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Erscheinungsdatum: 26. Juli 2025

Unicredits Bilanzierungsschachzug sorgt bei Commerzbank für Verwirrung

Die Großbank Unicredit konsolidiert mit dem Geschäftsbericht für das zweite Quartal 2025 erstmals ihre Commerzbank-Anteile so in der eigenen Bilanz, dass sie einen Sondergewinn von 230 Millionen Euro verbuchen kann. Durch den bilanzierungstechnischen Kniff bessert das italienische Institut die eigenen Halbjahreszahlen auf, die Gewinnprognose für das Gesamtjahr wurde von 9,3 auf 10,5 Milliarden Euro angehoben. Unicredit erhöht den Druck auf die Commerzbank immer weiter mit dem Ziel, diese zu übernehmen.

In der Commerzbank-Spitze wurde das Vorgehen des direkten Wettbewerbers mit Verwirrung aufgenommen, wie Table.Briefings erfahren hat. Unicredit besitzt kein Aufsichtsratsmandat und kann operativ nicht mitbestimmen – genau das schreiben die internationalen Bilanzierungsregeln IFRS allerdings als Bedingung für die konsolidierte Ausweisung von Anteilen vor. Auch Finanzexperten bewerten das Vorgehen als umstritten. Innerhalb der Commerzbank hofft man demnach auf ein Einschreiten der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin).

Derzeit hält Unicredit 19 Prozent des auch vom Bund getragenen Instituts, durch weitere Aktienkäufe und Derivate soll noch in diesem Jahr die angestrebte Beteiligungsschwelle von 29 Prozent erreicht werden. Dann besitzt die Großbank eine Sperrminorität. Das heißt: Entscheidungen, die eine qualifizierte Mehrheit verlangen – etwa Satzungsänderungen oder Kapitalerhöhungen –, können dann bei der Commerzbank nicht mehr ohne Unicredit-Zustimmung stattfinden. Für wesentliche Entscheidungen über die Strategie ist allerdings eine Hauptversammlungsmehrheit erforderlich.

Unicredit hat die Übernahme der Commerzbank nun voll in den Fokus gerückt. Bis vor Kurzem war das Frankfurter Institut nicht der einzige Übernahmekanditat in der Expansionsstrategie von Unicredit. Parallel laufende Absichten zur Kauf der Mailänder Regionalbank Banco BPM hatte Unicredit am Dienstag abgebrochen und die 14,6 Milliarden Euro schwere Umtauschofferte zurückgezogen. Alex Hofmann

Letzte Aktualisierung: 26. Juli 2025
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