CEO.Table Table.Standpunkt

Trumps Problem: Die US-Amerikaner mögen die Inflation nicht

Donald Trump versprach, die Inflation zu besiegen. Doch die Preise bleiben hoch und die Mehrheit ist unzufrieden. Viele seiner Maßnahmen erhöhen sogar die Kosten.

GS
29. November 2025

Donald Trump hat im Wahlkampf erfolgreich mit der Inflation mobilisiert. Der Satz „Bacon is through the roof“ brachte ihm zahlreiche Stimmen ein. „End inflation; and make America affordable again“ war eines seiner zentralen Versprechen.

Ein Jahr später liegt die Inflation jedoch weiterhin bei drei Prozent – und von sinkenden Preisen keine Spur. 66 Prozent der Befragten sind mit Trumps Umgang mit der Inflation unzufrieden. Seit der Jahrtausendwende hat eine dauerhaft expansive Geld- und Finanzpolitik – weitgehend unabhängig von Partei und Präsident – Lebensmittel- und Energiepreise nach oben getrieben. Besonders hart trifft das Menschen mit niedrigen Einkommen.

Die langanhaltend niedrigen Zinsen ließen zudem die Immobilienpreise stark steigen und machten den US-amerikanischen Traum vom sozialen Aufstieg für viele unerreichbar. Gleichzeitig trieben sie Haushalte in hohe Verschuldung – bei Konsum-, Immobilien- und Studienkrediten. Als die Fed ab 2022 wegen der stark steigenden Inflation die Zinsen anhob, stiegen die Belastungen für viele Menschen bedrohlich.

In seinem ersten Amtsjahr hat Trump zwar durch spektakuläre Einsätze die illegale Zuwanderung eingedämmt. Doch das treibt Löhne und insbesondere die Preise bei Dienstleistungen – einem zentralen Inflationstreiber. Mit seinen Zöllen hat Trump zudem die Preise für importierte Vor- und Endprodukte erhöht. Das Congressional Budget Office erwartet dadurch 2025 und 2026 einen zusätzlichen Inflationsanstieg von 0,4 Prozentpunkten.

Die Fed hat – nicht zuletzt auf Trumps Druck – trotz einer Inflationsrate von drei Prozent die Zinsen gesenkt. Das ist kein Rezept gegen steigende Preise.

Nun herrscht Aktionismus: Auf Truth Social versprach Trump eine „Zolldividende“ von mindestens 2.000 Dollar. Mit 50-jährigen Festzinskrediten will er Häuserkäufe erschwinglicher machen. Zuletzt hob er sogar Zölle auf zahlreiche Lebensmittel wie Rindfleisch, Kaffee, Orangen, Tomaten und Bananen auf. Doch anders als ausländische Regierungen lassen sich hohe Konsumenten- und Immobilienpreise nicht durch Drohungen eindämmen. Es reicht auch nicht, zu behaupten, es gebe eigentlich keine Inflation.

Da Inflation – nach Milton Friedman – immer ein monetäres Phänomen ist, kann nur die Fed sie wirksam bekämpfen: durch hohe Zinsen und eine weitere Bilanzverkürzung, auch bei hypotheken-besicherten Wertpapieren. Die Wähler in den USA hassen Inflation. Wenn Trump das ernst nimmt, sollte er einen Fed-Präsidenten ernennen, der konsequent auf Preisstabilität setzt.

Gunther Schnabl ist Professor für Volkswirtschaftslehre und Direktor des Thinktanks Flossbach von Storch Research Institute. In seiner Kolumne beleuchtet er regelmäßig Themen rund um die internationalen Finanzmärkte.

Briefings wie CEO.Table per E-Mail erhalten

Keine Bankdaten. Keine automatische Verlängerung.

Sie haben bereits das Table.Briefing Abonnement?

Anmelden

Letzte Aktualisierung: 29. November 2025