag von damals vorliegt.

    Dieser Vertrag widerspricht zumindest dem Geist der US-Sanktionen, die Huawei international das Geschäft schwermachen sollten. Für ein teilstaatliches Unternehmen ist das in der derzeitigen handelspolitischen Stimmung ein heikler Vorgang.

    Seinerzeit aber war die Vereinbarung vermutlich völlig legal. Ziel war es, die Versorgung der Telekom mit wichtigen Teilen des langjährigen Partners Huawei sicherzustellen, den das Unternehmen für seine Zuverlässigkeit schätzt. Der damalige Wirtschaftsminister Peter Altmaier war den Geschäften mit Huawei nicht abgeneigt. Die US-Sanktionen wiederum hatte der damalige US-Präsident Donald Trump beschlossen, dessen Politik stets unter Verdacht stand, nicht ganz rational zu sein.

    Vier Jahre später ist die Lage eine ganz andere. Die Sanktionspolitik der Trump-Ära setzt heute mit Joe Biden ein glaubwürdigerer Präsident fort. Das autoritär regierte, mit China verbündete Russland hat sich als aggressiv erwiesen und will Westeuropa mit Gaslieferungen erpressen. In Deutschland sitzen seit dem Regierungswechsel zwei dezidiert China-kritische Koalitionspartner am Kabinettstisch.

    Die EU hat ihren Mitgliedern zudem inzwischen empfohlen, beim Netzausbau auf europäische statt auf chinesische Zulieferer zu setzen. Die Vereinbarung über die Lagerung von Elektronik mit potenziell sanktionierten US-Komponenten wirkt aus dieser Warte verdächtig. Huawei selbst stellt die Vereinbarungen mit seinen Kunden als Routinevorgänge dar. Es sei für das Unternehmen wichtig, versprochene Teile auch liefern zu können. Zu konkreten Absprachen mit Kunden in diesem Bereich könne sich Huawei aber aus vertraglichen Gründen nicht äußern. fin

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    China bremste bei neuem Klimabericht

    Der am Montag präsentierte Bericht des Weltklimarats IPCC kam nur nach einem harten Ringen um Inhalte, Ziele und Formulierungen zustande. Das ergeben umfangreiche Recherchen von Climate.Table. Die genauen Formulierungen in der “Kurzfassung für Entscheider” (SPM) zum Synthesebericht des 6. IPCC-Reports sind äußerst wichtig. Der Bericht “fasst den Stand des Wissens zum Klimawandel zusammen”, seine Worte gelten nun als wissenschaftlich und politisch abgesegnet – und sind damit Grundlage der globalen Klimapolitik. Eines der Länder, das auf der Konferenz zur Finalisierung des Textes im schweizerischen Interlaken immer wieder für Diskussionen sorgte, war China, der weltgrößte Emittent von Treibhausgasen.

    So konnte sich China mit der Neuschaffung eines globalen Klimaziels für 2035 nicht anfreunden: Bis dahin sollen Emissionen aller Treibhausgase um 60 Prozent gesenkt werden, für CO₂ gilt minus 65 Prozent. China wehrte sich gegen die Erwähnung einer konkreten Zahl, wie Insider Climate.Table bestätigen. Nach vielem Hin und Her wurde sie aus dem Lauftext entfernt – und in eine eigene Tabelle ausgelagert. Diese ist allerdings so prominent platziert, dass die Intervention eher ein Eigentor darstellt. Offiziell plant China für 2030 den Höhepunkt seiner Emissionen. Bis 2060 will das Land klimaneutral werden.

    China bestand zudem auf der Formulierung, das Pariser Klimaabkommen sei “unter der Klima-Rahmenkonvention” angenommen worden. Das ist ein Zeichen, dass China weiter auf die unterschiedlichen Verantwortlichkeiten zwischen alten und neuen Industriestaaten pocht – und dass China sich weiterhin als Entwicklungsland sieht, womit es sich gegen mögliche Forderungen etwa bei der Klimafinanzierung wehren kann. Grundsätzlich zeigten sich im Ringen um den Bericht die altbekannten Frontstellungen im globalen Klimaschutz: Die EU, USA und Japan drängen im Grundsatz auf weitgehende Formulierungen – China, Indien und Saudi-Arabien führen die Bremser-Front an. bpo/ck

    • Klimapolitik

    Exporte in die Volksrepublik eingebrochen

    Im Vergleich zu den ersten beiden Monaten 2022 sind Deutschlands Ausfuhren in die Volksrepublik im Januar und Februar um mehr als elf Prozent auf 15,2 Milliarden Euro eingebrochen. Das geht aus vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamtes hervor, die der Nachrichtenagentur Reuters am Mittwoch vorlagen. Zum Vergleich: Die Ausfuhren in die USA sind in den ersten beiden Monaten jeweils zweistellig gewachsen.

    Nach den Worten von Commerzbank-Ökonom Ralph Solveen ist das stark schrumpfende China-Geschäft “noch eine Spätfolge der Lockdown-Maßnahmen, die erst Ende des vergangenen Jahres gelockert wurden”. Er gehe davon aus, dass sich die Nachfrage aus der Volksrepublik in den kommenden Monaten aufgrund wieder beleben wird.

    Der Handel der deutschen Wirtschaft mit China war 2022 auf einen Rekordwert gestiegen – ungeachtet aller politischen Warnungen vor einer zu starken Abhängigkeit. Das bilaterale Handelsvolumen stieg um 21 Prozent auf rund 298 Milliarden Euro. Damit blieb China das siebte Jahr in Folge der wichtigste deutsche Handelspartner. rtr/jul

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    • Handel
    • Wirtschaft

    Presseschau

    Kein Plan für Frieden nach Treffen von Xi und Putin SRF
    Xi-Besuch in Moskau – USA: China kein neutraler Vermittler im Ukraine-Krieg RND
    USA haben keine Hinweise auf chinesische Waffenlieferungen an Russland TAGESSCHAU
    Russia hits Ukraine with missiles, drones as “dear friend” Xi departs REUTERS
    Western democracy is weaker in this new cold war than it was in the first one THEGUARDIAN
    Ukrainisch-chinesisches Verhältnis: Milde Töne in Richtung Peking TAGESSCHAU
    Despite Xi’s trip to Russia, dialogue between China and Ukraine is still possible THEGUARDIAN
    “Neither Of Us Want A War”: Chinese Envoy On India-China Border Issue NDTV
    European young adults are critical of both US and China – study BBC
    Wie sich die Allianz Russland-China festigt – China: Kohle-Importe – Russland wird zum zweitgrößten Lieferanten RP-ONLINE
    Stark-Watzinger: Fokus liege auf fachlichen Austausch, nicht auf China-Politik RTI
    Stark-Watzinger spricht sich für weitere deutsche Ministerbesuche in Taiwan aus RND
    Taiwan says it has contingency plans for China moves while president abroad REUTERS
    Honduras denies demanding $2.5 bln in Taiwan aid before China announcement REUTERS
    China und Russland wollen Pipelines bewachen BERLINER-ZEITUNG
    Innenministerin Faeser will Huawei-Pakt der Deutschen Telekom prüfen HANDELSBLATT
    ‘Pandora’s box’: EU weighs changing relations with China DW
    BME: Industrie sieht China weiterhin als verlässlichen Partner in der Lieferkette DVZ
    Habeck will bestimmte Exporte nach China beschränken N-TV
    Verband: Lieferketten mit China lassen sich nur schwer umstellen BOERSENNEWS
    China lässt ersten selbstenwickelten mRNA-Impfstoff gegen COVID-19 zu AERZTEBLATT
    Deutschland sucht China-Strategie: Peking fordert uns heraus STUTTGARTER-ZEITUNG
    Tesla: Rekordverkäufe für E-Autos in China erwartet NOTEBOOKCHECK
    It’s not just TikTok: French also warn against WhatsApp, Instagram POLITICO
    TikTok CEO says company is ‘not an agent of China or any other country’ NPR
    China firm wins tender to redevelop Solomon Islands port EURACTIV

    Heads

    Oliver Lutz Radtke – Vermittler für die großen Fragen unserer Zeit

    Seit November 2022 ist Oliver Lutz Radtke Chief Representative China der Heinrich-Böll-Stiftung. Davor leitete er das China-Programm der Robert Bosch Stiftung.

    Benz, Beck’s, Beckenbauer. Das sind die Worte, die viele Chinesen mit Deutschland assoziieren. Oliver Lutz Radtke beschreibt das allgemeine Bild der Deutschen in China als sehr positiv. Nicht so schillernd und charmant wie die Franzosen und Italiener, dafür aber verlässlicher. Der 46-Jährige ist seit November 2022 als Chief Representative China der Heinrich-Böll-Stiftung in Peking. In seiner neuen Rolle will er vermitteln und die chinesische Zivilgesellschaft stärken.

    Zukunftsängste junger Menschen, die Frage nach dem guten Leben, andere Wertvorstellungen als die Großelterngeneration – diese Debatten beobachtet Radtke in China genauso wie in Deutschland. Die Menschen bewegten sich zwar in unterschiedlichen politischen Kontexten, die Sorgen und Ängste aber seien gleich. Radtke wünscht sich, dass sich gesellschaftliche Gruppen aus den einzelnen Ländern auf verschiedenen Ebenen stärker begegnen könnten.

    Transformationsdebatten nach China tragen

    In seiner neuen Position bei der Heinrich-Böll-Stiftung sieht Radtke sich vor allem in der Rolle des Mittlers. Er möchte die großen Transformationsdebatten rund um Themen wie Erneuerbare Energien und Klimaneutralität aus Deutschland und Europa nach China tragen. Die Jahrhundertaufgabe Klimawandel könne man nur gemeinsam lösen, sagt Radtke. Ihm ist es auch wichtig, Ansprechpartner in China zu finden, sich mit ihnen über die chinesischen Bemühungen auszutauschen und daraus Empfehlungen abzuleiten, wie man mit Deutschland zusammenarbeiten könne. 

    Radtke fühlt sich wohl am Knotenpunkt der deutsch-chinesischen Verständigung mit all ihren Spannungen und Reibungen. Er wünscht sich, dass das deutsche Interesse an China nicht zurückgeht. Radtke sieht dabei eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung, China-Kenntnis nicht in einen kleinen Expertenkreis zu verbannen, sondern sie etwa Schülern, Studierenden und Berufstätigen auf allen Ebenen zugänglich zu machen.

    Die Zivilgesellschaft stärken

    Als weitere große Aufgabe der Grünen-nahen Heinrich-Böll-Stiftung in China sieht Oliver Radtke die Unterstützung der chinesischen Zivilgesellschaft. “Ich bewundere die Organisationen, die wir fördern”, sagt er. “Sie versuchen unter teilweise sehr schwierigen Bedingungen das Beste herauszuschlagen bei Themen wie Umweltschutz, Biodiversität und Klimawandel.” Ein großer Teil der Innovationskraft des Landes kommt für ihn aus der Zivilgesellschaft.

    Radtke zog Ende 2022 nach China – genau zur Endphase der Null-Covid-Politik und den damals stattfindenden Massenprotesten. Er musste selbst zweimal direkt hintereinander in Quarantäne: “Die erste Zeit war für mich ein wichtiger, aber zum Glück zeitlich limitierter Blick darauf, wie die Zero-Covid-Politik im Land vor allem im letzten Jahr aussah.”

    Bevor Radtke Chief Representative China der Heinrich-Böll-Stiftung wurde, leitete er das China-Programm der Robert Bosch Stiftung. Er war regelmäßig in China unterwegs und organisierte Austauschprogramme für Richter, Journalisten, Kulturschaffende und NGOs. Zusätzlich war er drei Jahre lang deutscher Generalsekretär des Deutsch-Chinesischen Dialogforums. Radtke ist Autor von drei Büchern. Maximilian Senff

    • Gesellschaft
    • Klimaschutz

    Personalien

    Li Song wurde zum Ständigen Vertreter Chinas bei den Vereinten Nationen und anderen internationalen Organisationen in Wien ernannt und löste damit Wang Qun ab.

    Chen Ruifeng ist neuer Leiter der Nationalen Behörde für religiöse Angelegenheiten (NRAA). Er folgt auf Cui Maohu, der vor einigen Tagen seines Amtes enthoben war. Grund dafür war nach offiziellen Mitteilungen der Verdacht auf schwere Verstöße gegen die Parteidisziplin und die Gesetze des Landes – der übliche Euphemismus für Korruption. Der 57-Jährige aus Yunnan ist bereits der dritte hochrangige Funktionär, der seit dem Ende des Nationalen Volkskongresses abgesetzt wurde.

    Ändert sich etwas in Ihrer Organisation? Schicken Sie doch einen Hinweis für unsere Personal-Rubrik an heads@table.media!

    Dessert

    Wenn Künstler Duan Sixing zu seinem Werkzeug greift, verwandelt sich ein gewöhnliches Holzstück in ein kunstvolles Möbelstück, eine Skulptur oder ein Wandornament. Aus einer unscheinbaren Oberfläche treten dreidimensionale Formen hervor, ein Prozess, der oft Monate dauert. Duans Studio liegt im südwestlichen Yunnan – im Kreis Jianchuan in der autonomen Präfektur Dali. Dort blickt man auf eine lange Holz-Historie zurück: schon in den Tang- und Song-Dynastien (618-907 und 960-1279) wurde hier kunstvoll geschnitzt. Nun entsteht hier ein Museum für die Kunstform.

    China.Table Redaktion

    CHINA.TABLE REDAKTION

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