Table.Briefing: China

Baerbock betreibt De-Risking im Pazifik + Maschinenbauer sehen Chance in Nischenmärkten

Liebe Leserin, lieber Leser,

Xi Jinping ist mit seiner Ehefrau Peng Liyuan in Paris angekommen; am heutigen Montag beginnt eine Serie von Gipfeltreffen in Frankreich, Ungarn und Serbien. Es sind allesamt nicht die China-kritischsten Länder Europas, doch zumindest in Frankreich wird Xi über einige Forderungen seines Counterparts Emmanuel Macron sprechen müssen. Wir beobachten Xis Europa-Tour täglich für Sie.

Unterdessen ist Bundesaußenministerin Annalena Baerbock im Südpazifik unterwegs. Dort geht es ihr vor allem um Sicherheitsfragen, wie Bernhard Pötter analysiert. Der Elefant im Raum ist bei all dem China. Während Australien und Neuseeland vor allem westlich geprägte Allianzen angesichts des wachsenden chinesischen Selbstbewusstseins in der Region suchen, muss der Westen bei den Inselstaaten des Südpazifik um Kooperation kräftig werben.

Nicht nur die Salomonen sehen in China einen effektiven Sicherheitspartner. Baerbock weiß: Die langjährige Abwesenheit Europas in dieser Region muss ein Ende haben.

Eines der Themen bei Xis Besuch in Paris werden die Streitpunkte rund um den wachsenden wirtschaftlichen Wettbewerb sein, vor allem Subventionen und Überkapazitäten. Im Maschinenbau hat “Made in Germany” trotz eines schärferen Wettbewerbs aber immer noch einen guten Ruf. Die mittelständisch geprägte deutsche Produktionstechnik bewegt sich in Nischen, wo sie maßgeschneiderte Lösungen anbietet.

In diesen Märkten seien die chinesischen Wettbewerber noch überschaubar, sagt Gerald Pörschmann, Vorstand des Innovationsnetzwerks Zukunftsallianz Maschinenbau. Warum er trotz eines schwieriger werdenden Umfelds positiv in die Zukunft blickt, erklärt Pörschmann im Interview mit Michael Radunski.

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Christiane Kühl
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Analyse

Neue Definition von Sicherheit: Wie Baerbock im Pazifik Flagge zeigt

Sicherheitspolitik im Fokus: Außenministerin Annalena Baerbock an Bord des australischen Küsten-Patrouillenboots Arafura in der Osborne-Marinewerft in Adelaide

Bei ihrer Reise durch die Pazifikregion will Bundesaußenministerin Annalena Baerbock den Zusammenhalt der westlichen Demokratien in Zeiten von Ukraine-Krieg und Spannungen um Taiwan stärken. China und Russland sollen als Bedrohungen für die regelbasierte internationale Ordnung deutlich benannt werden. Und den Staaten im Indopazifik will sie demonstrativ den Rücken stärken gegen den großen Nachbarn China.

Jenseits dieser Ziele hat Baerbock aber noch eine neue Botschaft: Sicherheitspolitik breiter zu definieren als bisher. Dazu passte gleich am ersten Tag der Reise, die noch bis Dienstag andauert, eine Nachricht, die die Ministerin im australischen Adelaide verkündete. Als sie am Freitag ihre australische Amtskollegin Penny Wong traf, sagte Baerbock, man könne nun nachweisen, dass die Cyberattacke auf die SPD im Januar 2023 auf den russischen Geheimdienst zurückgehe. “Staatliche russische Hacker haben Deutschland im Cyberraum angegriffen”, sagte sie nach dem Treffen mit Wong. Das werde Konsequenzen haben. Eine dieser Folgen machte Baerbock auf ihrer Reise klar: Der Begriff Sicherheit müsse weiter gefasst werden als bisher.

Baerbock definiert überlappende Sicherheitskomplexe

Die “wertvollen Erfahrungen” Australiens in der Sicherheitspolitik mit China zeige, dass man die “Risiken genau in den Blick nehmen” müsse, sagte Baerbock. “Das gilt für Spionage und Unterwanderung” und die Abhängigkeit durch Lieferketten. In Neuseeland sagte sie, das Land spüre, “dass die Sicherheitsanforderungen überlappend sind“:

  • Es gebe sie im “harten Sicherheitsbereich”, also gegen militärische Bedrohungen, etwa bei der Sicherung der freien Schifffahrt im Pazifik und der Taiwanstraße
  • Es gebe sie im “Wirtschaftsbereich”, wo etwa die Abhängigkeit von China durch Lieferketten verringert werden müsse – wie beim wichtigen Grundstoff Lithium aus China, das im Rohzustand eigentlich aus Australien stammt.
  • Für Baerbock gibt es die Überschneidungen, “insbesondere auch als Klimasicherheit“: Die Inselstaaten im Pazifik sind hier besonders verwundbar. Aber auch Australien hat gigantische Waldbrände erlebt und Neuseeland Sturmschäden.
  • Beim Thema Abwehr von Attacken aus dem Cyberraum “haben wir darüber geredet, wie wir besser zusammenarbeiten können”, sagte Penny Wong. Es gehe in der aktuellen Situation “nicht nur um militärisches Engagement”.
  • Baerbocks Besuch des Weltrauminstituts in Auckland und die Forschungskooperation zur Antarktis sollen zeigen, dass auch Wissenschaft und Raumfahrt Teil eines umfassenden Sicherheitsbegriffs sein sollten.
  • Schließlich ist laut Baerbock die “innere Stärke unserer Gesellschaften” wichtig für die verschiedenen Aspekte von Sicherheit: “Gleichberechtigung und Vielfalt machen Gesellschaften stärker und resilienter.”

Sicherheitsthemen dominieren Besuchsprogramm

Entlang dieser Sicherheitsaspekte war das Besuchsprogramm der Außenministerin angelegt: In der australischen Stadt Adelaide inspizierte sie ein “Zentrum für Cyber-Zusammenarbeit” und die Osborne-Marinewerft, wo die deutsche Rüstungsfirma Lürssen Patrouillenboote für die australische Marine baut. Dass die Schiffe weniger zur Abschreckung möglicher militärischer Gegner, sondern vor allem für die Küstenwache beim Abfangen von illegalen Migranten dienen sollten, ging dabei fast unter.

Im neuseeländischen Auckland nahm sie mit ihrem Amtskollegen Winston Peters an der Unterzeichnung einer Absichtserklärung für eine Forschungskooperation in der Antarktis teil, wo China seine Kapazitäten derzeit stark ausbaut. Und sie konferierte mit der Ministerin für Verteidigung und Forschung, Judith Collins, und besuchte das Institut für Weltraum an der Universität.

“Hier im Indopazifik wird die Ausgestaltung der internationalen Ordnung im 21. Jahrhundert entscheidend mitgeprägt“, erklärte die deutsche Außenministerin in Adelaide. Die Region sei ein “Powerhouse der Weltwirtschaft”, in dem Deutschland seine Beziehungen aus politischem und ökonomischem Interesse ausbaue. Penny Wong erinnerte daran, dass “Deutschlands industrielles Gewicht ein kritischer Teil seiner nationalen Macht ist”.

Baerbock im Pazifik: De-Risking von China im Hinterkopf

Solche Worte sind Wasser auf die Mühlen von Baerbocks Strategie des “De-Risking” gegenüber China. Die Konsequenzen einer solchen Strategie hat Australien erlebt, als es den chinesischen Mobilfunkanbieter Huawei 2018 aus seinem Netz verbannte. Die Maßnahme hatte einen Handelskrieg mit China ausgelöst, der erst langsam wieder beigelegt wird.

Die Kooperation in der Antarktis steht für Baerbock als Erfolgsbeispiel für die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Neuseeland, ebenso wie das neue bilaterale EU-Freihandelsabkommen. Dieses ist am 1. Mai in Kraft getreten und sei mit seinen Umwelt- und Sozialstandards der “Goldstandard” solcher Abkommen, so die Ministerin. Sie verwies darauf, dass sich zwei Schiffe der Bundesmarine bei ihrer gerade begonnenen “Pazifik-Mission” für die Freiheit der Seewege einsetzten. Ob die Schiffe den Weg durch die von China beanspruchte Straße von Taiwan nehmen würden, wollte die Außenministerin allerdings nicht vorab festlegen.

Deutschland will Beziehungen zum Südpazifik ausbauen

Auch mit den pazifischen Inselstaaten will Deutschland nach Baerbocks Vorstellungen bessere Beziehungen haben und dabei präsenter sein: Eine neue Botschaft auf Fidschi wurde im August 2023 eingeweiht – Baerbocks Anwesenheit dabei verhinderte nur der Schaden am Regierungsflugzeug, das damals in Abu Dhabi liegen blieb. Deutschland ist klar geworden: Wenn man mit Staaten kooperieren will, darf man nicht wie zuletzt geschehen 13 Jahre ins Land gehen lassen, ohne dass sich ein Außenminister zeigt. Zumal 14 Staaten im Indopazifik 14 Stimmen in den UN-Gremien sind, die wichtig sind bei Abstimmungen zum Ukraine-Krieg oder über den angestrebten nichtständigen deutschen Sitz im UN-Sicherheitsrat. Es sind Staaten, um deren Stimmen auch China wirbt.

Verstärkte Aufmerksamkeit gilt den Inselstaaten im Südpazifik auch deshalb, weil China dort seit einiger Zeit gezielt und massiv seine Präsenz ausbaut – und dabei die USA aussticht. Die Angst: Geheimverträge über die Ausbildung der Polizei wie auf den Salomonen-Inseln könnten auch andere Staaten schließen – und möglicherweise später chinesische Marinebasen oder Flughäfen erlauben, wie US-Medien spekulieren. Das wiederum könnte die Seewege zwischen Australien/Neuseeland und der US-Flotte in Hawaii bedrohen.

Baerbock wirbt mit deutscher Unterstützung beim Klimaschutz

Außerdem will Baerbock als erfahrene Klimapolitikerin den Kampf gegen die Erderhitzung viel stärker als “soft power” in die offizielle deutsche Diplomatie einbeziehen. Das hat sie Ende 2023 zur COP28 in der “Klimaaußenpolitikstrategie” der Bundesregierung festgehalten. Das ist wichtig, denn auch China dürfte das Thema Klimaschutz für seine Außenpolitik im Globalen Süden bald aufgreifen. Schon jetzt setzt Peking dabei auf Süd-Süd-Kooperation. So war Baerbock im Sommer 2022 im Pazifikstaat Palau gewesen, um sich über die dortigen Folgen der Klimakrise zu informieren. Jetzt widmet die Außenministerin zwei ganze Tage dem Inselstaat Fidschi, der etwa besonders vom Anstieg des Meeresspiegels durch die Erderhitzung betroffen ist.

Deutschland unterstützt zudem die Bewerbung von Australien und seinen Nachbarn um die Klimakonferenz COP31 im Jahr 2026. Mit einer Klima-Charmeoffensive im Pazifik hat Deutschland Erfahrung: Als 2017 Fidschi COP-Gastgeber war, richtete Bonn die Konferenz aus, weil Fidschi das Treffen tausender Delegierter allein nicht bewältigen konnte. Deutschland versorgte die Inselrepublik mit großer logistischer und finanzieller Hilfe von 110 Millionen Euro und verschmerzte es auch, dass Delegierte und Besucher die Bonner Rheinaue zertrampelten.

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Interview

Wie deutsche Maschinenbauer in chinesischen Märkten weiter Erfolg haben wollen

Gerald Pörschmann, geschäftsführender Vorstand und Managing Director des Innovationsnetzwerks Zukunftsallianz Maschinenbau e.V.

Ob Außenhandelskammer oder Bundesverband der Deutschen Industrie – viele klagen derzeit über die schlechte Situation in China. Wie geht es dem deutschen Maschinenbau in China?

Das wird Sie jetzt vielleicht überraschen, aber für die deutschen Produktionstechnik-Unternehmen in China läuft es noch relativ gut. Klar, auch wir leiden unter dem Rückgang des wirtschaftlichen Wachstums in China sowie unter der geopolitischen Situation und den Nachwirkungen der Corona-Pandemie. Davon bleiben wir nicht verschont. Aber insgesamt blicken wir positiv in die Zukunft.

Das heißt, die viel beklagten staatlichen Subventionen, Handelsbarrieren und Überkapazitäten – die betreffen den Maschinenbau gar nicht so sehr?

Doch, doch. Vor allem die chinesischen Überkapazitäten sind aus meiner Sicht die größte Gefahr. Das ist eine Folge der Strategie “Made in China 2025”. Das kommt jetzt voll zum Tragen, nicht nur in der Automobilindustrie, sondern auch in der Produktionstechnik. Der Unterschied ist, dass wir Nischenmärkte haben. Wir sind customized-solutions-Anbieter im Mittelstand der Produktionstechnik, und da sind die chinesischen Wettbewerber noch überschaubar.

Klingt das nach entspannter Lage?

Keineswegs. Ich rate jedem, genau hinzuschauen, wer alles auf den Industrial Automation-Messen in China und Europa auftaucht und ausstellt. Viele dieser Firmen werden mittelfristig auch auf unsere Nischenmärkte drängen. Die Wettbewerbs-Szenarien verschärfen sich. Aber man konnte wissen, dass das so kommen wird. Besagte Strategie “Made in China 2025” wurde schon 2015 angekündigt. Damals hat die chinesische Führung unsere Branche als eine von zehn Schlüsselbranchen der Zukunft benannt. Deshalb informieren wir schon seit Jahren in gemeinsamen Events und China Expert Talks mit der AHK Greater China und GTAI Germany Trade & Invest die mittelständischen Mitgliedsunternehmen in unserem Innovationsnetzwerk. Zudem stehen wir durch eine Kooperation mit der Wirtschaftsförderung der südchinesischen Stadt Foshan in engem Austausch mit chinesischen Partnern, um zu spüren, was da auf uns zukommt.

Wie reagiert man denn auf eine solch umfassende Strategie wie Made in China 2025?

An erster Stelle steht eine professionelle Markterschließungs- und Kundenbindungsstrategie. Ein zweiter Aspekt ist chinesisches Management. Wir müssen uns so stark wie möglich in den Markt integrieren, im Grunde wie ein chinesisches Unternehmen. Und ein dritter Punkt ist die Marke. Das hören wir auch von unseren chinesischen Kunden: Im Bereich Maschinenbau hat “Made in Germany” noch immer einen sehr guten Ruf. All das muss man pflegen: auf Messen präsent sein, Kunden besuchen, Nähe schaffen. Aus Made in Germany müssen wir Kapital schlagen.

Chinesische Unternehmen werden durch “Made in China 2025” massiv subventioniert. Was hat das für Folgen?

Das ist tatsächlich schwierig für uns, denn es ist nicht transparent, was da an Subventionen gezahlt und an Kontaktvermittlung durch die Politik geleistet wird. Hier gibt es einen Durchgriff der Politik und der örtlichen Parteisekretäre auf die Unternehmen. China ist eben kein normaler marktwirtschaftlicher Standort, sondern anders. Darauf müssen wir immer wieder neu reagieren und schauen, wie man sich verhalten muss in dem Spiel am Standort China. Machen wir uns nichts vor: Die kommunistische Regierung hat das politische Ziel, in gewisse Schlüsselmärkte nicht nur hineinzukommen, sondern den Markt zu übernehmen.

Sie klingen sehr unaufgeregt.

Na ja, wenn ich mich in die Lage eines Politikers in China versetze, würde ich das doch auch so machen. Man kann nicht auf Dauer abhängig sein als ein drittklassiger Lieferant, sondern man muss sehen, dass man es in den Premiumbereich schafft und so die gesamte Volkswirtschaft weiterentwickelt.

Sie sagten, das Geschäft laufe nach wie vor ganz gut bei Ihnen.

Ja, das Geschäft läuft konjunkturbedingt relativ gut. Was uns am meisten Sorgen bereitet, sind die Weltwirtschaft und die geopolitische Situation. Das sorgt für Verunsicherung und verzögert wichtige Entscheidungen.

Die deutsche Regierung hat in ihrer China-Strategie aber klargemacht, dass Unternehmen selbst aktiv werden müssen, Stichwort De-Risking. Machen Sie das denn?

Von unseren Unternehmen kann ich definitiv sagen, dass man Resilienz organisiert und Abhängigkeiten so weit wie wirtschaftlich vertretbar reduziert. Die deutschen Mittelständler sind da wesentlich konsequenter als die großen Unternehmen. Die Situation ist klar: Unsere Wertschöpfung in Deutschland und Europa hängt davon ab, ob wir aus China gewisse Schlüsselprodukte kriegen. Deshalb sind wir dabei, das umzuorganisieren. Das ist aber noch nicht abgeschlossen. Wir sind noch mittendrin. Ein Weg dabei ist: Wertschöpfung in China für China. Das macht man dann entweder mit chinesischen Lieferanten oder wir sagen unseren deutschen Partnern, sie sollen mit nach China kommen. Große Firmen nehmen ihre Zulieferer oftmals mit und helfen beim Start auf dem chinesischen Markt.

Das heißt, die Kritik an den riesigen deutschen Investitionen in China geht in die falsche Richtung?

Diese Kritik verkennt die Wirklichkeit. In China zu investieren, ist für deutsche Unternehmen ein Teil des De-Risking.

Alle reden von Risiken. Sehen Sie auch Chancen?

Absolut. Diese Neu-Organisation eröffnet auch neue Chancen. Wenn in China industrielle Fertigung aufgebaut wird, brauchen die investierenden Unternehmen auch Hightech-Produktionstechnik. Es entstehen neue Märkte in China – und die dürfen wir nicht der chinesischen Konkurrenz überlassen. In diese neuen Märkte müssen wir rein. Wir müssen da sein, vor Ort, am Kunden, um diese Chancen auch zu nutzen. Und da ist es gut, wenn man chinesische Mitarbeiter hat, die im strategischen Vertrieb arbeiten. Das ist deren Job, dort dranzubleiben und auch ihre Mentalität und ihre Kultur zu nutzen. Das können wir nur schlecht machen.

Wie sieht es aus mit Alternativen zu China? Es entstehen derzeit ja neue Märkte in Ländern wie Indien oder Vietnam.

Das ist richtig. Aber hier gibt es einen Unterschied zwischen den Großen und dem Mittelstand. Die großen Konzerne können da viel leichter umschwenken und ein neues Werk in Indien oder Vietnam aufbauen. Im Mittelstand ist das nicht so einfach. Wir haben viel Geld, Zeit und Mühen investiert, um in China Erfolg zu haben. Da kann man nicht einfach die Zelte abbauen und weiterziehen. Das kann und das will man als Unternehmer nicht über Nacht aufgeben. Zudem müssen auch dort die Rahmenbedingen stimmen, etwa bei Aspekten wie Fachkräften oder Infrastruktur. Da ist China einfach top – und nicht von heute auf morgen zu ersetzen.

Also weiterhin China. Nur wie?

Die Politik soll den Rahmen setzen. Kein Handelskrieg, dafür gleiche Wettbewerbsbedingungen. Um den Alltag und das Geschäft kümmern sich dann schon die Unternehmer. Das Wichtigste ist, dass wir keinen Handelskrieg zwischen der EU und China beginnen. Da muss man auch mal den deutschen Bundeskanzler loben. Das hat Olaf Scholz verstanden.

Gerald Pörschmann ist diplomierter Wirtschaftsingenieur. Seit 2015 ist er geschäftsführender Vorstand und Managing Director des Innovationsnetzwerks Zukunftsallianz Maschinenbau e.V. Ziel des Netzwerks ist es, insbesondere die kleinen und mittelgroßen Unternehmen des Maschinenbaus und der industriellen Automatisierungstechnik aus Mittel- und Norddeutschland im globalen Wettbewerb zu stärken.

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Xi in Paris angekommen: Welche Ziele Macron für das Gipfeltreffen verfolgt

Staatschef Xi Jinping ist in Frankreich angekommen. Am Sonntagnachmittag landete er in Begleitung seiner Ehefrau Peng Liyuan auf dem Flughafen Orly südlich von Paris und wurde dort von Premierminister Gabriel Attal empfangen. Ihn erwarten neben den Gipfelgesprächen mit seinem Amtskollegen Emmanuel Macron und – zeitweise – EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am heutigen Montag auch ein Abendessen im Élysée-Palast und ein Kurztrip mit Macron in die Pyrenäen.

Macron erwidert damit die Charmeoffensive Xis, der mit ihm 2023 in die Südprovinz Guangdong reiste. Zugleich aber hat er konkrete Ziele, wie er in einer Reihe von Interviews klarmachte: Das Handelsdefizit der EU mit China abbauen und Xi zu einer konstruktiveren Haltung im Ukraine-Krieg motivieren. Im aktuellsten Gespräch mit der Sonntagszeitung La Tribune Dimanche forderte Macron ein Update” der wirtschaftlichen Beziehungen Frankreichs zu China. Frankreich wolle Reziprozität beim Handel erreichen und China dazu bringen, Aspekte der wirtschaftlichen Sicherheit Europas zu berücksichtigen. Der aktuellste Streitpunkt sind Chinas Überkapazitäten vor allem im Cleantech-Bereich, die zu stark steigenden Exporten geführt haben.

Auch Lobbyisten bringen sich vor dem Gipfel in Stellung. So forderten die französischen Cognac-Hersteller einen Deal im Streit um Chinas Dumping-Vorwürfe. Das Gipfeltreffen am 6. Mai biete eine “einmalige Gelegenheit für eine Einigung”, erklärte der Industrieverband Bureau National Interprofessionnel du Cognac. Das chinesische Handelsministerium hatte Anfang 2024 eine Anti-Dumping-Untersuchung gegen Spirituosen wie Cognac aus der Europäischen Union eingeleitet. Sie gilt als Reaktion auf die im Oktober 2023 gestartete EU-Untersuchung gegen Subventionen Chinas für Elektroautos. Frankreich gehört anders als Deutschland zu den Unterstützern der EU-Untersuchung.

Trotz seiner harten Haltung in Wirtschaftsfragen verteidigt Macron die Rolle Europas als die Macht, die den Ausgleich sucht und es China ermöglicht, Teil der globalen Diskussion zu bleiben. “Um es klar zu sagen: Ich schlage nicht vor, dass wir uns von China zu distanzieren”, sagte er La Tribune Dimanche. “Ob es um das Klima oder um die Sicherheit geht, wir brauchen die Chinesen.” Macron hat schon öfter auf mehr Eigenständigkeit Europas gepocht. Dem britischen Magazin The Economist hatte Macron mit Blick auf die Kriege in der Ukraine und in Gaza erklärt: Es muss mit China gearbeitet werden, um Frieden zu schaffen.” ck

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Peking und Moskau: Warum Putin Mitte Mai schon wieder zu Xi reist

Das Datum für die geplante China-Reise von Russlands Präsident Wladimir Putin steht offenbar fest. Putin werde am 15. und 16. Mai in die Volksrepublik reisen, zitierte Bloomberg eine Quelle mit Zugang zum Kreml. Es werde Putins erste Auslandsreise nach seiner erneuten Amtseinführung, die am 7. Mai stattfindet. Putin war im März in einer als unfrei geltenden Wahl im Amt bestätigt worden. Vor ein paar Wochen schon hatte er angekündigt, im Mai nach China reisen zu wollen, allerdings zunächst keine Daten genannt. Zuletzt war Putin erst im Oktober 2023 in Peking gewesen, wo er unter anderem an Xi Jinpings Belt and Road-Forum teilgenommen hatte.

Der erneute Besuch bei seinem wichtigsten Unterstützer Xi unterstreicht die enorme Bedeutung, die Peking für Moskau hat. Dafür gibt es immer wieder Signale. Moskau habe den Truppen in der Ukraine befohlen, rechtzeitig “irgendetwas einzunehmen”, um zur traditionellen Siegesparade am 9. Mai oder sonst wenigstens bis zu Putins Reise nach China eine zählbare Eroberung vorzuweisen, sagte der Vizechef des ukrainischen Militärgeheimdienstes Vadym Skibitsky im Interview mit der aktuellen Ausgabe des britischen Magazins Economist. Offenbar bedeutet es Putin einiges, in Peking als starker Mann auftreten zu können, der sich auf der Siegerstraße befindet.

Bislang bleibt Peking treu. Xi widersteht jedem Werben des Westen, China im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg von Russland zu lösen. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron wird es diese Woche während seiner Treffen mit Xi in Frankreich erneut versuchen. Dass Xi nur wenige Tage später Putin treffen will, deutet nicht auf einen chinesischen Strategiewechsel hin. ck

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Darum dürfen Taiwaner nicht mehr für Konfuzius-Institute arbeiten

Taiwan hat die von der chinesischen Regierung finanzierten Konfuzius-Institute in die Liste der politischen, staatlichen und militärischen Einrichtungen Chinas aufgenommen, in denen taiwanische Staatsbürger nicht arbeiten dürfen. Das berichtete Taiwans Central News Agency (CNA) am Freitag unter Berufung auf Taiwans Rat für Festlandangelegenheiten (MAC). Demnach ist die Maßnahme Teil eines umfassenderen Updates eines bestehenden Gesetzes aus dem Jahr 2004 sei. Darin werden Arbeitsverbote bei chinesischen Organisationen aufgeführt, die die nationale Identität und Loyalität gefährden, mit Chinas Einheitsfront in Verbindung stehen, oder die eine Bedrohung für die nationale Sicherheit darstellen.

Neben den Konfuzius-Instituten wurden weitere Organisationen in die schwarze Liste aufgenommen. Dazu gehören die Association for Relations Across the Taiwan Straits (ARATS), ein halboffizielles Gremium, das für technische und geschäftliche Angelegenheiten mit Taiwan zuständig ist, sowie die All-China Youth Federation und die All-China Federation of Taiwanese Compatriots. Gemäß dem Gesetz können Personen, die für diese Organisationen arbeiten, mit einer Geldstrafe von 100.000 bis 500.000 Taiwan-Dollar (2.900-14.400 Euro) belegt werden. Regierungsbeamte und Personen in sicherheitsrelevanten Posten können mit bis zu drei Jahren Gefängnis bestraft werden. fpe

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Warum es auch den USA schwer fällt, Huawei-Technologie zu ersetzen

Die Telekom-Unternehmen in den USA benötigen der zuständigen Federal Communications Commission (FCC) zufolge dringend weitere Gelder, um chinesische Bauteile aus ihren Netzen zu entfernen. Knapp 40 Prozent der US-Firmen, die bereits staatliche Hilfe erhalten hätten, bräuchten weitere Unterstützung, sagte FCC-Chefin Jessica Rosenworcel an den Kongress gerichtet. Einige Firmen hätten gewarnt, dass sie ihre Netze andernfalls möglicherweise ausschalten müssten. Die Kosten für die Entfernung der Technik von Huawei und ZTE werden auf knapp fünf Milliarden Dollar geschätzt. Im Rahmen des Programms “Rip and Replace” (“herausreißen und ersetzen”) seien aber erst 1,9 Milliarden US-Dollar bewilligt worden.

Der Kongress hatte die FCC 2019 angewiesen, die Subventionsempfänger unter den US-Telekom-Konzern zur Entfernung chinesischer Ausrüstung zu verpflichten. Das Weiße Haus beantragte dafür im Oktober weitere 3,1 Milliarden US-Dollar. Der Kongress hat die Gelder bislang allerdings nicht gebilligt.

Wegen ihrer Nähe zur Regierung in Peking stehen chinesische Firmen wie Huawei in zahlreichen Staaten unter verschärfter Beobachtung. Die Sorge ist, dass China direkt oder indirekt Zugriff auf Daten der Mobilfunknutzer erhalten könnte. Die USA haben Huawei und ZTE deshalb als Gefahr für die nationale Sicherheit eingestuft.

Die FCC will zudem verhindern, dass Huawei, ZTE und andere als Sicherheitsrisiko eingestufte ausländische Unternehmen Mobilfunkgeräte zertifizieren dürfen. Die FCC plane, noch im Mai über einen entsprechenden parteiübergreifenden Vorschlag im Kongress abstimmen zu lassen, sagten Beamte zu Reuters. Der Entwurf soll sicherstellen, dass die betreffenden Unternehmen keinen Einfluss auf Telekommunikations-Zertifizierungsstellen und Testlabors ausüben können. rtr

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Frank Hartmann wird neuer Leiter der Asien-Abteilung im Auswärtigen Amt

Der Spitzendiplomat und China-Experte Frank Hartmann wird neuer Leiter der Asien-Abteilung des Auswärtigen Amts. Wie der Spiegel berichtet, wird Hartmann die bisherige Leiterin Petra Sigmund ablösen. Sigmund wird im Sommer als Botschafterin nach Tokio wechseln.

Hartmann ist ein versierter China-Kenner. Er studierte Ende der Achtzigerjahre an der Chinesischen Universität in Hongkong und war bereits zwei Mal in Peking an der Deutschen Botschaft tätig. Auch in Tokio war er bereits stationiert. Der 58-Jährige war zudem bei Ausbruch der Corona-Pandemie Krisenbeauftragter des Auswärtigen Amts und organisierte die Rückkehr von Zehntausenden deutschen Urlaubern weltweit, die über die üblichen Verkehrswege nicht zurück nach Deutschland konnten. Er war zuletzt Boschafter in Kairo. flee

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Xi besucht Europa: Macron will neues Verhältnis zu China ORF
Chinas Parteichef Xi trifft von der Leyen und Macron PULS24
Deutschland pocht vor Xi-Besuch auf fairen Wettbewerb SÜDOSTSCHWEIZ
Baerbocks Ozeanien-Reise: China als permanenter unsichtbarer Zuhörer ZDF
Durchfahrt in Meerenge vor China? Baerbock schließt deutsche Fregatte in Taiwanstraße nicht aus SPIEGEL
German Foreign Minister Annalena Baerbock warns against becoming too reliant on China ABC
Chinesische Hacker greifen Parlamentsmitglieder an PERSOENLICH
Autonomes Fahren: Warum die China-Offensive von Tesla und Mercedes stockt SPIEGEL
Digitale Hongkonger Journalisten im Exil: Zwischen Diaspora und Identität TAZ
Chinesischer Regisseur Wang Zhiyi gewinnt Großen Preis der Kurzfilmtage SUEDDEUTSCHE
Weinbau in Ningxia: Immer mehr guter Wein aus China – aber auch zu höheren Preisen SRF
Regierungschef der Exil-Tibeter: “Will die Schweiz wirklich China stärker machen?” TAGESANZEIGER
Exilanten in Thailand: China, wie es sein könnte SPIEGEL

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Warum sich Chinas Tanz-Pionierin Wen Hui in Deutschland wieder wie ein Kind fühlt

Tanztheater-Pionierin Wen Hui
Wen Hui hat experimentelles Tanztheater nach China gebracht.

Man könne anhand ihrer Biografie die chinesische Geschichte der vergangenen 64 Jahre nacherzählen, sagt Wen Hui. Immer wenn sich die politische Doktrin verschob, veränderte sich auch ihr Leben. Die Pionierin des modernen chinesischen Tanztheaters wuchs noch mit den ideologisch gefärbten Modellopern von Maos Frau Jiang Qing auf. Modernes Theater aus dem Westen galt während der Kulturrevolution als bourgeoiser Dreck.

Nach dem Tod Maos, der Verurteilung von Jiang Qings Viererbande und den Reformen von Deng Xiaoping sickerten doch wieder westliche Einflüsse ins Land, darunter auch Tanz und Performance Art. “Es war eine aufregende Zeit. China war plötzlich offen für Einflüsse aus der ganzen Welt. Junge Menschen aus dem Ausland kamen nach Peking. Ich war bereit, all das Neue in mich aufzusaugen”, sagt Wen Hui.

Wen Hui wurde 1960 in Yunnan geboren, der “Provinz von Gesang und Tanz”, wie sie sagt. Als junge Frau studierte sie zunächst Ballett und klassische Volkstänze an der Beijing Dance Academy. Nach ihrem Abschluss im Jahr 1989 trat sie eine Stelle als Choreografin im Orientalischen Gesangs- und Tanzensemble von China an. Wie viele ihrer Generation trieb sie eine Sehnsucht nach der großen weiten Welt. 1994 wagte sie den Schritt ins Ausland und ging nach New York. “Es war die Hochzeit des modernen Tanzes. Was ich sah, beflügelte meinen Geist.”

Zurück in China gründete sie zusammen mit dem Filmemacher Wu Wenguang das erste unabhängige Tanztheater Chinas. Ihr “Living Dance Studio” stieß mit seinem experimentellen Ansatz viele vor den Kopf. “Ich erinnere mich an meine erste Performance. Wir hatten in einem Studio der Filmakademie eine Lampe auf den Boden gestellt. Dort zeigte ich dem Publikum dann einen Tag aus meinem Leben. Ich duschte, wusch meine Kleider, hängte Wäsche auf. Meine damaligen Tanzkollegen sagten: Das ist doch kein Tanz. Was machst du da?” Einige der jüngeren Zuschauer hätten ihr Jahre später erzählt, dass dies ein wichtiger Moment gewesen sei. Wen Huis Performance hatte ihnen Mut gemacht, aus den starren Kunstbegriffen der Universitäten auszubrechen.

Wer hat die Kontrolle über den weiblichen Körper?

Viele von Wen Huis Arbeiten drehen sich um den weiblichen Körper und die Pflichten, die ihm von einer patriarchalen Gesellschaft aufoktroyiert werden. “Ich habe immer versucht, meinen Körper in Relation zur Gesellschaft zu setzen. Was wird von ihm verlangt? Und was möchte ich? Und: Wer hat schlussendlich darüber die Kontrolle?” Ihr Stück “New Report on Giving Birth“, das zuletzt in Frankfurt und Berlin aufgeführt wurde, beschäftigt sich mit dem Muttersein – oder der Entscheidung dagegen. Fünf Tänzerinnen, Wen Hui, eingeschlossen, bewegen sich dabei durch persönliche Geschichten, zu denen immer wieder Dokumentaraufnahmen flimmern.

Eine Sequenz zeigt Bilder einer Frau, die mit dem Hals an eine Wand gekettet ist. Es sind Originalaufnahmen, die im Januar 2022 international für Schlagzeilen sorgten. Die Frau namens Yang war laut Berichten infolge von Menschenhandel in eine Familie in der nordwestlichen Stadt Xuzhou verschleppt worden, in die sie über die Jahre acht Kinder gebar. Obwohl die Behörden nur zögernd ermittelten und die staatliche Zensur Online-Kommentare löschte, sorgte der Fall in China für eine Diskussion über Frauenrechte, insbesondere in ländlichen Gebieten. “Das Video machte mich so wütend”, erinnert sich Wen Hui. Besonders, da es kein Einzelfall ist. Die Konsequenzen der Ein-Kind-Politik sind in der unterschiedlichen Behandlung von Männern und Frauen auf dem Land noch deutlicher spürbar.”

Das Leben der Frauen habe sich in China insgesamt zum besseren gewandelt, fügt sie hinzu. Viele der erfolgreichsten Chinesen sind Frauen. In der Politik sei davon jedoch nach wie vor wenig zu spüren. “Man muss sich nur einmal Fotos des Nationalen Volkskongresses ansehen”, sagt sie. Auch die immer extremeren Schönheitsideale junger Chinesinnen, die durch Social Media verbreitet werden, machen ihr Sorgen.

Sie habe immer schon die Geschichten von Individuen erzählen wollen und nicht – wie in ihrer Kindheit und Jugend von der Kunst gefordert – über den Kampf des Kollektivs. Ihr Hauptwohnsitz ist noch immer Peking, die Bühnen der Welt sind jedoch längst ihre zweite Heimat. Derzeit lebt sie in Deutschland. Geplant war das nicht. Während der Pandemie wurde ihr Rückflug abgesagt. Und dann noch einer. Schließlich machte sie das Beste draus und zog für eine Künstler-Residency des Mousonturm-Theaters nach Frankfurt am Main. Hier probt sie neue Stücke und gibt Workshop für den Nachwuchs. 2021 erhielt sie für ihr Werk die Goethe-Medaille.

“Das Leben in Deutschland versetzt mich manchmal zurück in frühe Kindheitstage”, sagt sie. “Im Supermarkt kann ich nichts lesen und die Menschen nicht verstehen. Das führt dazu, dass meine Sinne sich mehr öffnen. Am liebsten beobachte ich die Kinder hier. Sie sind so frei und rennen viel herum. In China stehen Kinder mehr unter Druck, auch noch in ihrer Freizeit zu lernen.” Fabian Peltsch

  • Ein-Kind-Politik
  • Kunst

Personalien

Matthias Brüggemann ist neuer Key Account Manager China bei der Deutz AG. 2018 war er schon einmal als Product Manager in China, damals für Audi. 

Thomas A. Duff ist neuer Head of M&A bei VW China. Duff ist seit knapp vier Jahren für Volkswagen tätig. China-Erfahrung hatte er unter anderem während seines Business-Studiums an der Sun Yat-sen University in Guangzhou gesammelt. Für seinen neuen Posten zieht er von Berlin nach Peking. 

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Dessert

Flughäfen bauen – das kann China. Zu sehen ist der Bau des künftigen Internationalen Flughafens in Hohhot, der Provinzhauptstadt der Inneren Mongolei. Und weil der neue Flughafen mitten in der Wüste südlich von Hohhot entsteht, wird dafür gleich ein ganzer Fluss umgeleitet und ein neuer Stadtteil inklusive Universität errichtet. Voraussichtliche Fertigstellung: 2025.

China.Table Redaktion

CHINA.TABLE REDAKTION

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    Unterdessen ist Bundesaußenministerin Annalena Baerbock im Südpazifik unterwegs. Dort geht es ihr vor allem um Sicherheitsfragen, wie Bernhard Pötter analysiert. Der Elefant im Raum ist bei all dem China. Während Australien und Neuseeland vor allem westlich geprägte Allianzen angesichts des wachsenden chinesischen Selbstbewusstseins in der Region suchen, muss der Westen bei den Inselstaaten des Südpazifik um Kooperation kräftig werben.

    Nicht nur die Salomonen sehen in China einen effektiven Sicherheitspartner. Baerbock weiß: Die langjährige Abwesenheit Europas in dieser Region muss ein Ende haben.

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    In diesen Märkten seien die chinesischen Wettbewerber noch überschaubar, sagt Gerald Pörschmann, Vorstand des Innovationsnetzwerks Zukunftsallianz Maschinenbau. Warum er trotz eines schwieriger werdenden Umfelds positiv in die Zukunft blickt, erklärt Pörschmann im Interview mit Michael Radunski.

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    Sicherheitspolitik im Fokus: Außenministerin Annalena Baerbock an Bord des australischen Küsten-Patrouillenboots Arafura in der Osborne-Marinewerft in Adelaide

    Bei ihrer Reise durch die Pazifikregion will Bundesaußenministerin Annalena Baerbock den Zusammenhalt der westlichen Demokratien in Zeiten von Ukraine-Krieg und Spannungen um Taiwan stärken. China und Russland sollen als Bedrohungen für die regelbasierte internationale Ordnung deutlich benannt werden. Und den Staaten im Indopazifik will sie demonstrativ den Rücken stärken gegen den großen Nachbarn China.

    Jenseits dieser Ziele hat Baerbock aber noch eine neue Botschaft: Sicherheitspolitik breiter zu definieren als bisher. Dazu passte gleich am ersten Tag der Reise, die noch bis Dienstag andauert, eine Nachricht, die die Ministerin im australischen Adelaide verkündete. Als sie am Freitag ihre australische Amtskollegin Penny Wong traf, sagte Baerbock, man könne nun nachweisen, dass die Cyberattacke auf die SPD im Januar 2023 auf den russischen Geheimdienst zurückgehe. “Staatliche russische Hacker haben Deutschland im Cyberraum angegriffen”, sagte sie nach dem Treffen mit Wong. Das werde Konsequenzen haben. Eine dieser Folgen machte Baerbock auf ihrer Reise klar: Der Begriff Sicherheit müsse weiter gefasst werden als bisher.

    Baerbock definiert überlappende Sicherheitskomplexe

    Die “wertvollen Erfahrungen” Australiens in der Sicherheitspolitik mit China zeige, dass man die “Risiken genau in den Blick nehmen” müsse, sagte Baerbock. “Das gilt für Spionage und Unterwanderung” und die Abhängigkeit durch Lieferketten. In Neuseeland sagte sie, das Land spüre, “dass die Sicherheitsanforderungen überlappend sind“:

    • Es gebe sie im “harten Sicherheitsbereich”, also gegen militärische Bedrohungen, etwa bei der Sicherung der freien Schifffahrt im Pazifik und der Taiwanstraße
    • Es gebe sie im “Wirtschaftsbereich”, wo etwa die Abhängigkeit von China durch Lieferketten verringert werden müsse – wie beim wichtigen Grundstoff Lithium aus China, das im Rohzustand eigentlich aus Australien stammt.
    • Für Baerbock gibt es die Überschneidungen, “insbesondere auch als Klimasicherheit“: Die Inselstaaten im Pazifik sind hier besonders verwundbar. Aber auch Australien hat gigantische Waldbrände erlebt und Neuseeland Sturmschäden.
    • Beim Thema Abwehr von Attacken aus dem Cyberraum “haben wir darüber geredet, wie wir besser zusammenarbeiten können”, sagte Penny Wong. Es gehe in der aktuellen Situation “nicht nur um militärisches Engagement”.
    • Baerbocks Besuch des Weltrauminstituts in Auckland und die Forschungskooperation zur Antarktis sollen zeigen, dass auch Wissenschaft und Raumfahrt Teil eines umfassenden Sicherheitsbegriffs sein sollten.
    • Schließlich ist laut Baerbock die “innere Stärke unserer Gesellschaften” wichtig für die verschiedenen Aspekte von Sicherheit: “Gleichberechtigung und Vielfalt machen Gesellschaften stärker und resilienter.”

    Sicherheitsthemen dominieren Besuchsprogramm

    Entlang dieser Sicherheitsaspekte war das Besuchsprogramm der Außenministerin angelegt: In der australischen Stadt Adelaide inspizierte sie ein “Zentrum für Cyber-Zusammenarbeit” und die Osborne-Marinewerft, wo die deutsche Rüstungsfirma Lürssen Patrouillenboote für die australische Marine baut. Dass die Schiffe weniger zur Abschreckung möglicher militärischer Gegner, sondern vor allem für die Küstenwache beim Abfangen von illegalen Migranten dienen sollten, ging dabei fast unter.

    Im neuseeländischen Auckland nahm sie mit ihrem Amtskollegen Winston Peters an der Unterzeichnung einer Absichtserklärung für eine Forschungskooperation in der Antarktis teil, wo China seine Kapazitäten derzeit stark ausbaut. Und sie konferierte mit der Ministerin für Verteidigung und Forschung, Judith Collins, und besuchte das Institut für Weltraum an der Universität.

    “Hier im Indopazifik wird die Ausgestaltung der internationalen Ordnung im 21. Jahrhundert entscheidend mitgeprägt“, erklärte die deutsche Außenministerin in Adelaide. Die Region sei ein “Powerhouse der Weltwirtschaft”, in dem Deutschland seine Beziehungen aus politischem und ökonomischem Interesse ausbaue. Penny Wong erinnerte daran, dass “Deutschlands industrielles Gewicht ein kritischer Teil seiner nationalen Macht ist”.

    Baerbock im Pazifik: De-Risking von China im Hinterkopf

    Solche Worte sind Wasser auf die Mühlen von Baerbocks Strategie des “De-Risking” gegenüber China. Die Konsequenzen einer solchen Strategie hat Australien erlebt, als es den chinesischen Mobilfunkanbieter Huawei 2018 aus seinem Netz verbannte. Die Maßnahme hatte einen Handelskrieg mit China ausgelöst, der erst langsam wieder beigelegt wird.

    Die Kooperation in der Antarktis steht für Baerbock als Erfolgsbeispiel für die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Neuseeland, ebenso wie das neue bilaterale EU-Freihandelsabkommen. Dieses ist am 1. Mai in Kraft getreten und sei mit seinen Umwelt- und Sozialstandards der “Goldstandard” solcher Abkommen, so die Ministerin. Sie verwies darauf, dass sich zwei Schiffe der Bundesmarine bei ihrer gerade begonnenen “Pazifik-Mission” für die Freiheit der Seewege einsetzten. Ob die Schiffe den Weg durch die von China beanspruchte Straße von Taiwan nehmen würden, wollte die Außenministerin allerdings nicht vorab festlegen.

    Deutschland will Beziehungen zum Südpazifik ausbauen

    Auch mit den pazifischen Inselstaaten will Deutschland nach Baerbocks Vorstellungen bessere Beziehungen haben und dabei präsenter sein: Eine neue Botschaft auf Fidschi wurde im August 2023 eingeweiht – Baerbocks Anwesenheit dabei verhinderte nur der Schaden am Regierungsflugzeug, das damals in Abu Dhabi liegen blieb. Deutschland ist klar geworden: Wenn man mit Staaten kooperieren will, darf man nicht wie zuletzt geschehen 13 Jahre ins Land gehen lassen, ohne dass sich ein Außenminister zeigt. Zumal 14 Staaten im Indopazifik 14 Stimmen in den UN-Gremien sind, die wichtig sind bei Abstimmungen zum Ukraine-Krieg oder über den angestrebten nichtständigen deutschen Sitz im UN-Sicherheitsrat. Es sind Staaten, um deren Stimmen auch China wirbt.

    Verstärkte Aufmerksamkeit gilt den Inselstaaten im Südpazifik auch deshalb, weil China dort seit einiger Zeit gezielt und massiv seine Präsenz ausbaut – und dabei die USA aussticht. Die Angst: Geheimverträge über die Ausbildung der Polizei wie auf den Salomonen-Inseln könnten auch andere Staaten schließen – und möglicherweise später chinesische Marinebasen oder Flughäfen erlauben, wie US-Medien spekulieren. Das wiederum könnte die Seewege zwischen Australien/Neuseeland und der US-Flotte in Hawaii bedrohen.

    Baerbock wirbt mit deutscher Unterstützung beim Klimaschutz

    Außerdem will Baerbock als erfahrene Klimapolitikerin den Kampf gegen die Erderhitzung viel stärker als “soft power” in die offizielle deutsche Diplomatie einbeziehen. Das hat sie Ende 2023 zur COP28 in der “Klimaaußenpolitikstrategie” der Bundesregierung festgehalten. Das ist wichtig, denn auch China dürfte das Thema Klimaschutz für seine Außenpolitik im Globalen Süden bald aufgreifen. Schon jetzt setzt Peking dabei auf Süd-Süd-Kooperation. So war Baerbock im Sommer 2022 im Pazifikstaat Palau gewesen, um sich über die dortigen Folgen der Klimakrise zu informieren. Jetzt widmet die Außenministerin zwei ganze Tage dem Inselstaat Fidschi, der etwa besonders vom Anstieg des Meeresspiegels durch die Erderhitzung betroffen ist.

    Deutschland unterstützt zudem die Bewerbung von Australien und seinen Nachbarn um die Klimakonferenz COP31 im Jahr 2026. Mit einer Klima-Charmeoffensive im Pazifik hat Deutschland Erfahrung: Als 2017 Fidschi COP-Gastgeber war, richtete Bonn die Konferenz aus, weil Fidschi das Treffen tausender Delegierter allein nicht bewältigen konnte. Deutschland versorgte die Inselrepublik mit großer logistischer und finanzieller Hilfe von 110 Millionen Euro und verschmerzte es auch, dass Delegierte und Besucher die Bonner Rheinaue zertrampelten.

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    Interview

    Wie deutsche Maschinenbauer in chinesischen Märkten weiter Erfolg haben wollen

    Gerald Pörschmann, geschäftsführender Vorstand und Managing Director des Innovationsnetzwerks Zukunftsallianz Maschinenbau e.V.

    Ob Außenhandelskammer oder Bundesverband der Deutschen Industrie – viele klagen derzeit über die schlechte Situation in China. Wie geht es dem deutschen Maschinenbau in China?

    Das wird Sie jetzt vielleicht überraschen, aber für die deutschen Produktionstechnik-Unternehmen in China läuft es noch relativ gut. Klar, auch wir leiden unter dem Rückgang des wirtschaftlichen Wachstums in China sowie unter der geopolitischen Situation und den Nachwirkungen der Corona-Pandemie. Davon bleiben wir nicht verschont. Aber insgesamt blicken wir positiv in die Zukunft.

    Das heißt, die viel beklagten staatlichen Subventionen, Handelsbarrieren und Überkapazitäten – die betreffen den Maschinenbau gar nicht so sehr?

    Doch, doch. Vor allem die chinesischen Überkapazitäten sind aus meiner Sicht die größte Gefahr. Das ist eine Folge der Strategie “Made in China 2025”. Das kommt jetzt voll zum Tragen, nicht nur in der Automobilindustrie, sondern auch in der Produktionstechnik. Der Unterschied ist, dass wir Nischenmärkte haben. Wir sind customized-solutions-Anbieter im Mittelstand der Produktionstechnik, und da sind die chinesischen Wettbewerber noch überschaubar.

    Klingt das nach entspannter Lage?

    Keineswegs. Ich rate jedem, genau hinzuschauen, wer alles auf den Industrial Automation-Messen in China und Europa auftaucht und ausstellt. Viele dieser Firmen werden mittelfristig auch auf unsere Nischenmärkte drängen. Die Wettbewerbs-Szenarien verschärfen sich. Aber man konnte wissen, dass das so kommen wird. Besagte Strategie “Made in China 2025” wurde schon 2015 angekündigt. Damals hat die chinesische Führung unsere Branche als eine von zehn Schlüsselbranchen der Zukunft benannt. Deshalb informieren wir schon seit Jahren in gemeinsamen Events und China Expert Talks mit der AHK Greater China und GTAI Germany Trade & Invest die mittelständischen Mitgliedsunternehmen in unserem Innovationsnetzwerk. Zudem stehen wir durch eine Kooperation mit der Wirtschaftsförderung der südchinesischen Stadt Foshan in engem Austausch mit chinesischen Partnern, um zu spüren, was da auf uns zukommt.

    Wie reagiert man denn auf eine solch umfassende Strategie wie Made in China 2025?

    An erster Stelle steht eine professionelle Markterschließungs- und Kundenbindungsstrategie. Ein zweiter Aspekt ist chinesisches Management. Wir müssen uns so stark wie möglich in den Markt integrieren, im Grunde wie ein chinesisches Unternehmen. Und ein dritter Punkt ist die Marke. Das hören wir auch von unseren chinesischen Kunden: Im Bereich Maschinenbau hat “Made in Germany” noch immer einen sehr guten Ruf. All das muss man pflegen: auf Messen präsent sein, Kunden besuchen, Nähe schaffen. Aus Made in Germany müssen wir Kapital schlagen.

    Chinesische Unternehmen werden durch “Made in China 2025” massiv subventioniert. Was hat das für Folgen?

    Das ist tatsächlich schwierig für uns, denn es ist nicht transparent, was da an Subventionen gezahlt und an Kontaktvermittlung durch die Politik geleistet wird. Hier gibt es einen Durchgriff der Politik und der örtlichen Parteisekretäre auf die Unternehmen. China ist eben kein normaler marktwirtschaftlicher Standort, sondern anders. Darauf müssen wir immer wieder neu reagieren und schauen, wie man sich verhalten muss in dem Spiel am Standort China. Machen wir uns nichts vor: Die kommunistische Regierung hat das politische Ziel, in gewisse Schlüsselmärkte nicht nur hineinzukommen, sondern den Markt zu übernehmen.

    Sie klingen sehr unaufgeregt.

    Na ja, wenn ich mich in die Lage eines Politikers in China versetze, würde ich das doch auch so machen. Man kann nicht auf Dauer abhängig sein als ein drittklassiger Lieferant, sondern man muss sehen, dass man es in den Premiumbereich schafft und so die gesamte Volkswirtschaft weiterentwickelt.

    Sie sagten, das Geschäft laufe nach wie vor ganz gut bei Ihnen.

    Ja, das Geschäft läuft konjunkturbedingt relativ gut. Was uns am meisten Sorgen bereitet, sind die Weltwirtschaft und die geopolitische Situation. Das sorgt für Verunsicherung und verzögert wichtige Entscheidungen.

    Die deutsche Regierung hat in ihrer China-Strategie aber klargemacht, dass Unternehmen selbst aktiv werden müssen, Stichwort De-Risking. Machen Sie das denn?

    Von unseren Unternehmen kann ich definitiv sagen, dass man Resilienz organisiert und Abhängigkeiten so weit wie wirtschaftlich vertretbar reduziert. Die deutschen Mittelständler sind da wesentlich konsequenter als die großen Unternehmen. Die Situation ist klar: Unsere Wertschöpfung in Deutschland und Europa hängt davon ab, ob wir aus China gewisse Schlüsselprodukte kriegen. Deshalb sind wir dabei, das umzuorganisieren. Das ist aber noch nicht abgeschlossen. Wir sind noch mittendrin. Ein Weg dabei ist: Wertschöpfung in China für China. Das macht man dann entweder mit chinesischen Lieferanten oder wir sagen unseren deutschen Partnern, sie sollen mit nach China kommen. Große Firmen nehmen ihre Zulieferer oftmals mit und helfen beim Start auf dem chinesischen Markt.

    Das heißt, die Kritik an den riesigen deutschen Investitionen in China geht in die falsche Richtung?

    Diese Kritik verkennt die Wirklichkeit. In China zu investieren, ist für deutsche Unternehmen ein Teil des De-Risking.

    Alle reden von Risiken. Sehen Sie auch Chancen?

    Absolut. Diese Neu-Organisation eröffnet auch neue Chancen. Wenn in China industrielle Fertigung aufgebaut wird, brauchen die investierenden Unternehmen auch Hightech-Produktionstechnik. Es entstehen neue Märkte in China – und die dürfen wir nicht der chinesischen Konkurrenz überlassen. In diese neuen Märkte müssen wir rein. Wir müssen da sein, vor Ort, am Kunden, um diese Chancen auch zu nutzen. Und da ist es gut, wenn man chinesische Mitarbeiter hat, die im strategischen Vertrieb arbeiten. Das ist deren Job, dort dranzubleiben und auch ihre Mentalität und ihre Kultur zu nutzen. Das können wir nur schlecht machen.

    Wie sieht es aus mit Alternativen zu China? Es entstehen derzeit ja neue Märkte in Ländern wie Indien oder Vietnam.

    Das ist richtig. Aber hier gibt es einen Unterschied zwischen den Großen und dem Mittelstand. Die großen Konzerne können da viel leichter umschwenken und ein neues Werk in Indien oder Vietnam aufbauen. Im Mittelstand ist das nicht so einfach. Wir haben viel Geld, Zeit und Mühen investiert, um in China Erfolg zu haben. Da kann man nicht einfach die Zelte abbauen und weiterziehen. Das kann und das will man als Unternehmer nicht über Nacht aufgeben. Zudem müssen auch dort die Rahmenbedingen stimmen, etwa bei Aspekten wie Fachkräften oder Infrastruktur. Da ist China einfach top – und nicht von heute auf morgen zu ersetzen.

    Also weiterhin China. Nur wie?

    Die Politik soll den Rahmen setzen. Kein Handelskrieg, dafür gleiche Wettbewerbsbedingungen. Um den Alltag und das Geschäft kümmern sich dann schon die Unternehmer. Das Wichtigste ist, dass wir keinen Handelskrieg zwischen der EU und China beginnen. Da muss man auch mal den deutschen Bundeskanzler loben. Das hat Olaf Scholz verstanden.

    Gerald Pörschmann ist diplomierter Wirtschaftsingenieur. Seit 2015 ist er geschäftsführender Vorstand und Managing Director des Innovationsnetzwerks Zukunftsallianz Maschinenbau e.V. Ziel des Netzwerks ist es, insbesondere die kleinen und mittelgroßen Unternehmen des Maschinenbaus und der industriellen Automatisierungstechnik aus Mittel- und Norddeutschland im globalen Wettbewerb zu stärken.

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    Xi in Paris angekommen: Welche Ziele Macron für das Gipfeltreffen verfolgt

    Staatschef Xi Jinping ist in Frankreich angekommen. Am Sonntagnachmittag landete er in Begleitung seiner Ehefrau Peng Liyuan auf dem Flughafen Orly südlich von Paris und wurde dort von Premierminister Gabriel Attal empfangen. Ihn erwarten neben den Gipfelgesprächen mit seinem Amtskollegen Emmanuel Macron und – zeitweise – EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am heutigen Montag auch ein Abendessen im Élysée-Palast und ein Kurztrip mit Macron in die Pyrenäen.

    Macron erwidert damit die Charmeoffensive Xis, der mit ihm 2023 in die Südprovinz Guangdong reiste. Zugleich aber hat er konkrete Ziele, wie er in einer Reihe von Interviews klarmachte: Das Handelsdefizit der EU mit China abbauen und Xi zu einer konstruktiveren Haltung im Ukraine-Krieg motivieren. Im aktuellsten Gespräch mit der Sonntagszeitung La Tribune Dimanche forderte Macron ein Update” der wirtschaftlichen Beziehungen Frankreichs zu China. Frankreich wolle Reziprozität beim Handel erreichen und China dazu bringen, Aspekte der wirtschaftlichen Sicherheit Europas zu berücksichtigen. Der aktuellste Streitpunkt sind Chinas Überkapazitäten vor allem im Cleantech-Bereich, die zu stark steigenden Exporten geführt haben.

    Auch Lobbyisten bringen sich vor dem Gipfel in Stellung. So forderten die französischen Cognac-Hersteller einen Deal im Streit um Chinas Dumping-Vorwürfe. Das Gipfeltreffen am 6. Mai biete eine “einmalige Gelegenheit für eine Einigung”, erklärte der Industrieverband Bureau National Interprofessionnel du Cognac. Das chinesische Handelsministerium hatte Anfang 2024 eine Anti-Dumping-Untersuchung gegen Spirituosen wie Cognac aus der Europäischen Union eingeleitet. Sie gilt als Reaktion auf die im Oktober 2023 gestartete EU-Untersuchung gegen Subventionen Chinas für Elektroautos. Frankreich gehört anders als Deutschland zu den Unterstützern der EU-Untersuchung.

    Trotz seiner harten Haltung in Wirtschaftsfragen verteidigt Macron die Rolle Europas als die Macht, die den Ausgleich sucht und es China ermöglicht, Teil der globalen Diskussion zu bleiben. “Um es klar zu sagen: Ich schlage nicht vor, dass wir uns von China zu distanzieren”, sagte er La Tribune Dimanche. “Ob es um das Klima oder um die Sicherheit geht, wir brauchen die Chinesen.” Macron hat schon öfter auf mehr Eigenständigkeit Europas gepocht. Dem britischen Magazin The Economist hatte Macron mit Blick auf die Kriege in der Ukraine und in Gaza erklärt: Es muss mit China gearbeitet werden, um Frieden zu schaffen.” ck

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    Peking und Moskau: Warum Putin Mitte Mai schon wieder zu Xi reist

    Das Datum für die geplante China-Reise von Russlands Präsident Wladimir Putin steht offenbar fest. Putin werde am 15. und 16. Mai in die Volksrepublik reisen, zitierte Bloomberg eine Quelle mit Zugang zum Kreml. Es werde Putins erste Auslandsreise nach seiner erneuten Amtseinführung, die am 7. Mai stattfindet. Putin war im März in einer als unfrei geltenden Wahl im Amt bestätigt worden. Vor ein paar Wochen schon hatte er angekündigt, im Mai nach China reisen zu wollen, allerdings zunächst keine Daten genannt. Zuletzt war Putin erst im Oktober 2023 in Peking gewesen, wo er unter anderem an Xi Jinpings Belt and Road-Forum teilgenommen hatte.

    Der erneute Besuch bei seinem wichtigsten Unterstützer Xi unterstreicht die enorme Bedeutung, die Peking für Moskau hat. Dafür gibt es immer wieder Signale. Moskau habe den Truppen in der Ukraine befohlen, rechtzeitig “irgendetwas einzunehmen”, um zur traditionellen Siegesparade am 9. Mai oder sonst wenigstens bis zu Putins Reise nach China eine zählbare Eroberung vorzuweisen, sagte der Vizechef des ukrainischen Militärgeheimdienstes Vadym Skibitsky im Interview mit der aktuellen Ausgabe des britischen Magazins Economist. Offenbar bedeutet es Putin einiges, in Peking als starker Mann auftreten zu können, der sich auf der Siegerstraße befindet.

    Bislang bleibt Peking treu. Xi widersteht jedem Werben des Westen, China im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg von Russland zu lösen. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron wird es diese Woche während seiner Treffen mit Xi in Frankreich erneut versuchen. Dass Xi nur wenige Tage später Putin treffen will, deutet nicht auf einen chinesischen Strategiewechsel hin. ck

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    Darum dürfen Taiwaner nicht mehr für Konfuzius-Institute arbeiten

    Taiwan hat die von der chinesischen Regierung finanzierten Konfuzius-Institute in die Liste der politischen, staatlichen und militärischen Einrichtungen Chinas aufgenommen, in denen taiwanische Staatsbürger nicht arbeiten dürfen. Das berichtete Taiwans Central News Agency (CNA) am Freitag unter Berufung auf Taiwans Rat für Festlandangelegenheiten (MAC). Demnach ist die Maßnahme Teil eines umfassenderen Updates eines bestehenden Gesetzes aus dem Jahr 2004 sei. Darin werden Arbeitsverbote bei chinesischen Organisationen aufgeführt, die die nationale Identität und Loyalität gefährden, mit Chinas Einheitsfront in Verbindung stehen, oder die eine Bedrohung für die nationale Sicherheit darstellen.

    Neben den Konfuzius-Instituten wurden weitere Organisationen in die schwarze Liste aufgenommen. Dazu gehören die Association for Relations Across the Taiwan Straits (ARATS), ein halboffizielles Gremium, das für technische und geschäftliche Angelegenheiten mit Taiwan zuständig ist, sowie die All-China Youth Federation und die All-China Federation of Taiwanese Compatriots. Gemäß dem Gesetz können Personen, die für diese Organisationen arbeiten, mit einer Geldstrafe von 100.000 bis 500.000 Taiwan-Dollar (2.900-14.400 Euro) belegt werden. Regierungsbeamte und Personen in sicherheitsrelevanten Posten können mit bis zu drei Jahren Gefängnis bestraft werden. fpe

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    Warum es auch den USA schwer fällt, Huawei-Technologie zu ersetzen

    Die Telekom-Unternehmen in den USA benötigen der zuständigen Federal Communications Commission (FCC) zufolge dringend weitere Gelder, um chinesische Bauteile aus ihren Netzen zu entfernen. Knapp 40 Prozent der US-Firmen, die bereits staatliche Hilfe erhalten hätten, bräuchten weitere Unterstützung, sagte FCC-Chefin Jessica Rosenworcel an den Kongress gerichtet. Einige Firmen hätten gewarnt, dass sie ihre Netze andernfalls möglicherweise ausschalten müssten. Die Kosten für die Entfernung der Technik von Huawei und ZTE werden auf knapp fünf Milliarden Dollar geschätzt. Im Rahmen des Programms “Rip and Replace” (“herausreißen und ersetzen”) seien aber erst 1,9 Milliarden US-Dollar bewilligt worden.

    Der Kongress hatte die FCC 2019 angewiesen, die Subventionsempfänger unter den US-Telekom-Konzern zur Entfernung chinesischer Ausrüstung zu verpflichten. Das Weiße Haus beantragte dafür im Oktober weitere 3,1 Milliarden US-Dollar. Der Kongress hat die Gelder bislang allerdings nicht gebilligt.

    Wegen ihrer Nähe zur Regierung in Peking stehen chinesische Firmen wie Huawei in zahlreichen Staaten unter verschärfter Beobachtung. Die Sorge ist, dass China direkt oder indirekt Zugriff auf Daten der Mobilfunknutzer erhalten könnte. Die USA haben Huawei und ZTE deshalb als Gefahr für die nationale Sicherheit eingestuft.

    Die FCC will zudem verhindern, dass Huawei, ZTE und andere als Sicherheitsrisiko eingestufte ausländische Unternehmen Mobilfunkgeräte zertifizieren dürfen. Die FCC plane, noch im Mai über einen entsprechenden parteiübergreifenden Vorschlag im Kongress abstimmen zu lassen, sagten Beamte zu Reuters. Der Entwurf soll sicherstellen, dass die betreffenden Unternehmen keinen Einfluss auf Telekommunikations-Zertifizierungsstellen und Testlabors ausüben können. rtr

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    Frank Hartmann wird neuer Leiter der Asien-Abteilung im Auswärtigen Amt

    Der Spitzendiplomat und China-Experte Frank Hartmann wird neuer Leiter der Asien-Abteilung des Auswärtigen Amts. Wie der Spiegel berichtet, wird Hartmann die bisherige Leiterin Petra Sigmund ablösen. Sigmund wird im Sommer als Botschafterin nach Tokio wechseln.

    Hartmann ist ein versierter China-Kenner. Er studierte Ende der Achtzigerjahre an der Chinesischen Universität in Hongkong und war bereits zwei Mal in Peking an der Deutschen Botschaft tätig. Auch in Tokio war er bereits stationiert. Der 58-Jährige war zudem bei Ausbruch der Corona-Pandemie Krisenbeauftragter des Auswärtigen Amts und organisierte die Rückkehr von Zehntausenden deutschen Urlaubern weltweit, die über die üblichen Verkehrswege nicht zurück nach Deutschland konnten. Er war zuletzt Boschafter in Kairo. flee

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    Xi besucht Europa: Macron will neues Verhältnis zu China ORF
    Chinas Parteichef Xi trifft von der Leyen und Macron PULS24
    Deutschland pocht vor Xi-Besuch auf fairen Wettbewerb SÜDOSTSCHWEIZ
    Baerbocks Ozeanien-Reise: China als permanenter unsichtbarer Zuhörer ZDF
    Durchfahrt in Meerenge vor China? Baerbock schließt deutsche Fregatte in Taiwanstraße nicht aus SPIEGEL
    German Foreign Minister Annalena Baerbock warns against becoming too reliant on China ABC
    Chinesische Hacker greifen Parlamentsmitglieder an PERSOENLICH
    Autonomes Fahren: Warum die China-Offensive von Tesla und Mercedes stockt SPIEGEL
    Digitale Hongkonger Journalisten im Exil: Zwischen Diaspora und Identität TAZ
    Chinesischer Regisseur Wang Zhiyi gewinnt Großen Preis der Kurzfilmtage SUEDDEUTSCHE
    Weinbau in Ningxia: Immer mehr guter Wein aus China – aber auch zu höheren Preisen SRF
    Regierungschef der Exil-Tibeter: “Will die Schweiz wirklich China stärker machen?” TAGESANZEIGER
    Exilanten in Thailand: China, wie es sein könnte SPIEGEL

    Heads

    Warum sich Chinas Tanz-Pionierin Wen Hui in Deutschland wieder wie ein Kind fühlt

    Tanztheater-Pionierin Wen Hui
    Wen Hui hat experimentelles Tanztheater nach China gebracht.

    Man könne anhand ihrer Biografie die chinesische Geschichte der vergangenen 64 Jahre nacherzählen, sagt Wen Hui. Immer wenn sich die politische Doktrin verschob, veränderte sich auch ihr Leben. Die Pionierin des modernen chinesischen Tanztheaters wuchs noch mit den ideologisch gefärbten Modellopern von Maos Frau Jiang Qing auf. Modernes Theater aus dem Westen galt während der Kulturrevolution als bourgeoiser Dreck.

    Nach dem Tod Maos, der Verurteilung von Jiang Qings Viererbande und den Reformen von Deng Xiaoping sickerten doch wieder westliche Einflüsse ins Land, darunter auch Tanz und Performance Art. “Es war eine aufregende Zeit. China war plötzlich offen für Einflüsse aus der ganzen Welt. Junge Menschen aus dem Ausland kamen nach Peking. Ich war bereit, all das Neue in mich aufzusaugen”, sagt Wen Hui.

    Wen Hui wurde 1960 in Yunnan geboren, der “Provinz von Gesang und Tanz”, wie sie sagt. Als junge Frau studierte sie zunächst Ballett und klassische Volkstänze an der Beijing Dance Academy. Nach ihrem Abschluss im Jahr 1989 trat sie eine Stelle als Choreografin im Orientalischen Gesangs- und Tanzensemble von China an. Wie viele ihrer Generation trieb sie eine Sehnsucht nach der großen weiten Welt. 1994 wagte sie den Schritt ins Ausland und ging nach New York. “Es war die Hochzeit des modernen Tanzes. Was ich sah, beflügelte meinen Geist.”

    Zurück in China gründete sie zusammen mit dem Filmemacher Wu Wenguang das erste unabhängige Tanztheater Chinas. Ihr “Living Dance Studio” stieß mit seinem experimentellen Ansatz viele vor den Kopf. “Ich erinnere mich an meine erste Performance. Wir hatten in einem Studio der Filmakademie eine Lampe auf den Boden gestellt. Dort zeigte ich dem Publikum dann einen Tag aus meinem Leben. Ich duschte, wusch meine Kleider, hängte Wäsche auf. Meine damaligen Tanzkollegen sagten: Das ist doch kein Tanz. Was machst du da?” Einige der jüngeren Zuschauer hätten ihr Jahre später erzählt, dass dies ein wichtiger Moment gewesen sei. Wen Huis Performance hatte ihnen Mut gemacht, aus den starren Kunstbegriffen der Universitäten auszubrechen.

    Wer hat die Kontrolle über den weiblichen Körper?

    Viele von Wen Huis Arbeiten drehen sich um den weiblichen Körper und die Pflichten, die ihm von einer patriarchalen Gesellschaft aufoktroyiert werden. “Ich habe immer versucht, meinen Körper in Relation zur Gesellschaft zu setzen. Was wird von ihm verlangt? Und was möchte ich? Und: Wer hat schlussendlich darüber die Kontrolle?” Ihr Stück “New Report on Giving Birth“, das zuletzt in Frankfurt und Berlin aufgeführt wurde, beschäftigt sich mit dem Muttersein – oder der Entscheidung dagegen. Fünf Tänzerinnen, Wen Hui, eingeschlossen, bewegen sich dabei durch persönliche Geschichten, zu denen immer wieder Dokumentaraufnahmen flimmern.

    Eine Sequenz zeigt Bilder einer Frau, die mit dem Hals an eine Wand gekettet ist. Es sind Originalaufnahmen, die im Januar 2022 international für Schlagzeilen sorgten. Die Frau namens Yang war laut Berichten infolge von Menschenhandel in eine Familie in der nordwestlichen Stadt Xuzhou verschleppt worden, in die sie über die Jahre acht Kinder gebar. Obwohl die Behörden nur zögernd ermittelten und die staatliche Zensur Online-Kommentare löschte, sorgte der Fall in China für eine Diskussion über Frauenrechte, insbesondere in ländlichen Gebieten. “Das Video machte mich so wütend”, erinnert sich Wen Hui. Besonders, da es kein Einzelfall ist. Die Konsequenzen der Ein-Kind-Politik sind in der unterschiedlichen Behandlung von Männern und Frauen auf dem Land noch deutlicher spürbar.”

    Das Leben der Frauen habe sich in China insgesamt zum besseren gewandelt, fügt sie hinzu. Viele der erfolgreichsten Chinesen sind Frauen. In der Politik sei davon jedoch nach wie vor wenig zu spüren. “Man muss sich nur einmal Fotos des Nationalen Volkskongresses ansehen”, sagt sie. Auch die immer extremeren Schönheitsideale junger Chinesinnen, die durch Social Media verbreitet werden, machen ihr Sorgen.

    Sie habe immer schon die Geschichten von Individuen erzählen wollen und nicht – wie in ihrer Kindheit und Jugend von der Kunst gefordert – über den Kampf des Kollektivs. Ihr Hauptwohnsitz ist noch immer Peking, die Bühnen der Welt sind jedoch längst ihre zweite Heimat. Derzeit lebt sie in Deutschland. Geplant war das nicht. Während der Pandemie wurde ihr Rückflug abgesagt. Und dann noch einer. Schließlich machte sie das Beste draus und zog für eine Künstler-Residency des Mousonturm-Theaters nach Frankfurt am Main. Hier probt sie neue Stücke und gibt Workshop für den Nachwuchs. 2021 erhielt sie für ihr Werk die Goethe-Medaille.

    “Das Leben in Deutschland versetzt mich manchmal zurück in frühe Kindheitstage”, sagt sie. “Im Supermarkt kann ich nichts lesen und die Menschen nicht verstehen. Das führt dazu, dass meine Sinne sich mehr öffnen. Am liebsten beobachte ich die Kinder hier. Sie sind so frei und rennen viel herum. In China stehen Kinder mehr unter Druck, auch noch in ihrer Freizeit zu lernen.” Fabian Peltsch

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    Personalien

    Matthias Brüggemann ist neuer Key Account Manager China bei der Deutz AG. 2018 war er schon einmal als Product Manager in China, damals für Audi. 

    Thomas A. Duff ist neuer Head of M&A bei VW China. Duff ist seit knapp vier Jahren für Volkswagen tätig. China-Erfahrung hatte er unter anderem während seines Business-Studiums an der Sun Yat-sen University in Guangzhou gesammelt. Für seinen neuen Posten zieht er von Berlin nach Peking. 

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    Dessert

    Flughäfen bauen – das kann China. Zu sehen ist der Bau des künftigen Internationalen Flughafens in Hohhot, der Provinzhauptstadt der Inneren Mongolei. Und weil der neue Flughafen mitten in der Wüste südlich von Hohhot entsteht, wird dafür gleich ein ganzer Fluss umgeleitet und ein neuer Stadtteil inklusive Universität errichtet. Voraussichtliche Fertigstellung: 2025.

    China.Table Redaktion

    CHINA.TABLE REDAKTION

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