Donald Trump hält auch die Währungsmärkte auf Trab. Im ersten Halbjahr 2025 stieg die Volatilität auf dem Euro-Dollar-Markt, getrieben von politischer Unsicherheit, Divergenzen in der Zinspolitik und Zöllen. Mit dem Dollar ging es bergab. Die Abwertung des Dollars seit Beginn des Jahres – um rund zehn Prozent gegenüber den wichtigsten Währungen – wird unter anderem durch die mit Trump verbundene Unsicherheit erklärt.
Verlässliche kurzfristige Prognosen für einen frei schwankenden Wechselkurs sind nicht möglich. Bestenfalls lassen sich Aussagen über den längerfristigen Trend machen. Wo wird sich der Dollar unter Donald hinbewegen?
Die Theorie der offenen Zinsparität besagt, dass der erwartete Wechselkurs Ausdruck von Zinsdifferenzen ist. Danach signalisiert beispielsweise ein höherer langfristiger Zins in den USA im Vergleich zur Schweiz eine zukünftige Abwertung des Dollars gegenüber dem Franken.
Der bis 2013 ähnliche langfristige Zins in Deutschland und den USA war im Einklang mit dem – trotz starker Schwankungen – langfristig stabilen Wechselkurs zwischen Euro und Dollar. Seitdem zeigen höhere Zinsen in Deutschland nach der offenen Zinsparität eine Abwertung des Dollars gegenüber dem Euro in der Zukunft an.
Die monetäre Wechselkurstheorie sieht den Wechselkurs zweier Währungen als Ausdruck der Entwicklung der Geldmengen in zwei Währungsräumen zueinander. Da seit 2008 die Bilanz der Europäischen Zentralbank deutlich schneller gewachsen ist als die der US-Fed, kann das den langen Abwertungstrend des Euros gegenüber dem Dollar seit 2008 erklären – immerhin noch 30 Prozent. Für einen starken Dollar spricht auch, dass der Leitzins in den USA noch deutlich höher ist als im Euroraum.
Der heterogene Euroraum hat im Gegensatz zu den USA keine gemeinsame Finanzpolitik und keine flexiblen Arbeitsmärkte, die Spannungen ausgleichen könnten. Ein Auseinanderbrechen des Euro kann – wie schon 2012 – nur die EZB mit einer Ausweitung ihrer Bilanz verhindern, was für eine dauerhaft lockere Geldpolitik spricht.
Auch Narrative können den Wechselkurs treiben. So erklärt für manche das chaotische Auftreten von Donald Trump den schwachen Dollar. Im sogenannten Mar-a-Lago Accord fordert ein dem Präsidenten nahestehender Ökonom sogar eine gezielte Abwertung des Dollars, um das Handelsdefizit zu reduzieren.
Das „One Big Beautiful Bill“ lässt viele einen weiteren Anstieg der bereits immensen US-Staatsverschuldung und damit einen weiteren Vertrauensverlust in den Dollar als Weltleitwährung erwarten. China baut schon länger seine Bestände an US-Staatsanleihen ab.
Dazu passt, dass Donald Trump offen und frech vom US-Zentralbankpräsidenten Jerome Powell rasche Zinssenkungen fordert. Er drängt sogar von den Demokraten benannte Zentralbankratsmitglieder aus dem Amt – offenbar, um die Zinsen nach unten zu bringen.
Hingegen heißt es im „Road Map to Make America Great Again“: „END INFLATION, AND MAKE AMERICA AFFORDABLE AGAIN“ sowie „KEEP THE U.S. DOLLAR AS THE WORLD’S RESERVE CURRENCY“. So könnten die Republikaner mit der Kürzung der Sozialausgaben, den erheblichen Steuersenkungen und den Zolleinnahmen durchaus die Staatsschulden als Anteil am Bruttoinlandsprodukt senken, während sich im Euroraum Deutschland als letzter großer Stabilitätsanker auf höhere Schulden vorbereitet.
Wenn Donald Trump das exorbitante Privileg des Weltleitwährungsstatus nicht nur gegenüber Euro, Yen und Yuan, sondern auch gegenüber Gold und Bitcoin verteidigen will, dann wird er – ob er will oder nicht – mit der Konsolidierung der US-Staatsschulden weiter vorankommen müssen. Das könnte darauf hindeuten, dass der Dollar unter Trump eher stärker als schwächer wird.